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GRUNDRISS
DER
VERSTEINERUNGSKUNDE,
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HANNS BRUNO GEINITZ,
DR. PHIL., LEHRER AN DER KOEN. TECHNISCHEN BILDUNGSANSTALT ZU DRESDEN, MITGLIEDE DER
KAIS. LEOPOLDINISCH - CAROLINISCHEN AKADEMIE DER NATURFORSCHER, DER NATURFORSCH. GES,
DES OSTERLANDES ZU ALTENBURG, DER SCHLESISCHEN GES. F. VATERL. CULTUR ZU BRESLAU, DER
GES. F. NATUR- UND HEILKUNDE, DER F. SPEC. BES. VATERL. NATURGESCHICHTE, UND DES GEWERBE-
VEREINES ZU DRESDEN, DES GEWERBEVEREINES ZU FREIBERG, DER GROSSH. S/ECHS. GES. F. MINE-
RALOGIE UND GEOGNOSIE ZU JENA, DER PFELZISCHEN GES. F. PHARMACIE UND TECHNIK ZU KAISERS-
LAUTERN, DER RUSSISCH KAIS. NATURFORSCH. GES. IN MOSKWA, DES NATURWISS. VEREINES
IM NEUSTE&EDTER KREISE UND DES GEWERBEVEREINES ZU RONNEBURG.
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ARNOLDISCHE BUCHHANDLUNG.
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GRUNDRISS
DER
VERSTEINERUNGSKUNDE,
VON
HANNS BRUNO GEINITZ,
DR. PHIL,, MITGLIEDE DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINISCHEN AKADEMIE
DER NATURFORSCHER, DER RUSSISCH KAISERLICHEN NATURFORSCHENDEN GESELL-
SCHAFT IN MOSKWA, LEHRER DER PHYSIK AN DER KÖNIGLICHEN TECHNISCHEN
BILDUNGSANSTALT, UND DER GESELLSCHAFT FÜR NATUR- UND HEILKUNDE, DER
FÜR SPECIELLE, BESONDERS VATERLÄNDISCHE NATURGESCHICHTE, DES GEWERBE-
VEREINES ZU DRESDEN, DER NATURFORSCHENDEN GES. DES OSTERLANDES ZU
ALTENBURG, DES NATURWISSENSCHAFTLICHEN VEREINES IM NEUSTÄDTER KREISE,
DER PFÄLZISCHEN GES. FÜR PHARMACIE UND TECHNIK, DER GROSSHERZ.
SÄCHS. GES. FÜR MINERALOGIE UND GEOGNOSIE, DER SCHLESISCHEN
GES. FÜR VATERLÄNDISCHE CULTUR ETC. MITGLIEDE.
MIT 26 STEINDRUCKTAFELN.
DRESDEN uno LEIPZIG,
IN DER -ARNOLDISCHEN BUCHHANDLUNG.
1845.
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HOFRATH PROF. D", REICHENBACH
WIDMET DIESE BLÄTTER
ALS ZEICHEN SEINER INNIGEN HOCHACHTUNG
UND VEREHRUNG
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| | VORWORT.
Kine Reihe von öffentlichen Vorträgen, welche in den er-
sten Monaten des verflossenen Jahres vor einem. gebildeten
Publicum zu halten mir vergönnt war, und eine spätere
Unterredung mit einem hochverehrten Freunde, dem Herrn
Oberbergrath Professor Dr. Germar, gaben Veranlassung
zur Bearbeitung der nachstehenden Blätter.
‚Auch ist es wohl an der Zeit, wieder einmal von
dem Rechenschaft zu geben, was der unermüdliche Geist
der Naturforschung in dem Reiche der untergegangenen
Schöpfung gelichtet hat. Wenn man diese Entdeckungen
verfolgt, so weils man in der That oft nicht, ob die grofse
Mannichfaltigkeit der Natur mehr zu bewundern sei, oder
der Fleifs der Naturforscher, womit der jene bedeckende
Schleier gelüftet wurde. |
In dem Zwecke dieses Grundrisses der Versteinerungs-
kunde liegt es nicht, zu sehr in das Einzelne einzugehen.
doch soll darin eine kurze Charakteristik der meisten fos-
vı VORWORT.
silen Gattungen und, so weit es der Raum erlaubt, der
für die Gattung typischen und zu der Erkennung der For-
mationen wichtigsten Arten gegeben werden. Allgemei-
nere Folgerungen aber und eine kurze Gesehichte der Pa-
läontologie werden in der Einleitung ihren Platz finden.
Bei der Systematik zog ich aus mehreren Gründen
im Allgemeinen den Weg von dem Vollkommeneren zu
dem Unvollkommeneren vor und begann mit dem Menschen.
Im Einklange hiermit hätte in den meisten Fällen aller-
dings auch der in jüngeren Formationen vorkommenden
Art der Vorrang vor der in älteren Formationen. gebühren
müssen; wenn ich aber bei Aufführung der Arten, so wie
auch bei einigen Gattungen, unter anderen denen der Ce-
phalopoden, den umgekehrten Weg einschlug, so hoffe
ich, dafs die Methodik diese Inconsequenzen einigermalsen
entschuldigen werde. |
Ein ähnlicher Vorwurf der Inconsequenz trifft mich in
Bezug auf die Fische, da ich in dieser Klasse nur die
Stellung der Ordnungen, nicht aber die der Familien und
Gattungen änderte, welche Anordnung ich jedoch dadurch
rechtfertigen möchte, dafs die lebenden Gattungen einer
Familie nicht immer vollkommener als die fossilen sind,
und dafs ich das schöne Ganze des von Agassiz gegebenen
Systems nicht muthwillig zerreilsen wollte.
Indem ich auf die Ausarbeitung dieser Blätter die
ganze Mufse eines Jahres verwendete, wurde mein Unter-
nehmen durch die freundlichste Unterstützung mehrerer Män-
‚ner wesentlich gefördert.
VORWORT. vo
Der Herr Oberbergrath Professor Dr. Germar eröffnete
mir nicht nur die Schätze des mineralogischen Museums in
Halle und die seiner werthvollen Bibliothek, sondern ihm
verdanke ieh höchst schätzbare Mittheilungen über
die fossilen Säugethiere und Insecten; Herr Hauptmann
v. Gutbier in Zwickau hatte die Güte, die Zeichnungen der
Rhinoceroszähne und Hirschgeweihe auf Taf. III. nach der
Natur auszuführen; Herr Professor Dr. Burmeister in Halle
war so freundlich, mein Manuscript über die Gliederthiere
zu revidiren; Herr Dr. Reufs in Bilin übernahm die Mühe
der Bearbeitung des Textes und der Zusammenstellung
der Zeichnungen von den’ Polythalamien; Herr Professor
Dr. Ehrenberg in Berlin opferte seine kostbare Zeit der
Anordnung der Infusorientafel; Herr Medicinalrath Professor
Dr. Choulant, Herr Hofrath Professor Dr. Reichenbach
und Herr Professor Dr. Günther in Dresden, die Herren
Professoren Dr. Glocker und Dr. Göppert in Breslau,
Dr. Cotta und Dr. Reich in Freiberg, Dr. v. Holger und
Herr Hofer in Wien unterstützten mich kräftig durch Mit-
theilungen von Versteinerungen und werthvollen, zum Theil
sehr kostbaren Büchern.
Allen diesen Herren spreche ich hier meinen: innigsten |
Dank für ihre wohlwollende Güte aus.
Wenn solche Männer die Hand reichen, so ist es
grolse Freude, ein Werk zu beginnen und zu vollenden,
und sollte es mir gelingen, durch dasselbe der paläonto-
logischen Wissenschaft einige Dienste zu leisten und der-
selben wieder einige Freunde und Anhänger verschaffen
vıaI VORWORT.
zu können, so würde der Zweck dieses Grundrisses er-
reicht sein.
Schlüfslich kann ich nicht unterlassen, die grolse
Genauigkeit, mit welcher der Herr. Lithograph Afsmann
die oft sehr schwierigen Lithographieen zu meiner grofsen
Zufriedenheit ausgeführt hat, öffentlich zu rühmen.
Alle Lithographieen sind nach der Natur, oder, mit
nur sehr wenigen Ausnahmen, nach Originalabbildungen
angefertigt worden.
Dresden, am 24. Mai 1845.
Geinitz.
INHADLULTM.
Vorwort.
Die Thierwelt
der früheren Schöpfungen.
A. Vertebrata. Wirbelthiere.
I. Klasse. Mammalia. Säugethiere.
II. Klasse. Aves. Vögel.
III. Klasse. Reptilia. Amphibien.
IV. Klasse. Pisces. Fische.
B. Arthrozoa. Gliederthiere.
V. Klasse. Insecta. Insecten, .
VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere.
VII. Klasse. Crustacea. Krebse.
VIII. Klasse. Vermes. Würmer. .
C. Gastrozoa. Myxozoa. Bauchthiere oder Schleim-
ehiere. «,
IX. Klasse. Mollusca. Weichthiere.
X. Klasse. Radiata. Strahlthiere. .
XI. Klasse. Polypi. Korallenthiere. .
XII. Klasse. Infusoria. Infusionsthierchen. .
Allgemeines,
auch als Einleitung geltend.
1. Ueber die Bildung unserer Erde.
Ueber die Entstehung der Versteinerungen, .
3. Ueber das Vorkommen der Versteinerungen.
Seite
723
724
1729
4. Ueber die Reihenfolge der neptunischen Gebirgsformationen und =
deren Charakter. (Hierzu die Tabelle.) . . . 2... . 730
5. Ueber die Verbreitung der fossilen Pflanzen in den einzel-
nen-Permationell“ . . « simenlinse 0 SE. U ee
6. Geschichte der Versteinerungskunde. . . 2 2 2.2 0.2. ...764
Abkürzungen von Namen der in dem Grundrisse der Versteinerungs-
kunde eitirten Autoren, nebst Hinweisen ‚auf ihre Schriften. . 773
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Reihenfolge der 1eptunischen Gebirgs- Formationen ">
‚In welchen Versteinerungen vorkommen.
Herrschaft des Menschen.
Mammuthen u. s. w.
Jüngster Meeres-Kalkstein und Sand, Thon, Lehm, Schlamm, Kalktuff, Torf, Infusorienlager u. 3. w.
Lös, Kies, Sand und Lehm mit Knochen; südeuropäische Knochenbreecie, Knochenhöhlen, Bohnerzgruben, Eis mit
Süfswasserquarz von Paris und Falkenau in Böhmen u. s. w.
Süfswasserkalk mit Schieferthon und Polirschiefer von Bilin und Eger in
Böhmen.
Süfswasserkalk von Steinheim in Würtemberg, von Nördlingen in.Baiern und
des Mainzer und Wiener Beckens.
Oeninger Kalkschiefer.
Obere Braunkohlen.? Radoboj in Croatien.
Subapenninenformation.
Crag und Bagshot-Sand im südlichen
England.
Molasse der Schweiz z. Th.
Oberer Meeres-Sand und Sandstein des Pariser Beckens.
Tegel des Wiener und Mainzer Beckens.
Faluns der Touraine etc.
Molasse der Schweiz z. Th.
d) Grobkalkformation des Pariser Beckens, mit dem Gypse des Montmartre.
don - Thon).
Plastischer Thon von London (Lon-
Molasse der Schweiz z. Th.
ec) Untere Braunkohlenformation, mit Schieferthon, Braunkohlenthon und Braunkohlensandstein von Paris, Böh-
men, Sachsen, Altenburg u. s. W.
b) Nummuliten- und Pisolithenkalke.
a) Fischreicher Schiefer des Monte Bolca und Libanon.
i) Schiefer von Glaris.
h) Obere (weilse) Kreide mit Feuersteinen (Upper chalk with flints; eraie). England. Rügen. Dänemark. Mastricht.
Frankreich.
g) Untere (weifse) Kreide ohne Feuersteine (Lower chalk "without flints).
f) ? Oberer Quader von Sachsen, Böhmen ‚und Schlesien.
e) Kreidemergel (Oberer Pläner, Plinerkalk.
England. Frankreich.
Chalk marl, grey chalk; eraie tujfeau, craie grossiere).
d) Oberer Griünsand (mittlerer und unterer Plüner, Plänermergel, Plänersandstein, Flammenmergel; Conglomerat-
schaften u. s. w.; upper Greensand; Glauconie erayeuce, eraie chlorilde).
ec) Galt (Gault; blue chalk marl). In
b) Unterer Quader.
a) Hilsconglomerat und Hilsthon (Speeton-clay).
England.
(Unterer Grünsand; lower Greensund; Glauconie sableuse, gres vert.)
N£ocomien der Schweiz.
Wälder- oder Waldformation (Wealden-formation). Schlielst sich, nach Agassiz, mehr dem Oolithengebirge als dem Kreidegebirge an.
In Deutschland,
nach v. Buch.
f) Nerineenkalk:
Lithographischer Schiefer
Südbaierns.
Dichter, meist hellgelber
Jurakalk Baierns, örtlich co-
BT Alluyiuma) Eee
& 8. und Gebilde der jetzigen Weltepoche.
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S 8 €. Oberes N.
3. 5 oder
3 2 pliocene Periode,
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S 7. Molassen- oder Ter-
3 E tiärgebirge B. Mittleres N.
= B
3 5 oder
iary -Systen; ai - e
P E (Tertiary yalem Terrains miocenetPeriodei
=E terliaires.)
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RZ
E A. Unteres N.
oder
= eocene Periode.
6. Kreidegebirge.
(Cretaceous-System. Terrain
er&tace.)
|
y:
C. Oberer older
weifser Jura, e) ß.
5
5. Oolithengebirge.
(Jura- und Liasformation;
Oolitic-System; Terrain
jarassique).
Gebilde.
rallinisch oder dolomitisch.
«. Mergel.
An der Südküste Englands,
nach Fitton, Conybenre und Phillips.
h) Portlandstein (Portlandstone).
g) Portlandsand.
f) Kimmeridgethon (Kimmeridge
clay).
e. Oxfordoolith. (Coralrag.)
In Würtemberg.
nach Quenstedt.
- Krebsscheerenkalkplatten (Solenhofer
Schiefer.)
Blaue petrefactenarme Thone.
&. Plumpe Felsenkalke (Coralrag).
Mächtige Dolomite, Kalke.
. Regelmäfsig geschichtete Kalkbänke.
. Spongitenlager.
- Wohlgeschichtete Kalkbänke.
. Impressakalke.
on
B. Mittlerer oder
brauner Jura,
d) Thon mit Gryphaea dilatata etc.
b—d) Eisensandstein, gegen oben
und unten mit Thon, Schiefer-
ton und Eisenrogenstein wech-
selnd, oben mit Terehratula va-
rians und Ammon. Jason; in der
Mitte mit PholadomyaMurchisoni,
d) Oxford-Thon (Oxford- elay), mit
dem Kelloway-rock und dem Brad-
ford- Thon.
ce) Cornbrash-und Forest-marble,
wozu der Kalkschiefer von Stones-
field gehört.
& Ornatenthon.
&. Eisenoolithe und Thone.
ö. Graublaue mergelige Kalke, Neigung
zu den Eisenoolithen. Sehr reich
an Petrefacten.
y. Blaue Kalke.
ä unten mit Amm. Murchisonae etc, b) Unter-Oolith (Great-Oolite und | ß. Braune Sandsteine mit Eisenerzen.
Oo b) Thon mit Trigonia nayis etc. inferior Oolite). «. Opalinusthone.
De!
>
un €&. Jurensismergel.
- M pP ide P chi f
= E F &. Posidonienschiefer.
a A. Unterer oder y. Liasschiefer. a) Aus einem vielfachen Wechsel von ealeentlione
neo schwarzer Jura a) ) ß. Liaskalk. Mergel-, Kalkstein- und Thonschich- | , - 7 }
Sau ER ! E 2 2 E y. Numismalismergel.
vo. (Lias). a. Liassandstein. ten bestehend. (Lime Regis u. a. 0.) 8. Türneriihone,
2 = «. Sand- und Thonkalke.
°.
2 7: .. .
os In Würtemberg, nach @uensteat. In Thüringen,
= M e) Gelbe harte Sandsteine. Fruchtbare nach Cotta u. A,
2 rothe Thone.
[2 d) Weilser Sandstein. Kohlen.
© C. Keuper. ce) Buntschäckiger Mergel, nach oben mit b—e) Bunter Mergel, Thon und
[9 dem sogenannten krystallisirten Sand- | Sanddem
steine mit Thierfährten.
- bh) Grüner und rothschäckiger Sandstein (Schilfsandstein, Bausandstein von
bu Stuttgart). Kohlenreste und viele Pflanzen.
a) Gyps-
4. Muschelkalkgebirge
oder Trias.
(Trias -System;
Terrain du tvias.)
a) Gyps und Mergelletten.
B. Nuschelkalk.
d) Lettenkohle. (Flammendolomite,
Kalksteinbänke,
Kohlen mit Leiten, Sandstein).
c) Hauptmuschelkalk.
Kalkbänke).
a) Wellenkalk und Wellendolomit.
Kalkstein von Friedrichshall.
b) Salzgebirge (Gyps oder Anlıydrit, Thon und Steinsalz, dazwischen sparsame
d) Lettenkohle v. Mattstedt bei Jena.
ö. Fischreiche, oft glauconitische
Schichten des Krienherges v.
Rüdersdorf bei Berlin, Matt-
stedt und ? an der Mündung
der-Axe in England,
y. Ammonitenkalk
PB. Saurierdolomit
«. Stylolithenschichten od. Mehl-
batzen y. Rüdersdorf u. Jena.
b) Salzgebirge. <
a) Wellenkalk mit Terehratuliten-
schichten.
hei Jena.
A. Bunter Sandstein.
(Neurother Sandstein,
; New-redSandstonez. Thı.;
Gres higarr&;
Vogesensandstein.)
h) Thonige Sandsteine mit rothen Letten. .
a) Kieselige Sandsteine, häulig getigert.
b) Bunte Gypsmergel und Mergel-
schichten.
a) Gyp bunter Sandstein mit
Schieferthon.
3. Zechsteingebirge.
(Alter Flötzkalls;
Magnesian limestone.)
Permisches System.
2. Steinkohlengebirge.
In Thüringen, nach Freiesieben, Cotta u. A.
e) Stinkstein, Letten und Mergel, dolomitischer, meist poröser Kalkstein
(Zechsteindolomit), Asche und Gyps.
d) Zechstein, Zechsteinkalkstein mit Corbula Schlotheimii. (Altenburg, Gera, Mügeln in Sachsen, Löwenberg in Schlesien.)
c) Mergelschiefer und unterer Zechsteinkalkstein mit Productus aculeatus.
b) Kupferschiefer.
a) Weilsliegendes.
ee
\ New red sandstone z. Ih. €. Rothliegendes (rothes Todtliegendes; Gres rouge).
B. Kohlensandstein, Schieferthon und Steinkohlenlager.
A. Kohlenkalkstein (Bergkalk; Carboniferous-, Mountain- oder Encrinal- Limestone).
Carboniferous System,
Terrain carbonifere.
1. Feriode.
Palaeozoische Gebilde.
Herrschaft der Fische.
1. Grauwackengebirge.
(Lower Palaeozoic System,
Terrain de transition.)
*
S
C. Obere Grauwacke (devonische Grauwacke; Devoniun System, ‘old-red-sandstone).
B. Mittlere Grauwacke (silurische Grauwacke; Silurian-System).
A. Untere Grauwacke (cambrische Grauwacke; Cambrian System).
der unteren silurischen Grauwacke verschieden sind,
Arm an Versteinerungen, welche meistens nicht von denen in
Eine ausführlichere Darlegung derselben ist in der zweiten Auflage der Geognosie und Geologie von Cotta (1845) gegeben worden, dessen Eintheilung in dieser Uebersichtstafel zu Grunde gelegt ist.
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Wie in der ganzen Natur überhaupt die Zahl Drei vorwaltet,
so zerfällt auch das Reich der Thiere in drei Hauptabtheilungen,
in die Wirbelthiere, die Gliederthiere und die Schleim-
thiere.. An.der Spitze von allen Thieren steht der Mensch,
und höchst geistvoll sagt Oken in seiner Naturphilosophie: „‚Das
Thierreich ist nur das zerstückelte höchste Thier — Mensch.“
A. Vertebrata. Wirbelthiere.
Die Wirbel-, Skelett-, Knochen- oder Rückgratihiere sind die
vollkommensten Thiere. Ausgezeichnet durch ein inneres sym-
metrisches Knochengerüste oder Skelett, welches sich deutlich in
Kopf, Rumpf und Gliedmalsen trennen lässt, bewegen sie sich
durch äufsere Muskeln und durch ihre, nur einigen Reptilien feh-
lenden, vier Gliedmafsen. Der wesentlichste Theil. des Skelettes,
an welchen sich die übrigen Knochen befestigen, ist ohne Zwei-
fel die Wirbelsäule, welche zur Aufnahme und zum Schutze des
Rückenmarkes dient. Oben oder vorn erweitert sich diese zur
Schädelhöhle, um das Gehirn, die unmittelbare Fortsetzung des
Rückenmarkes, dort aufzunehmen.
I. Klasse. Mammalia. Säugethiere *).
Es sind die entwickeltsten Wirbelthiere, welche durch Lungen
athmen und lebendige Junge gebären, die sie mit Milch aus ihren
Zitzen säugen. Sie haben rothes und warmes Blut. Ihre Bedeckung
besteht meistens in Haaren, welche sich mannichfach umbilden kön-
nen, wie in Borsten und Stacheln, in die Hörner des Nashorns
Anm. Das Zeichen + vor der Gattung bedeutet ausgestorbene Gattungen.
*) Bei Bearbeitung dieser Klasse habe ich Pictet’s traite elementaire de
Paleontologie, Geneve, 1844, zu Grunde gelegt und bin seiner Anordnung vor-
zugsweise gefolgt.
Geinitz, Versteinerungkunde, ji
2 SÄUGETINERE.
und in die eigenthümlichen hornigen Bildungen, zu welchen auch
Nägel, Krallen und Hufe gehören.
Der Oberkiefer aller Säugethiere, welcher den Mittel- oder
Zwischenkiefer einschliefst (bei dem Menschen ganz verwachsen),
ist innig mit dem Schädel verbunden und unbewesglieh.
Zähne stehen nur in den Kiefern und sind immer in Höhl-
ungen eingekeilt.
Wiewohl die Gestalt der Zähne nach der Lebensweise der Thiere
sehr verschieden ist und daher einen vortrefflichen Charakter zur Bestimm-
ung der Gatiung abgiebt, so kann man an ihnen doch Wurzelund Krone,
Zahnsubstanz und Schmelz oder Email unterscheiden. Nach ihrer
Stellung und ihrem Zwecke bezeichnet man sie als Schneide- oder Vor-
derzähne im Zwischenkieferbeine, als Eck-, Spitz ,„ Reifs- oder
Hundszähne und als Backen-, Mahl- oder Kauzähne und drückt die
jedesmalige Anzahl, wie zus für Mr I RUE des MENREReN are fol-
gende Formeln aus: Vdz. ; Eckz. 4 oder +; Bekz. oder —-
Ihr Hals beirtila mit Ausnahme Be: einigen Behilinen und
Manatis, immer aus sieben Wirbeln. Ein Schlüsselbein ist nur
bei den Säugethieren vorhanden, deren vordere Gliedmafsen zum
Graben, Fliegen oder Greifen bestimmt sind. Die Gliedmalsen
sind meistens fünfzehig, und ein Fufs wird Hand genannt, wenn
die innere Zehe, der Daumen, von den übrigen Zehen geirennt
und diesen entgegengesetzt werden kann.
Man kennt jetzt gegen 1400 lebende und gegen ‚300 fossile,
Arten dieser Klasse ”).
Gehören auch ganze Skeleite vorweltlicher Säugethiere zu
den Seltenheiten, so findet man doch häufig von ihnen Kiefern,
Zähne, Schädel, Knochen, Hörner und Hufe, wovon die ersteren
immer die befsten Merkmale zu ihrer Bestimmung abgeben. Im
Allgemeinen sind zwar die fossilen Knochen mürber als frische
und kleben daher stark an der Zunge, indem aus ihnen die thier-
ische Gallerte mehr oder weniger verschwunden ist, indessen rich-
tet sich ihre Beschaffenheit doch vorzugsweise nach den umhüllen-
den Gesteinen, welche den zerstörenden Atmosphärilien und den
Gewässern leichteren oder schwereren Eingang gestatten. Das
nordische Eis erhielt Jahrtausende lang einen Mammuth mit dem
Fleische, der Haut und den Haaren, und einem meiner Schüler
ist es geglückt, eine aus Mammuthknochen bereitete Gelee so-
*) Nach Lund’s neuesten Entdeckungen in Brasilien, ist ihre Anzahl viel
beträchtlicher. (London, Edinburgh and Dublin philosophical Magazine.
Vol. 24. p. 541.)
ZWEIHÄNDER. 3
gar in Bezug auf ihre Schmtckliaftigken noch prüfen zu kön-
nen ”).
Die ersten Spuren von Säugethieren, welche man Beutelthie-
ren zuschreibt, wurden im Schiefer von Stonesfield, einer zur
Juraformation gehörigen Bildung, entdeckt. In der Formation der
Kreide hat sich bis jetzt noch keine Spur eines Säugethieres ge-
zeigt; erst in tertiären Gebilden erscheinen sie- wieder und zwar
mit einem, namentlich in den untersten Schichten, von den For-
men der jetzigen Schöpfung sehr abweichenden Charakter. Nach
oben hin nehmen sie nicht nur an Zahl, sondern auch an Aehn-
lichkeit mit den jetzt lebenden Formen immer mehr zu. Es scheint,
dafs in der Tertiärzeit die gröfseren Dickhäuter die Oberhand ge-
habt haben, denn sie zeigen sich hier in gröfserer Anzahl und
Mannichfaltigkeit als in der jetzigen Welt. Die auf höherer Stufe
stehenden Raubthiere sind in Europa wenigstens hier noch unter-
geordnet und kommen meistens in jüngeren Bildungen vor. Für
sie, so wie überhaupt für fossile Säugethierknochen, werden das
Diluvium, die südeuropäische Knochenbreccie und vor Allem die
Höhlen, immer die reichsten Fundgruben bleiben.
8. Ordn. Bimana. Zweihänder.
Der Mensch.
Die Knochenhöhlen, deren man in Deutschland, Süd-Frank-
reich, England und Schottland sehr viele kennt, ebenso wie die
200 Höhlen Brasiliens, welche Lund **) untersuchte, bergen aufser
den Ueberresten fossiler Thiere nicht selten auch ganze Skelette,
vereinzelte Knochen und: bisweilen auch Kunstproducte von Men-
ı
*) Duflos fand einen Rhinozerosknochen von Egeln bestehend aus:
72,50 phosphorsaurem Kalk mit geringer Spur v. Bittererde u. T'honerde,
„8,25 Wasser, nebst Spuren von organischer thierischer Materie,
8,50 schwefelsaurem Kalk,
6,50 kohlensaurem Kalk,
1,50 Kieselsäure,
1,75 Eisenoxyd. (Briefl. Mitth. des Prof. Germar.)
Dr. Schmidt in Jena*) sowie Middleton und Daubeny**) wiesen die Existenz
von Fluor fast in allen fossilen Knochen von Säugethieren, Reptilien und
Fischen nach.
‚**) Edinburgh new philos. Journal by Jameson. 1844. p. 38. Leonh. Jahrb.
an versch. O. 1840. p. 120. 1841. p. 492, 502, 606.
*) Briefliche Mittheilungen,
**) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. 184, Vol. 25. p- 15, 122, 260,
1*
4 | SÄUGRTNIERE.
schen. Diefs scheint ein klarer Beweis für die Sündfluth zu sein,
über welche die heilige Schrift uns berichtet. Allein abgesehen
davon, dafs diese Fluth eine mehr lokalere gewesen sein mag,
als man gewöhnlich annimmi, und dafs wir fossile Menschen viel
eher in Asien, der Wiege der Menschheit, als in anderen Welt-
theilen suchen müssen, so kann auch das Vorkommen von mensch-
lichen Resten in Höhlen nicht allein jene Frage, „ob der Mensch
nur der gegenwärtigen oder schon einer früheren
Schöpfung angehöre,‘ entscheiden.
Falst man die Nachrichten in Bezug auf das Vorkommen an-
geblich fossiler Menschen zusammen ”), so ergiebt sich, dafs bis
jetzt noch kein Beispiel von einer Auffindung ihrer Reste
aus Bildungen bekannt ist, welche älter als das Dilu-
vium wären.
Scheuchzer’s homo diluvii testis oder Beingerüste eines
in der Sündfluth untergegangenen Menschen, aus dem tertiären
Schiefer von Oeningen, ward von Cuvier als das Skelett eines
grofsen Salamanders erkannt; der versteinerte Reiter von Fon-
tainebleau, welcher 1823 in Paris grofses Aufsehen erregte, wurde
von der Pariser Akademie für eine zufällige Sandstein -Concretion
erklärt; das angebliche Menschenbein aus dem alten Kalke von
Sorau ““) ist eine ebenso zufällige Bildung, und die häufig einem
früheren gigantischen Menschengeschlechte zugeschriebenen Knochen
stammen‘, wie sich jedesmal bei genauerer Untersuchung ergab, von
Mammuthen oder anderen -grolsen Landsäugethieren, bisweilen auch
von Wallfischen her.
Die Auffindung wirklicher Menschenskelette im Kalktuff, und
Travertino, welche immer jünger als Diluvium waren, kann nur
beweisen, dafs auch in gegenwärtigen Zeiten sich festere Kalk-
gesteine noch bilden können, und das Erscheinen von Menschen-
obschwebende Frage am allerwenigsien erledigen.
Das Vorkommen menschlicher‘ Ueberbleibsel in Höhlen wurde
leider selten mit gehöriger Sorgfalt beobachtet, und wenn es ge-
schah, so zeigte es sich, wenigstens in Frankreich t), dafs die-
*) Buckland, reliquiae diluvianae; Hermann v. Meyer, Palaeologica, 1832.
Keferstein, die Naturgeschichte des Erdkörpers, 1834. Germar, in schrift-
lichen Mittheilungen. Pictet, traite elem. de Paleontologie, 1844 u. A.
**) Lausitzische. Magazin v. d. Oberlaus. Ges. d. Wiss. Bd. 13.
**#*) Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 124.
+) Pictet, tr. el. de Pal,
ZWEIHÄNDER. | 1)
/
‘selben nicht mit Thierknochen vermengt waren, sondern auf ihnen
lagen.
: Meistens mochten diese Höhlen Zufluchtsorte oder Begräbnils-
-plätze *) jener Menschen, deren Skelette wir in ihnen noch finden,
gewesen sein, und es ist jedenfalls das Wahrscheinlichste, dafs
derartige Skelette viel später in dieselben gelangten als die der
wirklichen fossilen Thiere.. Die Raubthiere mögen früher diese
Höhlen längere Zeit bewohnt haben, was oft nicht bezweifelt wer-
den kann, oder ihre Knochen, mit Knochen anderer Thiere und
zugleich mit Geröllsteinen, durch Diluvialfluthen erst in dieselben
geführt worden sein. Ebenso. hatten auch die Menschenknochen,
welche, mit Knochen vorweltlicher und jetztweltlicher Thiere zu-
sammen, in Lehmausfüllungen von Spalten bei Köstritz im Reufs-
ischen aufgefunden wurden, bestimmt erst späteren Einfluthungen
diese Nachbarschaft zu danken.
Alle andere Auffindungen von ‘Knochen, welche die Existenz
der Praeadamiten beweisen sollten und welche in verschiedenem
Lichte schon gründlich beleuchtet worden sind, liefsen das, was
man beweisen wollte, immer noch unentschieden, und ebenso wenig
können die auch von Koch in dem bunten .Sandsteine Amerikas
und in dem Kalksteine “*) an dem Ufer des Missisippi im Staate
*) Nach Mittheiluugen von Mrs. Koch setzen die Eingeborenen Ame-
rikas ihre entseelten Verwandten häufig in Höhlen oder Gräben bei.
**) Einem Briefe des Herrn Dr. Koch entnehme ich hier folgende Worte:
„St. Louis, den 16.Dec. 1844. Die Fufseindrücke in Felsen bei Sulphur-Springs
in Jefferson-County sind nicht künstlich gemacht, sondern wirkliche Fufs-
eindrücke mehrerer verschiedener lebender Geschöpfe. Die gröfsten und)
tiefsten sind von der Länge und Gestalt derer eines grofsen Mannes, welche
von einem unbekannten Wasserthiere herrühren mögen. Andere gehören einer
grofsen Reiher Art an und sind den im bunten Sandsteine des östlichen
Amerikas vorkommenden ganz ähnlich. Kleinere Fufstapfen endlich, welche
theilweise in die der grölsesten getreten waren, zeigten mit Fufseindrücken
eines Menschen von 13 und von '4& Jahren eine so täuschende Aehnlichkeit,
dafs die drei hiesigen besten Aerzte nicht zu sagen wagten, dafs dieselben
nicht menschliche F'ufseindrücke seien. |
In der Entfernung von 20 Schritten etwa sah ich ähnliche Eindrücke
des gröfseren Geschöpfes noch einmal, und ungefähr 7 engl. Meilen von hier
‚entfernt oder l engl. Meile von Herculanum glückte es mir, 2 Eindrücke
eines vierzehigen Thieres zu bemerken. Letztere mögen jenem Thiere an-
gehören, von welchem ich dicht bei ihnen und in demselbeu Gesteine, wel-
ches nicht Bergkalk ist (wie Silliman meint, Americ. Journ. of Science 1842),
sondern vielmehr der oberen silurischen Formation (?) angehört, einen voll-
ständigen Aumerus auffand.“
6 SÄUGETHIERE.
Missouri, beobachteten Fufstapfen, wenn sie auch wirklich von
Menschen herrühren sollten, etwas über das gröfsere Alter unseres
Geschlechtes entscheiden. - Kalkige Gesteine, wie diefs der Pläner-
mergel von Sachsen selbst zeigt, ebenso sandige Bildungen, kön-
nen, wenn sie thonhaltig sind, durch längere Berührung mit Was-
ser so erweicht werden, dafs sie leicht Eindrücke in sich auf-
nehmen.
Man stellt endlich auch noch einen anderen Grund für das
Vorkommen antediluvialer Menschen auf: ,‚Wie ist es möglich ‚*
hörte ich oft sagen, „‚dals die Welt so lange ohne den Men-
schen, für welchen sie allein nur geschaffen wurde, bestanden
haben soll?“
Bezeugen aber solche Worte nur menschliche Eitelkeit, wel-
che dem Thiere gern alle geistige Thätigkeit absprechen möchte,
um sich desto höher zu stellen, so läfst sich dagegen, auf die Er-
fahrung gegründet, mit noch viel grölserem Rechte aniworten, dals
es Gesetz der Natur sei, nach gröfserer Vollkommenheit
zu streben. Diefs sehen wir nicht nur im Individuum, sondern
auch in der Entwickelung ganzer Familien und Klassen, ja des
ganzen Thierreiches. Jede Weltschöpfungsepoche hat ihre nur in
ihr vorwaltenden Typen, welche in späteren Epochen durch andere
von noch gröfserer Vollkommenheit wieder verdrängt wurden. Soll
nun unsere jetzige Schöpfung die einzige Ausnahme von dieser,
Regel sein, und ist es daher nicht viel wahrscheinlicher, dafs der
Mensch erst bei dem jüngsten Akte der Schöpfung, als das voll-
kommenste Geschöpf unseres Planeten, gleichsam als Krone des
Ganzen, die Erde betrat?
2. Ordn. Quadrumana. Vierhänder.
Die erste Spur eines fossilen Affen war ein 1857 in den
tertiären Bildungen der Siwalik-Berge, am Fufse des Himalaya,
durch Backer und Durang entdecktes Bruchstück eines Oberkie-
fers”). Dieser hatte einige Aehnlichkeit mit dem des Schlank-
affen, Semnopithecus, Cuvier, liels jedoch auf eine Gröfse dieser
Affenart von der des Orangutangs schliefsen. Bald darauf fanden
Cautley und Falconer in jenen Gegenden auch ein fossiles Affen-
Sprungbein auf, welches in Gröfse und Form dem Bu Semno-
pithecus Entellus glich.
*) Wagner, in Wiegmannn’s Archiv f. Naturgeschichte. 5. Jahrg. 1. Bd.
p- 171,
VIERHÄNDER. 7
Fasi zu gleicher Zeit wies Lartet in tertiären Schichten bei
Auch, im Dep. du Gers, Bruchstücke von Vierhändern nach, unter
welchen eine Kinnlade einen, dem noch lebenden Siamang, Hylobates
syndactylus, nahe verwandten fossilen Affen andeutete, der von
Blainville den Namen Peihecus antiquus erhielt.
In den gelehrien Anzeigen der k. baierschen Akademie der
Wissenschaften, 1839. No. 33 *), beschreibt Wagner das fossile
Schädelfragment eines Affen, welches aus den jüngsten tertiären
oder diluvialen Ablagerungen an dem Fufse des Pentelikon, in
Griechenland, stammt. Die Art, zu der diefs Fragment gehörte,
scheint in der Mitte zwischen Hylobates und Semnopithecus ge-
standen zu haben, welshalb sie von Wagner 7 Mesopithecus
pentelicus genannt wurde. Dieser Affe besals $ höckerige Backen-
zähne, + srolse Eckzähne und # Schneidezähne, wie es allen
Affen der alten Welt zukommt. Dem Gibbon oder Hylobates
näherte er sich durch die kurze Schnauze, eine sehr breite Na-
senöffnung und den starken Vorsprung der unteren Augenhöhlen-
wand über den Kiefertheil, dem Semnopithecus Maurus und prw-
nosus aber durch die Gestalt seiner Zähne.
Von einer anderen Art, welche Owen zur Gattung Hacacus
bringt, wurden Backenzähne in dem Londonthone von Kyson, in
Suffolk, gefunden “*). |
Auch Affen der neuen Welt, oder Breitnasen, wel-
che nur in Amerika leben und sich von denen der alten Welt |
schon durch einen Backenzahn mehr auf jeder Seite der Kiefern
leicht unterscheiden, wurden durch Lund in den Höhlen Brasiliens
entdeckt. ch
Sie werden durch mehrere Arten repräsentirt, wovon eine,
+ Protopithecus Brasiliensis, von 4 Höhe, einer neuen fossi-
len Gattung angehört,
Callithriz primaeous mehr als Hoppbit so grols als ihre heu-
tigen Geschlechtsverwandten, die Sapajou’s, war”), und
Cebus macrognathus dem lebenden Winsel- oder Rollschwanz-
affen nahe verwandt war.
Die dritte Familie der Quadrumanen, die Krallenaffen oder
Uistitis, mit $ Bck., wird durch die ausgestorbene Art Jacchus
grandis, Lund, aus den Höhlen von Brasilien, welche die dop-
*) Wagner, in Wiegmann’s Archbi f. A 5. Jahrg. 1. Bd. p. 171.
**) Pictet, Pal. p. 130. |
***) Leonh. Br. Jalırb. 1840, p:425,
8 SÄUGETHIERE.
pelte Gröfse der lebenden Arten, übertraf *), und J. penicillato
affinis vertreten.
3. Ordn. Chiroptera. Handflügler.
Ihre langen vorderen Gliedmalsen sind mit den Hintergliedern
durch eine Flughaut verbunden, über welche nur die Krallen der
Zehen hervorragen. Den Vordergliedern, welche sich durch die
sehr langen Finger auszeichnen, fehlen öfters die Krallen, dem
Daumen jedoch nie. Ihr Gebils. ist verschieden, doch haben sie
meistens alle drei Arten von Zähnen. Es sind meist nächtliche
Thiere mit kleinen Augen, grofsen Ohren, mit Brustzitzen und gro-
{sen Ohrmuscheln. Einige haben starke Schlüsselbeine.
Seit sich ergeben hat, dafs die Pterodaktylen des Solenhofer
Schiefers zu den Reptilien gehören, sind keine älteren fossilen
Fledermäuse bekannt als die aus tertiären Bildungen.
Vespertilio Linne. Fledermaus.
An den Vordergliedern ist nur der Daumen bekralli. YVdz.
22, Bekz. $-
V. murinus L., diein Deutschland so gewöhnliche Art, erwähnt
Karg unter den Versteinerungen von Oeningen, und sie scheint wenigstens
der. Linne’schen Art verwandt gewesen zu sein.
V. Parisiensis Cuv., das von Cuvier erkannte Exemplar einer
Fledermaus, aus dem tertiären Gypse des Montmartre, gleicht an Gröfse, an
Zahl und Form seiner Zähne der V. serotinus Daub. **).
In den Lehmausfüllungen der Spalten im Gypse bei Köstritz, in
Knochenhöhlen bei Baireuth, Lüttich (nach Schmerling zu Rhino-
lophus Cuv., der Hufeisennase, gehörend), in Devonshire, in Sar-
dinien, im Gouvti. Tomsk (nach Fischer v. Waldheim) ***) und in
Brasilien (nach Lund) 7) hat man Theile von Fledermäusen gefun-
den, welche mit jetzt noch lebenden Arten grofse Aehnlichkeit
zeigen. |
Die europäischen gehören meistens zu Vespertklio, 5 brasilianische Ar-
ten zu der in Südamerika noch jetzt verbreiteten Gattung Phyllostoma
Geoffroy, oder den Blatinasen, mit 4 Vdz., wozu auch der Vampyr gezählt
wird, und eine wurde von Lund als Molossus Cuv. (Dysopus Il.) bestimmt.
*) Leonh. Br. Jahrb. 1840. p. 741.
**) Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 854.
***) de Blainville im L. Br. Jahrb. 1843. p. 854.
+) L. Br. Jahrb. 1840. p. 125; 1841. p. 4%.
HANDFLÜGLER. FLEISGHFRESSER. 9
Reste von Fledermäusen wurden von Owen ®) in dem ’‘Roth-Crag
von Suffolk mit denen von Quadrumanen und Beutelthieren zugleich erkannt,
und H. v. Meyer“) findet in 2 Knochen aus dem tertiären Becken von Mainz
grofse Aehnlichkeit mit dem Daumengliede einer Fledermaus.
4, Ordn. OCarnivora. Fleischfresser.
Ihre Zehen sind bekrallt, ihre Backenzähne nach ihrer Nahr-
ung verschieden.
A. Insectivora. Insektenfresser.
Es sind kleine, meistens unterirdische Thiere, deren Vorder-
glieder zum Graben bestimmt und defshalb mit einem Schlüssel-
beine versehen sind. Da sie von Insekten und Würmern leben,
so sind ihre Eckzähne nur klein und die Backenzähne mit vielen
spitzen Höckern bedeckt. Die Schnauze ist gewöhnlich rüssel-
arlig verlängert.
Ihre Existenz beginnt erst mit den mittleren Schichten der
Tertiärformation.
1. G. Erinaceus L. Igel. Herisson.
Vrdz. £, die mittleren länger; Eckz. klein; Bckz. 3.
E. arvernmensis Blainv., aus einem Sülswasserkalke, und
E. soricinoides Blainv., aus den Schichten von Sansans bei Auch,
mit 1 Vrdz. mehr als der gewöhnliche Igel, gehören beide den mittleren
tertiären Bildungen an ***).
E. fossilis Schmerling, aus den Knochenhöhlen bei Lüttich, war
dem gemeinen Igel, E. europaeus, sehr ähnlich +).
2. G. Centetes Iliger. Tanreck. Borstenigel. Tenrec.
Vrdz. &; Eckz. +; Bckz. &.
C. antiquus Bl., aus dem mittleren tertiären Sülswasserkalke der
Auvergne, ist nach einem halben Kiefer bestimmt, dessen Zahnbildung von
der des auf Madagaskar noch lebenden Tanrecks nur durch das Vorhanden-
sein eines siebenten Backzahns abweicht 77).
3. G. Sorex L. Spitzmaus. Musaraigne.
Vdz. 3; Bckz. 7°.
Ein Kiefer aus tertiären Bildungen von Sansans bei Auch zeigt grolse
*) L. Br. Jahrb. 1843. p. 372, 629.
**) L. Br. Jahrb. 1843. p. 389.
***) Pictet, Pal. p. 141.
+) Keferstein, Ntg. d. E. p. 208,
++) Pictet, Pal. p. 142.
10 SÄUGETHIERE.
Aehnlichkeit mit der gemeinen S., $. araneus. Reste von Spilzmäusen aus
der Knochenbreccie Sardiniens, aus den Höhlen von St.Macaire und bei Lüt-
tich und aus den Spaltausfüllungen bei Köstritz, stimmen gleichfalls mit
lebenden Arten fast überein *).
4. G. Mygale Cuv. Rüsselmaus, Desman.
Vdz. 2: Bckz. %. Füfse mit Schwimmhäuten.
Ein Oberarmknochen von Sansans hat nach Pictet grofse Aehnlichkeit
mit dem der an den Pyrenäen noch lebenden Bisamratte.
5. G. Talpa L. Maulwurf. Taupe.
Vdz. 8; grolse Eckz.; $ Bckz.;, Vorderpfoten, deren Zehen
_ etwas verwachsen sind, mit 5 Krallen.
Pictet führt 3 Arten aus teriiären Bildungen der. Auvergne und von
. Sansans an, worunter T. antiqua und T. minuta Bl. nach Oberarmknochen
bestimmt sind. Reste von Maulwürfen in den Spaltausfüllungen von Köstritz
und den Höhlen von Frankreich und Belgien, lassen sich nicht von denen
des gemeinen M., T. europaea, unterscheiden und mögen später dorihin ge-
kommen sein.
B. Ferae. Raubthiere. Eigentliehe Fleischfresser.
Es sind die grölsten und gefährlichsten Räuber der Thier-
welt, wie sich diefs schon in ihrem Gebifs, zeigt. Starke und
gekrümmte Eckzähne ragen weit über die 6 Vorderzähne jedes Kie-
fers hervor. Ihre Backenzähne sind schneidend oder mit stumpfen
Höckern versehen.
Die den Eckzähhen zunächst stehenden sind spitz oder zusammenge-
drückt, und heifsen falsche Backenzähne oder Lückenzähne, weil
sie mehreren fehlen, auf diese folgt der grofse, mit mehreren Spitzen und
meist mit einem Höckeransatze versehene Fleisch- oder Reilszahn.
Die letzten 1— 2 höckerigen Backzähne, welche zum Kauen dienen, heilsen
Mahlzähne. Ä
Vereinzelt finden sie sich zuerst in tertiären Gebilden, wäh-
rend das Diluvium und die Höhlen an ihnen so reich sind. Auf-
fallend ist es, dafs sie, nach Dr. Koch’s Mittheilungen, in den
Knochen führenden Schichten Nordamerikas gänzlich zu mangeln
scheinen.
a. Sohlengänger.
Sie treten mit ihrem ganzen Fulse auf. Ihre Füfse haben
5 Zehen und Krallen.
+) H. v. Meyer, Pal. p. 126.
FLEISCHFRESSER. 11
1. G. Ursus L. Bär. Ours. (Taf. IV. Fig. 1.2. 3.)
Die starke Entwickelung der zahlreichen Höcker auf den hin-
teren Backenzähnen zeigt (Fig. 2.), dafs diese Thiere auch gern
vegetabilische Nahrung zu sich nehmen. Es sind im Allgemeinen
sehr plumpe Thiere, deren Gliedmalsen kürzer und breiter gebaut
sind als bei anderen Raubthieren. Ihr Kopf verlängert sich in
eine stumpfe, vorragende Schnauze. Backenzähne findet man bei
ihnen # bis $, da die Lückenzähne leicht ausfallen. Die. Eck-
zähne haben hinten eine Längskante, sind ohne Furchen, und ihre
Wurzel ist viel länger und stärker als die Krone, die aus dem
Kiefer hervorragt.
U. spelaeus Blumenbach. Höhlenbär. Espece ü front bombe
Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 45. — Taf. IV. f. 1 nach Br. Leth. tb. 45. £. 1;
und Taf. IV. f.2, 3 nach Jäger, foss. Säugeth. Würtemb., 1839. tb. 12.
f. 2,3, 4, 20.
Der Schädel des Höhlenbär’s wird 16° — 18° lang, mithin etwa Hu
1 länger als der des braunen und schwarzen Bär’s, und zeichnet sich be-
sonders durch das plötzliche Abfallen der Stirn nach der Nasenwurzel herab
aus. Im Ganzen war diese Art etwas schlanker und gröfser, als unsere
jetzigen Bären es sind.
Zwar kommen Reste davon auch ausnahmsweise im tertiären Kalke bei
Gmünd vor, und man kennt dieselben aus verschiedenen diluvialen Bildungen,
indefs findet man sie nirgends häufiger‘ als in den Knochenhöhlen von
Deutschland, England und Frankreich. Bronn berichtet in der Lethae«
p.. 1280, dafs die Menge der Knochen von Individuen jeden Alters, die man
in einigen Höhlen beisammen findet, auf viele Hunderte von Individuen
schlielsen lassen, welche theils gleichzeitig, theils in aufeinander folgenden
Generationen dort gewohnt, ihre animalische Beute dort eingetragen haben
und endlich dort gestorben sind; dafs durch das öftere Ein- und Ausgehen
dieser Thiere nicht selten sogar die engeren Durchgangsstellen der Höhlen
geglättet wurden; dals aber einige Höhlen auch unzweideulig zeigen, wie
sie durch spätere Einfluthungen mit derartigen Knochen sich angefüllt haben.
U. arctoideus Blum. — Espece a front plus plat Cuv. — H.
v. M., Pal. p. 46. — Pictet, Pal., p. 149.
Von der Gröfse des Eisbären, war er übrigens dem btöanen Bär sehr
ähnlich und unterscheidet sich von dem Höhlenbär, dessen Grösse er nicht
erreichte, durch eine weniger gewölbte Stirn und eine gröfsere Entfernung
des Eckzahnes von dem ersten Backzahn.
Man findet ihn mit diesem zusammen in den Höhlen, dach ist er weit
seltener als jener und kann schon defshalb nicht als das weibliche Indivi-
12 | SÄUGETHIERE.
duum des Höhlenbären, wie de Blainville meint, betrachtet werden. Eher
würde er nur eine Varietät davon sein. In Knochenhöhlen von Franken,
Bize, Lunel - Vieil, Salleles.
U. priscus Goldfuls. — Espece ä petit cräne Cuv. Seine Stirn
ist vollkommen flach, an Gröfse glich er dem braunen Bär.
Man fand ihn in der Höhle von Gaylenreuth in Franken:
U. arvernensis Croizet et Jobert. — Pictet, Pal. p. 151. Von
der Gröfse des braunen Bärs, mit fast flacher Stirn und einer schmä-
leren Schnauze als bei allen anderen fossilen Arten, ist er im sandi-
gen Diluvium am Puy-de-Döme aufgefunden worden.
Aufser einigen anderen Arten, deren Bestimmung noch nicht als
ganz zuverlässig betrachtet werden kann, zeigt Milne - Edwards ein
Schädelbruchstück eines Bären aus einer Knochenbreccie von Oran in
Algerien an, und Lund den U. brasiliensis aus Höhlen Brasiliens.
+2. G. Amphiarctos Blainville. Sivalours.
Diefs Geschlecht, wovon nur eine Art, A. Sivalensis, Caut.
u. Falc., von der Gröfse ‘des Ursus spelaeus aus den Siwalik-Ber-
gen in Ostindien, bekannt ist, unterscheidet sich von den Bären
nur durch den Mangel des einen ihrer drei Höckerzähne.
3. G. Nasua Storr. Coat: Cuv. Nasenthier.
Beck. & (Lückz. 3 oder #). In Süd-Amerika lebend.
Lund fand Reste einer Art in den Höhlen Brasiliens, früher
erkannte Cuvier ihre Existenz in der Knochenbreccie von Nizza
und die eines ihnen verwandten Thieres im tertiären Gypse von
Montmartre.
4. G. Meles Storr. Dachs. Blaireau.
Bck. & oder & (2 Lückz.).
Die hiervon in verschiedenen Knochenhöhlen Frankreichs auf-
gefundenen Ueberbleibsel scheinen von dem gemeinen Dachse (M.
tawus oder vulgaris, Ursus meles L.) kaum verschieden zu sein.
5. G. Gulo Storr. Vielfrals. Glouton.
Bekz. # oder 2.
G. spelaeus Goldf. — Glouton fossile Cuv. Bei aller Achn-
lichkeit mit dem noch lebenden G. borealis unterscheidet sich die fossile
Art, nach Germar, durch etwas beträchtlichere Gröfse, stärker vorlre-
tende Jochbeine und eine verhältnifsmäfsig längere Schnauze. Der Un-
jerkiefer ist weniger hoch und das Kinnloch (Foramen mentale) steht
etwas weiter nach vorn, zwischen dem 2ten und 3ten Zahne.
FLEISCHFRESSER. 13
In den Höhlen ‚von Gaylenreuth, von Sundwich bei Iserlohn und
nach Germar im Dunn von Egeln mit Mammuth- und Rhinoceros-
Knochen.
G. diaphorus Kaup, Karst. Archiv. Bd. 5. p. 150. tb. 2. £.
1, 2. Atl. d. oss. f. lor. 2. tb. 1. f. 1, 2, früher G@. antediluvia-
nus Kaup, aus dem tertiären Kiese von. Eppelsheim, unterscheidet sich.
durch die ‘enorme Gröfse seines letzten Backzahnes von dem leben-
den und dem fossilen Vielfrafs. Dieser Zahn ist viel länger als breit,
vorn breiter als hinten; seine vordere Hälfte trägt einen breiten Höcker,
und die hintere ist einfach gerundet. Pictet möchte diese Art mit
Amphicyon vereinigen.
Jedenfalls aber verbindet. sie mit den folgenden Gattungen
die bärenartigen und hundeartigen Thiere.. Allmählig verändert
sich bei ihnen die Zahl der Höcker auf den hinteren Backenzähnen,
während der Fleischzahn an Eniwickelung zunimmt und dessen
Höckeransatz sich verkleinert ”).
6. G. Fiverra L. Zibeththier. Civette Cuv.
Ein lang gestreckter Leib, kurze Beine, & Bckz., von denen
2 Lekz., + Fleischz. und 7 Höckerzähne sind, ‚zeichnen ihr Ske-
lett besonders aus.
Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten aus der Ter-
tiär- und Diluvialzeit.
V. (Geneita) Parisiensis Cuv., aus dem Gypse von Mont-
martre, war der im südlichen Frankreich noch lebenden Genettkatze
ähnlich.
V. antiqua und V. zibettoides Bl., aus der Auvergne und
von Sansans, mochten der asiatischen Zibeihkatze sehr nahe stehen,
allein
V. gigantea Bl., aus dem Süfswasserkalke von Soissonnais,
hat die Gröfse grofser Hyänen erreicht.
Man kennt aufserdem noch fossile Viverra-Reste aus Bengalen
und Neuholland. (H. v. Meyer, p. 49 u. Pictet p. 171.)
a 6 Palaecyon Blainv. Arctocyon Blainv. (naimös, alt;
xvwv, Hund.)
Als P. primaevus Bl., (Pictet, Pal. ‘pag.' 156. Pl.: 4. f. 1.),
bezeichnet Blainville einen Kopf aus einer alten tertiären Schicht. von
La Fere. Durch seine niedergedrückte Form nähert er sich den Phoken
und Fischottern. ' Die: Schnauze ist kurz und etwas abgestutzt. + "Im
- *) Pictet;. Pal: p: 154.
14 SÄUGETHIERE.
Oberkiefer stehen 3 Lückenzähne, 1 sehr starker Fleischzahn und 3
grofse, höckerige Mahlzähne.
Tr 8.6. N Kaup. (dyvöc, unbekannt; 370, wildes
Thier.)
A. antiquum Kaup, Atlas des Ossements foss. or. 2, tb. 1. f. 3, 4.
Hiernach ein Eckzahn und Backzahn Taf. 1. Fig. 8, 9. TAMiRGR von
Eppelsheim.
b. Zehengänger.
Sie treten nur mit den Zehen auf.
Die hier folgenden hundeartigen Thiere haben einen Kopf mit
voriretender Schnauze. Ihre schneidenden Backenzähne, die sehr
kleinen Höckeransätze an den Fleischzähnen und 3 grofse höcker-
ige Mahlzähne zeigen, dafs sie sowohl thierische als vegetabil-
ische Nahrung zu sich nehmen.
9. G. Canis L. Hund. Fuchs. Wolf.
Bekz. #% (Lückz. 3). Vorderfüfse mit 5, Hinterfülse mit 4
Zehen. _Die fossilen Arten erscheinen mit dem Anfange der ier-
tiären Epoche und gehen bis in die jetzige Schöpfung.
C. viverroides Bl. (Pictet p. 161), mit den zwei höckerigen Mahl-
zähnen der Hunde und einem spitzen, wenig zusammengedrückten Fleisch-
zahne der Zibetthiere, zu denen es von Cuvier auch gestellt wurde, scheint
einen Uebergang zwischen beiden Gattungen herzustellen.
Im tertiären Gypse von Montmarlre.
C. Parisiensis Cuv. (Pictet p. 161), eine dem Polarfuchse (C.
lagopus L.) sehr verwandte Art, gehört dem Gypse von Mont-
marire an. N
C. spelaeus Gold. Höhlenwolf. — Loup ou chien fossile Cuv.,
5. v. Meyer, hal. np. .49.. —. Keferst. IE m, 105... Jar Say. ED
der fünfte untere linke Backenzahn. Er ist von dem lebenden Wolfe
wohl kaum zu unterscheiden.
Man kennt ihn aus dem Lehme von Cannstadt, den Knochenhöh-
len von Franken, England, Frankreich und der Knochenbreccie von
Sardinien.
. C. spelaeus minor Wagner. Höhlenfuchs. — v. Hkeyer, Pal.
p. 49. — Keferst. II. p. 195.
Reste von Füchsen, welche dem gemeinen C. vulpes L. wahr-
scheinlich zuerkannt werden müssen, fand man in dem tertiären
Schiefer von Oeningen und in mehreren Knochenhöhlen von Deutsch-
land, England und Frankreich.
FLEISCHFRESSER. 15
C. familiaris fossilis v. Meyer, Pal. p. 49. Keferst. II. p. 194.
Auch der Haushund ist aus den Knochenhöhlen von Deutschland,
Belgien und Frankreich und aus der Knochenbreeccie bekannt.
Aus den mittleren tertiären Bildungen am Rheine, aus den ober-
sten tertiären Schichten der Auvergne wurden von Kaup, von Croizet
und Jobert und aus den Höhlen Brasiliens durch Lund noch einige,
Füchsen und Wölfen ähnliche Arten entdeckt.
+ 10. G. Speothos Lund. (onlos, Höhle; YEeır, laufen.)
Von den Hunden nur durch den Mangel des einen höckerigen
Backzahns und durch eine etwas weniger verlängerte Schnauze
unterschieden. Lund fand $. pacivora in Höhlen Brasiliens mit
zahlreichen Knochen der Pakas zusammen.
11. G. Amphicyon Lartet. (ugi, ringsum; #Uwr, Hund.)
. Es war, nach Pictet, ein grofser Fleischfresser, welcher sich
durch die Zahnbildung den Hunden sehr näherte. Bekz. # (Lückz.
3, + Fischz. mit schwachem Höckeransatze, 3 Mahlz.). Nur der
letzte Mahlzahn hat durch seine Kleinheit Aehnlichkeit mit dem
der bärenartigen Thiere, mit welchen diese Thiere auch den we-
niger verlängerten Kopf und den schwerfälligen en ge-
mein hatten.
A. major Bl., womit nach Blainville wahrscheinlich Canis gi-
ganteus Cuv. (Oss. foss. 4e ed. VII, 481 .nach Pictet) zusammenfällt,
stammt von Sansans bei Auch.
A. minor, Bl., ebendaher, nur 3 gröfser als der Dachs.
12. G. Hyaenodon Layser. (Hyaena,; odwv, Zahn.)
Im Unterkiefer stehen 3 höckerige Backzähne, von denen der
letzte der gröfste ist und durch seine schneidige Form sehr an
den Fleischzahn der Hyänen erinnert. Eine solche Form an dem
letzten Zahne kommt in der jetzigen Schöpfung nicht mehr vor.
Uebrigens sind $ Bckz. (3 Mahlz., 4 Fischz., 3 Lckz.), 4 Eckz.
und 3 Schdz. vorhanden.
H. leptorhyncus. Layser, Compt. rend. VII. p. 1004, ist nach
einem Unterkiefer aus den tertiären Gebilden der Auvergne und H.
brachyrhynchus Blainv., Compt. rend X. 134, nach einem ganzen Kopfe,
der an der Tarn gefunden worden war, bestimmt.
Mit dieser Gattung vereinigt Pomel die Gattungen Taxoihe-
rium und Pterodon de Blainville (Jahrb. 1845. p. 124). T. Pari-
16 ; :SÄUGETHIERE.
siense stammt aus den ältesten Tertiärgebilden von Paris. (Pictet,
tb. 4. f. 2.)
13. G. Hyaena Brisson. Hyäne. Hyene.
Bekz. 2 (3 Lekz.). Alle Fülse. mit 4 Zehen.
Die Hyänen, welche bekanntlich gegenwärtig nur Afrika und
das südliche Asien bewohnen, erscheinen in Europa bei Beginn
der tertiären Epoche und waren in der Diluvialzeit häufig in Deutsch-
land, Frankreich und Belgien zu finden.
H. spelaea Gold, — Höhlenhyäne. v., Meyer, Pal. p. 50. —
Keferst;, :p... 213. ——. Bietet, p. 180. —. Taf, IV. £ 4. a. h.
In. ihrer Zahnbildung den noch lebenden Hyänen sehr ähnlich,
übertraf sie dieselben an Gröfse.
Sie ist die gewöhnlichste unter den fossilen Arten. Im Diluvium
von Westeregeln bei Magdeburg, Köstritz, Cannstadt, Eichstädt, Abbe-
ville, Valdarno u. a. O. — in den Knochenhöhlen von Gaylenreuth,
Lunel-Vieil, Pondres, Sundwich, Kirkdale u. a. O. und nach von Meyer
in der tertiären Muschelnagelflue des Moliereberges.
In den Höhlen haben sich nicht selten sogar noch die Excre-
mente von ihr versteinert erhalten, und nach Bronn pflegen da, wo
Hyänen-Reste einigermalsen zahlreich sind, die von Bären zu ver-
schwinden.
H. Perrieri Croiz. et Job., ausgezeichnet durch einen zwei-
lappigen Höckeransatz an dem Fleischzahne, übrigens der gelleckten
Hyäne ähnlich und
H. arvernensis Cr. et Job., welche der gestreiften Hyäne
sich nähert, sind dem terliären Sande in Puy de Döme entnommen,
und, während Cautley und Falconer aus den oberen tertiären Gebil-
den am Himalaya Hyänen nachwiesen, wurden sie durch Lund aus Bra-
siliens Höhlen bekannt.
14. G. Felis L. Katze, Luchs, Leopard, Panther, Tiger,
Jaguar, Löwe u. s. w.
Ihr starker, gedrungener Körperbau, der sich besonders in
dem rundlichen Kopfe ausspricht, verbunden mit grolser Biegsam-
keit, macht die katzenartigen Thiere zu den stärksten und zugleich
gewandtesten aller Raubthiere. Sie haben auf jeder Seite des Kie-
fers einen Backzahn weniger als die Hyäne, also $ Bckz., von
denen % Lckz. sind. Nur der obere der sehr grofsen Fleisch-
zähne ist mit einem sehr kleinen Höckeransatze versehen, und nur
in dem Oberkiefer steht dahinter noch ein kleiner höckeriger
‘ RAUBTHIERE. | 17
Mahlzahn, im Unterkiefer fehlt dieser gänzlich. 5 Zehen an den
Vorderfüfsen und 4 an den Hinterfüfsen zeichnen durch ihre zu-
rückziehbaren Krallen sie besonders noch aus.
In der‘ früheren Welt traten sie zuerst in der mittleren Ab-
theilung des Tertiärgebirges auf, waren in der Diluvialzeit aber
von einer noch grölseren Entwickelung als die der jetzigen Zeit.
Aus dem tertiären Sande von Eppelsheim bestimmte Kaup
3 Arten: |
F. aphanista Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 152.'tb. 2. f.
3 — 5; All. aus Oss. foss. lovr. 2. tb. 2. f. 1.), glich dem Löwen
und der F. spelaea am mehrsten.
F. ogygia Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5. p. 156. tb. 2.1.6— 8;
Atl. auz Oss. f. livr. 2. tb. 1 f. 6. u. tb. 2. f. 3.), war dem Cuguar
(F. concolor) oder dem Gepard (F. jubata) an Gröfse gleich.
F. antediluviana Kaup, (Karst. Arch. Bd. 5..p. 157. tb. 2.
f. 9 — 12; All. aux Oss. f. lior. 2. ib. 2. f. 5:), war beinahe von
der Grölse der vorigen, allein von schlankerer Gestalt.
Lartet fand 2 Arten von Katzen zu Sansans.
F. arvernensis Croizet et Jobert, welche die Gestalt des männ-
lichen Jaguar hatte.
F. pardinensis Cr. et Job., ähnlich dem Cuguar,
F. brevirostris Cr. et Job., von der Gröfse des. Luchses,
F. issödoriensis Cr. et Job., etwas kleiner als der Leopard und
F. megantereon Bravard (Pictet, Pal. p. 184), stammen aus
dem Sande in der Auvergne.
Die letzte Art zeichnet sich dadurch besonders aus, dafs ihr
dritter Schneidezahn viel grölser ist, als bei allen anderen Katzen-
arten. Ebenso ist das Kinn mehr verlängert und das Kinnloch
steht weiter unten als bei anderen Arten.
Bravard errichtete, auf diese Charaktere fufsend, dafür seine
Gattung Stenodon, und Kaup vereinigte diesen ganz ähnliche Zähne
zu seiner neuen Gattung Machairodus, (uszaoa, Schlachtmes-
ser; ödovg, Zahn.). (Pictet, Pal. p. 185.)
M. cultridens Kaup, Atl. aus Oss. foss. kor. 2. 1b. 1. f. 5.
(Vgl. H. v. Meyer p. 128 über Fels (Ursus) cultridens).
F. spelaea Goldf. — Höhlenlöwe. — Chat fossile grande
espece Cuv. — H. v. Meyer, Pal. p. 52. Keferst. II. p. 209.
Der Höhlenlöwe war dem lebenden Löwen sehr ähnlich, über-
traf ihn: jedoch an Gröfse und näherte sich in seinem Kopfbau etwas
dem Panther. Goldfufs beschrieb ihn zuerst aus den "Muggendorfer
Geinitz, Versteinerungskunde, 2
18 | SÄUGETHIERR,
Höhlen; seine Reste finden sich häufig in vielen Knochenhöhlen von
Deutschland, 'England und Frankreich.
F.'antigua Cuv., der sich dem Tiger sehr näherte, ward aus
den Höhlen von Gailenreuih bekannt.
Aus Indien sind durch Cautley und Falconer, aus den Höhlen
Brasiliens durch Lund noch mehrere Arten bekannt gemacht worden,
welche den gröfseren, noch lebenden Katzenarten mehr oder weniger
ähneln. |
+ 15. G. Cynailurus Wagler, (zöov, Hund; «ailovgog, Katze),
mit der amerikanischen Art C. minutus Lund, schliefst sich an
die Katzen eng an und ist nur als Untergattung von Feks zu be-
trachten. Kleiner noch als die Hauskatze, unterscheidet sie sich
von allen anderen Geschlechtsverwandten durch den gänzlichen
Mangel eines inneren Höckeransatzes an dem oberen Fleischzahne.
(Pietet, p. 187.)
16. G. Mustela L. Marder, Iltis, Wiesel. Marte, Putois.
Zierliche Thiere mit langgestrecktem Leibe, kurzen Beinen
und einem Höckerzahne hinter jedem Fleischzahne.
M. plesictis Layser, aus den oberen tertiären Schichten am
Puy-de-Döme,
M. genettoides Blainv., von Sansans, (Pictet p. 174) und
M. martes fossilis (Beleite Cuv.; Keferst. p. 221), aus den
Muggendorfer.. und Lütticher Höhlen, sowie aus dem Diluvium von Genf,
ähneln durch ® Bekz. (2 Lekz.) den eigentlichen Mardern, während
M. antigua v. Meyer p. 54. (-Putoös. Cuv.; Pict. p. 175) aus den
Höhlen des südlichen Frankreichs, besonders von Lunel-Vieil, aus denen
von Lüttich und Kirkdale durch $ Bcekz. (3 Lckz.) sich mehr dem
Iltis nähert.
17. G. Mephitis Cuv. Stinkthier. Moufette.
Vor der Auffindung einer Art in den brasilianischen Höhlen
durch Lund, kannte man noch keinen fossilen Repräsentanten die-
ser Gattung.
18. G. Luira Ray. Fischotter. Loutre. j
:Ein dicker, platter Kopf mit $ Bekz. (3 Lekz.), kurze Beine,
deren fünf Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, machen
‚diese Gattung leicht kenntlich.
L. antiquwa v. Meyer, p. 55, aus den‘Knochenhöhlen von Lunel-
Vieil, und den Bohnerzgruben von Würtemberg (Jäger, foss. Säug.
Würt. tb. 3. fi 25, 26), scheint etwas stärker als die gemeine Fisch-
otter gewesen zu sein.
ROBBEN. BEUTEL THIERE. 19
L. clermontensüs führt Pictet p. 176 aus der Auvergne an.
L. Valletoni Geoff. St. Hilaire, aus dem Süfswasserkalke
von St. Geran (Dep. Allier), diente dem Entdecker zum Typus der
(nach Piciet p. 176) noch nicht hinreichend charakterisirten
19. G. Potamotherium G. St. Hil. (norauös, Flufs; Jnotov wildes
Thier.)
C. Pinnipedia. Schwimmfüfser, Robben.
Ihr ganzer Bau ist vorzugsweise zum Schwimmen bestimmt,
welshalb ihre hinteren Beine einander genähert und nach hinten ge-
richtet und die Zehen aller vier Fülse durch Schwimmhäute ver-
bunden sind. Sie haben alle drei Arten von Zähnen und. sind,
ihrer Zahnbildung nach, ächte Fleischfresser.
Die wenigen fossilen, noch nicht genauer bestimmten Arten,
welche man bisher von ihnen gefunden hat, beschränken sich auf
die beiden Geschlechter PhRoca L., Robbe, Phoque, und Tri-
chechus L., Wallrofs, Morse.
> Ordn. Marsupialia. Beutelthiere.
Zwei platte Knochen, zur Stütze eines häutigen Beutels oder
zweier Hautfalten an dem Ende des Bauches, welche die Saug-
warzen des Weibchens umgeben, sind für sie charakteristisch.
Bestätiget sich die jetzt allgemeine Annahme, dals die in
dem Schiefer von Stonesfield aufgefundenen Unterkiefer Beutelthie-
ren angehören, womit sie auch nach Owen’s neuesten Untersuch-
‚ungen am meisten übereinstimmen, so lebten Thiere dieser Ord-
nung schon zur Zeit der Jura-Epoche, und sie sind die ältesten
Repräsenianten der Säugethiere. Nach Agassiz aber erinnern diese
Reste ebenso gut auch an Wassersäugethiere. (Br. Leth. p. 543.)
a. Fleischfressende Beutelihiere.
1. Gatt. Didelphys L. Beutelratte. Sarique.
Eine amerikanische Gattung, mit 's° Vdz., grofsen Eckz. und
7 spitzhöckerigen Bekz.; welche schon in den ältesten Zeiten der
Tertiärbildungen in Europa gelebt hat, wie die aus dem Gypse des
Montmartre bekannte Art
D. Cuvieri, (v. Mey. p. 56), welche der in Brasilien leben-
den D. murina am mehrsten gleicht, und eine von Owen beschriebene
Art von Suffolk es herausstellen. |
Die Existenz dieser Thiere in Brasilien, welche Lund in mehreren
fossilen Arten aus dem Diluvium und den Höhlen nachwies, ist weniger
auffallend.
2%
20 SÄUGETHIERE.
+ 2. G@. Phascolotherium Broderip. (gEoxwAog, Mantelsack ;
Inolov, wildes Thier.)
Unterkiefer mit 3 Lekz. und 4 wahren Bekz.
Ph. Bucklandi Brod. — Didelphys aus dem Oolith von Stones-
field. : ‘Buckl. Geol. Pl. 2. Fig. A. Hiernach Taf. MM. f. 13.
+ 3. G. Thylacotherium Owen. Heterotherium oder Am-
phitherium Blainv. ($öAozog, Beutel; $nolov, wildes Thier.)
Unterkiefer mit 6 entfernten Schneidezähnen, 1 mittelgrofsen
Eckzahn, 6 Lückenzähnen und 6 dreizackigen Backenzähnen.
T. Prevostii Cuv. Didelphys (?) Prevostii v. Meyer p. 55. —
Pictet, Pal. 17. f. 1, 2.
T. Broderipii Owen. — Pictet, Pal. 17. f. 3.
Alle drei stammen aus dem Schiefer von Stonesfield.
Von den beiden in Neu-Holland noch lebenden Gattungen,
Dasyurus Geoffr. und Thylacinus_ Temm., kennt man. Reste
in den Knochenbreccien und in den Höhlen jenes Welitheiles.
(Pictet, p. 331.)
b. Fruchtfressende Beutelthiere.
Die zugleich auch fossilen Gattungen Halmaturus I. (Ma-
cropus Shaw., Känguruh), Hypsiprymnus Ill., das Hacken-
thier oder die Känguruh-Ratte und Pkascolomys Geofir., der Wom-
bat, als einziger Repräsentant der wurzelfressenden Beutel-
thiere, scheinen auch früher ihr jetziges Vaterland nur inne ge-
habt zu haben, denn von ihnen finden sich fossile Reste nur in
den Knochenhöhlen und der Knochenbreccie Australiens.
6. Ordn. Glires. Nagethiere. Hongeurs.
Mit ihren beiden langen, meilselförmigen Vorderzähnen . in
. jedem Kiefer, welche auf ihrer äufseren Seite mit Schmelz bedeckt
sind und von der hohlen Wurzel aus nachwachsen, benagen und
. zerfeilen sie die oft harte vegetabilische Kost, welche sie zu sich
nehmen. Zu diesem Zwecke kommt ihnen die eigenthümliche Be-
wegung des Unierkiefers von hinten nach vorn zu Statten. Da
die Eckzähne fehlen, so ist zwischen Vorderzähnen und Backen-
zähnen eine grofse Zahnlücke. Aufserdem ' befördern noch quer-
stehende Falten und Höcker auf der Oberfläche der Backenzähne
die Zerkleinerung der Nahrung. Füfse meist fünfzehig und bekrallt.
Sie waren in der Vorwelf seltener‘ als in der jetzigen an-
zutreffen.
NAGETUHIERE. 21
1. G. Sciurus L. Eichhörnchen. Bow reikil,
Mit 2 Bekz. und spitzen, zusammengedrückten Schneidezäh-
nen. Die im Gypse von Montmaritre, in Spalten bei Köstritz und
in einigen Höhlen aufgefundenen Knochen von Eichhörnchen lassen
noch keine nähere Bestimmung zu.
% 2. G. Spermopkhilus Cuv. Ziesel.
Mit 2 Backenzähnen.
S. superciliaris Kaup, welche von Pictet zu Arctomys, dem Mur-
melthiere, gerechnet wird, aus dem Sande von Eppelsheim, ist die ein-
zige fossile Art.
Mes Myozus Schb. Siebenschläfer. Haselmaus. Loir.
Mit & Bcekz.; Vorderfüfse wie hei den Eichhörnchen, mit 4
Zehen und einem Daumenstummel.
Man kennt 2 fossile Arten aus dem Gyps des Montmartre, eine dritte,
M. primigenius v. Meyer (p. 61), Arctomys primigenius Kaup,
aus dem Sande von Eppelsheim, und M. spelaeus fand Fischer in
Rufsland.
4. G. Dipus Gmel. Gerbillus Desm. Meriones lllig. Spring-
hase. Springmaus. Schenkelmaus. Gerboise.
Diese jetzt meistens in Afrika und Asien vorherrschende Gatt-
ung wiels Jäger in den Bohnerzgruben von Würtemberg und Fi-
scher in Kufsland nach.
9. G. Lagostomus brasiliensis Lund.
Aus den Knochenhöhlen Brasiliens, am mehrsten der in den
Ebenen von Buenos-Ayres häufigen Viscacha gleichend.
t 6. G. Megamys d’Orb. (u£yas, grols; wös, Maus.)
Mit einer tertiären Art aus Patagonien, welche nur auf eine
tibia und eine rolula gegründet ist. (Pictet. p. 194.)
Einige andere, zum Theil in Amerika noch lebende Gattungen,
welche in ihrer Form den Ratten gleichen, £ Bckz. haben und
sich durch die spitze Verlängerung der hinteren Ecke des Unter-
kiefers auszeichnen, lebten in Europa während der Tertiärzeit.
v. Meyer und Pictet führen von ihnen: auf:
1 7. @ Archaeomys Layser (deyaiog, alt; uög, Maus.)
mit 1 Art aus Süfswassergebilden der Auvergne;
22 SÄUGETHIERE.
8. G. Aulacodon Temm. («ülaE, Furche; ödwv, Zahn.)
wovon Lund eine Art aus Brasiliens Höhlen als Nelomys sulcidens
bezeichnete;
‘9. @ Nelomys Jourdan (vnAeng, grausam; uög, Maus.)
mit einer Art aus Brasiliens Höhlen;
10. G. Loncheres Nlig. (Echimys Geoffr.) Stachelratte,
aus Brasiliens Höhlen und aus tertiären Süfswasserschichten der
Auvergne und
+ 11. G. Lonchophorus Lund,
eine der vorigen verwandie Gattung, mit einer Art, aus den Höh-
len Brasiliens.
12. G. Mus L. Maus. Ratte. Rat.
Sowohl in den Knochenhöhlen als in den Knochenbreecien
Europas, Brasiliens und selbst in Indien werden Theile von Ske-
leiten gefunden, welche denen noch lebender Ratten und Mäuse
sehr ähnlich sind. Eine Art aus dem Schiefer von Oeningen soll
der Hausmaus gleichen.
13. G. Cricetus Pall. Hamster.
Eine tertiäre Art aus dem Sande von Eppelsheim nennt Kaup
C. vulgaris fossilis.
14. G. Hypudaeus ll. Miete Lacep. Lemnus Link. Was-
sermaus. Feldmaus. Lemming. Campagnol.
Früher, wie jetzt noch, ebenso häufig als die Mäuse, werden
mehrere Arten von ihnen in den Knochenhöhlen von Deutschland,
England, Frankreich und Belgien, so wie in der -‚Knochenbrececie
von Nizza, Corsica und Sardinien gefunden.
t 15. G. Omegadon Pomel.
Nach der Form der Schmelzfalten in den Backenzähnen so
genannt. Tertiär im Puy-de-Döme.
16. G. Castor L. Biber. Trogonterium Fischer.
Die Schwimmhäute an ihren Hinterfülsen zeigen, .dals diese
Thiere zum Leben am Wasser bestimmt sind. Schwanz nieder-
gedrückt und mit Schuppen bedeckt. Bekz. 2.
Die Biber erschienen zuerst mit dem Ende der tertiären Epoche,
und die ältesten Arten scheinen aus der Molasse der Schweiz, aus
NAGETHIERE. 23
den sandigen: Schichten im Puy-de-Döme und aus dem Crag von
Essex zu sein. (v. Mey. p. 57.) Exemplare aus Torfmooren, die
man hier. und da fand, scheinen von noch lebenden Bibern wenig
verschieden zu sein.
C. spelaeus nennt Münster eine Art aus der Gailenreuther Höhle,
C. Cuvieri und C. Werneri, woraus Fischer seine Gattung Trogonthe-
rium schuf, kamen aus dem Sande von Rufsland. Cautley fand einen
fossilen Biber auch in den Siwalik-Bergen.
17. G Myopotamus Cuv. Bibermaus. (wös, Maus; norauöc,
Fluls.)
Nur durch einen cylindrischen Schwanz vom Biber verschie-
den und an Flüssen Süd-Amerikas wohnend.
1 Art in den Höhlen Brasiliens. | \
7 18. G. Gergoviamys Croizet.
Neue Gattung aus dem Puy-de-Döme.
1.19. G. Steneofiber Geoflr. (orewög, eng; fiber, Biber.)
Eine auf einen tertiären Schädel aus der Auvergne_ er-
richtete Gattung, welche den Bibern verwandt gewesen zu sein
scheint. Ebenso standen denselben sehr nahe:
r 20. G. Palaeomys Kaup, (nuAcıög, alt; wös, Maus.)
+ 21. G. Chalicomys Kaup (ya), Kies; uög, Maus.) und
+ 22. G. Chelodus Kaup, früher Aulacodon typus Kaup,
(...; ödwr, Zahn),
welche Gattungen nach Kieferbruchstücken aus dem Wr NareR Sande
von Eppelsheim bestimmt wurden.
23. G. Hystrix L. Stachelschwein. Porc-epiec.
Bckz. 2; Vorderfüfse mit 4 grofsen Grabkrallen, Hinterfülse
fünfzehig. Sie leben in Erdhöhlen der warmen Erdstriche.
Von ihnen kennt man nur aus dem Diluvium des Val d’Arno und
aus tertiären Sehichten am Himalaya fossile Reste.
Hieran schliefsen sich nach Pictet:
24. G. Synetheres F. Cuv.
mit 2 fossilen brasilianischen Arten und
+ 25. 6. Theridomys Jourdan. (Ine&dıv, kleines wildes Thier;
wög, Maus.)
mit 1 Art aus tertiirem Sülswasserkalke der Auvergne.
24 SÄUGETHIERE.
26. G. Lepus L. Hase. Kaninchen. Lieore.
Am Berge Perrier gefundene Knochen zeigen, dals die Ha-
sen in der letzten Zeit der Tertiärepoche erschienen. Zur Dilu-
vialzeit waren sie ‚häufiger, und man unterscheidet:
L. diluvianus KCuv., welcher dem gemeinen Hasen sehr nahe
stand, aus den Knochenhöhlen von Kirkdale, Sundwich u. a. O.,
L. priscus, dem fossilen Kaninchen aus der Knochenbreccie
in Corsica, bei Nizza, Cette und Westeregeln bei Magdeburg (Keferst.
p- 215), und eine dritte der vorigen ähnliche Art aus den Höhlen
von Lüttich und Lunel-Vieil. Ü
Die Höhlen Brasiliens bergen einen dem dort noch lebenden
L. Brasiliensis ähnlichen Hasen.
27. G. Lagomys Cuv. Pfeifhase. Hasenmaus. (Awyög, Hase;
wög, Maus.)
Wie die Hasen, mit denen sie auch zugleich vorkommen, mit
$ gefurchten Vorderz. u. $ Bckz.
‚Die ältesten Reste scheinen die aus dem Oeninger Schiefer
und am Puy-de-Döme zu sein. L. corsicanus Bourdet, aus- der
Knochenbreecie von Corsica und L.. Sardus Wagner, aus der
von Sardinien zeigen, dals diese jetzt nur in Sibirien lebenden
Thiere früher über ganz Europa verbreitet waren.
+28. G. Titanomys H. v. M. (L. Br. J. 18435. p. 390.)
Mit einer. tertiäiren Art von Weifsenau bei Mainz.
29. G. CaviaL. Anoema Fr. Cuv. Meerschweinchen. Cobaye.
Vorderfüfse mit 4, Hinterfüfse mit 3 Zehen, deren Nägel
dick und hufartig sind. Bekz. 32. |
Das bei uns jetzt einheimische M. stammt bekanntlich aus Bra-
silien, wo auch einige fossile Ärten durch Lund entdeckt wurden.
Anoema Üeningensis König, ist eine noch zweifelhafte Art
aus dem Schiefer von Oeningen.
An diese Gattung schliefsen sich durch ihre hufartigen Nä-
gel an:
30. G. Kerodon F. Cuv. (xloas, Horn; ödwr, Zahn.)
mit 2 fossilen Arten aus Brasilien und Patagonien,
31. G. Dasyprocta Ill. (dagunewxrog, hinten dicht behaart.)
Chloromys F. Cuv. Agouti,
mit einigen‘ fossilen Arten aus Brasiliens Höhlen und einer, nach
Pictei noch zweifelhaften, Art vom Puy-de-Döme,
. ZAHNLOSE. 25
32. G. Coelogenys F. Cuv. Paka, Backenthier, (zoo,
hohl; y&vvs, Kinn.) |
nur in Brasilien, sowohl lebend als fossil und
33. G. Hydrochoerus Briss. Wasserschwein, Cabiai,
(ödwe, Wasser; yoloog, Ferkel.)
wovon eine Art an den Flüssen Amerikas lebt und 2 Arten durch
Lund in Brasilien entdeckt wurden.
6. Ordn. Edentata. Zahnlose.
Bruta L. Fischer.
Die Unvollkommenheit ihrer Zähne, welche häufig auch fehlen
oder die Wurzeln und das Schmelz entbehren (die Vorderzähne
im Unterkiefer fehlen immer), grofse klauenartige, abwärtsgebeugte
Krallen, welche meistens in einer Scheide stecken, und die Lang-
samkeit ihrer Bewegungen stellen diese Thiere niedriger als die
der vorigen Ordnungen.
Sie leben vorzugsweise von Blättern, einige von Insecten
oder von beiden zugleich und bewohnen in der jetzigen Welt nur
tropische Gegenden, besonders Süd-Amerika. Fossile Arten zeigen
ihre Existenz während der Tertiär- und Diluvial-Epoche auch in
Europa an. |
Ueber die Phyllophagen oder die Blätterfressenden verdanken
wir Owen, dem berühmten englischen Anatom, in neuester Zeit
eine Monographie *), aus welcher abermals hervorgeht, wie die
in der jetzigen Schöpfung zwischen vereinzelten Formen bestehen-
den Lücken durch Gestalten der Vorwelt ausgefüllt werden.
Sie zeichnen sich durch das Vorhandensein weniger Zähne
aus, welche aus einer gefälsreichen und einer cämentartigen har-
ten Zahnsubstanz bestehen, wovon die erstere den breiten, mitt-
leren Theil des Zahnes einnimmt. Ein Fortsatz des Jochbeines
steigt gegen den Unterkiefer herab. Schulterhöhe und Raben-
schnabelfortsatz sind mit einander verwachsen.
Die erste Familie, welche die Faulthiere oder die Tar-
digrada umfalst, hat keinen Repräsentanten in der früheren Welt.
*) Description of the Skeleton of ‘on extinct gigantic Sloth, Mylodon
robustus Owen, by Richard Owen. London, 1842. und: Zoological Summary
of the Extinet and Living Animals of the Order Edentata, by Prof. Owen
in Jameson’s Edinburgh new philos. Journ. 1843. p. 353.
26 SÄUGETHIERE.
Dagegen war eine andere Familie, von ihrem schwerfälligen
Gange Gravigrada genannt, welche durch ihre Charaktere die
Faulthiere und die noch lebenden Edentaten mit längerem Kopfe
verbindet, in gigantischen Gestalten sehr entwickelt. Ihre Beine sind
kurz und stark, gleich oder fast gleich;. Hände fünf- oder vier-
zehig, Fülse vier- oder dreizehig; 1—2 abgestutzte äufsere Zehen
zum Unterstützen und zum Schreiten, die übrigen gekrümmten zum
Greifen bestimmt. Jochbogen geschlossen, Schlüsselbeine voll-
kommen, Schwanz mittelgrofs, dick und zum Unterstützen bestimmt.
+ 1.G. Megalonyz Jefferson. (ufyas, grols; ovv&, Klaue.)
2” fast elliptische, in der Mitte der Krone ausgehöhlte Backen-
zähne mit vorstehenden Rändern. Die Vorderbeine sind die länge-
ren. Tibia und fibula sind von einander geirennt; die Ferse ist
lang, zusammengedrückt und hoch, und die Krallen sind ‚grofs
und zusammengedrückt.
M. Jefferson: Cuv. (Megatherium Jefferson: Desm., Fisch.) ist
die einzige sicher bestimmte Art, deren Grölse etwa die eines grolsen
Ochsen erreicht haben mochte und demnach die des grölsten jetzt
lebenden Edentaten um das Dreifache übertraf. Es gehört dem Dilu-
vium oder noch jüngeren Gebilden von Nord- und Südamerika an. Die
ersten Knochen davon wurden 1796 5’ tief im Boden einer Höhle der
Grafschaft Green Briar in West-Virginien aufgefunden. Döllinger wiels
es zuerst in Südamerika nach, Spix und Martius, sowie Lund fanden
Reste von dieser oder einer neuen Art in den Knochenhöhlen Brasiliens.
+ 2. G. Megatherium Cuv. (u£yas, grols; $nglov, wildes Thier.)
Mit 2+ an einander siofsenden, viereckigen Bekz., deren Krone
queergefurcht ist; Hände vierzehig, Fülse dreizehig; die beiden
äulseren Zehen sind abgestutzt. Von den grofsen, verschieden ge-
stalteten Krallen sind die mittelsien Zehen zusammengedrückt und
die grölsten. Oberschenkel mit ungetheiltem Kopfstück, tbia und
fibula an beiden Enden zusammenhängend; astragalus oben an
seiner vorderen Seite ausgehöhlt; die Ferse ist lang und dick.
M. Cuvieri Desm. — Bradypus giganteus Pander und: d’Alton. —
Riesenfaulihier. — Parkinson, Organ. rem. P. 3. Pl. 22. ra, PAARE
Buckl. Geol. and Min. Pl. 5. — Br. Leth., Tb. 44. f. 4. — Pictet, Pal.
Fr Bist |
Hiervon findet sich ein vollständiges Skelett in dem Museum von
Madrid, welches 1789 3 Meilen südwestiich von Buenos -Ayres entdeckt
wurde. Ein zweites wurde 1795 in Lima, ein drities in Paraguay
ZAHNLOSE. | 27
und verschiedene unvollständige später an verschiedenen Orten Ameri-
kas aufgefunden, welche wohl alle ein gröfseres Alter als die der
vorigen Gattung haben. Alle Zähne des Megatherium sind verhält-
nilsmäfsig breiter als die von Megalonyz, Mylodon und Scelidotherium.
Das Madrider Skelett hat eine Länge von 1% und übertrifft eine
Höhe von 6. Nach Owen erreicht das Megatherium die Länge von
18 engl. Fuls, vom Kopf bis zum Ende des Schwanzes, die Biegung
des Rückens mit gemessen. Mit Megatherium-Resten wurden öfters
auch Theile eines knochigen Panzers gefunden, welche man lange für
die Bedeckung der Megatherien gehalten hat, nach den Ansichten von
Owen und Pictet würden dieselben aber eher von G/yptodon herrühren.
Sellow brachte solche Panzer-Fragmente aus der Banda-oriental in Bra-
siien nach Berlin, wo sie noch jetzt unter den Schätzen des dor-
tigen Musei aufbewahrt werden. Sie wurden in den Abhandlungen
der Berliner Akademie 1827, 1828 und 1834 von Weils und d’Alton
beschrieben und abgebildet.
+ 3. G. Mylodon Owen. (Orycterotherium Harlan.) (vn,
Mühle; odwv, Zahn.) Taf. I. M. röbustus Owen.
Von 2 getrennten Backenzähnen ist der vorderste des Ober-
kiefers fast elliptisch und von den übrigen mäfsig entfernt; die
übrigen dreieckigen sind auf der inneren Seite gefurcht. Der
‘ vordere Zahn des Unterkiefers ist gleichfalls elliptisch, der vor-
letzte viereckig und der leizte, welcher der gröfste ist, zwei-
lappig. Die Beine haben gleiche Länge, die Hände sind fünfzehig,
die Füfse vierzehig, an beiden der zwei äufseren Zehen abgestutzt,
und die übrigen bekrall. Die Krallen sind grofs, ungleich und
halbkegelförmig. Das obere Ende des Schenkels zeigt einen Ein-
druck von einem runden Bande; Hbia und fibula sind getrennt;
der astragalus ist oben auf der vorderen Seite flach und die Ferse
lang und dick. Owen unterscheidet in seinem Prachtwerke über
das Mylodon robusitus drei Arten:
M. Darwinid Ow., von Darwin in Patagonien,
M. Harlani Ow., (Megalonyz laqueatus Harlan, Oryctoiherium
Missouriense Harlan) von Koch in Benton-County in Nordamerika ent-
deckt und später von Parkinson aus dem Oregon -Staate beschrieben und
M. robustus Owen, worüber der englische Anatom das oben
angezeigte vortrefflliche Werk schrieb. Es unterscheidet sich von
M. Darwinii durch ein kürzeres Kinn und dadurch, dafs der letzte
Zahn dreifurchig ist, von M. Harlani aber dadurch, dafs ‘die mittlere
dieser Furchen gerundet und der 2te Backzahn fast dreiseitig ist.
28 SÄUGETHIERE.
Das auf Tafel I. abgebildete Skelett milst von dem vorderen
Ende des Kopfes bis zu dem Ende des Schwanzes, wenn.man den Krümm-
ungen der Wirbelsäule folgt, 11 engl. (10,32 Par.) Fufs. Der Kopf
des Mylodon ist länger aber schmäler als der eines Ochsen, und endet
in eine abgestumpfte Schnauze. Der Rumpf ist kürzer als der eines
Flufspferdes, und das Becken gleicht an Breite dem eines Elephanten,
welches es an Tiefe sogar noch übertrifft. Dieses ruht auf starken
aber kurzen Hintergliedern, die mit rechtwinkelig dagegen stehen-
den Füfsen enden, welche die Länge des Oberschenkels erreichen.
Man sieht, wie dieselben: vorzugsweise zum Unterstützen des ganzen Thie-
res bestimmt waren, wozu auch zugleich der lange kräftige Schwanz
mit beitrug, während das Thier mit dem vorderen Körper sich an
den Bäumen emporrichtend, dieselben entblätterte. Zu diesem Zwecke
mochten die Vorderfülse ihm theils als Stütze, theils zum Herablangen
eines frischen, mit üppigen Blättern bedeckten Zweiges gedient haben.
Jedenfalls ist aber die frühere Ansicht, nach welcher das Mylodon ein
kletterndes Thier gewesen sein soll, durch Owen gründlich widerlegt
worden.
+ 4. @. Scelidotherium Owen. Platonyx Lund. (ox&:s,
Schinkenbein; $notov, wildes Thier.)
Bckz. 2, die oberen dreieckig; von den unteren ist der vor-
dere dreieckig, der zweite und dritte etwas zusammengedrückt,
auf seiner äulseren Seite gefurcht‘, und der letzte sehr grofs und
zweilappig. Der Kopf des Oberschenkels zeigt den Eindruck eines
stielrunden Bandes; tbia und fibula sind getrennt; astragalus
vorn mit 2 Aushöhlungen; Ferse lang und dick, Krallen grofs
und halbkegelförmig. |
S. leptocephalum Ow., welches grofse Thier in Südamerika lebte;
S. Bucklandi (Megatherium B.) Lund, von der Gröfse des
Megalonyz, wurde wie die folgenden in den Höhlen Brasiliens entdeckt.
S. Cuvieri (Meg. C.) Lund, von der Gröfse eines Ochsen und
S. minutum (Meg. m.) Lund,-von der Gröfse eines Schweines.
An diese Gattungen schlielsen sich folgende noch nicht ge-
nau gekannten Gattungen an:
+ 5. G. Platyonyz Lund; (nAvrös, platt; ovv&, Klaue.)
6. G. Coelodon Lund; (xoıog, hohl; ödwv, Zahn.)
nach Owen mit $ Bckz., nach Pictet mit 5 Bckz., dessen einzige
Art die Grölse des Tigers hatte, und
ZAHNILOSE, 29
7. G. Sphenodon Lund. (op9v, Keil; öö«r, Zahn.)
Mit & Bckz., nach einer Art aus Brasilien von der Gröfse
eines Schweines bestimmt.
Die Gürtelthiere, welche die dritte Familie bilden und
ihren Namen einem knochigen Panzer von Gürteln verdanken, un-
terscheiden sich durch eine grölsere Anzahl von Backenzähnen,
eine verlängerte Schnauze und kürzere Fülse von den übrigen
Edentaten. Sie sind jetzt nur auf Südamerika beschränkt, hatten
indefs in der Diluvialzeit auch eine viel nördlichere Verbreitung.
+ 8. G. Glyptodon Ow. (yAvunrög, geschnitten; ödwv, Zahn.)
Ihre $ Bckz. nähern sich durch ihre Structur denen der Ar-
madille, sind aber auf beiden Seiten mit zwei tiefen Längsfurchen
versehen. Die massiven Füfse haben kurze und niedergedrückte
Klauenglieder; durch den abwärtsgehenden Theil des Jochbogens
ist es den megatherienartigen Thieren noch sehr verwandt.
G. clavipes Owen (Pictet, p. 228. tb. 8. f. 1.), die einzige
Art, mochte nur 3 so grofs sein als das Megatherium und lebte
in der Diluvialzeit in Nordamerika.
Dieser Art werden nach Pictet jene Panzerfragmente. zuge-
schrieben, welche bei Megatherium p. 27 Erwähnung fanden und von
Weils auf Taf. 2. F. 4—6 abgebildet worden sind. Diese Pan-
zer bestehen aus etwa 13” breiten und sehr dicken, meistens sechs-
seitigen Stücken, welche mit breiten, rosettenförmigen Rändern
an einander gränzen und auf ihrer unteren (inneren) Fläche flach
vertieft sind. |
+ 9. G. Hoplophorus Lund. (ör%ov, Waffe; g0gw, tragen.)
Mit einigen Arten aus Brasilien, etwa von der Gröfse eines
Ochsen, nähert er sich durch das abwärtsgehende Ende des Joch-
bogens und die plumpe Gestalt den Megatherien, durch seine ver-
kürzten Fülse aber dem Glyptodon und war, wie diese Gattung,
mit einem ähnlichen Panzer bedeckt. (Pictet, p. 229.)
+ 10. G. Pachytherium Lund. (zuyvs, dick; 97oiov,
wildes Thier.)
Ist nur unvollkommen gekannt.
+ 11. G. Chlamydotherium Lund, früher Oryctotherium ”)
(xAauvs, ein Reiterrock; $notov, wildes Thier.)
In der Bildung der Knochen und des Panzers, sowie auch
durch das Vorhandensein kleiner Schneidezähne dem Armadill ähn-
*) Später brauchte Harlan diesen Namen für einen andern Edentaten
30 SÄUGETHIERE.
lich, durch die Backenzähne aber an die Faulthiere und Mega-
therien erinnernd, bildet es mit seinen 2 brasilianischen Arten,
wovon die eine an Gröfse dem gröfsten Rinozeros gleicht, einen
Uebergang zu der jetzt noch lebenden Gattung:
12. G. Dasypus L. Gürtelthier, Armadill, Tatu,
von welcher Lund mehrere in Brasilien gefundene fossile Arten
‚anführt, die den dort noch lebenden Arten ähnlich sind.
Die aus dem Sande der Auvergne cilirte Art und D. mazimus
und antiquus, 2 grolse fossile Arten aus Nordamerika, gehören, nach
Pictet, wohl zu anderen Gattungen.
+13. G. Euryodon Lund. (edoög breit; öd@v, Zahn.) und
+ 14. G. Heterodon Lund. (Ereoog verschieden; ödwv, Zahn.)
weichen von Dasypus durch einige Veränderung in der Zahnbild-
ung ab. \
Auch die Ameisenfresser oder Myrmecophaga fehlten
nicht in der früheren Welt, und sie sind nach Pictet die ein-
zigen Edentaten, von welchen man wahrscheinlich fossile Reste
auch in Europa fand. Diese bestehen in einem Klauengliede aus
dem tertiären Sande von Eppelsheim, welches von Cuvier einem
gigantischen Pangolin (Schuppenthier, Manis L.) zugeschrieben
wurde, nach Kaup jedoch vielleicht zu dem Deinotherium gehört
und von Lartet mit einigen bei Sansans im D£p. du Gers auf-
gefundenen Ueberbleibseln zu der |
+ 15. G. Macrotherium Lartet (uaxgög, grols; $noior,
wildes Thier.)
erhoben wurde, deren Klauen demnach denen des Schuppenthie-
res glichen und deren Zähne ohne Wurzeln und Email wie bei
den Faulthieren waren. (Pictet, p. 253. tb. 8. f. 3.)
+ 16. G. Glossotherium Owen. (yAwooo, Zunge; Ynolov,
wildes Thier.)
Ist nur nach dem oberen Theile eines Schädels aufgestellt
worden, an welchem der scharfsinnige Anatom Beweise entdeckt zu
haben glaubt, dals die Zunge sehr entwickelt gewesen sei. Owen
fand diesen Schädel in der Banda oriental.
aus dem Missouri, welchen er O. Missouriense nennt. (Leonh. Br. Jahrb.
1843. p. 117.)
DICKHÄUTER, 3l
2. Ordn. Pachydermata. Dickhäuter.
(Vielhufer und Einhufer.)
Wir sehen diese Ordnung während der Zeit der tertiären
und diluvialen Bildungen in Europa eine hochwichtige Rolle spie-
len. An Zahl und Mannichfaltigkeit und selbst auch an Gröfse
die heut noch lebenden Typen bedeutend übertreffend, füllen die
untergegangenen Geschlechter dieser Ordnung fühlbare Lücken aus,
welche nicht nur zwischen einzelnen lebenden Gattungen, sondern
zwischen ganzen Ordnungen der lebenden Säugethiere stattfinden.
Sie erschienen in Europa gleich mit Beginn der Tertiär-
epoche, also früher noch als die Raubthiere, deren späteres Auf-
treten, wie Germar sehr pafsend bemerkt, schon das Vorhandensein
einer grölseren Anzahl von Thieren voraussetzte.. Wollte man
hieraus einen Schlufs für das Alter der knochenführenden Bild-
ungen Nordamerikas ziehen, in welchen, nach Koch, die Raub-
thiere gänzlich zu fehlen scheinen, so würde es der sein, dafs
jener Erdtheil erst später als die alte Welt von Säugethieren be-
völkert worden sei.
1. Fam. BRüsselthiere.
Ein langer Rüssel, grolse Stolszähne, emailirte Backenzähne
mit einer breiten Kaufläche, und fünf von einer dicken Haut um-
hüllete Zehen an allen Fülsen, aus welcher nur die hufartigen
Nägel hervorragen, sind Charaktere, welche die einzige noch le-
bende Gattung dieser Familie, Elephant, mit den jetzt ausgestor-
benen verwandten Geschlechtern gemein zu haben scheint.
1. G. Elephas L. Elephant.
Die Backenzähne bestehen aus verticalen Leisten, von denen
eine jede aus Knochensubstanz und aus einer dieselbe umgeben-
den Schicht von Email gebildet ist, welche durch ein steini-
ges Cäment mit einander verbunden sind. Diese Zähne, welche
sich durch das Kauen, und zwar vorn am mehrsten, bedeutend
abnutzen, werden durch neue, von hinten hervortretende, wieder
ersetzt, so dafs man auf einer Seite des Kiefers bald einen Zahn,
bald zwei Zähne antrifft. Ueber die Bildung dieser Zähne s. wei-
ter unten bei Mastodon.
E. primigenius Blumenb. Mammuth. Mammont. — H.
v. Mey., Pal. p. 64. — E. mammonteus Cuv. Fischer, Oryctogr. du Gouv.
de Moscou. 1837. tb. 1. — Eichwald, de Pecorum et Pachyderm. comm.,
Act. Ac. C. Leop. Nat. Cur. Vol. 17. tb. 52. Hiernach Taf. II. Fig.
2, in & natürlicher Gröfse.
32 SÄUGETINERR.
Der Mammuth war wenig gröfser als der noch lebende asiatische
Elephant, welchem er übrigens auch am nächsten verwandt war. Wesent-
liche . Unterschiede. von diesem finden sich jedoch in dem Bau seines
Kopfes... Es liegt nämlich der Jochbogen gegen die Längenaxe des
Kopfes viel schiefer, und der Unterkiefer ist vorn gerundeter und
stumpfer als bei dem lebenden Elephanten. Die Backzähne sind aus
einer . grölseren Anzahl von Leisten zusammengesetzt, die Höhlungen,
in welchen die Stolszähne salsen, sind tiefer, und die Stofszähne selbst
sind länger und ihre Krümmung macht, anstatt in eine Ebene zu fallen,
eine schwach spiralförmige Biegung.
Ein fast noch unversehrtes Mammuth wurde 1799 an dem: Aus-
flusse der Lena, in einer ungewöhnlich aussehenden Eisscholle ent-
deckt. Das Eis schmolz in dem Laufe der Zeit darüber hinweg,
und es zeigte sich später, dafs man hier mit einem Mammuth zu
thun ‚habe, das noch mit Fleisch, Haut und Haaren bedeckt war. Als
Adams 1806 das, was Füchse, Eisbären und andere Raubihiere da-
von noch übrig gelassen hatten,’ sammelte, zeigte es sich, dafs diefs
Thier ein kurzes, hellgelbes Wollhaar und ein braunes, 12 — 15
Zoll langes, gerades Haar, welches letztere eine Mähne bildete, ge-
tragen hatte. Das Skelett, welches aufser den Stofszähnen, die früher
aus Unkenninifs des kostbaren Fundes abgesägt worden waren und einer
Beschädigung an dem einen Fulse vollständig ist, ziert jetzt das Pe-
tersburger Museum.
Ein glücklicher Zufall führte im Februar 1841 zu einer ganz ähn-
lichen Entdeckung, indem Motschulsky an den Ufern .des Tas ebenfalls
einen vollständigen Mammuth mit Fleisch, Haut und Haaren in der vom
Wasser losgespülten, gefrorenen Erde auffand, wovon die Reste durch
die Bemühungen des Staatsrathes Ladyschevsky nach Tobolsk geschafft
worden sind. Darin soll sogar der Magen mit einigen zurückgeblie-
benen Nahrungsstoffen noch erhalien gewesen sein. (Leipz. Zeit. 1843,
No. 121.) | |
Aus der Körperbedeckung dieses Thieres geht aber hervor, dafs der
Mammuth nicht für ein warmes , sondern für ein kaltes Klima bestimmt-
war, wofür auch die ungemein häufigen Reste sprechen, welche in
nördlichen Gegenden, besonders in‘ Sibirien, davon aufgefunden wor-
den. Stofszähne sieht man dort so häufig, dafs man. annehmen kann,
dafs 3 des im Handel vorkommenden Elfenbeines von Mammuthen her-
stamme. Darüber aber, dafs diese Thiere wirklich in jenen Gegenden ge-
lebt haben und nicht erst durch Wasserfluthungen hingeführt seien, läfst
die gute Erhaltung der Knochen und ganzer Skelette kaum einen Zweifel
mehr übrig. |
DICKHÄUTER. 33
1817 entdeckte Kotzebue Mammuthknochen in den im atlantischen
Meere umhergetriebenen Eisschollen. Ueberhaupt aber gehören die Reste
der Mammuüthe zu den häufigsten Erscheinungen im Gebiete des Diluviums.
Man kennt’ sie aus Europa (Deutschland, England, Frankreich),
Asien und Nordamerika. Je weiter nach Norden man vorschreitet, um
so mehr nimmt, nach Koch’s Mittheilungen, in Amerika das Mammuth
vor allen anderen Zeitgenossen die Oberhand. Ausgezeichnete Fundgru-
ben für Deutschland sind Thiede, Canstadt und Burgtonna. Germar
fand Kiefern und Zähne bei Westeregeln und Halle, v. Braun bei Bern-
burg *), v. Holger einen Backzahn bei Eggenburg in Oesterreich, Glocker
in Mähren, ‘und bei Gernsheim wurde 1844 aus dem Rheine ein Unter-
kiefer gefischt. Sein Gewicht betrug 53 Pfund, und ein Backzahn
daran war 1“ lang und 33° breit. (Nürnb. Corr. 206. 1844.)
E. priscus Goldf. — v. Meyer p. 69.
Er gleicht durch die rautenförmige Bildung der Schmelzleisten
mehr dem afrikanischen Elephanten.
Im. Diluvium am Rhein, bei Thiede und Wittenberg.
Es werden noch andere Arten genannt, deren Bestimmung in-
dessen weniger sicher ist.
Guyon sammelte fossile Reste von Elephanten in Algerien, und
Cautley und. Falconer in den jungen tertiären Schichten am Fufse des
Himalaya.
+ 2. G. Mastodon“*) Cuv. Zitzenzahn. Mastotherium
Fisch. (uoorog, Zitze; ödwv, Zahn).
Während die Backenzähne der Elephanten aus einzelnen mit
‚einer Lage von Schmelz bedeckten Platten oder ‚Leisten bestehen,
welche durch einen steinigen Cäment (Crusta petrosa) zusammen
verkittet werden, so zeigen die der mastodonartigen Thiere nur
eine Knochensubstanz (Elfenbein), ihre Krone ist mit einer dicken
Schmelzschicht und nur die Wurzel mit einer steinigen Schicht
(Crusta petrosa ===) bekleidet, welche nach Koch dem Cämente
*) Vergl. auch Gäa v. Sachsen. p. 136.
**) Ich folge bei der Auseinandersetzung der Gattungen Mastodon, Te-
tracaulodon, Dinotherium und Missourium den Ansichten des Herrn Dr.
Koch, welche derselbe vor seiner Abreise nach Amerika im Mai 1844 mir
noch mitzutheilen die Güte hatte; denn diese Thiere sind es gerade, auf
deren Studium der unermüdliche Koch die gröfste Sorgfalt verwendet hat.
Die Richtigkeit der Koch’schen Ansichten wird auch durch Grant bestätigt.
(Lond. Dubl. Edinb. phil. Mag. 1843. p. 464.)
*k*) Ueber die Zusammensetzung der Crusta petrosa s. Bischoff in Leonh.
Br. Jahrb. 1842. p. 147.
Geinitz, Versteinerungskunde, 3
34 SÄUGETHIERE.
zwischen den einzelnen Leisten des Mammuthzahnes entspricht.
Die Krone der ersteren Zähne hat im Querschnitte mehr eine ver-
längert eiförmige, die der lefzieren mehr eine verlängert viereckige
Form. ‚In Bezug auf das Hervortreten neuer Zähne befolgen beide
dasselbe Gesetz. Es bilden sich nämlich die neuen Zähne in
Kapseln, welche sich im hinteren Theile des Kiefers vorfinden,
und treten sofort hervor, wenn die älteren Zähne durch den Ge-
brauch nutzlos geworden sind und aus dem Kiefer herausfallen,
so dafs es diesen Thieren, welche zu einem langen ‘Leben be-
stimmt waren, nie an dem nöthigen Gebisse fehlen konnte.
Die Elephanten erhalten nach und nach auf jeder Seite des
Kiefers S, im Ganzen also 32 Backenzähne, Alastodon und Te-
tracaulodon aber 6, und im Ganzen daher nur 24.
So lange der Elephant noch saugt, sind auf jeder Seite je-
des Kiefers nur 3 Zähne vorhanden, von denen aber nur 2 sicht-
bar sind, während der dritte in der Kapsel verborgen ist. Mit
dem zunehmenden Alter erhält das Thier noch 5 andere Zähne;
immer jedoch findet man höchstens 2 auf jeder Seite in Gebrauch,
da der nächstfolgende noch in der Kapsel eingeschlossen und in
seiner Bildung begriffen ist. Aeltere Individuen lassen nur einen
ausgebildeten Zahn auf jeder Seite des Kiefers erkennen.
Mastodon und. Tetracaulodon erhalten zuerst 2 Milchzähne,
welchen mit zunehmendem Alter nach und nach 3 andere Zähne
und im alten Zustande ein sechsler. folgen.
Bei Mastodon nehmen die Zähne an Grölse zu, von dem
ersten bis zum sechsten. Die Milchzähne sind vorn, die letzten,
Zähne umgekehrt hinten am schmälsten. -Die Zähne des Ober-
kiefers sind breiter und kürzer als die des Unterkiefers und haben,
mit Ausnahme des M. Cuvieri, eine Abtheilung weniger als die
letzteren. Es zerfallen die Zähne nämlich in mehrere quere Haupt-
abtheilungen, welche der Länge nach durch eine starke Vertiefung
in eine doppelte Menge warzenförmiger Erhöhungen getrennt wer-
den, denen auf der unteren Seite ebenso viele Wurzelenden ent-
sprechen. Ebenso ist auch die Gestalt der Zähne des Tetra-
caulodon, welche Gattung wiederholt mit Masiodon vereinigt worden
ist; Koch zeigte jedoch, dafs an dem hinteren Ende der Zahnkrone
eines wirklichen Mastodon noch ein hackenförmiger Ansatz vor-
handen ist, welchem gleichfalls ein Wurzelende entspricht.
Mastodon hat nur im Oberkiefer 2 Stofszähne von Elfen-
bein, die mit einer dünnen Lage der steinigen Kruste bedecks
DICKHÄUTER. 35
werden; Tetracaulodon hatte aber auch noch im ee
2 kleine Stolszähne. td
Mastodon giganteus Cuv. — Taf. Il. Fig. 3. D- — M. mazimus
Cuv.; Mammonth Ohioticum Blumenb.; Amerikanischer Mammuth: Ohio-
Thier; Harpagmotherium Canadense Fisch.; Fleischfressender Elephant
Hunter.
«oh. v2 Mey. 9270. — Br. Detk.' p: 1235. tb. 2.
Die Krone seiner ersten beiden Milchzähne ist etwas länger als
breit und zerfällt durch eine Längs- und eine Quer-Vertiefung in 2 zwei-
warzige Haupterhöhungen, und an beiden Enden befindet sich daran
noch der kleine höckerförmige Ansatz. Die 3 nachfolgenden Zähne
zerfallen in 3, der sechste Zahn in 4 und im Unterkiefer sogar in
5 zweiwarzige Hauptabtheilungen. Der höckerförmige ' Ansatz ist an
dem letzten Zahne am grölsten.
Ein vollkommenes Skelett davon ist in Philadelphia, welches Koch
untersuchte, und ein anderes in Baltimore. Es hat bei dem ersten
Anblicke mit dem eines Elephanten grolse Aehnlichkeit, doch ist es
noch robuster als jenes gebaut, indem alle einzelnen Knochen des Masto-
don kürzer und dicker sind. Die Augen des Thieres waren klein, die
Geruchsorgane hingegen sehr ausgebildet. Aus der Beschaffenheit der
Zähne schliefst Koch, dafs seine Hauptnahrung in Baumzweigen, Rohr
und anderen Pflanzen bestanden habe, welche es sich, wie der Elephant,
durch seinen langen Rüssel verschaffte. Diefs stimmt allerdings auch
mit dem Vorkommen seiner Ueberreste, welche am häufigsten in einer
sumpfigen Gegend des Staates Kentucky, welche den Namen Big-Bone
Lick führt, gefunden werden, so dafs es wahrscheinlich einst die Moräste
und Urwälder der vereinigten Staaten Nordamerikas, besonders Ken-
tucky und Ohio, bewohnt hat.
M. angustidens Cuv., v. Mey. p. 71.; Br. Leth. p. 1238.
Die Zähne. sind verhältnifsmäfsig viel schmäler und länger als
die der vorigen Art; der erste Milchzahn besitzt noch 2, der zweite
hingegen schon 3 Hauptabtheilungen. Bei ihrer Abnutzung stellen die
Warzen Flächen von der Form eines dreiblätterigen Kleeblaltes dar.
Man hat ihn öfters in tertiären Schichten des südlichen Frank-
reichs, Deutschlands’ und der Schweiz gefunden, nach Koch scheint
aber sein Lieblingsaufenthalt Brasilien gewesen zu sein.
M. longirostris Kaup, Atlas aux oss. foss. lor. 3. tb. 16 — 18.
Hiernach: Taf. II. Fig. 4. (3). — Br. Leth. p. 1237. tb. 43. 5. —
M. Avernensis Croiz. et Job. il
Diese Art mochte die Höhe von 11’ und die Länge von 18° erreicht
haben. Ihre Backzähne waren noch schmäler als die der vorigen
3%
36 SÄUGETHIERE.
Art, an der Krone in mehr Querabtheilungen zerlegt, und die ein-
zelnen Warzen zeigten nach ihrer Abnutzung ähnliche Kleeblatiflächen
wie bei der vorigen.
In mittleren tertiären Bildungen von Eppelsheim bei Mainz, Georgens-
gmünd, in jüngeren am Puy-de-Döme in der Auvergne und zu Sansans.
Koch unterscheidet, aufser den von H. v. Meyer aufgeführten
Arten, noch:
M. Cuvieri Hays und M. rugadens Koch, eine noch un-
beschriebene Art, welche beide aus der Nähe des Missouri stammen.
Der Name der letzteren Art ist wegen der dichtstehenden kleinen Falten
gewählt, welche das ganze Email überdecken.
+ 3. G@. Tetracaulodon Godman. (Tirea, vier; zaviög, Stiel;
odwv, Zahn).
Der vorigen Gattung höchst ähnlich, allein mit 2. kleinen
Stolszähnen im Ober- und im Unterkiefer und Backenzähnen ohne
einen hackenförmigen Anhang (s. u. Mastodon). Nach Koch ist
der Unterschied beider Geschlechter auch durch mikroskopische
Untersuchungen ihrer Fangzähne dargethan worden. Diese Stofs-
zähne (Fang- oder Schneidezähne) tragen unverkennbare Spuren,
dafs sie beim Wühlen zum Ausroden der Nahrungsmittel gebraucht
worden ‚sind. Von feinem Elfenbein gebildet, siecken sie fast
bis zur Hälfte in der Kinnlade verborgen, so dafs sie mit grolser
Kraftäufserung angewandt werden konnten, und sind an ihren freien ‘
Theilen, von der Mitte an bis zu dem äufsersten Ende, mit einer
sehr dicken steinigen Rinde (crusta peirosa) bedeckt. Es scheint
daher, als haben diese Thiere die früheren Binnenseeen und grö-
fseren Flüsse bewohnt und an deren schattigen Ufern von den
dort wachsenden Wurzeln, Knollen und üppigen Gewächsen aller
Art sich genährt. Koch schliefst aus einem Unterkiefer, welchen er
auffand, dafs die weiblichen Individuen des Teiracaulodon zu der
Zeit ohngefähr, wo sie den zweiten Milchzahn verloren, auch die
Stofszähne im Unterkiefer eingebüfst haben.
T. Godmani Hays. Diefs ist die Art, welche von vielen Sei-
ten für identisch mit Mastodon. giganteus und zwar für ein junges In-
dividuum ' desselben gehalten worden ist.
Die Stofszähne des Unterkiefers sind nur 4 ihrer Länge äufser-
lich sichtbar. Sie laufen ganz geradlinig und nach beiden Enden spitz
zu. Das Wurzelende ist ohne Markhöhle und statt dieser erkennt man
hier nur eine Oeffnung von der Dicke einer Stecknadel, welche. den
DICKHÄUTER. 37
Zahnnerv empfing. Das entgegengeseizte emailirte Ende des Zahnes ist
etwas kolbenartig. Die oberen Stofszähne biegen sich hingegen von
oben nach unten und nach der Seite. An den Spitzen dieser 4 Zähne
zeigt sich durch Abreibung der härteren Rinde ihr langer Gebrauch.
‘ Im Diluvium ‘oder in vielleicht noch jüngeren Gebilden von New-
York und Missouri.
T. Kochii Grant. Von dieser einen Art entdeckte Koch 3
alte Individuen und 1 Junges in Missouri. Sie besitzt ebenfalls 2 Stofs-
zähne im ‘Oberkiefer, aber nur einen (?) etwas links stehenden im
Unterkiefer, und sollte daher eher Trecaulodon heilsen. Die oberen
sind an ihrem hervorragenden Theile kolbig und am Wurzelende spiiz;
der untere ist überall fast von gleicher Dicke und hat eine sehr grolse
Markhöhle. Allen 3 Zähnen fehlt die Email-Schicht, und sie sind nur
mit einer dicken Lage der steinigen Kruste bedeckt.
T. Haysii Grant, aus ähnlichen Bildungen Nordamerikas wie
die vorigen beiden, steht dem Denotherium am nächsten.
Die oberen Stofszähne sind gerade und in der Mitte ihrer Länge
am dicksten. Alveolen im Unterkiefer zeigen, dafs die unteren zu-
sammengedrückt waren und sich abwärts bogen. Statt der Emailschicht
sind die ersteren auch nur mit jener steinigen Rinde bedeckt. Die
Krone der Backenzähne ist jedoch emailirt.
“aba tapiroides Koch, wurde 1840 und
T. Bucklandi Grant, 1842 von Koch im Missouri - Staate entdeckt.
r74.G. Dinotiherium (Deinotherium) Kaup. — Taf. Il. Fig. 7.
(dewös, fürchterlich; 97oiov, wildes Thier).
Diese von Klipstein “) im tertiären Sande von Eppelsheim ent-
deckte Gattung weicht durch ihre zwei grolsen, abwärts; und
rückwärts gebogenen Stolszähne im Unterkiefer so sehr
von den bisher bekannten Thierformen ab,, dafs die Ansichten,
ob Dinotherium ein. Land- oder Wasserthier war, noch ‚immer
getheilt sind.. Kaup rechnet es den Landthieren zu und vermuthet,
dafs die von Cuvier einem gigantischen Pangolin ”")_ zugeschrie-
bene Klaue von Deinotherium herrühre, _ Nach seiner, ‚Ansicht
mochte das Thier die Gestalt haben, wie es Taf. I. Fig. 7 zeigt,
und ihm. scheint seine Lebensart die gewesen zu sein, dafs es
sich auf der Erde langsam fortbewegte und mit den ungeheueren
x) Beschreibung u. Abbild. von dem in Rheinhessen aufgefundenen co-
lossalen Schädel des Dinotherii gigantei, von Eu u. Kaup. Darın-
stadt. 1836.
**) S. u. Ameisenfresser.
38 SÄUGETTHIERE.
Stofszähnen die Erde nach Wurzeln und Knollen aufwühlte, um
dieselben mit seinem Rüssel zum Munde zu führen.
Nach Buckland war es ein Wasserthier, wofür der wallfisch-
ähnliche Bau seines Hinterkopfes spricht. Pictet bildet das-
selbe hiernach in seiner Paleontologie auf Pl. 16 mit einem wall-
fischartigen Körper ab und rechnet es zu den pflanzenfressenden
Fischsäugethieren.
Durch Arten der vorigen Gattung bestimmt jedoch Koch wohl
mit allem Rechte als Siellung des Deinotherium die, welche es
hier. einnimmt.
D. giganteum Kaup. All. aux Oss. foss. livr. 1. tb. 1—)5.
Hiernach: Taf. II. Fig. 5 und 6, Backzähne; 7, ideale Zeichnung nach
Kaup. — Br. Leth. p. 1231. — Dieser Art gehört der ausgezeich-
nete Schädel von 3’, Pariser Länge an, welcher 1836 in Eppels-
heim ausgegraben wurde. Er zeichnet sich, nach Kaup, durch die un-
geheueren Schläfengruben, welche mit einem gewaltigen Schläfenmus-
kel zur Bewegung des kolossalen Unterkiefers erfüllt gewesen waren;
durch kleine nach hinten sich‘ öffnende, über den beiden vorderen
Backzähnen liegende Augenhöhlen; durch schwache Jochbeine und eine
ungeheuere Grube für den Rüssel; durch 2 ganz hinten und hoch lie-
gende Gelenkköpfe für den Atlas; durch Mangel der Nasenbeine; kurze
Stirnbeine und eine quere Hinterhauptsgrube, die vielleicht auch zur
Aufnahme eines den grofsen Rüssel des Thieres bewegenden Muskels
diente, vorzüglich aus. j
Das Denotherium scheint im ganzen 24 Backenzähne gehabt zu
haben, von denen jederseits 5 stehen, vor welchen aber ein ande-
rer wahrscheinlich schon ausfiel. Ihre Krone hat eine viereckige
oder länglich viereckige Gestalt, und ist in 2, bei dem zweiten obe-
ren Milchzahne und dem dritten, mittleren Backzahne in 3 dachförmige
Quererhöhungen abgetheilt, deren Schärfe gekerbt ist.
Das Thier mag zum grölsten Theile in Binnenseeen oder grö-
fseren Flüssen, ähnlich dem Tapir, wohin es auch Cuvier stellte,
gelebt und seine Nahrung in Wurzeln, Knollen und Wassergewäch-
sen bestanden haben, indem ein Unterkiefer von so bedeutendem
Gewichte, welches durch 2 grofse Stofszähne noch vermehrt wurde,
einem Landthiere nur Beschwerde und Hindernifs sein mufste. Es
mochten aber seine Stofszähne nicht nur zum Ausroden der Nahrung
dienen, sondern wohl auch als furchtbare Waffe und als Anker, so
dals sich das schwimmende Thier mit ihnen an dem Ufer einhakte,
um ohne Gefahr schlafen und athmen oder sich besser an das Land
ziehen zu können. |
DICKHÄUTER. 39
Aufser Eppelsheim hat man Zähne und Knochen im ‚Sülswasser-
kalke des Gers-Dept. bei Auch und bei Sansans gefunden, im Tegel bei
Wien, in. tertiären Schichten der Schweiz, in den Bohnengruben Wür-
tembergs und im Thone über der Braunkohle bei Altenburg.
Dem D. medium Kaup von Eppelsheim und D. Bavaricum v. Mey.,
ebendaher, aus Baiern und Frankreich, wurde von Koch noch eine
vierte Art, D. angustidens Koch, aus Ostindien hinzugefügt, von wo
ein Unterkiefer im brittischen Museum und ein halber Unterkiefer in
den Händen des Herrn Kammerherrn v. Ende in Dresden sich befindet.
D. australe nannte Owen eine fossile Art aus Australien.
+5. G. Missourium Koch.
Einzige Art; M. theristocaulodon Koch. — Taf. 1. Fig. 1.
Aus Diluviam oder Alluvium im Staate Missouri.
Dies ist das gröfste unter allen bis jetzt bekannten fossilen Säuge-
thieren, 30° lang und 15° hoch. Es mochte noch an dem. Anfange
unserer jetzigen Weltepoche gelebt haben, da Dr. Koch unter diesem
Gerippe eine Pfeilspitze fand, welche aus Feuerstein gearbeitet und
denen sehr ähnlich ist, welcher die Indianer sich jetzt noch bedienen.
Im Allgemeinen ist diels Skelett dem eines Teiracaulodon höchst
ähnlich, weflshalb es, sowie Tetracaulodon selbst, von Owen für ein
Mastodon giganteum gehalten worden ist”).
Zahl und Form der Backenzähne ist fast gänzlich wie bei Teira-
caulodon, nur sind sie relativ kleiner und mit einer dickeren Lage
von Email bedeckt. Wesentlich weicht es jedoch davon ab durch 2
ungeheuere (10° lange) Stofs- oder Fangzähne im Oberkiefer, welche
viel fester und tiefer in dem Kiefer eingesetzt sind als bei Mastodon
und dem Elephanten. Die steinige Rinde, welche dieselben bedeckt,
ist hier über $3” dick, bei dem Mastodon kaum 15“. Ganz eigen-
thümlich ist auch die horizontale Krümmung dieser Zähne, welche
“englische Anatomen einer zufälligen ovalen Verdrückung zuschrieben.
Ist diese aber schon bei der Gestalt des Zahnes, dessen Querschnitt
63” hoch und 6” breit ist, nicht wohl anzunehmen, so versichert auch
Koch, dafs er bei dem Ausgraben den rechten Zahn noch ganz un-
versehrt in dem Schädel habe sitzen sehen und dafs derselbe: erst in
St. Lowis durch einen unglücklichen ‚Fall abgebrochen sei.
‘u Der ganze Bau des Hissouriums weist, nach Koch, darauf hin,
dafs es mehr in dem Wasser als auf dem Lande gelebt hat. Der
Kopf ist sehr flach, dem des Nilpferdes ähnlich und war, anstatt mit
*) London, Edinb., Dubl. Phil. Mag. 1843. p. 56. etc.
40 SÄUGETHIERE.
einem Rüssel, vermuthlich nur mit einer verlängerten Schnauze ver-
sehen. Der erste Halswirbel besitzt mächtige Querfortsätze. Die
- vorderen Rückenwirbel haben Dornfortsätze von 18—27’” Länge. Die
Rippen sind verhältnifsmälsig dünn und kurz und stehen mit. ihren schar-
fen Kanten nach- innen und aufsen. Das Schulterblatt ist 3° 1“ lang
und 2’ 7” breit; der Schulterknochen 3° 5% lang und der Umfang
seines dicksten Theiles beträgt 3° 3“. ;
Alle Knochen des M. endlich, die Wirbel nur ausgenommen, zei-
gen keine Markhöhlen, sondern nur eine knöcherne zellige Masse,
welche im lebenden Thier wahrscheinlich mit Fett erfüllt war.
Nach dem geringen Raume für das Gehirn zu schliefsen, mufste
das M. ein träges Thier sein, welches sich nur wenig bewegt zu haben
scheint und mit seinen Sichelzähnen eine grolse Menge Rohr oder andere
Gewächse, die es zu seiner Nahrung brauchte, auf einmal zusammen-
raffte. Letztere dienten ihm ferner zum Bahnen des Weges durch dicht
stehendes Rohr, zum Schutz für seine Augen und seine dünnen Rippen,
sowie auch zum Ankern am Ufer.
2. Fam. Eigentliche Dickhäuter.
Stofszähne fehlen, und die Füfse sind 4-, 3- oder 2zehig.
Sie spielen schon am Anfange der tertiären Epoche eine wichtige
Rolle. y
6. G. Hippopotamus L. Flufspferd. Nilpferd.
Plumpe. Thiere mit fast gleich langen Gliedmafsen, 4zehigen
Füfsen und # Backz. Die vorderen derselben sind kegelförmig, die
hinteren grölseren sind aus 2 Paaren dreiseitiger Zacken gebildet,
welche durch Abnutzung kleeblattförmige Kauflächen entstehen las-
sen (Taf. IV. Fig. 11.). Die Eckzähne im Oberkiefer sind gerade,
die im Unterkiefer rückwärts gekrümmt und sehr dick.‘ Vdz. 3,
die oberen kegelförmig und zurückgekrümmt, die unteren lang,
eylindrisch, gerade und liegen fast horizontal.
Die einzige lebende Art, das Flufspferd, ist nur auf Afrika
beschränkt, wo es die Flüsse bewohnt, 2 fossile Arten waren
über einen grofsen Theil von Europa verbreitet.
H. major Cuv. v. Mey. p. 73; Keferst. p. 21i; Br. Leth. p.
1218. tb. 46. f. 1. — Hiernach ein hinterer Backzalın Taf. IV. Fig. 11. (2)
Es war wenig grölser als die lebende Art, hatte jedoch etwas
niedrigere Beine.
In den jüngsten tertiären Bildungen am Puy-de-Döme, im Dilu-
vium von England, Frankreich, Italien und Sicilien, und nach Kefer-
stein auch in Deutschland. |
DICKHÄUTER. 41
H. minutus Cuv., aus der Knochenbreccie von Dax, hatte die
Gröfse eines Ebers. |
Zwei Arten aus den Siwalikbergen, mit $ Vdz. und # Bekz.,
vereinigen Cautley und Falconer zu der er Besapihl
todon. (Wiegm. Arch. 1839. Bd. 2. p. 413.)
+ T. G. Potamohippos Jäger.
Aus den Bohnerzgruben Würtembergs, ist nach wenigen Zäh-
nen bestimmt, welche denen des Hippopotamus am ähnlichsten sind.
(Jäg. Foss. Säugeth. Würt. tb. 4. f. 51. 52. 64—75.) |
8. G. Sus L. Schwein. Cochon.
Vdz. &; Eckz. j, dreikantig; Bckz. 7.
Fossile Reste kennt man nur aus den jüngeren tertiären und
diluvialen Schichten.
S. palaeochoerus Kaup. Atl. aus Oss. foss. lior. 2. tb. 9.
f- 1 —46. — Taf. IV. Fig. 9, Backzahn nach Jäger, foss. Säug. Würt.
tb. 10. f. 27. Ihre Backzähne sind durch den gekerbten Rand, wel-
cher die Höcker. umgiebt, leicht kenntlich.
Aufserdem kennt man noch mehrere Arten aus dem Sande von Eppels-
heim, am Puy-de-Döme u. v. a. O. Die aus den Knochenhöhlen von Deutsch-
land, Frankreich und England, aus der Knochenbreccie und den Torfmooren
bekannten Reste scheinen dem wilden Schweine $. scrofa anzugehören.
Cautley und Falconer trennen die in tertiären Lagen am Hi-
malaya gefundenen Reste unter dem Namen Chaerotherium von
Sus ab.
9. G. Dicotyles Cuv. — Pekari.
Zwei Arten leben noch in Südamerika, mehrere fossile zeigt
Lund aus Brasiliens Höhlen an.
+ 10. G. Choeropotamus Cuv. (xoioog, Ferkel; zorauös, Fluls).
#5 Bekz., denen des Nilpferdes ähnlich, indem die hintersten
4 im Quadrate stehende Haupthöcker, aufserdem aber noch einen
kleinen Höcker zwischen den vorderen,‘ einen zwischen den hin-
teren und einen zweilappigen, in der Mitte stehenden zeigen.
C. Parisiensis Cuv., (Br. Leth. p. 1222. tb. 46. f. 5.) um-
falst ein Schädel- und ein Unterkieferstück aus dem Gypse des Mont-
martre und aus tertiären Schichten von. England.
+ 11. 6. Hyotherium H. v. Mey. — Br. Leth. p. 12a
(ös, Schwein; 9oiov, wildes Thier.)
Eine“ Art aus’ tertiären Süfswasserschichten von Georgensgmünd:
H. Sömmeringii v. Mey. (Br. Leth. tb. 46. f. 7.)
42 SÄUGETHIERE.
H. medium H. v. Mey. (Leonh. Jahrb. 1843, p. 385) ist häufig
in Tertiärschichten des Mainzer Beckens.
+ 12. 6. Hyracotherium Owen (üea&, Maus; Inoiov,
| wildes Thier).
Zwei Arten, aus dem tertiären London-Thone und zu NET
in Suffolk. (Pictet, Pal. p. 258.)
+ 13. G. Anihracotherium Cuv. Kohlenthier (av$oas,
Kohle; Inetov, wildes Thier).
Bekz. 7, von denen die unteren mit stumpf kegelförmigen,
jedoch nicht gerundeten Spitzen, die oberen viereckigen mit 4
stumpfen Haupterhöhungen und einer verschiedenen Anzahl von
kleinen Erhöhungen versehen sind. Eckz. denen des Tapir ähn-
lich; die 4 unteren Vdz., wie bei dem Schweine, nach vorn
liegend. (Pictet, p. 259.)
Man kennt von dieser Gattung mehrere Arten, welche den
tertiären Gypsen und Braunkohlen angehören.
A. Alsaticum Cuv. — Taf. IV. Fig. 12. (Der zweite Backzahn
des Unterkiefers nach Br. Leth. tb. 46. Fig. 4, aus einem Braunkoh-
lenlager von Böchelbrunn im Elsafs.)
Andere Arten kommen in der Braunkohle von Cadibona im Pie-
montesischen, in der Auvergne und in Bengalen vor.
Vor kurzem wurde der letzte Unterkieferzahn einer Art in der
Braunkohle zu Rott, östlich des Siebengebirges, entdeckt. (Leipz. Zeit.
1844. No. 188.)
14. G. Rhinoceros L. Nashorn. — Aceratherium Kaup. —
Coelodonta Bronn.
Vdz. verschieden, Eckz. fehlen, Bekz. $#. Diese sind, aufser
dem dreiseitigen hintersten Zahne, vierseitig und fast quadratisch.
Ihre eigenthümliche Gestalt geht aus den Abbildungen auf Taf. Ill.
hinreichend klar hervor. Der lange Schädel steigt nach hinten
zu allmählig empor und fällt hinten wieder senkrecht ab. Die von
den Zwischenkieferbeinen seitlich getrennten Nasenbeine sind lang
und stark, oben gewölbt und vereinigt, und tragen 1—2 aus
Haarsubstanz gebildete Hörner. Fülse dreizehig, aufser bei R. in-
cisivus, dessen Vorderfülse vierzehig sind. Nur Asien und Afrika
beherberget die noch lebenden :Arten, in ‘der jüngeren Tertiär-
und in der Diluvialzeit hingegen spielten die fossilen Rhinoceros-
Arten auch in Europa eine mächtige Rolle, und hatten so ziem-
lich dieselbe Verbreitung wie der Mammuth.
DICKHÄUTER. 43
Köpfe fossiler Rhinoceros-Arten hielt man lange für die
Köpfe des Greifen, Gryphus antiquitatis Schubert, und die Hör-
ner des Nashorns wurden für die Klauen dieses fabelhaften Vogels
gehalten, welche Ansicht jedoch von Fischer widerlegt worden ist ").
R. tichorhinus Cuv. — Taf. II. Fig. 5, 9, 10, 11, 2. —
R. antiquilatis Blum. R. Pallasiü Desm. — Fischer, Oryct. du Gouv.
de Moscou. tb. 2 u. 3. — Br. Leth. p. 1211. tb. 43. f. 7. tb. 47. f. 3. —
Schon im Jahre 1771 wurde im gefrorenen Sande am Ufer des
Flusses Wilhui bei Irkuzk, ein vollständiges Cadaver dieser Art gefun-
den, von welchem Pallas berichtet, dafs es mit langem Haare, beson-
ders an Kopf und Fülsen, bedeckt gewesen sei. Daher mochte auch
dieses Thier, gleich dem Mammuthe, mehr für nördlichere als südlichere
Gegenden bestimmt sein. Es war dem afrikanischen Nashorn ähnlich
und trug, wie dieses, zwei lange Hörner. Von allen anderen fossilen
und lebenden Arten unterschied es sich vorzüglich durch die Bildung
des Nasenbeines, welches sich in der Spitze niederbeugt und sich mit
dem vorderen Theile des Oberkiefers verbindet, welcher bei allen an-
deren Arten frei steht. Auch sind die Nasenlöcher durch eine kno-
chenartige Scheidewand von einander getrennt, Die Backzähne ähneln
denen des ostindischen Nashorns; die Schneidezähne, welche noch
unbekannt sind, scheinen sehr bald ausgefallen zu sein oder ganz
zu fehlen.
Sehr verbreitet im Diluvium von Sibirien, England, Deutschland, Ober-
Italien und in den Knochenhöhlen von Franken (Schneiderloch), Sundwich,
England. Ein sehr vollständiges Individuum, von Ober-Gebrau bei Nord-
hausen, ist in dem Halle’schen min. Museum. Die auf Taf. III, abgebil-
deten Zähne wurden bei Oelsnitz im sächs. Voigtlande vom Herrn
v. Gutbier aufgefunden, welchem ich auch die Zeichnungen derselben ver-
danke. Im vorigen Jahre wurden auch Zähne und Knochen im Sande
der Lösnitz bei Dresden entdeckt.
R. Schleiermacherd Kaup. Atl. aur Oss. foss. lor. 3. tb.
10. f! 1. %. 11, 12. f. 1—T7.tb. 13. Hiernach: Taf. Ill. Fig. 6, 7,
Backzahn und Oberschenkel. |
Es steht dem in Sumatra lebenden am nächsten, ist auch zwei-
hörnig und hat % stehen bleibende Schneidezähne. ‘Es übertraf es
jedoch durch seine bedeutendere Gröfse, durch kürzere und stumpfere
Nasenbeine, durch eine‘ scharfkantige Erhöhung auf der Oberfläche des
Schädels über ‘den Schläfengruben u. s. w. Den starken seitlichen
Fortsatz am Oberschenkel zeigt Taf. II. Fig. 7. : In
*) Fischer de Waldheim, sur le Gryphus Antiquitatis. Moscow. 18836.
44 SÄUGETHIERE.
Tertiär bei Eppelsheim, Georgensgmünd, Egeln (n. Germar) und?
in den Bohnerzgruben der würtembergischen Alb,
R. ineisivus Cuv. — Aceratherium incisivum Kaup. Atl. aus
Oss. f. lor. 3. tb. 10. f. 2. und td. 14, 15. — Taf. II. Fig. 8. a,
Backzahn und 8. b, Schneidezahn.
Bei aller Aehnlichkeit mit R. Schleiermacheri, welches jedoch gröfser
ist, mit 3 Schneidezähnen, unterscheidet ‘es sich von diesem durch
glatte, dünne, schmale und Sich emporrichtende Nasenbeine, welche
gar kein Horn trugen, und durch seine vierzehigen Vorderfülse.
Mit der vorigen Art ist sie für die Tegelbildungen der Tertiär-
formation bezeichnend, und kommt, nach Bronn, im Tegelkalke zu
Oppenheim und Budenheim, im Sande von Eppelsheim bei Alzey, zu
Mombach, zu Westeregeln bei Magdeburg, im Wiener Becken, zu
Georgensgmünd bei Nürnberg und in Frankreich zu Sansans im Gers
Dep. u. a. O. vor. 4
Aufser einigen anderen weniger wichtigen Arten, die in Europa
noch vorkommen (H. v. M. Pal. p. 76, 77), wiesen ‚Cautley und Fal-
coner Rhinocerosresie an den Ufern des Jrawadi in oberen tertiären
Schichten am Himalaya, Andere dieselben in diluvialen Bildungen Nord-
amerikas nach.
+ 15. G. Elasmotherium Fischer ($uoue, Platte; Inodlor,
wildes Thier).
Diese Gattung, welche einige Verwandtschaft mit dem Nas-
horn und dem Pferde zeigt, ist nur nach einem ‘halben Unterkiefer
mit 4 Backenzähnen bestimmt. v. Meyer nennt diese Art aus Si-
birien: E. Fischeri, und Fischer einen Zahn aus der Nähe des
caspischen Meeres: E. Keyserlingü.
16. G. Tapirus L. Tapir.
Nase in einen kurzen Rüssel verlängert; vordere Füfse mit
4, hintere mit 3 Zehen; Vdz. $; Eckz. }; Bekz. €. Die‘ Aehn-
lichkeit der letzteren mit denen des Dinoiherium wurde dort schon
hervorgehoben.
Man kennt nur drei lebende Arten, zwei an den Flüssen
Amerikas und eine an denen. von Indien.
Die wenigen bekannten fossilen Arten hatten in der Diluvial-
zeit dieselbe Verbreitung, aufserdem wiefs Kaup durch T. priscus
(Atl. aus Oss. f. lor. 2. tb. 3.) ihre frühere Existenz in Eppels-
heim nach, und T. arvernensis gehört den tertiären Bildungen des
Puy-de-Döme an. |
DICKHÄUTER. 45
+:17. @. Lophiodon Cuv. — Taf. IV. Fig. 10. nach Jäger
(}ögıov, Hügel; öodwv, Zahn).
Eine durch ihr Gebifs dem Tapir sehr verwandte Gattung,
mit $ Vdz., + Eckz. und £ Bcekz. Der gröfsere Theil der letz-
teren zeigt ebenfalls Querhügel, welche aber schiefer als bei dem
Tapir stehen und von welchen an den ersten des Oberkiefers nur
einer vorhanden ist, während die hinteren Backenzähne deren 3
und die übrigen 2 zeigen.
Zahlreiche Reste von diesen Thieren, welche man besonders
in den mittleren Bildungen der Tertiärformation findet, zeigen ihre
früher häufige Existenz besonders in Deutschland und Frankreich.
L. Isselense v. Mey. (p. 87), ist die gröfste Art und übertraf
den indischen Tapir. wohl noch um ein Drittiheil an Gröfse,
Tertiär bei Issel, Argenton, Soissons.
L. giganteum v. Mey. — Palatotherium gig. Cuv. Fast ebenso
grols, bei Montabusard und Gamat.
L. Buzovillanum v. Mey. p. 87. — Br. Leth. p. 1217. tb. 46.
f. 3. Fast von der Gröflse des indischen Tapirs._ Im tertiären Süls-
wasserkalke zu Buschweiler im Elsals.
v. Meyer führt im ganzen 11 bestimmte und einige unbestimmte .
Arten an, welche meistens von Issel, Argenton, Soissons, Buschweiler
und Eppelsheim stammen. Fischer fand eine Art in dem Kalkstein von
ÖOrenburg und Koch entdeckte ein Lophiodon auch in Nordamerika.
+ 18. G. Palaeoiherium Cuv. (nuluög, alt; Iyolov, wildes
Thier).
Dem Tapir ähnliche Thiere, mit beweglichem Rüssel‘ an einem
dicken Kopfe, ziemlich langem Halse, kurzem Schwanze und drei-
zehigen Fülsen. Ihr Gebifs besteht aus 44 Zähnen, als: & Vdz.,
7 spitzen Eckz., etwas länger als die ersteren, und 7 Bckz.
Gleich bei dem Anfange der Tertiärzeit traten sie auf und
man kennt von ihnen allein aus dem Gypse des Montmartre 7 —8
Arten, von denen man öfters fast vollständige Sklelette darin auf-
fand. Noch in wenigen Arten nur sind sie in den mittleren Schich-
ten dieser Epoche, wie bei Georgensgmünd, Issel und Argenton
zu finden; in jüngeren tertiären Bildungen scheinen sie fast gänz-
lich zu fehlen. | En
P. magnum Cuv. — Br. Leth. p.. 1206. tb. 4. f. 3.: Von
der Gröfse eines Pferdes, aus dem Gypse des Montmartre,
46 SÄUGETHIERRE.
>
:P. medium Cuv. — Taf. IV. Fig. 7, Backzahn. Fig. 8, Eckzahn,
nach Jäger, f. Säug. Würt. tb. 7. f. 21 und tb. 8. f. 17. — Br. Leth.
p. 1207. tb. 46. f. 9.
Von der Gröfse eines Schweines, mit schlanken, ziemlich langen
Beinen, sehr kurzen Nasenbeinen und verhältnifsmäfsig grolsen und dicken
Eckzähnen.
Im Gypse des Montmartre, in der Molasse zu Bonsac im Gironde-
Dep. und in den Bohnerzgruben von Würtemberg ziemlich häufig.
P. minimum Cuv., von Montmartre, scheint nur die Grölse eines
Hasen erreicht zu ‚haben.
+.19, G. Anchitherium H. v. M.
Zu dieser neuen Gattung erhebt v. M. das Palaeoth. Aure-
lianense Cuv., welches aus den mittleren tertiären Schichten von
Montabusard, Orleans, Monipellier und Georgensgmünd bekannt ist.
(H. v. M. in Leonh. Br. J. 1844. p. 298.)
+20. G. Chalicotherium Kaup (yalı&, Kies; Ir7olor,
wildes Thier).
Nach einigen Zähnen von Eppelsheim aufgestellt, welche eine
Uebergangssiufe vom Lophiodon zu dem Tapire vermuthen lassen.
+ 21 G. Anoplotherium Cuv. (üvonAos, wehrlos; InoLov,
wildes Thier).
$ Vdz., 3 Eckz. und # Bckz. stehen in einer ununterbroche-
nen Reihe, ein Charakter, welchen man nur bei dem Menschen
und den Affen zu erblicken gewöhnt ist. Die vorderen Bckaz.
sind zusammengedrückt, die hinteren des Oberkiefers sind vier-
eckig, die des Unterkiefers mit 2 sichelförmigen Falten. versehen.
Ihre Beine sind schlank, die Fülse haben 2 entwickelte Zehen,
denen sich bei einigen Arten noch eine verkrümmte Zehe beigesellt.
Die Thiere dieser Gattung lebten nur an dem Anfange der
tertiären Epoche.
a. Die eigentlichen Anoplotherium-Arten waren stark und
plump gebaut und hatten einen langen, dicken Schwanz. Zu ih-
nen gehört:
A. commune Cuv. — Taf. IV. Fig. 6. nach Kaup. — Br. Leth.
p. 1200. tb. 44. f. 2. tb. 47. f. 4 — Pictet, tb. 12.
Von der Gröfse eines Esels, mit einem dicken Schwanze von
der Länge des ganzen Körpers.
Zu Paris, auf der Insel Wight und in den Bohnerzgruben der Alb.
ER .
DICKHÄUTER. { 47
b. Xiphodon Cuv. (Siypos, Schwert; ödwr, Zahn). Schlanke
Arten mit kurzem und dünnem Schwanze. (Br. Leth. tb. 47. £. 5.
— Pictet, Pal. tb. 13.) |
A. gracile ‚Cuv., fast von dem Ansehen einer Gazelle.
Zu Paris und in den Bohnerzgruben der Alb.
c. Dichobune Cuv. Kleine Arten, von der Grölse der
Hasen oder Kaninchen.
Drei Arten im Gypse des Montmartre.
+ 22. G. Microtherium H. v. M. Oplotherium de Layser u.
Parieu (örAor, Waffe; $nolov, wildes Thier).
Den Dichobunen ähnlich, doch mit hervortretenden und ge-
krümmten Eckzähnen. Zähne und selbst das Skelett bieten, nach
H. v. Meyer, einige Aehnlichkeit mit den Wiederkäuern, Fleisch-
fressern und selbst Nagern dar. (L. Br. Jahrb. 1841. p. 461 u.
1842. p. 487.) Ä
In tertiären Schichten zu Weisenau und Hochheim in dem
Mainzer Becken, in der Molasse der Schweiz und im Dep. de
l’Allier.
7 23. G. Adapis Cuv.
| Obere Vdz. wie in Anoplotherium, Eckz. wie in Oplotherium,
Bckz. theilweise mit Querhügeln, einen. Uebergang vom Anoplo-
therium zum Tapire andeutend.
Eine Art im Montmartre.
r 24. @. Cainotherium Bravard (zumwös, ungewöhnlich ;
3notov, wildes Thier),
aus tertiären Schichten der Auvergne, und
t 25. @. Choerotherium Cautley et Falconer (xoioog,
Ferkel; 3netov, wildes Thier),
aus Schichten am Himalaya, sind noch sehr wenig gekannt.
+ 26. G. Macrauchenia Owen (uazoös, grols; auchenia).
soll einen Uebergang von den Palaeotherien zu dem Kameele bil-
den, indefs ist der Kopf der einzigen, im Sande von Patagonien
gefundenen Art noch nicht gekannt. (Pictet, p. 280.)
+ 27. G. Tozodon Owen (toSor, Bogen; odwr, Zahn).
Ein Schädel des T. platensis Ow., welcher in einem. tertiären
Thone an dem Ufer des Sarandis, eines kleinen Nebenflusses des
.
48 SÄUGETHIERE.
Rio Negro, ‚120 engl. Meilen NW. von Monte-Video gefunden
wurde, ist das Einzige, was man von dieser merkwürdigen Gatt-
ung mit Sicherheit kennt. (Pictet, Pal. p. 282. tb. 14.)
Durch ihren besonders am Hinterhaupte niedergedrückten Schä-
del mit einem kleinen Gehirne und nach oben weit offener Nase
den 'Cetaceen verwandt, von welchen sie sich durch die Gröfse
der Stirnhöhlen und ihre Schneidezähne entfernt, durch ihre
schwerfällige Form einem gigantischen Edentaten sich nähernd,
jedoch durch das Vorhandensein von £ Schneidezähnen, denen der
Nagethiere ähnlich, davon unterschieden, und durch # Bckz., de-
ren Email einen unregelmälsig zusammengedrückten Cylinder bildet,
gleichfalls den Nagethieren nahe stehend, verbindet diese Gattung
zugleich mehrere Ordnungen der Säugethiere mit einander.
3. Fam. Einhufer.
Mit der einzigen noch lebenden Gattung Pferd, deren Fülse
nur mit einem einfachen Mittelfufsknochen und mit einem einzigen
starken, grofshufigen Zehen enden.
28. G. Equus L. Pferd.
Vdz. &, Eckz. klein; Bckz. '&.
„Während der letzteren Zeit der tertiären Epoche und in der
ganzen Diluvialzeit war Europa schon von Pferden bewohnt, welche
den lebenden Arten sehr glichen. Pictet macht darauf aufmerk-
sam, wie auch in Amerika, welches bekanntlich seine Pferde erst
der Einführung durch die Spanier zu danken hat, lange vorher
schon, während der Diluvialepoche , Pferde gelebt hatten.
E. fossiles. — E. adamiticus Schl. Es war dem lebenden
Pferde höchst ähnlich und haite etwa die Grölse des Zebras. Von
seinen Ueberresten ist das Diluvium (Sand und Lehm) von Europa und
Asien, wo es gröfstentheila mit dem Nashorn und Mammuth zusammen-
lebte, oft ganz erfüllt”). Auch in den Knochenhöhlen von Frankreich,
in der südeuropäischen Knochenbreccie und in den Torfmooren sind
sie nicht selten, und E. sövalensis vertritt diese Art in tertiären Schich-
ten am Himalaya.
*) Von Berlin aus wird unter dem 2. Mai 1843 (Leipz. Ztg. 1843. No.
105.) berichtet, dafs sich bei den Füfsen eines, bei den Erdarbeiten der
Bonn-Cölner Eisenbahn im Sande bei Roisdorf gefundenen präadamitischen
Pferdes, Beweise für eine Knochenkrankheit dieses Thieres herausgestellt
hätten,
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. 49
E. asinus fossilis, der fossile Esel soll in Knochenhöhlen von
Frankreich und Belgien vorgekommen sein.
+ 29. G. Hippotherium Kaup (inmos, Pferd; Io).
Bei aller Aehnlichkeit mit den Pferden unterscheiden sich
die Hippotherien durch ihre Backenzähne, deren Schmelzschicht
viel zahlreichere, zickzackartige Falten bildet, als es bei Pferden
und Eseln der Fall ist. Während bei den letzteren nur die Ru-
dimente von zwei kleinen Zehen an dem Hufe erkennbar sind,
so zeigt sich. bei der fossilen Gatiung selbst noch eine vierte.
Man: kennt. deren zwei Arten:
H. gracile Kaup. — Equus mulus prömigenöus, H. v. Mey., Pal.
p. 79, welches dem Maulthiere an Grölse glich, und
H. nanum Kaup. — E. asinus primigenius H. v. M., welches
etwas kleiner als der Esel war, beide aus terliärem Sande von Eppelsheim.
8. Ordn. Auminantia. Wiederkäuer oder
Zweihufer.
Eine scharf begränzte Ordnung von Säugethieren mit 4 Magen
und zweihufigen Füfsen, an welchen letzteren gewöhnlich noch 2
verkümmerte Zehen, sogenannte Afterklauen, vorhanden sind. Bei
den meisten fehlen die Vdz. im Oberkiefer, so wie auch die
Eckzähne, und es gilt für die Wiederkäuer die Formel: Vdz. &
(2); Eckz. $ (4); Bekz. & (£) (2). Die letzteren sind theils aus
2 halbmondförmigen Schmelzröhren gebildet, wie an den 3 hin-
teren, oder nur aus einer, wie an den vorderen Zähnen, welche
Röhren durch eine gemeinschaftliche Schmelzschicht eingefalst wer-
den. Tiefe Rinnen finden sich auf beiden äufseren Seiten.
Die fossilen Formen aus dieser Ordnung schliefsen sich eng
an die noch lebenden an, und es giebt unter ihnen nur wenige
Gattungen, welche nicht auch noch jetzt existiren. Sie beginnen
erst in den mittleren tertiären Bildungen und nehmen in den dar-
überliegenden jüngeren Schichten an Häufigkeit zu.
a. Ungehörnte Wiederkäuer.
1. G.. Camelus L. Kameel. Chameau.
Vdz. $; Eckz. 4; Bekz. 2. Zwei Arten kennnt män bis jetzt
nur aus den jüngeren tertiären Gebilden der Siwalik-Berge am
Fufse des Himalaya,. von denen ©. Sivalensis Caut. et Falc. dem
Dromedare sich nähert.
Geinitz, Versteinerungskunde. 4
50 7 SÄUGETINERE.
7 2. @. Merycotherium Bojanus.
Einige Backenzähne, von mehr trapezoidischer Form, ähneln
übrigens sehr denen der vorigen Gattung.
‚M. Sibiricum Boj., ist die einzige Art.
ae 3. G. Auchenia Ill. Lama.
Bckz. 2, die übrigen Zähne wie bei Camelus. Lund wies
ihre Existenz in Brasiliens Höhlen nach.
Die nächstfolgenden drei Gattungen schliefsen sich eng an
die Hirsche an, doch mögen sie hier ihren Platz finden, da ihnen
‚Geweihe oder Hörner fehlen.
4G. Moschus L. Moschusthier. Chevrotain.
Ydz. $; Eckz. des Oberkiefers lang hervorragend; Beck. *.
Man kennt hiervon nur wenige fossile Arten: A
Mm. antiquus Kaup, aus dem Sande von Eppelsheim, und M.
Bengalensis Peniland, aus Bengalen. H. v. Meyer nennt als andere
Fundorte noch die rauhe Alb und die Insel Wight, und neuerdings wurde
eine sehr kleine Art: in den Braunkohlengruben zu Rott, östlich ‘am
Siebengebirge entdeckt. (Leipz. Zeit. 1844. No. 188.)
+ 5. G. Dorcatherium Kaup,
Hirschartige Thiere mit 7 Bckz. und langen Eckzähnen im
'Oberkiefer.
D. Aurelianense (Cervus Aurelianensis v. Mey.) glich
dem Rehe.
Aus dem Süfswasserkalke von Montabusard.
16. G. Palaeomeryx H. v. M.
Von den Hirschen durch Mangel eines Geweihes, durch her-
vortretende Eckzähne und. durch die etwas abweichende Art der
Faltung im Schmelze der Backenzähne verschieden. (Br. Leth. p.
1186.)
H. v. M. führt drei Arten dieser Gattung aus tertiären Schich-
ten des Mainzer Beckens von Weisenau an. (J. 1843. p. 337.) .
7 7. G. Dremotherium Geoftr.
Aus tertiären Bildungen der Auvergne, ist noch wenig ge-
kannt.
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. Sl
b. Gehörnte Wiederkäuer.
8. G. Cervus L. Hirsch. Reh. Cerf.
Die Hirsche unterscheiden sich von anderen Wiederkäuern
durch ihre soliden, meistens ästigen Geweihe, welche sie jährlich
abwerfen, durch $ Vdz., $ oder % Eckz. und $ Bckz., welche
letztere an der mittleren Vertiefung der äufseren Fläche einen
kurzen und spitzen Anhängsel: haben.
Die ältesten Hirsche, welche man kennt, sind: die aus den
‚mittleren tertiären Schichten Frankreichs, besonders bei Auch. Aus
einer der hier vorkommenden Arten schuf Lartet seine Untergatt-
ung Dicroceras. Die oberen tertiären Bildungen aber. und das
Diluvium von Deutschland und Frankreich besonders zeigen, dafs
in vormaligen Zeiten die Arten dieser Gattung ebenso mannich-
faltig waren, als sie es noch in der jetzigen. Weltepoche sind.
C. megaceros Hart; C. eurycerus (Aldr.) fossilis; C. g-
ganteus Bl.; Riesenhirsch; Irisches Elenn; Fossil Elk. — Taf. IM. Fig.
1. — Annales d. sciences natur. Aoüt 1826. Pl. 39 (vorzüglich Ab-
bildung). — Br. Leth. p. 1181. tb. 4. f. 5.
Der Riesenhirsch oder vielmehr das Riesenelenn war nicht grölser
als das gemeine Rennthier, schlofs sich durch sein flaches, schaufel-
arliges und an dem Rande zackiges Geweih mehr an das Elenn an,
von welchem es sich aber durch seine Gröfse und durch eine geringere
Anzahl von Zacken unterscheidet, deren nicht über 10 (bei dem Elenn
bis 15) vorhanden, und welche immer auf beide Ränder vertheilt zu
sein scheinen.
Eine Stange dieser Geweihe erreichte nicht selten die Länge von
6‘, und man kennt Geweihe, deren entfernteste Enden beider Stangen
12— 13’ von einander abstehen. War das Thier in den damaligen Ur-
wäldern zu leben bestimmt, so läfst sich diefs wohl nur mit der An-
nahme vereinigen, dafs die gröfsere und üppigere Entwickelung der
einzelnen Bäume auch eine gröfsere Entfernung derselben von einan-
der zur Folge hatte, jedenfalls aber bewohnte das Thier die Torf-
moore und Brüche, denn fast in allen Ländern Europas, am häufig-
sten aber in Irland, hat man sie nur in Süfswassergebilden, besonders
im Kalktuffe, in Knochenhöhlen und im Torfe gefunden. Auch glaubte
man, sogar noch Beweise für ihr Leben in geschichtlichen Zeiten zu
haben, und Goldfufs erkennt in dem „‚grimmen Schelch‘‘ der. Nibelungen
den Riesenhirsch wieder.
C. Guettardi Kaup; C. Tarandus. priscus. — Taf. I. Fig. 2.
a. b. ec. d. e. Altersfolgen der Stangen.
4%
52 SÄUGETHIERE,
Er war dem lebenden Rennihiere höchst ähnlich. Schottin fand
Geweihe von ihm in dem Diluvium von Köstritz, v. Gutbier bei Oelsnitz
und Schmerling in Belgien.
C. priscus Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p. 297. tb. 3.
fig. 2. — Hiernach: Taf. IU. Fig. 3. |
Diese Art war unserem Edelhirsche sehr. ähnlich, doch zeigt ihr
Geweih unter der Krone 4 Sprossen, der Edelhirsch nur 35 beide
Stangen stehen selbst viel weiter noch als bei dem Damhirsche aus-
einander; endlich ist das ganze Geweih bis zu der letzten Sprosse
von oben nach unten zusammengedrückt und sein unteres Dritttheil
ist auf der oberen Fläche flach, auf der unteren gerundet und vorn
etwas schmäler als hinten.
Aus dem Diluvium (Lös) bei Bensheim.
Kaup vermuthet, dafs der gröfste Theil der aus dem Diluvium
und den Knochenhöhlen Deutschlands stammenden Edelhirsch - Geweihe
zu dieser oder zu der folgenden Art gehören möchten.
C. primigenius Kaup in Leonh. Br. Jahrb. 1839. p- 168. tb. 2.
Nach Kaup ist sein auffallendstes Unterscheidungszeichen vom Edel-
hirsche, dafs das Geweih unter der Krone bis zur dritten Sprosse stark
zusammengedrückt ist. Auch ist die dritte Sprosse um % höher ge-
stellt, als es bei dem Edelhirsche der Fall ist. Mit Mammuth und
Rhinoceros tichorhinus zusammen im Diluvium bei Eberstadt, und mit
Ursus spelaeus bei Fürth im Odenwalde.
Die zahllosen anderen Arten fossiler Hirsche, welche zum Theil
noch einer Revision bedürfen, zu nennen, würde dem Zwecke dieses
Grundrisses nicht entsprechen.
Auch aus den tertiären Schichten am Himalaya, von den Ufern
des Irawadi im Reiche der Birmanen, in Nord- und Südamerika
hat man fossile Arten dieser Gattung entdeckt. (Pictet, p. 305.)
9. G. Camelopardalis L. Giraffe.
Diefs Geschlecht, jetzt nur noch in Afrika repräsentirt, war
in früheren Zeiten auch in Frankreich zu finden, wo man in der
Nähe von Issoudun einen Unterkiefer “) fand.
Falconer entdeckte ferner 2 Arten Giraffen in den oft genann-
ten Schichten der Siwalik-Berge am Himalaya ”*) mit Anoplotherium
Sivalense Falc. und Camelus Sivalensis Falc. zusammen.
*) Duvernoy, Compt. rend., 29. Mai 1843.
**) Phil. Mag. Vol. 25. No. 165. 1844. p. 212.
u u
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. 53
+ 10. 6. Sivatherium Cautl. u. Fale. (Siwalik. 9elov,
wildes Thier).
Der Kopf dieses Thieres, den man nur kennt, ist höchst
eigenthümlich.. An Gröfse dem eines Elephanten gleich, mit sehr
entwickeltem Hinterkopfe, kurzer Gesichtsfläche und sehr stark ge-
neigter Stirn, mit Nasenknochen, welche sich eigentlich zu einer
spitzen Wölbung über den äufseren Nasenlöchern erheben, mit
Hörnern, welche über den Augenbrauen entspringen, gewinnt das-
selbe ein sehr ungewohntes Ansehen. Die Bildung der 6 oberen
Backenzähne stellt das Thier zu den Wiederkäuern, wiewohl es
auch einige Aehnlichkeit mit Pachydermen hatte. Es wurde die-
ser Kopf am Himalaya gefunden. (Pict. p. 294. th. 15. f. 5.)
11. G. Antilope Pallas. Antilope, Gazelle, Gemse u. s. w.
Thiere dieser Gattung zeichnen sich bekanntlich durch hohle,
gerade oder gebogene, drehrunde oder geringelte Hörner aus,
welche sie nicht abwerfen können. Ihre Backenzähne, welche in
der mittleren Furche der äufseren Fläche weder eine Leiste, noch
ein Anhängsel haben, haben grofse Aehnlichkeit mit denen der
Schafe und Ziegen.
Wir sehen diese Gaitung in der Vorwelt nur sehr schwach
vertreten.
Fundorte, wie die Umgebungen von Montpellier, Moliere-Berg,
Sansans und die Siwalik-Berge, von welchen man Reste dieser Gattung
eitirt, gehören der mittleren und oberen Tertiärformation an; ebenso
kennt man auch Ueberbleibsel aus dem Diluvium und den Knochenhöh-
len von Südfrankreich, Belgien, England und Brasilien.
+ 12. G. Leptotherium Lund (Aenrög, dünn; Inolov, wildes
Thier),
mit zwei Arten aus den Höhlen Brasiliens, schliefst sich hier an.
’
13. G. Ovis L. Schaf, Mouton, und
14. G. CapraL. Ziege, Chevre,
sind hier und da in Knochenhöhlen und in der Knochenbreccie auf-
gefunden worden, jedoch ist die Bestimmung ihrer Reste wegen
der grofsen Aehnlichkeit beider Gattungen sehr schwierig, sobald
nicht Schädel oder Hörner von ihnen vorhanden sind.
Capra Rozeti macht Pomel aus tertiären Schichten des Puy-
de-Döme bekannt. (Compt. rend. 1844. 19. p. 225.)
54 SÄUGETHIERE.
15. G.\Bos L. Rind, Ochs, Stier, Kuh. Boeuf.
Die Hörner dieser grofsköpfigen Wiederkäuer sind ebenfalls
hohl und sitzen auf knochigen, seitwärts gerichteten Kernen. Ihre
Backenzähne zeichnen sich durch kleine Leisten aus, welche sich
längs der Vertiefung zwischen den beiden Haupttheilen des Zahnes
erheben. |
Sie erschienen in Europa zuerst an dem Ende der Tertiär-
zeit, und man findet sowohl in den da entstandenen als in den
späteren Schichten von ihnen zahlreiche Ueberbleibsel.
Keine Thiergattung zeigt besser als die der Ochsen, wie
in historischen Zeiten manche Art durch Verfolgung des Men-
schen auf einen immer kleineren Raum zurückgedrängt wird
und endlich gänzlich erlischt. So war der europäische Auerochs
noch vor 2000 Jahren in allen gröfseren Waldungen Europas zu
Hause, gegenwärtig hat er sich in geringer Anzahl in einen Win-
kel Liithauens und in einige Thäler des Kaukasus geflüchtet, und
nur der Schutz des Gesetzes hat seine gänzliche Ausrottung noch
verhindert "). j
Auch die wilde Stamm-Race unseres Hausochsen scheint von
der Erde jetzt gänzlich verschwunden zu, sein ”*).
Dürfte man der Sage trauen, so, hätte in der historischen
Zeit in Europa aulser diesen beiden Arten noch eine dritte wilde
Ochsenart gelebt, der Bison der Alten, und Herbensiein drückt
die angeblich frühere Verwechselung beider Arten in folgenden
Worten aus: |
„Bison sum, Polonis Zubr, Germanis Bisont, ignari Uri
nomen dederunt. |
Urus sum, Polonis Tur, Germanis Auerox, ignari Bison-
is nomen dederunt‘“ "*""). |
Mit grolser Gelehrsamkeit sucht indes Pusch in Polens Pa-
laeontologie die Identität des europäischen DisoR mit dem Auer-
ochsen zu beweisen. | |
Bei der Unsicherheit, die selbst bei der Unterscheidung ei-
niger lebenden Ochsenarten noch herrscht, ist es wohl nicht zu
verwundern, dafs zum- Theil eine noch gröfsere unter den aus-
gestorbenen Arten lange Zeit obwaltete. Cuvier und Bojanus wie-
*) Pusch, Polens Paläontologie, Stuttgart. 1337. p. 196.
*+4) In keinem Falle kann man den Auerochsen als Stammrace des Haus-
ochsen betrachten, wie diefs von Pusch gründlich gezeigt worden ist.
*++) Rerum Moscovitiearum comment. Sigism, lib. bar. de Herbenstein,
\
WIEDERKÄUER ODER ZWEIHUFER. FISCHSÄUGETHIERE. 53
sen von letzteren zuerst drei verschiedene Species nach, welche
ich nach den vom Pusch ausgesprochenen Ansichten hier anführe:
B. priscus Bojanus. Riesenbüffel. (B. Caesaris v. Schl!:'B.
urus priscus Cuv.; B..latifrons Harl. u. Fischer; B. Pallasit : Bär;
B. colossus; Bison fossilis. — Pusch, Pol. Pal. tb. 15. f. 2.)
Diese Art, welche sich am mehrsten den Bisons, sowohl dem
amerikanischen Bison, als dem litthauischen Auerochsen nähert, ist die
häufigste unter allen fossilen Ochsenarten, und man findet ihre Schädel
und Hörner in denselben Diluvialschichten, in welchen die Knochen
der Mammuthe, Mastodon- und Rhinoceros-Arten vorkommen. Vorzüg-
lich zeichnen sich die Hornkerne dieser Ochsen durch ihre beträcht-
liche Länge und die viel bedeutendere horizontale Entfernung der bei-
den Enden von einander aus.
B. primigenius Cuv. und Bojanus. B. taurus priscus vel -fos-
siis Cuv. früher; B. urus priscus Schloth. — Pusch, P. P, Tab. 14.
f. 6.a. b.
Er ähnelte mehr unserem zahmen Rinde, ist aber von ihm doch
speciell verschieden. Nach Pusch stehen die Hörner an den Enden
der zu beiden Seiten nur sehr wenig eingebogenen Scheitelkante zwi-
schen Hinterhaupt und Stirn mit ihr in einer Richtung; ‘die Stürn ist
viereckig platt, fast so hoch als breit und nach der Stirnnath merk-
lich concay eingedrückt; die Ebene des Hinterhauptes macht mib (der
Stirn einen Winkel von 55 Grad, und die Fläche des Hinterhauptes
ist ebenfalls viereckig.
Im Diluvium, am gewöhnlichsten aber in Torfmooren und: ande-
ren oberflächlichen Alluvionen.
B. Pallasii Dekay. B. moschatus fossiks?; B. canaliculatus
Fischer, Oryct. du Gouv. de Moscow. tb. 3. b.
Die in Sibirien und bei Neu-Madrid in Nordamerika aufgefunde-
nen Theile zeigen einen dem im Norden Amerikas lebenden Bisamstier,
B. moschatus, sehr ähnlichen, wenn nicht vielleicht ganz gleichen Ochsen an.
B. trochocerus H. v. M. gehärt dem Diluvium Ober-Italiens an.
Auch in Amerika (Kentucky), in Asien (an den Siwalik-Bergen
und am Irawadi) und in Afrika sind Reste fossiler Ochsen entdeckt
worden. fi
9. Ordn. Cetacea. Fischsäugethiere.
An ihren fischähnlichen Körpern sind die Vorderfülse in Flos-
sen und die Hinterfüfse in eine horizontale Schwanzflosse umge-
wandeli. Durch ihr. Gebils nähern sich einige den Pachydermen
56 SÄUGETHIERE.
Die fossilen Reste dieser Thiere sind im Ganzen nicht ‚häufig
und noch wenig gekannt, blieben indessen schon den älteren ter-
tiären Schichten nicht ganz fremd.
Die Angaben über fossile Arten der Gattungen
1. G. Manatus Cuv. Lamantin, und
2. G. Halicore Il. Dujong,
beziehen sich, wie es scheint, auf die neue, zwischen beiden
stehende
t 3. @. Halianassa H. v. Meyer. (Halitherium Kaup,
Cheirotherium Bruno),
von welcher Gattung fossile Reste in der Molasse zu Baldringen
in Oberschwaben mit denen von Metaxytherium zusammen aufge-
funden worden sind. (Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 101.)
+ 4 G. Metazytherium Christol. (uere&dv, dazwischen;
3nolov, wildes Thier),
welche die Backenzähne des Lamantins und das Skelett der Dujongs
besals. (Leonh. Br. J. 1841. p. 862. u. 1842. p. 622.)
Die Backenzähne hatten mit denen von Hippopotamus grolse
Aehnlichkeit, und Cuvier gründete daher auch auf solche Zähne
seine Arten Hippopotamus medius und H. dubius, welche indels
nun mit der neuen Gattung vereint worden sind. Auch die Rippe
und der Wirbel, welche Cuvier einem Lamantin und dann einem
Wallrosse zuschrieb, gehören aulser anderen Resten zu dieser Gatt-
ung, von welcher 1840 in einem festen Kalksteine bei Beaucaire
ein vollständiges Gerippe entdeckt wurde.
Die mittleren und: oberen Tertiärbildungen von Frankreich!
besonders die oberen von Montpellier, schlossen Ueberbleibsel von
Metazytherium, welches nach Pictet wahrscheinlich zu den Pflan-
zenfressern gehörte, ein.
+9. G. Zeuglodon Owen. Zygodon Owen. Jochzahn. Basi-
losaurus Harlan (Leöy%n7, Joch; odwr, Zahn).
Die Backenzähne dieser Gattung sind in der Mitte einge-
schnürt, so dafs sie aus zwei, durch ein schwaches Stielchen ver-
einigten Theilen bestehen. Ihr Unterkiefer ist innen Aausgehöhlt,
wie bei den Cachelots, und ihre kurzen und niedergedrückten Glie-
der verweisen sie in die Ordnung der ÜCetaceen.
Z. cetoides Owen, wurde durch Harlan in tertiären Schich-
ten von Louisiana und Alabama in den vereinigten Staaten entdeckt, und
FISCHSÄUGETHIERE. 97
in dem letzteren Staate fand Buckley einige Jahre später ein ganzes
Skelett dieser Art von 70 Fufs Länge *).
6. G. Delphinus L. Delphin.
Ihre Nasenöffnung ist in ein Spritzloch verwandelt, um das
mit ihrer Nahrung eingeschluckte Wasser wieder auszuspritzen.
In beiden Kiefern stehen 9—50 kleine, gleich grolse kegel-
förmige Zähne.
Auch in tertiären Meeren lebten Delphine, und in den Schich-
ien von Dax, Angers, an den Apenninen und zu Calvert in Ma-
ryland hat man mehrere fossile Arten von ihnen schon aufgefunden.
+ 7. G. Arionius H. v. Mey.
Dieses den Delphinen verwandte Meer-Säugethier wird von
H. v. Meyer **) so charakterisirt:
„Kopf dem Typus der delphinartigen Thiere ähnlich, die
Hinterhauptsfläche nach oben concav; Stirnfläche platt, horizon-
tal und von namhafter Breite; unmerklicher Uebergang vom Schä-
del zur Schnauze; der Zwischenkiefer in der Gegend des Spritz-
Apparates erhaben; weit klaffender‘Nasencanal lüngs der Schnauze;
langschnauzig ; geringe Unsymmetrie in der Gegend des. Spritz-
Apparates; die Symphysis des Unterkiefers nicht unter. 3 von. der
Totallänge des Schädels; der Rachen mit vielen Zähnen bewaff-
net, welche im Oberkiefer nicht früher ausfallen; die Zähne von
pyramidaler Bildung, die Krone derselben nach oben flacher wer-
dend, vorn und hinten mit einer scharfen Kante versehen, sonst
leicht gestreift, die Kanten und Streifen nicht ausschliefslich der
Schmelzbekleidung eigen. Das vollständige Thier wird nicht unter
12‘ Länge gemessen haben.“
A. servatus, die einzige Art, aus der Molasse Baldringens im
würtembergischen Oberschwaben.
8. G. Monodon L. Narwall.
Mit 2 horizontalen, sehr langen und schraubenförmig gewun-
denen Eckzähnen im Oberkiefer, von denen der rechte meistens
verkümmert ist.
Ihr Vorkommen im fossilen Zustande ist zweifelhaft.
7 9. G. Ziphius Cuv.
Nach Cuvier eine den Delphinen verwandte, jetzt ausgestor-
bene Gattung mit drei Arten, von welchen zwei aus terliären
*) Edinb. new. philos. Journ. 1843. p. 77.
**) Leonh. Br. Jahrb. 1841. p- 330.
58 SÄUGETHIERE. VÖGEL.
Schichten der Provence und von Angers stammen. Nach de Blainville
hat diese Gattung aber ihren lebenden Repräsentanten in Delphi-
nus micropterus Cuv.
10. G. Physeter L. Pottwall. Cachelot.
Nach Marcel de Serres gehören einige Knochen aus den obe-
ren tertiären Gebilden von Montpellier, und nach Owen und Char-
lesworth einige aus dem Crag von Felixstow dieser Gattung an.
(Pictet, p. 320.)
+ 11. G. Cetotherium Brandt.
‚ Mit diesem Namen belegte Brandt Cetaceen-Reste von Anapa,
welche sehr an Balaenoptera erinnern.
12. G. Balaena L. Wallfisch.
Auch die gigantischen Bewohner unserer Meere felılten nicht
ganz in der früheren Schöpfung.
B. Cortesi Desmoulins, etwa von 12’ Länge, wird aus jungen
tertiären oder noch jüngeren Schichten Italiens und j
| B. Cuvierö Desm., ungefähr von 21’ Länge, aus ähnlichen
Schichten der Lombardei angeführt. Ä
Unbestimmte Reste yon Wallfischen werden aus der Dauphine,
von Montpellier, aus Schottland, England und anderen Orten eitirt.
II. Klasse. Aves. Vögel.
Rückgraththiere mit rothem, warmem Blute, welche Eier legen
und mit Federn bedeckt sind. [
Die in Flügel umgebildeten Vorderglieder, die schiffartige
Gestalt ihres Rumpfes "), in dessen Innerem grofse Lufizellen vor-
handen sind, und die markleeren, hohlen Knochen der meisten
Vögel zeigen unverkennbar, dafs die Vögel: ihrer ganzen Organi-
sation nach zu dem ‚Athmen in ‘der Luft und vorzugsweise zu dem
Fliegen bestimmt sind.
Die Zahl ihrer Halswirbel variirt von 9 bis zu 28. Ober-
und Unterkiefer, welche sich zu einem Schnabel verlängern, sind
beide beweglich und zahnlos ““). Anstatt: des Fufswurzel- und
Mittelfulsknochens besitzen sie nur einen Knochen, den Lauf, an
welchem die Zehen unmittelbar befestiget sind.
*) Nur bei einigen, nicht mit Flugfertigkeit begabten Vögeln ist das
Brustbein flach.
**) Der sogenannte Zahn auf dem Rande des Schnabels einiger Vögel
ist nur eine eckige Erhöhung desselben.
VOGELFÄHRTEN IN ÄLTEREN GESTEINEN. 59
Bei der grolsen Einförmigkeit in dem Baue der Vögel bieten
die Fülse, Schnäbel und Flügel die Hauptanhaltepunete für ihre
Classification dar.
Während die Klasse der Vögel in der jetzigen Schöpfung
eine so bedeutende Rolle spielt *), so scheint sie in früheren
Zeiten gerade am untergeordnetsten gewesen zu sein, und die Kennt-
nifs von fossilen Arten aus dieser Klasse ist leider noch sehr gering.
Das Vorkommen der Vögel und der Säugethiere setzt eine
Atmosphäre voraus, welche nicht zu reich an Wasserdämpfen und
an Kohlensäure ist, und gerade diese Bedingung scheint in früheren
Epochen unseres Erdballs nicht so erfüllt gewesen zu sein, wie
jetzt. Bei ihrer flüchtigen Lebensweise konnten die Vögel sich wohl
auch eher den Fluthen entziehen, in welchen andere Thiere das
Grab. fanden, und bei der Leichtigkeit ihres Körpers, welcher selbst
nach dem Tode des Thieres noch einige Zeit auf der Oberfläche
der Gewässer umhergetrieben wurde, mufsten die meisten von ihnen
wohl die Beute marinischer Raubthiere werden. |
1. Vogelfährten in älteren Gesteinen.
(Taf. V. Fig. 1, 2, 3.)
Der bunte (neu-rothe) Sandstein ist es gewöhnlich, in wel-
chem Fufseindrücke von Thieren und Abdrücke dieser Fährten **)
aufgefunden werden. 1836 wies Hitchcock in einigen Schichten
dieses Gesteines von Massachusetts und Connecticut zahlreiche Ein-
drücke nach, welche theilweise denen von Vogelfülsen glichen,
theilweise aber auch von Reptilien herrühren mochten.
Hitchcock nennt die ersteren Ornithichniten, von ögrıs, Vo-
gel und ?%v:ov, Fährte, und unterscheidet von ihnen mehrere Arten,
Ornithichnites Hitche. (L. Br. J. 1836. p. 467. tb. 5.)
O0. giganteus H. — Buckl. Min. and Geol. Pl. 6 b. fig. 1.
Die Fährten zeigen einen dreizehigen Fufs an und sind ganz ähn-
lich denen von ©. tuberosus. Die Zehen bleiben ziemlich gleich dick
und enden in eine gerade dünne Klaue. Die Länge eines Fulses ohne
Klauen beträgt 15” engl., die mit Klauen 16” —17”; die Dicke einer
Zehe 14°, die Breite derselben 2”. Innere Zehe mit 2, mittlere mit
3 Gliedern. Die Schrittweite war 4 —6’.
*) Nach Leunis (Synopsis der drei Naturreiche, 1844) beträgt die An-
zahl der bekannten Arten über 6000.
**) Vergl. Fährten von. Sauriern im bunten Sandsteine,
60 VÖGEL.
O0. tuberosus H. — Taf. V. Fig. 2.
Nur halb so grofs als die vorigen Fährten und mit relativ länge-
ren Klauen. Schrittweite 24 — 33”.
O0. ingens H. Mit drei schmalen, lang zugespitzten Zehen.
Länge des Fulses 15” — 16. Ein 8° —9'' langer Anhang hinter der
Ferse rührt vermuthlich von Federn her, welche über der Ferse stan-
den und sich im Schlamme mit abgedrückt haben. Schrittweite 6’.
Hiervon findet sich auch eine kleinere Varietät.
O0. diversus H. — Taf. V. Fig. 1.
2° — 6‘ lange Fährten mit drei langen, schmalen Zehen und einem
Federbüschel hinter der Ferse. Schrittweite 8” —21”. Sie kommen
am häufigsten vor und gehören vielleicht nur jüngeren Individuen der
vorigen Art an.
O. tetradactylus H. Drei Zehen stehen nach. vorn, eine vierte,
welche nicht mit der Ferse zusammenhängt, ist fast unter einem rech-
ten Winkel nach innen und hinten gekehrt. Länge 237 — 3%. Schritt-
weite 10” — 12". |
O. palmatus H. — Taf. V. Fig. 3.
Mit vier nach vorn gerichteten freien Zehen und breiter Ferse.
Die beiden äufseren Zehen sind die kürzesten, und die beiden inneren
sind von einander am meisten getrennt. Länge 23° —3. Schritt-
weite 8”,
Solch eine Stellung der Zehen kommt bei keinem lebenden Vogel
vor, und es scheint, als ob diese Fährten eher den Reptilien zuzu-
rechnen seien.
O. minimus H. Hat nur 3 kurze, breite Vorderzehen. Länge
3'— 1%". Schrittweite 3’ — 5".
Auch diese Fährten dürften eher von Reptilien als von Vögeln
abstammen.
Die meisten . dieser Fährten, wenigstens O0. ingens und O0.
diversus, scheinen von Sumpfvögeln herzurühren, wiewohl die er-
steren und O0. giganteus sich ihrer Gröfse halber mit keiner der
lebenden Arten passend vergleichen lassen. Selbst die Fulslänge
des Straulses, des gröfsten aller lebenden Vögel, beträgt bei sinem
8 hohen Individuum nur 10”. Indessen stimmen auch alle neue-
ren Beobachtungen dahin überein, dafs diese Fährten von Zwei-
füfsern entstanden sind ”).
—fnnm
*) In einem Briefe an Mantell sagt Deane: ‚Die Fährten sind unab-
änderlich die eines Zweifülsers und auf der oberen Seite der Schichten,
während die untere den Convex- Abdruck zeigt. Zuweilen kann man bis
VOGELKNOCHEN IN DER KREIDEFORMATION. 61
Der von Koch am Missisippi angeblich in silurischen Schich-
ten entdeckten Spuren von reiherartigen Vögeln geschah schon bei
menschlichen Fufseindrücken (p. 9.) Erwähnung.
2. Vogelknochen in der Kreideformation.
Rechnet man das von Mantell in dem Hastingssande des Wal-
des von Tilgate aufgefundene und von Owen als der Tarso- Meta-
tarsal-Knochen eines dem Reiher ähnlichen Sumpfvogels bezeich-
nete Knochenfragment ab, so ist das Vorkommen von Vogelknochen
in Schichten der Kreideformation das älteste.
Escher von der Linth fand in dem zu ihr gehörigen Schiefer
von Glaris ein Skelett, welches H. v. Meyer für das eines Vogels
erkannte und als solches beschrieb *).. Da die Fülse dieses Vo-
gels nicht zum Waten eingerichtet waren, so gehörte er nicht
zu den Sumpfvögeln, palste hingegen am belsten in die Ordnung
der Sperlingsvögel und besals ungefähr die Gröfse der Lerche.
-Owen zeigte in drei Knochen, besonders in einem derselben
von 9° engl. Länge, aus der Kreide von Maidstone, welche er
durch Lord Enniskillen erhielt, die grofse Aehnlichkeit mit dem
Oberarmknochen des Albatros, von welchem sich der fossile Kno-
chen durch drei schärfere Kanten unterscheidet “*).
Gervais bezeichnet Vogelknochen mit dem Gattungsnamen
Osteornis (Knochenvogel) und nennt den von Mantell aufgefun-
denen O. ardeaceus, den von Meyer bestimmten Vogel O. sco-
lopacinus und den von Maidstone O. diomedeus. (L. Br. J.
1844. p. 877.)
3. Vögel in tertiären und jüngeren
Schichten.
Schon Cuvier bewies, dafs der Gyps von Montmartre wenig-
stens 11 Arten Vögel einschliefse, unter welchen 3 Raubvögel
(Haliaetos, Buteo, Strix), 1 Hühnervogel: (Coturniz), 4 Sumpf-
vögel (Ibis, Scolopaw, Pelidna und Numenius gypsorum) und 2
Schwimmvögel (Pelecanus) waren”””), und noch 1842 zeigte Geoffroy-
St.-Hilaire in der Akademie zu Paris das fast vollständige Skelett
über 10 auf einander folgende Fährten eines Individuum zählen.“ (L. Br. J.
1844. p. 248, 635.) |
*) L. Br. J. 1839. p. 683.
**+) L. Br. J. 1841. p. 856.
*+*) L. Br. J. 1844, p. 877.
62 VÖGEL.
eines ganzen Vogels aus den Kalkbrüchen des Montmartre vor.
(Compt. rend. Tome 14. p. 219.)
Nach einigen Vogelknochen aus dem London-Thone schuf
Owen die neue Gattung Lithornis (Steinvogel) und nannte die
Art L. vulturinus. König bezeichnete den Schädel eines Schwimm-
vogels aus dem London-Thone von Sheppey zu Ehren des ver-
dienten Buckland: Bucklandium.
Nach H. v. Meyer umschliefst das Tertiärgebilde von Wei-
senau Ueberreste von wenigstens einem Dutzend Vögeln verschie-
dener Art, welche sich auf zwei Raubvögel, auf sperlingsartige,
hühnerartige, Sumpf- und Schwimmvögel vertheilen lassen *).
Im Süfswasserkalke des Cantal-Dep. glaubt Jourdan, Knochen
eines Cathartes entdeckt zu haben, an dem Moliere-Berge kom-
men, nach Bourdet, Knochen von Hühnern vor, und Karg und Schinz
zeigen eine sehr grofse Schnepfe aus dem Schiefer von Oeningen
an. (Pictet, Pal. p. 347.)
Unbekannter sind die Nachrichten über die in jüngeren ter-
tiären Bildungen der Auvergne aufgefundenen Vogelreste, von denen
Aufserdem sind aus dem diluvialen Sande, aus den Knochen-
breccien und den meisten Höhlen Knochen aus allen Ordnungen
der Vögel bekannt geworden, welche jedoch entweder keine Be-
stimmung zulassen oder noch einer genaueren Untersuchrng be-
dürfen. Lund allein zeigt aus den Höhlen Brasiliens 33 fossile
Arten aus 26 Geschlechtern an, worunter 1 Raubvogel, 18 Sing-
vögel, 6 Kletter-, 4 Hühner- und 5 Sumpfvögel sind. Sie ge-
hören fast alle im die dort einheimischen und zum Theil Süd-
amerika eigenthümlichen Gattungen. Nur eine jener Arten ist von
jetzt lebenden Vögeln gänzlich verschieden und deutet auf eine
ausgestorbene Form aus der Familie der Hühnerstelzen (Alectori-
den). Sie hatte die Gröfse des amerikanischen Straufses ***).
Selbst Eier und Federn fossiler Vögel fand man in ter-
tiären und jüngeren Gesteinen noch eingeschlossen, erstere in dem
Sufswasserkalke der Auvergne und leiziere in .den Kalken des
Monte-Bolca und in dem Gypse von Aix Fr).
*) L. Br. J. 1843. p. 398.
**) L. Br. J. 1844. p. 877. ?
*#*) L. Br. J. 1843. p. 337.
+) Pictet, p. 348. — Jalırb. 1844. p. 877.
VÖGEL IN TERTIÄREN UND JÜNGEREN SCHICHTEN. 63
Aber zu .den interessantesten Auffindungen in neuester Zeit
gehören ohnstreitig die riesenhaften Vögel im Schlamme der Flüsse
Neuseelands.
Owen’s Vermuthungen bei Untersuchung eines grofsen Ober-
schenkel-Bruchstücks aus Neuseeland, dafs dasselbe einem riesen-
haften Vogel angehört habe, welcher die meiste ‚Verwandtschaft
mit dem dort noch lebenden Apieryx habe *), fanden schon 1843
eine glänzende Bestätigung. Es wurden nämlich. durch dem Mis-
sionär Revd. Williams aus Neuseeland zwei Kisten Knochen, nach
London gesendet, welche durch Buckland, Broderip und Owen
untersucht wurden.
Die Knochen der ersten Kiste bestanden in Oberschenkeln,
Schienbeinen, Becken, Halswirbeln, Rabenschnabelbeinen und einem
Tarsalbeine und liefsen auf einen sehr starken Vogel von etwa
14 Fufs Höhe schliefsen.
Der Charakter dieses Riesenvogels geht im Allgemeinen aus
nachstehendem Briefe hervor:
(An Dr. Buckland. Nach Aufstellung einer Liste von 23 Knochen.)
Es ist genug des Angekommenen, um zu zeigen, dafs diese
Knochenreste dem nämlichen Vogel angehören, von welchem ich schon
1839 ein Bruchstück beschrieben habe. Er ist verschieden vom Straufse,
weil er dreizehig, verschieden von den dreizehigen Struthioniden durch
‚die Abwesenheit der Luft im Femur und durch die Kürze des Meta-
tarsal (Mittelfufsknochens) gegen die Tibia (Schienbein). In diesen
Charakteren zeigt der grolse Vogel eine bedeutende Verwandtschaft
mit Apteryz, der unter allen lebenden Vögeln ihm theilweise am näch-
sten steht, aber einen vierten Zehen besitzt. Ich habe ihn daher als
Megalornis Novae Hollandiae bezeichnet. Er ist vollkommen
stark genug, um Fulstapfen so grofs wie Ornithichnites giganteus
Hitchcock und noch gröfser zu machen, und alle noch vorhandenen e
Zweifel, ob diefs Eindrücke von einem grolsen dreizehigen Vogel
seien, sind durch den Anblick dieser Knochen aus meinen Gedanken
verschwunden. _ | |
R. Owen.“ (L. Br. J. 1843. p. 335.)
*) Lond. Ed. D. phil. Mag. V. 22. p. 558. — Apteryx, mit der einzigen,
etwa 32” hohen Art, A. australis Temk. oder dem Kiwi, ist bisher immer
unter die straufsartigen Vögel gezählt worden, gehört jedoch, nach Reichen-
bach, zu den schnepfenartigen Vögeln, unter welchen er die straufsartigen
vertritt.
64 VÖGEL. — VÖGEL IN TERTIÄREN UND JUÜNGEREN SCHICHTEN.
Dinornis Owen (dewög, ungeheuer; oovıs, Vogel).
Unter diesem Namen falst Owen die früher als Megalornis
bezeichneten und die anderen, später von ihm beschriebenen Ar-
ten neuseeländer Riesenvögel zusammen. _
D. Novae Zealandiae Ow. (Megalornis Novae Hollandiae.)
Der vollständigste Unterschenkel jener Sendung ist 2’ 43° engl. lang
und entspricht einem 14° langen Oberschenkel. Der Umfang des ersteren
dieser Knochen ist am Binnenende 15 und in der Mitte 5“. Die Länge
des Tarsal-Beines (Laufes) beträgt 12”, sein Umfang in der Mitte 4
5 seine Breite am Aufsenrande 3” 10°. Durch diese verhältnils-
mälsige Kürze und Stärke dieses dreitheiligen Knochens steht der
Vogel dem Apteryr näher als den anderen lebenden Siruthioniden,
von welchen letzteren, ebenfalls dreizehigen Vögeln er sich durch
das Verhältnifs der Beinknochen und die dichtere Structur, wie bei
Apteryz ohne Luftröhre, genügend unterscheidet. Der Mangel einer
Hinterzehe trennt ihn von Apteryz und Didus, der Dronte oder dem
Dudu, welcher auf der Insel Rodriguez, wahrscheinlich gleichzeitig. mit
diesem auf der nördlichen Insel von Neuseeland lebenden Vogel, er
loschen ist. Sein Becken hatte grölsere Aehnlichkeit mit dem der
Trappen als mit dem der straufsartigen Vögel. (Jahrb. 1844. p. 242.)
Später unterscheidet Owen nach dem ihm zugekommenen
Vogelknochen von den Ufern der Wairon, die in die Armuths-
Bai ausmündet, fünf ausgestorbene Dinornis-Arten Neuseelands "):
D. giganteus: eine von Williams aufgefundene, 2° 10” ;lange
Tibia (Unterschenkel) entspricht einem 10° hohen Vogel;
D. struthioides: war 7’ hoch;
D. didiformis: war dem Dudu, Dedus öneptus, am meisten
verwandt;
D. dromaeoides: mochte 5° hoch sein;
D. otideiformis: von der Gröfse des gemeinen Trappen.
Keiner dieser Knochen besafs eine Luftröhre, wefshalb auch
keiner jener Vögel zum Fliegen bestimmt war, zweifelsoline die
Veranlassung zur baldigen. Ausrottung derselben.
Im Dinornis Novae Zealandiae oder. D. giganteus erblickt
man den. grölsten ”“): aller bis jetzt bekannten Vögel, welcher,
*) L. E. D. phil. Mag. Vol. 24. p. 378. — Jahrb. 1844. p. 381.
**) Fast unbegreiflich ist es, wie man noch häufig selbst in den neue-
sten Schriften den Riesengreifen, Gryphus antiquitatis Schub., unter den
Vögeln aufgeführt findet, da es doch längst erwiesen ist, dafs dieser in das
Reich der Fabeln gehörende Vogel durch menschliche Phantasie aus Hörnern
und anderen Theilen fossiler Rhinocerosse entstand.
REPTILIEN. Be 65
wie es auch mit den anderen’ Arten dieser Gattung der Fall zu
sein scheint, wahrscheinlich unserer jetzigen Weltepoche noch an-
gehört hat.
IE Klasse. Reptilia. Amphibia. Reptilien.
Amphibien.
Rückgratthiere mit kaltem Blute, welche durch Lungen ath-
men, Eier legen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt, oder
nackthäutig sind. Einigen fehlen die Beine gänzlich, andere ha-
ben 2, die meisten jedoch 4 Beine. |
Beide Kiefern sind nur bei den Schlangen beweglich. Aufser
bei den Schildkröten und der Pipa oder Wabenkröte sind diese
mit spitzen ‚scharfen Zähnen bewaffnet, welche theils in Höhlungen
eingekeilt sind, wie bei den Säugethieren, theils mit dem Kiefer-
rande verwachsen und theils an der Innenseite des Kiefers ange-
. wachsen sind, wo. sie bisweilen in Längsrinnen stehen. Selbst
im Gaumen sind. bei ihnen oft Zähne befestigt. Die Zahl der
Wirbel und Rippen ist sehr verschieden. Den Fröschen fehlen
die letzteren ganz, und den Schlangen mangeln das Becken und
die Schlüsselbeine. Gegenwärtig kennt man an 800 lebende Arten.
(Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, p. 125.)
| Wie in der Geschichte der Menschheit gewisse Entwickelungs-
stufen nicht zu verkennen sind, wie der Bebauung der Wissen-
schaften immer die Ausbildung der Kunst vorausging, und wie die
einzelnen Völker berufen waren, einen immer höheren Zweig der
Kunst und später der Wissenschaft zu cultiviren, während von
ihnen die Stufe oft nicht erreicht ward, welche -ihre Vorgänger
in Bezug auf, das niedrigere Stadium einnahmen, ganz so geschah
es auch bei, der allmählich emporsteigenden Entwickelung der thier-
ischen Schöpfung, die unseren Erdball bewohnte. Kaum giebt es
hierfür einen schöneren Beweis, als uns die Geschichte der. Rep-
tilien darbietet. Zuerst in dem Kupferschiefer und Zechsteine mit
einer der jetzigen Welt ganz fremden Form beginnend, bezeugen
die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine und die Knögkken und
Zähne im Muschelkalke . schon die grofse Entwickelung einer nur
dem Trias eigenthümlichen Saurier-Familie. In der Juraformation
aber erkennt man, dafs diese Ordnung gerade hier durch die
Grölse. und hohe Ausbildung ihrer Organismen einen Glanzpunkt er-
reichte, welchen man füglich mit der Höhe vergleichen. kann, auf
Geinitz, Versteinerungskunde. a
66 REPTILIEN.
welcher einstens Athen und Rom in Bezug auf die Künste standen.
Nur in der gleich darauf folgenden Kreideformation erscheinen
ähnliche, wenn auch wenige, grofsarlige Gestalten; den spüteren
Weltepochen blieben diese fremd.
Die Reptilien zerfallen in 4 Ordnungen: Schildkröten,
Saurier, Schlangen und Frösche.
1. Ordn. Testudinata. Ohelonii. Schildkröten.
Ein kurzer breiter vierbeiniger Leib ist von einem mit
Hornmasse umgebenen Knochenpanzer bedeckt; die Kiefern sind
zahnlos. Der Knochenpanzer besteht aus Rücken- und Brust-
schild, welche eniweder nur durch eine Haut- oder Knorpelmasse
zusammenhängen oder zu einem Stücke verwachsen sind.
Die am Rande des Rückenschildes stehenden Hornplatten heilsen
Randplatten, die von diesen eingeschlossenen Scheibenplatten;
von diesen liegen die Wirbelplatten auf den Wirbeln, die Sei-
ten- oder Rippenplatten diesen zu beiden Seiten auf den Rippen,
und die Brustplatten bedecken das Brustschild.
Bei den Land- und Süfswasserschildkröten sind alle
vier Beine gleich lang, bei den Seeschildkröten sind die Vor-
derbeine die längeren. (Leunis, Synopsis der drei Naturreiche,
p. 129.)
Die älteste Spur einer Schildkröte ist ein durch Owen bestimm-
ter Oberschenkel aus dem neu-rothen Sandsteine zu Elgin.
1. 6. Testudo L. Landschildkröte. Tortue.
Rücken- und Brustschild sind mit einander verwachsen, das
erstere ist hoch gewölbt und erlaubt, dafs der kurze, runde
Kopf und die Beine unter dasselbe zurückgezogen werden können.
Hinterfüfse mit 4, Vorderfüfse mit 5 Zehen, welche bis an die
stumpfen Nägel verwachsen und daher unbeweglich sind.
Die ‘ältesten Landschildkröten kommen in tertiären Bildungen
vor und wurden durch H. v. Meyer in dem Gypse von Aix, in
den Schichten von Weisenau bei Mainz, in der Molasse der Schweiz”)
und durch Marcel de Serres bei Montpellier “”) nachgewiesen.
Eine riesenhafte Schildkröte aus den tertiären Schichten der
Siwalikberge im nördlichen Indien bezeichnen Cautley und Fal-
coner als
*) 1. Br. Jahrb. 1843. p. 392 und 69.
**)1L. Br. Jahrb. 1841. p. 735.
SCHILDKRÖTEN. 67
+ 2. G. Colossochelys (20400005, Kolofs; y&ivc, eine
Schildkröte),
und betrachten dieselbe als Untergattung von Testudo *), womit’ sie
durch die Wölbung des, Schildes und die Beschaffenheit ihrer ko-
lossalen Bewegungsorgane übereinstimmt.
€. Atlas C.u. F., soll die Länge von 18° und aufrechtstehend
die Höhe von 7’ engl. erreicht haben.
Das ganze Schild mochte bei ihr 12° 3° lang und 8° breit gewesen
sein. Am vorderen Ende verengt es sich zu nur 8‘ Breite, erhält
bei ausgewachsenen Individuen hier die Dicke von 63, ist an dem
vorderen Ende zweispaltig und auf der unteren Seite mit einem dicken
keilförmigen Kiele unterstützt. Nach Vergleichen mit. der lebenden
Testudo Indica war der Kopf gegen 2° lang.
Als # 3. G. Testudinites Sellowii beschreibt. ‚Weils "*)
den Panzer einer Schildkröte aus dem südlichen Brasilien, wo der-
selbe mit den unter. Glyptodon beschriebenen Edentaten-Panzern
zusammen vorkam,
4. G. Emys Schweig. Süfswasserschildkröte.
Rückenschild ziemlich flach und mit dem Brustschilde durch
Knorpel verbunden. Längs des Rückens liegen 5 Schuppen, welche
aber nicht bis zu dem Vorderrande gehen. Zwischen ihnen und
den 12 paarigen Randschuppen liegen 4 paarige Seitenschuppen. Au-
fserdem ist am Vorderrande, am Ende der Rückenlinie, gewöhn-
lich noch eine kleine unpaarige Kandschuppe vorhanden, welche
indessen selbst bei einer und derselben Art öfters fehlt oder noch
von einer zweiten begleitet wird. Kopf und Rumpf sind nicht
ganz unter das Schild zurückziehbar. Vorderfüfse mit 5, Hinter-
füfse mit 4 Zehen, welche, wie die aller Süfswasserschildkröten,
beweglich und mit Schwimmhäuten und Nägeln versehen: sind.
‚Die ältesten Arten von Emys kennt man aus der Waldfor-
mation (Wealdenformation) und aus der Kreide “**).
E. Bensteti Mantell, aus der Kreide von Maidstone in: Kent,
war der E. Ewropaeas nahe‘ verwandt.
E. Menkei (H. v. Mey. in L. Br. J.; 1841. ıp. 445.) gehört der
Waldformation von Schaumburg- ‚Lippe an.
*) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. Vol. 25. p. 532.
**) Abhandl. der Berliner Akademie 1827 u. 1828. tb. 4. f. 1, 2.
*+*) Jahrb. 1841. p. 729, 857.
5:
68 REPTILIEN.
Die Existenz dieser Gattung in tertiären Schichten ist durch H.
v. Meyer von Weisenau bei Mainz und in dem Molassesandstein der
Schweiz *), durch Owen bei Sheppey und durch Marcel de Serres **)
bei Montpellier dargethan worden. Aus den Torfgebilden von Enk-
heim und Dürrheim beschreibt v. Meyer “**) eine Art, welche mit Bos
primigenius und mit Knochen noch lebender Thiere zusammen dort
häufig gefunden wird, womit vielleicht auch die von Nilfson in Schoo-
nen gefundenen Schildkröten 7) übereinstimmen.
Auch andere der noch lebenden Gattungen von Sülswasser-
schildkröten waren in der Vorzeit vertreten.
5. G. Clemmys Wagl.
glaubt H. v. Meyer in den Tertiärgebilden von Weisenau bei Mainz
und bei Wiesbaden erkannt zu haben fr);
6. G. Chelydra Schweig. Alligator-Schildkröte
(z&öivs, Schildkröte; ödeon, Wasserschlange),
wegen des langen, mit Hornstücken bedeckten Schwanzes, wurde
durch denselben Forscher in dem Schiefer von Oeningen 17) auf-
gefunden, und
7..G. Triony® Geofl. Weich-Schildkröte (zo:, drei;
ovv&, Klaue),
so genannt wegen des weichen Schildes und ihrer nur die drei
Innenzehen bedeckenden Klauen, ist von mehreren Orten bekannt.
T. Parisiensis Cuv., aus dem Gypse des Montmarire, und meh-
rere andere tertiäre Arten aus Frankreich wurden schon von Cuvier
beschrieben, drei Arten bestimmte Owen aus dem Londonihone von
Sheppey tt7+7), und auch in der Molasse des Waadt-Landes u. a. O. der
Schweiz deuten eigenthümliche Panzerfragmente ihre Existenz an.
' Mit den letzteren fanden sich Rippenplatten zusammen, welche
mit Grübchen bedeckt sind und zugleich, wie die Platten auf an-
deren Schildkröten, mit Eindrücken oder Rinnen zur Aufnahme der
Schuppengrenzen versehen sind. H. v. Meyer bildet daraus sein
neues Genus
*) Jahrb. 1843. p. 393 u. 1839. p. 4.
**) Jahrb. 1841. p. 737. .
*+*) Museum Senckenbergianum. Bd. 2. Hft. 1.
+) Jahrb. 1843. p. 123 u. 391.
++) Jahrb. 1843. p. 391, 586.
t++) Jahrb. 1844. p. 329.
4112) Jahrb. 1842. p. 49.
SCHILDKRÖTEN. 69
+ 8 G. Trachyaspis H. v. Mey. (rouyvs, rauh; donis,
runder Schild).
An diese Gattung schliefsen sich noch mehrere ausgestorbene an:
+ 9.G. Cimochelys Owen (? xeiucı, liegen; x&Avg, Schildkröte),
aus der Kreide von Maidstone;
+ 10. G. Eurysternum Miün. (Zvoüs, breit; or£ovov, Brust),
_ mit einer Art, E. Wagleri Mün., aus dem lithographischen Schie-
fer von Solenhofen, worüber H. v. Meyer in Münster’s Beitr. z.
Petref. Hfi. 1. p. 89 eine genaue Beschreibung gab, und
+ 11. @. Idiochelys H. v. Mey. (idıos, eigenthümlich;
yekvg, Schildkröte).
I. Fitzingeri H. v. Mey. — Taf. VI. Fig. 15. Nach Münst.
Beitr. z. Petr. Hft. 1. tb. 7. f. 1. (3). Aus dem jurassischen Kalk-
schiefer von Kelheim an der Donau.
12. G. Chelonia Brong., See-Schildkröte (zeAwrn).
Das schwach gewölbte Schild ist zu klein, um Kopf und
Füfse darunter verbergen zu können. Die vorderen Beine sind länger
als die hinteren, und die Zehen durch eine Haut zu Ruderfülsen fest
verbunden. Mund mit sehr starker, am Rande gezähnter Horn-
bedeckung.
Während die Thiere dieser Gattung, zu der auch die 7’ lange
Riesenschildkröte gehört, jetzt nur noch die wärmeren südlicheren
Meere bewohnen, so hatten sie in früheren Epochen unserer Erde
auch eine viel nördlichere Verbreitung. Wie wir fast überall die
Meeresthiere sich früher entwickeln sehen als die der süfsen Ge-
wässer oder die des Landes, so waren auch die Meerschildkröten
die älteren. |
Cuvier führt Reste von ihnen aus dem Muschelkalke von Luneville
auf, Münster aus dem Lias von Bristol und Altdorf bei Nürnberg, Man-
tell aus dem Hastingssande (Waldform.) von Tilgate, v. Meyer aus. dem
Jura-Schiefer von Solenhofen, aus dem Kreide-Schiefer von Glaris, der
Kreide von Mastricht (Palaeol. p. 103), Owen bestimmte drei Arten aus
dem Londonthone von’ Sheppey, v. Meyer mehrere aus der Molasse
der Schweiz (Jahrb. 1839. p. 6.), und Fischer wiels diese‘ Gattung im
verhärteten Thone Sibiriens nach.
*) Jahrb. 1843. p. 69.
70 REPTILIEN.
2. Ordn. Sauria. Saurier.
Der Körper der Saurier ist lang gestreckt, entweder mit
Schildern oder mit Schuppen, welche nie emaillirt sind, ausnahms-
weise wohl auch nur mit Haut (Pleurosaurus) bedeckt. Sie ha-
ben meistens 4 Beine. \
In dieser Gattung treten zahlreiche Formen auf, welche nicht
allein als Uebergänge von den Saurien zu den drei anderen Ord-
nungen der Reptilien zu betrachten sind, sondern auch auf die
Klassen der Säugethiere, der Vögel und der Fische hinführen.
Um so schwieriger und gewagter muls daher auch eine Sy-
stematik der fossilen Saurier sein, zumal manche ihrer Gattungen
zur Zeit nur nach einzelnen Zähnen bekannt sind. Seitdem H. v.
Meyer’s Palaeologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschöpfe,
1832 erschienen u. p. 201 desselben Werkes von diesem Gelehr-
ten ein System der fossilen Saurier nach der Entwickelung ihrer
Bewegungsorgane gegeben worden war, ist die Wissenschaft mit
einem so grolsen Schatze- von neueren Entdeckungen bereichert
worden, dafs das gesammte Material eine neue Anordnung bedurfte.
Bronn’s Eintheilung *) in Wasserbewohner und Land-
bewohner, von denen die ersteren in Zehenfüflser und Flos-
senfüfser, die letzteren in Zehenfülser und Flederfüfser
zerfallen, ist auf die ganze Organisation, die natürlichen Verwandt-
schaften und die wahrscheinliche Lebensweise dieser Thiere ge-
gründet: Eine neue Klassilication der gesammien Reptilien wurde
im L. Br. Jahrb. 1838. p. 362 von Fitzinger gegeben.
Owen nimmt 8 Ordnungen der Reptilien an, welche folgende
sind: Dinosaurier, Enaliosaurier, Krokodilier, Lacertier, Pierosau-
Was von den Besten geschaffen wurde, ist in den nachste-
henden Blättern zusammengestellt oder wenigstens angedeutet wor-
den, wobei die verschiedenen Gattungen in die nachstehenden 5
‚ Ordnungen vertheilt worden sind:
A. Pterosaurier, welche in der Luft und auf dem Lande
lebten ; |
B. Lacertier, welche vorzugsweise das Land bewohnten;
C. Krokodilier, welche vorzugsweise im Wasser sich auf-
hielten; |
*) Lethaea, 1837. p. 498 u. a. a. OÖ.
**) L. Br. J. 1844. p. 114.
| SAURIER. | 71
D. Enaliosaurier, welche ausschliefslich dem Meere ange-
hörten; ah
E. Labyrinthodonten, als Anhang.
In den Pterosaurien und Lacertiern erkennt man das Empor-
streben der Saurier nach den höheren Klassen des Thierreiches,
die Krokodilier sind recht eigentliche Saurier, die Enaliosaurier
repräsentiren gewissermalsen in der Ordnung der Saurier die Klasse
der Fische, und die Labyrinthodonten scheinen die Saurier, Ba-
trachier und Fische zu verbinden, lebten jedoch, wie es scheint,
auch vorzugsweise auf dem Lande.
Ueber die. riesenhafte Gröfse einiger dieser Thiere geben
die vielfach aufgefundenen Ueberreste von ihren Skeletten ge-
nügenden Aufschluls. Fischer v. Waldheim beschrieb in seiner
Oryciographie du Gouv. de Moscow einen Saurierzahn von den
Ufern der Oca, dessen Krone 9%’ lang und an der Basis 4” breit
ist, und ähnliche Zähne, von 8° Länge und 14“ Durchmesser,
wurden von Koch im vorigen Jahre bei Gay-Head, auf der Insel
Marthas Wingard, in der Nähe von Bedford entdeckt. (Briefl. Mitth.)
Die ältesten Saurier kommen im Kupferschiefer vor (s. Rep-
tilien p. 69.)
Die fossilen Saurierknochen aus dem Muschelkalke von Jena be-
stehen nach Prof. E. Schmid aus:
6,55 schwefelsaurer Kalkerde,
10,68 kohlensaurer Kalkerde,
0,53 kohlensaurer Talkerde,
65,03 phosphorsaurer Kalkerde,
10,60 Fluorcalcium,
3,11 phosphorsaurer Thonerde.
1,85 phosphorsaurem Eisenoxyd,
98,35 nebst Spuren von Chlornatrium und organischer Materie.
A. Pierosaurier. Flieg- Echsen.
.. Saurier mit Flughaut. Sie lebten in der Luft und auf dem
Lande. Einzige Gattung:
T Pierodaetylus Cuv. Ornithocephalus Sömmering. Flieg-
Echse (areoöv, Flügel; daxrvAog, Finger).
Taf. VI. Fig. 1. -Pt. crassirostris Goldf. aus dem litho-
graphischen Schiefer von Pappenheim (3).
Diese merkwürdigen Thiere füllen die Lücke aus, welche in
der jetzigen Schöpfung die Vögel von den Reptilien trennt... Die
72 REPTILIEN.
Umrisse ihres Kopfes, die geräumige Brust, die langen Flügel und
die aufrechte Stellung des Ganzen verkünden den Vogel, womit
sich indessen die spitzen Zähne der Kiefern und die Krallen der
Zehen in keinem Falle vereinigen lassen, und in einer ebenso lehr-
reichen als anziehenden Abhandlung sagt Goldfufs *): ‚Bei diesen
sonderbaren Thieren erkennt man die Bahn, die die Natur ver-
folgte, als sie bei dem Fortschreiten ihrer animalischen Bildungen
vom Reptile zum Vogel und zum Säugelhiere hinaufsirebte. Die
wenigen wesentlichen Organe, die der Bewegung, erlitten die
gröfste Umwandlung, indem sie theils denen des Vogels, theils
denen der Fledermaus ‘ähnlich wurden, dabei aber alle Knochen
des Reptils der Zahl nach beibehielten und immer noch ' deren
Grundtypus durchblicken liefsen.. ‘Der Schädel, im Schwanken
zwischen der Form des Monitor und des Krocodils, versteckt seine
Reptiliennatur unter den äufseren Formen des Vogels, konute sich
jedoch der Zähne nicht entäufsern, da diese zur Lebensunterhaltung
dieser Geschöpfe unentbehrlich waren.
Nur wenige. Verschmelzungen gesonderter Knochen und
Schwindungen verschiedener Fortsätze sind indefs zur wirklichen
Umwandlung in den Vogelschädel noch nöthig. Die hervortretende
und bei verschiedenen Arten abweichende Länge des Halses ist
abermals eine Abweichung von der den Reptilien eigenthümlichen
Form und deutet auf ein Hinneigen zur Vogelbildung, ohne jedoch,
bei veränderlicher Länge, die Zahl der Wirbel zu verändern. Der
Grundtypus des Krokodils ist in allen wesentlichen Theilen der
Wirbel noch zu erkennen. Der Körper bedurfte eines erweiter-
ten Brustkastens und einer starken Befestigung der Vorderglieder.
Daher ist das schildförmige Brustbein im Uebergange von den
Vögeln zu den Reptilien begriffen.
Vermöge seines Beckens und seiner hinteren Extremitäten
konnte das Thier, wie das Eichhörnchen, eine sitzende Stellung
‚einnehmen, während es seine Klauen benutzte, um sich an Fels-
abhängen, in Klüften oder an Bäumen änzuklammern und an stei-
len Wänden emporzuklettern. Die Zähne dienten dem Thiere,
wie es scheint, mehr zum Festhalten als zum Zerkleinern seiner
Beute, und diese mochte aus Insekten. und vielleicht auch aus
Wasserthieren bestehen, welche es, über. dem: Wasser schwebend,
erhaschte.‘*
*) Act. Ac. Cues. Leop. Carl. Nat. Cur. T. XV. P: L, p. 68—112.
SAURIER. 13
.
Am Pt. crassirostris wurde von Goldfuls die interessante
Entdeckung gemacht, dafs diese Eidechse, ausnahmsweise von allen
anderen Reptilien, mit einem Pelze von Strauflsfedern ähnlichen
Haaren bedeckt war.
Die Pterodaciylen gehören nur der Juraformation an. Mit
der kleinsten Art beginnend, reihen sie sich, nach H. v. Meyer,
folgendermafsen an einander an”):
P. Meyer‘ Münst. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 35; H. v. Mey.
in Mün. Beitr. Hf. 5. p. 24.
P. brevirostris Sömm., Buckl. Geol. II. tb. 22. f. 0; H. v.
Mey. Pal. p. 244. Etwa von der Gröfse des Sperlings.
P. Kochii H. v. Mey. in Münst. Beitr. 5. p. 24.
P. longirostris Cuv., Buckl. Geol. II. tb. 21. nach Cuvier und
Goldfuls; H. v. Mey. Pal. p. 243.
P. med«us Mün. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 5l. tb. 6; H.
v. Mey. Pal. p. 247.
P. erassirostris Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p. 68— 112.
-ib. 7—10. Hiernach Buckl. Geol. II. Pl. 22; Br. Leth. tb. 26. f. 4.
— Tau. VE fo. 1,
P. macronyz: Buckl., H. v. Mey. Pal. p. 249; Br. .Leth.
p. 541. tb. 27. Fig. 15. Etwa von der Gröfse eines Raben. Aus
dem Liasschiefer von Lyme Regis in England und zu Banz und Grötz
in Baiern.
.- P. grandis Sömm. Cuv., Goldf. in Act. Ac. Leop. XV. 1. p.
63— 112; H. v. Mey. Pal. p. 251. Mehr als um. die Hälfte grölser
als der vorige.
Alle, aufser P. macronyx, stammen aus dem lithographischen
Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Monheim.
B. Lacertier. Eidechsen. Echsen.
Saurier, welche unseren lebenden Lacerten oder Eidechsen
verwandt und durch ihre deutlich von einander getrennten und be-
krallten Zehen (an Vorder- und Hinterfüfsen gewöhnlich 5) vor-
zugsweise zum Leben auf dem Lande bestimmt waren. Mehrere
ihrer fossilen Gattungen, wie Iguanodon und Megalosaurus, bie-
ten durch ihre Zähne und eine’ weite Markhöhle in ihren Glied-
mafsenknochen einige Aehnlichkeit mit schweren Landsäugethieren
dar. Ihr Kopf ist im Allgemeinen weniger verlängert als bei den
Krokodiliern, und die Nasenlöcher liegen am Ende der abgerun-
*) Münst. Beitr. Hft. 5. p. 24.
74 REPTILIEN.
deten Schnauze. Die Augen sind mit einem gegliederten Knochen-
ringe versehen, die Zähne nicht in Höhlungen eingekeilt, sondern
sind mit ihrer Basis fest auf den Kiefern oder auf dem inneren
Rande derselben angewachsen. Ihr Leib ist mit Schuppen bedeckt.
In diese Gruppe gehören, nach Owen, r Thecodon (T’'hecodon-
tosaurus) und T Palaeosaurus aus dem conglomeratischen Zechstein-
Dolomit von Bristol, und + Cladeiodon aus dem bunten Sandsteine
von Warwickshire, als die ältesten Lacertier Englands, . welche
von den lebenden Lacerten durch die Einfügung der Zähne in
getrennte Höhlungen abweichen, aber doch die Form und Structur
ihrer Zähne besitzen *).
1. G. Lacerta L. Eidechse.
Von wirklichen Lacertien hat H. v. Mey. über 400 Wirbel und
mehrere Knochen aus den tertiären Bildungen von Weisenau unter-
sucht. (L. Br. J. 1843. p. 595.)
Als Lacerta neptunia beschreibt Goldfufs (Nov. Act. Leop.
c. N. C. XV. P. 1. p. 115. tb. 14. f. 2.) eine Eidechse aus dem
lithographischen Schiefer von Monheim. Sie unterscheidet sich von der
gemeinen Lacerta agelis L. durch etwas geringere Gröfse, durch eine
geringere Anzahl der Rückenwirbel,, durch breitere Rippen und durch
weniger, aber gröfsere Zähne (im Oberkiefer 26). Die Länge dieser
kleinen Eidechsen, von deren vermuthlich weicher Hautbedeckung sich
nichts mehr vorfand, war 3 5’.
+ 2. G. Raphiosaurus Ow. (gagıov, Nadel; owögog),
wurde nach einem Unterkieferfragmente mit 22 pfriemenförmigen
Zähnen und einigen Wirbeln und Backenknochen aus der Kreide
von Maidstone bestimmt. |
13.G. Proiorosauraus H. v. Mey. (nowrzog, erster; cuöoog).
Er ist der älteste von allen lebenden Reptilien, welche un-
seren Erdball bewohnten, und gehört, mit nur wenigen Zeitge-
nossen ””), dem Kupferschiefer oder bituminösen Mergelschiefer
*) L. Br. J. 1842. p. 493.
*%*) Murchison und de Verneuil führen in der Uebersicht der fossilen
Arten in den Aequivalenten des Permischen Systems (der Zechsteinforma-
tion), aufser Protorosaurus Speneri, von Reptilien noch folgende auf: T’he-
codontosaurus (Riley u. Stutchbury) antiquus und Palaeosaurus (Ril. u. St.)
Cylindricodon und platyodon aus England (Bristol), Rhophalodon (Fischer
v. Waldheim) Wangenheimii (L. Br. J. 1841. p. 607. — Anm. bei Hylaeo-
saurus), Brithopus (Kutorga) priscus, Orthopus (Ktg.) primaevus und Syo-
don (Ktg.) biarmicum aus Rufsland.
-SAURIER. 75
von Deutschland an. In diesen Gesteinen wurden Theile dieser
seltenen Versteinerung bei Kupfersuhl, Glücksbrunn, Rothenburg
a. d. Saale, im Mansfeldischen und bei Richelsdorf in Hessen auf-
gefunden, welche insgesammt gestatten, sich ein Bild von dem
ganzen Skelette dieser Eidechse zu verschaffen.
Protorosaurus Speneri, wie M. v. Meyer (Pal. p. 109
u. 208; Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1—21. tb. 8.) die Art
benannte, welche alle bis jetzt bekannten Theile dieser Skelette
zu umfassen scheint, erreichte über 33° Länge. Es wurde von
ihr 1706 durch Spener eins der vollständigsten Exemplare in dem
Kupferschiefer bei Kupfersuhl entdeckt, welches noch immer das
einzige ist, an welchem der Kopf noch erhalten blieb. Dieser
war etwa 73 Mal länger als ein gewöhnlicher Rückenwirbel, und
daher würde sich, nach H. v. Meyer, die Länge des Kopfes zur
Länge des Halses ungefähr wie 2:3, und zur Länge des ganzen
‚ Thieres ungefähr wie 1:10 verhalten haben.
Auf jedem Kieferarme safsen 11 hakenförmige Zähne, welche
wenig über die Mitte der Kieferlänge zurückführten.
Der Hals, welcher in dem von Meyer beschriebenen Exem-
plare (in Münst. Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 1—21. tb. 8.) von
Richelsdorf am deutlichsten sichtbar ist, ist, wie gewöhnlich, aus
7 Wirbeln zusammengesetzt. Der erste derselben, oder der Atlas,
ist sehr klein und besteht aus getrennten Theilen, der zweite ist
nicht viel kürzer als der siebente, der dritte so lang als der
fünfte oder nicht viel länger als der sechste, und der längste
von allen ist der vierte. Die Stachelfortsätze dieser Wirbel sind
sehr breit, nehmen aber von dem relativ längsten an, dem zwei-
ten, welcher die doppelte Breite des Körpers erreicht, bis zu
den Rückenwirbeln allmählich an Breite ab.
Die Anzahl der Rückenwirbel mochte sich, nach einem von
Link beschriebenen Exemplare von Kupfersuhl, bis auf 18 belaufen.
Ihre durchschnittliche Breite giebt v. Meyer zu 7° an, und sie
zeichnen sich durch ihre hohen und breiten Stachelfortsätze aus.
Die Rippen, welche sich an diese Wirbel befestigen, und von wel-
chen auch Germar (Verstein. d. Mansfelder Kupferschiefers. 1840.
fig. 16.) Bruchstücke von Eisleben beschreibt und abbildet, sind
lang, im Querschnitte bei ihrem Anfange rhombisch, verflachen
sich nach unten und erhalten durch eine Längsrinne ein zwei-
theiliges Ansehen.
Der Schwanz scheint nach dem Link’schen Exemplare nicht
unter 30 Wirbel gehabt haben zu können. (H. v. M.)
76 REPTILIEN.
Die ‚hinteren Gliedmafsen waren an dieser Eidechse auffallend
länger als die vorderen und verhielten sich zu einander ohngefähr
wie 3:2.
An den von Zenker *) beschriebenen Exemplaren, welche
auf dem Jenaer Museum aufbewahrt werden, erkenut man noch
2 Reihen, theils runder, theils vieleckiger Handwurzelknochen, und
dafs der Protorosaurus, wie die lebenden Lacerten, mit 5 Fingern
und 5 Zehen begabt war. Der erste Finger, der Daumen, be-
stand aus 3, der zweite und dritte aus wenigstens 4, der vierte,
nach H. v. M., wahrscheinlich aus 9 und der fünfte aus 3 Gliedern.
Nach Germar beziehen sich wahrscheinlich die Angaben man-
cher älteren Schriftsteller in Bezug auf die Auffindung vorgeb-
licher Affenknochen und Menschenhände auf diese Eidechse. Link
bezeichnete das von ihm beschriebene Skelett als Krokodil, mit
welchem jedoch der Protorosaurus seiner Bewegungsorgane halber
füglich nicht verwechselt werden kann; Swedenborg hielt 'sein
Exemplar, welches 1733 in der Gegend von Glücksbrunn im Mei-
ningischen aufgefunden wurde und das jetzt die K. Mineraliensammlung
in Wien besitzt, für eine Meerkatze; Cuvier, Zenker und Germar
stellten diese Eidechse zu der lebenden Gattung Monitor (Gaea
v. Sachsen, p. 93), bis endlich H. v. Meyer ihre Eigenthümlich-
keiten nachwies.
74. G. Rhynchosaurus Owen (svyxos, Schnabel; o«@voog).
Knochen und Fährten des R. articeps Owen charakterisiren
den oberen neu-rothen Sandstein zu Grinsill bei Schrewsbury **).
Der Schädel ist sehr schmal, vierseitig' pyramidal, seitlich zusam-
mengedrückt, und sinkt mit seiner oberen Fläche in einem Bogen ge-
gen die Spitze des Maules herab. Die Schläfengruben und Augenhöhlen
sind weit, die Kinnladen kurz, zusammengedrückt und abwärts
gekrümmt, welche Charaktere, neben anderen, am mehrsten ‚auf
die Bildung der Eidechsen hindeuten, wiewohl das. allgemeinere
Ansehen des Schädels, so wie auch der scheinbare Mangel der
Zähne, mehr noch mit dem Schädel der Schildkröten und Vögel
übereinstimmt. Die beiden Endflächen des Wirbelkörpers sind stark
vertieft.
Die Fufsspuren, welche mit diesen Knochen zusammen gefunden
werden, zeigen aber die Krallen bestimmter, eine undeutliche Spann-
*%) Zenker, de primis anımalium vertebr. et pot. amphib. in terrae strat.
vestigis, 1836. |
**) L. Br. J. 1842. p. 493 u. 1844. p. 114.
SAURIER. 717
haut und eine kleinere innere Zehe, welche in einiger Entfernung
hinter den 3? oder 4? Vorderzehen steht. (L. Br. J. a. a. 0.)
+5.G. Geosaurus Cuv. Erd-Echse. Halilimnosaurus Ritgen.
(7, Erde; owvgos).
G. Soemmeringii Dekay. — Lacerta gigantes Sömm. — H. v.
Mey. Pal.. p. 105 u. 206. — Br. Leth. p. 533. Tf. 26. F. 10.
Schädel mit kurzer Schnauze, ähnlich dem Monitor, mit grofsen
Augenhöhlen und gegliedertem Knochenringe in den Augen. Die Zähne
sind flach, spitz, eiwas gebogen, an beiden scharfen Seiten fein ge-
zähnelt und an ihrer Basis mit einer Verdickung fest auf dem Kiefer
aufgewachsen. Jederseits stehen im Oberkiefer deren 17—18. Die
hintere Gelenkfläche der Wirbel ist concav und die Querfortsätze sind
grols. Fülse und. Bedeckung sind unbekannt. Diese Eidechse. wurde
nur 12° — 13‘ grofs und kommt im Schiefer von Solenhofen vor.
t 6. G. Pleurosaurus H. v. Mey. (rAevo&, Rippe; o«doog).
P. Goldfusii H. v. Mey. (Pal. p. 105 u. 205; in Münst. Beitr.
z. Petr. Hft. 1. p. 71. ib. 6.) aus dem, dem lithographischen Schie-
fer von Solenhofen verwandten Kalkschiefer von Dailing, ist die ein-
zige bekannte, nicht viel über einen Fuls lange Art. Das Skelelt,
welchem leider Kopf, Hals, Vorderglieder und Brust fehlen, zeigt
bei einer grofsen Anzahl von Rippen unverkennbar, dafs von den
Bauchrippen 2 hinter‘ emander liegende auf einen Wirbel kommen.
Die Rippen sind ziemlich stark und lang. Meyer fand den Rippen-
apparat,, womit ‘der. Bauch dieses Sauriers umschlossen war, mehr
complicirt als in’ allen anderen bisher von ihm verglichenen Thieren,
und schliefst aus demselben auf eine starke Lungenthätigkeit des Thie-
res, welches wahrscheinlich mit einer weichen, für Farbenwechsel
geeigneten Haut, wie am Chamäleon, bedeckt war. Die vordere und
hintere Gelenkfläche der Wirbelkörper war nicht: convex. _ Ober- und
Unterschenkel verhalten sich zu einander wie 3:2. Der wohl er-
haltene linke Hinterfuls liefs 4 Zehen mit Nagelgliedern erkennen.
7.G. Racheosaurus H. v. Mey. (gayıs, Rückgrat, oavong).
R. gracilis H. v. M. (Pal. p.. 105, 204. — Br. Leth. p. 535.),
aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen, ist die einzige Art,
welche die Länge von 5%’ erreichen mochte. Kopf, Hals, Brust und
die Vorderglieder unbekannt. Von den Wirbeln gehören 15 zu dem
Rücken, eine viel grölsere Anzahl zu dem Schwanze. Ihre Körper
sind doppelt so lang als in Aeolodon, in der Mitte etwas verdünnt,
am hinteren Ende concay und, nach Bronn, mit einer schiefen Ge-
78 REPTILIEN.
lenkfläche an beiden Enden versehen. Die Dornfortsätze der Wirbel breiten
sich so aus, dafs sie am Rücken sich fast berühren, und neigen sich stark
nach hinten. Vor den Dornfortsätzen der Schwanzwirbel erhebt sich
ein kleiner Dornfortsatz, welcher spitz und dünn, wie ein wirklicher
Dorn, gebildet ist. Achnliches kommt nur bei Fischen vor. Die Länge
des Unterschenkels beträgt weniger als ein Drittel von der des Ober-
schenkels. Hinterfüfse vierzehig mit dem Rudimente einer fünften Zehe;
die Hautbedeckung scheint aus sehr dünnen und leichten Schuppen be-
standen zu haben.
+7 8. G. Pholidosaurus H. v. Mey. (goAis, Schuppe von
Schlangen und Eidechsen).
P. Schaumburgensis nennt H. v. Meyer (L. Br. J. 1841. p. 443.)
das Wirbel-, Rippen- und Schuppengerüste eines eigenthümlichen Sau-
riers aus dem Sandsteine der Wealdenformation zwischen Bückeburg
und Eilsen im Fürstenthum Schaumburg-Lippe. Er unterschied an diesem
Skeleite, welches früher für eine Trionyz gehalten wurde, drei Arten
von Schuppenknochen, welche für das Thier sehr bezeichnend sind:
Rücken-, Seiten- und Bauchschuppenknochen.
7 9. G. Mosasaurus Conybeare.. Maas-Echse.
Ein riesenhaftes Geschlecht von Sauriern, welches die frühe-
ren Meere während der Bildung der Kreide bewohnte. In der
Aehnlichkeit seines Kopfes steht das Thier, nach v. Meyer, zwi-
schen Monitor und Iguana. Seine Zähne (Taf. VI. Fig. 13.), wel-
che auch mit auf den Zwischenkiefern stehen, waren nur Anfangs
hohl und füllten sich während ihres Wachsihums aus. Ihre Krone
ist rückwärts gebogen, fast halbkegelförmig, und die äulsere, obere
Seite derselben besitzt 2 scharfe Kanten. An der Basis ist. sie
mit einem Zahnknochen oder Sockel innig verbunden, mit wel-
chem der Zahn in gesonderten Höhlen befestigt ist. Der Ersatz-
zahn steht daneben in einer gesonderten Höhle und dringt in den
knochigen Körper, welcher den Zahn trägt, bald quer, bald von
der Seite ein*).
Auf jeder Seite des Unierkiefers sitzen 14 Zähne, auf dem
Flügelknochen, wie es scheint, . An den Wirbeln, deren Ge-
sammtzahl auf 133 berechnet worden ist, ist die hintere Gelenk-
*) Einige Zähne aus der Kreide von Norfolk, welche denen von Mo-
sasaurus ähnlich, aber von ihnen durch die elliptische Basis der Zahn-
krone verschieden sind, gaben, nach Bronn (L. Br. J. 1842. P- 492.), zu der
Errichtung der Gattung Leiodon Ow. Veranlassung.
SAURIER. 79
fläche convex und nur die vordere concav, wie bei dem Krokodil.
Die letzten Schwanzwirbel besitzen gar. keine Fortsätze, und schon
in. der Mitte des Rückens fehlen die Gelenkfortsätze, welchen
Charakter der Mosasaurus mit dem Delphine gemein hat. Hände
und Füfse scheinen flossenarlig, etwa wie die der Pleurosauren,
gewesen zu sein. (H. v. Mey., Pal. p. 219.)
M.: Hofmann« Mantell. — Taf. VI. Fig. 13. Nach L. Br. Leth.
tb. 34. £ 5. d.— Parkinson, Organic Remains, Vol. 3. Pl. 19. f. ı.
— Mant. Geol. of Suss. Pl. 20.
Das ganze Thier hat, nach Bronn, ‘über 24° Länge erreicht; sein
Kopf allein mafs 3° 9”; der Rumpf mit en Schwanze 20’ 6” und der
Schwanz allein über 10°.
In der Kreide des Petersberges und zu Seichen bei Mastricht,
so wie auch zu Lewes in Sussex.
+ 10. 6. Iguanodon Mantell (Iguana, Leguan; ödwrv, Zahn).
Riesenhafte Eidechsen, deren Zähne am mehrsten an die der
in warmen Gegenden Amerikas lebenden Leguane erinnern, aber
den Charakter der Pflanzenfresser so auffallend an sich tragen, dafs
selbst Cuvier sie erst für Rhinoceroszähne halten konnte. Sie
wachsen nicht, wie die Krokodilzähne, aus abgesonderten Höhlen
hervor, sondern längs der inneren Seite des Zahnbeines, an dem
sie mit einer Seite der Knochensubstanz ihrer Wurzel befestigt sind,
und wurden später durch neue, seitlich hervortretende Zähne ver-
drängt *). Ihre Form ist spatelförmig, der Stiel des Spatels kantig,
oben etwas eingebogen und sich dann in den breiten, oben stumpf
zugespitzten Spatel ausbreitend. Dieser breite Theil ist aufsen ge-
wölbt, innen flach und mit zwei stumpfen gröfseren und zwei da-
mit abwachsenden kleineren Längskanten, vorn und hinten aber
mit scharfem sägeförmigem Rande versehen. Durch Abnutzung die-
ser Zähne bei dem Kauen bildet sich oben eine ebene Kaufläche,
während die Zähne anderer Saurier sich entweder gar nicht ab-
nutzen oder dabei immer zugeschärft erhalten **).
Die Knochen, welche man von diesem Thiere kennt, sind
‘ kolossal.: Das Bruchstück eines Schenkelknochens, welcher viel
sröfser war als der des grölsten Elephanten, mifst an der schmal-
sten Stelle 22” im Umfange und mochte 4—5’ lang gewesen sein.
Nach H. v. Meyer (Pal. p. 212.) ist ein Mittelhandknochen zwei-
*) Buckland’s Geologie von Agassiz, p. 265.
**) Bronn’s Leth. p. 761.
s0 REPTILIEN.
mal so breit als im Elephanten, 6° lang und wiegt 6 Pfund.
Aufserdem, schreibt man dieser Eidechse ein Horn zu, welches
wie ein kleineres Horn des Rhinoceros, diesem Thiere aufsafs.
Nach einer sorgfältigen Vergleichung dieser und anderer Kno-
chen des Iguanodon mit denen der 5’ grofsen Iguana schlielst
Mantell, dafs dieses Ungeheuer etwa die Länge von 70‘ engl.
(von der Schnauze bis an das Schwanzende) erreicht haben mochte,
dals der Schwanz 523° lang gewesen sei und der Umfang des
Körpers 143° betragen habe. Seine Zehen waren mit platten Nägeln
bedeckt “). '
I. Anglicum Holl, Peirefactenkunde, p. 84. — I. Mantel H.
y.-Mey. Pal.,p. 110. — Buckl. Geol. Pl. 21, =JiBrs:Leihirp:r 1763.
tb. 34. f. 6.
Zähne ,„ Wirbel, Schenkelbeine und andere Knochen kennt man
aus dem Hastings-Sandsteine und aus anderen Schichten der Wealden-
formation des südöstlichen Englands.
11. G. Iguana Daud. Leguan.
I. (?) Haueri H. v. M. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 33. tb. 6. f. 12.
Einige Zähne mit gekerbtem Seitenrande, welche grofse Aehn-
lichkeit mit dem Keim-“ oder Ersatzzahne der Leguane haben, besitzt
Hr. Geheimerath v. Hauer aus dem Tertiärgebilde des Wiener Beckens
von Nufsdorf. |
+ 12. G. Hylaeosaurus Mantel. Wald-Echse (öAn, Wald;
owvoog, ‚Eideehse).
Diese Eidechse, welche 1852 in der Wealdenformation von
Tilgate Forest in Sussex entdeckt wurde, mochte ohngefähr 25
lang gewesen sein. Mit fast biconcaven Wirbeln, den Hautschilden
der Krokodile und den Schulterblattbogen der Plesiosauren, näherte
sie ein ungeheuerer Rückenkamm, ähnlich den hornigen Dornen auf
dem Rücken der Leguane, den letzteren. Die Knochen, welche
jenem Kamme zur Unterstützung dienten, sind zusammengedrückt,
bilden ein langes, fast gleichschenkeliges Dreieck, wechseln von
5—17' Länge und von 3—7” Breite an der Basis. (Br. Leth.
p- 765. tb. 34. f. 7. — Buckl. Geol. v. Ag. p. 261. — Owen in
L. Br. J. 1842. p. 495.)
Mit diesen Resten zusammen kommen in der Wealdenformation
eigenthümliche Zähne vor, welche man früher Jäger's Phytosaurus
*) Owen im L. Br. J. 1842. p. 49.
SAURIER. 81
cylindricodon und neuerlich Fischers Rhopalodon *) zuschrieb,
und welche, wenn nicht zu Hylaeosaurus, so doch zu einem anderen
erloschenen Lacerten-Genus gehören. (L. Br. J. 1842. p. 493.)
+ 13. G. Megalosaurus Buckl. Riesen-Eidechse.
(utyag, grols; owvoog, Eidechse.)
Schon aus dem Namen geht hervor, dafs Megalosaurus eine
Eidechse von riesiger Gröfse war. Wurde sie darin zwar von Igua-
nodon noch übertroffen, so ergiebt sich doch aus der Vergleich-
ung der Gröfse und der Proportionen der ihr angehörigen Knochen
mit dem Skelette lebender Eidechsen, dafs sie die Länge von
40 — 50’ erreicht habe. Nach Buckland (Geol. v. Ag. p. 255.)
messen die Schenkelknochen und das Schienbein beide an 3’, so
dafs das ganze Hinterbein beinahe 4° Länge erreichen mufste, und
die Länge des Mittelfufsknochen 13“ ist. Daraus, dafs die Knochen
des Oberschenkels und Schienbeines Markhöhlen, wie die Knochen
der Landsäugethiere, haben und nicht in der Mitte dicht sind,
wie diefs bei Krokodilen und anderen Wasservierfülsern der Fall
ist, schlielst man mit Recht, dafs die Megalosauren hauptsächlich
auf dem Lande lebten.
Ein Unterkieferfragment mit vielen Zähnen, von welchen Taf.
VI. Fig. 14. einen darstellt, läfst erkennen, dafs der Kopf sich
in eine gerade und schmale, seitlich zusammengedrückte Schnauze
endigte. Die Zähne aber zeigen unverkennbar, dafs diese Rie-
seneidechse ein Fleischfresser war. Sie sind flach, spitz, nach
rückwärts gebogen, zweischneidig, mit fein gezähneltem Rande
und erreichen die doppelte Gröfse von der in der Abbildung.
M. Bucklandei Mant. Geol. of Sussex. — H. v. Mey. Pal. p. 110
ur 210 — Br. Veth!! pH.’ 380.6. 34.2.1.’ Bückl Geol. v. Ag.‘ p.
254. tb. 23.
In den Oolith-Schiefern von Stoneslield, in der unteren und milt-
leren Abtheilung der Wealdenformation Englands, im Kalke von Caen,
und Reste von dieser oder einer anderen Art in den Knochenhöhlen
von Banwell (Sommersetshire) und Franken, im Oolith der Normandie
und im Jura bei Solothurn.
*) Rhopalodon Fischer. Die Zähne stehen entfernt und sind hohl
gestielt. Auf dem Stiele sitzt eine keulenförmige und zugespitzte Krone,
welche längsgestreift und gefurcht ist. R. Wangenheimi F. wurde in einem
Geschiebe in Rufsland gefunden.
Geinitz, Versteinerungskunde, 6
82 REPTILIEN.
©. Krokodilier.
Saurier mit Schwimmhäuten, welche den lebenden Krokodilen
verwandt waren und vorzugsweise im Wasser lebten.
Die lebenden Krokodile sind längs des Rückens mit ver-
knöcherten, gekielten Schildern gepanzert, und ihr zusammenge-
drückter Schwanz ist mit einem Kamme versehen. Der Kopf der
Gaviale oder Ganges-Krokodile zeichnet sich durch eine sehr
verlängerte, schmale Schnauze aus, ‚während die Schnauze der ei-
sentlichen Krokodile, zu welchen das Nil-Krokodil gehört,
und die der amerikanischen Krokodile, des Kaimans oder Alli-
‘ gators, viel kürzer und stärker is. An dem vorderen Ende der
Schnauze liegen die Nasenlöcher. In den Kiefern dieser Saurier
stehen viele spitz-kegelförmige Zähne, welche in gesonderten Höh-
len eingekeili sind und durch neue, von der Basis des alten Zah-
nes emporwachsende, öfters wieder ersetzt werden. Alle haben
vier kurze Beine, deren Zehen durch ganze oder halbe Schwimm-
häute verbunden sind. Letztere fehlen an den Vorderfüfsen der
eigentlichen Krokodile. Nur 3 Zehen sind bekralli *). Die lange
schmale Schnauze erlaubt den Gavialen nur, sich von Fischen und
anderen weicheren leichter zerstörbaren Thieren zu nähren, wäh-
rend die Natur den Krokodilen und Kaimans mit ihrer kürzeren
und gedrungeneren Schnauze einen kräftigeren Raub, die Säuge-
thiere, zugewiesen hat.
Die dem Gavial ähnlichen Saurier sind daher auch die älte-
ren, und in der langen Zeitperiode, während welcher die man-
nichfachen Gebilde der Juraformation entstanden, zeigten sie sich
in ihrer gröfsten Entwickelung. Erst mit Beginn der Tertiärfor-
mation, wo die Säugethiere recht eigentlich ersi beginnen, um
immer mehr und mehr unseren Erdball zu beleben, stellien die
den eigentlichen Krokodilen und Alligatoren näherstehenden Formen
sich ein, welche denn auch in der jetzigen Schöpfung die Oberhand
unter allen Eidechsen behielten.
Die neuesten gründlichsten Abhandlungen iiber diese Gruppe
verdanken wir Bronn und Kaup “*), welchen ich die folgenden
Schilderungen der einzelnen Gattungen entnahm.
Kaup theilt die Ordnung der Krokodile nach dem Wirbelkörper
in 3 Hauptabtheilungen: |
*) Leunis, Synopsis der drei Naturreiche, 1844. p. 131.
**+) Abhandlungen über die gavialartigen Reptilien der Liasformation von
Dr. H. Bronn u. Dr. J. J. Kaup, Stuttgart 1841.
SAURIER. 83
A. mit convex-concayen Wirbeln, ähnlich denen der Säugethiere:
Steneosaurus Geoflr.;
B. mit concav-convexen Wirbeln, ähnlich denen der Vögel: Cro-
codilus mit seinen Untergattungen Crocodilus, Alligator, Gavialis ;
C. mit biconcaven ueiscahs ähnlich denen der Fische und Ich-
thyosaurier ;
a) mit seitlichen Augen: Teleosaurus, Pelagosaurus, Aeolodon ;
b) mit nach oben gerichteten Augen: Mystriosaurus, Engyommasaurus.
In eine von ‘den beiden letzten Abtheilungen ist, nach Kaup,
Metriorhynchus und Macrospondylus zu stellen.
1. G. Crocodilus Cuv. Krokodil.
Der Kopf eines Krokodils wurde 1851 von Spencer im Lon-
donthone auf der Insel Sheppey gefunden. Buckland, welcher den-
selben in seiner Geology Pl. 25. f. 1. abbildet, nennt diese hier
und da im Londonthone Englands vorkommende Art:
C. Spenceri. Schnauze breit, kurz und stark.
Aus den tertiären Schichten von Weisenau unterschied H. v.
Meyer (L. Br. J. 1843. p. 393.) nach Zähnen und Schädelknochen:
C. Bruchii H. v. M., war ohngefähr halb so grols als das ge-
wöhnliche Krokodil;
C. Rathii H. v. M., erreichte etwa die halbe Grölse des vorigen;
€. medeus H. v. M., stand in seiner Grölse zwischen diesen
beiden Arten und
C. Brauniorum H. v. M., war nur halb so grofs als C. Rathii.
Krokodile wurden ferner auch im plastischen Thone von Auteuil,
im Kalke von Meudon, im Gypse von Montmartre, in der Braunkohle
der Provence, in tertiären Bildungen von Montpellier, in den Siwalik-
Bergen u. a. a. OÖ. gefunden. | |
Die aus diluvialen Schichten bekannten sind den lebenden Kro-
kodilen am, ähnlichsten *). |
C. plenidens, aus dem Molasse-Sandstein der Schweiz, erhob
H. v. Meyer zur Gattung Plerodon und nannte die Art FR. crocodiloi-
des. (L. Br. J. 1839. p. 4.)
t.2. G. Macrospondylus H. v. Mey. (uazxoög, grols;
onövövlog, Wirbel.)
Als Crocodilus Bollensis hatte Jäger **) das Skelett eines
Sauriers aus dem Liasschiefer von Boll in Würtemberg here
*) Buckland, Geol. v. Ag. p: 271; H: v. M. Pal. p. 107, 100; 1 Keferst.
I. :p: 257; Br. Leth. p. 822; L. Br. Jahrb. 1843. p./393. ji ’
**+) Ueber fossile Reptilien Würtembergs, Sy 1828. p. 6: tb. ‚8.
G*
84 REPTILIEN.
welches vielleicht seit einem Jahrhunderte eine Zierde des Dresdener
Naturaliencabinetes ist. ° |
Leider fehlen demselben Kopf und Füfse, und es besteht nur
aus 9— 10 Wirbeln, Ober - und Unterschenkeln und einigen losen Zähnen.
Die bedeutende Länge der in ihrer Mitte sehr verengten Wir-
belkörper (Taf. VI. Fig. 7, in 3 nat. Gröfse) gab. zu dem Namen M.
Bollensis Veranlassung. Ob sie an beiden Enden concav waren, läfst
sich kaum deutlich erkennen. Die Unterschenkel scheinen kürzer als
die Oberschenkel zu sein. Von den dabei liegenden Zähnen ist
es noch zweifelhaft, ob sie zu den übrigen Resten gehören. Der
vollkommenste von ihnen ist 2 4 lang und an der abgebrochenen
Wurzel 4 breit. Er ist vollkommen gerade und glatt, und hat sei-
ner Form nach mehr Aehnlichkeit mit einem Belemniten als mit einem
Zahne. Im Uebrigen muls ich auf Kaup, Bronn und v. Meyer’s An-
sichten hierüber verweisen *).
Die übrigen fossilen ah welche zu dieser Familie
gehören, stimmen mehr mit den Gävialen *”") als mit den eigent-
lichen Krokodilen überein. Nach Bronn besitzen sie alle ..den
langen Rüssel der Gaviale mit endständigen vorderen, und fast
auch am Ende der Gaumenfläche stehenden hinteren Nasenöffnungen ;
eine flachere Stirne als die jungen Gaviale;, kleine flach-
randige und mehr nach oben gerichtete (nur bei Leptocra-
nius und Geoffroy’s Teleosaurus mehr denen der Gaviale ähnliche)
Augenhöhlen, ohne Knochenringe in den Augen; gröfsere Schei-
tellöcher als die Gaviale, die ganze hintere Scheitelfläche einneh-
mend, länger als breit (statt quer); Zähne in getrennte Höhl-
ungen eingekeilt, kegelförmig, längsstreiig, die Ersatzzähne in
sich aufnehmend; 17 Brust- und Lendenwirbel und lange, mitten
stark verengte, biconcave (nur bei Metriorhynchus convex-con-
cave) Wirbelkörper, denen sich an den Halswirbeln kurze axt-
förmige Rippen anlenken; einen zusammengedrückten Ruderschwanz ;
Extremitäten mit anderen Gröfseverhältnissen als bei den lebenden
Gavialen, indem die Vorderbeine gegen die Hinterbeine und ge-
wöhnlich auch die Unterarme und Unterschenkel mit den Zehen
gegen die Oberarme und Oberschenkel schwächer sind; Vorder-
füfse mit 9, Hinterfülse mit 4 bekrallien Zehen; eine Bedeckung
*) Gavialart. Rept. p. 1 u. 24; Leth. p. 528; Pal. p. 106 u. 207.
**) Die diese Saurier von den lebenden Gavialen mehr oder weniger
unterscheidenden Merkmale sind, nach Bronn’s Vorgange, mit gesperrter
Schrift angegeben.
er
SAURIER. 35
des Körpers ringsum nur mit grofsen viereckigen und oft po-
rösen Schilden, und endlich eine Verhreitung in den Gebilden der
‘ Oolithenperiode.‘“ (Bronn, Gavialart. Rept. p. 24.)
Sie zerfallen, nach Bronn, in zwei Gruppen und werden
von ihm p. 26 u. 27 folgendermalsen charakterisirt:
a. |
7 3. G. Mystriosaurus Kaup. (uvoroiov, eine Art Löffel;
000009.)
„Am: hinteren Ende der Gaumenfläche findet sich eine eigen-
thümliche kurze Anschwellung des (?) Keilbeines, unter welche
die hintere Nasenöffnung (das Arterienloch) von hinten eindringt;
zu deren Seite kleine spitzeckige Flügelbeine; davor die langen
Gaumenbeine, welche die Gaumenlöcher nach hinten weit über-
ragen.
Die Augenhöhlen sind klein, sehr nahe beisammen und ganz
nach oben gerichtet; die Scheitellöcher mitten, hinten und aufsen
nur durch einen schmalen kantenartigen Rand eingefalst. Die rüs-
selförmige Schnauze ist mitten schmäler und sein löffelförmiges
Ende verkürzt; die Nasenlöcher sind etwas quer und an dem ver-
deckten, schief abgestutzten Schnauzenende fast ganz nach vorn
gerichtet. Am Unterkiefer ist der Symphysen-Theil beträchtlich
länger als der Ast-Theil. Symphysen-Winkel von 35°— 40°, unten
abgerundet.
Zähne (mit 2 Kielen) 342°7;#, wovon 2—5 auf dem Un-
terkiefer-Aste stehen und darauf bis gegen oder an den Augen-
höhlenrand reichen. An den Brustwirbeln ist die Mitie bis auf
3 verengt. Rabenschnabelbein in der Mitte stark verengt. Die
vorderen Beine haben $ von der Länge der hinteren.‘“ (Bronn, a.
a. O0. p. 26.) Die Hinterzehen nehmen von der innersten nach
der äufsersten an Länge zu. Die Panzerbildung besteht am Rumpfe
aus 10 Längenreihen von Schilden, welche beträchtlich kürzer sind
als die Wirbel. (Bronn, im Jahrb. 1844. p. 871.)
M. Laurillarde Kaup, Gavialart. Rept. p. 2. tf. 1. f. 1—6.
. 2. & 12 — Bronn db. p. 3. — Crocodilus eylindrirostris und C.
Altorfinus Holl. Petref. p. 85. — Streptospondylus Altorfensis H. v. Mey.
Pal. p. 106. z. Th.
Diese Art mochte etwa 13° lang gewesen zu sein. Man fand
sie im Lias-Kalke von Altdorf bei. Nürnberg.
M. Chapmanni (Teleosaurus Chapmanni) Buckland, Geol. pl,
25. — Brom u Raup. 1. 6. 1Pe u 2. sy 27,
86 REPILIEN.
ı Ein fast vollständiges Skelett; von’ 18° sengl: wurde 1824 im Lias-
sehiefer' bei Whitby in -Yorkshire entdeckt, im welcher Stadt es noch
aufbewahrt wird.
M. Brongniarti (Engyommasaurus Brongniarti) Kaup,
Br. Leth. p. 527; Gavialart. Rept. p.: 35.:
Aus dem Altdorfer Liaskalke.
1.4. G. Aeolodon H. v. M. Palaeosaurus *) Geoflr.
(vıörog, veränderlich; 6d«v, Zahn.)
Bei grolser Aehnlichkeit des Schädels mit dem .der vorigen
Gattung stehen, nach Bronn, auf jeder Seite des Kiefers nur
25° 22 Zähne, oben zuerst 2 kleine und ein 1 grofser, unten
zuerst 3 grofse, und die anderen sind abwechselnd gröfser und
kleiner. Brustwirbel sind 12—15 und Lendenwirbel 4—5 vor-
handen; die Länge des Oberschenkels beträgt, nach v. Meyer,
etwas mehr als das Doppelte von der, Länge der Unterschenkel-
knochen, und, das Becken hat eine ‚sehr eigenthümliche Bildung,
A. priscus (Crocodilus priscus) Sömmering. — H. v. M. Pal.
p. 105 u. 202. — Br. Leth..p. 523. —,.Palaeosaurus Geoffr, Mem. de
l’Acad. r. d. sciences de l’Inst.. de France, t. XII. 1833. p. 48.
Einzige Art, 3° lang, 1812 im lithographischen- Schiefer, ‚von
Dailing bei Mohnheim in Baiern gefunden.
19.6, Gnathosaurus:H. v. M. .(yv@9og,; Kinnbacken ;; o«ügog).
Unterkiefer sehr lang und vorn nicht verdickt. ‘Die Zähne
sind 'pfriemenförmig und etwas zusammengedrückt, im Querdurch-
schnitte oval, nach vorn gerichtet und etwas rückwärts gekrümmt,
glatt und jederseits 40 an Zahl, von denen die vordersten 8 die
srölsten sind und die hinteren allmählich kleiner werden.
G. subulatus H. v. M. im Museum Senkenbergianum, Bd. L
(1833.) p. 1. tb. 1. ££ 1, 2. — Hiernach Taf. VI. Fig. 3.
Einzige Art, aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen.
1 6. @. Metriorhynchus H. v. M. (wergıos, mälsig;
o0yyog, Schnabel.)
Die Schnauze. ist mittelmäfsig. lang und, mehr kegelförmig,
vorn verengt, dann eiwas, erweitert und endlich gegen die Spitze
*) Dieser Name wurde 1837 von Fitzinger für ‚ein in einem Sandstein-
blocke angeblich aus Böhmen gefundenes Reptil, P. Sternbergii,. welches
jetzt in dem Prager Museum ist, und neuerdings von Riley und Stutchbury
für einige im englischen Zechsteine (s. bei Protorosaurus, p. 74. Anm.) vor-
kommende Reptilienreste abermals verbraucht. Ä
SAURIER. 87
wieder verschmälert. Nach Bronn ‘stehen ünten 22 zweischneidige
Zähne; die Wirbel sind convex-concav; die Brustwirbel unten zwei-
kielig, ihre Querfortsätze an der Basis vierkantig pyramidal und
hinter der Fläche für den Rippenkopf mit einer tiefen Grube ver-
sehen.
M. Geoffroyi H. v. M. Pal. p. 106 u. 227. — Br. Leth. p. 519.
tb. 26. f. 8. a. b. 7. b. d. — Steneosaurus rosiro-minor Geoffroy.
Einzige Art im Lias-Oxford-Thone von Honfleur und im Kim-
meridge- Thone von Hävre.
+ 7. G. Leptocranius Bronn. (Aenrög, dünn; zoaviov, Schädel.)
Der sehr verlängerte Schädel läuft unter den Schläfen keil-
förmig zusammen. Der Unterkiefer ist vorn löffelförmig, die Augen-
höhlen sind grofs und stehen ganz seitlich. Jede Kieferseite trägt
36— 40 kegelförmige Zähne. Einzige Art:
EITE, longirostris Bronn, Leth. p. 517. tb. 26. f. 7. — Sirep-
tospondylus Altorfenes H. v. M. Pal. p. 106. — Steneosaurus rostro-
major Geoffr.
Der merkwürdige Oberschädel hat, nach Bronn, 3° Länge und
ist, an mehreren Stellen gemessen, doch nur $ so breit als ein Ga-
vial-Schädel von 31” Länge; auch verläuft er viel allmähliger in die
Schnauze.
“In den Oolithen zu Hävre und Honileur.
b.
+ 8. @. Pelagosaurus Bronn. (zdiuyss, Meer; owögog.)
Wie bei Mystriosaurus, beobachtete Bronn am hinteren Ende
der Gaumenfläche eine Anschwellung des Keilbeines, unter welche
die hintere Nasenöffnung (das Arterienloch) von hinten eindringt.
Vorzüglich unterscheidet sich die neue Gattung von Mystrio-
saurus durch gröfsere Augenhöhlen, welche weiter aus einander
stehen, als ihre Breite beträgt (die sie trennende Fläche verengt
sich nach hinten); durch etwas längere, in der Mitte breitere
Schnauze, deren löffelförmiges Ende niedergedrückt eiförmig ist
und nach oben gerichtete Nasenlöcher trägt; durch den Symphysen-
theil, der etwas kürzer als der Asttheil ist, mit‘ einem Symply-
senwinkel von 28°; durch 3722 Zähne, von denen die oberen bis
an die Augenhöhlen reichen und unten 5 auf dem Kieferaste stehen;
durch kürzeren Hals; bis auf 3 in der Mitte verengte Brustwirbel;
ein in. der Mitte wenig verengies Rabenschnabelbein, und Vorderheine,
die nur halb so lang als die hinteren sind. (Bronn, Gav., R. p. 26.)
-
83 REPTILIEN.
Die einzige Art hommt im. Liasschiefer vor.
Bronn nennt dieselbe:
P. typus Br., Gavialart. Rept. p. 8. 28 u. 30. tb. 3. Hier-
nach Taf. VI. Fig. 4, restaurirter Schädel in 3 Gröfse und Fig.
4 a. die Gaumengegend, auch restaurirt, in 2 Gröfse.
Das Exemplar von Bronn liefs auf die Länge von 5° schlie-
fsen. ‘Ein fast vollständiges Exemplar von 104° Länge beschreibt
Dr. Schmidt ”) als Macrospondylus Bollensis H. v. M.
Es wurde im mittleren Liasschiefer zu Holzmaden in Wür-
temberg gefunden.
+9. G. Teleosaurus Geoffroy "”). (r&}zog, vollkommen; o«ögog.)
Teleosaurus hat (nach Bronn, a. a. 0. p. 26, 27 u. 36.),
abgesehen von dem nicht bekannten Nasenende, einen beträchtlich
kürzeren und breiteren Hinterschädel ; gleich lange und breite Schei-
tellöcher; kleine, fast runde, vielleicht mehr nach oben gerichtete
Augenhöhlen und eine längere, spitzere Schnauze mit schlankeren
und zahlreicheren Zähnen als die lebenden Gaviale. Hiervon stehen
im Oberkiefer wenigstens 45, welche sich seitwärts nach aufsen
kehren. Die Anschwellung des Gaumens an der hinteren Nasen-
öffnung ist sehr unbeträchtlich. Der Panzer bestand aus Schilden
mit über einander geschobenen Rändern, wodurch fast 3 jeder
Schuppe bedeckt wurde. Der Bauchpanzer bestand aus Querreihen
von je 6 grofsen, dicken und flachen Schilden; nur die des Schwan-
zes waren gekielt.
Die Reste von T. Cadomensis Geoflr. (Br. Leth. ib. 26.
f. d.) stammen aus der Juraformation von Caen.
t 10. G. Glaphyrorhynchus H. v.: Mey. (yAdpv, Höhle;
{ 007x059, Schnabel.) Ä
Die einzige Art,
G. Aalensis H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. p. 303.) aus dem
Unter-Oolith von Aalen in Würtemberg, ist ein schmalkieferiger Sau-
*) Ueber den Liasschiefer in Würtemberg von Dr. med. Schmidt in
Metzingen bei Urach.
**) Geoffroy Saint-Hilaire stellte in den Memoires de Vacademie royale
des sciences de UInstitut de France, T. XH. p. 1—139 die Familie der
Teleosaurier mit den Gattungen Cystosaurus, Steneosaurus, Pa-
laeosaurus und Teleosaurus auf. Wiewohl der gelehrte Naturforscher
in diesen 5 Abhandlungen schätzbare Mittheilungen über die lebenden kro-
kodilartigen Thiere giebt, so hat sich doch seine Familie der. Teleosau-
rier nicht erhalten können, wie diefs vorzüglich H. v. Meyer (Palaeologica)
und Bronn (a. a. O.) nachweisen,
SAURIER.' k 89
rier, welcher leicht an den ovalen, schräggestellten Zahnhöhlen er-
kannt werden kann.
+11. G. Poecilopleuron Deslongchamps. (noıxi).os, mannich-
faltig; nAevo&, Rippe.)
B. Bucklandi Desl. (Br. Leth. p. 521.) aus dem zur Jurafor-
mation gehörigen Kalke von Caen, ist die einzige Art. Kopf und
Hals fehlen. Die Zähne sind kegelförmig, erhaben - gestreift und hohl.
Die Wirbelkörper, deren im Schwanze etwa 33 vorhanden. waren,
sind an beiden Enden concav. Die Rippen sind dreierlei Art. _Vor-
derglieder nur halb so lang als die hinteren, wie es bei Teleosaurus
vorkömmt, aber beide zeichnen sich durch beträchtliche Hohlheit ihrer
Knochen aus und sind in bekrallte Zehen getheilt, welche kürzer als
bei den Krokodilen sind.
Sämmtliche 1836 bei Caen zusammen gefundene Ueberreste zeigen
ein Thier. von der Gröfse des Megalosaurus an.
1, 12,0. Plateosaurus H. v. Mey. (zAurüs, breit.)
P. Engelharti H. v. Mey. (L. Br. J. 1839. p. 77; 1841. p. 182.)
aus dem oberen Keuper-Sandsteine bei Nürnberg, welcher ungefähr
die Grölse des Thaumalosaurus besitzen mochte, unterschied sich von die-
sem durch eine beträchtliche Markhöhle und ‚feste Textur seiner Knochen.
In diesem Saurier bestand, nach v. Meyer, durch Verschmelzung von
wenigstens 3 Wirbeln, ein sogenanntes Heiligenbein, welches man. bis-
her nur an Säugethieren gekannt hatte.
+ 13. 6. Thaumatosaurus H. v. Mey. Wunder-Saürus.
($ovue, Wunder.)
T. oolithicus. H. v. Mey. (L. Br. J. 1841. p. 176.) umfalst
Knochen- und Kieferfragmente aus den Oolithen von Neuffen in
Würtemberg.
| Seine Zähne waren schwach gekrümmt, conisch, gestreift,
mit langen Wurzeln in Höhlungen befestigt, und deuten ein sehr
grolses Thier an *). Die Textur der Wirbel und anderer Knochen
ist sehr zellig. |
rt 14. G. Cetiosaurus Owen. (zog, Seeungeheuer; o«@ögog.)
Ein gigantischer Saurier aus der Oolithformation Englands,
dessen Wirbel und Extremitäten, welche letztere ohne Markhöhle
*) Der unter Ischyrodon Meriani begriffene Zahn aus dem Rogen-Eisen-
steine- des mittl. Jura im Canton Aargau besitzt nach H. y. Meyer (L. Br. J.
1841. p. 183.) viel Aehnlichkeit mit den Zähnen des Thaumatosaurus.
90 i REPTILIEN.
sind, auf ein räuberisches Seethier schliefsen lassen, welches. von
Krokodiliern und Plesiosauren gelebt haben mag. Sowohl durch
die Grölse, als auch durch die Beschaffenheit seiner Wirbel nähert
es sich den Cetaceen, unterscheidet sich aber durch die Conca-
vität seiner Gelenkflächen von ihnen. Es dürfte die Länge von 40
erreicht haben. (Lond. Edinb. and Dubl. phil. Mag. 1842. Vol. 20.
?. 329; L. Br. J. 1843. p. 859.
+ 15. 6. Polyptychodon Owen. (noAts, viel; zrvyn, Falte;
odwv, Zahn.)
Unter dieser Gattung begreift der englische Anatom mehrere
Reste eines wahrscheinlich meerischen Riesenkrokodiliers aus dem
unteren Grünsande zu Hythe und einige Zähne aus derselben
Bildung von Maidstone.e Die Zähne dieses Sauriers sind kegel-
förmig, etwas gekrümmt, und an ihrer Krone laufen zahlreiche
‚dichtstelrende Längsrippen bis nahe zur Spitze empor. (Lond. Ed.
Dubl. phil. Mag. 1842. Vol. 20. p. 61; L. Br. J. 1842. p. 620.)
®. Enaliosaurier.
Saurier mit Flossenfüfsen, welche nur die Meere bewohnten.
Vier Flossen- oder Ruderfüfse, welche unbekrallt und äufser-
lich nicht in Zehen gesondert sind, deren Zehen aber aus einer
oft langen Reihe von allmählig kleiner werdenden Gliedern be-
stehen, zeichnen diese Saurier ganz besonders aus. Hierzu kommt
noch die Lage der Nasenlöcher oben am Anfange der Schnauze,
also ganz nahe den Augenhöhlen, in welchen letzteren ein ge-
gliederter Knochenring liegt. Die Wirbel bieten vorn und hinten
vertiefte Gelenkflächen dar. |
t1.G. Ickthyosaurus König. Fisch-Echse. Proteosaurus
Home. Gryphus Wagler. (iy9vs, Fisch; oaödoog.)
Ichthyosaurier (Taf. V. Fig. 6.) haben die spitze Schnauze
und den kurzen Hals der Delphine, die Zähne des Krokodils, un-
geheuere Augen mit gegliedertem Knochenringe, wie bei Vögeln,
Schildkröten und den eigentlichen Eidechsen, die biconcaven Wir-
bel der Hailische, das Brustbein der. Eidechsen, einen ziemlich
langen Schwanz und die Pfoten der Üetaceen.
Die Zwischenkieferbeine, welche fast die ganze vordere Hälfte
der Schnauze einnehmen, sind in dieser Gattung besonders entwickelt.
Die Zähne sind kegelförmig und an ihrer emailirten Krone
(Taf. V. Fig. 6. b.), sowie auch an ihrer Wurzel einfach. längs-
SAURIER. 91
gestreift. Sie sind im viel 'gröfßserer Anzahl (bisweileu an 180)
als in’ den 'Krokodilen vorhanden’ und stehen, wie die der Del-
phine, inLängsrinnen, wo ihre Stellung durch schwache Erwei-
terungen angedeutet wird. Wegen des häufigen Verlustes ‘der
Zähne, welcher ‚durch die Gefräfsigkeit der ‚lchihyosauren bedingt
war, hat die Natur für, einen hinreichenden Vorrath von Keimen
neuer Zähne in beiden Kiefern gesorgt. Die jungen Zähne. ent-
stehen an der Basis der. alten, treten in die hohle Krone der
letzteren ein ‚und stofsen sie endlich ab. Es. konnte ihre. Er-
neuerung noch rascher als bei den Krokodilen erfolgen, da bei
letzteren der junge Zahn sich erst in der hohlen Krone des alten
bildete.
Die Wirbelsäule ist aus mehr als 100 Wirbeln zusammen-
gesetzt, von. welchen wenigstens 5 dem Halse und gegen ‘40 den
Rippen zukommen. Der Wirbelkörper hat die Form eines Damen-
bretsteines und; nähert; dadurch die Ichthyosauren auffallend den
Fischen. Die Höhe derselben übertrifft: ihre Länge 2-. bis mal.
Ihre Ruderfüfse, welche den Ichthyosauren auch nicht das
geringste Fortschreiten zu Lande gestatten konnten, zeigen klar,
dafs dieselben nur auf das Wasser, und zwar auf das Meer, be-
schränkt waren, wo sie in Fischen pad anderen Meerthieren reiche
Nahrung vorfanden.
Zur Zeit der Liasbildungen waren sie in ihrer gröfsten Ent-
faltung und erreichten oft eine bedeutende Gröfse. ‘Wohlerhaltene
Skelette und Reste von ihnen, selbst noch Excremente (Taf. V.
Fig. 6. c.), hat man aus dieser Zeit, doch auch aus jüngeren
Schichten der Juraformation, vielfach kennen gelernt, und der
Reichthum an diesen untergegangenen Geschöpfen lälst der Ver-
muthung Raum, dafs sie gesellig beisammen gelebi haben.
Aulser den vielen wissenschaftlichen Beiträgen zur Kenntnifs
dieser Geschöpfe, welche wir Conybeare, de la Beche, Cuvier
und Owen zu danken haben, ist vorzüglich der Abhandlungen von
Jäger .‚de Ichthyosauri sive Proteosauri fossilis specimibus, Stutt-
gardiae, 1824, und „über fossile Reptilien Würtembergs, Stutt-
gart, 1828, so wie, eines Prachtiwerkes von Hawkins: „‚Memoirs
of Ichthyosauri and Plesiosauri, London, 1834 zu gedenken.
Schätzbare Mittheilungen 'ertheilten ‘aber auch Bronn in seiner in
jeder Beziehung vortrefllichen Lethaea und in dem Jahrbuche *),
NH. v. dunn u. A.
*) L. Br. Tabl 1844. p. 385.
92 REPTILIEN.
In einem Berichte über die brittischen Reptilien “) unter-
scheidet Owen 10 Arten, welche, bis auf eine aus dem Kimme-
ridge-Thone, alle dem Lias entnommen sind. Die am vollständig-
sten gekannten Arten sind folgende:
I. chiroparamecostinus Hawkins (yeio, Hand; nagaumzns,
länglich; ‘6072ov, Knochen). — Taf. V. Fig. 6 u. 7 (Zähne, so weit sie
aus dem Kiefer hervorragen *“). Nach Hawkins Pl. 17 u. 18.
Das ganze Skelett ist, nach Hawkins, p. 32, 7’ engl. lang.
Beide Kiefern haben gleiche Länge, im oberen stehen 110, im unteren
100 Zähne. Von 111 Wirbeln gehören 40 dem Rücken an *””). Jedes
der Vorderglieder enthält 95 Knochen, nämlich Oberarm, radius und
ulna, eine aus 7 Knochen gebildete Hand, an welcher 7 Phalangen
mit 85 Knöchelchen befestigt sind; an jedem der Hinterglieder aber erkennt
man aulser dem Oberschenkel, der tbia und fibula, 3 Fulsknochen
und 5 Reihen von 33 Knöchelchen.
Das ganze Skelett wurde 1830 im Liaskalke zu Walton bei Glas-
tonbury, andere Theile dieser Art zu Street und Long-Sutton entdeckt.
I. communis de la Beche u. Conybeare. — Br. Leth. p. 504.
tb. 28. f. 2. — Buckl. Geol. Pl. 8. f. 1. — I. communis und I. pla-
tyodon bei Jäger, foss. Rept. Würt. (nach Owen }).
Die Krone der Zähne ist kegelförmig, mittelmäfsig spitz, leicht
gebogen und dicht gestreift.
In Deutschland die gewöhnlichste Art.
Im Lias von Würtemberg (Göppingen, Ohmden bei Boll), bei
Banz und Mistelgau im Baireuthischen, und in England (Lyme Regis
und Bath) hat man schon mehrere vollständige Skeletie von 5’— 8’
Länge und viele einzelne Theile von ihnen aufgefunden. Jäger be-
schreibt sogar Wirbel von 5” 8“ Höhe und 23” Länge, welche. auf
Thiere von 26° Länge schliefsen lassen.
I. intermedius Conyb. — Br. Leth. p. 506. tb. 26.-f. 2. —
Buckl. Geol. Pl. 8. f. 2.
*) Auszug in L. Br. Jahrb. 1843. p. 503.
**) Die bezeichnende Zahl dazu ist bei den Lithographieen vergessen
worden.
*%**) Die Uniknickung des Schwanzes nach unten fand Owen (Note
on the Dislocation of the Tail at a certain point observable in the Skeleton
of many Ichthyosauri, 1838.) bei den meisten Ichthyosauren wiederkehrend,
und diefs tritt bei I. communis ohngefähr bei dem dreifsigsten Schwanz-
wirbel ein. |
+) L. Br. Jahrb. 1844. p. 508.
SAURIER. 93
Eine kleinere Art, etwa von 5’ Gröfse, mit Zähnen, deren
Krone spitzer als in J. communis und mit weniger erhabenen Streifen
versehen ist.
In Lias von Würtemberg und England.
I. platyodon de la B. u. Con. — Br. Leth. p. 505. tb. 26.
f. 2. — Buckl. Geol. Pl. 7. — I. giganteus Leach (nach Owen). —
I. chiroligostinus Hawkins, Pl. 3—5.
Die Zähne sind oval-kegelförmig, seitlich zusammengedrückt, zwei-
schneidig und mit. abgeplatteten Längsstreifen versehen. Nach Hawkins
stehen sie auf den Kiefern, Zwischenkiefern und Zahnbeinen, und es
waren von ihnen im Oberkiefer 40—50, im. Unterkiefer 35 — 45 auf
jeder Seite vorhanden.
Das von Hawkins auf .Pl. 3 abgebildete vollständige Skelett ist
18° engl. lang.
Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Lyme,
Bristol, Whitby, Bitton und von Ohmden in Würtemberg.
I. trigonodon Theodori, L.-Br. Jalrb. 1843. p. 136, 502; 184.
p. 248, 340, 697.
Der vorigen Art nahe verwandt. Die Zähne sind leicht ‚nach
hinten gekrümmt und besitzen aufser 2 scharfen Seitenkanten noch eine
dritte gerundete Längskante, so dafs ihr Durchschnitt dreieckig ist.
Einem 7° langen Kopfe zu Folge, welcher im Lias von Banz im. Bai-
reuthischen aufgefunden wurde, hat Theodori die Länge des ganzen
Thieres auf 32° geschätzt.
I. tenuirostris de la B. u. Conyb. — Jäger, foss. Rept. Würt.
tb. 2..£ 9—12, 15, 16—21. — Buckl. Geol. Pl. 9. — I. chirostron-
gulostinus Hawk. Pl. 13— 16.
Mit einer sehr langen und dünnen Schnauze und viel schlanke-
ren, etwas gebogenen Zähnen, welche nur schwach gestreift sind.
Nach Hawkins standen 140 im Oberkiefer und 120 im Unterkiefer.
Auch hiervon kennt man Köpfe von 2° und Skeleite von 33°
— 8° Länge.
Es ist eine der gewöhnlichsten Arten in England (Lyme, Strat-
ford, Bristol, Street u. s. w.) und bei Amburg, Boll in Würtem-
berg, bei Banz und bei Solothurn.
Koprolithen. oder versteinerte Excremente von
Ichthyosauren.
Taf. V. Fig. 8 Nach Hawkins Pl. 27. (2).
Das Vorkommen versteinerter Excremente von Sauriern ist
ein jetzt unbestreitbares Factum. Wer auch nur einen flüchtigen
94 REPTILIEN.
Blick auf die Exeremente verwandter lebender Thiere, wie auf die
der Riesenschlange geworfen hat, wird es nicht mehr bezweifeln.
Noch mehr aber ist die Natur dieser Körper durch ihre chemischen
Bestandtheile dargethan worden, welche vorzugsweise phosphor-
saurer und kohlensaurer Kalk sind *), und durch ihr häufiges Vor-
kommen in der Bauchhöhle der im Lias von Lyme Regis gefunde-
nen Ichthyosauren-Skelette. (Buckl. Geol. Pl. 13.)
Mantell und Buckland *“), welche die Wissenschaft mit der
Entdeckung von Koprolithen zuerst bereicherten, lenkten hiermit
auch die Aufmerksamkeit auf die eigenthümliche Textur dieser Kör-
per. Die Koprolithen, welche im Lias von Lyme Regis an der
‘ Severn-Mündung und an anderen Orten wie Kartoffeln im Boden
zerstreut liegen, zeigen eine compacte, erdige Textur, einen fett-
glänzenden Bruch und sind meistens spiralförmig gewunden. Buck-
land fand an ihnen 3, nie aber mehr als 6 solcher Windungen.
Diese spiralförmige Windung hatte ihren Grund wahrscheinlich in
der Beschaffenheit der inneren Fläche der Darmröhre und: sie läfst
uns schliefsen, dafs die Ichthyosauren einen Darmkanal wie die noch
lebenden Haifische und Rochen besafsen. Bei diesen Fischen, ge-
rade den räuberischsten unter den Bewohnern der jetzigen Meere,
läuft eine ununterbrochene spiralförmige Falte längs der inneren
Wandung der kleinen Gedärme herab, mit welcher die spiral-
förmige Windung der Excremente vollkommen im Einklange steht.
Duvernoy *””) findet in den Koprolithen mit spiralen Windungen
und 'erdigem Bruche die gröfste Aehnlichkeit mit: den Excrementen
der Boa: constrictor und betrachtet sie, unter dem Namen Uro-
lithen, als Harnsedimente der Saurier, während nach seiner An-
sicht die nicht gewundenen und solche, welche Schuppen und Grä-
ten enthalten, wirkliche Koprolithen sind. Hawkins und Mantell
bilden viele Koprolithen von Ichihyosauren ab, welche länglichen
Rollsteinen oder länglichen Kartoffeln gleichen ‘und gröfstentheils
die Länge von 2”— 4 besitzen.
72. G. Plesiosaurus Conyb. Halidracon Wagl. Meerdrache.
(r).nolog, nalıestehend; oavoog,)
‘ Die Plesiosauren sind, wie schon Cuvier sagte, vielleicht
die auffallendsten Bewohner der früheren Welt. Mit dem Kopfe
*) S. u. Koprolithes Mantellii.
**) Buckl. Geol. v. Agassiz, p. 208 u. f.
***) Compt. rend. 1844. T. 19. p.: 255.
EEE a 2 u
SAURIER. 95
einer. Eidechse vereinigen sie die Zähne des Krokodils, mit einem
ungeheueren dem. Körper einer Schlange ähnlichen Halse den
Rumpf und den Schwanz eines gewöhnlichen Säugethieres, die
Rippen des Chamäleons und die Schwimmfülse des Wallfisches.
(Buckl. Geol.) Sie lebten gleichzeitig mit den Ichthyosauren, wa-
ren wie diese zum Athmen in der Luft bestimmt ‚und scheinen
mit ihnen seichte Meere bewohnt zu haben.
Der Kopf ist sehr klein und hat die Bildung des Gaumens, den
Knochenring in den Augen und die Lage der kleinen Nasenlöcher
oben vor den Augen mit den Ichthyosauren gemein, gleicht aber
dem Krokodil durch die aus besonderen Zahnhöhlen emporwachsenden
Zähne. "Die Schnauze ist mälsig lang, verdickt sich vorn und: weicht
hinten stark aus einander. Die Zähne, welche bis unter die Augen-
höhlen stehen, sind sehr lang, dünn, spitz, und auf. ihrer Schmelz-
fläche fein gestreift, ihre Wurzel ist glatt, gerundet und hohl, so
dafs ihre Erneuerung wie bei den Krokodilen erfolgte. Sie variiren
nach Alter und Art.
Am abweichendsten von allen anderen Wirbelthieren sind die Ple-
siosauren durch ihren schlangenartigen Hals, welcher aus ohngefähr 33
Wirbeln besteht *). Dieser ist viel länger als der Schwanz, in wel-
chem man 26 Wirbel erkannte. Im Ganzen beläuft sich die Zahl der
Wirbel auf 85 —90. Alle Wirbel zeigen wenig vertiefte Gelenkflächen
und sind in der Mitte selbst wieder etwas erhöht, an ihrer unteren
Seite aber erkennt man an ihnen 2 kleine ovale Grübchen. Die Be-
wegungsorgane waren ähnlich wie bei den lIchthyosauren gebildet,
unterscheiden sich jedoch durch gröfsere, längere und schmälere Form,
welche sich auch in den einzelnen Knöchelchen ausspricht.
P. dolichodeirus Conyb. — Taf. V. Fig. 5. (5° 8° engl. grofs)
und Fig. 4. ein idealer Umrifs des lebenden Thieres. — Nach Hawkins,
Mem. of Ichthyos. and Ples. Pl. 24. (I. tessarestarsostinus). — Buckl.
Geol. Pl. 16— 18.
Der Hals dieses Plesiosaurus ist fast fünfmal länger als der Kopf
und zweimal so grofs als der Schwanz, so dafs der Kopf kaum den
dreizehnten Theil der ganzen Körperlänge ausmacht.
' Man kennt diese Art, nach Owen, aus dem Lias von Watcheit,
Bath und Bristol in: Somerset, von Lyme und von Bitton. in Glou-
cestershire. |
*) Bei allen Säugethieren sind immer nur 7, bei den Vögeln 9—28 und
bei den lebenden Reptilien 3—8 Halswirbel vorhanden.
96 REPTILIEN.
P. macrocephalus Con. — Buckl. Geol. Pl. 19. f. 1. — Owen,
a description of a Specimen of the Ples. macroceph. in Trans. Geol.
Soc. ind Ser. Vol. V. Pl. 43.
Unterscheidet sich von voriger Art vorzüglich durch einen viel
eröfseren und. längeren Kopf, welcher beinahe die halbe Länge des
Halses erreicht.
Owen führt ihn aus dem Lias von Lyme, Street und Bath auf.
Neben 10 Arten aus dem englischen Lias bestimmte Owen 5 aus
dem Kimmeridge-Thone und eine Art aus dem englischen Grünsande.
Die in Deutschland von Plesiosaurus aufgefundenen Reste be-
schränken sich auf Wirbel und wenige andere Knochen aus dem Lias-
kalke und Sandsteine von Banz und Bamberg ’ F und auf die in den
Triasgebilden nicht selten vorkommenden Wirbel. -
+ 3. G. Pliosaurus Owen. (nieo, ich schiffe.)
ist ein Mittelglied zwischen Plesiosaurus und den Krokodilen. Seine
Halswirbel sind viel kürzer als die Rückenwirbel, wodurch der
Hals viel kürzer als bei Plesiosaurus wird. Bei aller Aehnlich-
keit mit der letzteren Gattung, nähern sich die Zähne des Pkosaurus
mehr den Krokodilen. Vorgekommen im Kimmeridge-Thone von
Market-Ruset, Weymouth und Shotover in Britannien. (L. Br. J.
1842. p. 491.)
+ 4 G. Nothosaurus Münst. Bastard-Saurier.
(vö9og, unächt; o«öoog.)
Hierzu: Dracosaurus Münst. Drachen-Saurier”*) und die Gun
dem Plesiosaurus zugeschriebenen Ueberreste im Muschelkalke ""*").
Die Nothosauren vertreten die Plesiosauren der Juraformation
in der Trias. Sie besalsen, nach Bronn, einen langen schlangen-
förmigen Hals mit wenigstens 27 Wirbeln, mindestens 22 Brust-
und Lendenwirbel und über 24 Schwanzwirbel. Die Gelenkflächen
sämmtlicher Wirbel sind etwas vertieft. Die für Plesiosaurus cha-
rakteristischen Grübchen an der unteren Seite der Schwanzwirbel
fehlen 7). Ihre vorderen Extremitäten waren sehr verlängert und
*) 'Theodori in L. Br. Jahrb. 1844. p. 697.
++) H. v. Mey. in L. Br. Jahrb. 1839. p. 559.
*#**) Von dem unermüdlichen H. v. Meyer ist bald eine umfassendere
Bearbeitung der Saurier des Muschelkalkes und insbesondere der Gattung
Nothosaurus zu erwarten.
+) Nur an einigen im Muschelkalke aufgefundenen Wirbeln, welche Mün-
ster als Plesiosaurus speciosus bezeichnete, waren solche Grübchen vor-
handen. (Br. Leth. p. 199.)
SAURIER. 97
‘
endeien in eine lange spitze Flosse, die hinteren waren kürzer.
(Br. Leih. p. 188.) ni
In neuerer Zeit wurden von dieser Gattung auch mehrere
Schädel in dem Muschelkalke von Baireuth und von Crailsheim
entdeckt”), welcher unter der folgenden Gattung Erwähnung ge-
schehen soll.
‘Die Zähne sind sehr verlängert, kegelförmig, gebogen und an:
der Schmelzfläche scharf gestreift. Die Streifen laufen nach oben in
einander. Innerlich sind sie, wenigstens unten, hohl. Grofse
Zähne, welche im vorderen Ende der Schnauze auf dem Zwischen-
kiefer sitzen, hatten nach H. v. Meyer die Bedeutung von Schneide-
zähnen. Aufser diesen waren im Oberkiefer noch gröfsere Eckzähne
vorhanden, welche im Unterkiefer fehlten. Die Abweichungen der
grolsen oberen Zähne im Noth. mirabilis von den unteren haben,
nach demselben Gelehrten, die- Errichtung des Dracosaurus ver-
anlafst, welcher demnach, wenigstens nach den Zähnen, nicht
existirt "”).
Die Nothosauren beginnen mit N. Schimperi H. v. Mey. “”)
schon im bunten Sandsteine von Sulzbad, im Muschelkalke werden
sie häufiger und erreichen an der oberen Gränze desselben ihre
grölste Entwickelung und Ausbreitung, so dafs die glauconitischen
Schichten von Rüdersdorf, Maitstedi bei Jena und die Bildungen
von Crailsheim in Würtemberg ganz davon erfüllt sind.
N. göganteus Münst. — Br. Leth. p. 189.
Knochen aus dem Muschelkalke, von der Dicke der Bärenknochen,
und 2” hohe und. an der Basis &° dicke Fangzähne lassen auf die
sehr bedeutende Grölse dieser Art schlielsen.
N. mirabilis Münst. — Taf. VI. Fig. 12. Nach Br. Leth.‘p. 189.
tb. 13. £. 14.
‘Ein Unterkiefer aus dem Muschelkalke von Baireuth liefs die
Grölse des Thieres zu 7’ annehmen. Derselbe erweitert sich vorn
und ist an dem 'breiten ‚vorderen Ende sehr stumpf. Die erhabenen
Streifen der Zähne (Fig. 12.) vermindern sich an Zahl durch Zusam-
menlaufen schon von 4 der Höhe von der Wurzel an.
N. angustifrons H. v. Mey. Beitr. z. Palaeont. Würt. p. 47.
tb. 10.0f. 2. | |
*) H. v. Mey. in L. Br. J. 1839. p. 559; 1842. p: 99, 184 und Pal.
Würt. p. 47.
**) L. Br. J. 1839. p. 559.
***) L. Br. J. 1842. p. 100. .
S
u |
Geinitz, Versteinerungskunde,
98 REPTILIEN.
Ein über 6‘ langer Schädel aus dem Muschelkalke von Crails-
heim, welcher sich sehr allmählich bis an das abgerundete Schnauzen-
ende verlängert. |
N. venustus Münst. — Br. Leth. p. 189.
Er war nur 4 so grols als N. mirabilis. M. v. Meyer führt
von ihm einen Schädel von Esperstädt an. Einzelne Knochen dieser
Art sind nicht selten im Saurier-Dolomit des Muschelkalkes von Jena,
Querfurth, Baireuth u. a. O., wo Muschelkalk vorkömmt.
N. (Dracosaurus) Bronnii Münst. — Taf. VI. Fig. 6. Wir-
bel, nach H. v. M. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 2. f.. 10. (3) und
Taf. VI. Fig. 11. Zahn, nach Br. Leth. tb. 13. f. 15; — das Luneviller
Reptil in Alberti’s Monographie des bunten Sandst. u. s. w.
Die Zähne sind dünn, stark gebogen und eng gestreift. Die.
Streifen vereinigen sich erst oberhalb der Mitie.
Häufig im Muschelkalke von Baireuth, Rüdersdorf in Thüringen,
bei Crailsheim in Würtemberg, am Schwarzwalde und bei Luneville,
besonders in seinen obersten Schichten.
N. (Plesiosaurus) ....? — Taf. VI. Fig. 5. a,b, e. Nach
H. v. Mey. im Mus. Senck. Bd. 1. tb. 2. f. 1.
Der Körper der Schwanzwirbel ist in der Mitte nur unbedeutend
eingezogen und zeigt auf seiner oberen, seitlich etwas vorstehenden
Fläche eine eigenthümliche kreuzförmige Figur (5. a.), die an das
sogenannte ‚Blücher - Kreuz erinnert, in welche die Fortisätze eingelenkt
waren. Seine Gelenkflächen sind kreisrund und schwach concav, allein
in der Mitte der hinteren derselben (Fig. 5. ec.) erhebt sich eine kleine
Convexität, ähnlich wie bei Plescosaurus. |
Im Muschelkalke bei Jena, bei Beichlingen und bei Baireuth
nicht selten.
+5. @ Simosaurus H. v. Mey. (oıuög, Stumpfschnauze;
cavgog.)
Der Kopf dieses Sauriers erinnert, nach -H. v. Meyer”),
durch die drei Paare deutlich unterschiedener Löcher in der Obker-
seite, welche, von vorn anfangend, die Nasenlöcher, Augenhöhlen
und Schläfengruben darstellen, zunächst an Noihosaurus, ohne
dafs jedoch die Augenhöhlen und Schläfengruben so ganz der
Oberseite angehören, als im letzten Genus. In beiden Gattungen
ist die Schnauze unmittelbar vor den Nasenlöchern gewöhnlich am
schmalsten, indem sich ihr äufserstes Ende erweitert. Hier ist
*) L. Br. Jahrb. 1842, p. 184 u. 302.
SAURIER. 99
dieses Ende viel breiter und stumpfer gerundet, als in Nothosaurus.
Wie bei dieser Gattung, liegen nahe an dem vorderen Ende zwei
grofse, getrennte Nasenlöcher, und die Augenhöhlen kommen auf
die vordere Hälfte der ganzen Länge des Schädels, wodurch bei
beiden die Gesichtsstrecke sehr verkürzt wird. In Simosaurus ist der
Kopf verhältnifsmäfsig kürzer und breiter als in Nothosaurus, bei-
den fehlte aber eine eigentliche Scheitelwölbung, und in beiden
ist ein ovales Scheitelloch an der schmalsten Stelle des Scheitel-
beines anzutreffen. Die Schläfengruben liegen bei ersterem weiter
aus einander als bei letzterem, bei Nothosaurus sind die Augen-
höhlen im Allgemeinen länger als breit, bei Simosaurus hingegen
-fast eben so breit als lang. Hier liegen die Augenhöhlen näher
den Schläfengruben, dort näher den Nasenlöchern; die Nasenlöcher
sind in Simosaurus ein wenig länger als in Nothosaurus, und in
ersteren ist ihr vorderer Winkel auffallend spitz u. s. w. Die
Zähne stecken, wie die des Nothosaurus, seines Verwandten und
Zeitgenossen, mit langen starken Wurzeln in getrennten Höhlen.
Sie stehen bei Simosaurus von der Gegend vor den Nasenlöchern
an bis in die Gegend der hinteren Hälfte der Schläfengrube, auf
jeder Seite des Oberkiefers 25—26 an Zahl, und nehmen nach
vorn allmählig an Grölse und Stärke zu. Bei Nothosaurus hin-
gegen führen die Zähne nur bis in die Gegend der vorderen Schlä-
fengrube zurück, und gleichwohl ist ihre Zahl ungefähr um die
Hälfte gröfser als in der verwandten Gattung. Die Zähne sind
kleiner und nehmen nach vorn nur unbedeutend zu, wofür sie
jedoch durch die starken und grolsen Zähne entschädigt sind, welche
schon früher .beschrieben wurden. In Simosaurus sind die klei-
neren Zähne etwas stärker und stumpfer kegelförmig, an der Basis
ihrer Krone etwas eingezogen und hier mit einer scharfen Kante
. versehen, übrigens im Durchschnitte fast kreisrund. Die Längs-
streifen, welche bis in die Spitze gehen, verlieren sich am unte-
ren Ende da, wo die Krone bauchiger wird. Die Zähne des Un-
terkiefers sind gleichförmiger und kleiner als die im Oberkiefer,
wie es bei Nothosaurus der Fall ist, dessen Zähne jedoch noch
'kleiner und schlanker sind. (H. v. Meyer.)
Von $. Gaillardoti H. v. Mey. (L. Br. J. 1842. a. a. O. u.
Pal. Würt. p. 45. tb. 11. f. 1.) beschrieb H. v. Meyer mehrere Schä-
del, welche im Muschelkalke von Luneville und bei Ludwigsburg in
Würtemberg aufgefunden wurden.
S. Mougeoti H. v. Mey., L. Br. J. 1842. a. a. 0,
Hiervon kennt man Unterkiefer aus Luneville,
100 REPTILIEN.
+6. @. Charitosaurus H. v. Mey. (y«gıs, Anmuth; owvgog.)
C. Tschudii H. v. Mey. in L. Br. J. 1838, p. 415.- Taf. VI.
Fig. 8. Unterkieferhälfte aus dem Muschelkalke von Esperstädt. *
Die Zähne (Fig. 8. a. vergrölsert) sind ziemlich von gleicher
Gröfse, verengen sich stark an der Basis ihrer Krone, laufen nach
oben in eine scharfe Spitze aus und sind längsgestreift. Sie stecken
in gesonderten Höhlen und scheinen in allen Stücken denen von Simo-
saurus sehr ähnlich zu sein.
+ 7. 6. Conchkiosaurus H. v. Mey. Muschel-Saurier.
(z0yytov, Muschel; o«ögog.)
Der Schädel dieses Sauriers gleicht am meisten dem eines
Alligators; seine Nasenlöcher liegen am Ende der Schnauze. An
der Seite derselben steht in dem Oberkiefer (Taf. VI. Fig. 2.)
ein grolser, spitzer und gekrümmter Zahn, und vor diesem we-
nigstens noch ein kleiner. Hinter ihm findet man aber wenigstens.
11 kleinere kolbige kegelförmige Zähne von ungleicher Gröfse
(Fig. 2. a. und b.), die an ihrer Basis verengt und bis zur Spitze
gestreift sind (Fig. 2. c.). Sämmtliche Zähne stehen in gesonder-
ten Höhlen und sind unten hohl. Einzige Art:
C. clavatus H. v. Mey. im Mus. Senck. 1833. Bd. 1. tb. 1.
f. 3, 4, wovon die Abbildung auf Taf. VI. entnommen wurde, kommt
in dem Muschelkalke von Baireuth und von Esperstädt vor.
Anhang.
+ 8. G. Belodon H. v. Mey. (#2%os, Pfeil; odwv, Zahn).
Hierzu: Phytosaurus Jäger.
Die Zähne sind breit, dick und haben fast die Form eines
Pfeiles, indem ihre Krone zusammengedrückt und schwach gekrümmt
ist, oben aber spitz zuläuft.
B. Plieningeri H. v. Mey., Pal. Würt. tb. 12. f. 20—24, ist,
nebst einer anderen Art mit längeren Zähnen, auf den Keupersandstein
(Stuben- oder Streusandstein) von Württemberg beschränkt.
Die Identität dieser Gattung mit Phytosaurus suchte Plieninger
schon bei der Versammlung deutscher Naturforscher 1843 in Mainz
nachzuweisen, und diese Ansicht wurde von ihm in den Beiträgen
zur Paläontologie Würtembergs, 1844. p. 91 u. f., noch ausführ-
licher durchgeführt.
Taf. VI. Fig. 9. a. giebt, nach Jäger’s Abbildung seines Phy--
tosaurus Oylindricodon (foss. Rept. Würt. tb. 6.) einen Umrils des
SAURIER. 101
Kiefers; Fig. 9. ce. stellt einen wirklichen Zahn in halber natür-
licher Gröfse dar; Fig. 9. b. in halber natürlicher Gröfse die Aus-
füllungen der Zahnhöhlen mit Gesteinsmasse, welche von Jäger
für die Backzähne eines pflanzenfressenden Sauriers gehalten wor-
den waren.
Diese Reste, so wie die des Phytosaurus cubicodon, waren
im grobkörnigen Keupersandsteine von Rübgarten in der Nähe von
Tübingen gefunden worden.
+ 9. @. Brachytaenius H. v. Mey. (fouxvs, kurz;
zawvla, Streif.)
B. perennis H. v. Mey. (Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5.
p. 22. tb. 8. f. 2.) begreift nur die Krone eines Zahnes aus dem
gelben Jurakalke von Aalen, welcher am mehrsten an die Zähne
des Belodon Plieningeri erinnert, jedoch weniger zusammengedrückt ‘
und in seiner oberen Hälfte mit 2 scharfen, schwach gezähnelten
Kanten versehen ist.
710. G. Termatosaurus Plien. (rZoue, Gränze: oaöoog.)
Als T. Albertä bezeichnet Plieninger (Pal. Würt. p. 123 —
125. tb. 12. f. 25. 37. 95. 94.) ganz eigenthümliche Zähne, welche
weder mit Saurierzähnen aus der Trias übereinstimmen, an deren
oberer Gränze sie in dem Sandsteine von Tübingen in Würtem-
berg vorkommen, noch mit Saurierzähnen aus der Juraformation.
Sie sind schlank, gegen die Kuppe ziemlich gedrungen und aus-
gebaucht, übrigens mehr cylindrisch und mit einer sehr regel-
mälsigen, im Allgemeinen parallelen und ziemlich gedrängten Sitreif-
ung von halbcylindrisch-abgerundeten und nach unten regelmälsig
gabelnden Erhöhungen und cylindrisch-ausgerundeten Vertiefungen
bedeckt.
+ 11. @ Neustosaurus Raspail. (vedorng, der Schwimmer.)
N. Gigondarum, nach Raspail ein neues Geschlecht fisch-
‚artiger Reptilien aus den Bergen von Gigondar, das aber noch
zu wenig gekannt ist. (Notiz in L. Br. J. 1843. p. 238.)
E. Labyrinthodonten.
Saurier mit prismatischer Zahnstructur, wie sie sehr ähnlich
an den Zähnen einiger Säugethiere vorkömmt. Der Querschnitt
dieser Zähne stellt labyrinthartige Zeichnungen dar (Taf. V. Fig.
10. b.), welcher Charakter ihnen den so bezeichnenden Namen
verschafft hat.
102 REPTILIEN.
Sie sind ausschliefslich auf die Trias- oder Muschelkalkfor-
mation beschränkt, und sowohl in dem bunten Sandsteine, dem
Muschelkalke, als in der Lettenkohle und dem Keuper wird diese
Familie durch eigenthümliche Geschlechter vertreten.
Mit gewohnter Genauigkeit haben H. v. Meyer und Plieninger”)
diese Familie zum Gegenstande einer monographischen Arbeit ge-
wählt, nachdem Owen an einigen, im Sandsteine bei Warwick
gefundenen Zähnen die Structur derselben schon nachgewiesen hatte.
Der englische Anatom stellt diese Saurier in die Ordnung
der Batrachier, und nach seiner Ansicht würden dieselben ohn-
gefähr das Ansehen gehabt haben, wie es Taf. V. Fig. 11. aus-
drückt. Er findet es ferner auch wahrscheinlich, dafs die in dem
Keuper und bunten Sandsteine vorkommenden Fährten und Fährten-
abdrücke von diesen oder ähnlichen Thieren herrühren, wie diels
nach Owen’s Zeichnung aus Fig. 11. auf Taf. V.**) hervorgeht.
In den Beiträgen zur Palüontologie Würtembergs beweist
aber H. v. Meyer, dafs die Labyrinthodonten wegen der Gegen-
wart des Thränenbeines, des Ober- und Unter-Hinterhauptbeines,
des Schlafbeines, des hinteren Stirnbeines und des Jochbeines keine
Batrachier sein können, da den letzteren alle genannten Beine feh-
len, und dafs sie im Gegentheil sich unmittelbar an die Saurier
anreihen, da die meisten Knochen ganz ähnlich wie im Krokodil
und in älteren fossilen Sauriern gebildet sind. Die in einem Löcher-
paare bestehende Nasenöffnung ist, nach demselben Gelehrten, la-
certenartig, ihre Lage aber auf der Oberseite wie im Krokodil
und in älteren Sauriern. Die verhältnilsmäfsige Grölse der Augen-
höhlen, deren Begränzung durch Knochenplatten und die Lage auf
der Oberseite sind krokodilartig. In Betreff der Gegend, wo die
Augenhöhlen auftreten, gleicht Capitosaurus dem Krokodile, Mas-
todonsaurus den Lacerten und Metopias den Schildkröten und
einigen älteren Sauriern. Der Gelenkfortsatz des Hinterhauptes ist
ähnlich den Batrachiern und Säugethieren. Die Gaumenbewäffnung
erinnert zunächst an Batrachier, die Structur der Zähne an Saurier
und Fische, und die Art des Einsetzens vielleicht an Saurier; die
Art der Befestigung der Zähne ist wie in Sauriern und Fischen, die
Beschaffenheit der Rippen und Wirbel wie in Sauriern, zumal in
älteren fossilen, und auch der Körpergröfse.nach waren diese Thiere
Saurier. (H. v. Mey. Pal. Würt. p. 31.) Ä
*) Beiträge zur Paläontologie Würtembergs von H. v. Meyer und Th,
Plieninger. Stuttgart, 1844.
**) Nach Richardson, Geology for Beginners. London, 1842.
SAURIER. 103
Die Oberfläche des Hauptstirnbeines zeigt ein merkwürdiges
Neiz von Umebenheiten, welches bei Hastodonsaurus in mehreren
längslaufenden‘ Strahlen und Rinnen besteht, bei Capifosaurus und
Meiopias aber aus einer centralen grübchenreichen Gegend, von wel-
cher aus die Strahlen und Rinnen mehr oder weniger divergirend
sich verbreiten. _Bei Metopias liegt diese centrale Grübchengegend
mehr in der vorderen Hälfte, bei Capitosaurus in , der hinteren
Hälfte der Länge des Hauptstirnbeines (y. Mey. Pal. W. p. 21). Auch
das Nasenbein und andere flache Knochen, als das Brustbein, das
Schulterblait u. a., sind mit ähnlichen mehr oder weniger, neiz-
förmigen oder strahlenförmigen Grübchen und Erhöhungen geziert,
welche in den verschiedenen Gattungen auch von einander abwei-
chen. Endlich ist noch eines leierförmigen Eindruckes ‚auf dem
Felde zwischen den Augenhöhlen und den Nasenlöchern zu ge-
denken, welcher an den ‚Labyrinthodonten sehr auffallend hervor-
tritt und dessen Form sich hauptsächlich nach der Lage der Augen-
höhlen richtet. - Man nennt diesen Eindruck die Brille, da seine
beiden Arme an das vordere innere Ende der Augenhöhlen grän-
zen, ähnlich wie das mitilere Gestell einer Brille an die Umfassung
der Gläser.
Fährten nach zu schliefsen, welche aus den nämlichen Ge-
steinsbildungen bekannt sind, in denen man die ‚Ueberresie der
Labyrinthodonten bis jetzt nur gefunden hat, gehörten diese Thiere
wohl vorzugsweise dem Lande an.
+ 1. G. Capitosaurus Münster. (Capat, Kopf; oavgos.)
Der Kopf ist nach vorn stumpf gerundet; die ovalen, etwas
kleineren Augenhöhlen liegen ohngefähr in der Mitte der hinteren
Hälfte der Schädellänge; die Nasenlöcher am vorderen Schnauzen-
ende sind, wie die Augenhöhlen, weit von einander entfernt. In
einiger Entfernung hinter den Augenhöhlen ist das. Scheitelbein
mit einem kleinen Loche durchbohrt, welches an der äufseren Fläche
rund, an der inneren queroval ist.
Zwei Arten im Keuper. |
C. robustus H. v. Mey. u. Flieninger, Pal. Würt. p. 6, 73 u.
eu. ihr ri, 2
Mehrere Schädel aus dem Keupersandsteine von Stuttgart. Die
Zähne sind bis in die Nähe der Krone fein gestreift, stecken nicht
in Alveolen und sind auf dem Kieferknochen aufgewachsen.
€. arenaceus Münst.; H. v. Mey. in L. Br. J. 1842. p. 302;
Pal. Würt. p. 11. _ Schädel aus dem Keuper von Benk in Franken.
104 REPTILIEN.
12. G Mastodonsaurus Jäger. Salamandroides ”) Jäger.
Batrachosaurus”“) Fitzinger. Labyrinthodon Owen.
Der Kopf ist nach vorn zugespitzt; die grofsen, länglich-
ovalen Augenhöhlen liegen etwas hinter der Mitte des Schädels und
in geringerer Entfernung von einander als bei Capitosaurus. Die bei-
den Nasenlöcher am Schnauzenende sind klein, vor ihnen stehen am
vorderen Ende des Unterkiefers 2 grofse Zähne. Auch in dieser
Gattung ist ein kleines, scharfrandiges Scheitelloch zu erkennen.
An Zähnen ist, besonders im Oberkiefer, ein Ueberfluls vorhanden.
Der Gröfse nach unterscheidet H. v. Meyer im Schädel des M.
mittelgrofse, welche am Rande des vorderen Schnauzenendes
sitzen und die Schneidezähne zu vertreten scheinen, kleine, wor-
aus im Kieferrande die eigentlichen Backenzähne bestehen, und
grolse Zähne, welche in der vorderen Hälfte der Zahnreihe von
den Backenzähnen weiter nach innen auftreten und entweder auch
dem Gaumenknochen oder dem Pflugscharbeine angehören.
Die Gestalt der Krone der grolsen Zähne ist spitz kegel-
förmig und die Krone schwach einwärts gekrümmt, ihr Querschnitt
kreisrund, das obere Fünftheil platt, die unteren $ sind durch vertiefte
Linien gestreift, und im unteren Dritttheile verdoppeln sich diese
‚Linien in Zahl. Aehnlich sind die mittelgrofsen Zähne beschaffen,
während die kleinen einen ovalen Querschnitt zeigen und nur die
untere Hälfte der Krone gestreift erscheinen lassen.
Die Zähne sind in eigenen napfartig vertieften Gruben auf-
gewachsen. (H. v. Mey. Pal. Würt.)
M. Jaegeri H. v. Mey. u. Plieninger, Pal. Würt. p. 11, 57,
3u.2.2.0.083, 2 1.1-30,05f7 1,906 Tf.
3, 0.7.13, 0
Taf. VI. Fig. 10. Ein Zahn nach Jäger, foss. Reptilien Würtemb. 1828.
ib. 4. f. 5. (3).
Schädel von 3° Länge, Zähne und verschiedene Knochen aus
der Lettenkohle von Gaildorf und dem Lettenkohlensandsteine bei Bi-
berfeld.
M. Meyeri Münst. Zähne aus dem Muschelkalke von Rothen-
burg an der Tauber.
*) Foss. Rept. Würtemb. 1828. p. 38 u. foss. Säugeth. Würt. 1835. p. 1.
**) Batrachiosaurus (Batrachiotherium) Harlan ist ein den Ichthyo-
sauren und den Batrachiern verwandtes Genus, von welchem ein Kieferende
am Yellowstone-Flusse unfern des Missouri aufgefunden wurde. (L. Br.
J. 1839. p. 623; 1840. p. 742.)
SAURIER. 105
M. Andriani Münst., Beitr. z. Petref. Hf. 1. p. 110. tb. 13. f. 8.
Grolse Zähne aus dem Keupersandsteine von Ober- und Unter-
franken.
Mehrere Arten von Labyrinthodon beschreibt Owen aus dem
neu-roithen Sandsteine von Warwick und Leamigton, wozu nament-
lich der Zahn von L. pachygnathus Owen (Taf. V. Fig. 10.)
gehört *).
+ 3. G. Metopias H. v. Mey. (uerwnias, mit grofser
breiter Stirn.)
Der Kopf ist in der Gegend des Hinterhauptbeines am brei-
testen, nimmt nach vorn an Breite allmählig ab und rundet sich
in der Gegend der Nasenlöcher, also am vorderen Ende, stumpf
zu. Seine grölste Breite verhält sich zu der grölsten Länge ‚wie
11:14. Die Augenhöhlen liegen etwas vor der Mitte der Schä-
dellänge und weit von einander entfernt. Das Scheitelloch ist
längs oval, vorn etwas spitzer als hinten, und liegt an der Gränze
des hinteren Längenviertheils.
M. diagnosticus H. v. Mey. in L. Br. Jahrb. 1842. p. 302;
v. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 18, 73 u. a. a. O. tb. 10. £ 1.
Einzige Art aus dem Keuper- oder Schilfsandsteine der Gegend
von Stuttgart.
Dem Muschelkalke allein gehört die folgende Gattung an:
+ 4. G. Xestorrhytias H. v. Mey. (yesrös, geglättet;
? ovris, Runzel),
wovon nur X. Perrini aus Luneville bekannt ist “*),
und dem bunten Sandsteine:
+ 5. G. Odontosaurus H. v. Mey. (döov: 00.000g.),
welche Gattung von H. v. Meyer 1834 nach Kieferfragmenten und
einer gröfseren Knochenplatte mit Strahlen und Rinnen auf der
Oberfläche aufgestellt worden ist. Er beschreibt diese Reste, wel-
che aus dem bunten Sandsteine von Sulzbad (Soulz-les-Bains) stam- _
men, als 0. Voltzi ”"").
*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 629 und 1843. p. 239.—H. v. Mey. u. Plien.
Pal. Würt. p. 36.
**) H. v. Mey. u. Plien. Pal. Würt. p. 6 u. 128.
*%**) H. v. Mey. im 2. Bde. der Mem. de la Soc. d’hist. nat. de Strass-
.bourg, Pal. Würt. p. 1.
106 REPTILIEN.
+ 6. @. Trematosaurus v. Braun. (zejuo, ein Löch; owöoog.)
Aus dem bunten Sandsteine der Umgebungen von Bernburg
besitzt der Herr Kammerpräsident v.. Braun in Bernburg eine aus-
gezeichnete Sammlung von Köpfen und mannichfachen Knochen,
welche mit Mastodonsaurus sehr grofse Aehnlichkeit haben, wahr-
scheinlich aber eine neue Gattung ‚dieser Familie bilden. _ Ihnen
fehlt weder das Scheitelloch, wefshalb diesen Sauriern vorläufig _
der Name Trematosaurus v. Br gegeben wurde, noch die brillen-
artige Vertiefung zwischen den Augenhöhlen und Nasenlöchern, so
wie die eigenthümliche Furchung sämmtlicher Schädelknochen.
Im Kopfe stehen zwei Reihen Zähne neben einander, von
welchen eine dem Kieferbeine, die andere einer dem Kieferbeine
seitlich angehefteten Zahnleiste angehört. Die Zähne, deren Zahl
sehr grofs ist, reichen, nach innen kleiner werdend, bis hinter
die Augenhöhlen; die Vorderzähne sind klein und schwach, doch
besitzt der Unterkiefer zwei stark hervortretende gerade konische
Fangzähne. Die Nasenlöcher sind elliptisch und öffnen sich mit
platten Rändern *). /
Hr. v. Braun, welcher zwei Arten seiner Saurier unterschei-
det, ertheilte darüber die ersten Mittheilungen bei der Versamm-
lung der Naturforscher im Jahre 1841 zu Braunschweig, und wird
sich durch neue Mittheilungen über dieselben in den schon von
ihm bearbeiteten „‚Beiträgen zur Geognosie und Paläontologie An-
halts‘* zum gröfsten Danke verpflichten.
Fährten von Sauriern im bunten Sandsteine.
it Chirosaurus Kaup. Cheirotherium Kaup. (yso, Hand;
00000g.)
Wiewohl die Füfse der Labyrinthodonten noch unbekangt sind,
so dürfte doch hier an dem Ende dieser die Trias ‚bezeichnenden
Familie gerade der passendste Ort sein, eigenthümlicher Reliefs
zu gedenken, ‚welche am meisten an die von Reptilien - Taizen
erinnern.
Nachdem schon früher Eindrücke von Fufstapfen: im. bunten
Sandsteine bei Dumfries in Schottland entdeckt, von Dunkan in den
*) L. Br. J. 1844. p. 569.
**) Buckland, welcher diese Eindrücke in seiner Geology Pl. 26 abbil-
det, weist auf ihre grofse Aehnlichkeit mit denen von Landschildkröten: hin.
SAURIER. 107
waren, wurde Hr. Consistorialrath Sickler in Hildburghausen im
Frübjahre 1833 auf eigenthümliche Gestalten aufmerksam, die er
auf einigen bestolsenen Platten des bunten Sandsteines von Hels-
berg bei Hildburghausen wahrnahm; nach seiner Meinung konnten
dieselben nur von organischen Wesen herrühren, und schon im
Sommer 1834 zeigte es sich, wie schön seine Ansicht darüber
gerechtfertigt wurde. Denn als von neuem die Brüche von Hefs-
berg eröffnet waren, fanden sich jene Gestalten in einer Deutlich-
keit, wie man sie kaum hätte ahnen können. Sie kommen als
Reliefs auf der unteren Seite der Sandsteinplatten vor und haben
ganz das Ansehen von einer Hand. Dabei läfst sich immer ein
deutliches Fortschreiten und eine sich gleich bleibende Schrittweite
beobachten, wodurch die Vermuthung, dafs man in diesen Reliefs
die Hochabdrücke von Thierfährten zu erkennen habe, fast zur
. Gewilsheit erhoben wird. Da der Sandstein, auf dessen unte-
rer Fläche die Reliefs sich zeigen, auf einer Mergelthonschicht
von 3° Höhe aufliegt, so scheint nur die Erklärung zulässig zu
sein, nach welcher jene vierhändigen Thiere einst in den weichen
Thon eingetreten sind und ihre Fulseindrücke durch später darauf
abgelagerten. Sandschlamm ausgefüllt wurden. Und wie ein jeder
Thon bei dem Austrocknen an seiner Oberfläche Risse erhält, so
mulstie es auch geschehen, dafs die unter der Reliefplatte liegende
Schicht durch zahlreiche Risse durchkreuzt wurde, deren erhabene
Abdrücke auf den Reliefplatten früher irrigerweise darin Wurzeln
oder üppige Schlingpflanzen erblicken lielsen.
Chirasaurus Barthii Kaup. — Taf. V. Fig. 9; nach Sickler.
— Chirotherium Barthii Kaup in L. Br. Jahrb. 1835. p. 328. — Ch.
majus und Ch. minus Sickler, Sendschreiben an Blumenbach, 183#;
die Plastik der Urwelt im Werrathale, 1836; Buckl. Geol. Pl. 26, 27.
— Palaeopithecus Voigt in L. Br. Jahrb. 1835. p. 324. — Affe oder
Beutelthier Bronn im Jahrb. 1835. p. 232. — Didelphys Wiegmann, Ar-
chiv 1835. p. 127, 395. — Amphibium Berthold, Gött. Anz. 1835. p. 32;
L. Br. Jahrb. 1841. p. 667 u. a. a. O0. —H. v. Meyer u. Plieninger,
Pal. Würt. p. 79.
Die Tatzenreliefs von Ch. majus zeigen einen Vierhänder an, des-
sen hintere Hände über das Doppelte grölser als die vorderen waren.
Die Länge ‘der ersteren betrug an einem Exemplare 8° Nürnb., bei
einer Breite von 5”, die der letzteren 4” bei einer Breite von 3".
An diesen Tatzen erkennt man einen Daumen und 4 andere Zehen,
und an beiden das frühere Vorhandensein einer spitzen ‚Klaue. Vor
jeder gröfseren Tatze steht eine um die Hälfte kleinere, welches
108 ; REPTILIEN.
Verhältnifs sich auf gröfseren Platten in regelmäfsigen Entfernungen
der Schrittweite des Thieres wiederholt. Dabei ist abwechselnd der
Daumen des ersten Tatzenpaares nach der einen, der des nächsten
Paares nach der anderen Seite gewendet, so dafs man hieraus das
frühere Fortschreiten des Thieres selbst noch ersieht. Sämmtliche Ab-
drücke liegen nicht nur fast in einer geraden Linie, sondern es kehrt
sich der Daumen sogar mehr nach aufsen und bezeichnet somit einen
Gang ,‚en fauchant,‘“ wie er, nach Link, unter den lebenden Rep-
tilien nur dem Chamäleon eigen ist. |
Die Schrittweite des beschriebenen Individuums betrug 17 18:
allein es wurden durch Sickler auch Reliefs von 12” Länge bei %
Schrittweite aufgefunden.
Ein anderes Thier zeigen die Fährtenabdrücke auf Taf. V.
Fig. 12. an, welche Sickler *) mit Chirosaurus Barthii zusammen
bei Helsberg entdeckte.
Buckland wies 1858 Chirosaurus-Fährten und solche von
Landschildkröten, welche letztere denen von Dumfries glichen, in
einem Sandsteine von Liverpool nach “”).
Cotta lenkte 1839 die Aufmerksamkeit auf eigenthümliche,
hufeisenförmige Reliefs aus dem bunten Sandsteine bei Pölzig im
Altenburgischen und Klein-Pörthen im Reufsischen *"*), welche
auf Taf. V. Fig. 13 u. 14. in natürlicher Gröfse abgebildet sind.
Diese Körper dürften indefs eher krebsartigen Thieren oder Schleim-
ihieren angehören, als Thierfährten sein {), zumal da hier niemals
eine Anordnung derselben vorgefunden worden ist, woraus man
auf ein regelmäfsiges Fortschreiten des Thieres hätte schliefsen
können.
Zu gleicher Zeit beschreibt Laspe eine dreizehige Fährte
aus demselben Sandsteine von Klein-Pörthen. Bei einer Länge von
15 — 2 verdicken sich die Zehen keulenförmig nach vorn fr).
Koch und Schmid bereicherten die Fährten- Wissenschaft mit
der Entdeckung von Fährten im bunten Sandsteine von Jena frr),
welche iheils den Hefsberger Fährten, theils den von Cotta ent-
*) Die Plastik der Urwelt, tb. 7.
**) L. Br. Jahrb. 1839. p. 491—49.
*#**) Ueber Thhierfährten im bunten Sandsteine, 1839. u. in L. Br. Jahrb.
1839, p- 10.
+) Geinitz in d. Mitth. aus d. Osterlande, 1839. p. 110.
++) Laspe in L. Br. Jahrb. 1339. p. 416.
+++) Koch und Schmid, die Fährtenabdrücke im bunten Sandsteine
bei Jena. 1841.
SCHLANGEN. 109
deckten hufeisenartigen Körpern gleichen, und in demselben Jahre
noch machte Haidinger eine neue Art vorweltlicher Thierfährten
aus Siebenbürgen bekannt *), welche nach ihm von Schildkröten
herrühren. Bei Würzburg wurden ähnliche Entdeckungen durch
Rumpf gemacht. (Briefl. Mitth.)
3. Ordn. Ophidia. Schlangen.
Dem langen, walzenförmigen Körper der Schlangen entspricht
natürlich auch ein langes Skelett. Bisweilen zählt man daran bis
300 Wirbel und 200 Rippen. Die Beine fehlen äufserlich ent-
weder ganz, oder es sind von den Hinterbeinen nur schwache Ru-
dimente noch sichtbar. Die beiden Hälften des Unterkiefers sind
vorn nicht verwachsen, sondern nur durch ein sehniges Band ver-
bunden. Unter- und Oberkiefer sind beweglich. Mit dem Kiefer-
rande sind die Zähne innig verwachsen, welche hakenförmig nach
rückwärts gekrümmt und theils hohl (Giftzähne), theils auf dem
Rücken nur mit einer tiefen Furche versehen (Furchenzähne)
sind... Der Rücken der Schlangen ist mit Schuppen und der Bauch
mit einfachen (Halbringen), unter dem Schwanze aber mit paarigen
oder unpaarigen Schildern bedeckt.
Mit Sicherheit kennt man fossile Schlangen nur aus tertiären
Schichten, und die mannichfachen Angaben über ihre Auffindung
"in älteren Bildungen beruhten meistens auf der Verkennung anderer
schlangenartig gewundener Körper. So mögen die sogenannten
schlangenförmigen Absonderungen, welche so häufig in der unte-
ren Abtheilung des Muschelkalkes vorkommen, von Seeschwämmen
herrühren und vielleicht am besten den Alcyonien zuzuschreiben
sein, während andere ähnliche Körper, welche mit wirklichen
Schlangen höchstens die Art ihrer Windung gemein haben, jedoch
keine Spur eines Skelettes zeigen, entweder unorganischer Natur
oder von niedrigstehenden Organismen entstanden sind.
Coluber L. Natter.
C. (Tropidonotus?) Podolicus H. v. Mey. in L. Br. J. 1844.
p- 563.
Schlangenwirbel aus dem Tertiärgebilde *“) am Dniester in Podo-
lien, in welchen Pusch in seiner Palaeontologie (p. 168. tb. 15. f. 5.
a, b, c) grofse Aehnlichkeit mit denen der Siren lacertina fand.
*) L. Br. Jahrb. 1841. p. 546.
**) Pusch in L. Br. Jahrb. 1842. p. 179.
110 REPTILIEN.
C. Owenii H. v. Mey. (L. Br. J. 1844. p. 331 u. 565), aus
dem Molassemergel von Oeningen, unterscheidet sich von der vorigen
Art durch etwas gröfsere Wirbel, deren hintere Gelenkfortsätze mehr
nach hinten, statt in voriger mehr nach auflsen gerichtet sind.
a Een: Von beiden Arten sind die durch H. v. Meyer *)
aus dem Tertiärgebirge von Weisenau untersuchten Wirbel verschie-
den, welche kleiner sind, und mit denen zugleich auch einige Unter-
kiefer vorkommen.
Cuvier bestimmte Wirbel einer Coluber aus den tertiären Mergeln
von Argenton und dem Pariser Gypse ”*), Lartet aus dem Gers-Dep.***),
Wagler aus der Knochenbreetie von Sardinien und Owen aus dem
Londonthone von Sheppey-
Als Ophis dubius bezeichnete Goldfufs +) eine Art;jaus: der
Braunkohle des Siebengebirges bei Bonn.
Als + Palaeophis Owen 2 Arten aus dem tertiären dene
von Kyson und aus dem Londonihone von Bracklesham, von welchen
die eine mindestens 20° Länge erreicht haben mochte +}).
4. Ordn. Batrachia. Lurche.
Bald mit kürzerem, bald mit längerem Körper, welcher mit
einer nackten, schuppenlosen Haut bedeckt ist, und welchem viele,
in anderen Reptilien noch vorhandene Knochen, wie die Rippen,
gänzlich fehlen oder verkümmert sind (vergl. Labyrinthodonten).
Kein Reptil zeigt besser das wundersame Durcheinandergreifen von
Thierklassen, als gerade der Batrachier, indem derselbe eine förm-
liche Metamorphose erleidet. Dasselbe Individuum, welches zuerst
in der Jugend durch Kiemen athmet, gleichsam ein Fisch ist, wird
später erst zu einem durch die Lungen athmenden Reptil. Hierbei
erscheinen auch erst die Beine, welche dem jungen Batrachier
fehlten. Defshalb sind an diesen Thieren bald 4, bald 2, bald
gar keine Beine äufserlich‘ sichtbar.
Wirkliche Batrachier kennt man bis jetzt -noch aus keiner.
älteren Formation als aus der tertiären tf7T). Alle Angaben aber
über das Vorkommen lebender Frösche und Kröten in älteren Ge-
steinen beruhen gewils nur auf Täuschungen.
u
*%) L. Br. Jahrb. 1843. p. 396 u. 1844. p. 369.
**) Keferstein, Naturgesch. 2. p. 270; v. Mey. Pal. p. 164.
***) L. Br. Jalırb. 1839. p. 737.
2) Nov. Act. Ac. Leop. Carl. Nat. Cur. 15. 1. p. 127. ib. 13. f. &.
+2) L. Br. Jahrb. 1842. p. 49.
+11) H. v. Mey. Pal. Würt. p. 30.
ııa
b;
LURCHE. 111
a. Ungeschwänzte Batrachier.
\ a
Körper kurz und breit, ohne Schwanz und vierbeinig.
1. G. Rana L. Frosch.
R. diluviana Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15.
B.iiper 119106: Ref reif 3.
Er übertraf den gemeinen Wasserfrosch merklich an Gröfse und
unterscheidet sich von diesem vornehmlich durch die Kürze seines
Körpers im Verhältnifs zu der Länge des Kopfes.
In der schieferigen Braunkohle bei Rott u. a. O. am Sieben-
gebirge. h
Knochen von anderen Arten dieser Gattung beschreibt Pusch *)
aus tertiären Schichten am Dniester in Podolien, H. v. Meyer von
Weisenau, und einen fossilen Knochen von Shukowce Eichwald als
R. volhynica.
2. 6. Bufo Laurent. Kröte.
Hinterfüfse mit halber Schwimmhaut.
Krötenknochen kommen nach Pusch zugleich mit Froschknochen
am Dniester vor, und wohl mögen auch einige bei Weisenau, an wel-
chem wichtigen Fundorte H. v. Meyer die Existenz zahlreicher Arten
ungeschwänzter und geschwänzter Batrachier nachwies, hierzu gehören.
1 3. G. Latonia H. v. Mey.
Der gröfste der hier vorkommenden ungeschwänzten Batrachier
stand an Gröfse der Hornkröte (Ceratophrys) Amerikas nicht nach und
war von der Latonia (Ceratophrys) Seyfriedi@ H. v. Mey. aus der ter-
tiären Ablagerung von Oeningen speciell verschieden *”).
Ein Exemplar der Latonia H. v. Mey., des grofsen Frosches von
Oeningen, war früher immer für einen Vogel gehalten worden "**).
amerikanischen Kröte anzeigten, fand Lartet im Gers-Dep., und Can-
tor schrieb die Fragmente eines Batrachierschädels, dessen Länge etwa
10° betragen zu haben scheint, und welche in der Ebene Nahun
von Sandstein umschlossen gefunden worden, waren, gleichfalls einem
ungeschwänzten Batrachier zu +).
*) L. Br. Jahrb. 1842. p. 180; Paläont. v. Polen, tb. 15. f. 5. d—I,
**) L. Br. Jahrb. 1843. p. 395 u. 1844. p. 565.
**+*) L. Br. Jahrb. 1844. p. 690.
+) Wiegm. Arch. 1839. 2. p. 390. — Ueber ältere Angaben vergl. H. v.
Meyer’s Palaeologica.
\
112 REPTILIEN.
b. Geschwänzte Batrachier.
Ihr eidechsenähnlicher Körper ist verlängert, rund und lang
geschwänzt. Meistens haben diese Thiere 4, selten 2 Beine.
Zähne stehen in beiden Kiefern und in dem Gaumen.
1. G. Triton Laur. Wassermolch.
Schwanz zusammengedrückt.
T. noachicus Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15.
1. p. 1%. ib. 23. f. 6, 7.
Er war von den lebenden Arten durch den Bau seines Schädels
sehr verschieden. Der Kopf war 33 lang und 2% breit, der Rumpf
63° und der Schwanz 12” lang, so dafs die Grölse des ganzen
Thieres etwa 2 betrug. | |
In der schieferigen Braunkohle am Siebengebirge.
T. palustris (?) fosselis wird von Karg aus dem Oeninger _
Schiefer angeführt, und eine sehr kleine Art fand Lartet im Gers-
Departement.
‚2. G. Salamandra Laur. Erdmolch.
Schwanz drehrund.
S. ogygia Goldf., Nov. Act. Ac. Leop. Car. Nat. Cur. 15. 1.
p. 124. tb. 13. f. 4, 5.
Er unterschied sich von dem lebenden Erdmolche durch seinen
Schädelbau und durch die weit nach hinten liegenden Augenhöhlen,
von dem Wassermolche aber durch einen breiteren Kopf. |
Mit Rana diluviana zusammen in der schiefrigen Braunkohle am
Siebengebirge.
3. G. Cryptobranchus Leuckart. (zounrög, verborgen;
ßeayxogs, Kieme.)
(Salamandra Barton, Cuv. etc. Abranchus Harl. Menopoma
Harl. Protonopsis Bart. Salamandrops Wagl. Proteus Cuv. Proteo-
cordylus Eichw. Andrias Tschudi. Palaeotriton Fitzinger. Hydrosa-
lamandra Leuckart.)
Die Kiemen sind bleibend und später nur noch durch einen
länglichen Spalt an den Seiten des Halses angedeutet. Kopf und
Kumpf sind etwas platt, die Fülse kurz und dick, vorn vier-,
hinten fünfzehig, die Zehen klein und getrennt, der Schwanz, wie
bei den Tritonen, zusammengedrückt. Die typische Art lebt in
den Sümpfen Nordamerikas. (Br. Leth. p. 1166.)
LURCHE. — FISCHE. \ 113
Mit dieser Gattung vereinigte van der Hoeven das Skelett
aus dem Sülswasserschiefer von Oeningen, welches Scheuchzer als
Homo dilwii testis 1726 beschrieb, und welches damals die ge-
bildete Welt in so grofses Erstaunen setzte. Cuvier erkannte 'zu-
erst seine nahe Verwandtschaft mit den Salamandern und bestimmte
dasselbe als Salamandre gigantesque.
Die ganze Länge des Thieres, an dem man das Schwanzende
nicht kennt, ist, nach Bronn, etwa 3’, von welchen der Schwanz
ohngefähr 3 ausmachen mochte. Der Kopf ist 4° lang ‚und 6’
breit, und die Augenhöhlen haben 13“ Durchmesser. Vorn in den
Kinnladen steht eine doppelte Reihe kleiner Zähne. Die Wirbel
(bis zu dem Becken 19) sind länger als breit. Die kurzen Rip-
pen und die Extremitäten zeigen nichts Eigenthümliches. (Holl,
Petrefactenkunde, p. 95 u. Bronn, Leihaea, p. 1169.)
IV. Klasse. Pisces. Fische.
Es sind Rückgratthiere mil roihem, kalten Blute, welche
durch Kiemen athmen, mit Schuppen oder Schildern bedeckt sind
und sich im Wasser mit Flossen bewegen.
Die Kiemen sind an bogenförmige Knochen, die Kiemen-
bogen, befestigt und mit einem Deckel, dem Kiemendeckel,
bedeckt. Dieser besteht aus 3 Knochenstücken, von denen der
Vorderdeckel dem Augenhöhlenrande zunächst liegt, darunter
der Unterdeckel sich an die innere Seite des horizontalen
Astes des Vorderdeckels legt, und der Zwischendeckel die
hintere untere Ecke bildet. Der- Oberkiefer theilt sich mit dem
Alter gewöhnlich in zwei bestimmte Stücke, die Kiefern oder
Kinnladen und die Zwischenkiefern. Alle Theile des Mundes
können mit Zähnen besetzt sein, welche, mit Ausnahme des Säge-
fisches, nie eingekeilt sind. Die Entwickelung der Zähne nimmt
im: Allgemeinen nach dem äufseren Rande hin zu, wo sie damn
ausfallen oder abbrechen und wieder durch solche ersetzt werden,
die auf dem inneren Rande der Kiefern entstehen. Die Wirbel-
säule, sei es nun, dafs sie aus einem einfachen Rückenstrange
oder aus getrennten, mit ihren kreisrunden Seiten an einander
gefügten Wirbeln besteht, erlaubt wegen der verticalen Forisätze
kaum die geringste. Biegung des Rückens.
Die Bewegungsorgane der Fische bestehen in häutigen, durch
strahlenförmige Knochen (Strahlen) ausgespannten Flossen, wel-
che nach ihrer Lage Brustflossen (Br.), Bauchflossen (B.),
Geinitz, Versteinerungskunde, 8
114 FISCHE.
welche beide paarig stehen, Afterflossen (A.), Rückenflos-
sen (R.) und Schwanzflossen ($.) heilsen. Diese Strahlen
sind meistens gegliedert, oder besiehen nur aus einem steifen
Stücke (Flossenstachel).
Ueber dig Naturgeschichte der fossilen Fische haben beson-
ders Blainville, Cuvier und Agassiz neues Licht verbreitet.
Man kennt jetzt über 8000 Arten von Fischen, darunter
ohngefähr 1500 versteinerte. y
Von letzteren folgt hier eine Uebersicht ihrer Gattungen und
der gewöhnlichsten Arten, wie sie in dem klassischen Werke „Re-
cherches sur les Poissons fossiles, par Louis Agassiz, Neuchatel,
1833 — 18435°* *) gegeben worden ist.
Die Fische beginnen in kleiner Anzahl schon in dem Ueber-
gangsgebirge, etwas zahlreicher zwar, aber ebenso einförmig noch
als jene, zeigen sie sich in der Steinkohlen-, der Zechstein- und
Muschelkalk-Formation. Den Placoiden, als den ältesten For-
men, gesellten sich erst in der oberen Abtheilung der Grauwacken-
gebilde die Ganoiden zu, und von ihnen zeigen sich bis vor
der Bildung des Lias nur Heterocercen oder Arten mit un-
symmetrischer Schwanzflosse. In der Juraformation, zu welcher
Agassiz auch die Wealdenbildungen zählt, finden sich die beiden
Ordnungen der Placoiden und Ganoiden in gröfster Menge,
von ersteren besonders grofse Flossenstacheln und gefurchte Zähne,
von leizieren aber nur Homocercen oder Arten mit symmetri-
scher Schwanzflosse. Mit der Formation der Kreide sieht man jene
beiden Ordnungen, 'welche in der lebenden Schöpfung vorwalten,
die Ctenoiden und Cycloiden, zum ersten Male auftreten,
doch kommen hier noch mehr als 3 jetzt nicht mehr lebender
Gattungen vor. In den unteren Tertiärbildungen, als im Thone
von London, im Grobkalke von Paris und im Monte Bolca ge-
hören etwa 3 der Arten jetzt lebenden Gattungen an, und die
Arten der Molasse, der oberen Subapenninenformation und des
Crags von Norfolk erstrecken sich meistens auf gemeine Gattungen
der tropischen Meere. Demohnerachtet aber ist Mallotus villosus,
den man an Grönlands Küsten häufig in Thonnieren findet, nach
Agassiz der einzige fossile Fisch, welcher mit denen unserer Meere
vollkommen identisch ist.
*) Die Fortsetzung dieses Prachtwerkes erscheint jetzt unter dem Titel:
„Monographie des Poissons fossiles du vieux gres rouge ou Systeme de-
vonien (Old-red-Sandsione), Soleure, livr. I.—II. 1844.
Da
KREISSCHUPPER. 115
1. Ordn. Oycloides Ag. Oyclolepidoti Ag.
Mreisschupper.
(xixkog, Kreis; &idog, Gestalt.)
Taf. VII. Fig. 30. 31. Taf. VIIT. Fig. 1.
Fische mit einem vollkommenen Knochenskelette, mit kreis-
runden oder elliptischen Schuppen, welche aus hornigen Schich-
ten gebildet sind und deren Hinterrand ganz und nicht gezäh-
nelt ist. j
Sie erscheinen zuerst in der Kreideformation. Die Gattungen
und Arten nehmen in den tertiären Bildungen zu, und in der le-
benden Schöpfung bildet diese und die folgende Ordnung mehr
als & von allen bis jetzt bekannten Arten von Fischen, während
das vierte Viertel auf die Ordnungen der Ganoiden und Placoiden
vertheilt ist.
Erste Abtheilung.
Mit zwei Rückenflossen, von denen die eine stachelig, die andere
k weich ist.
1. Fam. Scomberoides Cuv. Makrelen.
Mehr oder weniger verlängerte, meistens spindelförmige Fische
mit 2 Brustflossen oder unter der Kehle gelegenen Bauchflossen.
Die verticalen Flossen sind unbeschuppt und die Rückenflossen
bald zusammenhängend, bald getrennt. Kiemendeckel ohne Dornen
und Zähne. Kiefern mit starken kegelförmigen oder glattem Sam-
met ähnlichen Zähnen besetzt. Schuppen sehr klein. Eine grolse
Zahl ihrer Gattungen ist ausgestorben.
t1. G. Gasteronemus Ag. (yaoryo, Bauch; vjua, Faden.)
Körper zusammengedrückt ”). Leib. sehr ‚breit. Bauchflossen
an der Brust, von einem sehr grofsen Beckenknochen getragen.
Sie bestehen aus einem langen einfachen Strahle vor einem. klei-
nen Knochen. Zähne sehr klein.
Zwei Arten im Monte Bolca.
+2.G. Acanthonemus Ag. ( üxav$«, Stachel; vijue, Faden.)
Nahe verwandt der. Gattung Equula C. Körper untersetzt.
Rückenflossen zusammenhängend. Dornige Strahlen der R. und A.
*) Unter „zusammengedrückt“ ist stets ‚‚seitlich zusammengedrückt oder
comprimirt ,‚‘“ unter „niedergedrückt“ aber „von oben zusammengedrückt oder
deprimirt‘ verstanden.
8:
116 FISCHE.
sehr: entwickelt. B. an der Brust. Schnauze vorstreckbar. Zähne
bürstenförmig.
Wenige Arten im Monie Bolca und tertiär im Vicentinischen.
3. G. Vomer Cuv. Spiegelfisch.
Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit sehr kleinen Schup-
pen besetzt. Kopf grols. Profil sehr schief. B. an der Brust.
R. getrennt. Wirbelfortsätze stark, die der Hinterleibswirbel vor-
wärts gekrümmt. Flossenstrahlen kurz und dünn.
Wenige Arten’ bei Glaris, im ‚Monte Bolca und am Libanon.
4. G. Zeus L. Sonnenfisch.
Körper untersetzt. Kopf grofs. Schnauze vorstreckbar. R.
dornig, aus sehr langen Strahlen gebildet. Von 2 A. ist die eine
stachelig, die andere weich. Die weichen R. und A. sind von
dicken knochigen und stacheligen Schildern begleitet. Bauchrand
mit ähnlichen Schildern... Wirbel kurz. Rippen sehr schlank und
an sehr starke untere Wirbelfortsätze befestigt.
Eine Art.
9. G. 'Lichia Cuv.
Körper verlängert und zusammengedrückt. Erste Rücken-
flosse aus freien, beweglichen Stacheln und aus einem vorwärts
gerichteten, feststehenden Stachel gebildet. 2 freie Stiacheln vor
der A. Zähne bürstenförmig.
Eine Art im Monte Bolca.
6. G. Trachinotus Lacepede. (rouyös, rauh; vorog, Rücken.)
Körper untersetzt und erhoben. Profil sehr schief. Erste
R. mit freien Stacheln. Zähne sammetartig. - |
Eine Art im Monte Bolca.
+ 7. G. Carangopsis Ag. (Caranz; vs, Gesicht.)
Körper verlängert, zusammengedrückt. Erste R. aus ziem-
lich langen Stacheln bestehend, ohne einen. nach vorn gerichteten.
Keine freien Stacheln vor der A. Zweite R. der A. gegenüber.
Zähne bürstenförmig.
Vier Arten im Monte Bolca.
+8. G. Amphistium Ag. (ougpl, ringsum; toriov, Segel.)
Körper breit und untersetzt, wahrscheinlich flach. R. zusam-
menhängend, über die Hälfte des Rückenrandes einnehmend. A.
sehr grofs. |
Eine Art im Monte Bolca.
u ER FTETT _ u. -
KREISSCHUPPER. . 117
1 9 G. Palimphyes Ag. (nokuugvng, wiederbelebt.)
Körper untersetzt. R. getrennt.‘ B. sehr grofs. Der fleischige
Theil. (Fuls) des Schwanzes_ ist breit. Wirbel kurz und zahlreich.
Drei Arten aus den Schiefern ‚von. Glaris.
+ 10. G. Archaeus Ag. (dexalos, alt.)
Körper mehr oder weniger verlängert. Wirbel lang und an
Zahl gering. Knochen der Zwischenfortsätze dünn.
Zwei Arten von Glaris.
r 11. G. Isurus Ag. (toos, gleich; ovo&@, Schwanz.)
Körper unterseizt. Kopf grofs. Fuls des Schwanzes sehr
zurückgezogen. Skelett stark.
Eine Art von Glaris.
t 12. G. Pleionemus Ag. (ni&ios, voll; vyuea, Faden.)
P. macrospondylus von Glaris.
+ 13. G. Duetor Ag.
Körper verlängert, cylindrisch. Fufs des Schwanzes breit.
Wirbel lang und gering an Zahl.
Eine Art vom Monte Bolca.
14. G. Thynnus Cuv. Thunfisch.
Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen
hinter der R. und A. Ungleiche Schuppen bilden ein Schild um
die Brust.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
15. G. Orcynus Cuv.
Durch sehr lange Brustflossen vom vorigen unterschieden.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
16. G. Cybium Cuv.
Körper verlängert. R. zusammenhängend. Falsche Flossen:
Grolse Zähne in den Kiefern.
Eine Art vom Monte Bolca, eine aus dem Londonthone von
Sheppey. ;
+ 17. 6. Goniognathus Ag. (yoria, Winkel; yvagog, Kiefer.)
Zwei Arten von Sheppey.
118 FISCHE.
+ 18. G. Enchodus Ag. (?yxos, Schwert; ödoös, Zahn.)
Sehr entwickelte, an der inneren Seite gewölbte, an der
äufseren mehr zusammengedrückte Zähne nehmen den ganzen Um-
fang der Kinnlade ein. Am Rande derselben stehen bürstenför-
mige Zähne.
E. halocyon Ag., Vol. 5. p. 64. tb. 25. ce. fig. 1—16. —
Esox Lewesiensis Mant., Geol. of Suss. tb. 44. f. 1, 2. ib. 33. f. 2 —4.
Die Zähne stehen sehr entfernt und ihre Zahl ist gering, etwa
6—7 gröfsere auf jeder Seite des Unterkiefers.
In 'weifser Kreide von England, im Plänerkalke von Strehlen
und Böhmen.
+ 19. G. Anenchelum Blainv. (dva, an, auf; ?yyekıor,
kleiner Aal.)
Körper aalartig verlängert. Kopf stumpf. Zähne stark. R.
zusammenhängend. B. aus einigen langen Strahlen gebildet. Wir-
bel lang und schlank. Die Seitenfortsatzknöchelchen an die mitt-
leren Wirbelfortsätze angedrückt.
Sechs Arten von Glaris.
t 20. G. Nemopteryx Ag. (vnua, Faden; nr£ov&, Flügel.)
Körper verlängert. S. abgerundet. Br. sehr grols. Zähne
sehr stark. Wirbelsäule kräftig. |
Zwei Arten von Glaris.
+21. G. Xiphopterus Ag. (Sipos, Schwert; zzeoöv, Flügel.)
X. falcatus vom Monte Bolca.
T 22. G. Palaeorhynchum Blainv, (zuAauög, alt;
00yx05, Schnabel.)
Körper aalartig. Kopf klein, mit gleichen zahnlosen Kie-
fern, die sich in einen langen, dünnen Schnabel verlängern. R.
und A. sehr entwickelt. $. klein und gabelig. Seitenfortsätze
der Wirbel paarweise.
Sieben Arten von Glaris.
+ 23. G. Hemirhynchus Ag. (nu, halb; 6uyxos, Schnabel.)
Körper verlängert. Oberkiefer schnabelartig. verlängert . und
zahnlos. Schuppen grofs. Skelett schwach. Dornfortsätze schlank.
Zwischenfortsatzknöchelchen paarweise.
KREISSCHUPPER. 119
2. Fam. Xiphioides Ag.
Es sind verlängerte, kleinschuppige Fische, deren Oberkiefer
schnabelartig verlängert ist. B. stehen an der Brust. Zähne bürsien-
förmig. Das starke Skelett besteht aus langen Wirbeln, deren
Dornfortsätze breite, senkrechte Platten bilden. Gelenkfortsätze
sehr entwickelt.
1. 6. Tetrapterus Raflinesque. (Tereanzegog, vierflügelig.)
Oberkiefer sehr verlängert. Die R. beginnt im Nacken. B.
an der Brust. Schuppen lang und dünn. Wirbel sehr lang und
in der Mitte sehr vertieft.
Eine Art aus der Kreide von Lewes, eine Art aus dem London-
thone von Sheppey.
t 2. G. Coelorkhynchus Ag. (xoidog, hohl; gvyxog, Schnabel.)
Eine ausgestorbene Gattung mit zwei Arten von Sheppey.
3. Fam. Sphyrenoides Ag.
(Sphyraena ; &idog, Gestalt.)
Verlängerte Fische mit grofsen Schuppen, grofsen schnei-
denden Zähnen und getrennten Rückenflossen. Die Bauchflossen
stehen am Unierleibe und die Wirbel sind wenig zahlreich.
1. G. Sphyraena Bloch. Pfeilhecht.
Körper dünnleibig. Kopf verlängert. Starke schneidende
Zähne stehen auf den Zwischenkiefern, dem Gaumenbeine und dem
Unterkiefer. Eine stachelige R. ist von einer weichen getrennt.
Wirbel verlängert und wenig zahlreich.
Vier Arten vom Monte Bolca und Lihanon.
t 2. G. Sphyraenodus Ag. (Sphyraena,; ödovs, Zahn.)
Kinnladen mit sehr starken, aber einförmigen und schwach
zusammengedrückt-kegelförmigen Zähnen.
Eine Art ‘von Sheppey.
t 8. G. Hypsodon Ag. (öwyı, empor; ödwr, Zahn.)
H. Lewesiensis Ag. (Vol. 5. p. 99. tb. 25. a. u. b.) aus der
Kreide von England, in den Conglomeraten des Tunnels von Oberau
in Sachsen; zwei Arten von Sheppey.
146 Saurocephalus Harl. (vaögos, Eidechse; »epaAn, Kopt)
Zähne sehr zusammengedrückt und gerade.
Zwei Arten in weilser Kreide, eine vielleicht bei Bilin (Reufs)-
120 FISCHE.
+ 2,6; Saurodon Hays. (owögos, Eidechse, ödwr, Zahn.)
Zähne zusammengedrückt, an ihrem Gipfel schief und an der
Basis gestreift.
Eine Art in weilser Kreide.
7 6. G. Cladocyclus Ag. (xAddog, Zweig; xUxkog, Kreis.)
Die trichterförmige Oeffnung der Schuppen in den Seiten-
linien ist ästig.
Zwei Arten, aus der Kreide und von Brasilien.
1 7. @. Rhamphognathus Ag. (oaugpos, Schnabel;
yva$og, Kiefer.)
Körper verlängert. B. am Unterleibe. Von den sehr ver-
längerten Kiefern überragt der obere den unteren.
Eine Art vom Monte Bolea.
7 8. G. Mesogaster Ag. (u£oos, mitten; yaorno, Bauch.)
Körper verlängert. B. am Unterleibe. Kopf kurz und stumpf.
Kiefern gleich lang.
Eine Art vom Monte Bolca.
4. Ram. Bilennioides Ag.
Untersetzte, meistens kleine Fische mit kleinen Schuppen.
Die Bauchflossen stehen an der Kehle. Eine einzige, sehr lange
Rückenflosse besteht theils aus dornigen , theils aus weichen Strah-
len. ‘Zähne mehr oder weniger entwickelt.
In der jetzigen Schöpfung nicht zahlreich, in Bis früheren
nur durch eine Gattung vertreten.
+ Spinacanihus Ag. (Spinax ; axuvda, Stachel.)
Die erste R. besteht aus Stacheln, deren Länge der des Ganzen
Körpers gleich kommt und wovon die ersten an ihrer Basis ge-
zähnelt sind Die zweite R. ist schlank.
9. Dblennioides Ag. vom Monte Bolca.
9 Fam. Eophioides Cuv.
Sehr unregelmälsige Fische. Ihre Br. werden durch armartig
verlängerte Knochen getragen. B. an der Brust. Die Schuppen
fehlen oder werden durch knochige Höcker oder kleine Dornen
vertreten. Kopf -grofs. : Kiefern mit zahllosen scharfen Zähnen be-
walfnet.
KREISSCHUPPER. 121
Lophius L. Artedi. Seeteufel. (Aogıa,. Mähne.)
Kopf sehr breit und niedergedrückt. Rachen sehr grofs. Von
den beiden R. erstreckt sich die erste bis auf den Kopf.
L. brachysomus Ag., vom Monte Bolca, ist die einzige fossile Art.
6 Fam. Labroides Cuv.
Längliche Fische mit grofsen Schuppen. Eine einzige Rücken-
flosse, deren vorderer Theil aus dornigen ‚Strahlen gebildet wird.
Bauchflossen an der Brust. Kinnladen mit fleischigen Lippen. Keine
Zähne am Gaumenbeine. Schlundknochen mit grofsen Zähnen. Ar-
ten sehr zahlreich in der lebenden Schöpfung.
Labrus L. Artedi. Lippfisch.
Körper untersetzt. Skelett plump. Lippen dick und fleischig.
Kiemendeckel ohne Stacheln und Zähne.
Eine Art vom Monte Bolca, eine aus der Molasse der Schweiz.
Zweite Abtheilung.
Mit einer einzigen. weichen Rückenflosse.
7. Fam. Cyprinoides Ag. Karpfen. Weifsfische.
Längliche, sehr regelmäfsige Sülswasserfische, von denen nur
wenige in Salzseeen leben. Bauchflossen am Hinterleibe. Die un-
teren Schlundknochen mit einer Reihe oder mehreren Reihen von
starken Zähnen. Der kleine Mund ist mit fleischigen , oft bärtigen
Lippen umgeben. Wirbelsäule kräftig, aus: wenigen Wirbeln ge-
bildet. Sie haben 3 Kiemenstrahlen.
Sie scheinen in den sülsen Gewässern der Tertiärepoche
ebenso häufig als in unseren jetzigen Seeen und Flüssen gelebt. zu
haben. Nur eine Gattung von ihnen ist gänzlich ausgestorben.
+1. G. Acanthopsis Ag. (exav$«, Stachel; os, Gesicht.)
Körper sehr verlängert, zusammengedrückt und ‚schlecht ge-
staltet. Schwanzflosse abgestutzt ‘oder gerundet. R. ein wenig vor
den B. Bart kurz. Unteraugenhöhlen, beweglich, zweispaltig und
in scharfe Spitzen endend. Schuppen kaum bemerkbar.
A. angustus Ag. aus dem Schiefer von Oeningen.
2. G. Cobitis L. Grundel.
Körper verlängert, cylindrisch. Wangen ‚glatt. Unteraugen-
höhlen unbeweglich und unter der Haut verborgen. ' Schlundzähne
keilförmig geschliffen. Schuppen klein.
122 FISCHE.
Zwei Arten von Oeningen, eine Art aus dem Sülswasserkalke
von Mombach.
3. G. Gobio L. Gründling.
Körper cylindrisch. R. gegenüber den B., mit ‘einem grofsen
einfachen Strahle. Die kegelförmigen Schlundzähne stehen in 2
Reihen. Schuppen von mittler Gröfse und sehr dünn.
G. analis Ag. von Oeningen.
4. G. Tinca Cuv. Schleihe.
Körper unterseizt. Flossen dick. Schuppen klein.
Zwei Arten von Oeningen, eine aus dem Sülswasserkalke von
Steinheim.
5. G. Leuciscus Klein. Ag. Weifsfisch.
Körper spindelförmig und mit grofsen Schuppen bedeckt.
Schlundknochenzähne in zwei Reihen. Skelett stark.
Elf Arten, theils von Oeningen, theils aus dem Polirschiefer,
der Braunkohle und dem Sülswasserkalke.
L. papyraceus Bronn., Zeitschr. f. Mineral. v. Leonhard, 1828.
p. 396. — Taf. VII. Fız. 1, Nach Apass. VoL od. p. al..tb. 56.55.
Häufig in der Braunkohlenformation, als: in der Papierkohle bei
Bayreuth und Bonn und dem Polirschiefer von Kutschlin bei Bilin
in Böhmen.
1 6. G. Aspius Ag.
Körper zusammengedrückt, verlängert und mit grofsen, an
ihrem Hinterrande vorspringenden Schuppen bedeckt. Mund schief
von oben nach unten gespalten. Der untere Kiefer überragt den
oberen, Schlundzähne verlängert und in zwei Reihen. R. hinter
den B. S. sehr gabelförmig. Skelett dünn.
‚ Zwei Arten, von Oeningen und aus der Braunkohle von M£nat.
+ 7. G. Rhodeus Ag. (oödeog, rosenfarben.)
Körper untersetzt, zusammengedrückt, mit grolsen dünnen
Schuppen bedeckt. Schlundzähne schiefllächig. R. der A. gegen-
über. $. gabelförmig. Nur kleine Fische.
Zwei Arten von Oeningen.
tr 8 G. Cyclurus Ag. (xuxkog, Kreis; ovo@, Schwaız.)
S. abgerundet. R. und A. sehr grofs. Wirbelsäule an ihrem
Ende aufwärts gekrümmt. Wirbel dick und kurz. Schuppen dick
und verlängert.
Eine Art von Oeningen, eine von M£nat.
KREISSCHUPPER. 123
8, Fam. Cyprinodonies Ag.
Längliche, sehr regelmälsige und kleine Fische mit 'grofsen
Schuppen. B. am Unterleibe. Die Kiefern tragen Zähne. Mehr
als drei Kiemenstrahlen.
Die Arten sind alle tertiär und gehören zu der Gattung:
Lebias Cuv.
Körper wenig verlängert. Kiefern horizontal abgeplattet und
mit einer Reihe von gezähnelten Zähnen besetzt. Kiemendeckel
grofs. Kiemenstrahlen zahlreich. R. gegenüber der A.
Fünf Arten tertiär.
9, Fam. Esocides Cuv.
Dünnleibige und grofsschuppige Fische. B. am Hinterleibe.
Die zahnlosen Oberkiefern stehen mit den Zwischenkiefern in einer
Linie. Zähne des Unterkiefers, des Gaumens und Pflugschaarbeines
im Allgemeinen sehr stark und kegelförmig.
Aulser Istieus sind alle Sülswasserlische.
1. G. Esox L. Cuv. Hecht.
Körper verlängert, cylindrisch. Kopf grols, mit verlängerter,
stumpfer und niedergedrückter Schnauze. Rachen weit. _Oberkiefern
zahnlos. Zwischenkiefern mit kleinen konischen Zähnen. . Starke
Zähne im Gaumen, in der vorderen Gegend des Nasenbeines und
des Unterkiefers.. Kiemenstrahlen sehr zahlreich. S. wenig aus-
gerandet. R. und A. sehr nahe der S. und einander gegenüber.
Schuppen grofs. Skelett dünn.
F. Otto Ag. im Diluvialmergel bei Breslau.
Eine Art von Oeningen.
+ 2. G. Holosteus Ag. (0%0g, ganz; dor&ov, Knochen.)
Körper sehr verlängert. Skelett dünn. Rippen schwach.
Muskelgräten zahlreich und grofs.
Eine Art von Oeningen.
+ 3. G. Sphenolepis Ag. (ognv, Keil; Aszis, Schuppe.)
Körper verlängert. Schnauze spitz. R. gegenüber der B.
8. kaum gabelförmig. Schuppen grols.
Zwei Arten im Gypse von Montmartre, und bei Oeningen.
+ 4. G. Istieus Ag. (ioriov, Segel.)
Körper verlängert. Die grofse R. nimmt fast den ganzen
Rückenrand ein. A. sehr zurückgestellt. Schuppen grols. Wir-
124 FISCHE.
bel sehr kurz. Dornfortsätze sehr gedrängt. Fortsatzknöchelchen
weniger zahlreich als die Fortsätze. Kleine Zähne in den Kinnladen.
Vier Arten in der Kreideformation bei Münster.
10. Fam. Halecoides Ag.
Regelmäfsige Fische mit mehr oder weniger grolsen Schup-
pen. B. am Hinterleibe. Im Öberkiefer finden sich öfters Zähne.
Diese sind im Allgemeinen kegelförmig. Skelett schlank. Kleine
oder mittlere Fische. | |
1. G. Mallotus Cuv. (uaAwrög,, wollig.)
Ein verlängerter Körper mit schlankem_ Skelette ai Brust-
bein. R. in der Mitte. A. sehr grofs. Zähne sammetartig.
M. villosus Cuv., Salmo grönlandicus Bloch, Ag. Vol. 5. p. 98.
tb. 60. — Er wird 5—7 lang und lebt noch im ganzen Nordmeere.
An Grönlands Küsten findet man das Skelett ‘davon häufig in Mergol-
nieren, welche die Form des Fisches angenommen haben.
Es ist nach Agassiz die einzige Art fossiler Fische, welche zu-
gleich noch lebend gefunden wird.
2. G. Osmerus Artedi. Stint. (öounons, riechend.)
Körper verlängert. R. den B. gegenüber. Starke kegel-
förmige Zähne in den Kiefern und auf dem Gaumenbeine.
Eine Art im Grünsande von Ibbenhühren und eine im Schiefer
von Glaris.
+ 3. G. Osmeroides Ag. (Osmerus; £idog.)
R. weit vorn. Kopf abgeplattet. Mund ziemlich klein. -Brust-
beinrippen fehlen. |
Unter fünf .Arten der Kreideformation ist die gewöhnlichste:
O0. Lewesiensis Mant. (Salmo I.) Geol. of Suss. pl. 40. f. 1.,
pl. 33. f. 12, pl. 34. f- 1, 2. — Taf. VU. Fig. 30. Eine Schuppe, nach
Ag. Vol. 5. p. 105. tb. 60. 5; 60. c..— Gein. Char. tb. 2. £. 3. a. .b.
Häufig im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böh-
men und in der Kreide von Lewes in England.
+ 4. G. Acrognathus Ag. (#xo0g, der höchste;
yvasog, Kiefer.)
A. Boops Ag., mit grofsem, breitem, abgeplattelem Kopfe, in
der Kreide von Lewes.
} 5. G. Aulolepis Ag. (dvkös, Röhre; Anis, Schuppe.)
A. fypus Ag. Ebendaher.
KREISSCHUPPER. 125
6. G. Alosa Cuv. Alse.
Körper regelmälsig. Wirbelsäule aus zahlreichen Wirbeln ge-
bildet. Brustbeinrippen sind vorhanden. Die Mitte der oberen
Kinnlade ist ausgerandet.
Eine. Art tertiär von Oran.
+ 7. G. Megalops Cuv. (u&yos, grols; ww, Gesicht.)
Eine Art im Londonthone von Sheppey.
86. Clupea L. Häring.
Körper regelmäfsig, mit Brustbeinrippen. R. in der Mitte
des Rückens. ae |
Vierzehn: fossile Arten, meistens tertiär.
9. G. Engraulis Cuv. Sardelle.
Körper verlängert. Maul grofs. Die spitze Schnauze über-
ragt den Unterkiefer. R. den B. gegenüber. Ohne Brustbeinrippen.
Eine Art vom Monte Bolca.
r 10. G. Halec Ag.
Kopf breit und abgeplattet. Rachen weit aufgerissen. Un-
'terkieferknochen' sehr schmal. Brustbeinrippen fehlen.
H. Sternbergii Ag. Vol. 5. p. 123. tb. 63. Kleine Zwi-
schenfortsatzknöchelchen der R. sehr breit.
Im Pläner von Böhmen.
rt 11. G. Platin» Ag. (nAarıy&, Ruder.)
Körper verlängert. ‚R. sehr zurückgestellt. Br. sehr lang.
Wirbelsäule sehr kräftig. Brustbeinrippen fehlen.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
+12. 6. Notaeus Ag. vWroc, Rücken.)
Körper untersetzt.i »S.) abgerundet. Die R. breitet sich über
den gröfsten Theil des Rückens aus. B.. am Unierleibe.. Wirbel
höher als lang.
‚Eine Art. im Gypse des :Montmartre.
+ 135. @. Coelogaster Ag. (xoilog, hohl; yaoryo, Bauch.)
A. analıis Ag.
11. Fam. Anguilliformes Cuv. Aale.
Sehr verlängerte Fische mit sehr kleinen Schuppen. B., bis-
weilen sogar auch die Br. fehlen. Sie haben kleine, im Allge-
meinen kegelförmige Zähne.
126 FISCHE.
1. G. Anguilla Thunb. Flufsaal.
Die Br. mit Kiemen, welche sich von beiden Seiten unter
den Flossen öffnen. Die R. beginnt in einer bestimmten Entfern-
ung vom Nacken.
Acht Arten, von denen sechs vom Monte Bolca, eine von Oeningen
und eine aus dem Sülswasserkalke sind.
1 2. G. Enchelyopus Ag. (£yyeAvs, Aal; noös, Fuls.)
Körper sehr verlängert. R. bis zu dem Nacken verlängert.
Brustgürtel sehr dünn.
Eine Art vom Monte Bolca.
3. G. Sphagebranchus Bloch. (opayn, Kehle; Bo&yxos, Kieme.)
Eine Art vom Monte Bolca.
4. G. Ophisurus Lacep. (öyıs, Schlange; ode&, Schwanz.)
Eine Art vom Monte Bolca. _
t 9. @. Leptocephalus Ag. (Aenrös, dünn; #epaAn, Kopf.)
Zwei Arten ebendaher.
2. Ordn. Otenoides Ag. Kitenoiden. Utenole-
pidoti Ag. Kammschupper.,
(zteis, Kamm; zidog, Gestalt.)
Taf. VII. Fig. 29.
Die rundlichen Schuppen sind aus hornigen Schichten ge-
bildet, von denen die unteren stets die oberen überragen und
welche an ihrem hinteren, das ist an dem äufserlich sichtbaren
Rande kammförmig gezähnelt sind.
Ihre geognostische Vertheilung ist wie die der Cycloiden.
1. Fam. Percoides Cuv. (Perca, Barsch.)
Längliche Fische mit rauhen Schuppen. Kiemendeckel stark
gezähnelt oder stachelig. Zwischenkiefern, Unterkiefern, der vor-
dere Theil des Pflugschaarbeines und sehr häufig auch das Gau-
menbein mit Zähnen besetzt. Starke dornige Strahlen auf dem
vorderen Theile des Rückens bilden eine von den weichen Strah-
len verschiedene Flosse oder vereinigen sich damit. Die B. ste-
hen oft an der Brust. Rn
A. Holocentri.
Mit mehr als 7 Kiemenstrahlen. Ihre B. aus einem Stachel
und 5 oder mehreren weichen Strahlen gebildet.
KAMMSCHUPPER. 127
+ 1. G. Sphenocephalus Ag. (opyv, Keil; xeyorn, Kopf.)
Eine einzige R. mit einigen dornigen Strahlen nur am Vor-
derrande. Sie ist nur wenig breiter als die A. Kopf schlank.
Eine Art in der Kreide Westphalens.
+ 2. G. Hoplopteryx Ag. (önlov, Waffe, nreov5, Flügel.)
Der dornige Theil der R. besteht aus sehr grolsen Strahlen
und ist eben so breit als der weiche Theil. Diese Flosse zieht
sich bis an das Ende der A. Kopfknochen gezähnelt.
Eine Art ebenda.
3. G. Beryx Cuv.
Eine einzige R., nur vorn mit einigen Dornstrahlen. Kopf
grols und sehr stumpf.
Unter den fünf in der Kreide vorkommenden Arten ist die
gewöhnlichste:
B. ornatus Ag. — Taf. VU. Fig. 29. — Ag. Vol. 4. tb. 14. a,
14. b. f. 1.2, tb. 14. c. f. 1—6 u. 14. d. — Zeus Lewesiensis Mant.,
Geol. of Suss. pl. 34. f. 6., pl. 35 u. 35. — Gein. Kieslingsw. p. 5.
12 51. == Rönis,. Böhm. Er. 2 £2, 718 KV I,
{DEN RIPR 2
Der Kopf ist sehr dick, die Flossen sind verhältnifsmäfsig schwach,
die Schuppen quer-eirund, und der breite mittlere Theil der hinteren
Hälfte ist kammförmig.
Im Grünsande von Schweden (His. Leth. Suec. tb. C. 4.), im Pläner-
kalke von Sachsen (Strehlen), Böhmen, und in der Kreide von Sussex.
+ 4. Gatt. Acanus Ag. (üxavos, Stachel.)
Der dornige Theil der R. sehr ausgebreitet und aus dicken
Strahlen gebildet, welche länger als die weichen Strahlen sind.
Mehrere starke Strahlen vor der A.
Vier Arten in der Kreide von Glaris.
+ 5. @. Podocys Ag. (noög, Fufs; @xös, schnell.)
Unterkiefer vorragend. B. sehr entwickelt und langstrahlig.
Die R. erstreckt sich bis zu dem Nacken.
Eine Art in der Kreide von Glaris.
16. G. Acrogaster Ag. (&xoos, der höchste; yaorne, Bauch.)
Unterleib sehr entwickelt und vorragend. Nur einige Stacheln
vor der R., welche, wie’ die A., sich:kaum: über die Mitte erstrecki.
Eine Art in del westphälischen Kreide.
128 FISCHE.
7. G. Myripristis Cuv. (uvoios, zahllos; no10TÖs, zersägt.)
Der‘ Vorderdeckel mit 2 parallelen ‚Reihen von Zähnen be-
deckt, ohne Stachel an seiner Ecke. Kiemendeckel, Gesichts- und
Schädelknochen gleich gezähnelt. Zwei ohngefähr gleiche R.
Zwei Arten vom Monte Bolea.
8. G. Holocentrum Art. (öAos, ganz; centrum.)
Kiemendeckel stachelig und. gezähnelt; ebenso der Vorder-
deckel an ‚seiner vorderen Ecke mit einem vorwärts gerichteten
Dorn. Schädelknochen und Unteraugenhöhlen ebenso gezähnelt.
Von den beiden R. ist die erstere die breitere und aus dicken
dornigen Stacheln gebildet.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
+9. G. Pristigenys Ag. (agiorog, gesägt; ydvvs, Kinn.)
Unteraugenhöhlen stark gezähnelt. Die dornigen Strahlen der
R. sind länger als die weichen und nehmen einen ebenso grolsen
Raum als diese ein.
Eine Art vom Monte Bolea.
B. Eigentliche Barsche
Mit 7. oder ‚mehr. Kiemenstrahlen. Bauchflossen aus einem
Stachel u.: 9 oder mehreren weichen Strahlen gebildet. 2 R.
10. G. Enoplosus Lac£p. (£vonAog, bewaffnet.)
Körper breit, zusammengedrückt. Vordere R. sehr hoch.
B. sehr grofs.
Eine Art vom: Monte Bolca.
11. G. Smerdis Ag. (ou£odıg, ein Fischchen.)
Erste Unteraugenhöhle stark gezähnelt, ebenso der vordere
Kiemendeckel, ohne Stachel an seiner Ecke. Der Kiemendeckel
endet hinten in einem: abgerundeten Vorsprunge. Zwei gleich
schmale R. S. gabelförmig.
Zwei Arten vom Monte Bolca, drei tertiär.
12. G. Perca L. Cuv. Barsch.
Beide R. genähert. Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, mit
stärkeren Zähnen am unteren Rande. Ein starker Stachel steht
an der Ecke des Kiemendeckels.. Unterer Rand des Zwischen-
und Unterkiemendeckels gezähnelt. Desgleichen stehen Zähnchen
am Schulterblatte und anı der Ecke des Oberarmknochens.
Drei Arten tertiär.
f - KAMMSCHUPPER. 129
13. G. Labra® ‘Cuv. PIRNON VOREN
Kiehehdeiket mit doppelter Spitze. Unteraugenhöhle, Zwi-
schendeckel und 'Unterdeckel glatt. Der Vorderdeckel gezähnelt,
mit gerundeter Ecke und an seinem Unterrande mit stärkeren Zäh-
nen. Kiemendeckelstücken schuppig.'
Zwei Arten vom Monte Bolca, eine im Grobkalke von Passy.
14. G. Apogon Lac£p. (dnöyovog ,: Nachkomme.)
RR. sehr‘ 'entfernt. Der ‘vordere Kiemendeckel mit doppel-
tem und‘ gezähneltem Rande. ' Körper grofs. Schuppen 'grols.
Eine Art- vom Monte Bolca.
15. G. Lates Cuv.. (Auzosg, ein .Nilfisch.)
.Der vordere Kiemendeckel gezähnelt, an seiner Ecke mit
einem starken, nach hinten gekrümmien Stachel. Ecke des Ober-
armes. gezähnelt.,; ı $. abgerundet.
Drei Arten im, Monte Bolca und eine. im 'Grobkalke‘ von Seövres.
+ 16. G. Cyclopoma Ag. (zixAog, Kreis; mu, Deckel.)
Der Kiemendeckel endet in eine starke und lange Spitze.
Vorderdeckel stark gezähnelt. Die Zähnchen an seiner Ecke und
an. dem. Unterrande richten. sich vorwärts. | Ecke ‘des: ‚Oberarm-
knochens, abgerundet., Die beiden R. vereinigen 'sich fast an ihrer
Basis. S. abgerundet. |
C. Serrani.
Mit. 7 oder mehr Kiemenstrahlen. B.‘aus einem Stachel und
5 oder mehr weichen Strahlen gebildet. RR. vereinigt.
‚ 17.,.G@. Dules. Cuv.
Kiefern mit sammetartigen. Zähnen. Kiemendeckel: stachelig.
Vorderdeckel gezälnelt. 6 Kiemenstrahlen.
Zwei Arten vom Monte Bolca. |
18. 6. Pelates Cw. einge Nachbar.) |
Vorderdeckel , gezähnelt. Kiemendeckel in einem 'starken Dorn
endend. Kiefern mit sammetartigen Zähnen. Dornige Rücken-
strahlen zahlreich,:und dieser’ Theil der R. unterscheidet sich kaum
von den weichen Strahlen. „ | |
Eine Art vom Monte, Bolca.
19. G..Serranus Cuv. Salrebankeh
Der dornige Theil der R. vereinigt sich mit ihrem weichen
Theile. Die Kiefern sind mit Hundszähnen bewaffnet, zwischen
Geinitz, Versteinerungskunde. 9
130 FISCHE.
welche sich bürstenförmige Zähne mengen. Vorderdeckel fein ge-
zähnelt; ‚der Kiemendeckel endet in 2—3 flache Dornen. 7 Kie-
menstrahlen. Kopf- und Deckelstücken. sind schuppig.
Mehrere Arten vom Monte Boleca.
2. Fam. Sparoides Cuv. Meerbrassen.
Längliche, rauchschuppige Fische. Deckelstücken glatt oder
schwach 'geziähnelt, niemals’ stachelig. ' Verschieden geformte Zähne
stehen im Unterkiefer und auf den ‚Zwischenkiefern. Gaumen un-
bewaffnet. Die dornigen Strahlen des -vorderen Theiles' der R.
sind mit den weichen zu einer Flosse vereiniget, B.'an der'Brust.
Höchstens 6 Kiemenstrahlen. |
Die ältesten Arten finden sich am Monte Bolca.
1. 6. Dentex Cw. (Dente»,, ein Meerfisch.)
An den Rändern der Unter- und Zwischenkiefern stehen con:
ische Zähne, von denen die vorderen die grölseren sind und
sich hakenförmig krümmen. Wangen schuppig.
Fünf Arten im Monte Bolca und eine im Grobkalke von Nanterre.
2. G. Pagellus Cuv.
Zwei Reihen kleiner Mahlzähne stehen in den Zwischen- und
Unterkiefern, kleine, schlanke, kegelförmige am vorderen Theile
des Kiefers. %
Eine Art vom Monte Bolca und Libanon.
+ 3.'G. Sparnodus Ag. (onapvög, selten, ödodg, Zahn.)
Eine Reihe dicker, kurzer und stumpf-kegelförmiger Zähne
stehen an dem Rande der Zwischen- und Unterkiefern.
Sechs Arten vom Monte Boleca.
4. G. Sargus Cuv. (odgyos, ein Meerlisch.)
An dem vorderen Theile der Zwischen- ‚und Unterkiefern
stehen scharfe Schneidezähne. |
$. Cuvieri Ag., eine kleine verlängerte Art.
3. Fam. Scienoides Cuv. Umberfische.,
Längliche, rauhschuppige Fische. Deckelstücken gezähnelt
oder dornig. Zwischen - und Unterkiefern mit Zähnen. Nasen- und
Schlundbein zahnlos und eine, gewölbte Schnauze bildend. Die
verticalen Flossen. sind mehr oder weniger schuppig.,', B. an der
Brust,
KAMMSCHUPPER. 131
1. G. Pristipoma Cu. (notorös, gesägt; noue, Deckel.)
Die dornigen ‘Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen
vereinigt. 7 Kiemenstrahlen. ‘Schnauze sehr gewölbt. Mund klein.
Kiemendeckel stumpf. -
Eine Art vom Monte Bolca.
+ 2. 6. Odonteus Ag. (ödwv, Zahn.)
Der sehr hohe dornige Theil der R. ist durch eine Aus-
randung von dem weichen Theile getrennt. Zwischen- und Un-
terkiefern mit einer Reihe von dicken kurzen Kegelzähnen. Vor-
derkiemendeckel- sehr, fein gezähnelt,
Eine Art vom Monte Bolca.
4. Fam. Cottoides Ag.
Längliche, eckige Fische mit rauhen, schildförmigen Schup-
pen, welche entweder dachziegelförmig oder in einer schlaffen
Haut liegen. Der dicke, eckige Kopf ist mit Erhöhungen oder
gezähnelten und stacheligen, Knochenplatten bedeckt. | Unteraugen-
höhlen sehr entwickelt und ‚hinten mit dem Vorderdeckel verglie-
dert. Deckelstücken gezähnelt oder dornig. Die stark entwickel-
ten dornigen Strahlen der R. sind mit den weichen Strahlen bald
vereinigt, bald von ihnen getrennt. B. an der Brust.
* Am Monte Bolca kommen zwei ausgestorbene Gattungen von
ihnen vor, die in jüngeren Süfswasserbildungen erscheinenden Arten
gehören zu ‚der Gattung, Coitus. |
t1.6. Pterygocephalus Ag. (nr£ov&, Flügel; xegar7, Kopf.)
Die dornigen Strahlen der R. sind sehr lang, getrennt und
erstrecken sich bis über den Kopf, während die weiche Partie
den ganzen Kücken einnimmt. Schuppen ..gekielt.
Eine Art vom Monte: Bolca. /
t 2.6. Callipteryx Ag. (xzaXög, schön; rrögv&, Flügel.)
Grofse verlängerte Fische, . Wenig dornige Strahlen stehen
vor der R., welche sich längs des ganzen Rückens ausbreitet.
Die A. fast ebenso breit.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
3. G. Cottus L. Groppe. (xörrog.)
Kopf sehr dick und breit, höckerig oder dornig. RR. un-
terschieden; die erste ‘schmal. Untere Strahlen der Br. einfach.
B. aus wenigen Strahlen gebildet. 6 Kiemenstrahlen,
Drei Arten tertiär.
[4
9:
132 FISCHE.
3 Fam. Gobioides Ag.
Verlängerte, eylindrische Fische mit rauhen Schuppen. Deckel
gezähnelt.: / Dornstrahlen des Rückens ‘schlank ‚und biegsam. B.
an der Brust und vereint. Mit 5 Kiemenstrahlen. - Kiemenöf-
nung klein. |
Gobius L.,Meergrundel.
B. vollständig ; vereint , in der ‚Form ‚eines Trichters..; Kopf
gerundet. Die. erste R. ist dornig und schmaler als die. zweite.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
6 Fam. Theuties Cuv. Lederfische. Stachelschwänze.
Eiförmige, zusammengedrückte Fische mit rauhen Schuppen.
Der kleine Mund ist mit einer einzigen Reihe von Zähnen auf den
Unter- und Zwischenkiefern bedeckt. ' Gaumen 'unbewaffnet. ; Dor-
nige 'Strahlen: der: R. mit -den: weichen vereint. :B. an der Brust.
Beide Gattungen existirem noch jetzt.
1. G. Acanthurus BR OR Chirurg. (dxav$a, Stachel:
0voR, Schwanz.)
Zähne scharf und gezähnelt. Auf jeder Seite des Mr
steht ein schneidender und beweglicher Stachel. Ä |
Zwei Arten vom Monte Bolca.
2. @. Naseus Commers. Nashornfisch. Einhornfisch,
Zähne kegelförmig. Stirn mehr oder weniger 'vorragend.
4 Kiemenstrahlen, 3 weiche Strahlen’ in den B.. . Schwanz mit fest
stehenden . Stacheln. bewaffnet.
Zwei: Arten vom Monte Bolca.
7. Fam. Aulostomes Cuv. Böhrenmäuler.
Mehr oder weniger verlängerte, cylindrische oder zusammen-
. gedrückte Fische mit rauhen: Schuppen, welche: hisweilen in breite
Rückenplatten umgewandelt sind. Der Kopf: ist ‚zu. einer ‚langen
Röhre verlängert. Mund klein.
Die ältesten Arten dieser Familie finden sich: in Dee ‚Bchier
fer von Glaris; am Monte Bolca. kommen ‚einige jeizt ausgestor-
bene Gattungen vor.
1.6. Amphisyle Klein. N ringsum; u Beute.)
Der Rücken ist mit breiten schuppigen Platten bepanzert, von
denen die erste mit dem vordersten Stachel der R. vergliedert ist.
Eine Art vom Monte Bolca. |
KAMMSCHUPPER. +33
2. G. Aulostoma Lacep. Flötenmaul. Sehe Flöte;
| | : oroua, Maul.) | st
ih am: Hinterleibe. Die weiche R., vor welcher
einige freie Stacheln stehen, der sehr zurückgestellten 'A., gegen-
über. Die Röhre ist weit und zusammengedrückt. ’ Die Kiefern
sind zahnlos.
Eine Art vom Monte Bolca.
3. G. Fistularia Lacep. Pfeifenfisch. (fstula, Röhre.)
Röhre sehr lang und niedergedrückt. Kiefern und Zwischen-
kiefern mit kleinen Zähnen. Eine einzige R. gegenüber. der A.
Der mittlere Strahl der S. ist fadenförmig.
Eine Art im Schiefer von Glaris, eine im Monte Bolca.
+4. @. Rhamphosus Ag. (daugos, Schnabel.)
Ein ungeheuerer, an seinem Hinterrande gezähnelter Stachel-
strahl sitzt auf dem Nacken. Die weiche R. gegenüber der A.
Die S. ist viereckig. Die Schnauze Fu nasenartig über die Kie-
fern hervor.
Eine ‚Art vom Monte. Bolca.
+ 5. G@. Urosphen Ag. (ovo«, Schwanz: spnv; Keik.)
Der verlängerte, cylindrische Körper endet mit einer .grofsen
keilförmigen Flosse. Die Röhre ist, wie bei den Fistularien, verlängert.
Eine Art vom Monte Bolca.
8. Fam. Chetodontes Cuv. Squamipennes Cux..
Schuppenflosser.
Kurze, hreite, stark zusammengedrückte Fische mit Eh rauhen
Schuppen. Dornige Rückenstrahlen stark, gewöhnlich an die wei-
chen Strahlen sich anlehnend, selten davon getrennt. Die verti-
calen Flossen sind schuppig und daher schwer von dem Körper
zu unterscheiden. Kiemendeckel gezähnelt oder stachelig. B. an
der Brust, ‘bisweilen fehlend.
Häuf ig am Monte Bolca, bisweilen im Grobkalke.' Drei ihrer
Geschlechter gehen nicht bis in die jetzige Schöpfung.
#1: 8...G. Semiophorüs Ag. (omusiogpooog, Fahnenträger.)
_R. sehr hoch, in ihrem vorderen Theile, aufser dem ersten
dicken Strahle und einigen kleineren Stacheln sehr weich, und
längs des \Rückens sich ausbreitend. A. viel kürzer. ‘B. sehr
verlängert. Profil sehr gerade: ’
Zwei Arten vom Monte Bolca.
134 FISCHE.
2. G@. Ephippus Cuv. (Eyırnog, Reiter.)
Die sehr dicken Strahlen, welche den vorderen Theil der R.
bilden, sind schuppenlos. Eine starke Ausrandung trennt die dor-
nigen Aa“ die weichen Strählen.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
3. G. Scatophagus Cuv. (oxarogayog, kothfressend.)
Die. vorderen der. dicken dornigen Strahlen, welche die
erste R. bilden, sind die längsten. $. mit 4 Stacheln. Schuppen
sehr klein.
Eine Art vom Monte Bolca.
4. G. Zanclus Cuv.
Die wenig zahlreichen dornigen Strahlen «der R.. nehmen an
Grölse, schnell zu und lehnen sich an den sehr hohen vorderen
Theil, der weichen Flosse. an. Schnauze weit vorspringend.
Eine Art vom Monte. Bolca.
+ 5. G. Macrostoma Ag. (uaxoös, grofs; croua, Mund.)
Rachen sehr grofs. R. und S$. niedrig, aber sehr breit.
Eine Art im Grobkalke von Nanterre.
6. G. Holacanthus Lacep. (0%og, ganz; kann,
Ein grofser, nach hinten gerichteter Stachel an der Ecke
des Vorderdeckels, dessen Ränder gewöhnlich gezähnelt sind. Dorn-
strahlen der R. kräftig, allein weniger hoch als bei Pomacanthus.
Eine Art im Grobkalke von Chatillon.
7. G. Pomacanthus Cuv. (röue, Deckel; üxar3a, Stachel.)
Eine Art vom Monte Bolca.
8. G. Platax Cuv. Breitfisch.
Körper sehr zusammengedrückt, in die hohen und schuppigen
senkrechten Flossen verfliefsend. Die kurzen dornigen Strahlen
stehen in dem vorderen Rande der Flossen verborgen. B. sehr lang.
Vier Arten vom Monte Bolca.
+9. G. Pygaeus. Ag. (zvyuiog, zum Hintertheile ; gehörig.)
RR. vereinigt, der:dornige Theil ist dickstrahlig, der weiche
abgerundet oder zugespitzt, indem die mittleren Strahlen die neBR
ren sind. A. ähnlich, aber kürzer.
Acht Arten vom Monte Bolca.
KAMMSCHUPPER. 155
10. 6. Tozotes Cuv. Schütze. (To&vrrg.)
R. sehr zurückgestellt, an ihrem weichen Theile, welcher
mit «dem ;dornigen: Theile verschmolzen ist, schuppig. A. der R.
gegenüber und ihr ähnlich. Unterkiefer vorspringend.
Eine Art vom Monte Bolca.
9. Fam. Pleuronectes Cuv, Seitenschwimmer, Schollen.
Butten,
‚Unsymmetrische, stark zusammengedriückte, mehr oder weniger
breite Fische, welche oft ebenso hoch als lang sind, mit sehr rauhen
Schuppen. Der Schädel ist so gedreht, dals beide Augen auf
einer Seite zu liegen scheinen. Die-Seite, auf welcher der auf
der Seite liegende Fisch schwimmt, ist die flachere. Die verti-
calen Flossen werden nur aus weichen Strahlen gebildet, welche
sich stark vorwärts über den Kopf und den Bauch biegen. Die
B. verfliefsen oft in einander. Von den ungleichen Br. fehlt "die
untere bisweilen. | |
Rhombus Cuv. Stieinbutte.
Sehr breit. Die R. verbreitet sich von; dem Ende,.des. Un-
terkiefers, ebenso wie die A. bis fast zur S. hin.
. R. minimus Ag., eine_kleine Art vom-Monte Bolca, ist die
einzige fossile Form dieser in nordischen Meeren so häufig vorkom-
menden Fische.
3. Ordn. Gunoides Ag. Goniotepidoti Ag:
Ganoiden. Glanzschupper. Eckschupper.
(yavöw, ich glänze, — ywvia, Ecke.)
Taf. VII. Fig. 19-28.
Eckige, rhomboidale oder vielseitige Schuppen, welche aus
‚knochigen: oder hornigen Schichten gebildet und mit einer dicken
Lage von glänzendem Email, bedeckt sind, ‚unterscheiden die Ga-
noiden leicht von allen anderen Fischen. |
Sie beginnen mit der Sieinkohlenformation und gehen bis in
die jetzige Schöpfung.
Bei einigen ihrer Gattungen setzt die Wirbelsäule bis in den
längeren oberen Lappen der:Schwanzilosse fort (Heterocercen),
und diese bezeichnen die Formation ‚bis zu ‚dem, Muschelkalke.‚her-
auf; alle jüngeren Ganoiden, ‚von der Juraformation an,,.haben
einen regelmäfsigen, symmetrischen :Schwanz (Homocercen).
136 FISCHE;
1. Fam. Lepidoides Ag. Lepidostei Ag.
(Aemudosıdng, schuppenartig.)
Bürstenförmige Zähne in mehreren Reihen oder: kleine stumpfe
Zähne in einer Reihe. Schuppen eben, rhomboidal: und. mit ‚dem
Körper, welcher von ihnen ganz bedeckt wird „parallel. Skelett
knochig. Kein Repräsentant üpger Familie existirt in der jetzigen
Schöpfung.
A. Körper verlängert, spindelförmig,
Sie gehören zu den EIRICHRNBIREN, und ihre Zähne sind bür-
stenförmig.
+ 1. @. Acanthodes. Ag. ar Ag.
| (dxav3wöng , ‚stachelig.)
Schuppen aufserordentlich klein. R. gegenüber der A. Ber.
grols; der erste Strahl der Br., der R. und A. ist dick, stark und
steif; die folgenden Strahlen und die der $. sind sehr fein, ‚ Un-
terkiefer länger als der obere. Rachen weit aufgerissen.
A. Bronni Ag. Vol. 2. p. 124. tb. 1. -
In Thonnieren aus der Steinkohlenformation des Hundsrückens.
A. sulcatus kommt im Sülswasserkalke der Sternkohfehtormatron bei
New House vor. Ä Pe
t 2. G. Dipterus Sedgwick u. Murchison. Catopterus Ag.
(nteoöv, Flügel.) |
Zwei R. sind zwei ähnlichen A. gegenüber gestellt. B. vor der
vorderen, R. Br. klein. Schwanz wie‘ bei SHBEORHERE Beer
pen mittelmäfsig.
D. macrolepidotus Sedew. u. Murch., Ag. Vol. 9. p- "116. ib. 2.
f. 1—4., tb. 2.0. 1. 1-5.
In dem Schiefer von Caithness und‘ dem alten roihen Sandsteine
zu Downton-Hall.
t 3. G. Amblypterus Ag. (dußide; stumpf, rzeo0v, Flügel);
Alle Flossen ‘sind sehr breit und aus‘ zahlreichen‘ Strahlen
gebildet. Br. sehr grofs. ‘A. breit. R. in "dem Zwischenraume
zwischen den B. und der A.‘ »Nur im ‘oberen Schwanzlappen stehen
kleine Strahlen, an dem Rande der anderen een ag ee: N
pen mittelmälsig. | | {
Vier Arten aus der Steinkohle von ’Saarbrück , Lebach, BR
weiler und eine von 'Ceara in Brasilien, drei® von New Haven und
A. Agassizii Münst. (Ag. Vol. 2. p. 105. tb. 4. af. kommt
im Muschelkalke von Esperstädt in Thüringen vor:
u ——,—
un ne m
ee
EEE N.
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 137
+4. G. Palaeoniscus Ag. Söhildflorsentisch. (nuroıog, alt;
| övioxog,' ein: Meerlisch.) Taf. VII. Fig. 24.
Alle Flossen sind mittelgrofs, und an ihren Rändern ste-
hen kleine Strahlen. R. dem Zwischenraume zwischen den B.
und der A. gegenüber: Schuppen mittelgrofs. Immer liegen dicke
ungleiche Schuppen vor der R. und der A., von der Gestalt spa-
tel- oder lanzetiförmiger Schilder. (Taf. VII. Fig. 26. b.) |
Dreizehn Arten aus der Steinkohlen- und Zechsteinformation.
Die Arten aus der ersteren haben glatte, die aus der letzteren
Formation gestreifte Schuppen.
P. Freieslebeni Ag. Vol. 2. p.5 u. 66. tb. 11 u. 12. — ıGer-
mar, Verstein. .d. Mansfelder Kupferschiefers, p, 12 u. £ fig..9— 14.
Hiernach Taf. VII. .Fig. 26. a—e. (3).
‚Dieser in dem .'Kupferschiefer von Mansfeld so. überaus hinfge
Fisch wird, nach. Germar, ‚gewöhnlich ,6— 7‘ lang, doch. kommen
auch kleinere Exemplare..und gröfsere. bis zu 10° Länge vor. „Die
Länge des Kopfes _verhält sich zur. Länge des Körpers .bis Jan die
Schwanzspitze wie 1:43. , Die Brustflossen haben ‚etwa... der. Länge
des Kopfes und die Afterflosse sitzt genau in der Mitte zwischen den
Bauchflossen und der unteren Schwanzflosse. #
Die Augenhöhle liegt: weit nach vorn über dem vorderen Ende
des Oberkiefers, und der Kopf war mit, einer. körnigen 'Haut über-
zogen. ‘Die: Schuppen bilden Rhomboide, die am Bauche ‘und am
Rücken kleiner sind, und amioberen Schwanzlappen. zu spitzen Rhomben
werden. Die den Kiemen zunächst liegenden‘ Schuppen sind ‚an ihrer
vorderen Seite. mit ziemlich kleinen ‚Furchen ‚ bezeichnet, welche
parallel den schmalen Seiten des Rhomboides und bis ‚fast an den
fein gekerbten' Hinterrand gehen (Fig. 26. a.). In der. Mitte gewahrt
man nur 57. solcher Furchen, welche von ungleicher | Länge sind,
und näher dem Schwanze. bleiben nur noch eine bis ‚drei Furchen
übrig, '. Die Schuppen 'des- oberen Schwanzlappens (Fig. 26..c.) führen
gewöhnlich nur. eine. abgekürzte ,' .diagonale, eingedrückte Linie, und
neben, ‚dieser. zuweilen noch 'eine oder zwei: kürzere. . Ging. das. Email
verloren, so sieht man, wie jede Schuppe in die über ihr. age
gleichsam eingezapft war (Fig. 26. d.). (Germar.)
Eine schildförmige Schuppe von den Flossen ist Fig. 26. b. dar-
gestellt.
P. elegans Sedgw. vertritt die vorige Art in dem IRREIRPMNME:
Limestone Englands.
P. macropomus Ag: Vol. 2. p. 81. tb. 9% 8.6. 7.
\
138 FISCHE.
Eine sehr verlängerte Form; der Körper: verengt‘ sich kaum nach
hinten. Der Kopf nimmt 4 der ganzen Körperlänge ein. Schuppen
sehr gleichmälsig grols und eben so. breit als hoch. Flossen sehr
klein. Br. scheinen gröfser und verhältnifsmäfsig länger als bei an-
deren Arten gewesen zu sein. R. weit zurückgestellt.
In Thonnieren (Geoden, Schwielen) des Kupferschiefers von
Ilmenau. |
P. Vratislaviensis Ag. Vol. 2. p. 60. tb. 10. — Hiernach
Taf. VII. Fig. 25. a. b. (vergröfsert). |
Der kurze Körper verengt sich sehr wenig nur bis zu dem
Fufse des Schwanzes; Kopf verhältnifsmäfsig klein; die B. nehmen
nicht genau die Mitte des Bauches ein, die R. steht dem Zwischen-
raume zwischen den B. und der A. gegenüber. Die S. ist grols, be-
sonders übertreffen die Strahlen des unteren Lappens die von anderen
Arten an Grölse.. Die fast platten Schuppen behalten eine gleiche
Breite und bilden schiefe Reihen, welche am Rückenrande etwas vor-
wärts, am Bauchrande etwas rückwärts gekrümmt sind.
Häufig in einer röthlichen Kalkschicht des Rothliegenden bei
Ruppersdorf an der schlesisch-böhmischen Grenze. |
+5. G. Osteolepis Valenciennes u. Pentland. Pleiopterus: Ag.
(öot&ov, Knochen; Asznig, Schuppe.)
Zwei R. sind von einander weiter als bei Dipterus entfernt;
die erste in der - Mitte des Rückens, die zweite in der Mitte
zwischen dieser und dem Schwanze. Die beiden A. sind den’R.
nicht gegenübergestellt, wie bei Dipterus, sondern 'sie wechseln
mit jenen ab, indem die erste dem Zwischenraume zwischen bei-
den R. gegenüber und die zweite unmittelbar ‘vor dem unteren
Schwanzlappen steht. S. wie bei Palaeoniscus. Br. grofs und
gerundet. B. klein und dem vorderen‘Ende der ersten R.' gegen-
über. Schuppen gröfser als bei Palaeoniscus.
O. macrolepidotus und O. microlepidotus Val. u. Pentl., sind häufig
in den Schiefern von Caithness und: Pomona (welche wahrscheinlich
älter als die Steinkohle sind), eine dritte Art kommt in Nieren 'von
Gamrie vor.
+ 6. 6. Pterichthys Ag. (aregöv, Flügel; .!yJös, Fisch.)
Mit acht Arten aus dem alten rothen Sandsteine (Old-red Sandstone).:
7. G. Coccosteus Ag. (xöxxog, Beere; dor£ov, Knochen.) |
Mit drei Arten ebendaher.
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 139
+8. & Chelonichthys Ag. (x:.wn, Schildkröte, ?y9%c, Fisch.)
Mit zwei Arten aus dem alten rothen Sandsteine von Riga.
+ 9. G. Cephalaspis Ag. (xzepain, Kopf; voris, Schild.)
Vor allem merkwürdig durch seinen Kopf, welcher ein gro-
[ses breites Schild bildet, dessen Seiten sich nach hinten wie die
Hörner des zunehmenden Mondes verlängern. Der ganze Kopf
scheint wegen der dichten Stellung seiner Knochen aus einem
einzigen Stücke zu bestehen. Zwei kleine, nach oben gewendete
Augen stehen ziemlich in der Mitte dieses Schildes. Verhältnils-
mälsig viel weniger dick ist der Körper. Der Rücken ist ge-
wölbt und nach dem Nacken hin stärker erhoben. Der Schwanz
ist sehr verengt und verlängert sich in einen langen Fufs, der
die S. trägt. Von den beiden R. erkennt man nur die Basis der
vorderen Strahlen deutlich; die erste steht unmittelbar hinter dem
Nacken und breitet.sich bis zur Mitte des Rückens aus, die zweite
steht ganz am Fufse des Schwanzes. Die A. ist sogar noch etwas
weiter zurückgestellt.
Alle Arten. dieser Gattung sind im allen sa Sandsteine von
England und Schottland gefunden worden.
+ 10. G. Cheiracanthus Ag. (yeio, Hand; &zuv$«a, Stachel.)
Ihr ganzer Körper ist: mit sehr kleinen Schuppen bedeckt,
ähnlich wie Acanthodes, womit, überhaupt eine ‘grofse Aehnlichkeit
obwaltet. Die Br., B., R. und A. werden ebenfalls durch einen
dicken, dornigen Stachel unterstützt, allein die, R. steht in der
Mitte des Rückens, dem Zwischenraume zwischen den .B. und der
A. gegenüber.
Mehrere Arten im alten. rothen ‚Sandsteine.
T 11. G. Cheirolepis (yeio, Hand; Aenig.)
Durch Kleinheit der Schuppen der vorigen Gattung gleich,
durch‘ die Flossenbildung aber davon unterschieden. ‘Ihre Stellung
ist etwa so wie bei Acanthodes. Die weit zurückgestellte R. ist
gegenüber der A., die B. in der Mitte zwischen Br. und A. Alle
diese Flossen bestehen aus sehr dünnen, wiederholt tief gabeligen,
knochigen Strahlen, wodurch diese Gattung sich von Cheiracan-
thus und Acanthodes hinlänglich unterscheidet. S. wie bei Pa-
Iaeoniscus. Rachen grofs. Zähne im Allgemeinen - klein.
Drei Arten im alten rothen BISHRUROARENS
140 FISCHE.
t 12. @.; Diplacanthus Ag. (dimköös, doppelt! &rardu,'
Stachel.)
Vier Arten im alien rothen Sandsteine.
+ 13. G. Coccolepis Ag. (x0xx05 , Beere; henic.).
C. Bucklandi Ag., ein kleiner Fisch, kommt als Heterocerce
ausnahmsweise in der Juraformation, und zwar bei Solenhofen, vor.
Sein Körper ist mit sehr kleinen, regelmälsigen,, einförmigen | Schup-
pen bedeckt, welche, unter der He betrachtet,, eine sehr, feinkörnige
Structur zeigen. ‚R..ist sehr grofs und vertical nach hinten zu ab-
geschnilten, wodurch sie eine dreieckige Form erhält. Sehr „selten,
r 14. 6. Plectrolepis, Ag. (mRänrgon; we
B. Rorhuk Sr); und breit.
a. Heterocerci.
+15. G. Platysomus Ag. (nAarög,,' breit; o@ua, Körper.)
(Stromateus ‚Blainv.: z. Th.) |
Der platte Körper ist sehr erhoben und kurz. Zähne bür-
stenförmig. Der obere Schwanzlappen’ ist sehr verlängert und trägt
am Rande kleine Strahlen. R. und A. einander gegenüber und
von der .Mitte des Körpers bis zu der Verengung des Schwanzes
gehend. Br. klein. |
Fünf Arten in der Zechsteinformation.
P. gibbosus Ag. Vol. 2. p. 164. tb. 1 5: a u 1-4. a Germar,
Verst. des Mansf. Kupfersch. p. 25.
Körper eirund, stark zusammengedrückt, ohne Kopf und Schwanz
ebenso hoch als lang. Br. klein und dicht an dem -Hinterrande der Kie-
mendeckel, dem unteren Rande nahe. B.? A: und R. einander gegen-
über, beide bei 3 des Körpers beginnend und bis an ‘den Schwanz
fortsetzend. S$. gabelförmig. Die. Schuppen bilden ‚lang gestreckte
Rhomboide, deren Oberfläche mit feinen, dichtstehenden, wellenförmigen,
parallelen, ziemlich diagonalen Linien besetzt, ist.» Der‘ Körper bildet
bei den Rückenflossen eine vorstehende Ecke, hinter welcher er: nach
dem Schwanze zu steil abfällt ‘(nach 'Germar). ‘Er wird. bis zu 8”
lang und‘ findet sich, immer auf ‘der Seite liegend, nicht ‚selten in
dem Kupferschiefer von Mansfeld.
P. rhombus Ag., der mit ihm zusammen, jedoch seltener, vor-
kommt,‘ unterscheidet‘ sich von ihm durch 'gleichmälsige ‘Wölbung ı des
Rückens und. schmale lanzeitförmige Brusiflossen, welche länger als in
der vorigen Art sind.
GLANZ- ODER "ECKSCHUPPER, 141
. +:16. G. Gyrolepis Ag. (yÜoos,'rund; Aenic.)
‘Diese dem Muschelkalke eigene Gattung ist nur nach ihren
Schuppen bestimmt, welche auf der Oberfläche durch ihre An-
wachsstreifen concentrische Vorsprünge machen.
G. tenwistriatus Ag. Vol. 2.'p. 174. tb. 19. — Taf. VII. Fie. 27.
Die ‚Schuppen sind: etwas länger ‚als breit, wenig schiefwinkelig
und. mit .genäherten feinen, ' oft’ in einander fliefsenden und gabelnden,
fast diagonalen, Streifen bedeckt.
Häufig in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Rüders-
dorf bei Berlin, Mattstedt bei Jena,. bei Rottweil, Rietheim , Biberfeld
und Bayreuth, bei Tarnowitz in Schlesien, Luneville in Frankreich und
in’ der Knochenbreceie an der Mündung der Axe in England.
G. Albertii Ag. Vol. 2. p. 173. tb. 19.
Der 'emailirte Theil ist fast gleichseitig und fast rechtwinkelig.
Mehrere Falten laufen darauf schief von dem Vorderrande nach dem
Hinterrande.
Noch häufiger im Muschelkalke, sowohl mit voriger Art zusam-
‘men, als auch in tieferen Schichten.
+17, G. Eurynotus Ag. (edovg, breit; vorog, Rücken.)
Durch die Form des Körpers und der R. nähert sich diese
Gattung mehr den platten Formen, durch die paarigen Flossen in-
dessen Amblypterus. Die R. nimmt den ganzen Rücken ein und
ihre vorderen Strahlen sind sehr verlängert. A. gegenüber dem
hinteren Theile der :R., und. auch. ihre ersten‘ Strahlen ‚sind viel
länger als die folgenden. . S.. weniger stark entwickelt. B. sehr
‚grols und in der Mitte des Hinterleibes. .Br. noch grölser,, bis
zu den B. ausgebreitet. Die paarigen Flossen haben, jedoch, we-
niger, Strahlen als bei Amblypterus. Kopf klein und die Kinnladen
‚mit sehr. kleinen stumpfen Zähnen. | |
ci RE Art im . bunten Sandsteine von Sunderland, in Bee
die beiden anderen von New- Hawen und Burdie - House.
Hi ‚b; Homocerci,
+ 18. G. a ar Bronn. (teroaywvos, re Aenie,)
Körper flach, sehr erhoben und kurz. R. und A. einander
gegenüber,‘ von der Mitte bis zu der Verengung des’ Schwanzes
sich 'ausbreitend. Br. und: B. klein. . S.. viereckig.: : Zähne keu- .
lenförmig abgerundet und. in veiner Reihe. ı | |
Ein: und’ zwanzig, Arten, meist aus dem. Lias.
142 FISCHE.
T. monälifer Ag. Vol. 2. p. 212. tb. 21. @. f£ 2—5. Hier-
nach Taf. VII. Fig. 23. a. b. Schuppen von dem. vorderen Theile
des Rumpfes. |
Aus dem Lias von England.
+ 19. &. Dapedius de la Beche. (danedor, Fufsboden.)
Zähne in einer einzigen Reihe, an ihrer Spitze ausgezackt.
K. beginnt nahe dem Nacken. A. kürzer, ein wenig zurück-
gesiellter und kleiner. S. gabelförmig, sehr klein. Br. gröfser.
Zwei Arten aus der Juraformation.
+ 20. G. Doryopterus Germar. (döov, Speer; nreoöv, Flügel.)
D. Hoffmanni:Germar, Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5. p. 35.
ib. 14. f. 4. |
Dieser Fisch, an welchem weder Schuppen noch Zähne deut-
lich zu erkennen sind, hat zur Zeit im Systeme noch eine un-
sichere Stellung. Es lassen sich, nach Germar, an ihm jedoch
folgende Gattungscharaktere erkennen: ein in der Seitenansicht ei-
runder, an den Seiten flacher Körper, mit deutlichem Knochen-
skelett, eine sehr hohe spielsförmige Rückenflosse; in der Mitte
der Höhe des Körpers hinter den Kiemendeckeln sitzende Brust-
flossen; kleine, schmale, in: der Mitte des Bauches befindliche. Bauch-
flossen und eine gabelförmige, gleichlappige: Schwanzilosse.
Die Art war 3” 7 lang und kam aus dem Kupferschiefer von
Eisleben.
21. G. Amblyurus Ag. (außkös, stumpf; oöo&, Schwanz.)
Durch Form des Kopfes und der S. nähert er sich dem Tetra-
gonolepis, während die anderen Flossen, so wie die Form der
Kiefern und Zähne mehr mit Semionotus übereinstimmen. R. lang,
gegenüber den B. A. klein und schmal. S. breit und abgestutzt.
Der Körper ist breit und flach, der Rachen weit aufgerissen und
mit kleinen spitzen Zähnen bewaffnet. Die Kiefern sind schmal.
Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis.
C, Körper verlängert und spindelförmig, Schwanz gabelförmig
oder abgerundet.
Sie sind alle Homocercen.
1 22. G. Semionotus Ag. (onueiov, Fahne; vwrog, Rücken.)
Kopf verlängert. Kiefern mit feinen bürstenförmigen Zähnen.
Die lange R. beginnt etwas vor den B. und breitet sich bis der
A. gegenüber aus. Br. mittelmälsig. B. klein. A. verlängert und
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 143
zugespitzt. ' S. 'gabelförmig. Der. obere Schwanzlappen ist der
sröfsere , allein (die, Strahlen,‘ welche ihn bilden, sind alle auf
dem .letzten Schwanzwirbel befestigt und unter sich parallel. Die
Schuppen verlängern sich nur auf den äufseren Sirahlen des obe-
ren Lappens, welche zugleich die grölsten in dieser Flosse sind.
Kleine Strahlen auf den äufseren vorderen Strahlen der Flossen.
Unter sechs Arten, welche meistens aus dem Lias stammen, kommt
S. Bergeri Ag. (Vol. 2. p. 224. tb. 26. f. 2. 3. — Palaeoniscum
arenaceum Berger, Verstein. der Coburger Gegend) im Lias der Um-
gegend von Coburg vor.
1 23. G. Pentrolepis Ag.
+ 24. G. Lepidotus Ag. (Azmıdwrög, schuppig.)
‚Taf. VIL..Fig. 21. Zähne von, L. Mantellü Ag.
R. gegenüber dem Anfange der A. und, beide von gleicher
Form. S. gabelförmig, der obere Lappen ein wenig gröfser. Br.
und B. ‚mitielgrofs. Kleine. Strahlen am. vorderen Rande aller
Flossen.', Zähne, stumpf.
Unter ein und zwanzig Arten gehören die meisten der, Jura-
formation, einige der Kreideformation und dem Grobkalke an.
t 25. G. Pholidophorus. Ag. (gokis, Schuppe; gog£w,
ich trage.)
Körper verlängert, R. gegenüber den B. und klein. S.
gabelförmig, ‚gleichlappig. Die Schuppen breiten sich ein wenig
noch auf dem. Anfange des ubereR Schwanzlappens aus. Zähne
bürstenförmig.
Viele Arten im Lias von Seefeld und im Schiefer von Solenhofen.
+ 26. 6. Nothosomus Ag. (v0905, unächt; o@u«, Körper.)
Eine Art.
727. G. Ophiopsis Ag. (dpıs, Schlange; oyıs, Gesicht.)
Bei einer übrigens grofsen Aehnlichkeit mit Pholidophorus
sind die Lappen der S. sehr ungleich. Die lange R. nimmt die
halbe Länge des Rückens ein. Die rhomboidalen Schuppen sind
auf dem ganzen Körper sehr regelmäfsig, und ihre Oberfläche ist
glatt. Das Skelett ist ziemlich stark. Die kleinen kegelförmigen
Zähne ‘im Rachen: sind verhältnifsmäfsig gröfser als bei den Pho-
lidophoren.
Drei Arten in der Juraformation.
1 44 FISCHE.
'+28,.G. Mierops Ag. (uızoös, klein; ww, Auge.)
Unterscheidet sich von Pholidophorus nur durch die ganz re-
gelmäfsige Form der Schuppen an der Basis wer S. Zähne bür-
stenförmig. | |
'M. furcatus 'Ag. im Lias von Seefeld.
+ 29. G. Notagogus Ag. (vwros, Rücken; &ywyög, Führer.)
Die Strahlen der kleinen Seitenzwischenfortsätze des Rückens
bilden. zwei bestimmte Flossen. ., Zähne bürstenförmig.
Unter den vier Arten kommen zwei in dem. lithographischen
Schiefer von Solenhofen (N. Zieteniüi Ag.) und Kehlheim (N. denticu-
latus Ag.) vor.
t 80.6. Propterus Ag. (ngö, vor; nreoöv, Flügel.)
Diese Gattung unterscheidet sich von ‚Notagegus dadurch, dafs
die Strahlen der ersten R., besonders die ersten, viel länger als
die der zweiten sind. Das Skelett ist knochig und stark, die
Wirbel sind dick und kurz, d. h. viel höher als lang. Die A. liegt
ein wenig hinter der zweiten R. und die B. sieht man dem Ende
der ersten R. gegenüber. S. schlank.
Zwei ‘Arten in Kehlheim.
2. Fam. Sauroides Ag
(oaöoog, Eidechse; &ödos, Art.)
Zähne kegelförmig und spitz, mit kleinen bürstenförmigen Zäh-
nen abwechselnd. Flache, rhomboidale Schuppen laufen parallel
dem Körper, welcher ganz damit bedeckt wird. Skelett knochig.
A. Heterocerci. | erg
Mit verlängertem, spindeförmigem Körper. ‚Sie sind alle älter
als ‘die Juraformation. et |
+ 1. G. Diplopterus Ag. (dınköog, doppelt; rreoöv, Flügel.)
‚Zwei, R. stehen, zwei ähnlichen A. gegenüber, wie bei Dipterus.
Der Schwanz ist sehr grofs. ‚Kiefern mit dicken konischen Zähnen.
Zwei Arten in der Steinkohlenformation , drei ‚im alten. rothen
Sandsteine Englands. |
+:2..6. Meualichthgk Ag. Vol. 2. ?. 2, p- ‚89. 154.
(utyas, grols;. 1y9%s, Fisch.)
‚Eine ‘Art aus’ dem ‘alten rothen Sandsteine und zwei Arten‘ aus
der Steinkohlenformation, mit riesenmäfsigen Zähnen und Schuppen wie
in der folgenden Gattung.
3F
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 145
+ 3.6. Platygnathus Ag. (niaris, breit; yva$og, Kiefer.)
Mit drei Arten aus dem alten rothen Sandsteine.
+ 4 G. Dendrodus Owen. Ag. (d&vdoov, Baum; ddovs, Zahn.)
Ebendaher.
+ 5. @. Lamnodus Ag. (Lamna,; ödovs, Zahn.)
Mit zwei Arten im alten rothen Sandsteine von Riga.
+ 6. G. Cricodus Ag. (xolxog, Ring; ödoös, Zahn.)
Mit einer Art ebendaher. |
+ 7. @. Pygopterus Ag. (nvyy, After; zreoöv, Flügel.)
A. sehr verlängert. R. dem Zwischenraume zwischen A. und
B. gegenüber. Der Oberkiefer überragt den Unterkiefer. Kleine
Strahlen längs der äulseren Strahlen der Flossen.
Einige Arten gehören der Steinkohlenformation, einige der Zech-
steinformation an.
P. Humboldii Ag. Vol. 2. P. 2. p. 74. tb. 54. 55. — Germar,
Verstein. d. Mansfelder Kupfersch. p. 22.
Er wird bisweilen über 2’ lang und ist die gröfste Fischart des
Kupferschiefers. Nach Germar erkennt man ihn leicht an der deut-
lichen Wirbelsäule, an einer fast bis zu der Schwanzflosse sich fort-
ziehenden Afterflosse und an der der A. fast gerade gegenüberstehen-
den R. Die rhombischen, verhältnilsmäfsig kleinen Schuppen sind glatt.
Im Unterkiefer stehen etwa eine Linie lange, kegelförmige Zähne.
Im Kupferschiefer von Mansfeld, Nendershausen, Rigelsdorf und
Glücksbrunn *).
18. G. Acrolepis Ag. (@xgoc, der höchste; Aszic, Schuppe.)
A. kurz. Jede Schuppe wird von einem Kegel überlagert.
A. Sedgewicki Ag. im Magnesian Limestone von East-Thickley.
A. asper Ag. Vol. 2. P. 2. p. 81, oder Palaeoniscus Dun-
keri Germar, Verst. d. Mansf. Kupfersch. p. 19. f£ 1—5. — Kurtze,
Commentatio de Petrefactis, Halae, 1839. .
Eine grofse Art, welche 23° lang werden mochte, sehr ausge-
zeichnet durch ihre Schuppen, welche, nach Germar, mit hohen, ge-
*) Das mineralogische Museum in Halle besitzt von dieser grofsen Art
Rippen, Schuppen und Zähne. Vielleicht gehören derselben auch die lang-
gezogenen Körper im Kupferschiefer an, welche an Schuppen und Kräten so
reich sind und welche die Exkremente gerade dieser Art gewesen sein mochten.
Geinitz, Versteinerungskunde, 10
146 FISCHE.
schlängelten, hier und da verästelten, glatten, diagonal laufenden Run-
zeln bedeckt sind, die durch tiefe Furchen gebildet werden.
Im Mansfelder Kupferschiefer.
+ 9. @ Saurichthys Ag. (ouvoos, Eidechse; iy9ös, Fisch.)
Man kennt davon nur Bruchstücke von Köpfen, und Agassiz
stellt diese Gattung, welche durch ihre Zähne einen förmlichen
Uebergang von den Fischen zu den Sauriern, mit welchen sie
auch früher vereinigt wurde, macht, nach mikroskopischen Be-
obachtungen darüber, zu den Heterocercen der Sauroiden. Die
Zähne sind längsgefaltet, wie Eidechsenzähne, und stehen, wie
diese, in Fugen. |
S. tenuirostris Münst. Beiträge zur Petrefactenkunde, Hft. 1.
tb. 14. f. 3. — Hiernach Taf. VI. Fig. 22. (Kiefer). — Ag. Vol. 2.
P:,2..:9- 88,
| Das Köpfchen war in eine lange, schmale Schnauze verlängert
und mit einer fein gekörnelten Haut bedeckt (Fig. 22. a. vergröfsert).
S. apicalis Münst. (Beilr. z. Petr. Hft. 1. ib. 14. f.1. 2. —
Ag. Vol. 2. P. 2. p. 85.) ist wenig davon vesschieden, Auf dem
langen, schmalen Kiefer stehen in unregelmäfsiger Entfernung abwech-
selnd kleinere und grölsere kegelförmige Zähne, welche ein wenig
rückwärts gekrümmt, leicht zusammengedrückt, an ihrer Basis gefaltet
und an ihrem mit Email bedeckten Scheitel glatt sind.
Beide Arten im Muschelkalke von Bayreuth, bei Esperstädt und
im Saurier-Dolomit des Muschelkalkes bei Jena.
+-10. G. Graptolepis Ag. (yganrög, geschrieben, Aenic.)
Ist nur nach Schuppen bestimmt.
+ 11. G. Orognathus Ag. (ooog, Berg; yvd9oe, Kiefer.)
+ 12. G. Pododus Ag. (noös, Fuls; ödoös, Zahn.)
Beide Gattungen sind nur nach Kieferfragmenten bestimmt.
Alle drei stammen aus der Steinkohlenformation.
B. Homocerci.
Mit verlängertem, spindelförmigem Körper.
a. Schwanzflosse gabelförmig.
+ 13. G. Eugnathus Ag. (eÖ, gut; yvadog, Kiefer.)
Diese Gattung vertritt in der Juraformation Pygopterus und
Acrolepis der älteren Formationen, von welchen sie im Allgemei-
nen die Gestalt. und Stellung der Flossen hat. Auch ist die S.
u en ee EEE BE Me see Me EEE ee
GLANZ- OVER ECKSCHUPPER. 147
ungleichlappig, indem der obere Lappen mehr zurückgestellt ist
als der untere, indessen gehört sie doch zu den Homocercen.
Die Flossen sind grofs, die Schuppen bilden breite Rhomben,
sind gefurcht und am Hinterrande alle eigenthümlich gezähnelt.
Der Zahnapparat ist bei ihnen sehr entwickelt und zeigt, dals
diese Fische Fleischfresser waren. Man findet sehr grofse und
kleinere kegelförmige Zähne. Die gröfsten stehen vorzüglich in
Mitte des Unierkiefers. Die Schnauze ist in eine Spitze verlängert.
Die Arten herrschen im Lias vor, einige finden sich in höheren
Schichten der Juraformation.
+ 14. G. Conodus Ag. (xwvog, Kegel; ödoög, Zahn.),.
mit der einzigen Art, C. ferox Ag. aus dem Lias von Lyme
Regis, weicht von Eugnathus nur durch einige Eigenthümlichkeiten
in dem Zahnapparate ab.
t 15. G. Ptycholepis Ag. (nruyn, Falte; Aenic.)
Nahe verwandt mit Eugnathus. Der Kopf ist jedoch kür-
zer und die Zähne sind zwar ebenso dick und kegelförmig, je-
doch viel weniger unregelmäfsig. Die S. ist viel schlanker, ihre
Strahlen sind sehr dünn; und die R. steht mehr nach vorn als
nach hinten.
P. bollensis Ag., aus dem Lias von Boll und Lyme Regis, ist
die einzige Art.
+ 16. G. Caturus Ag., früher Uraeus Ag. (xatw, unterhalb;
odoa@, Schwanz.)
Sehr regelmälsige Fische, welche sich der vorigen Gattung
durch ihre untersetzte Gestalt und die Schwäche der Schuppen
nähern. Die S. ist grofs, gleichlappig, eckig und breit aus-
gerandet ; ihr erster Strahl ist bis an sein Ende mit kleinen
Stützen versehen. R. weit vorn, gegenüber den B., von mittler
Gröfse wie die B. und A. Die Br. sind kleiner als bei Pachy-
cormus. Kiefern mit dicken, gedrängten Kegelzähnen bewaffnet.
Elf Arten in der Juraformation, besonders in ihrer oberen Ab-
theilung.
+ 17. G. Pachycormus Ag. (nayös, dick; xoguös, Stamm.)
Körper in der Mitte sehr aufgequollen. ‘$. sehr breit. Br.
grofs. R. den B. gegenüber. Schuppen sehr dünn.
Mehrere Arten ‘in der ‘Juraformation, besonders ‘im: Lias.
10%
148 FISCHE.
+ 18. G. Amblysemius Ag. (außkög, stumpf; onua, Fahne.)
Die Fische dieser Gattung waren dünnleibiger, ihre Wirbel
weniger stark und deren Dornfortsätze dünner als bei Caturus.
Das Ende der Wirbelsäule sehr erhoben. Die S. regelmäfsig ga-
belförmig. Die R. ist die breiteste von allen Flossen.
Eine Art in den Oolithen Englands.
+ 19. G. Sauropsis Ag. (owvoos, Eidechse; ayıs, Gesicht.)
Wirbel sehr kurz (nicht halb so lang als hoch) und sehr
zahlreich (S. longimanus Ag. mit etwa 140). Schuppen aufser-
ordentlich klein. Br. sehr entwickelt. B. in der Mitte des Bauches.
Eine kleine R. steht der A. gegenüber; letztere ist breit und zieht
sich bis zu dem Anfange des Schwanzes. Die S. ist gleichlappig,
sehr breit und gabelförmig. Der kurze dicke Kopf trägt auf sei-
nen Kinnladen sehr scharfe, entfernte Kegelzähne.
Drei Arten in der Juraformation.
+:20. 6. Thrissops Ag. (Thrissa; wy, Auge, Gesicht.)
Von der Form eines Härings, mit grofsen und dünnen Schup-
pen. ‘R. klein und gegenüber der sehr langen A. S. gabelförmig.
Die Wirbel sind fast eben so lang als hoch. Ihr Anzahl über-
schreitet nicht 60. Es kommen Formen mit sehr breiter und tief
ausgeschnittener S. vor, mit sehr langen Rippen und Fortsätzen,
und grolsen dünnen Schuppen, welcher höher als lang sind. Alle
Arten von Solenhofen gehören. hierher. Andere haben eine viel
kleinere und wenig ausgezackte $S. Die R. entspricht der Mitte
der A. Schuppen klein und dick. Ihr Leib ist weniger aufge-
quollen.
Die Arten sind alle jurassisch.
+ 21. 6. Thrissonotus Ag. (Thrissa; vorog, Rücken.)
Von dem Ansehen der Pachycormen, steht es in mehreren
Hinsichten zwischen Sauropsis. und Thrissop. R. in der Mitte
des Rückens. A., wie bei Thrissops, verlängert.
T. Coleöi von Lyme Regis ist die einzige Art.
+ 22. G. Lepiolepis Ag. (Aenrös, dünn; Aenig, Schuppe.)
Taf. VII. Fig. 28. Nach Agassiz.
Schuppen sehr dünn. R. gegenüber den B. »S. gabelförmig.
Rachen aufgerissen. Kiemendeckel breit. Unterkiemendeckel grofs,
was beweist, dals diese Fische keine Häringe waren. Bürsten-
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 149
förmige Zähne im vorderen Theile der Kiefern, gröfsere weiter
hinten.
Alle Arten in der Juraformation, am häufigsten in der ‘oberen
Abtheilung derselben.
L. sprattiformis Ag. Vol. 2. Part. 2. p- 130. ib. 61. a. f. 1.
— Clupea sprattiformis de Blainville.
Ein kleiner, 3—4” langer Fisch, von der Form der Anchovis,
welcher sehr häufig in dem lithographischen Schiefer von Solenhofen
und Pappenheim ist. Der Kopf nimmt etwa ein Viertheil der ganzen
Körperlänge ein; die Augenhöhle ist sehr grols, die Wirbel (42) sind
dick und kurz. Rückenflossen ziemlich verlängert.
Die unter dem Namen Lumbricaria ‘früher zu den Wür-
mern gestellten, in einander geschlungenen Röhren (Taf. XVl.
Fig. 26.) sind nach Agassiz, welcher dieselben öfters in der Bauch-
höhle zwischen den Rippen mehrerer Thrissops- und Leptolepis - Ar-
ten gefunden hat, wirkliche Fischdärme, und er nennt sie daher
Cololithen ”).
1 23. G. Aspidorhynchus Ag. (donig, Schild; 6%yyog, Schnabel.)
Im Allgemeinen sehr verlängerte Fische. Der Oberkiefer über-
ragt den Unterkiefer bedeutend und bildet einen langen Schnabel.
Br. und V. gerundet. R. weit zurückgesiellt und gegenüber der
A. S. gabelförmig. Die Schuppen sind sehr grofs und ofi doppelt
so hoch als lang. In beiden Kiefern stehen ungleich grofse ke-
gelförmige Zähne.
Mehrere Arten theils in der Jura-, theils in der Kreideformalion,
die meisten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und Kelheim.
t 24. G. Belonostomus Ag. (BeAövn, Spitze; oröua, Mund.)
Etwas mehr verlängert als die Arten der vorigen Gattung;
beide Kiefern sind aber gleich lang und der obere ist ohne eine
Auszackung, in welche sich der untere einlegen könnte. Der
Rachen ist tief gespalten. Kiefern mit sehr scharfen, ungleich
grolsen: Zähnen. Augenhöhlen sehr grols. Wirbel länger als in
Aspidorhynchus.
Man findet die Arten von dem Lias an bis zu dr Kreide.
t 25. G. Saurostomus Ag. (owvoos, Eidechse, oröue, Mund.)
8. esocinus Ag., die einzige Art, hat einen verlängerten Unter-
kiefer mit dreieckigen, LOL LEE und schneidenden Zähnen.
Im Lias des badener Oberlandes.
*) Agassiz in Buckland’s Geologie und Mineralogie, 1838. 2. Bd. Pl. 15.
150 FISCHE.
b. Schwanzflosse gerundet.
7 26. G. Megalurus Ag. (ulyas, grols; ovo&, Schwanz.)
S. sehr grofs und gerundet. R. dem Zwischenraume zwi-
schen den B. und der A. gegenüber. Auch die übrigen Flossen
gerundet. S. mit schmalen, verlängerten Strahlen. Die Kinnladen
des grofsen Kopfes sind mit grofsen konischen und kleineren Zäh-
nen dazwischen versehen.
Vier Arten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und
Kelheim.
+ 27. G. Macrosemius Ag. (uuxoög, lang; onuelov, Fahne.)
M. rostratus Ag., die einzige Art, ist ein kleiner Fisch,
dessen R, sich mit sehr grofsen Strahlen längs des ganzen Rückens
ausbreitet. Die S. ist nicht gabelförmig, allein gerundet wie bei
Megalurus. Ihr oberer Lappen ist schwächer als der untere. Br.
grofs. B. und A. klein. Kopf dick. Rachen klein, aber mit
starken grolsen Zälinen.
In Solenhofen. |
- An diese Gattung schliefsen sich die beiden lebenden: Lepi-
dosteus Lacep., der Knochenhecht, und Polypterus Geoffr. an.
3. Fam. Celacanthes Ag.
Alle Knochen und besonders die Strahlen sind in ihrem In-
neren hohl, wie diefs bei keinem anderen Ganoiden der Fall ist.
Der gröfste Theil der Strahlen ist steif oder nur an ihrem Ende
gegliedert. Die Wirbelsäule verlängert sich mehr oder weniger
deutlich in beide Hauptlappen des Schwanzes.
7 1. G. Coelacanthus Ag. (xol%og, hohl; dxav$o, Stachel.)
Die Fortsätze theilen sich an ihrer Basis in zwei Arme, eine
Gabel bildend, welche den Wirbelkörper einfafst. Diesem Fort-
satze folgt ein Knöchelchen, welches mit ihm so vereinigt ist,
dafs es eine directe Verlängerung bildet. Der eigentliche Strahl
ist an seiner Basis auch gabelig. Alle drei Knochenstücke sind
hohl. Eine A. und zwei R., wovon die vordere dem Ende der
Br., die hintere dem Raume zwischen den B. und der A. entspricht.
Letztere steht der S. sehr nahe. Die S. wird von kleinen Zwi-
schenseitenfortsätzen getragen, und der Schwanz verlängert sich
über die Strahlen hinaus, welche als ein kleines Bündel geglie-
derter Strahlen ihn umgeben.
Hierdurch nähert sich diese Gattung der
GLANZ- ODER ECKSCHUPPER. 151
t 2. G. Undina Münst. (mytholog. Name),
aus dem lithographischen Schiefer von Kelheim, welche sich je-
doch durch ihren Zahnapparat davon unterscheidet. Undina hat
pflasterförmige Zähne, Coelacanthus kegelförmige.
Sechs Arten von Coelacanthus kommen nur im Steinkohlengebirge,
im Zechsteine und im Muschelkalke vor. \
1 3. G. Macropoma Ag. (uoxoös, lang; nwuu, Deckel.)
Diese Gattung hat den untersetizien Körper und die Stellung
der Flossen mit der vorigen gemein. Die zweite R. wird von
einem starken Knochen getragen. S. sehr entwickelt. Die Strah-
len stroitzen auf ihrer scharfen Seite von Dornen, welche ohne
Zweifel zur Vertheidigung dienten, während die von der’ vorigen
unbewaffnet sind. R
M. Maniellii Ag. Vol. 2. P. 2. p. 174. th. 65. a. b. ec. d.
Dieser Fisch wurde mehrere Fuls lang und war mit grolsen ge-
körnelten Schuppen bedeckt,
Koprolithen von Fischen. (Ichthyocopros.)
Von Macropoma Mantellü stammen die als Koprolithes
Mantellie Ag. bezeichneten Exkremente (Taf. VII. Fig. 2. u. 3.).
Durch ihre spiralförmig-blätterigen, unregelmälsig gefalteien und
gefurchten Ueberlagerungen ähneln sie sehr einem Lärchenzapfen,
womit sie auch so lange verwechselt wurden, bis Mantell und
Buckland ihre wahre Natur nachwiesen. Der spiralförmigen Windung
dieser Körper geschah schon früher Erwähnung *), und die Fur-
chen und Falten rühren vermuihlich von dem Muskeldrucke der
Darmwände her **).
-Mantell fand Koprolithen in der Kreide von Lewes, im Leibe
dieses Raubfisches, noch in Berührung mit seinem langen Magen,
*) S. unter Koprolithen von Ichthyosauren, p. 93.
**) Nach der neuesten und genauesten Untersuchung, durch Herrn Che-
miker Stein in Dresden bestand ein Koprolithes Mantellii aus dem Pläner-
kalke von Strehlen aus:
1,111 Kieselsäure,
30,162 kohlensaurem Kalke, i
4,170 kohlensaurer Magnesia,
3,441 'Thonerde,
54,988 phosphorsaurem Kalke,
5,335 basisch phosphorsaurer Magnesia, und Spuren eines festen Fettes,
so wie von Chlor, Schwefelsäure, Ammoniak und Kali.
152 FISCHE.
an welchem die Magenhaut noch zu erkennen war. Aehnliches _
wurde an anderen Arten im Lias von Lyme Regis beobachtet.
Kleinere Formen von anderen Koprolithen kommen in dem
Muschelkalke bei Jena vor *), und aus dem Muschelkalke von
Backleben bei Kölleda besitzt das mineralogische Museum in Halle
ein schönes Exemplar.
Auch aus der Steinkohlenformation sind Koprolithen bekannt.
Buckland :eitirt sie aus England und Schottland, v. Gutbier ””) bil-
det einen Koprolithen von der unteren Gränze des Kohlengebirges
von Zwickau ab, und vielleicht dieselbe Art (Taf. VI. Fig. 4.)
beschreibt Girard ”“") aus dem Kohilengebirge von Hohenelbe in
Böhnen.
Vor allen anderen zeichnet sich Koprolithes Mantellii dadurch
aus, dafs er, trotz seiner mannichfaltigen Form, in der Nähe des
hinteren Endes immer am breitesten ist, und aus einer zahlreichen
Menge von Windungen besteht. Er ist häufig in der Kreide von
England und im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen.
Die Koprolithen aus älteren Formationen bestehen, wie es
scheint, aus sparsameren, entfernteren Windungen, verlängern sich
gewöhnlich mehr nach hinten und haben mehr Aehnlichkeit mit
Koprolithen von Sauriern.
+ 4 G. Hoplopygus Ag. (önkov, Waffe; zvyn, After.)
H. Binneyi ist ein kleiner Fisch aus der Steinkohle von
Manchester. Die S. ist etwas dreilappig; der Kopf ist sehr breit
und die grofsen Schuppen ähneln denen von Coelacanthus.
+ 9. G. Uronemus Ag. (ndo&, Schwanz; väua, Faden.)
Unterscheidet sich durch seine lange R., welche sich fast von
dem Nacken an bis an den Schwanz erstreckt. Auch die A. ist
von der S. nicht getrennt. Es sind kleine Fische aus der Stein-
kohlenformation.
t 6. G. Holoptychius Ag. (0%og, ganz; nrvyn, Falte.)
Ausgezeichnet durch grofse runzelige Schuppen, ausgeschnitzte
Schädelknochen, wie jene der Krokodile, und. kegelförmige Zähne,
welche die Gröfse der der gigantischen Saurier noch übertreffen.
Häufig in devonischen Grauwacken- und in Steinkohlen - Bildungen.
*) Gein. in Leonh. Br. Jahrb. 1842.
**) Geogn. Beschr. d. Zwickauer Schwarzkohlengeb: tbı 7. £. 7.
##*) Leonh. Br. Jahrb. 1843. p. 757. tb, 8. f. 1. 2.
GLANZ- ODER ECKSCHÜPPER. 153
+ 7.6. Glyptosteus Ag. (yAvnrög, geschnitzt; öor£ov, Knochen.),
und
+8. G. Glyptolepis Ag. (yAunrög; Aenig, Schuppe.),
nähern sich sehr der vorigen Gattung, mit welcher sie in devon-
ischen Bildungen vorkommen.
+ 9. G. Phyllolepis Ag. (püAlov, Blatt; Aenig, Schuppe.)
Nach dünnen Schuppen von fast 3 Durchmesser bestimmt,
deren Vorkommen wie das von Holopiychius ist.
+ 10. @. Otenolepis Ag. (xreis, Kamm; Aenig.),
und
11. G. Gyrostieus Ag. (yöoog, rund; öor2ov, Knochen.),
gehören der Juraformation an.
4. Fam. Pycnodontes Ag.
Ihre Zähne sind abgeplattet oder gerundet und stehen in
mehreren Reihen. Schuppen flach rhombisch, parallel dem Kör-
per, der ganz von ihnen bedeckt wird. Skelett knochig. Körper
flach und breit. | ’
Kein Repräsentant dieser Famllie lebt in der jetzigen Schöpfung.
+ 1. G. Pycnodus Ag. (nvxvög, häufig: ddoöc, Zahn.)
Fische mit untersetztem Körper. Ihr Unterkiefer ist ganz
mit dicken, abgeplatteten Zähnen bedeckt, welche auf jeder Seite
in 3—59 Reihen stehen und die Form von Bohnen oder gerunde-
ten Halbeylindern haben. Am Ende der Schnauze stehen 2 oder
mehrere breite meiselförmige Zähne. Aehnliche, allein etwas schmä-
lere Schneidezähne stehen im Oberkiefer. Das Pflugschaarbein
trägt 9 Reihen stumpfer, platter, bohnenförmiger Zähne, welche
ganz ähnlich denen des Unterkiefers sind. Die S. ist breit und
gabelförmig, die anderen Flossen sind wenig entwickelt. : Die nie-
drige R. geht etwa von der Mitte des Körpers bis zu dem An-
fange des Schwanzes. A. ihr ähnlich. Br. dünn und feinstrahlig.
P. priscus, aus dem Keuper von Würtemberg, ist die älteste
Art; zwanzig Arten beschreibt Agassiz aus der Juraformation, zehn
aus den Kreidegebilden, zwei vom Monte Bolca und eine andere tertiäre.
P. cretaceus Ag. Vol. 2. Pl. 2. p. 198. tb. 72. a. f. 60. —
P. rhomboidalis Reufs., Böhm. Kr. p. 10. tb. 4. f. 46 — 54. — Taf. VII. Fig. 19.
Längliche Zähne von rhomboidischer Form, an dem spitzeren Ende
nach der einen Seite hin schwach gebogen, mit einer platten oder
schwach gewölbten, glatt emaillirten Krone.
154 FISCHE.
Nicht selten im unteren Plänar von Plauen bei Dresden und in
den entsprechenden Schichten bei Bilin. In der Kreide von Kent.
t 2. @. Periodus Ag. (neol, herum; ödodg, Zahn.)
Von der vorigen Gattung nur durch die Zähne verschieden,
deren Krone von einer breiten Furche umgeben wird.
P. Königii Ag. aus dem Londonthone von Sheppey ist- die
einzige Art.
t 3. G. Gyronchus Ag. (yögos, rund; 0yxog, Geschwulst.)
Man kennt davon nur den Öberkiefer, welcher grolse Aehn-
lichkeit mit dem vom Pycnodus hat. Es ist gleichsam ein Pycno-
dus, dessen Zähne in der Hauptreihe oder der mittleren des Pflug-
schaarbeines nach ihrem Längsdurchmesser hin verlängert sind,
während die von Pycenodus mehr in die Quere sich ausdehnen.
Eine Art von Stonesfield. |
+ 4. G. Acrotemnus Ag. (@x005, der höchste;
t£euvo, ich spalte.)
Die Zähne gleichen grolsen Pycnodus-Zähnen, zeigen aber
eine vorspringende Kante.
A. Faba stammt aus der Kreide von Kent.
+ 5. G@. Scrobodus Münst. (scrobs, eine Grube; ödovs, Zahn.),
ist der einzige spindelförmige Pyenodonte, welcher bekannt ist.
S. subovatus Münst., aus dem Schiefer von Solenhofen.
+6. G. Globulodus Münst. (Globulus, Kügelchen; ödovg.),
mit der Art @. elegans Münst. (Beitr. z. Petr. Hft. 5. p. 47.), aus
dem Zechsteine, könnte, nach Agassiz, durch seinen Zahnapparat
nur mit Platysomus verwechselt werden.
+ 7. @. Microdon Ag. (wıxoög, klein; ödwv, Zahn.)
Körper abgeplattet, sehr erhoben, kurz und zusammengedrückt.
R. und A. sehr lang, einander gegenüber und bis zur Basis der
S. verlängert, welche letztere stark ausgezackt und gabelförmig
ist. Kleine, flache, eckige Zähne stehen in mehreren Reihen.
Fünf Arten von Solenhofen.
+ 8. 6. Sphaerodus Ag. (opeiou, Kugel; ödoög, Zahn.)
Zähne vollkommen halbkugelig. Körper abgeplattet. R. und
A. lang, einander gegenüber, und die gabelförmige $. fast be-
rührend.
GLANZ- ODER .ECKSCHUPPER. 155
Zwei Arten im Keuper von Würtemberg, drei Arten in der Jura-
formation, drei in der Kreide, fünf tertiär und vier aus unbestimmten
Formationen.
+ 9. G. Placodus Ag. (nA, Tafel; ödovg.)
Vieleckige Zähne ‚mit abgerundeten Ecken und abgeplatteter,
ganz glatter Oberfläche. Aufser den breiten Gaumenzähnen, von
denen die gröfsten in der Mitte stehen, sind vorn einige dicke
Schneidezähne vorhanden. Schuppen und Skelett sind unbekannt.
Mehrere Arten kommen im Muschelkalke und im bunten Sand-
steine vor. ®
P. gigas Ag. Vol. 2. P. 2. p. 218. tb. 70. f. 14—21.
Die gröfste Art dieser Gattung, mit 14 flachen Mahlzähnen, wel-
che in 4 Reihen stehen, und mit grolsen, dicken, sehr stumpfen
Schneidezähnen.
P. Andriani Münst., Ag. Vol. 2. P. 2. p. 219. tb. 70. £ 8—13.
— Hiernach Taf. VII. Fig. 20 (3). F
Unterscheidet sich von der vorigen Art durch etwas mehr ver-
längerten Schädel, kleinere Mahlzähne und dünnere Schneidezähne.
Einzelne Mahlzähne beider Arten von einander zu unterscheiden
dürfte jedoch schwer gelingen.
Sie kommen im Muschelkalke von AENUNN Rüdersdorf, Matt-
stedt bei Jena und Luneville vor.
+ 10. G. Gyrodus Ag. (yöoog, rund; ödovg.)
Die äufsere Form dieser Fische, Stellung der Flossen und
Structur der Schuppen erinnert ganz an die der Pycnodus- und
Microdon- Arten. Die elliptischen oder kreisrunden Zähne zeigen
eine Furche, welche ihren Gipfel von der Umgebung trennt und
ihnen ein nabelartiges Ansehen ertheilt.
Neunzehn Arten in der Juraformation, sechs in der Kreideforma-
tion und eine im Londonthone.
+ 11. G. Colobodus Ag. (xoAoßös, knollig; ödovg.)
C. Hogardi Ag., aus dern Muschelkalke, hält, seiner Form
nach, die Mitte zwischen Microdon und Sphaerodus. Die Zähne
sind fein gestreift, gegen die Basis abgerundet und ceylindrisch, und
in der Mitte ihrer keulenförmigen Krone erhebt sich eine kleine Warze.
+ 12 G. Pisodus Owen. (rioov, Erbse; ödovc.)
+ 13. @. Phyllodus Ag. (göAAov, Blatt; ödodc.)
Hierunter begreift Agassiz Zahnplatten mit einer eigenthüm-
lich blätterigen Structur der Zähne, welche diese tragen. In Bezug
156 FISCHE.
auf ihre allgemeine Form ähneln sie Pycnodus und stehen in
Reihen, sind jedoch aus 4—8-— 10 über einander liegenden
Schichten gebildet, von denen jede kaum die Stärke von einem
Viertheile einer Linie hat, und welche sich in den Maafsen wie-
der ersetzen, als die oberen sich abnutzen.
Sechs Arten aus dem Londonthone: von Sheppey.
>. Fam. Scelerodermes Cuv. Harthäuter.
Gaumenbogen unbeweglich. Schnauze vorspringend, mit ei-
nigen deutlichen Zähnen bewaffnet. Flache Schuppen, in der
Form breiter rhombischer oder vieleckiger Platten, bedecken in
schiefen Reihen den ganzen Körper. Skelett faserig. Knochen-
bildung langsam. |
Von den noch lebenden Gattungen dieser Familie kommt nur
von -Osiracion eine fossile Art vor.
t1.G. Acanthoderma Ag. (ixarda, Stachel; d2gua, Haut.)
Zwei Arten aus dem Schiefer von Glaris, von dem Typus der
Hornfische (Bakstes L.).
t 2. G. Acanthopleurus Ag. früher Pleuracantihus Ag.
(xuv$a, Stachel; zAevoa, die Seite.)
Zwei Arten von Glaris sind den Arten von Bakstes nahe ver-
wandt, welche nur einen Strahl auf dem Rücken haben. Bei einer
längeren Form unterscheiden sie sich jedoch durch das Vorhandensein
von einem starken Dorn in den Bauchflossen.
+ 3. G. Blochius Volta.
Der Körper ist sehr verlängert, schmal und mit schief ste-
henden, kleinen rhombischen Schuppen bedeckt. Der sehr ver-
längerte Kopf endet in einen langen, durch beide Kiefern gebil-
deten Schnabel. Diese sind gleich lang und mit ‚sehr feinen
Zähnen bewaffnet. Die kleinen B. stehen unter den Br. Die R.
nimmt den ganzen Rücken ein, die A. die hintere Hälfte des
unteren Randes. Beide werden durch sehr schlanke Strahlen ge-
bilde. Die Hinterleibshöhlung ist kurz.
B. longirostris Volta vom Monte Bolca.
1 4. G. Dercetis Münst. u. Ag. (Mythol. Name.)
Bei einer verlängerten Form des Körpers wie in. der” vor-
igen Gattung, ist der Kopf zwar auch schnabelartig verlängert,
GLANZ- ODER ECKSCIHUPPER. 157
doch kürzer, und der Oberkiefer etwas länger als der Unterkiefer.
In beiden stehen lange, kegelförmige Zähne, welche mit mehreren
Reihen von kleineren wechseln. Die mittleren Zähne. sind die
längsten. Br. sehr grofs. B. am Hinterleibe, aus 5 Strahlen ge-
bildet, welche stärker und kürzer als die der Br. sind. Die R.
beginnt vor den B. und breitet sich bis an den Schwanz aus. Die
A. fängt weiter hinten an und zieht sich gleichfalls bis zu der
etwas ausgezackten S. Die Seiten dieses Fisches sind mit drei
Reihen knochiger, an ihrer Oberfläche gekörnelter Schilder be-
deckt, welche in ihrer Mitte einen eckigen Vorsprung machen.
Zwei Arten aus der Kreide von Lewes und Westphalen.
+ 5. G. Rhinellus Ag. (div, die Nase.)
Ein kleiner Fisch vom Libanon, von sehr verlängerter Ge-
stalt und mit einer hageren Schnauze. Skeleit schlank. Flossen
sehr entwickeli. Von zwei R. ist eine dem Kopfe, die andere
dem Schwanze genähert. S. ziemlich grofs und gabelförmig. Drei
Reihen von Schildern erinnern an Dercetis.
Eine Art vom Monte Bolca.
+ 6. G. Glyptocephalus Ag. (yAvunıög, geschnitzt;
xegaln, Kopf.) |
Nähert sich durch die Form des Schädels sehr den Balisten.
Dieser wird aber von in regelmälsigen Reihen geordneten Knöt-
chen eigenthümlich bedeckt.
Im Londonthone von Sheppey.
7. G. Ostracion L. Kofferfisch. (00r00x0v, gebrannter Thon.)
‚Körper viereckig, dreieckig oder. fünfseitig, und mit grofsen
sechsseitigen Platten bedeckt.
O. micrurus Ag. vom Monte Bolca.
6. Fam. &ymnodontes Cuv. Nacktzähne.
(yvuvög, nackt; ödovs, Zahn.)
Gaumenbogen unbeweglich. ' Kiefern mit einer Kette von El-
fenbein bedeckt, welches aus vereinigten Zähnen gebildet ist. Spitz-
oder stachelförmig hervorspringende Schuppen bedecken schief den
ganzen Körper. Das Skelett ist faserig und die Knochenbildung
langsam. |
158 | FISCHE.
Nur von einer noch lebenden Gattung kennt man "fossile
Arten.
Diodon L. Igelfisch.
Der Körper ist kreisrund, verlängert oder kugelig und ganz
mit Stacheln besetzt.
D. tenuispinus Ag. vom Monte Bolca und eine zweite tertiäre
Art aus Süd- Italien.
-
«. Fam. Lophobranches Cuv. Büschelkiemer.
Die Kiemen sind zu kleinen runden Büscheln vereinigt. Der
verlängerte eckige Körper ist mit eckigen Platten bedeckt. Eine
röhrenförmige Schnauze endet in den kleinen freien Kiefern. Das
Skelett ist knochig. |
Nur eine Art gehört der ausgestorbenen Gattung Calamo-
sioma an, die übrigen gehören zu noch lebenden Gattungen.
+ 1. G. Calamostoma Ag. (xuLauog, Rohr; oröu«, Mund.)
Körper kurz. Die R. beginnt unmittelbar an dem Nacken.
Die Kinnladenröhre ist schmal.
Eine Art vom Monte Bolca.
2. G. Sygnathus Cuv. Meernadel.
Körper sehr verlängert. Röhre sehr lang und mit einem klei-
nen Munde endigend, dessen Unterkiefer senkrecht steht. R. auf der
Mitte des Rückens.. Der Schwanz endet in eine kleine gerun-
dete Flosse.
Eine Art vom Monte Bolca.
Ss. Fam, Accipenserides Störe.
Ihr Körper ist theilweise mit mehreren Längsreihen . grofser
Schilder bedeckt, welche an den Seiten noch zwei breite, mit
schuppigen Flitterchen besetzte Binden frei lassen. Der Mund ist
klein, zahnlos und unter der schnabelartigen Verlängerung offen.
der untere Lappen der S. ist sehr entwickelt.
Agassiz führt drei fossile Arten auf, von denen die eine zu
der noch lebenden Gattung Accipenser L., Stör, zwei andere zu
einer nur fossilen, Chondrosteus Ag., gehören. Erstere stammt
aus dem Londonthone von Sheppey, letztere sind aus dem Lias
und tertiär.
KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN. 159
4. Ordn. Placoides Ag. Körnschupper.
Knorpelfische Cuvier,
(n).0£, Tafel; &dosg, Form.)
Taf. VIL Fig. 1—18.
Ihre Bedeckung besteht, statt der Schuppen, aus kleinen har-
ten Körnchen, welche der Haut eine chagrinartige Beschaffenheit
ertheilen. Das Skelett ist weich und knorpelartig, d. h. ohne
Knochenfasern, indem sich bei ihnen die Kalkmasse nur körnig,
nicht faserig oder fadenförmig absetzt. Zu ihnen gehören die
Haie, Rochen und Chimären. Da bei den fossilen Arten die-
ser Ordnung gewöhnlich nur die festeren kalkigen Theile, Flossen
und Flossenstacheln, Zähne und Wirbel sich erhalten haben, so
ist die Kenntnils von diesen untergeordneten Formen weit geringer
als die von anderen Ordnungen. Ueberreste von ihnen kommen
in allen Formationen vor.
Taf. VII. Fig. 1. stellt den in dem Mittelmeere noch leben-
den Spinax Blainvillei Risso, nach Agassiz, Vol. 3. tb. B. £. 1.
verkleinert vor, um ein allgemeines Bild eines Haifisches zu ge-
ben. Eine ähnliche Form haben die Chimären, während die Rochen
flach sind.
-
A. Flossenstacheln. Ichthyodorulithen.
(ix$ös, Fisch; döev, Lanze; %i9og, Stein.)
Ihre Stellung vor den Rückenflossen geht aus Taf. VII. Fig. 1.
‚hervor. Eigenthümlich ist ihre Structur und die Art ihrer Be-
festigung. Sie sind nämlich wirklich faserig und knochig, ganz
wie die Knochen der gewöhnlichen Fische und haben nicht das
körnige Ansehen anderer Theile der Haie und Rochen. Sie sind
symmetrisch, bestehen immer nur aus einem einzigen Stücke und
zeigen an ihrer Basis keine Gliederungsfläche, wie das bei den
Knochenfischen der Fall ist. Ihr unterer Theil, welcher in dem
Fleische sitzt, ist schief abgeschnitten und endet in eine stumpfe
Spitze, deren hintere und innere Fläche eine mehr oder weniger
tiefe Aushöhlung (Taf. VII. Fig: 3. «.) zeigt, welche sich im In-
neren ‘des Stachels öfters bis gegen das Ende emporzieht.
Aufser 'Pleuracanthus und Myliobates nähern sich alle hier
folgenden Gattungen von Flossenstacheln mehr dem Haien als den
Rochen.
160 FISCHE.
t 1.6. Onchus Ag.
Sie sind von mittlerer Gröfse, ihre Seitenflächen längsgefurcht,
und zwischen diesen Furchen finden sich mehr oder weniger breite,
abgerundete Rippen. Der Hinterrand ist ebenso gefurcht oder glatt.
Arten in silurischer Grauwacke (Ludlow), im alten rothen Sand-
steine und zwei im Kohlenkalke (Bristol).
7 2. G. Ctenacanthus Ag. (xzreis, Kamm; azav$a, Stachel.)
Gigantische, sehr zusammengedrückte, an ihrer Basis breite
Stacheln, mit einer kleineren Aushöhlung als bei Oracanthus und
einem sehr tief in dem Fleische verborgenen Theile. Oberfläche
längsgestreift, Hinterrand mit kleinen Stacheln besetzt.
Eine Art im alten rothen Sandsteine, drei im Kohlenkalke von
Bristol.
+ 3. G. Oracanthus Ag. (0005, Berg; azuv$o.)
Stacheln von beträchtlicher Dicke, an ihrer Basis sehr breit
und nicht tief im Fleische sitzend, an der sichtbaren Oberfläche
mit Sternen geschmückt. Sie bilden wahrscheinlich mit den Zäh-
nen von Orodus ein und dasselbe Geschlecht.
Drei Arten im Kohlenkalke von Bristol.
7 4 G. Gyracanthus Ag. (yöoos, rund; üxavdu.)
Ihre Oberfläche ist durch schiefe Falten und Furchen aus-
gezeichnet, welche von der Mitte der vorderen Seite aus abwärts
nach hinten laufen, wo sie an der Gränze von einigen Längs-
furchen enden.
G. formosus Ag. — Taf. Vil. Fig. 3. Nach Agassiz Vol. 3. tb.
nt Serie |
Diese Stacheln erreichen die Länge von 15 Zoll und sind in
dem Steinkohlengebirge von England sehr verbreitet. |
+ 9. G. Tristychius Ag. (toı, drei; oriyog, Reihe.)
Die Oberfläche der Stacheln, welche nicht in dem Fleische
sals, zeigt stark hervortretende Längsfurchen, zwischen welchen
feine, häufig in einander laufende Streifen liegen; die Basis ist
nur fein gestreift. Längs der vorderen Seite laufen drei Kiele
herab, von denen der mittlere der hervortretendste ist. Zwischen
ihnen bemerkt man feine Längsstreifen. Am Hinterrande stehen
scharfe Stacheln, wie bei Hybodus. |
Eine Art im Schieferthone der Steinkohlenformation bei Glasgow.
KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN. 161
+ 6. G. Piychacanthus Ag. (nıvyn, Falte; «zav$a.)
Ein schwach sichelförmig gekrümmter Stachel, welcher an
der Seite zusammengedrückt und am vorderen Rande stumpf ge-
kielt ist. Oberfläche eng und fein gefaltet, Hinterrand wie bei
Hybodus.
Im Süfswasserkalke der Kohlenformation von Bourdie -House.
+ 7. @. Sphenacanthus Ag. (ognv, Keil; &xuvda.)
Ein einziger Stachel von Bourdie-House, mit stark hervor-
iretenden Falten und Furchen, welche von dem Gipfel bis an die
Basis herablaufen. Er ist vorn und an den Seiten gerundet, hin-
ten flach abgeschnitten und fein gekerbt.
7 8 G. Nemacanthus Ag. (vnua, Faden; &xav$a.)
. Seitlich zusammengedrückte Stacheln mit flachen Seiten, vorn
kielartig und in der Mitte mit einer fadenförmigen Erhöhung, wel-
che in eine schwache Rinne übergeht. Die innere Höhlung ist
schmal, an der Basis nur von der halben Dicke des Stachels,
und setzt sich dann sehr schmal bis zu dem Anfange der Knöt-
chen fort. Von hier verbreitet sich auf der hinteren Seite nur
noch äulserlich eine Rinne bis an den Gipfel herauf. Die ge-
rundeten Ränder dieser Rinne sind mit kleinen, verlängerten und
abgeplaiteten zahnartigen Erhöhungen bedeckt. Der obere Theil
der vorderen Fläche trägt rundliche Wärzchen, welche parallel der
vorderen fadenförmigen Erhöhung zu Reihen geordnet sind; die
ganze übrige Oberfläche ist fein gestreift.
Zwei Arten im Lias bei Bristol.
t 9. G. Leptacanthus Ag. (kenrös, dünn; &xavda.)
Kleine schwertförmige Platten, am hinteren Rande mit schar-
fen Zähnen und am vorderen schneidend, übrigens fein gestreift.
Mehrere Arten im Lias von Lyme Regis und im Jura von Sto-
nesfield und bei Caen. |
t 10. 6. Asteracanthus Ag. (Goryo, Stern, dxav$«.)
Ziemlich grofse, schwach gekrümmte Stacheln, vorn gerun-
det, hinten mit: zwei ‘genäherten Reihen von Zähnen, übrigens
ganz mit sternförmig angeordneten Knötchen bedeckt, und nur an
der Basis glatt. -
Charakteristisch für die oberen Schichten der Juraformation, wo
sie die Oracanthen des Kohlenkalkes zu vertreten scheinen.
Geinitz, Versteinerungskunde., 11
162 FISCHE.
t 11. G. Pristacanthus Ag. (neısrög, gesägt; dxarda.)-
Sehr verlängerte und so zusammengedrückte Strahlen, dafs
die innere Höhlung nur einem Spalte gleicht. Der Vorderrand ist
scharf schneidend, der Hinterrand ebenso dünn und sägeförmig
gezahnt.
Eine Art aus dem Jura von Caen und Stonesfield.
+12. G. Myriacanthus Ag. (wwvotos, zahllos; &xev$e.)
Diese Stacheln sind vierseitig und an den Seiten der hinteren
Fläche mit grofsen, zusammengedrückten, scharfen und nach oben
gekrümmten Dornen besetzi. Der Raum dazwischen ist fast flach
und fein längsgestreift, und in seiner Mitte, in der halben Länge
des Stachels, bemerkt man noch einige ähnlich gebildete, aber
abwärts gekrümmte Dornen. Die Seitenflächen sind etwas zusam-
mengedrückt und runden sich nach der vorderen Fläche hin ab.
Feine Längsstreifen und in Längsreihen geordnete rundliche Knöt-
chen bedecken die Seitenflächen und die vordere Fläche. Auf der
Mitte der letzteren steht eine Reihe von sehr grolsen, aufwärts
gerichteten Dornen, welche ähnlich den hinteren Dornen, aber
noch gröfser als diese sind.
Drei Arten aus dem Lias von Lyme Regis.
+ 13. G. Hybodus Ag. (vßos, Buckel; ödoös, Zahn.)
Hiervon kennt man Stacheln und theilweise auch die zu ihnen
gehörigen Zähne.
Die Stacheln sind grofs, ein wenig gekrümmt, , und werden
nach unten zu dicker und breiter als nach oben, wo sie in einer
schwachen Spitze enden. Ein ziemlich bedeutender Theil steckt
in dem Fleische, ist sehr fein gestreift und zeigt an dem Hinter-
rande eine offene, sehr erweiterte Furche. Der äufsere Theil ist
etwas von der Seite zusammengedrückt, am Hinterrande abgeschnit-
ten und vorn gerundet. Der seitliche und vordere Theil zeigt
starke Längsfalten und entsprechende Furchen dazwischen, der Hin-
terrand ist mehr oder weniger flach, fein längsgestreift und zeigt
zwei Reihen dicker, nach unten gekrümmter, scharfer Zähne.
Arten kommen schon im bunten Sandsteine vor und hören erst in
der Kreide auf.
H. apicalis Ag. Vol..3. p. 43. tb. 10. f. 2% — Hiernach.
Tat. VII. Fig. 2.
Eine kleine Art von Stonesfield.
KÖRNSCHUPPER. FLOSSENSTACHELN, 163
+ 14. 6. Leiacanthus Egert. (Meios, glatt; üxavda.)
Unterscheidet sich von Hybodus dadurch, dafs dem Hinter-
rande der Stacheln die Zähne mangeln.
Eine Art aus dem Muschelkalke von Bayreuth und Luneville.
+ 15. G. Ptychodus Ag. (rnıyyn, Falte; ödovc.)
Auch hiervon kennt man die Zähne.
Ihre Strahlen sind sehr dick und bilden nicht ein Stück, wie
die der anderen Gattungen, sondern flache Stäbe oder vielmehr
breite Platten, welche innig mit einander verbunden sind, so dals
man sie nur noch durch Längsfurchen an der äulseren Oberfläche
unterscheiden kann. Ihr Vorderrand ist höckerig, und diese Höcker
bilden auf den Seiten breite, gerundete Rippen und mehr oder
weniger deutliche quere Eindrücke. Gegen die Basis des Hinter-
randes zu stehen dicke knochige Fasern senkrecht oder schief,
welche zur Befestigung der Stacheln gedient haben mögen.
Alle Arten stammen aus der Kreide. |
P. articulatus Ag. Vol. 3. p. 58. tb. 10. a. f, 5. 6. — Mantell,
Geol. of Suss. ib. 39. — Gein. Char. .p. 12. tab. 1. f.. 6.
In der Kreide von Lewes, im Plänerkalke, von Strehlen bei
Dresden und in Böhmen.
16. G. Spinax Cuv. (Taf. VII. Fig. 1.)
Die. fossilen Stacheln dieser Gattung sind glatt und gehören
daher zu der Untergatiung Acanthias des Prinzen Musignano.
Ss. major Ag. Vol. 3. p. 62. tb. 10. 5. 1.8 —14.=- Geif.
Kieslingsw. p. 3. tb. 4 f. 4.
1— 2” lang; in der Kreide von Lewes und im Plänerkalke von
Sachsen und Böhmen.
17. G. Chimaera L. Ag. Seedrache.
Die Stacheln sind an den Seiten flacher als bei Spinax, vorn
gekielt und an den Hinterrändern gezähnelt. |
Eine Art in der Kreide von Lewes.
+ 18. G. Pleuracanthus Ag. (mevga, die Seite; axav$a.)
Die ganze Oberfläche des Stachels ist gerundet, von vorn |
nach hinten etwas zusammengedrückt, und auf jeder Seite‘ mit einer
Reihe von abwärts gekrümmten Zähnen bewaffnet.
R. laevissimus Ag., aus dem Kohlengebirge von Dudley, ist die
älteste Art der bekannten Formen von Rochen. |
11*
164 - FISCHE.
19. G. Myliobates Dumeril. (uvilas, Mühlstein ; Aaric, Roche.)
Auch von dieser Gattung der Rochen beschreibt Asassiz meh-
rere fossile Stacheln.
B. Zähne und einige andere Ueberreste der Placoiden.
Alle: Zähne der Placoiden, welche in früheren Zeiten theil-
weise für versteinerte Schlangenzungen (Glossopetren,) gehalten,
theilweise Krötensteine (Bufoniten *) genannt wurden, haben eine
knochige Wurzel, welche in der dicken Haut verborgen liegt, von
sehr verschiedener Form, und eine mit dickem Email bedeckte Krone,
welche in dem Munde hervorragt. Die Beschaffenheit der letzteren
ist bei den verschiedenen Gattungen dieser Ordnung verschieden.
Sie stehen weder in Höhlen (Alveolen), noch sind sie an beson-
deren Rändern der Kiefern befestigt, sondern sitzen ganz einfach
in der Haut, welche den Rachen auskleide. Daher ist ihnen
meistens auch eine Beweglichkeit möglich, wie sie in keiner an-
deren Klasse der Thiere wieder vorkömmt. Die der Haien und
Rochen siehen in mehreren Reihen, von denen die vorderen sich
zuerst abnutzen, ausfallen und durch jene der inneren Reihen wie-
der ersetzt ‚werden. Fortwährend bilden sich hinter den schon
vorhandenen Zähnen neue, welche später allmählig nach vorn
rücken. Die Basis von allen ist breit und flach, niemals kegel-
förmig oder spitz. }
Nur die tertiären Arten ähneln noch den jetzt lebenden For-
men, die in älteren Formationen weichen sehr von ihnen ab.
a. Cestraciontes. Pflasterförmige Haifischzähne.
Mehr oder weniger flache und stumpfe Zähne, deren Krone
aus kleineren an einander gefügten Röhren besteht, welche der
Oberfläche eine poröse Beschaffenheit ertheilen. Der einzige Re-
präsentant in der lebenden Schöpfung ist Cesiracion Philippi bei
Neu -Holland.
+ 1. G. Orodus Ag. (000g, Berg; ödoög, Zahn.)
Zähne verlängert, in der Mitte zu einem stumpfen und que-
ren Kegel erhoben und ihrer ganzen Länge nach mit einer Kante
versehen, von welcher schiefe, an den Rändern verzweigte Run-
*) Hierunter verstand man auch Zähne von Ganoiden, besonders von
Pycenodonten.
%ü
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 165
zeln herablaufen. Zu ihnen gehören die als Otenacanthus oder
als Oracanthus beschriebenen Stacheln.
Zwei Arten im Kohlenkalke von Bristol.
1 2. G. Cienoptychius Ag. (xreis, Kamm; zıvyn, Falte.)
Sie erscheinen als kleine, stark zusammengedrückte Orodus-
Zähne, deren Querwurzeln einen förmlichen Kamm von mehr oder
weniger gerundeten und losgerissenen Vorsprüngen bilden.
Mehrere Arten im Kohlenkalke, Schieferthone und Sülswasser-
kalke der Steinkohlenformation Englands, mit Stacheln von @yracan-
thus, Piychacanthus und Sphenacanthus zusammen.
+ 3. G. Helodus Ag. Psammodus z. Th. (705, Buckel;
ödodg, Zahn.)
Ihre Oberfläche ist vollkommen glatt und ihre Mitte in der
Form eines stumpfen Kegels aufgequollen. Bald sind diese Zähne
verlängert, gerundet und nur in der Mitie erhahen, bald zeigen
sie eine Reihe stumpfer Kegel, von denen der mittelste der
srölste ist.
Im Kohlengebirge.
t 4 G. Chomatodus Ag. Psammodus z. Th.
(zouo, Wall; odovc.)
Meistens sehr verlängerte, in der Mitte bald flache, bald
erhobene, bisweilen sogar auch schneidende Zähne, deren Krone
an ihrer Basis mit einer Reihe concentrischer Falten umgeben ist.
Im Kohlenkalke.
+5. G Psammodus Ag. im engeren Sinne. (wauuos, Sand;
ödovc.)
Breite und flache Zähne, mit einer sandarligen porösen Ober-
fläche. Die Basis ist ebenso breit als ihre Krone.
Drei Arten im Kohlenkalke.
1 6. G. Cochliodus Ag. Psammodus: z. Th.
(zoyAtag, Schnecke; ödovs.) 4
Die Zähne haben eine zusammengerollte Form, und es sind
ihrer nur wenige vorhanden. |
C. contorius Ag. Vol. 3. p. 115. tb. 19. f. 14; tb. 14. f. 16 — 33.
Der erste Zahn ist dreieckig, seine hintere Seite ist die gröfste
und gerade, die innere Seite ist S-förmig 'gekrümmt und die vordere
kurze gleichfalls gerade. Die Oberfläche ist vorn niedergedrückt und zeigt
_
166 FISCHE.
eine Furche parallel mit dem Vorderrande, während sie hinten stark
aufgequollen ist.
Mit vier anderen Arten im Kohlenkalke von Armagh. Aufser-
dem bei Bristol und Clifton.
+ 7. G. Strophodus Ag. Psammodus z. Th.
(otoogn, Drehung; ödovs.)
Die Zähne sind verlängert, mehr ‚oder weniger verengt und
an beiden Enden abgestutzt, der Länge nach etwas gekrümmt, in
ihrer Mitte oder nach dem einen Ende zu etwas gewölbt, mit
einer netzförmigen porösen Oberfläche.
Die Arten beginnen in der Trias, herrschen in der Jura-
periode vor und gehen bis in die Kreide.
S. angustissimus Ag. Vol. 3. p. 128. tb. 18. f. 28—30. —
Tab. VIL Fig. 4. (7), nach Gein. Beitr. z. Kenntn. d. thür. Muschelk.
tb. 3. f. 6.
Sie sind flach, gerade, an ihren schmalen Enden gerundet und
auf ihrer Oberfläche netzförmig -porös.
Häufig im oberen Muschelkalke von Mattstedt bei Jena, Rüders-
dorf bei Wilhelmshall und bei Luneville.
7 8.G. Ceratodus Ag. Psammodus z. Th. (x2o@s, Horn; ödovs.)
Ihre innere Seite ist fast gerade, während die ihr entgegen-
gesetzte äufsere vorspringende Hörner hat. Die Krone zeigt
feine Pünktchen, wie die vorigen Gattungen. Wahrscheinlich ge-
hören die Stacheln von Nemacanthus zu ihnen. |
Viele Arten kommen im Lias von Aust-Cliff bei Bristol, eine
Art im Jura. von Stonesfield vor.
+ 9. G. Cienodus Ag. (xteig, Kamm; ödovg.)
Zähne, welche einem Fächer mit gezähnelten Seiten gleichen.
Wenige Arten in der Steinkohle und dem Steinkohlenkalke
Englands. |
+10. G. Acrodus Ag. (&xoog, der höchste; ödovc.)
Fische, welche ihren Kiefern nach die gröfste Aehnlichkeit
mit dem Cestracion von Neu-Holland haben. Eine knochige Wur-
zel, mit körniger Structur, trägt die Krone von Email, welche in
der Mitte aufgequollen, an den Seiten zugerundet und an beiden
Enden verschmälert ist. Von einem mittleren Längskiele laufen nach
beiden Seiten sich verästelnde Runzeln über die ganze Oberfläche
herab.
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 167
A.u@aillardote, Ag. Vol. 3. p. 146. ib. 22. f. 16—%. —
TEN Fig... 0. b.
Es sind kleine, nachenförmige Zähne, welche sich sehr häufig,
besonders in den oberen Schichten des Muschelkalkes von Thüringen
(Maitstedt), am Krienberge bei Rüdersdorf, bei Bayreuth und in Wür-
temberg finden.
Eine andere Art im Kupferschiefer, sieben Arten im Lias, einige
noch in den Oolithen und in der Kreide.
+ 11. G. Piychodus Ag. (nıwyn, Falte; ddovg.) -
Zähne von eckiger, mehr oder weniger vierseitiger Form.
Ihre Krone ist immer breiter und verhältnifsmäfsig höher als die
abgestumpfte Wurzel. Sie breitet sich nach den Seiten hin be-
sonders aus und erhebt sich in der Mitte zu einer grofsen Warze,
welehe auf ihrem abgeplatteten Gipfel mit dicken, stark hervor-
tretenden Querfalten bedeckt ist. Der übrige Theil der Krone
zeigt unregelmälsig in einander verfliefsende Höckerchen oder
schwächere, gedrängtere und unregelmäfsigere Falten.
Alle Arten gehören der Kreideformation, besonders ‘der ei-
gentlichen Kreide und deren Aequivalenten an.
P. latissimus Ag. Vol. 3. p. 157. tb. 25. a. u. b. f. 24— 26.
Bin UHaE ED: God. EL. 0% Alla Wir Li ic 20000 AR NER
Fig. 6. a. b.
Viereckige, hinten steil abfallende oder eingedrückte Zähne, mit
5—8 sehr starken und scharfkantigen, parallelen Falten auf dem er-
habenen mittleren Theile der Krone und einem breiten, höckerigen
Rande. Gewöhnlich breiter als lang,‘ bisweilen auch ebenso breit als
lang, kommen sie, 1—2” grofs, häufig in der Kreide von England,
im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen, bei Quedlinburg, im Grün-
sande von Westphalen und, nach Catullo, im Vicentinischen und Ve-
ronesischen vor.
P. polygyrus Ag. ist immer breiter als lang, flach gewölbt,
und eine gröfsere Anzahl (ohngefähr 10) etwas gebogener und bis-
weilen gespaltener Falten zieht sich bis fast zu dem Rande.
In. der Kreide. von England, selten im Pläner von Deutschland
(Quedlinburg, Strehlen, Oberau und Plauen bei Dresden).
P. decurrens Ag. Vol. 3. p. 154. tb. 25. b. f. 1—8. — Gein.
Char. p. 64. tb. 17. £. 8. 9.10. 12. — Taf. VII Fig. 7.
Ein hoher schmaler , quer gefalteter Höcker, welcher vom: vorde-
ren bis zum hinteren Rande reicht, in der Mitte aber am höchsten: ist,
168 FISCHE.
bildet den mittleren Theil dieser Zähne, so dals nur die beiden Sei-
ten sich flügelartig daneben ausbreiten.
Gegen 4 breit, mit P. latissimus zusammen und eben so häufig.
b. Hybodontes Ag.
‘Spitze Haifischzähne, beiderseits mit Nebenzähnen versehen
und längsgefaltet.
+ 1. G. Hybodus Ag. (ößos, Buckel; ödovg.)
Von dieser Gattung kennt Agassiz ganze Kiefern und ver-
schiedene andere Theile des Körpers, als Stücken der Haut, die
früher beschriebenen Flossenstacheln und die Zähne.
Auf einer langen, schmalen und niedrigen Wurzel erhebt a
in der Mitte des Zahnes ein schmaler, spitzer Kegel, häufig von
der Länge der Wurzel, und neben ihm auf jeder Seite stehen
1—4 kleinere, welche nach den Enden hin allmählig an Gröfse
abnehmen. Der mittlere Kegel ist ein wenig zusammengedrückt,
und zwar auf der äulseren Seite mehr als auf der inneren. Die
Oberfläche aller dieser Kegel ist mit deutlichen senkrechten Falten
bis an die Spitze oder 3 der Höhe bedeckt. Auf der knochigen
_ Wurzel, deren unterer Rand gewöhnlich dem Emailrande parallel ist,
bemerkt man unter der Lupe netzförmige Structur und kleine Poren.
Die Arten erscheinen zuerst in dem Muschelkalke, gehen
durch die Juraformation hindurch und enden schon in der Kreide.
Ayassiz beschreibt neun aus der Trias, elf aus der Juraformation
und eine Art aus der Kreide von Lewes.
H. plicatilis_ Ag.. Vol. 3. p-.189. 1h.,,221:@:£.1; .th.. 24.
f. 10 u. 13. — H. v. Meyer und Plieninger, Palaeontol. Würtembergs,
tb. 12. £. 70. 71. — Gein. Thür. Muschelk. tb. 3. f. 8. — Taf. VI.
Fig. 8.
Zahnwurzel dick, Hauptkegel auf jeder ‚Seite mit 2—3 Neben-
kegeln und mit vielen Falten bedeckt, welche, nach oben zu in ein-
ander laufend, theilweise bis zu der Spitze gehen.
Häufig im oberen glauconitischen Muschelkalke des Krienberges
bei Rüdersdorf, zu Maitstedt bei Jena, in der Knochenbreccie von
Schwemmingen, Echterdingen und Crailsheim in Würtemberg.
+ 2. G. Cladodus Ag. (xAadog, Zweig; 6dovg.)
Zähne wie die von Hybodus, mit dem Unterschiede, dafs
die an dem Ende stehenden Nebenzähnchen gröfser sind als die
zwischen ihnen und dem Hauptkegel.
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 169
Acht Arten im Kohlenkalke von Armagh, Bristol und dem Kalke
von Bourdie - House. |
+ 3. G. Sphenonchus Ag. (ogynv, Keil; 0yxo,, Haken.)
Hier ist nur ein einziger, sehr entwickelter Haupikegel vor-
handen, welcher hakenförmig einwärts gebogen, übrigens fast cy-
lindrisch, sehr dick und an der Basis gefaltet ist. Nebenzähne
fehlen oder sie sind nur schwach angedeutet.
Eine Art im Lias, zwei in der oberen Jura- und Wealdenfor-
“mation Englands.
+ 4. G. Diplodus Ag. (dındöog, doppelt; ödovs, Zahn.)
Hier entwickeln sich die Nebenzähne auf Kosten des Haupt-
kegels, welcher kaum die Hälfte der Höhe der ersteren erreicht.
Diese Seitenzähne sind gewöhnlich nach vorn gekrümmt, sehr scharf,
‚ eylindrisch und von verschiedener Zahl, his 5 auf einer Wurzel.
Zwei Arten in der Steinkohlenformation von England.
c. Squalides.
Spitze Haifischzähne, mehr oder weniger halbkegelförmig, auf
der inneren Seite stark, auf. der äulseren schwach gewölbt oder
fast flach.
1. G. Notidanus Cuv.
Jeder Zahn besteht aus einer Reihe von Zähnchen, von denen
der erste der grölste ist und jeder der folgenden allmählig klei-
ner wird. Dieses vorderste Zähnchen ist bei den Zähnen im Un-
terkiefer verhältnilsmäfsig gröfser als bei denen im Oberkiefer.
N. Münsteri Ag. im Jura bei Streitberg und Randen, N. me-
crodon Ag. in der Kreide von England und im Plänerkalke von
Sachsen, einige Arten sind tertiär, und auch in der jetzigen Schöpfung
finden sich noch Repräsentanten.
+ 2. G. Corax Ag., früher Galeus Cuv. z. Th.
Eine ausgestorbene Gattung, von welcher man nur die Zähne
kennt. Sie haben eine starke und grolse, d. h. weit von vorn
nach hinten laufende, unten etwas concave Wurzel, welche eine
breite, spitze, stark rückwärts geneigte Krone trägt. Diese ist
auf der äufseren Seite schwach, auf der inneren stark gewölbt,
und gleicht etwas einem schiefen Halbkegel. Unten breitet sich
die hintere Seite etwas nach hinten aus, oder es steht ein klei-
ner niedriger Zahn dahinter, welcher mehr oder weniger deutlich
170 | | FISCHE.
davon getrennt ist. Dadurch, dafs diese Zähne massiv und nicht
hohl sind, und dafs ihr scharfer Vorder- und Hinterrand durch
Randzähnchen von fast gleicher Gröfse gekerbt ist, unterschei-
den sie sich von den übrigens sehr ähnlichen Zähnen des noch
lebenden Galeus.
Die Arten gehören der Kreideformation an, eine Art ist tertiär.
C. pristodontus Ag. Vol. 3. p. 224. tb. 26. f. 913. —
Gein. Char. tb. 1. f. 1. — C. heterodon Reuls, böhm. Kr. p. 3. tb. 3.
— Taf. VI. Fig. 11. 12.
Die hintere Seite verläuft unter einem Bogen allmählig in die
hintere Ausbreitung. Bei ©. appendiculatus Ag. ist ein kleiner hin-
terer Zahn deutlich von dem Hauptzahne getrennt.
Zwischenstufen zwischen beiden sind von Agassiz unter anderen
Namen beschrieben worden. |
Sie sind häufig in den oberen Schichten der Kreideformation,
als in der Kreide von England, dem Kalke von Mastricht, dem Plä-
nerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, von Teplitz und
Bilin in Böhmen, sehr selten in älteren Schichten, als: im unteren Plä-
ner von Plauen bei Dresden oder dem Grünsande von Kreibitz in Böh-
men, Kieslingswalda im Glatzischen, Haldem und Aix-de-Chapelle.
3. G. Galeocerdo Müll. u. Henle. Galeus Cuv. z. Th.
Die Zähne unterscheiden sich von denen der vorigen Gattung
durch die grolse Unregelmälsigkeit der Kerbzähnchen an. ihrem
ganzen Rande, während bei Galeus Cuv. der Vorderrand ganz
glatt und nur der Hinterrand gezähnelt ist.
Man kennt zwei Arten aus der Kreide, drei terliäre und zwei
noch lebende.
Hier schliefsen sich vielleicht die folgenden vier Gattungen
am befsten an: |
+ 4 G. Aellopos Münst. (d&iAozog, schnell.)
Ausgezeichnet durch die beträchtliche Gröfse der zweiten
Rückenflosse, welche dort, wo sie eingesetzt ist, höher als der
Körper ist. Die Schwanzflosse scheint sich sehr zu verlängern.
Das Chagrin der Haut ist gleichmälsig granulirt. Die Wirbelkör-
per sind ebenso hoch als lang.
Zwei grofse Arten von Solenhofen.
+ 5. @. Seylliodus Ag. (Scyllium ;_0dovg.)
Ein Haifisch von mittlerer Gröfse, aus der Kreide von Kent,
welcher sich Scyliium durch die dreispitzige Form und die Klein-
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 171
heit seiner Zähne nähert. Der Rachen war an seiner Mündung
sehr gekrümmt.
+ 6. G. Thyellina Münst. (Mythol. Name.)
Ein kleiner Haifisch aus den Kreidegebilden : bei Münster,
dessen beide Rückenflossen weiter zurück stehen als die. Bauch-
flossen. Die grölsere ‚zweite R. ist gegenüber der A. Alle Flos-
sen sind vorn gerundet, die S. aber ist kurz und ihr oberer Lap-
pen schwach ausgezackt.
+ 7. G. Arthropterus Ag. (&o900v, Glied; nreoöv, Flügel.)
Nach Brusiflossen von bedeutender Länge (5°) bestimmt.
Aus dem Lias.
8. G. Sphyrna Rafın. Zygaena Cuv. Hammerfisch.
Da die Zähne des lebenden Hammerfisches nicht nur in bei-
den Kiefern verschieden sind, sondern auch in einem und dem-
selben Kiefer bald Zähne mit feiner Randzähnelung, bald ohne die-
selbe vorkommen, so ist es noch nicht mit Sicherheit anzugeben,
ob einzeln aufgefundene fossile Zähne dieser Gattung angehören.
Sie haben übrigens viel Aehnlichkeit mit einigen Arten von Car-
charias, unterscheiden sich aber durch schmälere Form.
Zwei Arten aus der Kreide, zwei tertiäre.
9. G. Squwatina Dum. Meerengel.
Von dieser noch im Mittelmeere lebenden Gattung kommt,
nach Reuss, eine fossile Art im Pläner von Böhmen vor.
'r 10. G. Hemipristis Ag. (nul, halb; noıorög, gesägt.)
Die Arten dieser Gattung ‚stehen, nach Agassiz, zwischen
Galeocerdo und einigen gekrümmten Zähnen von Carcharias, un-
ierscheiden sich aber dadurch, dafs die Randzähnelung in einiger
Enifernung von dem Gipfel aufhört und der letztere glatt erscheint.
Drei Arten, deren. geologisches ‘Alter noch nicht genau ge-
kannt ist.
11. G. Carcharias Cuv.
Diese in der lebenden Schöpfung so reich: entfaltete Gattung
der Haie hat nur wenige fossile Vertreter, welche der Uhnter-
gattung Prionodon Müller u. Henle angehören. Ihre Zähne
sind schief oder gerade, breit- oder schmal-dreieckig mit einer
breiten Basis und: an beiden Rändern, wenigstens stets in dem
Oberkiefer, gezähnelt.
172 FISCHE.
Zwei Arten im Grünsande von Sentis in St. Gallen, und im Kreide-
mergel von Bockum.
+ 12. G. Glyphis Ag. (yAvgis, Kerbe.)
Zähne lang und schmal, mit breiterer Wurzel und in der
Nähe des Gipfels sich etwas erweiternd, so dafs sie die Form
eines Steinmeilsels annehmen. Ihre Wurzel ist massiv und hat zwei
sehr vorstehende Hörner. Diels ist die Beschaffenheit der vorde-
ren Zähne im Unterkiefer des lebenden Carcharias (Prionodon)
Glyphis, welche Agassiz zu der Gattung Glyphis erhebt.
G. hastalis Ag. aus dem Londonthone.
13. G. Carcharodon Smith. (Carcharias ; ödwrv.)
Es sind Carcharias- Arten mit halbmondförmiger S. und sehr
breiten, dreieckigen, an den Rändern gezähnelten Zähnen. : Wäh-
rend in der lebenden Schöpfung nur eine einzige Art, ©. Lamia,
existirt,; kennt man eine grofse Anzahl fossiler Arten, welche
meistens durch die beträchtliche Grölse der Zähne auf eine bedeu-
tende Entwickelung jener Haifische schliefsen lassen.
C. (Carcharias) megalodon Ag. Vol. 3. p. 247. tb. 29. 1.3.
— Hiernach ‚Taf. VII. Fig. 17. in 3 Gröfse.
Agassiz beschreibt vierzehn tertiäre Arten und einige von un-
bekannten Fundorten.
+ 14. G. Otodus Ag. (&s, Ohr; ddoög, Zahn.)
Wie bei allen Squaliden, sind die vorderen Zähne gerade
und pyramidal, während die hinteren immer kürzer werden und
mehr und mehr sich nach rückwärts krümmen., Die innere Seite
ist stark, die äufsere flach gewölbt. Die Basis der Krone ist
meistens glatt und nur bei einigen Arten gefaltet. Bei Otodus
trägt eine breite und starke, in der Mitte ausgeschnittene ‚Wurzel
den breiten, scharfrandigen Zahn, welcher an seiner Basis jeder-
seits mit einem zusammengedrückten und scharfen Höcker oder
Nebenzahn innig verbunden ist, der auf beiden Seiten ziemlich
gleiche Form und Entwickelung hat.
Die mehrsten Arten kommen in der Kreide, einige in tertiä-
ren Bildungen vor. | |
O0. appendiculatus Ag. Vol. 3. p. 270. tb. 32. f. 1—2%.
— Gein. Char. tb. 1. f. 3. — Taf. VII. Fig. 9. 10.
An Form und an Gröfse sehr variabel, mit breiten, bald stumpf-,
bald spitzwinkeligen Nebenzähnen.
KÖRNSCHUPPER. ZÄHNE. 173
Sehr häufig in der Kreide von England, im Plänerkalke von
Strehlen, Quedlinburg, Teplitz und anderen Orten von Deutschland,
seltener in älteren Schichten. Agassiz citirf diese Art aus den ver-
einigten Staaten von den Ufern des Delaware-Canals, aus der Kreide
der Normandie und aus dem Gault von Speeton.
15. G. Oxyrhina Ag. (ö&0s, spitz; oiv, Nase.)
Zähne ohne Seitenzähne oder Seitenhöcker, übrigens fast von
der Form der Otodus-Zähne, mit welchen man sie sehr leicht
verwechseln kann, wenn dieselben ihrer Wurzeln beraubt sind.
Im Allgemeinen sind jedoch die Zähne von Oxyrhina schmäler,
und ihre Wurzel ist weniger breit. Der Typus dieser Gattung ist
O0. Spallanzani (Lamna Oxyrhina Cuv.) im grolsen Weltmeere.
Eine Art gehört der Juraformation an, drei Arten kommen in
der Kreide und elf in tertiären Bildungen vor.
O0. Mantellii Ag. Vol. 3. p. 280. tb. 33. f. 1—9. — Gein.
Char. tb. 1. f£. 4 — Reuls, böhm. Kr. tb. 3. f. 1—6. — Taf. VII.
Fig. 13. 14.
Häufig im Plänerkalke von Böhmen, Sitrehlen, Quedlinburg, Gos-
lar, im Kreidemergel bei Aachen und Schweden, und in der weilsen
Kreide von England.
O0. angustidens Reuls. — Taf. VI. Fig. 15. a. b. ce.
Diese viel schmälere Art von Zähnen ist aufserordentlich häufig
in dem unteren Pläner von Plauen bei Dresden und bei Bilin.
16. G. Lamna Cuv. mit den Untergattungen: 7 Sphenodus Ag.
(opnv, Keil; ödovs.) und + Odontaspis Ag. (odwv;
sonis, Schild.)
Die Zähne dieser: Gattung nähern sich sehr denen von Oto-
dus, sind jedoch etwas schmäler als diese, und ihre Seitenkegel
(Seitenzähne) sind viel kleiner. Bei Odontaspis Ag. entsprechen
den dünnen und langen Zähnen auch lange und sehr spitze Seitenzähne.
Zwei Arten in.der Jura-, sechs in der Kreideformation, etwa
zehn tertiäre und mehrere Arten noch ‘in den jetzigen Meeren.
L. (Odontaspis) raphiodon Ag. Vol. 3. p. 296. tb. 37. a.
f. 11—16. — Gein. Char. (Enchodus halocyon) B.1 105 Falun —
Tail." VIRW Fig. 16:0 @. ©. 'c.
Diese Zähne sind hoch und schmal, auf ihrer inneren Seite stark
gewölbt, an den Rändern aber dennoch sehr scharf, unten nach au-
fsen, in der Mitte nach innen: und oben wieder nach aufsen gebogen,
wie diefs in schwächerem Maalse auch bei Ozyrkina und. bei Otodus
174 FISCHE.
der Fall ist. Die gewölbte Seite ist von unten bis über die Mitte
der Höhe fein gestreift, die äufsere ‚flache Seite ihrer ganzen Länge
nach in der Mitte gekielt. Nebenzähne habe ich nur einmal vor-
gefunden.
Im Grünsande bei Aachen und Regensburg, im unteren Pläner
von Plauen bei Dresden und in Böhmen, selten im oberen Pläner von
Strehlen, in der Kreide von Lewes.
d. Zähne und andere Ueberreste aus der Familie
der Rochen.
Sie zeichnen sich nicht allein durch ihre flach - scheibenförmige
Gestalt, sondern auch durch die Eigenthümlichkeit ihres Chagrins
aus. Man unterscheidet nämlich in der Ordnung der Placoiden
zwei Arten davon. Entweder ist ihre Haut mit schuppigen Plätt-
chen versehen, welche an ihrem Hinterrande verschieden ausge-
schnitten sind, oder es finden sich statt derselben harte Höcker,
welche auf einer breiten Basis ruhen und bald körnig sind, bald
mehr oder weniger, oft stachelig, hervorspringen. Die letztere
Beschaffenheit, wofür Agassiz den Namen „boucles““ braucht, hat
das Chagrin der eigentlichen Rochen, während der gröfste Theil
der Haifische mit einem einförmigen Chagrin bedeckt wird und
bei Myliobates und Trygon die Haut vollkommen glatt ist. — Hierzu
auch die Flossenstacheln von Pleuracanthus und Myliobates.
+1 6. Squalo Raja Riley. Spinacorhinus Ag.
Eine Form, die die Haifische und Rochen verbindet. Ein
Haifischkopf, dessen vorderer Theil in einen langen Schnabel ver-
längert ist, Wirbel so wie Erust- und Bauchflossen ähnlich stark
entwickelt wie bei dem Hairochen (Rhinobates), ein mit einem
Stachel bewaffneter Schwanz, wie Trygon und Myliobates, und das
Chagrin der eigentlichen Rochen zeichnen diese Gattung hinrei-
chend aus.
Eine Art aus dem Lias von Lyme Regis.
2. G. Raja L. Eigentlicher Roche.
Körper rhombisch, mit vorragender Schnauze und zwei Rücken-
flossen. Ayassiz kennt das Chagrin von zwei fossilen Arten, wel-
che beide aus tertiären Schichten herrühren.
R. antiqua aus dem Crag von Norfolk.
3..G. Pristis Latham. Sägefisch.
Aufser den kleinen Kieferzähnen haben die Sägelische noch
sröfsere, von der Form‘ sehr verlängerter, zusammengedrückter
KÖRNSCHUPPEB. ZÄUNE. 175
Kegel, welche an ihrem Hinterrande hohlkehlig sind. Diese Zähne
sitzen auf beiden Seiten der unter dem Namen ,„‚Säge‘‘ bekannten
schnabelartigen Verlängerung der Schädelknochen.
P. bisulcatus Ag. von Sheppey, ist ein Stück jener. Säge.
4. G. Trygon Adanson. Stechroche. Pfeilschwanz.
Von der Form der eigentlichen Rochen, aber mit einem säge-
förmig gezähnten Stachel am Schwanze.
Zwei Arten vom Monte Bolca.
5. G. Torpedo Dumeril. Zitterroche.
Auch diese Gattung, mit kreisrundem Körper, wird am Monte
Bolca durch T. gigantea Ag. vertreten.
+ 6. G. Asterodermus Ag. (Gone, Stern; d£oua, Haut.)
Ein kleiner Roche von Solenhofen, mit verlängerten, cylindri-
schen, in der Mitie ihrer Länge niedergedrückten Wirbelkörpern, wel-
che mehr denen der Haifische als jenen der Rochen ähneln. Die
ganze Oberfläche des Körpers ist mit kleinen stacheligen Sternchen
bedeckt. Die Flossen bestehen aus platten, einfachen , aus wenigen
Gliedern bestehenden Strahlen.
+1 7. G Oyclarthrus Ag. (xUxkog, Kreis; &0900v, Glied.)
Ausgezeichnet durch cylindrische Glieder der Brusiflossen-
strahlen, welche in der Nähe ihrer Basis hurz und dick sind.
Aus dem Lias von Lyme Regis.
+ 8. 6. Euryarthra Ag. (eögös, hreit; &o9gov, Glied.)
E. Münster Ag., von Solenhofen, deutet durch die breiten,
flachen, aus wenigen, aber sehr grofsen Gliedern bestehenden Brust-
flossenstrahlen eine grofse Rochenart an.
9. G. Myliobates Dum. (uvAlas, Mühlstein; Burig, Roche.)
Die Kiefern dieser Rochen tragen, anstatt spitzer Zähne,
breite Zahnleisten mit flacher Krone, welche durch feine Nähte
mit. einander so vereinigt sind, dafs sie parketirte Platten bilden,
deren Theile unter sich bald gleich, bald ungleich und in mehre-
ren symmetrischen Reihen angeordnet sind. In dieser Gattung sind
die mittleren Zähne der beiden Kiefern aufserordentlich in die Quere
entwickelt; übrigens ist die Zahnplatte des Unterkiefers flach und
länger als die des: oberen Kiefers, welche um den vorderen Rand
desselben gekrümmt und auf ihren Seiten leicht gewölbt: ist.
Fünf Arten leben, vierzehn fossile sind alle tertiär.
176 FISCHE.
10. G. Aötobatis Müll. u. Henle. (“yrog, stürmisch;
ßurig, Roche.)
Der Unterkiefer macht einen Vorsprung vor dem kürzeren
und rechtwinkelig abgeschnittenen Oberkiefer. Beide sind mit einer
einzigen Reihe von queren Zähnen versehen, und ohne Seitenleisten.
Die Zahnplatte, deren Oberfläche der Breite nach fast flach ist,
bedeckt nicht die ganze Fläche, während sein vorderer Theil den
Kiefer beträchtlich überflügelt, was um so mehr hervortritt, als
die Zähne nach vorn gekrümmt- sind.
Aufser zwei, an der Küste von Brasilien, in dem indischen und
rothen Meere lebenden Arten, sind vier Arten fossil, wahrschein-
lich tertiär.
11. G. Zygobates Ag. ((vyös, Joch; faris, Roche.)
Die Zahnleisten stehen hier in mehreren Reihen, welche von
der Mitte nach dem Rande zu sich an Breite allmählig verringern.
Zwei Arten leben an der Küste von Brasilien, zwei sind ter-
tiär, in der Molasse der Schweiz und im Crag von England.
r 12. G. Janassa Münst. (Mythol. Name.)
Die Anordnung ihrer Zähne hat einige Aehnlichkeit mit der
von Zygobates. Ihre Zahnleisten haben eine röhrenförmige Structur,
wiewohl ihre Krone emailirt ist. Die vorderen Zähne sind die
kleinsten. Aufser drei Haupireihen von Zähnen stehen kleinere
auf den Seiten.
I. angulata Münst. Beitr. 1. p. 67. tb. 4. f. 1. — Germ.
Beitr. d. Mansf. Kupf. p. 26. — Gaea v. Sachsen, p. 9.
Im Kupferschiefer von Glücksbrunn, Liebenstein, Kamsdorf, Eis-
leben, Mansfeld und Riegelsdorf.
+ 15. @. Dictea Münst. (Dicte, Mythol. Name.)
Hiervon kennt man einen fast vollständigen Abdruck von ab-
geplatteter Form. Die Brustflossen sind breit, abgerundet und
verlängern sich nach vorn über die Seiten des Kopfes. Die erste
Rückenflosse scheint gelappt zu sein. Die Haut ist sehr fein cha-
grinirt. In der Mitte des Kiefers stehen verlängert-birnförmige
Zähne in vier schwach nach hinten divergirenden Reihen. Die
vorderen Zähne sind die kleinsten. Hinten steht auf jeder Seite
ein sehr dicker, flacher Zahn, und aufserdem eine Reihe von
rhombischen Zähnen.
Im Zechsteine von Thalitter.
KÜRNSCHUPPER. ZÄHNE, 177
'e, Zähne und andere Veberreste aus der Familie der
Chimären oder Sandrochen.
Die beiden lebenden Gattungen dieser Familie sind Chimaera
und Callorhynchus. |
Die vorderen Zähne oder die der Zwischenkiefern der in dem
Mittelmeere lebenden Chömaera monstrosa, oder der Seeratze, sind
länglich und fast zweimal höher als breit, und enden nach vorn
mit einem scharfen, gezähnelten Rande. Aeufserlich zeigen sie
verticale Rippen, abwechselnd ‘aus sehr harter und etwas weniger
harter Zahnsubstanz, - woraus sich die Zähnelung des Randes er-
klärt; innerlich unterscheidet man schiefe, . unter sich parallele
Blätterschichten. Die Zähne des Oberkiefers stehen horizontal und
bilden auf dem Gaumen einen knochigen. Boden von der Form
eines Dreiecks, dessen innerer Rand der breiteste ist.
Die fossilen Arten gehören weder zu Chimaera noch zu Cal-
lorhynchus , sondern bilden mehrere eigenthümliche Gattungen.
t 1. @. Ischyodon (Ischyodus) Egerton.
Die zum. Zermalmen der Nahrung dienenden Höcker im Un-
terkiefer stehen von einander geirennt und sind stark entwickelt.
Besonders breit‘ ist der Höcker in der Miite.
+ 2. G. Ganodus Egert. (yavos, Glanz; ddovc.)
Hier stehen diese Höcker viel gedrängter und sind in eine
einzige, mit einer knochigen Schicht bedeckte Erhöhung vereinigt.
t 3. @. Psittacodon Ag. (wırraxn, Papagai; ödovg.)
Unterkiefer vorn in eine Spitze verlängert.
Asassiz führt die drei genannten Gattungen noch als Untergattungen
von Chimaera auf, und beschreibt von Ganodus vier Arten aus- den
Oolithen von Stonesfield, von Ischyodon eine aus dem Lias, zwei aus
dem mittleren, sechs aus dem oberen Jura, zwei aus der Kreide von
England und eine Art aus der Molasse der Schweiz. Von Psittacodon
kommen zwei Arten in den. Oolithen und zwei in der Kreide von
England vor. |
t 4 G. Elasmodus Eg. (£iuoue, Platte; ödovs.)
Mit einer Art aus dem Londonthone von Sheppey.
+ 9. G. Psaliodus Eg. (wilıog, weils glänzend; odovc.)
Mit einer Art ebendaher.
Geinitz, Versteinerungskunde. ’ j 12
178 FISCHE, — KÖRNSCHUPPER. WIRBEL.
+6. G. Edaphodon Buckl. (£dapos, Fulsboden; ddwr.)
Mit drei Arten aus dem Sande von Bagshot und dem London-
thone von Sussex.
+ 7. G. Passalodon Buckl. (n«ooarog, Pfahl; ddwr.)
Eine Art aus dem Sande von Bagshot.
C. Wirbel.
Von den mannichfachen Wirbeln der Haifische, worüber Prof.
Müller in Agassiz Poiss. foss. Vol. 3. p. 361 u. f. die schätzbarsten
Mittheilungen gegeben hat, führe ich nur die in dem Plänerkalke
von Sachsen, Böhmen, und, nach Glocker, auch bei Oppeln in
Schlesien, so wie in der Kreide von England nicht selten vor-
kommenden Wirbel von Lamna (Taf. VI. Fig. 18.) an. Im voll-
kommenen Zustande gleichen sie einem Damenbretsteine, da beide
Seitenflächen sich nach der Mitte zu allmählig vertiefen, und sind
etwa dreimal höher als breit. Ablösungsstücke von ihnen haben oft
ein schild- oder patellenähnliches Ansehen. Aeufserlich wie inner-
lich sieht man bei ihnen dicht-concentrische Streifen und Furchen,
welche durch radiale Streifen durchkreuzt werden.
Sie enthalten sehr vielen phosphorsauren Kalk. In Strehlen
bei Dresden’ und bei Hundorf in Böhmen erreichen sie bisweilen
eine Höhe von 2 Zoll.
B. Arthrozoa. Gliederthiere,
Die Gliederthiere verdanken ihren .Namen dem eigenthümlichen Bau
eines länglichen, symmetrisch gebildeten Körpers, welcher in mehr
oder weniger deutliche, gürtelförmige Abschnitte oder Ringe ge-
theilt ist. Ein inneres Skelett fehlt ihnen fast gänzlich, statt
dessen ist aber den meisten von ihnen ein äufseres (Hautskelett)
zuertheili worden, welches in einer derben, hornigen oder kalkigen
Hülle besteht, und vorzüglich zur Befestigung der Muskulatur ihrer
Bewegungsorgane gebraucht wird.
Die Bewegungsorgane der Gliederihiere stehen paarig und
sind, an den Würmern und mehreren Crustaceen ausgenommen,
gegliedert. Ihre Zahl variirt zwischen 6 und mehr noch als 100.
In vielen Würmern und den Tausendfülsern geschieht die
Ausbildung der hinter einander liegenden Leibesringe so gleich-
mäfsig, dafs in jedem gleiche oder gleich viele Antheile sowohl
der inneren als der äufseren Organe enthalten sind; bei den übrigen
Gliederthieren aber entwickeln sich einzelne Ringe vor den übrigen
‘besonders und bewirken dadurch eine Ungleichartigkeit der Leibes-
ringe. Gewisse Ringe reilsen dann auch gewisse Organe an sich,
wie die vordersten die Sinnesorgane, während die mittleren am
liebsten die Bewegungsorgane, Respirationsorgane und das Herz
an sich ziehen, und die Verdauungs- und Geschlechtsorgane in
den hinteren Ringen ihren Platz finden. Nach ihrem Inhalte hat
man die vorderen Ringe als Kopf (caput), die mittleren als Brust
oder Brustkasten (thorax), und die hinteren als Bauch oder
Hinterleib (abdomen) bezeichnet. (Burmeister Handb. d. Naturg.
p. 519 u. 520.) j
Die Säfte der Gliederthiere sind in der Regel ungefärbt, und
ihre Fortpflanzung geschieht, wie bei den meisten Thieren,, durch
das Ei.
12°
180 INSECTEN.
V. Klasse. /Insecta. Insecten.
Der Körper der Insecten ist deutlich in Kopf, Brust und
Hinterleib geschieden. Sie athmen durch Luftröhren, haben sechs
gegliederte Beine, sind meistens geflügelt und bestehen eine mehr
oder minder vollständige Metamorphose.
Aus dem Eie entwickelt sich eine Larve (Made, Raupe), die
sich verpuppt, und erst aus der Puppe (Nympfe) schlüpft das voll-
kommene Insect hervor.
Am Kopfe dieser Thiere unterscheidet man: zwei „eo eh
sehr bewegliche Fühler oder Antennen, welche sich in der Nähe
der Augen befinden; zwei unbewegliche zusammengesetzte Augen,
deren Oberfläche aus zahlreichen sechseckigen Linsen besteht (Netz-
augen), neben welchen öfters noch zwei oder drei einfache oder
Nebenaugen stehen; die Mundtheile, Kiefern (mandibulae) mit Ober-
und Unterlippe (Zunge), und zwei Paare, in Hülfsorgane für den
Mund verwandelte Füfse, welche hier Unterkiefer (mazillae) und
Unterlippe (labium), woran man den hornigen Theil als Kinn, den
häutigen als Zunge unterscheidet, genannt werden. Die 3—6
freien Englieder der Unterkiefer und Unterlippe bilden die Taster
(palpi). (Burm. Hdb. d. Naturg. p. 588.)
Die Brust besteht aus drei verwachsenen Hornringen, von
denen jeder ein Fufspaar trägt, und der Hinterleib ist aus 3—9
zusammen verbundenen Ringen gebildet.
Keine Klasse der lebenden Thierwelt hat eine so grolse An-
zahl von Formen aufzuweisen, als die der Insecten, und schon
möchte sich die Anzahl der in der jetzigen Schöpfung unterschie-
denen Arten auf 80,000 belaufen. |
Wie die Klasse der Insecten auf die Existenz. der höher or-
ganisirten Thiere und Pflanzen noch gegenwärtig ‘einen enischei-
denden Einflufs ausübt, so war es wohl ohne Zweifel auch: früher
der Fall. Mit dem ersten Dasein der ersien Spuren von insecten-
fressenden Säugethieren und Vögeln, mit dem.Emporblühen einer
Flora von Phanerogamen, deren Befruchtung doch vorzugsweise
durch ‘Insekten bewirkt wird, durften diese Thiere nicht fehlen,
und umgekehrt setzt wieder ihr Vorhandensein die Existenz .ge-
wisser Pflanzen und Thiere voraus.
Die See ernährt, nach Germar (Act. Ac. Caes. Leop. De
Nat. Cur. Vol. 19. P. 1. p. 189.), kein einziges Inseet; nur
einige Gattungen und Arten, wie Pogonus aus der Familie der
er,
INSECTEN. 181 z
Carabieinen, Halobates ”) aus der Familie der Wasserläufer, noch
einige Arten von Käfern und einige Fliegen sind an die Nähe des
Meerwassers gebunden.
'Fossile Insecten sind daher vorzugsweise in Süfswasserbild-
ungen, und zwar vornehmlich in denjenigen zu erwarten, in wel-
chen wir die Reste einer ausgedehnten Phanerogamenilora vorlünden,
womit auch die bisherigen Erfahrungen über ihr Vorkommen voll-
ständig übereinstimmen.
Die ältesten Insecten sind ‚durch Buckland **) in England,
und durch Germar *””) bei Wettin in der Steinkohlenformation er-
kannt worden.
Prast, Strickland, Dale und Brodie ‘fanden Flügel von Li-
bellen (Aeschna lasina Strickl.) mit vielen Käferfligeln im Lias
von England (Leonh. Br. Jahrh. 1842. p. 497. 750; 1845. p. 501;
1844. p. 127.), und
Westwood bestimmte einen anderen Neuropteren-Flügel (i He-
merobioides) aus dem Juraschiefer von Stonesfield. (L. Br. J. 1839.
p. 729.)
Die Insecten des lithographischen Schiefers von Solenhofen
wurden vorzüglich durch Germar. gesichtet. (Die versteinerten In-
secten Solenhofens in Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat. Cur. Vel. 19.
P. 1. p. 189 — 222, in Münst. Beitr. z. Peiref. Hft. 5. .p. 79.);
Brodie wies Spuren von Insecten in der Wealden-Forma-
tion des Wardour-Thales, westlich von Salisbury nach. (L. Br.
J. 1843. p. 238.)
Am zahlreichsten sind die fossilen Insecten in tertiären
Gebilden beobachtet worden, welche Thatsache mit dem Charak-
ter der Tertiärformation, in welcher eine Menge localer Süfswas-
serbildungen zwischen Meeresniederschlägen eingelagert sind, vor-
trefflich zusammenpafst.
' Der fossilen Insecten im Kalkschiefer von Oeningen gedenkt
schon Knorr }).
Landgreve beschrieb einen im 'Polirschiefer des Habichtwal-
des aufgefundenen Käfer, welcher am meisten dem Aphodius fime-
tarius Fabr. glich. (L. Br. J. 1843. p. 137.)
*) Die Larve einer Art von Halobates wurde im Bernsteine der Ostsee
gefunden. (Germar, briefl. Mitth.)
**) Geol. p. 459; Leonh. Br. Jahrb. 1842. p. 75l.
>***) Münst. Beitr. z. Petref. Hft. 5.
+) Sammlungen der Merkwürdigkeiten der Natur. 1755.
182 INSECTEN.
v. Charpentier beschrieb die durch Unger bei Radoboj in
Croatien aufgefundenen Insecten, welche in einem, dem dortigen
Grobkalke aufliegenden, bituminösen Mergelschiefer mit vielen Pflan-
zenresten zusammen vorkommen. (Act. Ac. Caes. Leop. Car. Nat.
Cur. Vol. 20. P. 1. p. 401—410.)
Eine umfassende Schrift über die Insecten der Braunkoh-
lenformation verdanken ‘wir wiederum Germar *), welchem Ge-
lehrten auch Goldfuls und Münster ihre Insectenabdrüche aus der
schieferigen Braunkohle des Siebengebirges von Arzburg, Bayreuth,
Aix in der Provence u. a. O. zur Untersuchung mitgetheilt hatten.
Die zahlreichen Insecten, welche sich bei Aix in einem ter-
-tiären, die Gypsschichten trennenden Kalkmergel finden, werden
von Abdrücken verschiedener Pflanzen begleitet. Die meisten von
ihnen haben ihre hornige Substanz noch erhalten, doch scheint die
Farbe verloren gegangen zu sein, da sie in der Regel einfarbig,
braun oder schwärzlich sind. ‚Marcel de Serres hat in einer eige-
nen Abhandlung in den Annales des sciences natur. T. 15. p. 18.
diese Insecten näher beschrieben (Burm. Hdb. d. Entomol. Bd. 1.
p: 636.), geht aber, nach Germar, offenbar zu weit, wenn er in
ihnen eine Menge der noch in der Umgegend lebenden Arten zu
erkennen glaubt. |
Die meisten Insecten werden im Bernsteine gefunden, wel-
ches fossile Harz zu der Aufbewahrung der Insecten der Tertiär-
zeit ‚ganz vortrefflich geeignet war. Jedenfalls klebte das Insect
an jenem Harze fest, als es noch in einem flüssigen Zusande war,
und wurde von dem aus dem Baume nachquellenden Harze um-
hällt. Nach der Schnelligkeit, mit welcher diese Umhüllung ge-
schah, richtet sich auch die Beschaffenheit der eingeschlossenen
Insecten, und die genauen Beobachtungen Burmeister’s ergaben,
dafs solche, welche längere Zeit mit der freien Luft in Berührung
standen, mehr oder weniger entstellt und auf der ganzen Ober-
fläche mit einem weifsen, schimmelartigen Ueberzuge umgeben
waren, der bisweilen selbst die zunächst angelegene Harzmasse
getrübt und entstellt hat, während andere, welche rasch eingehüllt
wurden, vollkommen gut, selbst mit ihren natürlichen 'Farben er-
halten ;wurden. (Burm. Handb. d. Entomol. Bd. 1. p. 634.) Ger-
mar, Burmeister ””), Rathke und Berendt in Danzig trugen zu der
*) Inseciorum protogacae specimen sistens Inserta Carbonum fossilium
(Faunae Insectorum Europae fascieulus 19. Halae, 1837.).
**) Handbuch der Entomologie. Berlin, 1832. Band 1. p. 633 u. f.
KÄFER. 183 .
Kenntnifs dieser Geschöpfe besonders viel bei, und der Letziere
ist noch gegenwärtig mit einer ausführlichen Bearbeitung der Bern-
steininsecten beschäftig. Nach ihm”) enthält der Bernstein nur
Land- und zwar meistens Waldinsecten. Eine Nepa war damals
das einzige, ihm aus dem Bernstein bekannte Wasserinsect. Am
häufigsten sind die Dipteren, am seltensten die Lepidopteren.
Die Insectenfauna des Bernsteins schliefst sich, nach Germar, _
an die von Nordamerika an, und fast jedes, im Bernstein ge-
fundene Insect läfst sich seiner Form nach zu einer in Nordame-
rika oder in Europa noch lebenden Gattung ziehen, ja bei sehr
vielen ist sogar kein Unterschied von der noch lebenden Art zu
erkennen gewesen.
An fossilen Hölzern, im Quadersandsteine von Sachsen und
Böhmen, im Grünsande von Aachen, in den mit nordischen Ge-
schieben vorkommenden Hölzern, in den rheinischen Holzopalen
und in der Ukraine **) zeigen sich öfters die Spuren von eigen-
‚thümlichen Verletzungen, welche am meisten an die Höhlungen,
theils die Gänge, theils die Fluglöcher erinnern, welche von Holz-
und Borkenkäfern in dem Holze und der Rinde unserer lebenden
Bäume gebildet werden.
Sie mögen allerdings zum Theil von fossilen Insecten her-
rühren, manche dieser Höhlungen aber- müssen bestimmt auf Ga-
strochänen und andere Bohrmuscheln zurückgeführt werden. (8.
Gasirochaena.)
Alle Insecten zerfallen, nach Burmeister ***), dessen Defini-
tionen ich hier wiedergebe, in zwei Hauptgruppen und in sechs
Ordnungen.
A. Insecten mit vollkommener Verwandlung.
Die Larve ist eine längliche Made, Raupe oder Engerling. Die
Puppe ruht allermeist und frilst nie. Das vollkommene Insect hat nur
zweigförmige Flügeladern.
1. Ordn. Coleoptera. (Eleutherata,) [Käfer.
. Sie besitzen beifsende Mundtheile und vier ungleiche Flügel,
von denen die vorderen hornartige Deckschilde bilden.
*) Berendt, die Inseceten im Bernsteine. Danzig, 1830.
**) Gein. Char. d. Sächs. Böhm. Kreidegeb. p. 13; Göppert, d. Gatt.
der foss. Pflanzen. Bonn, 1841. p. 2.
***) Handbuch der Entomologie. Bd. 2. p. 39.
184 INSECTEN.
Cureulioniden aus der Steinkohlenformation Englands beschreibt
Buckland und bezeichnet dieselben als Curculioides Anstici und
©. Prestvicüi Buckl. '(Geol. II. Pl. 46“. f. 1 u. 2.) Sie wurden
beide in Eisensteinnieren bei Coalbrook-Dale entdeckt.
Cerambycinen, Scarabaeiden und Carabieinen wurden im Lias
von Gloucestershire, in den Juraschiefern von Stonesfield und So-
lenhofen entdeckt, und Germar beschreibt in den Act. Ac. etc. 1. c.
und in Münst. Beitr. Hft.. 5. Cerambycinus dubius Münst., Sca-
rabaeides deperditus Germ. und Carabicina? decipiens Gern. von
Solenhofen.
Zahlreiche Formen finden sich in tertiären Bildungen; wie
in der Braunkohlenformation an dem rheinischen Siebengebirge,
wo die Mehrzahl der beobachteten Insecten eben in diese Ordnung
gehört; bei Oeningen, Aix und in dem Bernsteine.
2. Ordn. Hymenoptera. (Piezata.) -
Aderfiügler.
Saugende Mundtheile mit bleibenden, beifsenden Oberkiefern
und vier ungleiche, feinbehaarte Flügel zeichnen sie aus. Sie
sind es, nach Germar, besonders, welche zur ae der
Phanerogamen beitragen.
Bis jetzt wurden sie nicht vor der Juraformation beobachtet.
Zwei am meisten an Apiaria erinnernde Arten, A.? antiqua
Münst. und A.? lapidea Germ., lehrte Germar aus Solenhofen kennen.
In tertiären Gebilden sind sie sehr häufig, und namentlich
gehören bei Aix und im Bernsteine, sowohl an der Ostsee als in
Sieilien (L. Br. J. 1842. p. 750.), die Ameisen zu den gewöhn-
licheren Erscheinungen. An beiden Orten kommen Schlupfwespen,
und bei Aix mehrere Blatiwespen vor.
3. Ordn. Zepidoptera. (Glossata.)
Schmetterlinge.
„ Mit. vier grofsen, ganz oder zum Theil von breiten Schup-
pen bedeckten Flügeln, verkümmerten Oberkiefern und saugenden
Mundtheilen.
Fossile Schmetterlinge gehören bis jetzt noch unter die gröfs-
ten Seltenheiten.
Einen Abendfalter, Sphinx Schröteri Germ. (a. a. O.)y.er-
wähnt Schlotheim *) und ist in Schröter’s Literatur Th. 1. tb. 3.
*) Versteinerungskunde, p. 42. (N. Germar.)
SCHMETTERLINGE. ZWEIFLÜGLER. 185
f. 16. abgebildet; einen anderen, dem $. Tiliae ähnlich, beschreibt
v. Charpentier *) als S. atavus Charp. aus dem tertiären Mer-
gelschiefer von Radoboj in Croatien. An diesem scheinen drei
grolse dunkele Flecken, die sich vom äufsersten Vorderrande fast
bindenartig über einen grofsen Theil des Flügels ziehen, noch die
ehemalige Zeichnung ‚und Färbung des Thieres anzudeuten. Be-
rendt erwähnt aus dem Bernsteine eines grölseren Abendfalters
und mehrerer Raupen.
Eine Galleria wurde unter dem Namen Tineites lithophilus
Germ. aus dem Juraschiefer von Eichstädt bekannt; einen Tagfal-
ter aus der Gattung Satyrus, eine Zygaena und eine Bombyx be-
‚stimmte Marcel de Serres von Aix.
4. Ordn. Diptera. Zweiflügler.
Zwei nackte, durchsichtige Flügel, und statt der hinteren
gestielie Knöpfchen, Schwingkölbcehen, machen die Zweiflügler leicht
kenntlich. Ihre Mundiheile sind saugend, die Kiefer borstenförmig.
Vereinzelt kommen sie im Lias von England **) und''im
Jurakalkschiefer von Baiern vor, häufig dagegen in tertiären Ge-
bilden.
Als Musca lithophila beschrieb Germar a. a. O. eine Fliege
von Solenhofen; als Aselöcus lithophilus eine Raubfliege, wel-
che dem Asilus crabroniformis am meisten ähnelt, von Kelheim;
als Sciara prisca Münst. eine Schwammmücke von Solenhofen.
In dem tertiären Mergelschiefer von Aix erkannte Marcel de
Serres eine Empis, eine Nemestrina, eine Oxycera, ein dem Xylo-
phagus ater Latr. verwandtes Thierchen, ein Microdon Meig. und
eine Ochthera; mehrere Bibionen (Hirtaes Latr.), zwei Penthe-
triae; einige kleinere Sciarae und eine Plalyura ”""").
Unter den Dipteren von Radoboj gehören, nach Unger, zwei
Arten zu Rhipidia, fünf zu Bibio und eine zu Lepfogaster. (L.
Br. J. 1843. p. 369.)
Im Bernsteine finden sie sich, nach Burmeister, äufserst
zahlreich, und zwar aus fast allen Familien, vor allen anderen
aber kleinere Fliegen, Schwammmücken und Mücken.
*) Act. Ac. etc. Vol. 20. P. 1. p. 408. tb. 22. f. 4.
**) Der Flügel einer Tipula aus dem Lias von Gloucestershire erwälnt
Buckman im Lond. Ed. Dubl. ph. Mag. V. 24. p. 377.
*+*) Burm. Hdb. d. Entom. Bd. 1. p. 639.
186 INSECTEN.
B. Insecten mit unvollkommener Verwandlung;
d. h. Larve, Puppe und vollkommenes Insect gleichen sich sehr, die
Puppe bewegt sich und frifst. Das vollkommene Insect hat netzförmige
Flügeladern.
5. Ordn. Neuroptera. Netzflügler.
Sie erhielten ihren Namen von den vier grofsen, netzförmig
geaderten, gleich- oder ungleichförmigen Flügeln. Sie haben freie
‘meistens beilsende Mundtheile. Ihre Metamorphose ist mitunter
vollkommen, gewöhnlich unvollkommen.
Als Uebergangsglied der Insecten mit vollkommener Ver-
wandlung in die mit unvollkommener tritt hier die zahlreiche Fa-
milie der Phryganeoden auf, deren Larven in sülsen. Gewässern
leben, den Schmetterlingsraupen ähneln, aber in selbstgebildeten
Röhren stecken, welche sie aus kleinen Steinen, Muscheln oder
Rohrstücken zusammenspinnen. Aehnliche Röhren finden sich in
tertiären Süfswassermergeln der Auvergne und gaben zu der Be-
nennung Indusitenkalk Veranlassung. (Vergl. Br. Leth. p. 1161.)
Auch im Bernsteine hat man ausgebildete Phryganeen beobachtet.
Eine Hauptform dieser Ordnung ist die bekannte Familie
der Libellen oder Wasserjungfern, deren Existenz schon im
Lias von England (Aeschna Brodiei Buckman, Lond.. Ed. Dubl. ph.
Mag. V. 24. p. 377.) erkannt worden ist. Die wichtigsten Fund-
orte für sie sind jedoch die Schiefer der oberen Juraformation des
südlichen Baierns, aus- welchen Graf Münster, neben vielen ande-
ren Schätzen der Vorwelt, auch viele Libellen auffand, über wel-
che sich daher Germar’s und v. Charpentier's Untersuchungen gleich- |
falls verbreiten konnten.
Die lebenden Libellen vertheilen sich auf die drei Gattungen:
Libellula L., Aeschna F. und Agrion F.; nach v. Charpentier *)
sind unter den fossilen die Aeschniden am häufigsten, seltener die
Agrioniden und am seltensten die Libelluliden.
Viele Libellen, einige vom Bau der ‚Aeschna grandis, auch
Larven derselben, finden sich bei Aix und in Oeningen.
Aescha LU.
Nach v. Charpentier ist das grolse, schöne Exemplar des
Dresdener Museums, Libellulites Solenhofensis Charp. (Libellulina
*) L. Br. J. 1840. p. 501:
NETZFLÜGLER. 187
europaea ib. 48. f. 1.) ein Aeschnide männlichen Geschlechts; das
von L. v. Buch (über den Jura in Deutschland, 1839.) abgebildete
aber ein weibliches. Individuum dieser Gattung, und die in den
Act. Ac. cic. Vol. 19. P. 1. ib. 23. f. 12—15. von Germar dar-
gestellten Individuen sind weibliche Aeschniden.
A. longiolata Münst. — Taf. VIH. Fig. 5 und 5. & — Nach
Germar in Minst. Beitr. :p. 79. tb. 9. £ 1; tb. 13. £. 6. und nach
einer späteren Handzeichnung Germar’s ergänzt.
Dieser prachtvolle Abdruck aus Solenhofen ist ein männliches
Exemplar. Am vorderen Ende des Kopfes erkennt man, nach Ger-
mar, die ausgespreitzien Mandibeln, und an der Seite einen einzelnen
feinen pfriemenförmigen Fühler. Charakteristisch für die Art ist zwi-
schen der Wurzel und der Mitte des oberen Flügels ein .dreieckiges
Feld, das mit 7 Zellen (3. 2. 1. 1.) ausgefüllt ist, während dieses
Feld bei allen lebenden Libellen, nach Burmeister’s Beobachtung, deren
nur 5 ul 1. 1. 1.) erkennen läfst.
Agrion Fahr.
A. Latreillii Münst., Germ. in Act. Ac. etc. Vol. 19. P. 1.
p. 218. tb. 23. f. 16.
Diese Art übertrifft die lebenden Agrioniden an Gröfse, und ihre
Längsadern scheinen dichter gestanden zu haben als bei A. virgo u. a.
Gleichfalls von Solenhofen.
Die Flügel eines zierlichen Agrioniden beschreibt v. Charpentier
in L. Br. J. 1841. p. 332. tb. 1. aus Radoboj.
Libellula L.
Eine Libellula aus Solenhofen kommt, nach v. Charpentier,
durch einen in der Mitte sehr dünnen Hinterleib und dessen fast
kugelförmigen Hinterrand, der L. Sabinae aus China sehr nahe,
ist aber beträchtlich gröflser. (L. Br. J. 1840. p. 502.)
L. 'platyptera v. Ch. Act. Ac. Vol. 20. P. 1. 2.408. tb. 22.
f. 3. Von Radoboj.
Die Familie der Plattflügler, zu welcher auch die Schwamm-
fliegen, Florfliegen, Ameisenlöwen gehören, hat in einer, der
nordamerikanischen Corydalis .cornuta ähnlichen Form ihre ältesten
Repräsentanten in Englands Steinkohlenformation. (Buckl. Geol..v.
Ag. I. p. 459.)
Des Hemerobioides aus den Juraschiefern von Stonesfield ge-
schah schon früher Erwähnung, und die durch Unger in Radoboj
entdeckten Ameisenlöwen beschreibt v. Charpentier (a. a. O.) als
Myrmeleon brevipenne und M. reticulatum.
188 INSECTEN.
Hemerobius und Myrmeleon kommen nicht selten im Bernsteine
vor, und einen Termiten erkannte v. Charpentier in Radoboj.
Eine besondere Hauptform der Neuroptera bilden die Gerad-
flügler (Orthoptera), welche sich durch ihre festeren leder-
artigen Vorderflügel und ihre gröfseren, fächerartig gefalteten Hin-
terflügel vor den übrigen Mitgliedern auszeichnen.
Unter den Insecten waren die Orthopteren mit am frühesten
vorhanden, und sie wurden durch Germar schon in dem Schiefer-
thone der Steinkohlenformation von Wettin entdeckt. Man hielt
die hier vorkommenden Flügel von ihnen früher für Pflanzenreste,
und Rost benannte eine Art in seiner Inaugural Dissertation (de
Filicum ectypis. Halae, 1839.) als Dictyopteris didyma. Göppert
erkannte zuerst, dafs ein solcher Aderverlauf, wie ihn diese Flü-
gel zeigten, keinem Farren zukommen könne, und Germar wies
in den aufgefundenen Oberflügeln die Structur der Blattinen nach.
Er unterschied in Münster’s Beiträgen (Hft. 5. p. 92 u. 93. tb. 13.
f. 1—4.) vier Arten dieser Schaben:
Blattfina didyma, welche auf ein 'Thier von beträchtlicher
Gröfse, etwa wie Dlatta Maderae, hinwies; |
B. anaglyptica, welche ein Thier von der Gröfse der Blatta
americana andeutelte;
B. anthracophila, von der Grölse der‘ vorigen, und
B. flabellata, welche um ein Dritttheil kleiner als’ die vorigen
beiden Arten sein mochte.
Mit diesen Flügeln kam ein anderer. vor, welchen ea (a. a.
0. p. 93. tb. 13. f. 5.), wegen seiner Aehnlichkeit mit dem der Feld-
heuschrecken oder der Grashüpfer, Acridites carbonatus nannte.
Viel gewöhnlicher sind die Schaben oder Blattarien in dem
Bernsteine.
Dafs die Geradflügler, und besonders die Heuschrecken, auch
in Solenhofen nicht fremd waren, bezeugen Locusta speciosa Münst.,
Locusta prisca Münst., Chresmoda obscura Münst., Phaneroptera
Germari Münst. und Gryllites? dubius Germ. (Münst. Beitr. Hft. 5.);
häufiger sind dieselben im Bernsteine und in ‚tertiären Gesteinen,
wie bei Aix, wo eine Forficula, mehrere Achetae, eine kleine
Gryllotalpa, eine Xya und ein Gryllus gefunden. worden ‚sind.
(Burm. Entom. 1. p. 640.)
Deutliche Abbildungen eines Grashüpfers von Radoboj ver-
danken wir v. Gharpenlier a. a. 0.), nach welchen. die Zeich-
nungen» von
nn.
HALBFLÜGLER. 189
Oedipoda melanostica v. Charp. — Taf. VII. Fig. 6 und 7,
welche ein Männchen und ein Weibchen dieser Art darstellen, co-
pirt wurden.
Die Flügeldecken sind linear und überragen den Hinterleib etwas.
Drei grofse schwarze Flecken auf der Oberseite der Hinterschenkel,
und namentlich deren schwarze Spitze oder Knie dürften (nach v.
Ch.) das Charakteristische für diese Heuschrecken der Vorwelt sein.
6. Ordn. HHemiptera. Halbflügler.
Sie haben, nach Burmeister, saugende Mundtheile, welche
einen Schnabel bilden, der gegen die Brust zurückgeklappt ist.
Von den vier Flügeln sind die zwei vorderen oft härter als die
hinteren, doch fehlen nicht selten beide, wie diefs in der Familie
der Läuse der Fall ist.
Brodie glaubt einen gleichflügeligen Halbflügler in der Weal-
denformation des Wardour-Thales erkannt zu haben.
Die Halbflügler Solenhofens, welche Germar beschrieb, sind:
+ Ditomoptera dubia Germ., Ricania hospes Germ., Belostomum
elongatum Germ., Nepa primordialis Münst. und Pygolampis gigan-
tea Münst. |
Bei Aix kommen, nach Marcel de Serres, vorzugsweise. nur
Wanzen aus verschiedenen Gattungen, z. B. Pentatoma, Coreus,
Lygaeus, Syrtis, Reduvius, Hydrometra, Gerris und Nepa, und
eine der Cicada plebeja ähnliche Zirpe vor.
Die Zirpen oder Cicaden sind ziemlich häufig im Bernsteine.
Burmeister erwähnt eine Flata und mehrere Arten von Jassus,
und einige Arten von Cixia, welche Germar in dem Bernsteine
entdeckte, sind denen von Mittelamerika ähnlich.
VI. Klasse. Arachnoidea. Spinnenthiere.
Gliederthiere, deren gleichartige Bewegungsorgnne blofs zum
Gehen tauglich sind; mit inneren Respirationsorganen, theils blo-
fsen gefalteten Säcken (Lungen), theils einfachen oder verästelten
Röhren (Tracheen), und mit wenigstens vier Gangfufspaaren. Statt
einer Verwandlung häuten sie sich blofs mehrere Male.
Sie haben nur einfache Augen in bestimmter, allermeist ge-
ringer Zahl (selten jederseits 40, meist 1, 2, 4, 6, 8). Ist
der Kopf frei beweglich, so findet sich ein Paar Fühler über
dem Munde, ist-er mit der Brust‘ zum Cephalothorax verwach-
sen, so fehlen die eigentlichen Fühler. Im ersteren Falle ist die
190 SPINNENTIIERE.
Brust deutlich gegliedert und vom Hinterleibe in ihrer Form nicht
zu unterscheiden; im letzteren Falle ist die Brust von dem Hinter-
leibe meistens recht gut zu unterscheiden. Die Beine sitzen bald
nur an der Brust, bald mit am Hinterleibe. Sie bestehen aus 6
Gliedern, von denen das letzte, der Fufs, bisweilen wieder in
mehrere Glieder gesondert ist. Der letztere an seiner Spitze mit
einer oder zwei Klauen. Die Mundtheile sind unbedeutend ent-
wickelt.
Die Mitglieder dieser Klasse, deren mehr als 1000 Arten
jetzt leben, halten sich am Tage gewöhnlich versteckt, unter Stei-
nen, in Gebüschen und Erdlöchern auf, gehen bei Nacht ihrer Nahr-
ung nach, und scheinen alle vom Raube zu leben. . (Burmeister,
Hab. d. Naturgesch. 1837. p. 573.)
4, Ordn, Arachnidae. Uryptodecapoda. |
Spinnen.
Kopf und Brust sind zu einem ÜCephalothorax verwachsen,
welcher aus fünf innig verschmolzenen Ringen besteht und mei-
stens kurz und dick ist. Die Fühler fehlen.
Vorn an ihm findet sich die Mundöffnung, umgeben von
zwei oft scheeren- oder klappenartigen Oberkiefern, einer Unter-
lippe oder Zunge, und ein Paar Unterkiefer, welche letzteren eigent-
lich schon zu den Beinen gehören. Der lange Taster derselben, der
eigentliche Fufs, ist bald fadenförmig, bald scheerenförmig, bald
zangenförmig und hat höchstens sechs, oft weniger Glieder. Die
übrigen vier Fufspaare dienen meistens zum Gehen.
Der. Hinterleib ist entweder ungegliedert und, wie bei den
Milben, mit der Brust verwachsen, gewöhnlich aber, wie bei
den eigentlichen Spinnen, von ihr gesondert; oder er ist ge-
gliedert (hat dann 6—12 Ringe), aber nur, wie bei den Scor-
pionen und Afterscorpionen, durch eine schwache Zusam-
menschnürung vom Cephalothorax gesondert. (Burm. Hdb. d. Na-
turg. p. 976.)
Fossile Ueberreste von Spinnen sind bei weitem seltener als
die der Insecten.
A. Fossiler Scorpion aus dem Steinkohlengebirge.
+ Cyclophthalmus Corda. (zUxAog, Kreis; Opduluös, Auge.)
Im seinem ganzen Baue nähert sich‘ dieser Scorpion der le-
benden Gattung Androctonus Ehrb., mit, welcher er auch durch
SPINNEN. 191
das Vorhandensein von 12 Augen übereinstimmt. Diese stehen
bei ihm ‘in einem Kreise, durch welchen. Charakter dieser Scor-
pion zum Typus einer neuen Gattung geworden ist. Seine Länge
beträgt ohne das abgebrochene Schwanzende- 32.
In den Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen
Museums in Böhmen, 1835, wird von Sternberg berichtet, wie
eins der kleineren Augen und das linke grofse Auge noch ihre
ursprüngliche Form haben und die Hornhaut in einem runzeligen
Zustande erhalten sei; wie man an jedem Kiefer nicht allein drei
vorstehende Zähne, sondern auch noch Haare, mit welchen die
hornige Haut bedeckt war, beobachten könne; dafs die Ringe des
Thorax und des Schwanzes, wie es schien, von allen bekannten
Arten sich unterschieden, dals die charakteristischen Zangen der
rechten 11‘ langen Scheere noch wohl erhalten seien, und dafs.
die hornige Bedeckung dieses Scorpions aus einer oberen rauhen,
beinahe undurchsichtigen und biegsamen Schicht von dunkelbrauner
Farbe, und einer unteren zarten, gelben und weniger elastischen
Schicht bestehe. Beide Schichten waren, unter dem Mikroskope,
aus sechsseitigen Zellen bestehend gefunden worden, welche. durch
Wände scharf von einander getrennt sind, und .selbst die Poren
der Tracheen und Eindrücke der Muskelfasern glaubt man daran
noch erkannt zu haben. (Buckland, Geol. v. Agassiz, 1. p. 457,
I. Pl. 46.) |
Dieses merkwürdige Geschöpf wurde 1834 vom Grafen Stern-
berg in einem Steinbruche, am Ausgange von Steinkohlenlagern
bei Chomle. unweit Radnitz in Böhmen entdeckt. Es ist das älteste
spinnenartige Thier, welches man kennt.
B. Fossile Spinnen aus jüngeren Formationen.
Aus dem lithographischen Schiefer von Solenlhofen beschrieb
Münster (Beitr. z. Petr. Hft. 1. p. 97. tb. 8. f. 2. 3. 4.) drei
Spinnen, welche er, wegen ihrer Aehnlichkeit mit Phalangium L.,
dem gewöhnlichen Weberknechte, Phalangites priscus nannte.
Unger fand den deutlichen Abdruck einer Spinne in dem ier-
tiären bituminösen Mergelschiefer von Radoboj. (L. Br. J. 1840.
p- 377.) |
Marcell de Serres, Murchison und Northampton haben fos-
sile Spinnen in tertiären Sülswasserschichten bei Aix in der Pro-
vence ‘entdeckt (Buckl. Geol. v. Ag. I. p. 456; II. Pl. 46 2;
L. Br. J. 1842. p. 750.), von 'denen zwei Arten zu ‚Argyronecta
und eine zu Ohelifer, dem Bücherskorpione, zu gehören: scheinen;
192 SPINNENTHIERE.
häufiger kommen Spinnen im Bernsteine vor, aus welchem ein
Chelifer oder Obisium, Scorpio Schweiggert Holl. (Peirefactenk.
p. 177.), ein Trombidium (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 371.)
und die merkwürdige Gattung
+ Entomocepkalus Holl entdeckt wurden.
Der Kopf ist in ihr, von der Brust getrennt und es scheint
diese Gattung einen Uebergang von den Spinnen zu den Ameisen zu
bilden. Von den sechs Augen stehen vier fast in einer geraden
Linie; Fülse sind acht vorhanden.
E. formicoides Holl, Petref. p. 178. |
Brust und Hinterleib länglich; Kopf viereckig; Lippe dreieckig;
Kiefer fast sichelförmig und an deren Spitze ein cylindrischer Haken,
welcher scharf zugespitzt und fast so lang als der Kiefer ist. : Die
Fülse endigen in einem Büschel kurzer, sieifer Haare. Das ganze
Thier ist von brauner Farbe und 33° lang.
2. Ordn. MHyriapoda. Tausendfüfser. |
„Ihr Leib besteht aus lauter gleichen :oder abwechselnd glei-
chen, deutlich gesonderten Ringen, deren jeder. ein: oder: zwei
Paar Fülse trägt. Der Kopf ist deutlich abgesetzt, und hat jeder-
seits vier, acht, oder zahlreiche einfache Augen und vorn: ein
Paar Fühler.‘‘ (Burm., Hdb. d. Natg. p. 574.) Linn& _vertheilie die
Arten unter. seine beiden Gattungen Scolopendra und Julus.
„Die Scolopendriden zeichnen sich, ‘aulser durch ihren
langen, platten, aus vielen Gliedern bestehenden Leib, wo. jedes
Glied an beiden Seiten mit einem kürzeren Beine versehen ist,
auch durch ihre eigenthümliche Construciion der Frefswerkzeuge
aus. Es wird nämlich der Kopf auf der Unterseite, wo er die
gewöhnlichen, aus einer Lippe, Mandibeln und Tastern' zusammen-
gesetzten Freiswerkzeuge führt, noch von einer besonderen Platte
bedeckt, welche aus mehreren Theilen besteht, und an jeder
Seite eine grolse gegliederte Klaue trägt, womit das Thier seine
Beute: falst. Dieser ganze Apparat ist aber nicht dem: ‚Kopfe
selbst ängehörig, sondern entspringt aus dem ersten ‚Körperseg-
mente, welches noch überdiefs das letzte Fufspaar trägt. . Nach
der Zahl der Abschnitte, aus denen der Körper besteht, und dem
daran befindlichen Beine, unterscheidet man mehrere Gattungen,
unter welchen Geophilus diejenigen ‚Arten begreift, bei denen der
Körper mehr 'als21 Abschnitte enthält. Die ‚jetzt lebenden Arten
halten sich gern an feuchten und: dunkeln Orten auf, sind 'beson-
TAUSENDFÜSSER. — KREBSE. 193
ders bei'Nacht lebhaft, und manche leuchten des Nachts mit phos-
phorischem Lichte.‘“ (Germar in Münst. ‚Beitr. 5..p. 89.)
Geophilus proavus Germar. — Taf. VI. Fig. 18. (etwas
verkleinert), nach Münst. Beitr. Hft. 5. p. 89. tb. 9. f. 9.
Er übertrifft alle lebenden Arten an Gröfse und mag gegen
100 Fufspaare gehabt haben, da man an dem Fossile, welchem
das hintere Ende fehlt, deren’ schon 78 zählen. kann.
Im: Juraschiefer von Kelheim:
Julus, fabulosus Marc. de Serres,. gehört dem tertiären
Sülswasserkalke von Aix an. (Keferst. Naturg. d. Erdk. II. p. 370.)
Eine Scolopendra soll in dem Kreideschiefer von Glarus
vorgekommen sein; sicherer jedoch ist ihre Existenz im Bernsteine
nachgewiesen. : (Keferst. Nat. d. E..II.. p. 370.)
VII. Klasse. Orustacea. Krebse.
Krustenthiere *).
Die Krebse sind Gliederihiere, deren vordere Körperringe
sich mehr ausgebildet haben als die hinteren. Sie stellen daher
zwei Hauptabschnitte dar, den vorderen, Brustkasten oder Ce-
phalothorax, den hinteren oder Hinterleib. Jener trägt Füh-
ler, Augen, Frefswerkzeuge und Fülse; dieser nur Flossen oder
gar keine Bewegungsorgane. Sie athmen durch Kiemen, welche
theils an den Fülsen des Brustkastens, theils an den Flossen des
Hinterleibes sitzen. |
Am ersten Ringe des Körpers, welcher nicht immer ein selbst-
ständiger Kopf ist, sitzen 1) die Sinnesorgane: zwei aus mehreren
Aeugelchen zusammengesetzte, gestielte oder ungeslielte Augen (Netz-
augen), neben denen bisweilen noch einfache (Nebenaugen) sich finden,
und 2 Paar Fühler oder Antennen; 2) die Kauwerkzeuge, welche
eigentlich nur aus den sogenannten Oberkiefern (mandibulae) bestehen,
die zwischen der Oberlippe (labrum) und Unterlippe (Zunge, lingua)
liegen. Alle anderen sogenannten Mundiheile, deren Zahl von 2 bis zu 5
Paaren wechselt, und von denen die vorderen Unterkiefer (mazillae),
die_hinteren Kaufüfse genannt werden, sind nur veränderte Fülse
(accessorische Mundtheile, Burm.). Sie bestehen immer aus zwei un-
*) Ich lege hier die Eintheilung Burmeister’s zu Grunde, welche der-
selbe in seinem Handbuche der Naturgeschichte, Berlin 1837, und in seiner
Schrift: „die Organisation der Trilobiten aus ihren lebenden Verwandten
entwickelt, Berlin, 1843“ gegeben hat.
Geinitz, Versteinerungskunde. 15
194 KREBSE.
gleichen Lappen, von welchen der äufsere bald kleinere, bald gröfsere
wohl Taster (palpus) genannt wird, und dienen zum Auffischen und
Festhalten der Nahrungsmittel.
Der übrige Brustkasten trägt blofs Bewegungsorgane. Von leltz-
teren unterscheidet Burmeister: @) Beine, welche nur mit einfacher
Klaue enden und zum Gehen bestimmt sind; 5) Scheeren, mit ei-
ner Zange endend, indem das vorleizte Glied einen Fortsatz parallel
dem letzten Gliede aussendet; c) Klammer- oder Raubfülse, deren
letztes Glied gegen das vorletzte zurückgeklappt ist; d) Flossen-
fülse, kurze, zweireihige, gegliederte Fortsätze, am Rande mit’ Bor-
sten besetzt, die zum Schwimmen dienen; e) Rankenfüfse, lang und
spiralförmig aufgerollte Flossenfüfse; f) Blattfüfse, ungegliederte,
zweilappige, dünne, häulige, am Rande mit Borsten besetzte Fortsätze,
ebenfalls nur zum Schwimmen brauchbar. |
Der Hinterleib hat entweder gar keine äufseren Organe, oder
ähnliche Flossen- und Blattfülse; sein Ende ist gewöhnlich etwas ge-
spalten und mit Lappen oder Borsten besetzt. (Burm. Hdb. d. Nat.
p. 544 — 546.) |
Die Krebse leben vorzugsweise im Wasser, nur wenige be-
ständig auf dem Lande; ihre Nahrung besteht in thierischen Stof-
fen. Mitglieder dieser Klasse bewohnten schon die ältesten Meere,
die unsere Erde bedeckt haben. Diesen Krebsen ist jedoch ein
der jeizigen Schöpfung ganz fremder Typus aufgeprägt, und erst
in den mittleren Formationen neigen die von den lebenden immer
noch abweichenden Krebsgattungen sich den jetzigen mehr zu.
A. Malacosiraca.
Die Grundzahl ihrer Brustkastenringe ist zehn. Augen zu-
sammengesetzt, mit facettirier Hornhaut; Bewegungsorgane stets
zwiefach, am Brustkasten Fülse, am Hinterleibe beständig Flos-
sen. (Burm.) »
1. Ordn: Arthrostraca.
An dem frei abgesonderten Kopfe sind zwei ungestielte Netz-
augen und zwei Paar Fühler, ein Paar Kiefern und drei Paar
accessorische Mundtheile zu erkennen. Nur sieben von den zehn
Brustkastenringen sind selbstständig geblieben und tragen paarige
Gangfülse. (Burm.)
a. Isopoda. -Gleichfüfser. Asseln.
Der flach gedrückte Rumpf besteht aus sieben freien Ringen,
in welchen sieben Paar Gang- oder z. Th. Ruderfülse befestigt sind.
ISOPODEN, 195
Hinterleib 'ein- bis siebengliederig, mit Kiemen tragenden Flossen.
Einige leben auf dem Lande und haben Aggregate einfacher Au-
sen, andere leben nur in dem Wasser, und von diesen sind meh-
rere Schmaroizer und haben dann verkümmerte Augen. (Burm.)
Als Isopoden beschreibt Graf Münster *) mehrere fossile
Krebse aus Solenhofen (Sculda, Alvis, Urda, Norna und
Reckur Münst.), welche jedoch, nach Burmeisier's brieflichen Mit-
theilungen, anderen Gruppen angehören.
Die einzigen fossilen ächten Isopoden sind nur die beiden
folgenden von Milne Edwards beschriebenen Gattungen:
t 1. @ Archaeoniscus Milne Edwards. (aoyoios, alt;
Oniscus, Kelleresel.)
A. Brodii M. Edw. — L. Br. J. 1843. p. 238 u. 1844. p. 638.
In der Wealdenformation des Wardourthales in Wiltshire wurden
von Brodie neben Insectenresten auch Körper von Isopoden entdeckt,
welche den Habitus der Cymothoiden haben und an sSeroks erinnern
sollen. Sie besitzen gewöhnlich die Länge von 0,12 und die Breite
von 0,09, lassen im ganzen 12 ‚Glieder erkennen, von denen 5
auf den Schwanz kommen würden. Das Endschild oder der sechste
Schwanzabschnitt ist halbkreisrund und schwillt vorn und in der Mitte
höckerartig an, ‚wie in einigen Sphaeromatiden.
+ 2. G. Palaeoniscus“*) Milne Edw. (naAcıös, alt; Oniscus.)
P. Brongniartid M. Edw. — 1. Br. J. 1844. p. 639.
Kleine, bis 0,12 lange, flach-ovale Körper dieser Art kommen
in grofser Menge in einem Cythereen-Mergel unter den grünen ter-
tiären Mergeln bei Paris vor. Am Kopfe erkannte man Fühler und
kleine seitliche Augen, am Brustkasten die 7 Ringel und an dem Hin-
terleibe 2 Abschnitte, von denen der letzte halboval-schildförmig ist
und an den Seiten fast sichelförmige Flossenanhänge zeigt, wodurch
das Thier sich sehr den Sphaeromen nähert.
3. G. Sphaeroma (?) Latr.
Körper eiförmig, mit zwei kleinen seitlichen Flossen am letz-
ten Ringe des Hinterleibes, welche die Kiemen nicht bedecken,
sondern unter paarigen Schwimmblättern liegen.
*) Beitr. z. Petref. Hft. 3 u. 5. E
**) Dieser Name wurde schon früher von Agassiz einer Gattung fossi-
-
ler Fische gegeben.
13°
196 KREBSE.
$. antöqua Desm. beschreibt Desmarest (er. foss. p. 138.) aus
dem Juraschiefer von Pappenheim und
S. margarum Desm. aus dem Knochengypse von Paris.
b. Laemodipoda. Kehlfüfser.
Rumpf rund oder flach; der vierte Ring auch noch mit dem
Kopfe verwachsen, daher nur sechs freie Ringe übrig bleiben.
Hinterleib fehlt oder ist eingliederig. (Burm.) i
Nach Gray ist ein Fossil von Solenhofen zunächst mit der
Gattung Nymphon Müll. verwandt.
c. Amphipoda. Flohkrebse.
Rumpf seitiich zusammengedrückt; sieben selbstständige Brust-
kastenringe mit verschieden gestalteten Fülsen. Hinterleib stets
siebengliederig, mit Endflossen, aber ohne Kiemen, die nur am
Brustkasien sitzen. (Burm.)
Noch nicht fossil beobachtet.
2. Ordn. Tihoracostraca. (Podophihalma.)
Kopf unbeweglich, mit zwei gestielten, beweglichen, facet-
tirten Augen. Brustkasten ganz oder gröfstentheils von einem ein-
fachen Panzer bedeckt. Hinterleib stets siebengliederig. (Burm.)
a. Stomatopoda. Maulfüfser.
Von den zehn Ringen des Brustkastens tragen: die: beiden
vorderen accessorische Munditheile und verlieren daher ihre Selbst-
ständigkeit, von den übrigen selbsiständig gebliebenen ' Füfsen
ähneln die hintersten, oder auch alle, Flossen. Kiemen variabel,
doch meistens am Hinterleibe; dieser mit grofser Endflosse. (Burm.)
Die fossilen Stomatopoden sind sehr selten und zur Zeit nur
aus dem lithographischen Schiefer von Pappenheim und aus dem
fischreichen Schiefer des Monie Bolca bekannt.
+ 1. 6.? Norna Münst. (Nord. Myth.)
Die einzige und noch wenig gekannte Art, N. lethophila Münst.
(Beitr. 3. p. 22. ib. 3 u. 4. f. 9.) von Solenhofen, könnte, nach Bur-
meister, mit Mysis verwandt sein, wenn man die langen dünnen Beine
für vielgliedrige Ruderfüfse nehmen darf.
72. G.? Urda Münst. (Nord. Myth.)
Krebse dieser Gattung haben, nach Münster, welcher sie wie
die vorige Gattung den Isopoden zurechnet, eine, lange, fast cy-
u u u ee ee tee ee
STOMATOPODEN. ' 197
lindrische Gestalt, 14 Fülse, einen sechs- bis siebengliedrigen
Schwanz, welcher mit fünf grofsen, schmalen Schwimmflossen,
unter denen die mittelste am breitesten ist, endet. An einem
Exemplare waren vier Fühler zu erkennen.
Erst bei genauerer ‚Kenntnifs der Beine lälst sich entscheiden,
ob. diese Thiere Macruren oder Stomatopoden seien. Sie zu den letz-
teren zu stellen, findet Burmeister defshalb angemessener, da der Ent-
decker von einem abgesetzten Kopftheile spricht.
Münster beschreibt vier Arten von Solenhofen.
3. 6. Squilla Fabr. Schaufelkrebs.
Squella antiqua Münst., Beitr. 5. p. 76. tb. 9 £. 11, mochte
am meisten der lebenden S. scabricauda Lam. ähneln, besafs jedoch an
dem letzten langen Gelenke des zweiten Fulspaares nur 6, statt 8, Seiten-
zähne und .eine glatte, nicht rauhe, mittlere Schwanzilosse.
Das einzige bekannte Exemplar ist vom Monte Bolca.
7 4 G. Reckur Münst. (Nord. Myth.)
R. punctatus Münst., Beitr. Hft. 5. p. 77. tb. 9. f. 10.
Kopf grofs, vierseilig und gerundet, seine vordere Seite breiter
als die gegen den Rumpf gekehrte. Rumpf fast cylindrisch, an sei-
nem vorderen Ende mit einem fast eiförmigen, dreitheiligen Rücken-
schilde, das in der Mitte glatt ist, dessen Seiten aber schwach 'ge-
bogen, etwas gewölbt und reihenweise granulirt sind. Der Schwanz
hat 4 deulliche, in der Mitte winkelförmig eingebogene Glieder und
endet mit. einer grofsen, breiten Klappe, zu deren Seiten 2 schmale
Schwimmflossen liegen. (Münst.)
Im Jura -Dachschiefer von Daiting.
+ 5. ©. Naranda Münst. (Skand. Myth.)
N. anomala Münst., Beitr. 5. p. 78. tb. 14. £. 5.
Diesen kleinen Krebs von Kelheim verweist Burmeister aus der
Abtheilung der Isopoden auch in die der Stomatopoden und erkennt in
ihm einige Verwandtschaft mit Alöma oder Erichthus.
7 6. G. Bosirychopus Goldf. ($öorgv&, Locke; noög, Fuls.)
B. antiquus Goldf. in Act. Ac. Caes. etc. T. 19. P. 1. p. 353.
6.:324.fe 6,
Dieser merkwürdige Krebs, welcher in dem Grauwackenschiefer
von Dillenburg aufgefunden worden ist, gleicht auf den ersien An-
blick einer Comatula. Aus einem ovalen Mittelkörper von 13 Länge
198 KREBSE.
«strahlen nämlich ringsum eine grofse Anzahl (60) verschieden ge-
bogener, gegliederter Fäden aus, welche von der Stärke eines Haares
und bis 10° lang sind. Die zahlreichen Glieder derselben sind etwas
breiter als lang, erweitern sich an ihrem vorderen Ende und bilden
hier vortretende Ecken. Der Mittelkörper. besteht aus einem Kopf-
bruststücke, in dessen Mitte vier Paar Füfse befestigt sind, und
einem Hinterleibe. Das hinterste Fufspaar, welches das vorhergehende
an Länge und Dicke übertrifft, bildet am Ende eine scheibenförmige
Fulsplattie, an deren Rande 16 gegliederte Fäden eingefügt sind. Das
vorletzte Fufspaar ist, wie es scheint, zugespitzt, und trägt 3—4 geglie-
derte Fäden. Beide Fufspaare sind nach hinten gerichtet, wogegen die
zwei kleineren vorderen, an welchen die zehn übrigen gegliederten
Fäden sitzen, nach vorwärts stehen. Der Hinterleib stöfst mit sei-
ner ganzen Breite an das Kopfbruststück an, verschmälert sich nach
hinten, ist in sechs Abschnitte getheilt und endet mit einigen Schwanz-
blättern. Längs seiner unteren Seite ist auf ihm eine Mittelfurche
eingedrückt. (Goldf.) Nach Burmeister gehört diese Gattung zu den
Stomatopoden, und zwar in die Abtheilung der: Schizopoden, in die
Nähe von Hysis, Noctiluca etc.
b. Decapoda. Zehnfülser.
Bei den Decapoden oder eigentlichen Krebsen sind Kopf-
und Brustkasten, oder vielmehr Kopf- und Rückenschild, zu einem
gemeinsamen Schilde, dem Kopfbrusistücke (cephalothorax, Rücken-
schild bei Münster, carapace bei Desmarest) verwachsen. Daran
erkennt man vorn zwei gestielte Augen, und zwischen diesen zwei
Paar Fühler oder Antennen, die mittleren oder oberen, und die
äufseren oder unteren.
Sie haben, nach Burmeister, alle eigentlich zehn Brustkasten-
ringe, von denen aber nur die fünf hinteren selbstständig bleiben
und zehn Gangfülse tragen. Von letzteren sind gewöhnlich die
vorderen in Scheerenfülse umgewandelt. Die fünf vorderen ver-
steckten Brustkastenringe tragen fünf Paar sogenannter Unterkiefer-
oder Kaufüfse, welche Hülfsorgane für den Mund abgeben. Am
Grunde neben den Gangfülsen sitzen die Kiemen.
1. Macrura. Langschwänze.
In den Langschwänzen sind die Flossenfülse des vorletzten
Hinterleibsringes nach hinten ausgestreckt und bilden mit dem letz-
ten Ringe eine groflse, fünfblätterige Endflosse. Der Hinterleib
ist bald ausgestreckt, bald gekrümmt.
a re
MACRUREN. 199
Die Langschwänze sind die ältesten Decapoden und erschei-
nen in wenigen Arten schon im bunten Sandsteine *) und im
Muschelkalke; neue Geschlechter, obgleich noch in geringer An-
zahl, finden sich im Lias, in grolser Menge kommen sie aber in
der oberen Juraformation vor.
Alle Decapoden, welche älter als die wenigen in der Kreide-
formation gefundenen sind, scheinen in ausgestorbene Gaitungen
vertheili werden zu müssen, und selbst hier findet sich noch ein
ausgestorbenes Geschlecht.
Die Krebse von Solenhofen beschrieb Graf Münster in den
Beiträgen zur Petrefactenkunde, Hft. 2. 1839.
Die Makruren der jetzigen Schöpfung leben meistens im Meere.
a. Caroidea. Garneelenkrebse **).
+ 1. G. Saga Münst. (Scand. Myth.)
Kleine Krebse, die einige Aehnlichkeit mit der lebenden
Gattung Mysis Latr. darbieten.
Ihr Rückenschild ist vorn sehr spitz, und der Schwanz, mit
seinen engen Schwimmflossen, verschmälert sich sehr nach hinten.
Mittlere Fühler kurz und schwach, äufsere von der Länge des
übrigen Körpers, mit einer lanzettförmigen Schuppe zur Seite.
Drei Paar Frefsspitzen haben die Gestalt der Fülse, sind aber
kleiner und kürzer; übrigens sind sie, wie die eigentlichen Fuls-
paare, an der Basis in zwei Arme getheilt, haben an den Seiten
Schwimmilossen und an der Spitze einen einfachen Nagel. (Münst.
B. 2. p. 80.)
Zwei Arten von Solenhofen und Dailing.
*) Nach H. v. Meyer (foss. Kr. p. 25.) kommen zwei Arten dieser Krebse
im bunten Sandsteine von Sulzbad vor, welche den Gattungen Gebia und
Galathea am nächsten verwandt sind.
**) „Da die Garneelenkrebse stets einen Körper haben, der höher ist
als breit, so fallen sie im Tode, wie die Fische, auf die Seite; bei den
übrigen Macruren aber und bei den Stomatopoden ist der Leib breiter als
hoch, sie liegen also.im Tode auf dem Rücken oder auf dem Bauche. Man
mufs daher versteinerte Macruren, die auf der Seite liegen, für Caroideen
halten, die auf dem Bauche oder Rücken liegenden dagegen für. Paguriden,
Palinnziden, Astaciden oder Stomatopoden, je nachdem ihre sichtbare Or-
ganisation es verlangt. In ähnlicher Weise unterscheiden sich auch die
Amphipoden und Isopoden, jene haben ein corpus compressum, diese
ein corpus depressum, ‚s. depressiuseulum.“ (Burmeister, in brieflichen Mit-
theilungen.)
!
200 | KREBSE.
i'2..G Elder Münst. (Nord. Myth.)
Auch hiervon sind nur die Extremitäten gekannt. Die inne-
ren Fühler sind zweiborstiig und zeigen an ihrer Basis längliche
Schuppen. Frefsspitzen klein, mit Nägeln wie an den Füfsen.
Die ersten zwei Paare der letzteren sind klein und kurz, die drei
folgenden länger; Blätter der Schwanzflosse zugespitzt; letzere mit
langen falschen Füfsen. (Münst. B. 2. p. 77.)
Zwei Arten von Solenhofien.
tT 3. G. Rauna: Münst...(Nord. Myth.)
Kleine Krebse, deren Rückenschild in einen zahnlosen Schna-
bel verläuft, mit langen falschen Fülsen am Schwanze und kurzen
dicken Nägeln an den ungleichen eigentlichen Füfsen. Innere
Fühler fein,. borstig und ziemlich lang, äufsere lang und mit
langen, schmalen Schuppen an ihrer Basis. Die Frelsspitzen ha-
ben die Gestalt von geraden Füfsen. (Münst. B. 2. p. 78.)
Zwei Arten von Solenhofen.
+ 4. G. Blaculla Münst. (Wend. Myth.)
| Man kennt von diesen, wahrscheinlich sehr weichschaaligen
Krebsen bis jetzt nur die Extremitäten, nach welchen dieselben
der lebenden Gattung Nica Risso sehr ähnlich sein sollen, von
derselben sich aber dadurch unterscheiden, dafs sämmtliche Fülse
zweifingerig sind. (Münst. B. 2. p. 75.)
Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt.
t 5. G. Aeger Münst. (Nord. Myth.)
Das breite Rückenschild ist hinten herzförmig ausgeschnitten
und vorn in einen schmalen, oben ungezahnten Schnabel verlängert.
Die vier sehr langen, borstigen, inneren Fühler sind lang gestielt
und gleich lang, die beiden äufseren übertreffen an Länge den
ganzen Körper und haben zur Seite eine schmale, stachelähnliche
Schuppe stehen. Vor allen anderen Organen zeichnen sich auch
ihre äufseren Frefsspiizen aus, welche das Ansehen von -langen
Fülsen haben, und zu deren beiden Seiten lange, bewegliche
Stacheln sitzen, die aber gewöhnlich nur einseitig erscheinen. Die
Füfse, von denen das erste Paar das längste ist, sind alle zwei-
fingerig und, die beiden letzten Paare ausgenommen , zum grofsen
Theil gleichfalls mit zwei Reihen beweglicher Stacheln besetzt.
Der Schwanz geht gegen das Ende spitz zu, ist gewöhnlich ge-
krümmt und zeigt viele blattförmige Anhänge und. falsche, ,Füfse.
MACRUREN. 201
Seine mittlere Endflosse ist kurz und spitz, die übrigen vier sind
lang und gerundet. (Münst. B. 2. p. 64.)
A. spinipes Desm., Crust. foss. p. 134. tb. 11. f. 4. (Palae-
mon sp.) — Münst. Beitr, Hft. 2. p. 65. .tb. 24.
'Es ist die typische Art dieses Geschlechtes, welche mit einigen
anderen, als A. tipularius Schloih. (Macrurites tip.), nicht selten in
dem Schiefer von Solenhofen und Eichstädt gefunden wird.
+ 6. G. Udora Münst. (Nord. Myth.)
Von Aeger durch kürzere Fühler und die zwei letzten Fufs-
paare unterschieden, welche nur einfingerig und kürzer sind. Auch
fehlt dem Rückenschilde der Schnabel, und das letzte Schwanz-
glied ist länger. (Münst. B. 2. p. 69.)
Vier Arten von Solenhofen und Eichstädt.
+ 7. G. Kölga Münst. (Nord. Myth.)
Die Repräsentanten dieser Gattung sind, nach Münster, in
der Jetztwelt Hippolyte und Alpheus.
Sie sind von Antrimpos durch einen dickeren und zusammen-
sebogenen Körper und durch ihre Füfse, von welchen nur die
beiden vorderen Paare zweifingerig, die hinteren dagegen ein-
fingerig sind, leicht zu unterscheiden. Das breitere und kürzere
Rückenschild verläuft vorn in einen gezahnten oder glatten Schna-
bel. Das zweite Fufspaar ist das längste. (Münst. B. 2. p. 60.)
Münster beschreibt. acht Arten aus dem Schiefer von Eichstädt,
Kelheim und Solenhofen. |
+ 8 G. Drobna Münst. (Nord. Myth.)
Diese Gattung unterscheidet sich von den anderen besonders
durch Eigenthümlichkeiten der drei ersten Fufspaare, deren er-
stes zwei bewegliche Finger hat und länger ist als das zweite,
welches letztere eine breite, dicke Scheere mit einem kleinen,
beweglichen Finger hat. Die Finger der übrigen Scheeren sind
lang und schmal; das dritte Fufspaar ist das längste. Der Rücken
ist eingebogen und die Schuppe an der Basis der äuflseren Fühler
ist eirund. (Münst. B. 2. p. 58.)
Zwei Arten von Solenhofen und Daiting.
t 9. G. Bylgia Münst. (Nord. Myth.)
Die Krebse dieser Gattung stimmen in den meisten Stücken
mit den Arten von Antrimpos. überein, jedoch ist ihr Rückenschild
viel kürzer, die Scheeren des ersten Fufspaares sind kürzer und
202 KREBSE.
viel dieker, und von den Beinen ist das zweite Paar am längsten.
(Münst. B. 2. p. 56.)
Zwei Arten von Solenhofen und Eichstädt.
+ 10. & Dusa Münst. (Nord. Myth.)
Diese Krebse unterscheiden sich von allen anderen durch
ihre langen, fadenförmigen Fülse, an denen unverhältnifsmäfsig
srolse, spindelförmige Scheeren hängen. Das Rückenschild ist
kurz, der Schwanz lang und mit blätterförmigen falschen Füfsen und
schmalen, gerundeten Endflossen versehen. (Münst. B. 2. p. 71.)
Zwei Arten aus Solenhofen. |
+ 11. @ Antrimpos Münst. (Antrimp, Meergott der Wenden.)
Schmale, langgestreckte Krebse mit fast cylindrischem Kopf- .
brustschilde, das vorn in einen spitzen, gezähnten Schnabel ver-
läuft, langem Schwanze und langen Endflossen. Auch die äufse-.
ren Fühler sind sehr lang und an ihrer Basis mit einer langen
Schuppe versehen, dagegen sind aber die inneren, zwei- und: drei-
fadigen kurz.. Die äulseren Frefsspitzen gleichen langen Füfsen
und bestehen aus fünf sichtbaren Gliedern. Beine von ungleicher
Länge und sämmtlich zweifingerig; das erste Paar ist das kürzeste,
das dritte das längste. In der Jeiztwelt scheint diese Gattung
durch Penaeus Fahr. vertreten zu sein. (Münst. B. 2. p. 49.)
Münster beschreibt neun zum Theil grofse Arten von Antrimpos
aus dem Schiefer von Solenhofen, Eichstädt, Kelheim und Pointen.
+ 12. G.? Hefriga Münst. (Hefrig; Nord. Myth.)
Rückenschild hinten wenig ausgebogen und vorn schnabel-
artig verlängert. Jeder der mittleren Fühler besteht aus drei eng-
gegliederten, borstigen Fäden, von. welchen die längsten die halbe
Länge des Körpers erreichen. Doppelt so lang als diese sind die
äufseren Fühler, an deren Basis schmale, spitze Schuppen stehen.
Die Frelsspitzen sind den Fülsen ähnlich. Alle Fufspaare haben
eine einfache, eiwas gebogene Klaue; das erste Paar ist am kür-
zesten und dicksien, das zweite am. längsten. Der Schwanz ist
ziemlich dick; das mittlere Blatt der langen Schwanzflossen spitz,
die anderen gerundet. (Münst. B. 2. p. 73.)
Zwei Arten von Solenhofen.
+ 15. G.?.Bombur Münst.. (Nord. Myth.)
Kleine Krebse, von der äulseren Form der Anirimpos- Arten,
allein besonders durch ein sehr kurzes Rückenschild, welchem auch
ET
MACRUREN. 203
die schnabelartige Verlängerung fehlt, und durch einen sehr stark
zusammengekrümmten Schwanz von ihnen unterschieden. (Münst.
B. 2. p. 74.)
Zwei Arten von Solenhofen.
+ 14. G. Megachirus Bronn. Mecochirus Germar.
(ueyos, grols; zeio, Arm, Hand.)
Rückenschild vorn wenig, hinten stark ausgebogen, mit einigen
schwachen Furchen, welche sich von oben gegen den Seitenrand
herabziehen, übrigens dem des Flufskrebses ähnlich. Sehr lange,
eng gegliederte, borstige, äufsere oder Seiten-Fühler sitzen auf
langen gegliederten Stielen. Das erste Fufspaar, vorzüglich aber
die Mittelhand desselben, ist ungewöhnlich lang und endet vorn
mit einem langen, beweglichen Finger, der an der einen Seite
durch eine flossenartige Bildung geflügelt ist. Die Mittelhand oder
das Glied, welches mit dem Finger articulirt, wird an ihrem vor-
deren Ende breiter und oft sehr stark ausgebogen. Die Mittel-
hand des zweiten Fufspaares ist dagegen kurz und vorn sehr breit;
die drei hinteren Fufspaare sind schmal und enden in spitz ge-
bogene Klauen, die an einer schmalen Mittelhand sitzen. Der lange,
gewöhnlich sehr gekrümmte Schwanz endet in fünf grolse, fächer-
förmige, gerundete, hinten gefranste Flossen. (Münst. B. 2. p. 29.)
M. locusta Germar. — Taf. VIN. Fig. 17. Etwa 2% nach
Münst. Beitr. 2. p. 31. tb. 11. — M. locusta und M. longimanus Münst.,
Br. Leth. p. 475 u. 476. tb. 27. f. 1u. 16. — M. longimanatus Schlotheim,
Rückenschild klein und fast herzförmig. Die äufseren Fühler er-
reichen fast die Länge des ersten sehr langen Fufspaares, welches letz-
tiere länger als der übrige Körper ist. Der geflügelte Finger hat
ziemlich die halbe Länge der Mittelhand.
Häufig in den Schiefern von Solenhofen und Eichstädt, von wo
auch die anderen selteneren Arten herstammen.
+ 15. G. Pierochirus Bronn. Münster. (rreoöv, Flügel; yeo.)
Hierunter sind diejenigen Arten von Megachirus begriffen,
deren Finger und Mittelhand des ersten Fufspaares an beiden Sei-
ten durch Flossenbildung geflügelt sind. (Münst. B. 2. p. 27.)
Sie kommen mit den vorigen zusammen vor.
+ 16. 6.? Carcinium H. v. Mey. (xaoxivos, Krebs.)
C. sociale H. v. Mey. (L. Br. J. 1841. p. 96; 1842. p. 589;
1844. p. 337.), ist ein kleiner Krebs, welcher durch die überwiegende
Länge des vorletzten Gliedes am ersten Fulse dem Megachirus und
204 | KREBSE.
Pterochirus ähnlich wird, und sich durch das vorletzte Glied des zwei-
ten Fulses an Megachirus anschlielst.
Er kommt in grolser Menge im Liegenden des Jurakalkes, im
mittleren oder braunen Jura bei Dettingen in Würtemberg;, im Oxford-
thone von Dives in der Normandie vor.
+ 17. @.? Magila Münst. (Preufs. Myth.)
Das längliche, etwas bauchige Rückenschild endet vorn in
eine schnabelartige Spitze. Innere Fühler sehr kurz, äufsere lang,
dünn und borstig, auf einem langen, dreigliederigen Stiele. Das
erste Fufspaar ist grols und dick, und endet mit zwei eingebo-
genen Scheeren, an welchen der unbewegliche Finger kurz und
fast gerade, der bewegliche länger und krumm ist. Die anderen
sind schmal und kurz, und die drei hinteren haben nur eine ein-
fache Klaue. Der lange, etwas umgebogene Schwanz endet in
fünf Schwimmflossen, von derien die mittlere schmal und kurz ist.
Von den lebenden Gattungen Thalassina und Gebia Leach
unterscheidet sich Magela. besonders durch das zweite dicke Fufs-
paar, welches noch deutliche kurze Scheeren bar, (Münst. B. 2.
p- 25.)
Drei Arten von Solenhofen und Eichstädt.,
+ 18. 6.? Aura Münst. (Griech. Myth.)
Von allen anderen Krebsen durch die Scheeren des ersten
grofsen Fufspaares unterschieden, welche bis fast an die Basis
in zwei lange Finger getheilt sind. Rückenschild kurz. Schwanz
lang, mit fünf schmalen Schwimmflossen. (Münst. B. 2. p. 26.)
A. Desmarestii Münst., von Solenhofen, ist die einzige seltene
Art dieser Gattung.
+ 19. @6.? Brome Münst. (Griech. Myth.)
Münster vereinigt unter diesem Namen drei Arten aus den Schie-
ferbrüchen von Solenhofen und Daiting, welche Hoch: ‚wenig. gekannt
sind. (Münst. Beitr. 2. p. 47.)
ß.. Astacina. Krustenkrebse.
+ 20. G. Eryon Desmarest. (2£0vo, ich ziehe, schleppe.)
Das Kopfhrusischild ist- flach, breit oder oval, vorn abge-
stumpft; die mittleren (oberen) Fühler sind sehr kurz, zweitheilig,
viergliederig; die äulseren kurz, lang gestielti und an .der Basis
von einer breiten Schuppe bedeckt; die Augen lang- und dick-
gestielt, an der Seite der äufseren Fühler.
MACRUREN. 205
' Der Hinterleib (Schwanz) hat ohngefähr die Länge des Rücken-
schildes; seine mittleren Glieder verlängern sich seitlich in einen
spitzen Winkel; das letzte Glied endet mit fünf fein gefranzten
Schwimmflossen. .
Die Beine (Fülse) sind sechsgliederig, schlank, und nehmen
von vorn nach hinten an Länge allmählig ab, die vier ersten
enden mit einer zweifingerigen Scheere, das fünfte hat nur einen
einfachen, geraden, langen Nagel. (Münst. B. 2. p. 2.)
Die Arten dieser Gattung sind auf die Juraformation be-
schränkt. \
E. arctiformis v. Schlotheim (Macrurites arctiformis). — Tat.
VII. Fig. 8, von oben; Fig. 9, von unten (3). Nach Münst. Beitr.
Hft. 2. p. 3. tb. 1. — Br. Leth. p. 474. tb. 27. f. 2. — E. Cwieri
Desm., Crustaces fossies, Paris, 1822. p. 128. pl. 10. f. 4.
Das breite granulirte Kopfbrusistück lauft zu beiden Seiten nach
vorn in drei spitze, vorwärts gekrümmte Zacken aus.
Häufig bei Eichstädt und Solenhofen.
Seltener als dieser Krebs sind die anderen zwölf Arten von
Eryon, die Münster und H. v. Meyer (Act. Ac. Caes. Leop. Car. 1836.
V. 18. p. 261. tb. 11. 12.) aus Solenhofen und Eichstädt beschreiben.
Bei einigen von ihnen ist das Rückenschild breiter als lang, und am
vorderen Rande mit Einschnitten versehen, bei anderen, wie bei E.
Schubert v. Mey., ist das Rückenschild ohne Einschnitte und entweder
länger als breit oder fast so breit als lang.
7 21. G Glyphea H. v. Mey.
Kopfbruststück lang und schmal, durch zwei Querfurchen in
drei Theile getrennt, von welchen der erste vorn in eine schna-
belförmige, zweitheilige Spitze ausläuft, der mittlere aber sich
weit hinterwärts zieht; unter dem vorderen Haupitheile ist der
Seitenrand mit einem mehr oder weniger stumpfen Winkel einge-
bogen; die Rückenlinie ist gerade. (v. Meyer “.) Die mittleren
Fühler sind gabelig, vielgliederig; . die äufseren sehr lang, bor-
stenförmig und fein gegliedert; beide sitzen auf einem dreiglie-
derigen Stamme; an der Basis der äufseren sieht eine kleine
Schuppe; halbkugelige Augen an der Seite der letzteren. Erstes
Fufspaar lang, mit starken Scheeren; zweites und drittes lang und
schmal, mit dünnen Scheeren; viertes und fünftes nur mit einem
klauenförmigen Ende. Der grofse Schwanz mit fünf grofsen
*) Neue Gattungen fossiler Krebse, Stuttgart. 1843.
206 'KREBSE,
Schwimmilossen. Sie finden ihren Repräsentanten in dem leben-
den Astacus. (Münst. B. 2. p. 15.)
Nach v. Meyer bilden die von Münster beschriebenen Arten
die neue Gattung Eryma H. v. Mey. ““), und Burmeister möchte
mit Glyphea auch Alvis und vielleicht selbst Sculd«a Münst.
(Beitr. 3.) vereinen. |
Bezeichnend für die Juraformation.
G. modestiformis Schloth. (Macrourites m.) — Taf. VII. Fig.
10. Nach Münst. Beitr. Hft. 2. tb. 9. f. 2.
Diese Art wird 3” bis über 23° grofs, ist auf ihrer dicken
Schaale fein punktirt und zeichnet sich besonders durch ihre grolfsen
Scheeren und einen kurzen Schnabel am vorderen Ende aus.
Nicht selten im lithographischen Schiefer von Solenhofen und
Kelheim.
Aulserdem werden von Münster noch acht Arten. aus diesen
Schiefern beschrieben, denen v. Meyer mehrere aus anderen Bildungen
der Juraformation, unter diesen G. liasina und G. grandis aus dem
Lias von Würtemberg, noch hinzufügt.
r 22. G. Klytia H. v. Mey. (Griech. Myth.)
„Wie bei Glyphea, wird der Cephalothorax durch zwei Haupt-
querfurchen in drei hinter einander liegende Haupitheile geschie-
den, welche indefs, etwa mit Ausnahme der randlichen Gegend
des mittleren Haupttheiles, keine scharf ausgedrückten Erhaben-
heiten oder Vertiefungen darbieten, welche denen in Glyphea
ähnlich wären; auch ist der mittlere Haupttheil nicht so weit nach
hinten gezogen, zwischen ihm und dem hinteren Haupitheile liegt
eine gabel- oder sichelförmige Rückenregion, und unter dem vor-
deren Haupttheile biegt sich der Seitenrand nicht (oder nur wenig)
ein; übrigens ist der Rücken auch vollkommen geradlinig.“ (H.
v. Mey., neue Gatt. foss. Krebse, 1840. p. 19.)
Arten in der mittleren Jura- und in der Kreideformation.
K. ventrosa H. v. Mey. (a. a. O0. p. 20. tb. 4. f. 29.), im
Terrain a Chailles von Chaviez im Dep. d. ob. Saöne.
K. Mandelslohii H. v. Mey. (a. a. 0. p. 21. tb. 4. f. 30.)
Im braunen Jura von Dettingen in Würtemberg mit Careinium
sociale, und bei 'Thurnau und Rabenstein mit Ä. ventrosa zusammen.
K. Leachii Mantell (Astacus L.), Geol. of Sussex tb. 29. f- 1.
4. 5; tb. 30. fe 1—3; tb. 31. fe 1—4. — Gein. Char. p. 39. tb. 9.
j
*+) L. Br. J. 1840. p. 587.
MACRUREN. 207
%
f.. 1. — Glyphea L. Röm. Kr. p. 105. — Klytia L. Reufs, Böhm. Kr.
p- 14. tb. 6. f. 1—6.
Der Cephalothorax dieses Krebses ist eirund, bis 35° lang, und
hat ohngefähr die Form von dem eines Flufskrebses, welcher seitlich
zusammengedrückt ist,, verengt sich nach vorn allmählig, nach hinten
schneller, ist vorn in der Mitte zugespitzt, und hinten zur Aufnahme
des Schwanzes halbmondförmig ausgeschnitten. Er wird zum gröfsten
Theile von einem dicken Rande eingefalst, welcher auf seiner oberen
Seite von einer tiefen Furche begleitet ist. In dem vorderen Theile,
wo der Seitenrand auch etwas eingebogen ist, sind beide nur noch
schwach angedeutet. Die Charaktere der Klytia prägen sich sehr deut-
lich in ihm aus, denn der Cephaloihorax wird durch zwei breite und
tiefe Querflächen in drei Theile geschieden, von welchen der mittlere
am kürzesten ist und sich nach hinten verlängert. Die randliche Ge-
gend desselben zeigt zwei Verdickungen, welche durch eine Querfurche
von einander getrennt sind. Zwischen dem mittleren und hinteren
Felde liegt in der Mitte des geradlinigen Rückens eine schmale, ga-
belförmige Wulst. Die ganze Oberfläche ist dicht mit spitzen Knöt-
chen bedeckt, welche nach vorn hin gröfser werden. Die Scheeren-
füfse erreichen in meinem Exemplare die Länge von wenigstens 6°.
Hiervon nimmt die Scheere 44” ein, und 12 bis 2” kommen auf die
unteren Glieder. Die Hand ist vierseitig, ohngefähr 12° lang und
über 14 breit, und die Länge des unbeweglichen Fingers ist dem-
nach 23°. Beide Finger oder Zangen sind ganz gerade, verengen sich
sehr allmählig nach vorn und tragen an ihrem inneren Rande hohe,
stumpf dornige Fortsätze. Alle Fufsglieder sind mit zahlreichen grö-
fseren und kleineren spitzen Höckern besetzt. Reufs entdeckte an
seinen Exemplaren die Einlenkungsstellen der dicken hinteren 4 Fufspaare.
Im Plänerkalke von Strehlen bei Dresden, im Plänerkalke und
Plänermergel von Böhmen und in der Kreide von Sussex.
t 23. G. Bolina Münst. (Griech. Myth.)
Bolina unterscheidet sich von Glyphea- vorzüglich durch die
langen, schmalen Scheeren und die grofsen, nierenförmigen Augen,
durch gröfsere Dicke und Länge der äufseren Fäden der mittleren
Fühler und durch eine lange, spitze Schuppe an dem grolsen
Stiele der äufseren Fühler. (Münst. B. 2. p. 25.)
Die beiden Arten kommen bei Solenhofen vor.
t 24. G. Orphnea Münst. (Orphne, Griech. Myth.)
Das Rückenschild dieser Gattung, welche der lebenden Gatt-
ung Gebia am nächsten stehen soll, ist vorn stumpf und kürzer
208 KREBSE.
als der Schwanz. Die äufseren. Fühler, welche anf- einem fünf-
gliederigen Stiele befestigt sind, übertreffen an Länge den ganzen
Körper; die inneren zwei Paare erreichen nur 3 dieser Länge;
die Frefsspitze ist sechsgliederig und die Augen: ruhen auf cylin-
drischen, beweglichen Stielen. Von den Beinen, welche sämmtlich
mit einer einfachen, gebogenen, spitzen: Klaue endigen, zeichnet
sich das vordere Paar durch seine Breite und Länge aus. (Münst.
B. 2. p.89.) |
Man kennt hiervon die fünf von Münster beschriebenen Arten
aus Solenhofen und Eichstädt.
7 25. G. Brisa Münst. (Griech. Myth.)
Bei aller Aehnlichkeit dieser Gattung mit Orphnea unter-
scheidet sie sich von ihr durch das Vorhandensein von breiten
Schwimmflossen nicht nur an dem Ende, sondern auch an den
Seiten des Schwanzes. (Münst. B. 2. p. 45.)
Zwei Arten kommen bei Solenhofen und Eichstädt vor.
y. Palinuridae.
7 26. G. Pemphix H. v. Mey. Blasenkrebs. (aiugı&5, Blase.)
Der Cephalothorax. ist cylindrisch, wird nach hinten zu schmä-
ler, zeichnet sich durch viele warzenförmige Erhöhungen aus und
wird durch zahlreiche Furchen in drei Hauptregionen und mehrere
Unterabtheilungen getheilt. Sein Vorderrand verläuft in der Mitte
in einen kurzen, lanzeitförmigen Schnabel, dessen Oberseite rin-
nenförmig eingedrückt ist, und an der Seite in mehrere spitze
Zacken. Der vordere Haupttheil ist sechseckig; unter seinen Er-
höhungen zeichnet sich besonders die an der Grärze des zweiten
Hauptiheiles in der Mitte liegende aus, welche eine quer-ovale,
bis fast trapezische Form hat. Die mittlere, kleinste Region reicht
mit einer breiten Ausbiegung in die hintere, ziemlich lange Re-
sion hinein.
Der Schwanz übertrifft den Cephalotorax an Länge und nimmt
nach hinten schr allmählig an Breite ab, seine breiten, gerunde-
ten fünf Endflossen sind längs der Mitte gekielt und nach den
Rändern hin feinstachelig. ati
Die inneren Fühler bestanden aus zwei kurzen, schwachen
Fäden, welche auf kurzgliederigen Stielen salsen, die äulseren
waren stärker und länger.
Das erste Fufspaar war länger und: stärker als die anderen,
und mit einer Scheere bewaffnet. Seine Oberfläche ist, wie -der
MACRUREN. 209
Cephalothorax, mit Warzen bedeckt. (Br. Leth. p. 182; H. v.. Mey.
foss. Krebse, p. 3—10. u. in L. Br. J. 1842. p. 261.)
P. Sweurtii Desmarest, hist. nat. des crust. foss. p. 132. tb. 10.
f- 8. 9. (Palinurus Sueurü). — Taf. VII. Fig. 14. Nach H. v. Mey.,
foss. Kr. tb. 1. (4).
Auf diese grofse Art, welche in dem Muschelkalke von Fried-
richshall so häufig ist, in dem Muschelkalke von Villingen, Rottweil
und vielen anderen Orten von Schwaben, bei Würzburg, Augst, Aar-
gau, im Saarbrückenschen bei Blittersdorf, im französischen Departe-
ment des Niederrheins, in Lothringen u.. a. OÖ. aufgefunden worden
ist, palst die vorangegangene Beschreibung vorzugsweise.
P. Albertii H. v. Mey., foss. Kr. p. 9. tb. 4. f. 37.
Der Cephalothorax ist etwas kürzer und unterscheidet sich von
dem des P. Sueurii vorzüglich durch das hintere Ende des vorderen
Haupttheiles, welches, bei dem Mangel einer quer-ovalen Erhöhung,
hier eine kurze Zuspitzung besafs, nach welcher von den Seiten her
zwei gabelförmige Wülste zusammenliefen. Die Rückenlinie ist durch
eine Längswulst bezeichnet.
Bis jetzt ist nur ein Exemplar aus dem Wellenkalke von Horgen
am Schwarzwalde bekannt.
t 27. G.? Liogaster H. v. M. (%eios, glatt; yaorzo, Bauch.)
Kleine zierliche Krebse, welche in dem mittleren Haupttheile
des Rückenschildes einige Aehnlichkeit mit Pemphix haben, von
diesem sich aber schon durch die glatte Beschaffenheit ihrer Ober-
fläche, vorzüglich des vorderen Haupttheiles leicht unterscheiden.
(H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. p. 567.)
Im Muschelkalke von Friedrichshall.
+ 28. G. Palinurina Münst.
Diese Gattung vertritt, mit einigen kleinen Arten in den
lithographischen Schiefern, die noch lebenden Palinuren, von wel-
chen sich die fossilen Arten fast nur durch ihre Kleinheit und
Kürze unterscheiden *).
Das Rückenschild ist kurz, eiförmig und läuft nach vorn
spitz zu; die mittleren Fühler sind kurz und bestehen aus zwei
feinen, vielgliederigen Armen, die äufseren sind aufserordentlich
*) Die noch lebende Gattung Palinurus Fabr., zu welcher Desmarest
Pemphix Sueurii und Glyphea Regleyana rechnete, scheint in der Vorwelt
noch nicht existirt zu haben. (H. v. Mey. foss. Kr. p. 7.)
Geinitz, Versteinerungskunde, 14
210 KREBSE.
lang, eng gegliedert und werden von einem grolsen, dreiglie-
derigen Stiele getragen. |
‘Die Beine, von denen das erste Paar das kürzeste ist un
die mittleren die längsten sind, haben sämmtlich an ihrem Ende
einen einfachen, kurzen, spitzen Nagel. Die beiden. äufseren Frefs-
spitzen gleichen schmalen, kurzen Fülsen. Den ziemlich langen
und stark gekrümmten Schwanz beschliefsen fünf fächerförmige
Schwimmflossen. (Münst. B. 2. p. 36.) |
Drei Arten von Solenhofen.
+ 29. G. Cancrinos Münst. (Griech. Myth.)
Grolse Krebse, welche sich durch die unverhältnilsmäfsige
Dicke der Fühler leicht erkennen lassen. Sämmtliche Fufspaare
sind dick und haben an der Mittelhand einen "einfachen , -dicken
Nagel. Der Schwanz ist so lang als der übrige Körper und seine
Endflossen sind breit. (Münst. B. 2. p. 45.)
Sehr selten bei Solenhofen und Eichstädt.
"6. Paguridae. Einsiedlerkrebse.
30. G. Pagurus Fahr. Eremitenkrebs.
Der Cephalothorax der fossilen Paguren ist unbekannt und
war vermuthlich so weich, dafs er sich nicht lange erhalten konnte.
Der lange und stark gekrümmte Hinterleib (Taf. VIII. Fig. 13.)
besteht aus flach-sattelförmigen Gliedern, auf denen zwei tiefe,
nach hinten divergirende Längsfurchen ein mittleres Feld abschei-
den. Diese Furchen beginnen in dem vorletzten Gliede dicht an
dem vorderen Rande, in allen vorderen Gliedern erst nahe der
Mitte ihrer Länge. Dieses mittlere Feld wird in dem vorleizten
Gliede durch eine mittlere, vertiefte Längslinie in zwei gleiche
Hälften getheilt. Das letzte Glied hat in der Mitte ein ei-lanzett-
förmiges Feldchen, zu deren beiden Seiten sich zwei längere Flos-
sen ausbreiten.
Von den Füfsen sind nur die grofsen Scheeranfiifen (Taf. VIU.
Fig. 12.) vollkommen gekannt, welche von ungleicher Gröfse sind,
wie an dem Eremiten- oder Bernhardskrebse, Pagurus Bernhar-
dus L., von den übrigen kleineren und dünneren Beinen sind nur
Rudimente gesehen worden.
P. antiquus Otto (Callianassa antiqua Otto). — Taf. VII. Fig.
12 u. 13. — Röm: Kr. p. 106. tb. 16. f. 25. — Gein. Verstein. von
Kieslingswalda, p. 6. tb. 1. £..1—4.
MACRUREN. | zil
Das erste Glied der grofsen Scheerenfülse ist schief kegelförmig
und hat eine Längsfurche, nahe dem inneren Rande (welche in der
Abbildung nicht angegeben ist); das zweite Glied ist im Durchschnitte
drei- oder vierkantig, und ist auf der sichtbaren mittleren Kante mit zwei
Reihen kleiner Körner besetzt; das dritte breitere und gröfsere Glied
ist: etwas vierseilig, verengt sich nach dem vorigen zu, ist flach gewölbt;
das vierte, oder die Hand, ist vierseilig, länger als breit,. und endet
in ein kurzes, gerades, nur an der Spitze wenig eingebogenes Zangen-
glied. Das andere Zangenglied ist schwach gekrümmt. Die ganze Ober-
fläche ist, mit Ausnahme der Knochen auf dem zweiten Gliede, ganz glatt.
Im Grünsandsteine von Kieslingswalda in der schlesischen Graf-
schaft Glatz ungemein häufig, in entsprechenden Schichten bei Kreibitz,
von Glocker bei Schirmdorf und Triebitz bei Landskron in Böhmen
entdeckt, und bei ? Quedlinburg.
P. Faujasii Desm., Cr. foss. p. 127. ib. 11. f. 2. (Pagurus F.).
— Br. Leth. p. 736. tb. 27. f£. 23: — Röm. Kr._p. 106.
Das dritte und vierte Glied scheint relativ kürzer als in voriger
Art zu sein, ersteres, nach Römer, in der Mitte der Höhe siumpf
gekantet und hier grob gekörnt; Hand und Finger sind, nach Des-
marest, an den Rändern gezähnelt, und ihre Oberfläche ist durch Kör-
nelung rauh.
Im Kreidemergel bei Gehrden, Quedlinburg und Dülmen, in der
Kreide bei Mastricht und in England.
&. Anomura.
t 31. G. Prosopon H. v. Mey. (noöownov, Maske, Gesicht.)
Eine. Gattung, welche in der Mitte zwischen den Macruren
und Brachyuren zu stehen scheint. Den letzteren nähert sie sich
besonders ‘durch die Beschaffenheit des Einschnittes an der hinte-
ren Seite des Rückenschildes, welcher zur Aufnahme des Hin-
terleibes dient. Dieses Schild ist ziemlich gleichmäfsig gewölbt,
hat einige Aehnlichkeit mit einer Maske oder einem Gesichte, und
‚ist durch zwei Querfurchen in drei Hauptstücke getrennt.
Die Arten kommen in den Oolithen und P. tuberosum in der
untersten Abtheilung der Kreideformation (im Neocomien) vor.
(H. v. Mey., foss. Krebse, p. 25; in Münst. Beitr. 5. p. 70.)
P. hebes H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 32%.
Rückenschild (3” grofs) rundlich-viereckig, fast so breit als
lang; die gröfste Breite liegt ziemlich in der Mitte. Auf der Mitte
des vorderen Haupitheiles sondert sich durch zwei Längsfurchen ein
dreieckiges Feld ab, welches nach vorn in eine gewölbte Spitze zu-
14*
212 KREBSE.
läuft. In demselben liegen ferner an der Basis des Dreieckes zwei
rundliche Höcker. Die Seitengegend daneben ist stark aufgetrieben
und besitzt an der Seitenecke eine starke Warze. Die beiden auf-
getriebenen Seiten des mittleren Haupttheiles, welche auch an ihrem
äufseren Rande zu einer Warze anschwellen, sind auf dem Rücken
durch eine schmale Wulst verbunden, welche von dem wenig in das
hintere Hauptschild hineinragenden Theile durch einen Quereindruck
geschieden - wird. Das hintere Hauptstück ist schwächer gewölbt. Die
ganze Oberfläche der Schaale ist dicht mit kleinen Wärzchen bedeckt.
Im Unteroolith von Crune (Dep. de la Moselle).
P. simplez H. v. Mey., foss. Kr. p. 23. tb. 4. f. 33. Aus
dem Scyphien-Mergel oder dem unteren Coral- Rag von Streitberg.
P. tuberosum H. v. Mey., foss. Kr. p. 21. tb. 4. f. 31. Im
Neocomien oder der untersten Abtheilung der Kreideformation von Bou-
cherans im Dep. des Jura.
P. spinosum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 71. tb. 15.
f. 1.2. Aus dichtem gelben Jurakalke von Aalen in Würtemberg.
P. rostratum H. v. Mey., foss.- Kr. p. 24. tb. 4. f. 34; in
Münst. Beitr. Hft. 5. p. 74. tb. 15. f£ 4—6, und
P. marginatum H. v. Mey. in Münst. Beitr. Hft. 5. p. 72. tb.
15. f. 3, aus dem Jurakalke von Aalen, möchte v. Meyer, unter dem
neuen Gattungsnamen Pithonoton, von den anderen Arten trennen.
*. Brachyura. Murzsehwänze. Krabben.
Sie unterscheiden sich von den Macruren durch den Mangel
einer Endflosse am Schwanze, so wie auch dadurch, dafs ihr Hin-
terleib beständig gegen die Brust geklappt ist. Derselbe ist bei
männlichen Individuen zungenförmig und verschmälert sich sehr
nach dem Ende, bei den weiblichen hingegen breiter, fast kreis-
förmig oder eiförmig. | s
Die Brachyuren treten zuerst mit der Kreideformation auf,
und die fossilen Arten haben im Allgemeinen einen den lebenden
Formen ähnlicheren Charakter, als diefs bei den älteren Lang-
schwänzen der Fall ist. Gegenwärtig bewohnen sie das Meer oder
Flufsmündungen, und nur wenige von ihnen können eine Zeit lang
auf dem Lande leben.
1. G. Portunus Fabricius. Ruderkrabbe.
Der Cephalothorax ist eben, nicht höckerig, breiter ‘oder
eben so breit als lang, an seinem vorderen Seitenrande gezähnelt
und gegen den Hinterrand zusammengezogen; der Rand zwischen
BRACHYUREN. 213
den Augenhöhlen ist gezähnelt oder buchtig; diese liegen von ein- »
ander in mälsiger Entfernung, welche gerade so grols als die
Länge des Hinterrandes ist, und umschliefsen die kurz gestielten
Augen.
Das erste Fufspaar ist am Ende flossenartig abgeplattei. Der
Schwanz beim Männchen aus fünf Gliedern gebildet, von denen
das vorletzte das gröfste und an der Seite seiner Basis mit einem
ziemlich vorspringenden Fortsatze versehen ist; der Schwanz des
Weibchens besteht aus sieben Stücken, von welchen das letzte
viel kleiner als das vorletzte, dreieckig und spitz ist. (Desmarest,
erust. foss. p. 85. — Br. Leth. p. 1157.) Zuerst in tertiären Gebilden.
P. Hericartii Desm., Crust. foss. p. 87. tb. 5. fi 5 — Br.
‚Leth. |p. 1158.
Der Rand zwischen den Augenhöhlen ist spitz und fünfzähnig,
der vordere, Seitenrand jederseits mit fünf gröfseren Zähnen und dar-
unter mit einem Stachel besetzt.
‘Der Cephalothorax, etwa von 6 Gröfse, wird sehr häufig im
oberen tertiären Meeressandsteine von Paris gefunden.
2. G. Podophthalmus Lam. Stielauge. (noüs, Fuls;
öpFakuog, Auge.)
Der ebene, nicht höckerige Cephalothorax ist. viel breiter
als lang und endet zu beiden Seiten in eine scharfe Ecke. Die
lang gestielien Augen stehen in einer Grube oder Furche des
zahnlosen Vorderrandes, welcher zwischen denselben einen Vor-
sprung macht. |
Das erste Fufspaar ist an der Basis etwas erhaben, übrigens
ähnlich wie in der vorigen @attung. Schwanz ähnlich dem von
Portunus. (Desmar. crust. foss. p. 88.)
P. Buchii Reuls, die Versteinerungen der böhmischen Kreide-
formation, 1. Abth., Stuttgart, 1845. p. 15. tb. 50.
Der Cephalothorax einer kleinen Art aus dem Plänermergel von
Hochpetsch in Böhmen.
P. Defrancii Desm., Cr. foss. p. 88. tb. 5. f. 6. 7.
Aus tertiären Schichten von Sceaux bei Paris.
3. G. Cancer Fabr. Crabe.
Cephalothorax eben, oberhalb ziemlich gewölbt und etwas
breiter als lang. Seine theils glatten, theils sigeförmig gezähnten
Seiten runden sich am Vorderrande in einem Kreisbogen ab, lau-
fen aber nach der schmalen hinteren Seite hin gegen einander.
214 KREBSE.
x
Die Augen stehen auf kurzen Stielen, und der’ Zwischenraum zwi-
schen ihnen ist gezähneli oder buchtig.
Die Fülse enden in einer Spitze, mit Ausnahme derer, wel-
che Scheeren tragen.
Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf bis sechs,
bei dem Weibchen aus sieben Stücken.
Die ältesten Arten sind tertiäre.
4 C. punctulatus Desm., Cr. fos. p. 92%. b.7T.f.3. 4 —
‚Hiernach Taf. VIII. Fig. 15, von oben, und Fig. 16, ein Weibchen von
unten (3).
Die Länge des Schildes verhält sich zur Breite wie 3:4; seine
ganze Oberfläche ist mit Wärzchen bedeckt.
Häufig in den kalkigen tertiären Schichten der Umgegend von
Verona, Vicenca und Bologna.
C. Sismondae H. v. Mey., aus tertiären Schichten bei Turin,
steht der vorigen Art ziemlich nahe *).
4. G. Grapsus Lam. Wanderkrabbe.
Cephalothorax eben, schwach gewölbt, vierseitig, mit Augen-
höhlen, welche an den Enden des breiten Vorderrandes liegen.
Hinterrand schmal. Der mittlere, erhabenste Theil des Schildes
ist von den Seitenflächen, so wie von dem Vorderrande desselben,
durch eine starke Vertiefung geschieden, und man erkennt an ihm
_ sehr deutlich die vorn liegende Magengegend, die fast mit dieser
zusammenhängende Geschlechts- oder Genitalgegend, und dahinter
die auch zusammenhängenden Gegenden des Herzens und der hin-
teren Leber. Die Kiemengegenden, welche den mittleren und
hinteren Theil der Seitenflächen des Schildes einnehmen (der vor-
dere Theil derselben bildet die vordere Lebergegend), lassen am
äufseren Rande öfters unter sich parallele Wülste und Vertief-
ungen erkennen, welche der Richtung der inneren Kiemen ent-
sprechen.
Der Schwanz ist in beiden Geschlechtern siebengliederig.
Die vier letzten Fufspaare sind unter sich gleich, sehr lang
und enden in einer gegliederten Spitze. (Desm., crust. foss. p. 97.)
G. dubius Desm., Cr. foss. tb. 8. f. 7. 8. Aus grauem Thone. °
G. speciosus H. v. Mey. in L. Br. J. 1844. p. 690. Im ter-
tiären Schiefer von Oeningen.
*) L. Br. J. 1843. p. 591.— Bronn, paläontol. Collectaneen, p. 61.
BRACHYUREN. 215
9. G. Gonoplax Leach. Eckschild. (ywvog, Ecke;
nı.a&, Platte.)
Der Cephalothorax unterscheidet sich von dem der vorigen
Gattung durch leichte Ausbiegungen des breiten Vorderrandes, wel-
cher auf beiden Seiten in eine Ecke verläuft. Die Augen sind
lang gestielt; der Raum zwischen ihnen macht in der Mitte einen
schmalen, bald spatelförmigen, bald eckigen Vorsprung. Die ein-
zelnen Gegenden sind auf dem Schilde wohl zu unterscheiden.
Die Magengegend ist sehr breit und fällt mit der vorderen Leber-
gegend in dieselbe Querlinie. Schwanz’ siebengliederig. Fülse
sehr lang, im Durchschnitte vierseitig, wu mit mittelgrolsen Schee-
ren. (Desm. Crust. foss. p. 98.)
Desmarest rechnet fünf Arten von Krebsen hierher, welche mei-
stens in einem erhärteten, graulichen, thonigen Kalke incrustirt bei
der Meerenge von Malacca gefunden werden.
Aufser @. incerta Desm., p. 104. tb. 8. f. 9, welche Art ein
wirklicher @onoplaz ist, gehören die übrigen, @. Latreillü, G. incisa,
G. emarginata und G. impressa Desm., nach Milne Edwards (Suites &
Buffon, hist. nat. des Crustaces, Vol. II. p. 64. *), zur Gattung Ma-
crophthalmus Latr., von welcher noch eine andere Art aus Ma-
lacca durch Lucas als M. Desmarestii Luc. beschrieben wird. (L..Br.:&
1841. p. 263.) |
Die Angabe von Gaillardot, dafs Gonoplax Latreillii im Muschel-
kalke von Luneville vorkomme, widerlegt H. v, Meyer, welcher die
dafür angesprochenen Reste einem Wirbelthiere zuschreibt. (L. Br. J.
1843. p. 590.)
6. G. Gelasimus Latr. Ocypoda F. (ye.coıuog, lächerlich.)
G. nitidus Desm., Cr. foss. p. 106. ib. 8. f. 7. 8, von unbe-
stimmlem Fundorte, ist die einzige fossile Art.
; 7. G. Gecarcinus Leach. Erdkrabbe.
G. trispinosus Desm. (Cr. foss. p. 108. tb. 8. f. 10.) ist die
einzige Art, und deren Fundort nicht gekannt.
8. G. Atelecyclus Leach. RT unvollkommen; xvUxAoc, Kreis.)
Cephaltohorax gewölbt, höckerig, fast kreisförmig, etwas vier-
seitig, mit scharfen, gezähnelten vorderen und hinteren Seiten-
nn u. s. w. (Desm. Cr. foss. 2 110.)
*) Eine Mittheilung, die ich ebenfalls Herrn Prof. Burmeister verdanke.
Leider war mir nicht vergönnt, die Arbeit von Milne Edwards selbst einzusehen.
216 KREBSE.
A. rugosus .Desm. (Cr. foss. p. Ll. tb. 9. f. 9.), etwa 9”
breit und 8° lang, wurde im tertiären Kalke bei Montpellier entdeckt.
9. G. Leucosia Fabr. Linsenkrabbe.
Cephalothorax halbkugelförmig gewölbt, vorn und hinten zu-
sammengezogen, und am vorderen Ende mit zwei kleinen Grüb-
chen für die Augen, welche nahe beisammen stehen. Die ein-
zelnen Regionen sind auf dem Schilde kaum von einander zu
unterscheiden. 5
Der Schwanz besteht bei dem Männchen aus fünf schmalen,
bei dem Weibchen aus vier breiten Stücken. |
'Fülse lang, besonders aber an ihren dünnen, gleichartigen
Enden. |
L. cranium Desm., Cr. foss. p. 113. tb. 9. f. 10—12. — Taf.
VII. Fig 11.0 b. c.
Das vordere Ende des fast kreisförmigen Schildes tritt wenig
hervor. Sein scharfer Rand ist fein gekerbt und die ®berfläche mit
zahllosen vertieften Punkten besäet, zwischen welchen noch feinere
zu bemerken sind.
Aus grobkörnigem Sande, wahrscheinlich von Ostindien.
10. G. Inachus Fahr. Meerspinne (Inachos, Griech. Myth.)
I. Lamarckii Desm., Cr. foss. p. 116. tb. 9. f. 15. 16.
Wahrscheinlich aus dem Londonthone von Sheppey.
11. G. Dorippe Fabr. (Myth.)
D. Rissoana Desm., Cr. foss. p. 120. td. 10. f. 1L—3.
Aus Ostindien.
+ 12. @. Dromilithes Milne Edwards. (Dromia; log, Stein.)
Diese Gattung erhielt ihren Namen wegen der Aehnlichkeit
in Form und Eintheilung des Cephalothorax mit der lebenden Dromia.
Bisher war von ihr nur eine einzige Art aus dem Londonthone
von Sheppey bekannt, in neuester Zeit beschreibt Reufs die Rücken-
schilder und Bruchstücken von den Scheeren eines kleinen Brachyuren
aus dem Plänermergel von Postelberg in Böhmen als D. pustulosus
Reufs (die Verstein. der böhmischen Kreideformation, 1. Abth. Stutt-
gart, 1885 p. .15 16.7. LE 9 ac. 5 20, ib. 11 238,).
13. G. Ranina Latr. Albunea Fabr. Froschkrabbe.
(rana, Frosch.)
Cephalothorax länglich, fast umgekehrt eiförmig, mit glattem
Raude, vorn breit und abgestumpft, hinten ziemlich schmal. Der
\ ae
BRACHYUREN. POECILOPODEN. ; 217
siebengliederige Schwanz gleicht einem langgezogenen Dreiecke.
Die Fülse sind zum Schwimmen eingerichtet und enden in einer spitz-
ovalen, an ihrem Ende etwas gekrümmten Fläche. Ihre zusammen-
gedrückten Enden haben die Form eines gezähnelten Dreieckes.
R. Adrovandi Desm.; Cr. foss. p. 121. tb. 10. f. 5—7T, tb.
uf. | |
Häufig im gelben grobkörnigen Kalke bei Verona.
+ 14. G. Hela Münst. (Nord. Myth.)
Cephalothorax oblong, elliptisch oder viereckig, vorn ab-
gestutzt und gezahnt, in der Mitte flach gewölbt. Schwanz sechs-
gliederig. Von den dicken Fülsen hat das erste Paar sehr grofse,
plattgedrückte, inwendig mit Stacheln besetzte Scheeren. (Münst.
Beitr. 3. p. 24.)
H. speciosa Münst. und H. oblonga Münst. (Beitr. 3. p. 24.
25; tb. 2. f. 1—4.) kommen in tertiären Meerwasser-Gebilden bei
Bünde, erstere Art auch bei Bodenburg im Hildesheimischen vor.
B. Ostracodermata.
Die Grundzahl in ihren Brustkastenringen scheint drei zu sein,
und ihre Anzahl ist meistens sechs, neun, zwölf. Augen zusam-
mengesetzt, mit einfacher, glatter Hornhaut. Die Jungen von allen
sind einäugig und bringen gewöhnlich blofs Fühler und Taster
als Bewegungsorgane mit auf die Welt. Sie sind beständig Was-
serbewohner. (Burm.)
3. Ordn. Aspidostraca. Entomostraca.
Schaalenkrebse.
Sie haben stets Augen mit glatter Hornhaut und meistens
zwei oder vier Fühler. Die meisten schwimmen im Wasser frei
umher, wefshalb diesen die Gangfülse ganz fehlen. (Burm.)
a. FPoecilopoda. Stachelfülser.
Sechs Gangfülse am Brustkasten, sechs Kiemenfüfse am Hin-
terleibe;, jene zugleich Fühler und Kiefern. Zusammengesetzte
Augen und Nebenaugen. (In Halicyne sollen die Augen gänzlich
fehlen, was Burmeister jedoch bezweifelt.) Brustkasten und Hin-
terleib jeder von einer grofsen, schildförmigen Schaale bedeckt.
(Burm.)
218 KREBSE.
1. @. Limulus Fabr. Stielschwanz.
Das vordere Schild ist oberhalb stark gewölbt und bedeckt
den grofsen Mund und die sechs Kieferfüfse, welche um den-
selben herumstehen; das Hinterleibsschild ist am Rande mit be-
weglichen Stacheln bewaffnet und endet hinten in einem steifen
und spitzen Stachel.
Aechte Limulus-Arten scheinen zuerst in der oberen Jura-
formation aufgeireien zu sein, sind aber hier, wie in jüngeren
Formationen, sehr selten. Den Limulus oculatus Kutorga aus dem
? Kupfersandsteine am Ural hält Bronn *) eher für einen Eurypte-
ruıs, und die Arten aus der Steinkohlenformation und dem Muschel-
kalke bilden neue Geschlechter.
L. Walchii Desm. (Or. foss. p. 140. I. 11. f. 6.), so wie die
von Münster aufgefundenen und von van der Hoeven **) beschriebenen
fossilen Arten wurden aus den Kalkschiefern von Baiern, bei Kelheim _
und Solenhofen, hervorgezogen, und sie bieten in den beiden Schil-
dern keinen wesentlichen Unterschied mit dem noch lebenden moluk-
kischen Krebse, Limulus polyphemus L., dar. Auch besitzen sie an
dem Rande des Hinterleibsschildes jederseits sechs bewegliche Stacheln;
während aber bei den lebenden Arten der Endstachel dreikantig ist,
so besitzen die fossilen auf der oberen und unteren Seite desselben
eine Längsfurche.
In L. brevispina Münst. scheinen diese Furchen zu fehlen, und
in der grölsten aller Arten, dem {
L. giganteus Münst. aus Solenhofen, dessen Schwanzstachel
8° lang und 8” breit ist, zeigen sich oben und unten zwei Längs-
furchen ***)..
+ 2. G. Halicyne H. v. Mey- (üAxög, vom Meere.)
Von Limulus durch den Mangel (?) von Augen verschieden.
H. agnota H. v. Mey., früher Lemulus agnotus H. v. Mey.,
(Olenus serotinus Goldf.), und
H. laza H.v. Mey. rühren aus dem oberen dolomitischen Mu-
schelkalke von Rottweil her 7).
H.? prisca (Limulus priscus) Münst., Beitr. 1. p. 71. tb. 5. £. 1.
Ihr scheinen wenigstens die Netzaugen zu fehlen.
Aus dem Muschelkalke von Bayreuth.
*) L. Br. J. 1839. p. 489.
**) Recherches sur l’histoire naturelle des Limulus, Leyde, 1838.
**%*) L. Br. J. 1839. p. 680; Münst. Beitr. 3. p. 26. tb. 1. f£. bo
+) L. Br. J. 1838. p. 415; 1844. p. 567.
POECILOPODEN. PHYLLOPODEN. 219
+ 3 G. Belinurus König. (P&rog, Pfeil; s&oa, Schwanz.)
Diese Gattung unterscheidet sich von Limulus durch die Ar-
ticulation des langen Stachels am Schwanze und durch Querein-
drücke an den Seiten des Hinterleibes, wodurch eine grofse Aehn-
lichkeit mit gewissen Trilobiten entsteht; doch sollen die Quer-
eindrücke nicht durch die ganze Fläche hindurchgehen, so dafs
die Bauchgegend blos von einer einzigen Platte bedeckt war.
B. (Limulus) trilobitoides Buckl., Geol. II. tb. 56. f. 3. En-
tomolithus monoculites Martin.
Aus einer Eisenniere, welche in der Steinkohlenformation von
Colbrook Dale häufig vorkommen.
Einen ganz ähnlichen, mehr trilobitenartigen Körper bildet Par-
- kinson (Organ. Rem. Vol. 3. Pl. 17. f. 18.) aus demselben Gestein
von Dudley ab.
b. Phyllopoda. Blattfüfser.
Bewegungsorgane gleichartig und blofs zum Rudern geeignet.
Wirkliche Kiefern und ein bis drei Paar accessorischer Mundtheile.
Die ungegliederten aber gespaltenen Füfse sind mit gefranzten
Hautlappen versehen. Sie haben zwei zusammengesetzte Augen
und meistentheils auch Nebenaugen. Brustkasten und Hinterleib
sind gegliedert, und der erstere besteht in den lebenden Gattungen
aus zwölf, der letztere aus zwei bis achtzehn Gliedern. Thiere
mit oder ohne Schaale, alle aber nur zum Leben im Wasser be-
stimmt.
Von den noch lebenden Gattungen ist nur der Blattfufs,
Apus *) Scopoli, im fossilen Zustande aufgefunden worden; da-
gegen werden dieselben durch die auf die beiden älteren For-
mationen beschränkten Paläaden vertreten, von denen Burmeister
gezeigt hat, dafs sie sich unmittelbar an die lebenden Phyllopo-
den, besonders an Branchiopus, anschlielsen.
Palaeadae Burmeister. Paläaden.
Sie zeichnen sich durch zwei grolse, zusammengesetzte Augen,
kurze, unentwickelte Fühler und weiche, blattartige, Kiemen tra-
*) Schimper entdeckte einen Apus in einer Schicht des bunten Sand-
steines von Sulzbad, welche sehr reich an Posidonia minuta (?) ist. Er
besitzt grofse Aehnlichkeit mit dem in sülsen Gewässern Deutschlands häu-
figen Apus eancriformis, und Schimper nennt ihn 4pus antiquus. (L. Br. J.
1840. p. 338.)
220 FE
gende Fülse aus, und unterscheiden sich von den lebenden Phyl-
lopoden wesentlich durch das schwankende Zahlenverhältnifs ihrer
Brustkastenringe. (Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus
ihren lebenden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843.)
41. Kam. Kurypteridae Burm.
Es sind Paläaden ohne Schaale. Ihr Rumpf besteht wahr-
scheinlich aus neun Ringen, von denen der erste ein Paar fünf-
gliederiger Ruderfülse trägt. Hinterleib mit drei bis sechs Ringen.
Nur im Grauwackengebirge.
Eurypterus Dekay. (eioög, breit; reoöv, Ruder.)
E. remipes Dekay. — Burm. Tril. p. 62. — Br. Leth. p. 109.
tb. 9. f. 1. — Fischer de Waldheim, notice sur l’Eurypterus de Podolie,
Moscou, 1839. tb. 4. f. 2.
Länge 33°; Breite oben 1%”.
Im Thonschiefer von Westmoreland und New - York.
E. lacustris Harlan. — Burm. Tril. p. 62.
Länge fast 5”; Breite 23”.
In der Grauwacke von Williamsville bei Buffalo.
E. tetragonophthalmüs Fischer, notice etc. tb. 4. f. 1.
Augen weit entfernt von einander und viereckig. Rumpf schlank,
Hinterleib noch schlanker, Glieder am Rande spitz.
Im Grauwackengebirge Podoliens.
“*. Fam. Cytherinidae Burm.
Die bisher noch unbekannten Thiere stecken in zweiklappigen,
bohnenförmigen Schaalen, deren oberer Rand convex und geschlos-
sen ist, während der untere concave sich öffnet.
Zu dieser Familie rechnet Burmeister vorläufig nur die Cy-
therinen “) aus dem älteren Gebirge.
+ Cyiherina Lam. (Cythere, Griech. Myth.)
Eine Meeresgattung.
C. balthica Hisinger, Lethaea Suecica, p. 10. tb. 1. f. 2;
tb. 30. f 1.
Schaale länglich, und auf der einen Seite fast geradlinig. Bis
10° lang und 6‘ breit.
Im jüngeren Uebergangskalke von Gothland.
*%) Die Cytherinen aus jüngeren Gebirgsarten sollen, wie es gewöhnlich
geschieht, den Ostracoden einverleibt werden.
4
TRILOBITEN. 221
C. Phaseolus His., Leth. Suec. p. 9. tb. 1. f. 1. — Klöden,
die Versteinerungen der Mark Brandenburg, Berlin, 1834. tb. 1. f. 10. 11.
Schaale länglich, fast nierenförmig, glatt. 5’ lang, 2° breit.
Aus dem Sandsteine bei Hoburg in. Gothland.
3. Fam. Trilobitae*). Trilobiten. Palaeadae Dalman.
Der Leib dieser merkwürdigen Krebse besteht aus drei deut-
lichen Hauptabschnitten und jeder aus mehreren Ringen, die alle
von hornigkalkigen Panzerstücken bedeckt waren. Nur diese letz-
teren sind in den fossilen Resten der Trilobiten erhalten geblieben.
In einigen Gattungen, zumal bei Calymene, Homalonotus, Phacops,
Harpes und Odoniopleura, hat der Panzer eine ungleich körnige,
granulirte Oberfläche, welche an einer besonderen dünneren Ober-
hautschicht haftet und nur theilweise ihre Granulation der unteren
derberen Panzerlage mittheilt; bei den meisten übrigen Gattungen
fehlt eine solche granulirte Schicht, und statt ihrer hat die Pan-
zerlage selbst feine Risse, Leisten oder Punkte, die den Linien
an der Innenfläche unserer Hand ähneln. Namentlich bei Asaphus
und JIllaenus bemerkte Burmeister diese Sculptur deutlich. Der
untere oder innere Theil der Panzerstücke bildet eine stets dün-
nere Hornlamelle, welche sich durch eine sehr regelmälsige, pa-
rallele Streifung auf ihrer freien Oberfläche auszeichnet.
Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe gesondert und wird von
einem grofsen, halbkreisförmigen oder parabolischen Schilde be-
kleidet, dessen mittleren Theil der wirkliche Kopf einnimmt und
hier als Kopfbuckel hervorragt, vermittelst einer mehr oder
minder deutlichen Furche von dem übrigen Schilde sich absetzend.
Die Seitentheile dieses Schildes sind selbstständige Stücke (Wangen-
schilder) und hängen mit dem Mittelschilde nur durch eine
Naht zusammen, welche im Schilde als vertiefte Linie (daher Ge-
‚sichtslinie) wahrgenommen wird. Der Verlauf dieser Linie ist
bei den verschiedenen Gattungen manchen Abweichungen unter-
worfen. Gewöhnlich entspringt sie zu beiden Seiten am hinteren
‚Rande ‚des Kopfschildes (aber bei Phacops schon am Seitenrande),
*) Dem vortrefflichen Werke von Burmeister: „die Organisation der
Trilobiten aus ihren lebenden Verwandten entwickelt, Berl. 1843. 4.“ ent-
lehnte ich vorzugsweise das über Trilobiten hier Mitgetheilte. Des Verfas-
sers Eintheilung beibehaltend, habe ich nur die Reihenfolge umgekehrt, weil
nach brieflichen Mittheilungen desselben, die Trilobiten mit Zusammenkugel-
ungsvermögen vor den beständig ausgestreckten den Vorrang verdienen, und
ich das System der Thiere in diesem Grundrisse von oben herab behandele.
222 KREBSE.
wendet sich von da gerade vorwärts oder schief einwärts, S-förmig
geschwungen zu den Augen, bildet über ihnen die Deckelplatten,
verläuft nun weiter zum Rande des Kopfschildes, ihn entweder an
zwei Stellen neben der Mitte (z. B. bei Paradoxides und Caly-
mene), oder in der Mitte selbst (bei Asaphus), oder gar nicht
(bei Phacops) überschreiten. Im letzteren Falle gehen die bei-
den Hälften der Gesichtslinien unter einem Bogen in einander über.
In den beiden ersten Fällen entstehen also zwei Wangenschilder,
ein rechtes und ein linkes, neben dem Mittelschilde; im dritten
Falle hängen beide. Wangenschilder vor dem Mittelschilde an ein- .
ander. Aufser diesen Schildern giebt es noch ein Schnauzen-
schild, welches unten vor dem Munde liegt und, wenn die bei-
den Hälften der Gesichtslinie getrennt über den vorderen Schildrand
wegsetzen, durch eine untere Quernaht, die dem Schildrande vorn
parallel verläuft, abgesondert wird. An ihm hängen das abwärts
gewölbte, untere Stück des Kopfes (clypeus) und ein Paar bauchige
Seitentheile, welche wahrscheinlich die Kiefer bedeckten.
Alle Trilobiten besitzen, nach Burmeister, zwei Augen, wel-
che theils als Kugelsegmente, theils als Stücke einer Kegelzone
gewölbt sind, und aus der Gesichtsnaht in der Mitte neben dem
Kopfbuckel hervortreten. Die Naht klafft an dieser Stelle mehr
oder weniger und beschreibt einen kleinen Bogen, unter dem das
Auge hervorquilli. Dieser Bogen begränzt die Deckelplatte des
Auges. Trilobiten mit sehr flach gewölbten Augen hielt man
früher für blind. Die aus vielen Linsen zusammengesetzten Augen *)
sind mit einer glatten Hornhaut bedeckt, welche jedoch ihrer Fein-
heit halber bei einigen Gattungen verloren ging und dann die
Augen facettirt erscheinen läfst.
Der gegliederte Rumpf wird von 6—20 gleichartigen Ring-
schildern bedeckt, deren Verbindung mit einander bei mehreren
Gattungen eine Zusammenkugelung des Leibes gestattete. Der mitt-
lere Theil dieser Ringe ist halbeylindrisch gewölbt und wird von
den seitlichen, flacheren Ausläufern durch eine Furche geschieden.
Hierdurch beurkundet sich das Dreilappige in der Form der Tri-
lobiten auch nach der zweiten queren Dimension. |
Den Hinterleib bedeckt das Schwanzschild, welches in
seiner allerdings undeutlicheren Gliederung dem Rumpfe sehr ähn-
lich wird. Burmeister nennt den mittleren gewölbten und ge-
ringelten Theil dieses Schildes die Achse.
*) Burmeister zählte am Auge des Phacops arachnoides 162 Linsen.
.
a
TRILOBITEN. 223
Die grofse Aehnlichkeit, welche im Bau der Trilobiten und
dem der lebenden Phyllopoden besteht, läfst auch annehmen, dafs
ihre Fülse weiche, häutige, gefranzte Schwimmblätter waren, ähn-
lich etwa der Form, in welcher sie auf Taf. IX. Fig. 1. im Durch-
schnitte dargestellt sind. Ihrer Weichheit halber konnten sie sich
nicht gut erhalten *). Nach Analogie der Phyllopoden bewegten
sich übrigens die Trilobiten nur schwimmend, gewöhnlich wohl
dicht unter der Oberfläche des Wassers, den Rücken nach unten,
die Bauchseite nach oben gewendet. In der Nähe der Küsten
und an untiefen Stellen des Meeres scheinen die Trilobiten am
liebsten, oft in grofser Anzahl beisammen gelebt zu haben; ihre
Nahrung bestand, wie es scheint, aus kleineren Wasserthieren,
vielleicht auch der Brut ihrer nächsten Verwandten, und das Ver-
mögen von vielen, sich zusammenkugeln zu können, schützte die-
selben gegen äulsere Gefahren.
Wie viele Krebse, bestanden auch sie eine Metamorphose,
und Battus oder Agnostus scheint Burmeistern nichts anderes als
der Jugendzustand dieser Krebse zu sein.
Die Trilobiten gehören zu den ältesten Bewohnern der frü-
heren Meere ‘und verbreiten sich vom Thonschiefer aufwärts bis
in die Steinkohlenformation. Die Gattungen mit kleineren flacheren
Augen, denen das Zusammenkugelungsvermögen abgeht, sind nur
in den älteren Theilen dieser Schichtenfolge zu finden, doch kom-
men neben ihnen auch immer Arten mit Kugelungsvermögen vor;
die letzteren reichen mit eigenthümlichen Gattungen bis in den
Bergkalk hinein, aber die ersteren fehlen daselbst ganz. Ueber
dem Bergkalke giebt es keine Trilobiten mehr.
| Von lebenden Thieren so abweichende Gestalten, wie man
in den Trilobiten zu erblicken gewohnt war ”"*), mu/sten die Aul-
merksamkeit der Naturforscher um so mehr auf sich ziehen, als
sie für die Kenntnils der älteren Gebirgsschichten eine höchst
wichtige Rolle spielen.
Aus der reichhaltigen Literatur über Trilobiten hebe ich fol-
gende, für ihre Kenntnils besonders wichtige und von mir ver-
glichene Schriften heraus:
Wahlenberg, Petrificata Telluris Suecanae, in nov. actis
reg. soc. scient. Upsaliensis, Vol. 8. Upsalae, 1821;
*) Die von Goldfuls, Sternberg und Castelnau für Trilobitenfülse an-
gesprochenen Theile hält Burmeister noch für sehr problematisch.
*+) Diefs drücken die Namen für die Trilobiten: Entomolithus para-
doxus L. und Paradoxides Brongn. hinreichend aus.
224 KREBSE.
Alewandre Brongniart, histoire naturelle des Crustaces fos-
siles. Paris, 1822, |
D. E. Eichwaldi, de Trilobitis observationes. Casani, 1825;
Dalman, über die Paläaden oder die sogenannten Trilobi-
ten, übersetzt von Engelhart. Nürnberg, 1828;
Quenstedt, Zahlenverhältnisse der Trilobiten, in Wieg-
mann’s Archiv 1837. Bd. 1. p. 337,
L. v. Buch, Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen
in Rufsland, in Karsten’s Archiv Bd. 15. 1840;
Goldfufs, systematische Uebersicht der Trilobiten, in Leonh.
Br. Jahrb. 1843. p. 537;
Burmeister, die Organisation der Trilobiten aus ihren le-
benden Verwandten entwickelt. Berlin, 1843; |
Emmerich, über die Trilobiten, in Leonh. Br. Jahrb. 1845.
p. 18. |
Il. Trilobiten mit Zusammenkugelungsvermögen.
Die Seitenlappen der Rumpfschilder stehen nur Anfangs wage-
recht, biegen sich dann aber mehr oder weniger senkrecht nach
unten herab. Die Augen sind grols und ragen weit empor. Der
hornige Panzer hatte eine feste Beschaffenheit, und das Schwanz-
schild ist an Gröfse und Gestalt dem Kopfschilde ziemlich ent-
sprechend. |
Sie sind die vollkommeneren, und finden sich meistens in
jüngeren Schichten als die übrigen- Trilobiten.
1. Calymenidae. Mit nach hinten verschmälerter Rumpfachse , granulirter
Schaale, und gewöhnlich mehr als zehn Rumpfringen.
A. Mit dreizehngliederiger Rumpfachse.
+ 1. G. Calymene Brongn. Amphion und Zethus Pander.
(xaAög, schön; wvn, Mond.)
Kopfschild halbmondförmig, ziemlich stark gewölbt, mit
ringsum aufgeworfenem Rande versehen, und an der hinteren Ecke
stumpf, abgerundet, nicht ausgebogen. Der Kopfbuckel ist stark
gewölbt, an der Seite gelappt, wird nach vorn schmäler und stöflst
hinten mit einem wulstförmigen Rande an den Rumpf an. Die
Augen ragen stark hervor, sind nur von mittlerer Gröfse und las-
sen keine Hornhaut erkennen; sie stehen bald auf der Mitte, bald
auf der vorderen Hälfte der Wangen. Die beiden Gesichtslinien
sind durch eine Randnaht verbunden. |
TRILOBITEN. 225
Die dreizehn Rumpfringe sind stark gewölbt; ihre hoch ge-
wölbte Achse ist von den gleichfalls hochgewölbten Seitenlappen
scharf gesondert.
Das Schwanzschild ist schmäler, doch oft ‚länger als das
Kopfschild; seine sieben-, neun- oder elfgliederige Achse wird
nach hinten schnell schmäler und rundet sich ab. (Burm.)
Die Arten beginnen zum Theil schon in den ältesten, am
häufigsten ‘sind sie jedoch in jüngeren Grauwackenschichten und
im Kohlengebirge.
C. Blumenbachii Brongniart a. a. OÖ. p. 11. pl. 1. £..1. —
Entomolithus paradozus Blumenbach. — Entomostracites tuberculatus Wah-
lenberg a. a. O0. p. 31. u. 295. — Parkinson, org. rem. III. pl. 17.
f. 11..18. 14. —. Dalman; "a. 2:0; tb. 4%, 3. —-Buckland;,: Geel.
pl. 46. fe 1—3. — Bronn, Leth. tb. 9. f. 3. — Hisinger, Leth. Suec.
tb. 1. f. 3. 4. — Burmeister, Tril. p. 96. tb. 2. f. 1—3. — Hiernach
Taf. IX. Fig. 2. a. b. |
Kopfschild vorn ganzrandig, mit stark aufgeworfenem Rande;
Kopfbuckel undeutlich vierlappig, indem die beiden vordersten Lappen
nur schwaeh von einander getrennt sind; der vierte hinterste Lappen
ist der grölste.e. Augen auf der Mitte der Wangen. Schwanzschild
viel kleiner als das Kopfschild, mit kurzer, breiter, siebengliederiger
Achse und sechs Furchen auf jeder Seite, von denen die vier mittleren
der Länge nach vom Rande aus gespalten sind. Die ganze Oberfläche ist
bei wohl erhaltenen Stücken fein granulirt. Länge 153 —3”. (Burm.)
| Nach Archiac und Verneuil *) in der oberen silurischen Grau-
wacke von Wiflsenbach, Daun, Contentin, Angers, Gothland, Oeland,
Scandinavien, Ostgothland, Dalecarlien, Shropshire; im Cederngebirge
in Süd- Afrika, sehr häufig in den vereinigten Staaten: Ohio, Trenton
Falls, Grafschaft Perry, Tenessee u. s. w.
Andere Arten sind nach Burmeister:
C. Tristani Brongn. a. a. O. pl.1. £ 2. A—K.
Aus silurischer Grauwacke von Prüm, Contentin, Lahunaudiere
(Bretagne) und vom Cederngebirge in Süd- Afrika.
C. polytoma Dalin. ıa,.2a:0:5tbin ii, RE
Im rothen Grauwacken- (Uebergangs-) Kalke Ostgothlands und
Esthlands.
C. callicephala Green, Burm. p. 98.
*) Fauna der paläozoischen Gebilde in den Rheinlanden, in Sedgwick
und Murchison, über die älteren oder paläozoischen Gebilde, bearbeitet von
G. Leonhard. Stuttgart, 1844.
Geinitz „ Versteinerungskunde. 15
226 KREBSE.
In Nordamerika von Hampshire in Virginien, an den Ufern des
Miamis bei Cineinnati und aus Indiana, in einem schwarzgrauen Grau-
wackenkalke.
+ 2. G. Homalonotus König. Trimerus Green, Murchison.
Dipleura Goldf. (öraös, ähnlich, vöwros, Rücken.)
Kopfschild hyperbolisch, mit ziemlich scharfer Vorderecke,
sanft geschwungenen Seitenrändern, ziemlich geradem Hinterrande,
ohne rückwärts vorgezogene Ecken. Die ganze Oberfliche ist
sanft gewölbt, breitet sich nach dem äufseren Rande ziemlich flach
aus, während der Saum am Hinterrande durch eine Furche ab-
gegränzt und leicht gewölbt ist. Kopfbuckel ungetheilt, hinten
etwas breiter als vorn, wo er sich zurundet. Augen neben der
Mitte des Kopfbuckels, flach gewölbt, und relativ etwas kleiner
als bei Caljmene. Die Gesichtslinie ist vorn dem Rande des Kopf-
schildes parallel, doch von ihm entfernt, scharfwinkelig, auf der
flachen Ausbreitung des Kopfschildes verlaufend, von da unter
einem Bogen sich zum Auge, und dann S-förmig geschwungen
zur hinteren Seitenecke wendend, die durch sie halbirt wird.
Rumpfachse ‘nach hinten verschmälert, wenig gewölbt; der
hintere Rand jedes Achsenringes ist scharfkantig vorgezogen, der
vordere durch eine mehr oder weniger vertiefte Querfurche von
dem hinteren Theile gesondert. R
Schwanzschild ähnlich dem Kopfschilde, allein kleiner und
schmäler. (Burm.) |
A. Dipleura Green. Das äulsere Ende der Gesichtslinie
halbirt die Hinterecke selbst. Die Achsenglieder sind nicht brei-
ter als die Seitenlappen und sehr deutlich von ihnen. abgesetzt.
H. Dekayı Green. —- Bronn, Leih. p. 113. pl. 9. 1. 0. 7. —
Burm. p. 101. !
In New-York, bei Northumberland in Pennsylvanien, Mount Hope
in der Gegend von Baltimore.
B. Trimerus. Das äufsere Ende der Gesichtslinie trifft den
Rand etwas vor der Ecke des Kopfschildes nach aufsen zu. Die:
Achsenglieder sind breiter als die Seitenlappen und sehr wenig
von ihnen abgesetzt.
a. Arten ohne Stacheln und Höcker. Trimerus Green, Homalonotus König.
H. Knightii König. — Bronn, Leth. p. 119 tb. 9. f. 14. —
H. Knightii und H. Ludensis Murch. Sil. Syst. — Burm. p. 101.
Oberfläche glatt. Schwanzschild spitz, mit acht- bis neunringeliger
Achse und sechs Seitenrippen. Körper 3—4 lang.
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TRILOBITEN. 227
Nach Archiac und Verneuil in silurischer Grauwacke von Ludlow,
Nehou, Wifsenbach, Daun, ZEhrenbreitenstein, Martelange, Altenahr,
am Rheinufer, an der Ahr und Lahn; in devonischer von Torquay.
H. delphinocephalus Green. u Brasbeib. 9,112. tb. 9 5
— Burm. p. 102.
Das spitze Schwanzschild ist am Ende zurückgebogen, hat eine zehn-
bis zwölfringelige Achse und acht Seitenrippen. Körperlänge 3—6”.
In einer gelben, stark eisenhaltigen Grauwacke aus der Eifel;
im Uebergangskalke Englands (Wenlock, Dudley) und Nordamerikas
(Williamsville, Niagara, New - York).
b. Arten mit dicken, symmetrischen Stacheln auf der ganzen Rückenfläche.
Homalonotus Murch.
H. armatus Burm. p. 103. tb. 4 f. 1. — Hiernach Taf. IX.
Fig. 1. (Kopfschild und die ersten beiden Rumpfringe, in 3 nat. Gr.)
Kopfbuckel achtstachelig, Seitenschilder mit einem Stachel, Hin-
terrand mit drei, jeder der Rumpfringe mit zwei Stacheln. Körper-
länge 3—6”.
In Grauwackenschichten der Eifel bei Daun.
H. Herschelii Murch. Se. Syst. pl. 7 bis. f. 2. — Burm. p. 103.
— Arch. u. Vern. a. a. O0. p. 173.
“ Körperringe vierstachelig, Seitenlappen mit einem Stachel, Schwanz-
achse an der Basis vierstachelig.
In silurischer Grauwacke von Brüm, Contentin, Lahunaudiere
(Bretagne) und im Cederngebirge in Süd - Afrika.
B. Mit elfgliederiger Rumpfachse.
13. G@. Cyphaspis Burm. (zögog, Buckel; «orig, runder Schild.)
Oberfläche gekörnelt. Kopfschild etwas kürzer als halb-
kreisförmig, mit stark herabgezogenen Seiten, ringsum. verdicktem
Rande, hoch gewölbtem, einem Ei ähnlichen Kopfbuckel, wel-
cher ohne Furchen ist, an seinem hinteren Ende aber von zwei
Längswulsten begleitet wird. Die kleinen Augen liegen auf hohen
Höckern neben dem Kopfbuckel. Die Gesichtslinie beginnt am
Hinterrande, nahe der in einen Stachel ausgezogenen Aulsenecke,
und läuft von dem Auge geradlinig zum Vorderrande.
Die Rumpfachse verschmälert sich nach hinten.
Schwanzschild sehr klein, mit gegliederter Achse und un-
deutlichen Rippen.
C. clavifrons Dalman (Calymene clavifrons und Cal. bellatula),
Dalm. a. a. O0. tb. 1. f£ 4 a. d. — Burm. p. 104. tb. 3. 1.3. 4ı—
Hiernach Taf. IX. Fig. 4.
228 KREBSE.
Im grauen silur. Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd,
bei Ladegaard’s Oen in Norwegen, und in einem ganz ähnlichen Kalke
aus der Eifel.
+ 4 G. Phacops Emmrich. Pleuracanthus und Peltura
Milne Edwards. (guxög, Linse; wıy, Auge.)
Kopfschild halbkreisförmig oder etwas parabolisch, biswei-
len auch mondförmig; am Aufsenrande scharfkantig oder etwas
ausgebreitet, am Hinterrande verdickt. Kopfbuckel hoch ge-
wölbt, einfach oder gelappt, vorn breiter als hinten, und dort
breiter oder eben so breit als der Abstand beider Augen. Die
Gesichtslinie läuft vorn um den Kopfbuckel herum und dann
von dem hinteren Augenwinkel S-förmig zum Seitenrande (was in
den beiden Abbildungen nicht ausgedrückt worden ist). Die gro-
fsen hochgewölbten Augen hilden ein Stück einer Kegelzone.
Die Achse der Rumpfringe ist etwas stärker gewölbt als
ihre Seitenlappen.
Schwanzschild mit deutlich gegliederter Achse und stark ge-
rippten Seiten. |
A. Arten mit einfachem, ungetheiliem, trapezoidalem Kopf-
buckel, der hinten einen kurzen Stiel und daneben zwei Knötchen
hat. Kopfecken stumpf, das Schwanzschild am Ende abgerundet.
P. latifrons Burm. p. 105. tb. 2. f. 4—6. — Hiernach Taf.
IX. Fig. 5. — Calymene macrophihalma Brongn. Crust. foss. p. 15.
pl. 1. f- 5. A—C. — Bronn, Leth. p. 111. tb. 9. f. 4 — Buckl.
Min. and Geol. pl. 46. f. 4 — Arch. u. Vern. a. a. O. p. 170.
Schaale stark gekörnelt; Kopfbuckel ungetheilt und an den Sei-
ten gerade; Schwanzachse sieben- bis neunringelig; Seitenrippen 5 — 7.
Länge 1— 3”. |
Nach Burmeister im Grauwackenkalke der Eifel, des Harzes, des
Fichtelgebirges, Böhmens, Englands und Nordamerikas. Archinac und
Verneuil führen noch andere Fundorte an, die sich wahrscheinlich auf
Ph. macrophthalmus (p. 229.) beziehen.
P. protuberans Dalm. (Cal. prot.). — Burm. p. 107. tb. 3. f. 6.
Die Seiten des Kopfbuckels sind etwas winkelig oder doch ge-
bogen, wodurch sich diese Art leicht von der vorigen unterscheidet.
In einem grauen Kalksteine vom Branikberge bei Prag, und nach
Sternberg aus Westphalen.
B. Arten mit gelapptem Kopfbuckel; ihnen fehlen die iso-
lirten Knötchen in den Hinterecken neben dem Stiele des Kopf-
buckels, statt ihrer erscheint eine Querwulst.
TRILOBITEN. 229
a. Kopfbuckel mit zwei Seitenlappen.
& Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet oder stumpf.
Ph. anchiops Green (Calymene a.). — Burm. p. 107.
In einem schwarzen Grauwackenkalke von Ulster und Murron
(New - York).
Ph. rotundifrons Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4. f. 2.
Bei Dillenburg auf dem Westerwalde.
Ph. proaevus Emmr. — Burm. p. 108. tb. 4 f. 3.
- Aus böhmischer Grauwacke von Ginec.
ß. Die Hinterecken des Kopfschildes sind zugespitzt.
Ph. conophthalmus Emmr. — Burm. p. 109. tb. 4. f. 5. 6.
In einem gelblich-grauen Kalksteine von Reval und Ladegaard's
Oen bei Christiania.
b. Kopfbuckel mit drei oder vier Seitenlappen.
&. Die Hinterecken des Kopfschildes sind abgerundet und ragen nicht hervor.
. aa. Kopfbuckel mit drei mittleren Seitenlappen.
Ph. macrophthalmus Brongn. (Calymene macr.) a. a. 0. p. 14.
b.91. 5 &.A.,.B. — „Burm,.:p.. 110.
Augen sehr grols. Der vorderste Theil des Kopfbuckels ist
quer rhombisch und vorn ziemlich scharfeckig; die drei folgenden
Lappen werden allmählig kleiner und der hinterste ist am stärksten
gewölbt. Schwanzachse zehn- bis zwölfgliederig.
Im älteren Grauwackenkalke von Hunaudiere in der Bretagne
und der Petersburger Hügel. ?
Ph. odontocephalus Green (Calym. odont.). — Burm. p. 110.
tb. 4 f. 4. |
In einem grauen Sandsteine aus Ulster in New - York.
bb. Kopfbuckel mit vier mittleren Seitenlappen.
Ph. sclerops Dalm. (Calym. scl.). — Burm. p. 111.
Der vordere, nierenförmige Theil des Kopfbuckels ist am gröls-
ten, die anderen nehmen an Grölse ab. Schwanzachse achtringelig;
Seitenrippen sechs. Länge 13 — 2”. |
Im grauen silurischen Kalke bei Husbyfjöd in Ostgothland, im
rothen Kalke bei Skarpasen und bei Furudal in Dalecarlien.
ß. Die Hinterecken des Kopfschildes ragen als ausgezogene Spitzen hervor;
Kopfbuckel vierlappig.
aa. Schwanzschild am Ende zugespitzt, ohne Seitenstacheln,
Ph. Hausmanni Brongn. (Asaphus H.) Cr. foss. p. 21. pl. 2:
f. 3. A. B. — Burm. p. 111. — Arch. u. Vern. 'a.:a..0. p: 172.
230 KREBSE,
Die sehr grolsen Augen breiten sich bis fast an den Rand des
Kopfschildes aus. Schwanzachse neunzehn- bis zwanzigringelig; Sei-
tenrippen fünfzehn. Länge 3-5”.
In silurischer und devonischer Grauwacke von Kemmenau, Prag,
am Moldau-Ufer bei Kosorz, Branik, Karlstein. |
Ph. caudatus Brünn (Trilob. caud.). — Parkinson, org. rem.
' 1. ib. 17. f. 17. — Asaph. caud. Brongn. Cr. foss. p. 22. pl. 2. f. 4.
— Dalm. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Buckl. Geol. and Min. II. pl. 45.
f. 9—11; pl. 46. f. 11—12. — As. Cordieri Castelnau, Essai sur le
systeme Silurien de Il’ Amerique septentrionale, pl. 4. f. 2.
Augen kleiner als bei der vorigen Art; Schwanzachse vierzehn-
ringelig; Seitenrippen acht, Ende des Schwanzschildes in eine Spitze
verlaufend. Länge 2—3”.
Im silurischen Grauwackenkalke Englands (Dudley, Ludlow), Schwe-
dens (Gothland) und Nordamerikas (Lockport).
Ph. mucronatus Brongn. (Asaph. muer.) Cr. foss. p. 22. pl. 2.
f- 4 — Dalm. Pal. p. 65. tb. 2. f. 4. — Entomostrae. caud. Wahlenb.
a. a. O. tb. 2. f. 3. — As. longicaudatus Murch. Sl. Syst. — ? A.
Limularius Green, Casteln. ess. etc. ib. 4. f. 1. — Burm. p. 113.
Durch das Schwanzschild der vorigen Art ähnlich, von welcher
sich diese durch gröfsere Augen, welche den zweiten und dritten Lap-
pen des Kopfbuckels überragen, unterscheidet. Schwanzachse vierzehn-
bis fünfzehngliederig; acht bis neun Seitenrippen; hinteres Ende in -
eine Spitze auslaufend. Länge 3—#".
In den Grauwackenkalken Englands (Dudley,.Wenlock), Schwe-
dens (Ostgothland, Schonen), im Thonschiefer von Mösseberg und in
der Eifel bei Daun.
bb. Das Schwanzschild hat an seinem ganzen Umfange lange Stacheln.
Ph. arachnoides Höninghaus, Brief von Crefeld d. 10. März
1835. — Burm. p. 115. tb. 4. f. 8. — Hiernach Taf. IX. Fig. 6.
Das Kopfschild dieser Art verläuft vorn in eine scharfe Ecke;
seine hinteren Ecken mit langgezogenen Hörnern; Rand des Schwanz-
schildes zehnstachelig. Jedes einzelne Auge hat 162 Linsen. Länge
1— 13". | |
In einem aschgrauen devonischen Kalke von Gerolstein in der Eifel.
Ph. stellifer Burm. p. 115. tb. 4. f. 8.
In einem aschgrauen Kalke der Eifel.
TRILOBITEN. 231
C. Mit zehngliederiger Rumpfachse.
+5. G. Aeonia Burm. Calymene Dalm., Green. Asaphus.
Emmr. (aiwvıos, langwährend.)
Kopfschild halbkreisrund, mit verdicktem Rande. Der stark
gewölbte Kopfbuckel ist parabolisch, ungetheilt oder seitlich schwach
gefurcht, rundet sich vorn zu und stölst, gleich breit bleibend,
hinten unmittelbar an dem Gliederungsrande an. Die Gesichtslinien
laufen von oben fast gerade nach den Augen und wenden sich
unter denselben S-förmig nach dem Hinterrande. Augen mälsig
grols, stark gewölbt, glatt und ziemlich dicht an dem Kopfbuckel.
Die Rumpfachse ist von den Seiten stark geschieden. Das Schwanz-
schild ähneli dem Kopfschilde, ist jedoch kleiner und hat eine
kurze, deutlich gegliederte Achse. j
A. diops Green (Calymene d.). — Burm. p. 117. tb. 3. f. 5.
In einem schwarzen Sandsteine aus dem Staate Ohio.
A. concinna Dalm. (Calym. conc.). Pal. p. 40. tb. 1. f. 7. —
Burm. p. 117. tb. 3. f. 1. 2. — Gerastos laevigatus Goldf. in Leonh.
Br. Jahrb. 1843. p. 557.- tb. 4. f. 7. — Hiernach Taf. IX. Fig. 7. a. b.
Kopfbuckel ungetheilt und mälsig gewölbt; Schwanzachse nieder-
gedrückt. Länge 1”.
In (?) silurischer Grauwacke von Gothland, in devonischer der Eifel,
und im Steinkohlengebirge, über den Productenschichten *) von der
Mülke bei Hausdorf in der schlesischen Grafschaft Glatz.
A. cornuta Goldf. (Gerastos cornutus) in Leonh. Br. Jahrb.
1843. p. 558. tb. 5. f. 1.
Aus der Eifel.
2. Asaphidae. Mit nach hinten nicht verschmälerter Rumpfaehse und
glatter, in sich sculpirter Schaale.
A. Mit zehngliederiger Rumpfachse.
76. G. Illaenus Burm. Illaenus und Bumastes Aut.
- (Moabw, ich schiele.)
Das Kopfschild gleicht am meisten dem vierten Theile einer
Kugelfläche, aus welcher der Kopfbuckel nur hinten wenig her-
vortritt. Die Gesichtslinien, welche auf dem abgeplatteten Vor-
derrande durch eine Quernaht verbunden sind, steigen hier unter
einer leichten Schwingung zum Auge hinauf, und durchbrechen
nicht weit von der Rumpfachse den Hinterrand. Die Augen sind
*) v. Buch, über Goniatiten und Clymenien in Schlesien, Berlin, 1839.
232 KREBSE.
halbmondförmig, niedrig und glatt. In dem grofsen und stark
gewölbten, halbmondförmigen Schwanzschilde ist eine kurze Achse
erkennbar. |
Die Oberfläche aller Panzerstücke ist fein und unregelmifsig
concentrisch liniirt und punktirt.
A. Illaenus Aut. Rumpfachse nicht breiter als die Sei-
tenlappen und deutlich von ihnen abgesetzt.
I. crassicauda Wahl. (Entomostrac. cr.) a. a. O. tb. 2. f. 5. 6.
— Dalm. Pal. p. 51. tb. 5. f. 2. — His. Leth. Suec. tb. 3. f. 5. —
Br. Leth. p. 115. tb. 9. f. 9. — Cryptonymus Rudolphä, Cr. Rosen-
bergii, Cr. Parkinson, Cr. Wahlenbergii Eichwald, observ. etc. p. 50.
bl. 52. 2b, AU BB. 1 FIT Bf. 22 Se
pP: 119: this m Anelnituli Niopnırei, a.r Or ipanyan —, Tat. TX,
Fig. 8. a. db. c. nach Dalman.
Die Augen sind dem hinteren Rande des Kopfschildes sehr ge-
nähert. Länge 1— 3”.
In silurischer Grauwacke von Cornden bei Schelve, bei Salop
und Montgomery in England, in Dalecarlien, bei Husbyfjöd in Ost-
gothland, bei Christiania, in Esthland bei Reval und Petersburg, in
der Bretagne; in devonischer Grauwacke von Preiseck.
I. giganteus Guettard. — Burm. p. 119. tb. 3. f. 10.
Im unteren silurischen Thonschiefer von Angers.
B. Bumastes Murch. Die Rumpfachse ist relativ breiter
und von den Seitenlappen nur sehr unvollständig durch eine leichte
Längsvertiefung abgesetzt.
I. barriensis Murch. — Burm. p. 120.
In den mittleren silurischen Schichten Englands, bei Barr in
Staffordshire, Brand-Lodge und Presteign. ’
B. Mit neungliederiger Rumpfachse.
7 7. G. Archegonus Burm. Illaenus Dalm. Asaphus Emmnr.
Calymene H. v. Mey. Phillipsia Portlock *) z. Th.
(aoytyovog, uranfänglich.)
Durch den Lauf der Gesichtslinie, so wie durch die kleinen,
aber flacher gewölbten Augen und die kurzen Rumpfriuge scheint
sich Archegonus unmittelbar an Illaenus anzuschliefsen, nähert sich
aber auch ebenso sehr der folgenden Gruppe durch höhere Wölb-
*) Von Phillipsia beschreibt de Koninck, description des animaux fos-
siles, Liege, 1842—1844. p. 595—607, sechs Werten aus dem Kohlenkalke \ von
Vise, Ratingen, Bolland, Kildare, Miatchkova, Borofsk u. a. ©.
Ben |
TRILOBITEN. 233
ung‘ des Kopfbuckels und die wenigstens häufig längere, gewölb-
iere Schwanzachse. |
A. Dysplanus Burm. Kopfschild gewölbt, parabolisch mond-
förmig,. mit lang ausgezogenen Hinterecken und undeutlich um-
gränztem Kopfbuckel; Rumpfringe kurz, Seitenlappen ungefurcht,
Schwanzschild flach gewölbt, herzförmig, mit kurzer, ungeglie-
derter Achse, die kaum bis zur Mitte reicht.
D. centrotus Dalm. (Asaph. c.) Pal. p. 51. tb. 5. f. 1. —
Burm. p. 120.
im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd, und bei Chri-
sliania.
B. Archegonus. Kopfschild mehr kreisabschnittähnlich, an
den Ecken nicht in Spitzen ausgezogen; die Gesichtslinie läuft
schief über den abgeplatteten breiten Kopfrand hinab, wie bei
Illaenus. Kopfbuckel hoch gewölbt und ziemlich deutlich abgesetzt;
in der Mitte daneben stehen die kleinen Augen. Die Seitenlappen
der Rumpfringe haben einen schiefen Eindruck. Die hohe Schwanz-
achse reicht weit über die Mitte des Schildes hinaus.
A. aequalis H. v. Mey. (Calymene? aeg.) in Act. Ac. Caes.
etc. IX. 2. p. 100. tb. 56. f. 13. — Burm. p. 121. tb. 5..f. 3. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 10.
Kopf- und Schwanzschild fast parabolisch. Schwanzachse zwölf-
ringelig, Seitenfurchen acht. Länge 1”.
In dem zum Steinkohlengebirge gehörenden Schiefer bei Herborn
und bei Altwasser in Schlesien.
A. globiceps Phill. — Burm. p. 122. — Phellipsia gl. de Koninck,
descript. des anim. foss. p. 599. tb. 53. f. 1.
Im Kohlenkalksteine von Kildare in Irland und von Vise.
C. Mit achtgliederiger Rumpfachse.
7 8. G. Asaphus Brongn. Asaphus und Nileus Dalm.,
Isoteles Dekay, Hemicrypturus Green.
(&oagpng, undeutlich.)
Die Augen sind grols, hoch, sehr stark hervorgequollen,
und haben eine dicke, glatte Hornhaut. Den Verlauf der Gesichts-
linien, welche sich über dem Kopfbuckel in einem Bogen oder in
einem Winkel mit einander vereinigen, zeigt Fig. 9. a. b. auf
Taf. IX. Das Schwanzschild gleicht dem Kopfschilde an Umfang
und Gestalt.
234 8 KREBSE,
A. Nileus Dalm. Die Seitenlappen durch keine Furche
von der Rumpfachse gesondert und ohne diagonale Furchen; Kopf-
schild ohne sichtbaren Buckel; Schwanzschild ohne Achse.
A. (N.) armadillo Dalm. Pal. p. 49. tb. 4. f. 3. — Hisinger,
Leth. S. p. 16. tb. 3. £. 3. — Burm. p. 123. — Taf. IX. Fig. 9. a. b.
nach Dalman.
Kopf- und Schwanzschild kurz und breit; ersteres mit stumpfen
Hinterecken. Augen weit von einander. Rumpfachse etwa doppelt so
breit als die Seitenlappen. Länge 1—?”.
Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd und Skarpasen;
in Dalekarlien bei Rättwick; in Esthland bei Petersburg.
B. Die Seitenlappen durch eine tiefe Furche von der Rumpf
achse gesondert und mit diagonalen Furchen.
a. Die Gesichtslinie beschreibt vorn einen Bogen.
A. palpebrosus Dalm. Pal. p. 48. tb. 4. f. 2. — His. Leth.
S. p. 15. tb. 3. & 1. — Burm. p. 124. — Symphysurus p. Goldf. in
L. Br. J. 1843. p. 553.
Im Grauwackenkalke Ostgothlands bei Husbyfjöd.
A. laeviceps Dalm. Pal. p. 47. tb. 4 f£. 1. — His. Leth. S.
p. 15. tb. 2. f.8. — Burm. p. 124. — Symphysurus I. Goldf. a. a. O. p. 553.
Ebendaher.
A. ezpansus L. (Entomol.) — Entomost. exp. Wahl. a. a. O.
— Dalm. Pal. p. 45. tb. 3. f. & — Br. Leth. p. 114. tb. 9. £.7. —
His. Leth. S. p. 14. tb. 2. f. 6. — A. cornigerus Brongn., Cr. foss.
p. 18. pl. 2. f. 1. — Cryptonymus Lichtensteinii, Cr. Panderi und Or.
Schlotheimii Eichw., diss. etc. p. 47. 45. Ib. 2. f. 3; tb. 3. fı 1; tb. 4.
f- 2. — Burm. p. 124. tb. 5. £ 11. 4
Der Kopfbuckel ist hinten zusammengezogen und hier beiderseits
dicht am Gliederungsrande von einem Höcker begleitet. Die hinteren
Ecken des Kopfschildes sind stumpf. Länge 2—3”.
Im Grauwackenkalke Schwedens, bei Husbyfjöd und auf Oeland;
in Esthland bei Reval und Petersburg; in Norwegen bei Christiania.
A. »tyrannus Murch. — Burm. p. 126. tb. 5. f. 4.
Wird 6— 10” lang; in den ältesten silurischen (Llandeilo) Schich-
ten Englands, Caermarthenshire, Pembrokeshire.
b. Die Gesichtslinie beschreibt vorn einen Winkel.
aa. Die Schwanzachse ragt hervor und ist durch eine Furche im Schilde
deutlich abgesetzt.
A. raniceps Dalm,, Pal. tb. 3. fi 4 — Crypt. Weissü Eichw.,
diss. p. 46. tb. 2. f. 2. — Burm. p. 126. ;
TRILOBITEN. 235
Mit A. ezpansus zusammen.
A. extenualus Wahl. (Entom. ext.) a. a. 0. ib. . f. 4. —
Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 5. — His. Leth. suec. p. 13. bb. 2. fe 3
Im grünen Kalksteine bei Husbyfjöd und Hela in Ostgothland;
im schwarzen Kalksteine von Aggersbakken bei Christiania.
bb. Isoteles Dekay. Die Schwanzachse ragt nicht oder sehr wenig aus
dem Schilde hervor.
A. platycephalus Stokes. — Isoteles gigas Dek., Br. Leth.
p. 115. tb. 9. f. 8. — Brongniartia isotela Eaton. — Burm. p. 127.
D. & ED, 2
Im schwarzen Grauwackenkalksteine von Trentonfalls in New-York,
bei Cincinnati im Ohiostaate u. a. a. O0.
D. Mit sechsgliederiger Rumpfachse.
+ 9. G Ampyz Dalm. (&urv&, Stirnband.)
Das Kopfschild ist grofs und dreieckig, der Kopfbuckel ragt
stark hervor, Augen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden.
Die Seitenlappen der Rumpfringe sind breit. Im dreieckigen
Schwanzschilde erkennt man eine deutlich vorragende Achse.
A. nasutus Dalm. Pal. p. 54. tb. 5. f£3. — Br. Leth. p. 116.
tb. 9. f. 11. — His. Leih. suec. p. 18. tb. 3. f. 8. — Burm. p. 128.
Kopfbuckel fast birnförmig und vorn in eine über den Rand hin-
aus sich ausbreitende Spitze verlaufend.
Im Grauwackenkalke von Skarpasen und Husbyfjöd in Ostgoth-
land; bei Varving nahe bei Sköfda in Westgothland.
A. mammillatus Sars, Burm. p. 128.
Im Grauwackenkalke von Ladegaarts Oen und Hjortnaestangen bei
Christiania.
A. rostratus Sars, Burm. p. 128.
Mit der vorigen Art zusammen.
I. Trilobiten ohne‘ Kugelungsvermögen.
Die Seitenlappen der Rumpfschilder bleiben gleich breit und
verschmälern sich nie auf der nach oben und aufsen gewendeten
Seite gegen den Rand hin, was immer bei den Trilobiten mit
Kugelungsvermögen der Fall ist. Jeder Seitenlappen ist in der
Regel durch eine diagonale Furche getheilt. Die Augen sind klein,
flach gewölbt und lang gestreckt.
Sie sind die unvollkommeneren und gehören vorzugsweise der
unteren und mittleren Abtheilung des Grauwackengebirges an.
236 KREBSE.
1. Die Seitenlappen der Rumpfringe liegen in einer und derselben
Ebene, biegen sich nicht nach unten, enden aber hinterwärts in eine
mehr oder weniger hervorgezogene Spitze, die einen stumpfen
Winkel gegen den Lappen: bildet.
A. Ogygidae. Mit einfachem, grofsem Schwanzschilde, dessen
Achse vielgliederig ist und die Länge des Rumpfes
erreicht oder übertrifft.
ri 10. G. Trinucleus Murch. COryptolithus Green.
(ires, drei; nucleus, Nufs.)
Kopfschild fast halbkreisförmig, mit breitem, warzig punk-
tirtem Rande und lang ausgezogenen Hinterecken. Der mittlere
Kopfbuckel ist hoch gewölbt und hinten stark verengt. Augen
und Gesichtslinien noch nicht beobachtet. Der Rumpf besteht aus
sechs schmalen Ringen, deren mittlerer Theil kaum halb so breit
als der seitliche ist. Schwanzschild dreiseitig, mit sechs- oder
mehrgliederiger Achse und einigen radialen Furchen an seinen
Seiten. |
Tr. Cataracti Murch. — Brongn., Cr. foss. tb. 4. f. T. —
Asaph. Cyllarus His. Leth. suec. Suppl. II. p. 3. tb. 37. f. 3. —
Burm. p. 66. tb. 1. fi 1.
In der unteren silurischen Grauwacke Englands, Schwedens und
Nordamerikas (Montreal). |
Tr. granulatus Wahl. (Entom. gr.) a. a0. tb. 2. f. 4 —
As. gr. Dalm. Pal. p. 43. tb. 2. f. 6. — Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 7.
— Burm. p. 66.
Bei Alleberg in Schweden.
Tr. fimbriatus Murch. — 4s. ‚seticornis His. Leth. suec. Suppl.
II. p. 3. tb. 37. f. 2. -—— Burm. p. 6.
Im Grauwackenschiefer von. Furudal und Dragga in Dalecarlien.
Tr. ornatus Sternberg. — Burm. p. 67.
Bei Builtk und in böhmischer Grauwacke (zwischen Zebrak und
Proskales).
Tr. tesselatus Green (Cryptol. tess.). — Br. Leih. p. 118.
tb. 9. f. 13. — Burm. p. 67.
In einem schwarzen Grauwackenkalke bei Trentonfalls und ‚Gien-
falls in New-York; auch auf der Insel Montreal.
T ul G. Ogygia Burm. (wyoyıog, uralt.)
Kopfschild halbkreisförmig oder parabolisch , flach; Kopfbuckel
hinten verengt und mit drei schwachen Seiteneindrücken; Hinter-
ecken mehr oder weniger verlängert. Augen halbkreisförmig, neben
” PRILOBITEN. 237
der Mitte des Kopfbuckels. Die Gesichtslinie läuft dem Vorder-
rande parallel, wendet sich unter einem fast rechten Winkel mit
stumpfer Ecke nach dem Auge, und geht, nachdem sie dieses
verlassen hat, S-förmig nach dem Hinterrande, den sie etwa in
# seiner Breite vom Kopfbuckel an durchschneidet. Rumpf acht-
gliederig, mit schmaler Achse. Das Schwanzschild entspricht in
Form und Gröfse dem Kopfschilde, hat eine lange, vielgliederige
Achse und radial gefurchte Seiten.
Die Arten kommen in den ältesten Schichten vor.
O0. Buchii Burm. p. 69. tb. 1. f. 2. — Asaphus dilatatus Brünn,
Dalm. Pal. p. 67. tb. 3. f. 1. — As. de Buchü Brongn. Cr. foss. p.
20. pl. 2. f. 2. — Park. Org. Rem. III. Pl. 17. f. 13. |
Kopf- und Schwanzschild halbkreisförmig; das erstere mit zu-
gespitzten Hinterecken. Die Schwanzachse enthält nach dem Alter des
Individuums 11—17 Glieder. Länge 3—5”.
Nach Parkinson bei Llanelly; nach Brongniart in einem schwar-
zen Grauwackenkalke von Dynevors-Park.
O. Guettardi Brongn. Cr. foss. p. 28. pl. 3. f. 1. — Br.
Leth. p. 120. tb. 9. f. 19. — Burm. p. 70.
Im schwarzgrauen silurischen Thonschiefer von Angers.
B. Mit einfachem, ziemlich grofsem Schwanzschilde, dessen
Achse aus wenigen Gliedern besteht und kürzer als
der Rumpf ist.
a. Mit acht Rumpfringen.
+ 12. G. Odontopleura Emmr. Acidaspis Murch.?
(ödovs, Zahn; rAevoa, Seite.)
Das Kopfschild ist kürzer als ein Halbkreis; neben dem ziem-
lich gewölbten Kopfbuckel stehen drei kleine Buckel in zwei Rei-
hen; der Gliederungsrand ist breit. Gesichtslinie wie bei Ogygia ;
Augen sehr klein. Die acht schmalen, aber stark gewölbten Rumpf-
ringe liegen mit ihren Seitenlappen in einer Ebene; jeder der
letzteren hat eine Querwulst, welche in einem schief nach hinten
gerichteten Endstachel endet. Schwanzschild mit zweigliederiger
Achse, einer Seitenrippe und grofsen Randstacheln. Die ganze
Oberfläche ist mit regelmäfsig geordneten Höckern bedeckt.
In oberen silurischen Schichten (dem Kalksteine von Wenlock
entsprechend): Eifel, England.
0. ovata Emmr. — Battus tuberculatus Klöden, Verst. d. Mark
Brandenburg, p. 112. tb. 1. f. 16—23. — Burm. p. 72. tb. 2. f. 11. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 11. Kopfschild und die beiden ersten Rumpfringe.
238 KREBSR.
Körper breit-elliplisch, an seinem ganzen Umfange mit dünnen
Stacheln besetzt; Seitenlappen des Rumpfes zweistachelig, Schwanz-
schild zwölfstachelig. Länge £”. |
Das vollständige Exemplar bei Burmeister lag in einem Kalk-
steine, der als Geschiebe in Schlesien gefunden worden ist; die von
Klöden als Battus tuberculatus beschriebenen Kopfbruchstücke jünge-
rer Individuen dieser Art kommen häufig in Kalksteingeschieben der
Mark vor. |
O0. ellipteca Burm. p. 73. tb. 1.'f. 4 — Arges armatus Goldt.
in Act. Ac. Caes. 19. I. tb. 33. f. 1. d. e.
Körper elliptisch; Seitenlappen des Rumpfes einstachelig, Schwanz-.
schild zehnstachelig. Länge #. eh.
Aus dem Grauwackenkalke der Eifel.
t 13. G. Arges Goldf. (Griech. Myth.)
Kopfschild mit einem hinten in lange Hörner auslaufenden
Rande umgeben; Kopfbuckel hoch angeschwollen, meistens gelappt;
Augen noch nicht beobachtet; Gesichtslinien gerade, vorn nach bei-
den Seiten divergirend. Rumpf achtgliederig; die Seitenlappen in
Stacheln auslaufend. Schwanzschild mit undeutlich viergliederiger
Achse und stacheligem Rande. (Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 544.)
Die ganze Oberfläche ist fein gekörnelt; auf dem Umfange, wo die
Stacheln entspringen, stehen gröfsere Höcker.
A. armatus Goldf. in Act. Ac. Caes.‘: etc. Vol. 19. P. 1. p.
355. tb. 33. f. 1. a. c. — Burm. p. 74.
Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel.
b. Mit zehn Rumpfringen.
r 14. G. Bronteus (Brontes) Goldf. Goldius de Kon.
(Griech. Myth.)
Kopfschild flach gewölbt und gerandet; Kopfbuckel stumpf,
dreieckig, vorn bogenförmig abgeschnitten, an der Seite undeut-
lich gelappt und nach hinten sich verengend. Gesichtslinien gerade,
einander parallel, und hinter dem Auge “-förmig nach dem Hin-
terrande laufend, den sie in der Mitte der Seitenschilder erreichen.
Rumpfringe gewölbt, gleich breit mit den Seitenlappen. Schwanz-
schild grofs, fast kreisrund oder parabolisch, mit kurzer, ein-
gliederiger Achse, von welcher radiale Furchen und Leisten aus-
gehen.
Im devonischen Grauwackenkalke der Eifel und bei Elbers-
reuth im Fichtelgebirge.
TRILOBITEN. 239
Br. flabellifer Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 361. tb.
33. f. 3. — Br. alutaceus, Br. granulatus,, Br. flabellifer und Br. in-
termedius Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 549. tb. 6. £ 1—4 — Hier-
nach Taf. IX. Fig. 18. Schwanzschild. — Römer, Harzgebirge, p. 37.
tb. 9. £. 1. — Br. radiatus Münst. — Burm. p. 75. — Arch. u. Vern.
ars) Oi »pL 19.
Die ganze Oberfläche ist granulirt. Schwanzschild parabolisch,
mit fünfzehn Rippen oder vierzehn von denselben eingeschlossenen
Furchen.
In silurischer- Grauwacke von Ober-Ludlow; in devonischer von
Devonshire, Elbersreuth, der Eifel und dem Harze, wo Schwanz- und
Kopfschilder häufig gefunden werden, und bei Bogoslowsk.
Br. signatus Phill. — Br. scuber, Br. canaliculatus Goldf. u.
Br. sign. Phill., Goldf. in L. Br. J. 1843. p. 550. tb. 5. f. 4 u. tb. 6.
f. 5-7. — ? Römer, Harzgeb. p. 37. tb. 2. 3. — Burm. p. 139.
Die Oberfläche ist glatt oder fein concentrisch gestreift; das
Schwanzschild ist relativ etwas breiter als an der vorigen Art, seine
Rippen sind etwas schmäler, zwischen ihnen erhebt sich oft gegen
den Rand hin noch eine kleinere Rippe, und die mittlere Rippe ist
hinten gespalten. |
In devonischer Grauwacke der Eifel, am Winterberge und bei
Grund im Harze, bei Wenlock und Aymestry. ;
Br. laticauda Wahlb. (Entom. 1.) a. a. O. tb. 2. f.7.8 —
As. 'T. Brongn. Or.’ foss. ‘pl. '3. fi"S. — Burm. p. 76.
Oberfläche glatt; Schwanzschild mit dreizehn radialen Leisten.
Im weilsen Grauwackenkalke von Osmundsberg in Dalecarlien.
C. Olenidae. Mit einfachem, aber sehr kleinem Schwanz-
schilde, dessen Achse mehrgliederig, aber stets viel
kürzerist als der Rumpf.
+ 15. G. Paradoxides Brongn. Olenus div. I. Dalm.
(nagadosog, wunderbar.)
Kopfschild halbmondförmig, in lange Hörner auslaufend; Kopf-
buckel kolben- oder umgekehrt eiförmig, durch drei Querfurchen
in vier Abschnitte getheilt, deren vorderster sehr grofs ist, und
deren hinterster den Gliederungsrand mit dem Rumpfe bildet. Ge-
sichtslinien ziemlich parallel. Augen länglich mondförmig, flach
gewölbt- Rumpf vielgliederig, mit allmählig nach hinten ver-
schmälerter Achse; Seitenlappen mit einer diagonalen Furche, und
in einer nach hinten gewendeten Spitze endend. Schwanzschild
kreis- oder eirund, mit kurzer gegliederter Achse.
240 KREBSE.
In sehr alten Grauwackenschichten in Böhmen, Schweden
und bei Petersburg. |
P. bohemicus Boeck, Sternb., Burm. p. 78. tb. 1. f. 6. —
Hiernach Taf. IX. Fig. 15. — Entom. paradozus L. — Entom. para-
dozissimus Wahlb. a. a. O. tb. 1. £ 1. — Parad. Tessini Brongn.
Cr. foss. tb. 4. f. 1. — Olenus Tessin? Dalm. Pal. tb. 6. f£ 3, —
Par. T. Buckl. Geol. II. tb. 46. f. 8. — Br. Leth. p. 120. tb. 9. £, 16.
— Ol. T. His. Leth. Suec. p. 18. tb. 4. f. 1. — Ol. pyramidalis,
Ol. latus u. Ol. longicaudatus Zenker, Beitr. z. Naturg. d. Urwelt.
Der mittlere Theil des Kopfschildes ist ziemlich quadratisch;
der Kopfbuckel keulenförmig; die Hinterecken des Kopfschildes ver-
längern sich bis über die Hälfte der Rumpflänge herab. Bei jungen
Individuen (Olenus pyramidalis Zenker und Tr.lobites gracilis Boeck)
enthält die Rumpfachse 16— 18, im reiferen Lebensalter hingegen (Träl.
bohemicus Boeck, Sternb., Tr. longicaudatus Zenk., Olenus Tessin‘ var. 1.
Dalm.) 20 Ringe. Länge i—6”. |
In einer schwarzgrünen Grauwacke Böhmens, bei Horrowic und
Ginec; im Alaunschiefer von Olstrog, Dammen und Carlsfors in Schweden.
P. spinulosus Wahlb. (Entom. sp.) a. a. 0. tb. 1.3. —
Brong. Cr. foss. tb. 4 f. 2. 3. — Dalm. Pal. tb. 6. f.4 — His.
Leth. suec. tb. 4. f. 2. — Burm. p. 80.
Kopfbuckel parabolisch; Hinterecken des Kopfschildes kürzer als
die halbe Länge des Rumpfes; der letztere sechzehnringelig. Länge 1”.
Mit voriger Art zusammen, und im Thonschiefer von Angers.
+ 16. G. Olenus Burm. Paradozxzides und Olenus aut.
(Griech. Myth.)
Kopfschild breiter als bei Paradoxides; Kopfbuckel parabo-
lisch, vorn etwas schmäler als hinten und zugerundet, jeder-
seits mit drei leichten Einschnürungen. Die Augen bilden einen
länglichen Bogen. Die Gesichtslinien laufen oberhalb der Augen
ziemlich parallel, divergiren aber unterhalb derselben. Rumpf-
achse vielgliederig (ob immer 14?), schmäler 'als die Seiten, de-
ren Lappen in einer kurzen, nach hinten gebogenen Spitze enden.
Schwanzschild breit, vorn gerade, hinten bogig oder stumpfwin-
kelig dreiseitig, mit deutlich gegliederter Achse.
Die Arten kommen in. alten Grauwackenbildungen mit der
vorigen Gattung zusammen vor.
0. gibbosus Wahl. (Entom. g.) a. a. 0. p. 39. tb. 1. f. 4.
- Par. g. Brongn. Or. foss. p. 35. tb. 3. f. 6. — His. Leth. p. 19.
tb. 4. f. 3. — Burm. p. 81. ib. 3. £. 9.
u
a
TRILOBITEN. | 241
Kopfschild zwischen dem vorderen Ende des Kopfbuckels und
der Gesichtslinie durch eine quere Wulst ausgezeichnet; Rumpfachse
mit vierzehn, Schwanzachse mit fünf Ringen. Länge 1”. |
Die Kopfschilder junger Individuen (Taf. IX. Fig. 16. nach Burm.
ib. 5. f. 8.) umfassen, nach Burmeister p. 56, zum Theil die von
Dalman als Batiuws und von Brongniart als Agnostus beschriebenen
Schilder.
Sehr häufig im Alaunschiefer und Stinksteine von Andrarum.
: 0. forficula Sars, Burm. p. 82.
In einem kalkhaltigen, schwarzgrauen Alaunschiefer von Rusielök-
backen bei Christiania.
0. scarabaeoides Bromel, Wahlb. (Ent. sc.) a. a. 0. th. 1.
f. 2. — Par. sc. Brongn. Cr. foss. tb. 3. f. 5. — Burm. p. 83.
Die Jugendform dieser Trilobiten ist, nach Burmeister p. 56.
ib. 5. f. 5. 6. u. hiernach Taf. IX. Fig. 17, ein Agnostus Brongn.
(Battus Dalm.).
Im Alaunschiefer von Andrarum.
2. Campylopleuri. Die Seitenlappen der Rumpfringe biegen sich von
der Mitte an abwärts und schliefsen mit einem bogig abgerundeten Ende.
Auf ihrer Fläche sind sie der ganzen Länge nach gefurcht.
+ 17. G. Conocephalus Zenker. (xwvog, Kegel; zepaAn, Kopf.)
Kopfschild halbmondförmig, mit ringsum aufgeworfenem Rande;
der innere ist nur wenig gebogen. Der Kopfbuckel wird nach
vorn schmäler und ist jederseits durch drei Einschnitte in vier
Lappen getheilt. Die kleinen Augen stehen entweder neben den
vorderen Ecken des Kopfbuckels oder auf der Mitte der Seiten.
Die Gesichtslinien convergiren von vorn bis zu den Augen, und
divergiren von hier bis zu der in einen Stachel ausgezogenen
Hinterecke des Kopfschildes.. Die Achse des vierzehngliederigen
Rumpfes ist hoch gewölbt und von den breiteren Seitenlappen
durch eine tiefe Furche getrennt; Schwanzschild kreisabschnitt-
ähnlich, mit fünfgliederiger Achse und schwachen Seitenfurchen.
In der Grauwacke Böhmens von Ginec.
C. Sulzeri Kinsky, Schloth., Bronn Leth. p. 121. tb. 9. f. 15.
— Conoc. costatus Zenk. Beitr. tb. 5. f. G—K. — Burm. p- 86. tb. 1.
f. 10. — Hiernach Taf. IX. Fig. 12. Kopfschild.
Die Augen stehen neben dem vorderen Ende des Kopfbuckels.
Länge 15 — 7". |
C. striatus Emmr. — Burm. p. 86. tb. 1. f. 9.
Die Augen stehen in der Mitte der Seitenschilder. Länge 15 — 2".
Geinitz, Versteinerungskunde, 16
242 KREBSE.
+ 18. 6. Ellipsocephalus Zenk. (&ikenyıs, Ellipse;
zepaAn, Kopf.)
Kopfschild halbkreisförmig, ohne verlängerte Ecken, und
äufserlich ohne erhabenen Vorderrand.. Der Kopfbuckel ist flach
gewölbt, nur durch eine leichte Vertiefung von dem übrigen Theile
des Schildes und von dem Gliederungsrande getrennt. Augen läng-
lich mondförmig, sehr schmal und nach aufsen gerückt. Die’ kurzen
Gesichtslinien convergiren ein wenig bis zu den Augen, und di-
vergiren von diesen nach hinten. Rumpfachse zwölfgliederig, flach
gewölbt und ziemlich so breit als die Seiten. Schwanzschild klein,
einem kurzen Kreisabschnitte gleichend.
Die einzige bekannte Art ist:
E. Hoffii Schloth., Sternb., Bronn Leth. p. 122. tb. 9. £.718.
— E. ambiguus Zenk. a. a. 0. — Burm. p. 87. tb. 1. £. 8. — Tat.
IX. Fig. 13 u. 14.
| In der alten Grauwacke von Ginec in Böhmen.
-,+ 19. G, Harpes Goldf. (Griech. Myth.)
Kopfschild sehr grofs und hufeisenartig, mit breitem, flachem
Aufsenrande und langgezogenen Hinterecken. Der stark gewölbte,
ovale Kopfbuckel ist hinten verengt und hier mit zwei elliptischen
Seitenlappen verziert. Augen klein und neben der vorderen Hälfte
des Kopfbuckels. Rumpf vielgliederig (über 20 Glieder), mit
hoch gewölbter Achse, welche die Breite der Seitenlappen hat.
Schwanzschild noch nicht beobachtet.
H. ungula Sternb. — Harpes speciosus Münst. u. H. macroce-
phalus Goldf. in Act. Ac. Caes. XIX. 1. p. 359. ib. 33. f. 2. — Burm.
me iD. 1. 1. 11. —. Arch. u. Vern.. 2.2... 2 Sy
Der breite vordere Rand des Kopfschildes ist punktirt.
In devonischer Grauwacke von Elbersreuth, der Eifel, Ober-
scheld im Nassauischen, und Barton.
c Lophyropoda.
Bewegungsorgane gleichförmig und hlols zum Rudern geeig-
net, aber gegliederte Flossenfülse.. Sie haben ein Paar wirk-
liche Kiefern und ein bis drei Paar accessorische Mundtheile,
wie die Phyllopoden. Ihre Füfse sind nicht zahlreich, zwei- bis
dreigliederig, einfach oder gespalten und mit langen Flossenbor-
sten versehen. Die Grundzahl der Brustkastenringe ist drei bis
neun.
LOPHYROPODEN. 243
Von ihnen kommen nur die Muschelkrebse oder Ostracoda
fossil vor. Sie unterscheiden sich von den übrigen Gattungen der
Lophyropoden durch eine grofse zweiklappige Schaale, einfache
Augen, kurze Fühler und einen ungegliederten Hinterleib.
1. G. Cypris Müller. (zözoıg, Griech. Myth.)
Eine zweiklappige hornige Schaale ‘ist mit dem Thiere am
Rücken verbunden. Vor dem Munde stehen zwei Fufspaare, von
welchen das erste fühlerförmig, vielgliederig und, wie das zweite
dreigliederige, mit langen Borsten besetzt ist; das dritte und vierte
sehr klein, das fünfte und sechste zum Anklammern geschickt,
ohne. Flossenborsten, jenes aber mit einer Kieme versehen. (Bur-
meister, Handb. d. Naturgesch. p. 556.)
Cyiherea (Cythere) Müll., Cyiherina Aut. unterscheidet
sich von der Süfswassergatiung Cypris Müll. fast nur durch ihr
Vorkommen im Meere.
Bean erwähnt eine Cypris, C. arcuata B., aus der Kohlen-
formation von Newcasile “); de Koninck beschreibt Cythere Phil-
lipsiana (de Kon. descer. d. an. foss. p. 585. ib. 52. f. 1.) aus
‚ dem Kohlenkalke von Vis& in Belgien und, Bolland in , Yorkshire.
Die als Cypris bezeichneten Arten kommen in grölster Menge in
der Wälderformation und der Tertiärformation vor, wo. sie bis-
weilen ganze Schichten erfüllen; die zu Cytherina gerechneten be-
ginnen eigentlich erst mit dem. Kreidegebirge. Von Leizieren
che meistens im Pläner gefunden werden.
a. Cypris.
C. Valdensis Fitton Observat. on some of the strata beiween
the Chalk and Oxford Clay. London, 1836. Pl. 21. f. 1. — Taf. VII.
Fig. 19. a. b. — Nach Sowerby, Min. Conch. Pi. 485. f. 3. 4 (C.
Faba). — Br. Leih. tb. 27. £. 24: b. c.
Länglich eiförmig, stark gewölbt, fein punklirt; der untere Rand
ist etwas concav und macht an dem einen Ende einen kleinen rund-
lichen Vorsprung. Der Rand, an welchem die Schaalen zusammen-
stolsen, ist convex und zwischen beiden Schaalen etwas ausgehöhlt.
3 —1” lang.
*) L. Br. J. 1838. p. 495.
**) Verst. d. norddeutsch. Kreidegebirges.
*++) Verst. d. böhm. Kreideformation.
244 - KREBSE.
In grofser Menge überall in der ganzen Wealdenformation Eng-
lands mit mehreren anderen, zum Theil höckerigen *) Arten dieser
Gattung, verbreitet.
C. Faba Desm. Cr. foss. tb. 11. f. 8. Br. Leth. tb. 36. f. 11.
Der vorigen Art sehr ähnlich, doch etwas schmäler und glatt.
Häufig in tertiären Schichten am Puy-de-Döme.
Unter diesem Namen werden gewöhnlich die kleinen glatten Ar-
ten von Cypris aus tertiären Sülswassergebilden bezeichnet, welche
Desmarest's Art mehr oder weniger gleichen.
b. Cytherina.
C. subdeltoedea Münst. in L. Br. J. 1830. p. 64. — Taf. VII.
Fig. 21. — Röm. Kr. p. 105. tb. TB. f. 22. — Reuls, Böhm. Kr. p. 16.
tb: 5.) E88.
-Diese im Pläner, besonders im Plänerkalke von Sachsen und
Böhmen sehr gewöhnliche Art wird 3—1”‘ lang, ist eirund — oder
breit eirund — dreiseitig, stark gewölbt, glatt, und läuft an dem einen
Ende in einen spitzen Schnabel aus. |
C. ovata Röm. Kr. p. 104. tb. 16. f. 16. — Reufs, Böhm: Kr.
p- 16: th. ‘5. f. 35.
1 lang, breit eiförmig, gleichseitig, mäfsig gewölbt, an dem
breiten Ende am flachsten, glatt und glänzend. (Reufs.)
Nicht selten im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen; im Plä-
nermergel von Lemforde.
Die Cytherinen aus den iertiären Ablagerungen von Paris,
Castellarquato, Palermo, Dax und dem nordwestlichen Deutschland
‚beschrieb Römer in einer Monographie: ,‚die Cytherinen des Mo-
lassegebirges“ (L. Br. Jahrb. 1838. p. 514. tb. 6.), und in dem
iertiären Steinsalzgebirge von Wieliczka wurden durch Philippi
drei neue Arten dieser Gattung entdeckt. (L. Br. Jahrb. 1843.
p. 969.)
2. G.? Cypridina M. Edw. ).
Eine zwei- und gleichklappige Schaale ist mit dem Thiere
am Rücken verbunden. Auf jeder dieser Schaalen erhebt sich in
*) Vergl. Fitton, observ. etc. Pl. 21.
**) Nach Burmeister ist es überhaupt noch sehr zweifelhaft, ob Cypri-
dina, Cyprella und Cypridella Krebse sind.
Dasselbe gilt auch für den auf Taf. VIII. Fig. 20. a. b. c. abgebildeten
Körper, welchen ich bisher den Krebsen zurechnete, welcher aber, nach
Burmeister, vielleicht ein Samenkorn ist. Die dicke, fein gekörnelte Schaale
/
LOPHYROPODEN. 245
oder oberhalb der Mitte ein dem Auge des Thieres entsprechen-
der Höcker, durch welchen sich diese Gattung von Cypris un-
terscheidet.
C. Edwardsiana, C. annulalta und C. concentrica de
"Koninck (deser. d. an. foss. p. 587. u. 588. bb. 532. f. 2.3.45.)
kommen in dem Kohlenkalke von Vise vor; die einzige lebende Art
gehört dem Indischen Ocean an.
1 3. @.? Cyprella de Kon.
Die zweiklappige Schaale ist unten zugespitzt, oben schna-
belförmig und hat eine dreieckige Oeffnung. Ein hervorstehender
Höcker auf jeder Seite entspricht den Augen.
C. chrysalidea de Kon. (descer. d. an. foss. p..589. tb. 52.
f. 6.), aus dem Kohlenkalke von Vise, ist die einzige bekannte Art.
+ 4 6G.? Cypridella de Kon.
Schaale kugelig, nicht gegliedert, an beiden Seiten mit zwei
vorragenden, einander gegenüberstehenden Augenhöckern, und zwei
Oeffnungen, von denen die hintere kreisförmig ist, die vordere
aber eine quere, bogenförmige Linie bildet.
C. cruciata de Kon. (deser. d. an. foss. p. 590. tb. 52. f. T.),
aus dem Kohlenkalke von Vise, welche durch zwei sich rechtwinkelig
schneidende Furchen sich auszeichnet, ist die einzige bekannte Arl.
dieses über 2’ langen Körpers ist, von aufsen gesehen, elliptisch und endet
vorn in einer spitzen Ecke. Der ganze Körper ist stark seitlich zusammen-
gedrückt und die beiden Seiten hängen als breite, gerundete Lappen herab,
ähnlich wie an dem Panzer einiger Macruren, wozu aber der Panzer zu
‘dick wäre. Längs der Mitte der inneren Fläche läuft eine tiefe und breite
Längsfurche, welche nach dem spitzen Ende zu von zwei anderen Furchen
eingefafst wird. (In der Zeichnung 5. sind diese Furchen von der mittleren
nicht geschieden.)
Hält man, mit Burmeister, die versteinerte Masse für ein calcinirtes
Albumen, dessen Aufsenfläche wie die Testa granulirt war, so würde die
Hauptfurche für die Stelle zu halten sein, in welcher der bereits ausge-
wachsene und verloren gegangene Embryo lag. Die Herren Schlechtendahl
und Reichenbach halten diese Ansicht allerdings für möglich, ‚wenn auch
eben nicht für wahrscheinlich, und es ist einige Aehnlichkeit dieses Kör-
pers mit dem Samen von Lucuma mammosum von Mexico nicht zu ver-
kennen; bei der grofsen Armuth aber an Vegetabilien im Plänerkalke von
Strehlen, welchem dieser Körper entnommen wurde, müssen sich gegen die
vegetabilische Natur dieses Körpers schon einige Bedenken einstellen.
‘
246 KREBSE. Ä
4. Ordn. Proihesmia. Haftkrebse.
Sie haben im reifen Lebensalter gewöhnlich keinen Kopf,
insofern das Vorderende des Leibes nur etwas verdickt und ab-
gerundet ist und an ihm keine Sinnesorgane bemerkbar werden.
Wenigstens sind alsdann keine Augen vorhanden. Wo die Zahl
der Brusikastenringe deutlich nachzuweisen ist, beträgt dieselbe
sechs. Der Hinterleib fehlt oder hat keine Bewegungsorgane.
(Burmeister.) |
Aus dieser Ordnung sind bis jetzt nur die Rankenfüfser (Cir-
ripedia) im fossilen Zusiande bekannt. Aufserdem gehören zu ihr
aber noch die Schmarotzerkrebse (Sipkonostoma) und, nach‘ Bur-
meister, auch die mikroskopischen Räderthiere (Rotatoria). |
Cirripedia. (statt Cirrhopoda). Rankenfüfser.
Diese Thiere, welche meistens in dicken, kalkigen, aus meh-
reren Stücken gebildeten Schaalen stecken und damit unbeweglich
angeheftet sind, verdanken ihren Namen den sechs Paar geglie-
. derten, rankenförmigen Bewegungsorganen ihres Rumpfes. Kopf
und Hinterleib fehlen. Der Mund ist in der Schaale nach unten,
der After nach oben gekehrt.
Die lebenden Cirripedien sind alle Meeresbewohner.
Kt; G. Pollicipes Lam. Fufsklaue. Änatifera etc. Gray.
(pollex, Daumen; pes, Fuls.)
Das kalkige Gehäuse, welches von einem langen, lederartigen
Stiele getragen wird, besteht aus fünf Hauptschaalenstücken und
mehreren kleineren Stücken an der Basis.
Die Anordnung: dieser Schaalen ist (Taf. IX. Fig. 20.) aus
der idealen Zeichnung von Pollicipes Hausmanni Dunker und Koch*)
ersichtlich, in welcher a. die unpaarige hintere Rand- oder Rücken-
schaale, 5. die beiden gröfseren hinteren Seitenschaalen, und ©.
die Befadn vorderen Seitenschaalen bezeichnet.
...P. radiatus Dunk. u. Koch, norddeutsch. Ool. p. 35, aus dem
unteren Oolith bei .Holtensen, scheint die ‚älteste, Art. dieser Gattung
zu sein. |
Häufiger kommen die Pollicipeden im Kreidegebirge und in
tertiären Schichten {vor, P. cornucopiae Leach im Mittelmeere und
P. Mitella im chinesischen Meere vertreten diese Gattung noch
in der jetzigen Welt.
Et
*) Be'tr. z. Kenntn. des norddeutschen Oolithengeb.' Braunschweig, 1887.
Per
CIRRIPEDIEN. 247
P. Hausmann; Dunk. u. Koch, norddeulsch. Oolith. p. 52.
tb. 6. f. 6. — Hiernach Taf. IX. Fig. 20. 21. -
Rückenschaale (Fig. 20. a. u. 21.) dreiseitig pyramidal, mit brei-
tem, siumpfem Kiele; hintere Seitenschaalen (b.) rhomboidisch, vorn
mit ein bis zwei schmalen Längsfalten; vordere Seitenschaalen (e.)
schief dreieckig, etwas gewölbt und mehrentheils mit Längslinien,
welche die stärkeren, oft wellenförmigen queren Zuwachsstreifen durch-
schneiden.
Im Hilsthone, des Elligser Brinkes, welches, nach Römer, die
unterste Bildung der Kreideformation in Deutschland ist.
P. Bronnii Röm. Kreide, tb. 16. f. 8 — Taf. IX. Fig. 22.
— Belemniten-Schnabel. Nilss. Petr. Suec. tb. 2. f. 1. 2; His. Leth.
Suec. tb. 30. f. 2; Br. Leth. tb. 32. f. 16; Gein. Char. tb. 14. f. 9.
— Anatifera Nilsson? Steenstrupp (L. Br. J. 1843. p. 864.). — Reufs,
Böhm. Kr. tb. 5. f. 40. 41; tb. 2%. f. 4.
Rückenschaale (Fig. 22.), welche zur Zeit noch allein gekannt
ist, dreiseitig pyramidal, oben zugespitzt und eiwas nach vorn ge-
bogen. , Längs der Mitte läuft eine scharfe Kante herab, welche die-
selbe in zwei dachförmige Flächen scheidet. Diese lassen feine Quer-
linien erkennen, welche den unteren, an der Mittelkante- unter einem
stumpfen oder rechten Winkel zusammenstofsenden Kanten parallel laufen.
Im Hilsconglomerat bei Essen, im Plänerkalke von Sachsen und
Böhmen, in ähnlichen Bildungen an vielen Orten in Schweden, im
Fetersberge bei Mastricht.
P. glaber Röm. Kr. p. 104. ib. 16. f. 11. — ? P. gracilis Böm.
Br. p. 104. ib... 16. #14; Gein.; Char. .p-, 65. tb. 17, £. 16-18 —
Reufs, Böhm. Kr. p. 17. tb. 5. f. 45—49; tb. 13..f. 86 — 91.
„Kückenschaale lang keilförmig, vorwärts gar nicht übergebogen,
gewölbt, in der Mitte gekielt, an den Seiten gewölbt; Mittelschaalen
rhombisch, in der Milte am breitestien, etwas breiter als hoch, in
der Mitte gekaniet, neben dem oberen vorderen Rande mit flacher
Furche; vordere paarige Schaalen schinkenförmig, gewölbt, vorn mit
zwei schwachen Längskanten; alle Schaalen sind ziemlich dünn und
fein quergestreift, nur die vorderen zeigen auch feine aussirahlende
Streifen.‘ _(Römer.) !
Im Kreidemergel am Lindner Berge ‚bei Hannover, im Plänermergel
und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen nicht selten.
P. radiatus Sow. b. Fitton, odserv. on some of the strata:
betw. the Chalk and Oxford-Ool. tb. 11. f. 6. — Röm. Kr. tb. 16.
f. 15. — Reuls, Böhm, Kr. tb. 5. f. 42.
248 KREBSE.
Fitton und Römer bilden rhombische,. Reufs dreiseitige Seiten-
schaalen ab, von deren Spitze scharfe, divergirende Linien nach un-
ten strahlen.
Es ist zweifelhaft, ob diese Schaalen aus dem unteren Grün-
sande Englands, dem Hilsthone bei Bredenbeck und dem Plänerkalke
von Hundorf in Böhmen zu einer Art gehören, jedenfalls scheinen sie
von P. radiatus aus dem unteren Oolithe verschieden zu sein.
Viele Arten dieser Gattung sind überhaupt nur nach Seitenschaa-
len, andere nur nach. Rückenschaalen bestimmt worden, so dafs sich
später auch wohl hier zeigen wird, dals die grolse Anzahl der Arten
verringert werden müsse. |
Mehrere andere Arten aus der Kreideformation, welche Steen-
strup in der Isis 1541 ®), Sowerby bei Fitton, Römer, Reuls a.
a. 0. bekannt machen, so wie P. angustatus Gein. ”*), mulsten
hier übergangen werden. |
P. antiquus nennt Michelotti eine Art aus den mittlen tertiären
Bildungen bei Turin. (L. Br. J. 1840. p. 72.)
P. carinatus Philippi (L. Br. J. 1835. p. 512. tb. 4. f. 3—9.)
wurde im Tertiärkalke von 'Tremonti bei Messina entdeckt.
t 2. G. Lorica Sow. jun. (lorica, Panzer.)
L. pulchella Sow., aus der oberen Kreide bei Rochester, ist
nach Bronn (L. Br. J. 1844. p. 384.) ein Mittelding zwischen gestiel-
ten und sitzenden Cirripedien.
3.6. Balanus Lam. Seetulpe. Seeeichel. ($dAwvog, Eichel.)
| Die tulpenförmige Schaale der Balanen besteht aus sechs
dreieckigen Kalkschaalen, welche zu einem abgestutzten Kegel fest
vereinigt sind. Dieser sitzt mit einer runden Bodenscheibe fest,
und seine obere ovale Oeffnung wird durch vier bewegliche Deckel-
klappen geschlossen. Eine höchst genaue Schilderung der Bala-
nen verdanken wir Bronn in den Ergebnissen seiner Reisen in
Italien, Bd. 2. p. 486 u. f., und in der Lethaea geognostica P.
1151 u. £.
Die Thiere, welehe von diesen Schaalen eingeschlossen sind,
wohnen, nach Bronn, am Rande des Meeres theils beständig un-
ter Wasser, theils zeitweise in der Luft, innerlich mit einem Vor-
rathe von Wasser versehen. Sie sitzen an Felsen oder anderen
*) L. Br. J. 1843. p. 863 u. 864.
**) Nachtrag zur Charakteristik u. s. w. p. 7. tb. 4 £. 10.
CIRRIPEDIEN. 249
Körpern. Ihre zahlreichen Arten gehören hauptsächlich den jünge-
ren tertiären Schichten und der jetzigen Schöpfung an.
Petzholdt *) entdeckte den Balanen höchst ähnliche Körper
in dem Schieferthone der Pottschappeler Steinkohlenformation bei
Dresden. Römer führt einen kleinen Balanus aus dem Hilscon-
glomerate von Essen an (Röm. Kr. p. 129.): $hr vereinzelt er-
scheinen die Balanen im Grobkalke, häufiger werden sie erst in
der jüngeren Tertiärformation mit der Molasse, dem Crag und
den Subapenninengebilden, welche letzteren sie besonders zu cha-
rakterisiren scheigen.
Einige Arten leben gesellig, wie die auf Taf. IX. Fig. 19.
abgebildeten Balanen, welche man häufig zu Maigen bei Eggen-
burg in Niederösterreich auf Ostreen aufsitzend findet, andere le-
ben einzeln. |
Die Eggenburger Balanen, welche ich Herrn Professor v. Hol-
ger verdanke, erreichen die Höhe von 2° und zeichnen sich beson-
ders durch einen nach unten kegelförmig verlängerten Boden aus. Die
einzelnen Klappen, welche den abgestutztien Kegel bilden, haben auf
ihrer Oberfläche viele unregelmälsige, stumpfe Längsrippen, welche
unter der äufseren Oberfläche scharfe Lamellen und tiefe Furchen da-
zwischen bilden. Die innere Fläche ist quer gestreift, Sie scheinen
eine noch nicht benannte Art zu bilden, und in diesem Falle würde
ich den Namen B. Holgeri vorschlagen.
Aufser einigen von Bronn in der Lethaea beschriebenen Ar-
ten wurden die Balanen aus den jüngeren tertiären Meerwasser-
gebilden Deutschlands durch Münster ”*) bekannt.
Anhang.
t Cyclus de Koninck (deser. des anim. foss. p. 591.), mit
zwei Arten aus dem Kohlenkalke von Vise und Tournay, hat im
Systeme noch gar keine Stellung und ist, nach Burmeister, viel-
leicht der Abdruck eines Cephalothorax von der Innenseite, in
welchem Falle er eher einem Arachnoiden als einem Crusiaceum
angehören könnte.
VIIL Klasse. Vermes.:: Würmer.
Gliederthiere mit langgestrecktem Körper, welcher aus mehr
oder weniger deutlich abgeseizten, gleichen Körperringeln zusam-
*) Additamenta ad Saxoniae Palaeologiam, 1841.tb.1; L.Br.J. 1842. p. 402.
**) Beitr..z. Petr. Hft. 3. p. 27. tb. 7.
250 WÜRMER.
mengesetzt ist. Die Bewegungsorgane sind ungegliedert und sitzen
theils an einigen, theils an allen Ringen, oder fehlen.
Fossile Würmer sind bis jetzt nur aus der Ordnung der
Annulaten mit Sicherheit nachgewiesen worden.
Annulata, Annelides. Rundwürmer.
BRothwürmer.
Der Lumbricarien, in welchen Münster Würmer zu erblicken
glaubte, welche der Gattung Lumbricus L., dem Regenwurme, ver-
wandt wären, geschah schon unter den Fischen *) Erwähnung,
da dieselben von Agassiz für die Därme von Leptolepis und Thris-
sops erklärt worden sind.
In dem fünften Hefte der Beiträge zur Versteinerungskunde
beschreibt Münster (p. 98.) ein wurmartiges Fossil aus dem Jura-
schiefer von Kelheim, welches er, wegen oberflächlicher Aehn-
lichkeit mit Hirudo, dem Blutegel, Hirudella angusta nennt.
Bestimmt läfst sich in der Vorwelt nur das Vorhandensein
der Röhrenwürmer erkennen, da die kalkige oder aus verkit-
tetem Sande gebildete Röhre, in welcher dieselben eingeschlossen
waren, sich zur Erhaltung im fossilen Zustande wohl eignete.
1. G. Serpula L. Wurmröhre. Serpula, Spinorbis,
Vermilia und Galeolaria Lam. T
°Das cylindrische, entweder stielrunde oder flachgedrückte
Thier **) wird von einer hinten (am Anfange) geschlossenen, vorn
(am Ende) offenen Kalkröhre eingehüllt, welche sich‘ von dem
spitzen Anfange an sehr allmählig nach dem offenen Ende hin er-
weitert, mehr oder weniger gebogen und gewunden und, theils
einzeln, theils mit mehreren vereint, auf anderen Körpern auf-
gewachsen ist.
Auf ihrer inneren Fläche sind diese Röhren stielrund oder
gerundet, und glatt, auf ihrer äufseren aber häufiger prismatisch
und kantig als cylindrisch, nicht selten höckerig und durch Wachs-
thumsschichten quer gestreift.
*) S. Cololithen, p. 149.
*+) Nur an einigen Individuen, welche auf Inoceramus Brongniarti auf-
sitzen, und wahrscheinlich zu 8. depressa Goldfufs (Petr. tb. 20. f. 6.) ge-
hören, glaube ich das in Kalk verwandelte Thier selbst erkennen zu müssen,
an welchem indessen eine Gliederung nicht bemerkbar ist. Dieselben Indi-
viduen zeigen durch quere, blätterige Zuwachsschichten auch sehr deutlich
die Art des Wachsthums jener Kalkröhren.
RUNDWÜRMER. 251
Stellenweise 'Anschwellungen der Röhren, welche in einigen
Arten bisweilen bemerkt werden, scheinen auch Verdickungen einzel-
ner Ringe des Thieres zu entsprechen.
Zahlreiche Arten von Serpeln kommen in allen Formationen,
welche überhatpt Versteinerungen führen, vor, und werden noch
lebend in den jetzigen Meeren gefunden.
Vortreflliche Abbildungen und Beschreibungen der wichtig-
sten fossilen Arten finden sich in dem ersten Theile von Gold-
fuls’s Petrefaciu Germaniae, Düsseldorf, 1826 — 1833.
S. gordialis v. Schlotheim. — Taf. XVI. Fig. 20. 21. 22. —
$. Plezus Sow. Min. Conch. tb. 598. f. 1. —- Goldf. Peir. I. p.. 234
u. 240. ib. 68. f. 8; ib. 7L .f. 4 — Gein. Char. p. 65. tb. 2.
f. 7—11. — Reufs, Böhm. Kr. p. 19.
Glatte und runde, fadenförmige Röhren von 3— 1”
Dicke, wel-
che theils schlangenförmig, theils spiralförmig in einer Ebene oder
über einander gewunden sind, oder auch knäuelartige Durchschling-
ungen bilden.
| Nach Goldfuls im mittleren Jura bei Streitberg, Netiheim, Hei-
denheim und in der Walkererde bei Buxweiler; auch fast in allen
Schichten der Kreideformation. Ueber dem Quadersandsteine von Ban-
newitz und Welschhufa bei Dresden ist eine, dem unteren Pläner ent-
sprechende Sandschicht von ihnen ganz erfüllt, im Plänermergel von
Sachsen sind sie in glauconithaltigen Kalkknollen gewöhnlich, und die
im Plänerkalke bei Sirehlen häufig auf Muscheln und Seeigeln auf-
sitzenden Serpeln gleichen am mehrsten den Abbildungen in Fig 21
u. 22. Goldfuls citirt_ diese Serpula aus der Kreide und dem Grün-
sande von Münster, Paderborn, Essen, Osnabrück, Mastricht, Regens-
burg und England.
S. spirographis Goldf. (Petr. I. p. 2339. tb. 70. f. 17.), S. par-
vula Münst. (Goldf. Petr. I. p. 239. tb. 70. f. 18.) und S. implicata
v.. Hagenow (L. Br. Jahrb. 1840. p. 668. ib. 9. f. 17.) möchte ich
wieder mit S. gordialis Schl.. vereint wissen. |
S. valvata Goldf. 1.'p. 225. tb. 67. f. 4... Hiernach Taf. XV.
Fig. 3." In natürlicher Gröfse. und vergrölsert.
Die glatte, rundliche Schaale macht zwei spiralförmige Umgänge,
welche an Dicke schnell zunehmen und mit schief abgeschniitener
Mündung enden.
Auf Conchylien des Muschelkalkes von Bayreuth und Jena.
S. wmbilicata v. Hag. in L. Br. Jahrb.. 1840. ıp. 666. — Taf.
XVL Fig. Mas b. c. |
252 WÜRMER.
Vier bis fünf gewölbte, scheibenförmig aufgerollte und mil ein-
ander verwachsene Umgänge sind mit der einen ganzen Fläche auf-
gewachsen und bilden auf der anderen einen tiefen Nabel. Längs
des äufseren Randes (Rückens) der Windung läuft eine Furche.
Im Plänerkalke von Strehlen und in der Kreide von Rügen.
S. Rotula Goldf. I. p. 237. tb. 70. f. 7. — Reufs, Böhm. Kreide-
verst. p. 18. tb. 13. f. 94. |
An Gestalt und Gröfse der vorigen ähnlich, jedoch nicht mit
der ganzen Fläche aufgewachsen, mit scharf gekieltem Rücken und
jederseits mit einer Seitenfurche.
Aus dem Grünsande von Regensburg und im Plänerkalke bei
Bilin in Böhmen. |
S. septemsulcata Reich. — Taf. XVl. Fig. 18. a. db. c. —
Gein. Char. p. 66. tb. 22. f. 6.
Die dicke, durch sieben hohe Längskiele und diesen entspre-
chende Zwischenfurchen ausgezeichnete Schaale ist regelmälsig halbkreis-
förmig gekrümmt, und nimmt an Dicke allmählig zu. Der runden
inneren Höhlung entsprechen die stielrunden Steinkerne dieser Röhren.
Im unteren Quader (Bannewitz) und unteren Pläner von Sachsen
nicht selten.
Eine ähnliche Art ist $. heptagona v. Hag. (L. Br. Jahrb.
1844. p. 669.); S. sexsulcata Münst. (Goldf. P. I. p. 238 tb. 70.
f. 13.) unterscheidet sich aber von $. septemsulcata durch das Vor-
handensein von nur sechs Kielen. Letztere Art stammt aus einer
kalkigen Schicht über dem Eisensande von Amberg und ist jurassisch.
S. triangularis Münst. — Taf. XVI. Fig. 19. a. b. — Goldf.
P. I. p. 236. tb. 70. f. 4. — Gein. Kiesl. p. 7. tb. 4. f. 15.
Schlangenförmig gebogen, dreiseitig, mit der ganzen Bauchseite
und einem Saume aufgewachsen. Seiten gewölbt, mit feinen Anwachs-
linien; Rücken scharf, oft faltig gekielt. Zu beiden Seiten des Kieles
läuft eine schwache Furche. Nicht selten verdickt sich die Schaale
zu unregelmälsigen Ringen.
S. lophioda Goldf. Petr. I. p. 234. tb. 120. f. 2.
Mit schwächerem, nur linienförmigem Kiele.
S. Trachinus Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 120. f. 1.
Mit höherem, gekräuseltem Kiele, welcher aber vorn verschwindet
und hier einer Furche Platz macht.
S. laevis Goldf. Petr. I. p. 236. tb. 170. f. 3.
Ohne deutlichen Kiel und ohne Furche, und mit gewölbteren Seiten.
Es scheinen diese drei Arten, so wie auch S. carinella Sow.
(Min. C. tb. 598. f. 2.), nur Varietäten von $S. Iriangularis zu sein,
RUNDWÜRMER. 253
und sie gehören sämmtlich dem Grünsande Westphalens und dem Plä-
nerkalke von Strehlen bei Dresden an.
S. carinella bildet Sowerby aus dem Grünsande von Blackdown ab.
Ss. filiformis Sow. — Fitton, observ. on the str. etc. Pl. 16.
f. 2.°— Taf. XVI. Fig. 25. — Parkins. Org. rem. Pl. 7. f. 2. —
S. sociahs Goldf. Petr. I. p. 233. tb. 69. f. 12. — Reufs, böhm. Kr.
mr. f, 20. i
Die langen, dünn fadenförmigen und. glatten, bald rundlichen,
bald mehr kantigen Röhren liegen bündelförmig beisammen, sind mit
einander verwachsen und verschlingen sich in einander.
Schon im jüngeren Uebergangskalke der Eifel, häufiger aber in
den baierischen und schwäbischen Oolithen und in der Walkererde zu
Navenne und Vesul kommen, nach Goldfufs, Formen vor, welche die-
ser Art zugeschrieben werden können, vorzugsweise gehört dieselbe dem
Grünsande, und zwar den Schichten desselben an, welche dem unteren
Pläner von Sachsen oder den unmittelbar darunter liegenden oberen
Schichten des unteren Quaders entsprechen. Kieslingswalda in der
Grafschaft Glatz, die von Reufs für diese Art angeführten Fundorte,
so wie auch Kreibitz in Böhmen, Quedlinburg, Regensburg und Black-
down, von welchen Orten man diese Serpeln kennt, gehören gerade
in diese Region der Kreideformation.
2. G. Terebella Lam.
Die noch an den Küsten lebenden Terebellen hauen sich zu
ihrer Wohnung eine lange, cylindrische, sich allmählig erweiternde
Röhre, welche sie aus verschiedenartigen kleinen Körpern zusam-
menkitten.
T. lapilloöides Münst., aus dem Jurakalke von Streitberg, ist,
nach Bronn (Leth. p. 473. tb. 27. f. 19; Goldf., Peir. I. p. 242. tb. 71.
f. 16.), die einzige fossile Art dieser Gattung.
Li
C. Gastrozoa. Myxozoa. Bauchthiere oder
Schleimthiere.
Kein symmeirisches inneres Knochengerüst, keine symmetrische
Anordnung der Bewegungsorgane ist in der dritten Hauptgruppe
des Thierreiches zu finden, und ‘den meisten Schleimthieren fehlt
sogar. auch. der Kopf mit den Sinnesorganen. Ihr Leib ist ein
blofser, bald mehr rundlicher, bald flacher, scheibenförmiger,' bald
auch länglicher, aber stets ungegliederter Sack, in welchem die
oft seir vollkommen entwickelten Verdauungs- und Fortpflanzungs-
organe stecken. Bisweilen finden sich: an ihm einige oder viele
regelmäfsige Ausstrahlungen, welche ‘entweder ungegliedert sind,
oder aus einer zahllosen Menge von Gliedern besiehen, in der
Anzahl dieser Ausstrahlungen aber sieht man gewöhnlich die Zah-.
len fünf oder vier vorwalten. Bei den sack- und röhrenförmigen
Bauchthieren liegt der Mund vorn, bei den scheibenförmigen in
der Mitte an der Unterseite; um ihn stehen meistens einziehbare
Fühlfäden, oder lange, hohle, nicht einziehbare Fangarme. “Aus
der weichen, schleimigen Haut dieser Thiere, welche eine grofse
Neigung zu Abscheidungen von kohlensaurem Kalke besitzt, son-
dern sich bei manchen äulsere kalkige Schaalen ab, in anderen
entsteht ein inneres Kalkgerüst, andere bleiben aber nackt und
schleimig.
Die Fortpflanzung geschieht bei den meisten durch das Ei,
und nur in den niedrigsten Familien durch Theilung und Sprossen-
bildung. (Burmeister, Grundrifs der Naturgeschichte, Berlin, 1845.)
IX. Klasse. Mollusca. Weichthiere.
Es sind symmetrische Bauchtiere, welche meistens einen deut-
lichen Kopf und Sinnesorgane besitzen. Ihr weicher Leib ist eine
ziemlich grofse, fleischige Höhle mit vorderer Mundöffnung; er
WEICHTHIERE. 255
wird ganz oder zum Theil von einem weichen, vielen Schleim
absondernden Hautlappen, dem Mantel, umhüllt, welcher an den
Seiten des Rückens entspringt und die kalkigen Schaalen absondert,
von denen die meisten Weichthiere umgeben werden. Unter dem
Mantel liegen zugleich die Athmungsorgane, bei den meisten fal-
tige und büschelförmige Kiemen, bei anderen eine grolse, faltige
Lunge. Alle haben einen wahren Darm, mit Afteröffnung und
einer grolsen Leber. Gefälssysiem, Herz und Nervensystem sind
vorhanden. Bei den meisten bildet die untere Kante des Bauches
eine fleischige Schwiele, auf welcher sie fortkriechen, und die
daher den Namen Fuls erhalten hat. (Burm. Grundr. d. Naturg.)
Diejenigen Weichthiere, welche mit Kalkschaale bedeckt sind,
werden vorzugsweise Schaalthiere genannt, und zwar Schnecken
(cochleae, testae), wenn das Gehäuse einschaalig ist, Muscheln
(conchae), wenn es zweischaalig ist, und Vielschaalige (Viel-
kammerige, Polythalamia- Lam. z. Th.), wenn es aus mehreren Schaa-
len besteht. Die nähere Bezeichnungsweise für die Unterschiede an
dem Gehäuse wird bei den verschiedenen Ordnungen selbst angege-
ben werden.
Die Mollusken sind in unendlichen Formen über .die, ganze
Erde verbreitet. Die meisten bewohnen das Meer, andere das
Land, wo sie sich feuchte und kalkhaltige Orte auswählen, eine
kleine Anzahl nur die sülsen Gewässer. Die Wasserbewohner näh-
ren sich zum gröfsten Theile von Wasserthieren, die Landbewoh-
ner-von Vegetabilien.
In allen neptunischen Gebirgsformationen, und zwar schon
in den ältesten ihrer Schichten, treffen wir wohl erhaltene Schaa-
len von Weichihieren an. Wie es aber in allen Klassen der Fall
ist, so treten auch die Mitglieder dieser Klasse zuerst mit einem
der jetzigen Welt fremden Charakter auf, gingen wieder unter und
wurden durch neue Formen ersetzt, welche denen der gegen-
wärtigen Schöpfung immer ähnlicher und ähnlicher wurden. Nur
sehr wenige ihrer Gattungen gehen von der ersten Schöpfungs-
epoche bis in die letzte herauf.
Sowohl diesem Umstande, der grofsen Mannichfaliigkeit in
den verschiedenen Familien, Gattungen und Arten, als auch dem
grolsen Reichthume an Individuen, der sich zum Theil schon im
Grauwackengebirge, mehr noch aber in jüngeren Gebirgsforma-
tionen beurkundet, und der kalkigen Beschaffenheit ihrer Schaale,
welche zur Erhaltung im fossilen Zustande vortrefflich geeignet
war, und wodurch der neueren Geognosie eine so kräftige Stütze
256 WEICHTHIERE.
geworden ist, verdankt es diese Thierklasse, dafs die ausgezeich-
netsten Paläontologen ihre Untersuchungen über sie vorzugsweise
verbreiteten. Dem WVaterlande wird es immer zum Stolze gerei-
chen, Arbeiten die seinen zu nennen, wie die hier folgenden sind:
Bronn: Lethaea geognostica. Stuttgart, 1857 — 1838.
v. Buch: Recueil de planches de petrifications remarquables. Ber-
lin, 1831.
— Esxplication de trois planches d’ Ammonites.
— Ueber Ammoniten und ihre Sonderung in Familien, über die
Arten, welche in den älteren Gebirgsschichten vorkommen,
und über Goniatites insbesondere. Berlin, 1832.
— Ueber Terebrateln. Berlin, 1834.
— Ueber Delthyris oder Spirifer und Orthis. Berlin, 1837.
— Ueber Goniatiten und Clymenien in Schlesien. Berlin, 1839.
— Ueber Productus und Leptaena. Berlin, 1842, etc. etc.
Deshayes: Description des coquilles fossiles des environs de Paris.
Paris, 1837.
Goldfuls: Petrefacta Germaniae. Düsseldorf, 1826 — 1844.
de Koninck: Description des animaux fossiles. Liege, 1842 —
1844.
Lamarck: Histoire naturelle des animaux sans vertebres. Paris,
1515 — 1822. Die neue, vermehrte Auflage dieses Werkes
von Deshayes und Milne Edwards erscheint seit 1833.
d’Orbigny: Paleontologie frangaise. Terrains cretaces et Terr.
jJurassiques. Paris, 1842 — 1845.
v. Schlotheim: Die Peirefactenkunde. Gotha, 1820. Mit spä-
teren Nachträgen.
Sowerby: Mineral-Conchology of Great-Britain. 1812 — 1830.
Deutsch bearbeitet von Desor und Agassiz. Solothurn, 1842.
v. Zieten: Die Versieinerungen Würtembergs. Stuttgart, 1830
— 1833. (Durch seine Abbildungen ausgezeichnet.)
Andere ireflliche Arbeiten werden theils unter den Citaten,
theils in dem allgemeineren Theile dieses Grundrisses Erwähnung
finden.
1. Ordn. Cephalopoda, Kopffüfser.
Sie haben einen deutlichen, grofsen, rundlichen Kopf mit
zwei grofsen Augen und grolsen, fleischigen, mit Saugnäpfehen
besetzten Fangarmen, welche um den Mund herumstehen und zum
Greifen so wie zum Rudern dienen. Im Munde liegen zwei einem
KOPFFÜSSER. Be
Papageischnabel ähnliche Kiefern, welche man öfters fossil in dem
Muschelkalke findet, und. eine mit Hornspitzen besetzte Zunge.
Der Leib ist von einem weiten, sackförmigen Mantel umhüllt,
welcher am Nacken mit dem Thiere verwachsen, an der Kehle
aber frei ist und hier den Eingang zu einer Höhle bildet, in wel-
cher die Kiemen liegen und der Mastdarm mündet. Der Mantel
umgiebt entweder am Rücken eine hornige oder eine poröse -
kalkige Platte (den Sepienknochen des Tintenfisches, der Se-
via officinalis), oder wird selbst von einer allermeist vielkammer-
igen Schaale mehr oder weniger eingeschlossen. Im ersteren Falle
legt sich an die innere Seite jener Platte ein länglicher Beutel
(Tintensack) an, der eine braune Flüssigkeit (Sepie) abson-
dert, mit welcher das lebende Thier zum Schutze gegen äufsere
Angriffe das Wasser trübt; im letzteren Falle lebt das Thier in
der einzigen, oder bei Vorhandensein von mehreren Kammern, in
der vordersten (obersten) Kammer, seinen Schutz gegen schwächere
Angriffe wenigstens in der es umgebenden Schaale findend. Jede
der einzelnen Kammern war von dem Thiere eine Zeit lang be-
wohnt, und zwar so lange, als die Gröfse derselben dem Um-
fange des Thieres genügte; war diels nicht mehr der Fall, so hob
sich das Thier empor und bildete unter und neben sich durch
Abscheidung einer neuen Kalkscheidewand eine neue, gröfsere
Kammer. Durch eine Oeffnufg, welche entweder innerlich oder
randlich die Kammern durchbricht, stellte ein faseriger Strang
(Nervenröhre, Sipho) die Verbindung von allen einzelnen Kam-
mern mit dem lebenden Thiere her.
Der vordere Theil der Schaale wird die Mündung (Mund-
öffnung, apertura), und der freie Rand derselben der Mundsaum
genannt; die äufsere Seite bei gewundenen Schaalen ist die Rücken-
seite, die innere die Bauchseite *). |
Die Cephalopoden sind Meeresgeschöpfe, und beginnen in
grolser Anzahl schon im Grauwackengebirge. zu erscheinen.
A. , Dibranchiata Owen **). Acetibulifera d’Orbigny ***).
Cephalopoden mit zwei Kiemen und mit Saugnäpfen an ihren
Fangarmen. Der Kopf ist deutlich vom Rumpfe getrennt.
*) Der übrigen Benennungen halber bitte ich, den betreffenden Artikel
unter den Schnecken einzusehen.
**) Wiegmann’s Archiv f. Naturgeschichte. 1839. Bd. 2. p. 208.
*+*) Pal. fr. Terr. cret. I. p. 28; Terr, jur. I. p. 32.
Geinitz, Versteinerungskunde, 17
258 WEICHTHIERE.
a. Mit acht Fangarmen.
1. Fam. Octopoda, Achtfüfser.
Schaale äufserlich, einkammerig und symmetrisch oder fehlend.
Das Thier hat acht Arme von gleicher und bedeutender Länge,
und der Mantel keine seitlichen Flossen. (Burm.)
Nacktschaalige hat man bis jetzt noch nicht fossil gefunden.
1.G. Argonauta L. Papiernautilus. (Argonauten. Griech. Myth.)
Das Thier steckt in einer kahnförmigen, quer gerippten,
dünnen, zerbrechlichen Schaale; zwei seiner mit zwei Reihen Saug-
näpfchen besetzten Arme sind am Ende flossenarlig erweitert und
dienen als Segel. |
A. argo L., die im Mittelmeere lebt, wurde durch Monda in
blauen tertiären Mergeln zu Cornigliano in Piemont (L. Br. J. 1838.
p. 459), durch Sismonda bei Turin (L. Br. J. 1839. p. 488; 1844.
p- 117.) gefunden.
+ 2. G. Bellerophon Montfort. (Griech. Myth.)
Schaale eng-spiral eingerollt, kugelförmig, oder vom gerun-
deten, in der Mitte meist gekielten Rücken her platt gedrückt.
Die Windung wird vom leizien Umgange eingeschlossen oder ist
von beiden Seiten im doppelten Nabel noch etwas sichtbar. Münd-
ung bogenförmig, oft an beiden Seiten etwas verlängert. (Bronn,
Leth. p. 96.)
Es vertritt diese Gattung die vorige im Grauwackengebirge,
in dessen oberer (devonischer) Abtheilung sie häufig vorkommt.
B. hiulcus Sow. Min. Conch. tb. 470. f. 1. — Taf. X. Fig. 1.
a. b. c. — De Koninck a. a. 0. p. 348. tb. 27. f. 2.
Schaale sehr eng genabelt; Rücken breit, gerundet und flach
gekielt; Oberfläche parallel dem Mundsaume dicht gestreift; in der
Nähe des Kieles biegen sich jedoch die Streifen schnell rückwärts
gegen denselben. Bis 1” grols. |
Häufig im Kohlenkalke von Tournay und Vise in Belgien, Har-
lingstone und Cronstone in Derbyshire, Bolland in Yorkshire, in Ir-
land, bei Coalbrookdale, nach Castelnau am Erie-See in Nordamerika,
und bei Altwasser in Schlesien. |
B. decussatus Flemming. : Taf. X. Fig. 3. Nach de Koninck,
p. 339. tb. 29. f. 2. u. ib. 30. f. 3.
Von der vorigen Art durch spiralförmige Linien unterschieden,
welche sich mit sehr feinen Zuwachslinien kreuzen.
t
j
|
|
2. sei ee 0 ee Bu u Tu u ee
KOPFFÜSSER,. 259
In denselben Schichten von Belgien, Schlesien, Yorkshire und
in devonischer Grauwacke von Pfaffrath.
Wie viele Arten aufser diesen beiden besonders aus devonischer
Grauwacke noch hervorgezogen wurden, geht aus de Koninck’s Werk
und aus der schon mehrfach citirten Uebersicht paläozoischer Ver;
steinerungen von Archiac und Verneuil hervor.
b. Mit zehn Fangarmen.
2. Fam. Teuthidae. (Longineen.)
(rTevFig, eine Art Tintenfisch.)
Längliche Thiere, denen eine äufsere Schaale fehlt, und die
eine dünne, hornige Rückenplatte (Schulpe) enthalten, welche
mehr oder weniger die Form einer Feder hat und hinten (unten)
bisweilen mit einem kleineren oder grölseren Kegel endet. Als
nackte Cephalopoden besitzen sie auch einen Tintenbeutel. Von den
zehn Armen, welche sämmtlich an ihrem Ende mit Saugnäpfchen
bedeckt sind, sind gewöhnlich zwei viel länger als die anderen
acht, und werden an ihrem Ende breiter. Aus den Saugnäpfen
der längeren Arme ragen bei der lebenden Onychoteuthis (Lich-
tenstein) gekrümmte Haken von horniger Substanz hervor, wie diels
bei keiner anderen lebenden Gattung mehr vorkommt.
1. G. Loligo Lam. Calmar.
Das Thier der Loligo ist verlängert; ihr Mantel breitet sich
hinten zu zwei dreieckigen Hautlappen aus; die Rückenplatte ist
schmal, lancett- oder degenförmig, und gleicht in der lebenden L.
vulgaris sehr einer Schreibfeder.
L.? Schübleri. Quenstedt, das Flötzgebirge Würtembergs, Tü-
bingen, 1843. p. 254. — Ziet. Verst. Würt. tb. 37. f. 1. — Hiernach
Taf. XII. Fig. 8. (3).
Eine dünne, breit pfeilfärmige, etwas trapezoidale, unten oval
sich erweiternde, oben spitz zulaufende Rückenplatte, mit dickem miilt-
lerem Kiele.
Im Liasschiefer von Boll in Würtemberg.
Es scheint diese Art unter den als Loligo beschriebenen noch
am sichersten dieser oder der folgenden Gattung zugezählt werden
zu können. L. Bollensis oder L. Aalensis gehört zu den Belemniten.
L. subsagittata Münst. Beitr. z. Petr. Hit. 1. (2. Aufl.) p. 107.
ib: 90.4.6508;
24°
260 WEICHTHIERE.
Eine Rückenplatte aus den lithographischen Schiefern von Eich-
städt, welche nach Münster der der lebenden Loligo sagitta am ähn-
lichsten sein soll.
2. G. Sepioteuthis Blainv. (onn/a, Tintenfisch; Tev9ic.)
‚Von Loligo dadurch unterschieden, dafs die seitlichen Haut-
lappen sich längs des ganzen Körpers herabziehen. Die innere
Rückenplatte wird breiter als die von Loligo. | |
Nach d’Orbigny (L. Br. J. 1844. p. 116.) und Pictet (tr. elem.
de Paleont. II. p. 317.) finden sich Ueberresie dieser Gattung im Lias
von Deutschland, und’ vielleicht gehört Loligo Schübleri hierher.
19. 6. Teuthopsis (EenRapsts) Deslongchamps. (Tevdis;
öyıg, Aussehen.)
Die hornigen Rückenplaiten sind mehr spatelförmig, erwei-
tern sich vorn eiförmig, verengen sich allmählig nach hinten,
und haben. einen mittleren, stark hervortretenden Kiel. |
T. Bunellii Deslongch. — d’Orbigny, Pal. fr. terrains juras-
siques, Pl. 1. Es ist die einzige bekannte Art.
Auf der ei-lanzetiförmigen, 5’ langen Rückenplatte kehrt ein
wenig über '1” langer Tintenbeutel.
In der Juraformalion von Calvados.
+ 4. G. Acanthoteuthis (früher Kelaeno) Münst. Enoplo-
teuthis d’Orb. (&xorYo., Stachel; Tevdtc.)
Ihrem länglichen Körper und der Form ihres Kopfes nach
gehört Acanthoteuthis nur in diese Familie, wiewohl man bis jetzt
nur die acht kürzeren, nicht auch die beiden längeren Kopfarme
kennt. Jeder der ersteren ist seiner ganzen Länge nach mit zwei
Reihen gekrümmter Häkchen besetzt, welche aus den Saugnäpfen
hervorragen. Wie schon erwähnt, kommen solche Häkchen unter
den lebenden Gattungen nur an den längeren Armen von Onycho-
teuthis Lichtenstein vor, während die Saugnäpfe der kürzeren Arme,
nach R. Wagner, höchstens hornige, gezähnelte Ringe tragen.
A. speciosa, A. Ferussacii und A. Lichtensteinii Münst. (Beitr. '
z. Petr. 2. Aufl. Hft. 1. p. 105—106. ib. 9. u. tb. 10. f. 1. 2.) 'wur-
den von d’Orbigny (Pal. f. terr. jur. p. 140.) mit Recht zu einer
Art wieder vereinigt.
Die wahrscheinlich zu dieser Art gehörenden Rückenplatten (d’Orb.
Pal. fr. terr. jur. p. 140. tb. 23. f. 1.) sind sehr schmal und glei-
chen einem dreischneidigen Degen. Münster hatte dieselben Onycho-
teuthis angusta, O. lata und O. tricarinata genannt.
KOPFFÜSSER. 261
Im lithographischen oder kalkigen Schiefer von Solenhofen, Eich-
städt und Daiting, und in einem bituminösen Schiefer des oberen Jura
des Dep. de I’Ain.
Die von Münster beschriebenen breiteren Arten, mit lancett-
formigem Ende, wie A. brevis Münst. (Beitr. 5. p. 97. tb. 1. f. 3.),
dürfien wohl eher von Belemniten herzuleiten sein.
5. G. Ommastrephes d’Orb. ”). (ouua, Ansehen; oro&pw,
ich kehre um.)
Die lange, schmale, degenförmige Rückenplatte hat einen
mittleren Kiel und endet hinten mit einem umgekehrt- und schief-
kegelförmigen Körper, welcher, da er hohl ist, einem Schöpf-
eimer gleicht. (Pictet, Pal. II. p. 320. tb. 14. f. 8.)
Die wenigen‘ Arten kommen, nach d’Orbigny, in der Jurafor-
mation und noch lebend vor.
1 6. G. Conoteuthis d’Orb. (zwvos, Kegel; revdigz.)
Von der vorigen Gattung nur dadurch verschieden, dafs sich
in dem eimerartigen Kegel Querscheidewände befinden, wie in
der Höhlung der Belemniten, wodurch es den Uebergang von
Ommasirephes zu den Belemniten macht. (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr.
I. p. 620.)
C. Dupiniana d’Orb. wurde dem Neocomien Frankreichs ent-
nommen.
3. Fam. Sepiadae.
- Die Sepien haben einen viel breiteren und gedrungeneren
Körper als die Loligineen, welchem auch eine starke, breite,
kalkige Rickenplatte entspricht; letztere endet hinten in einer
Spitze.
7. G. Sepia L. Sepie. Tintenfisch. Seche. Seiche.
Die Rückenplatie der lebenden S. officinalis ist unter dem
Namen: Sepienknochen, os sepiae, allgemein bekannt. Sie ist
oval, länglich elliptisch, hat in der Mitte einen breiten, flachen
Längskiel, endet hinten in einer kleinen, festen Spitze, und besteht
aus einer porösen Kalkmasse, welche äufserlich von einer hornig-
perlmutterartigen Schicht bedeckt wird. Die erstere ist durch
wellenförmige Streifen geziert, auf der‘ letzteren sieht man von
der Endspitze eine Menge Linien ausstrahlen, welche von con-
centrischen Linien durchkreuzt werden. (Vergl. Belemnites.)
*) D’Orbigny schreibt bisweilen Omnastrephes oder Omastrephes, wel-
ches jedenfalls Druckfehler sind.‘
262 WEICHTHIERE.
S. hastiformis BRüppell, Abbild. u. Beschreib. einiger neuen
oder wenig gekannten Versteinerungen. Frankf. a. M. 1829. tb. 3. f. 2.
Eine dem gewöhnlichen Sepienknochen ‘ähnliche Rückenplalte aus
dem lithographischen Schiefer von Solenhofen.
t 8.:G. Belosepia Voltz. (B&%og, Pfeil; onnie.)
Die hierunter begriffenen fossilen Körper entsprechen den
hinteren Theilen der gewöhnlichen Sepienknochen, von denen sie
sich nur durch etwas andere Dimensionen unterscheiden, so dafs
man Belosepia nur als Untergattung von Sepia betrachten kann.
Arten tertiär.
B. Cuvieri Voltz (Beloptera Cuv. u. Belopt. sepioidea de Blainv.),
Br. Leth. p. 1127. tb. 42. f. 19.
Häufig im Grobkalke des Pariser Beckens und in Belgien.
t 9. G. Beloptiera Desh. (#&%og; nreoöv, Flügel.)
Der kalkige innere Knochen ist länglich, vorn fast cylindrisch
verlängert, läuft hinten in einen stumpfen Schnabel aus und hat
an beiden Seiten eine flügelartige Ausbreitung. Der cylindrische
Theil enthält eine conische, gekammerte Höhlung, welche der
Alveole der Belemniten zu vergleichen ist. Arten tertiär.
B. belemnitoidea Blainv. (Sepia parisiensis d’Orb.), Br. Leth.
PIE BIP PDT 3 ET
Im Grobkalke zu Grignon.
B. anomala Sow. Min. Conch. tb. 591. f. 3—5.
Aus dem Londonthone von Highgate.
”
4. Fam. Belemnitidae. Belemniten.
7 10. G. Belemnites Breyn. (Cetocis, Acamas, Thalamus,
Callirhoe und Paclites Monifort *”); Actinocamaz Miller;
Pseudolebus Blainv.; Belemnosepia Agassiz und Buckland;
Belopeltis Voltz; Belemnitella d’Orbigny.)
(P&zuvov, Geschols, Wurfspiels.)
Wer an der Küste von Pommern und auf der Insel Rügen
umherwanderte, dem blieben auch jene Körper nicht fremd,. die
an vielen Orten so häufig, und fast überall unter dem Namen der
Donnerkeulen bekannt sind. Längst auch haben sie schon die
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Alten sollen sie, als an-
geblich von Jupiter berührt, heilig verehrt haben, und auch in
*) Bronn, Leth. p. 402, u. im Jahrb. f. Min. a. a. OÖ,
KOPFRÜSSER. h 263
späteren Zeiten erklärte man ihren Ursprung noch auf die man-
nichfachste Weise. Die wahre Natur der Belemniten ist indefs,
nach wichtigen Vorarbeiten von Münster”), Quenstedt””), Voltz"*"),
Buckland und Agassiz 7), d’Orbigny tt) uw. A., erst in der neue-
sten Zeit durch Owen tr7) dargethan worden. Nach jenen in
England gefundenen Exemplaren sind an der zusammengesetzten,
inneren Schaale der Belemniten folgende Theile zu unterscheiden:
1) Die Scheide (rostre d’Orb., guard Ow.), welche der
Spitze eines Wurfspielses gleicht, sich gewöhnlich allein noch
erhalten hat und zu dem Namen Belemnit Veranlassung gab. Diese
spitzt sich hinten (unten) zu, und erweitert sich vorn (oben, an
der Basis), wo sich eine kegelförmige Höhlung (Alveole) in die-
selbe einsenkt. Sie besteht aus spathigem Kalke, welcher sich
in concentrischen Schichten um die Achse der Scheide so abge-
setzt hat, dafs er im Längsdurchschnitte (Taf. XI. Fig 21. e.)
hyperbolische Linien, im Querdurchschnitte aber (Taf. XU. Fig.
15. a. b; Fig. 19. a. b; Fig. 21. a. b.) radiale und concen-
trische Linien erkennen lälst. Die Exemplare aus der Kreide sind
gewöhnlich verkieselt, welcher Procels dann von der Oberfläche
aus erfolgt ist. |
2) Der Alveolit (Phragmacone Owen. Taf. XII. Fig. 21. d.)
oder der gekammerte Schaalentheil, welcher - in der conischen
Höhlung an der Basis des Belemniten steckt. Seine Scheidewände
sind nach aufsen concav und werden, analog denen der lebenden
Spirula,. an der:meist breiteren. Bauchseite ‘von einem randlichen
Sipho durchbrochen. Sie bestehen hauptsächlich aus Perlmuiter-
substanz, die auf beiden Seiten mit einer dünnen Lage einer wei-
[sen, zerbrechlichen Kalkmasse überzogen ist.
3) Der hornig-kalkige Knochen (osselei d’Orb.), wel-
cher ‘an der Spitze der Alveole beginnt, als dünne Decke dieselbe
auskleidet, und so den Alveolit von der Scheide des Belemniten
*) Bemerkungen zur näheren Kenntnifs der Belemniten. Bayreuth, 1830.
**) Ueber Loligo Bollensis, in L. Br. J. 1839. p. 156. u. a. a. O.
***) Ueber Actinocamax, in L. Br. J. 1839, p. 522; über Belopeltis,
in L. Br. J. 1840. p. 342. 742; 1841. p. 623.
+) Geologie und Mineralogie, I. p. 410. u. f. II. tb. 38 u. 44‘.
++) Paleontologie frangaise.
+t}) A Description of certain Belemnites, preserved, with a great
Proportion of their Soft Parts, in the Oxford Clay at Christian Mulford,
Wilts. In the Quaterly Journal of the Geological Society. London, 1845.
p. 119.
264 WEICHTHIERE.
irennt, sich aber dann mehr oder weniger weit über die letzte
Scheidewand des Phragmacones erstreckt, um die ‚breite vordere
Eingeweidekammer zu bilden, welche den Tintenbeutel und einige
andere innere Theile des Belemniten enthält. Diese Kammer ist
nur unten dutenförmig geschlossen, und breitet ‚sich nach oben
hin als ein mehr oder weniger erweitertes Rückenschild (Belo-
peltis, wozu auch Loligo Bollensis gehört) aus (Taf. XU. Fig. 12,
unvollkommen; Taf. XX111. Fig. 9. a. b.). Es besteht dieser Knochen
aus dünnen Lagen hornig-kalkiger, mit Perlmuttersubstanz bekleide-
ter Masse, und entspricht den beiden Gattungen Ommastrephes und
Conoteuthis, so wie auch der convexen,. breiten, hinteren Platte
des Sepienknochens, während die kleine Endspiize des letzteren
der Scheide des Belemniten, und die Reihe der Querplatten in
jener nebst dem porösen, kalkigen, durch wellenförmige Quer-
streifen ausgezeichneten Theile den Querscheidewänden des Be-
lemniten- Alveoliten entspricht.
Das Thier des Belemniten, welches Owen nach den englischen
Exemplaren sehr genau kennen lehrte, zeichnete sich durch acht
lange, emporstehende Fangarme aus, von denen jeder 15-20
Paar Haken trug, die aus den Saugnäpfen entspringen, ein Cha-
rakter, der aulserdem nur noch der lebenden Onychoteuthis und
der fossilen Acanthoteuthis zukommt. Die beiden herabhängenden
Arme sind nur unvollständig gekannt. Zwei halbkreisförmige Vor-
sprünge, die mit ihrer concaven Seite gegen einander gekehrt
sind, einem gekrümmten Bande von 1‘ Höhe und 1 Breite glei-
chend, erkannte Owen als die Augen des Thieres.
Aufser einem ovalen Tintenbeutel, in welchem sich häufig
noch die erhärtete Sepie *) vorlindet, und dem Darm, sind auch
noch zwei Seitenflossen, häutig-faserige Ausbreitungen des Man-
tels, von halb-eiförmigem Umrisse bekannt, deren breiter Theil
vorn liegt, von wo aus sich dieselben nach hinten allmählig
verengen.
Die Kiefern dieser Thiere scheinen hornig gewesen zu sein,
da man in Begleitung der Belemniten' keine kalkigen findet. Die
*) Die fossile Sepie ist hart, zerbrechlich, läfst sich zu einem dunkel-
braunen Pulver zerreiben und hat bein Gebrauche einen etwas dunkleren
Ton als die römische Sepie. Römer fertigte schon seit längerer Zeit seine
Handzeichnungen mit Sepie von Loligo Bollensis an, welche man nur mit
Wasser und etwas Gummi stark einzureiben braucht, um sie sofort benutzen
zu können.
KOPFFÜSSER. 265
Dicke, zu welcher der graue, musculöse Mantel zusammengedrückt
worden ist, betrug nach Owen 3.
Ihrer relativen Gröfse, Form und Stellung der Seitenflossen
nach, glichen die Belemniten, nach Owen, den lebenden Gattungen
Rossia und Sepiola, und vereinigten aufserdem Charaktere der
Sepia, des Onychthoteuthis und, wegen der Lage des randlich-
ventralen Siphos auch mit Spirula.
Die mit unzählbaren *”) Namen belegten Arten der Belemni-
ten sind auf das Oolithengebirge und Kreidegebirge beschränkt.
Unter ihnen kann ich hier nur einige der wichtigsten herausheben.
Sie zerfallen, nach Münster (a. a. O0.) und nach v. Buch
(über den Jura in Deutschland, p. 33.), nach ihrer Scheide in
folgende drei Gruppen:
1) Belemniten mit einer kurzen, allein selbst in den Alveo-
liten ‘noch einschneidenden Spalte an der Basis der Scheide,
welche jederzeit auf der breiteren, dem Sipho gegenüber liegenden
Rückenseite“*) die Mitte einnimmt.
Sie gehören ausschliefslich der oberen Kreideformation an,
und d’Orbigny vereinigte sie unter dem Gattungsnamen Belem-
nitella d’Orb.
B. mucronatus Schloth. — Taf. XI. Fig. 20. (3). — Brongniart,
desc. geol. des env. de Paris, 1822. tb. 3. f£ 1. — Nilsson, Petrificata
Suecana, tb. 2. f. 1. A. L. — Hisinger, Lethaea Suecica, tb. 10. f- 6.
— Sow. Min. Conch. tb. 600. f. 1. 2. 3. — Maniell, Geology of
Sussex, tb. 16. f. 1. — Br. Leth. tb» 33:41110: 211.» — d’Orb. Pal.
fris terr.. er I. 1b».
Die rauhe, fast eylindrische Scheide, die sich nach hinten zu
erst sehr wenig verengert und bisweilen sogar sich etwas verdickt,
ist an der Basis stumpf dreikantig, wird allmählig plattrund und endet
hinten ziemlich schnell mit einer kurzen, pfriemenförmigen Spitze. Die
Mitte der Bauchseite ist an. der Basis kielartig erhöht und von zwei
flachen Furchen eingefalst, welche schwach von einander divergiren
(so dafs der Kiel nach hinten zu flacher und breiter wird), in der
Nähe der Endspitze die Seite erreichen, jederseits nur noch als zwei
*) Den Belemnites dilatatus Blainville z. B. zertrennte allein Raspail
in 32 (!) verschieden benannte Arten, welche indefs alle durch d’Orbigny
(Pal. fr. Terr. cret. p. 39.) wieder eingezogen wurden. Die Bemühungen
v. Buch’s, Bronn’s, Quenstedt’s und einiger Anderen, die Errichtung neuer
Arten zu beschränken, finden leider noch immer nur bei Wenigen Nach-
ahmung. \
**) Diese Seite wurde bisher häufig als Bauchseite bezeichnet.
266 WEICHTINERE.
verliefte Linien sichtbar sind, und sich verlieren, ehe sie die Spitze
erreichen. Alveole, Alveolit und Spalt sind lang.
Diese Art ist leitend’ für das obere Kreidebirge , und findet sich
häufig in der weilsen Kreide von Rügen, Dänemark (auf Moen), Eng-
land (Brighton und Lewes in Sussex, Danes Dike in Yorkshire), Ir-
land, Frankreich (an vielen Orten); überall in Kreide und Kreide-
mergel von Polen, Schweden (Kjugestrand und Köpinge); im Kreidetuff
bei Mastricht u. s. w.
2) Belemniten mit einer mittleren Rinne auf der Bauch-
seite, dem Sipho zunächst, welche gewöhnlich nur in die oberen
Lagen der Scheide, bisweilen aber auch bis an die Alveöle ein-
schneidet, und welche sich von der Basis an mehr oder weniger
weit nach der Endspitze hinzieht. |
a. Mit zwei Seitenfurchen, welche auf der jener Rinne ge-
gemüber liegenden Seite (nach d’Orbigny Rückenseite) einen brei-
ten, flachen Kiel abschneiden. |
Aus der Aehnlichkeit im Verlaufe dieser Linien mit denen von
B. mucronatus, liefs sich vermuthen, dafs die Rinnenseite die Rücken-
seite, und die gegenüberliegende die Bauchseite wäre, in welchem
Falle diese Abtheilung sich an die erste Gruppe anschlielsen würde.
Weder aus d’Orbigny’s Abbildungen und Beschreibungen (Pal. fr. Terr.
er. I.), noch aus meinem Exemplare von B. minimus läfst sich für
die Lage des Siphos ein sicherer Schlufs ziehen.
Die Arten kommen nur in der unteren Kreideformation bis .
zu dem Plänerkalke herauf vor.
B. minimus Lister. — Taf. XII. Fig. 17. u. 18.. (Var.: B. sub-
fusiformis Raspail.) — B. Listerö Mant. Geol. of Suss. ib. 19. f. 17. 18.
23. — B. min. Sow. M. C. tb. 589. f. 1—T. — B. lanceolatus Sow.
M. C. tb. 600. f. 8. 9; B. attennatus Sow. M. C. ib. 589. f. 8—10.
(Var.) — Br. Leth. tb. 33. f. 13. — ? B. subquadratus Römer, Kreide,
p. 83; Ool. tb. 16. f. 6. — Gein. Charakt. tb. 17. f. 30 — 34. — Ack-
nocamaz fusiformis und Act. Milleri Voltz (n. d’Orb.). — d’Orb. Pal.
fr. Terr. er. I. ıb. 4. f. 9—16; tb. 5. f. 3—9. (Var.) — Phillips,
Geol. of Yorkshire, 1835, tb. 1. f. 18. (Var.)
Die äulserlich rauhe, verlängerte Scheide ist allermeist etwas
spindelförmig und läuft hinten in eine (nach Sowerby, tb. 589. f. 9.
und nach d’Orbigny a. a. O. tb. 5. f. 6—9, bisweilen sehr ver-
längerte, oder auch, nach Phillips a. a. O. und d’Orb. tb. 5. f. 3. 4,
sehr kurze und stumpfe) Spitze aus; an dieser erkennt man bisweilen
eine kurze, undeutliche Furche. Mittlere Furche gewöhnlich kurz.
Die seitlichen Furchen (in den Abbildungen nicht sichtbar) werden
KOPFFÜSSER. 267
aus zwei Doppellinien, sowohl vertieflen als erhabenen daneben ge-
bildet, zwischen welchen letzteren sich nach vorn hin eine dritte er-
habene Linie einzulegen pflegt. Je nach der Form der Scheide sieht man
diese Doppellinien nach hinten zu mehr oder weniger aus einander
laufen; übrigens sind sie oft kaum zu bemerken.
In der Nähe der Basis ist der Querdurchschnitt rundlich drei-
eckig, wobei die Furchenseite die Basis des Dreieckes, die von den
Seitenfurchen eingefalste die gegenüberliegende Ecke vertritt; nach
hinten zu wird der Durchschnitt mehr kreis- oder eirund.
Der.-Alveolit ist kurz. Ein Exemplar mit dem spitzen Ende war
etwa’ 4 lang und vorn 2 breit, und enthielt gegen 15 Kammern.
Wo die Alveole beginnt, hat die Basis dieser Belemnitenscheide
grofse Neigung, sich von dem übrigen Theile eigenthümlich abzulösen,
was zur Errichtung des Actinocamaz Veranlassung gab. Das vordere
Ende (Taf. XI. Fig. 17. a. 18. a.) erhebt sich dann zu einem Schei-
tel, in dessen Mitte sich eine runde Vertiefung einsenkt. Aus dieser
läuft eine tiefe Rinne bis in die früher erwähnte mittlere Rinne herab,
während nach der entgegengeselzten Seite sich eine breite Falte herab-
zieht, und noch mehrere schmälere Falten und Rinnen nach den seit-
lichen Theilen verlaufen; die ganze Oberfläche ist concentrisch liniirt.
B. minimus ist nicht immer so klein als der Name erwarten
läfst, sondern wird bisweilen sogar gegen 5” lang.
Vorkommen: Im Neocomien des südlichen Frankreichs, und Falls
B. subquadratus hierher gehört, im Hilsthone und Hilsconglomerate Nord-
deutschlands (des Elligser Brigs, des Hilses, bei Bradenbeck und
Schandelahe); selten im unteren Quader Sachsens; häufig im Galt Eng-
lands, und im unteren und mittleren 'Pläner Sachsens (Plauen bei
Dresden, Oberau), bei Langelsheim, Sarstedt und Rethen, selten im
Plänerkalke von Strehlen bei Dresden und Hundorf in Böhmen.
b. Theils ohne Seitenfurchen, theils mit zwei Seitenfurchen,
welche dann der Bauchseite genähert sind oder wenigstens nicht
‘oberhalb der Mitte der Seitenfläche liegen.
Sie kommen im mittleren und oberen Jura vor.
B. canaliculatus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 13. 14. (B.
semihastatus de Blainy.). — Ziet. Verst. Würt. tb. 21. f. 1. 3. — Br.
Leth. p. 416. tb. 21. f. 19. — v. Buch, Jura,' p. 62. — Quenst. Flötzg.
Würt. p. 368. — d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. I. p. 108. tb. 13. f. 1—5.
Nach v. Buch und Bronn gehört auch B. semihastatus de Blainv., nach
Quenstedt noch B. Aldorfiensis, apiconus, acutus u. A. zu ihm.
Scheide pfahlförmig oder verlängert spindelförmig (B. semihasta-
tus de Blainv.), mit einer. schmalen, ziemlich scharfrandigen Rinne
S
268 WEICHTHIERE.
versehen, welche nach hinten zu schwächer wird und sich in der
Nähe der Spitze oder an der Spitze gänzlich verliert. Von dieser
Furche schneidet ein feiner Spalt bis an den Sipho ein. Fiwas un-
terhalb der Mitte der Seiten erkennt man die schwachen Längsfurchen.
Querdurchschnitt an und in der Nähe der Basis fast kreisrund, und
nach hinten zu immer mehr querelliptisch.
Er fehlt nie in den oberen Schichten (Oxford-Thon) des mitt-
leren Jura Deutschlands (Thurnau, Rabenstein, Würgau, Bärendorf in
Franken; Wasseralfingen, Deltingen, Neuffen am Stuifenberge in Wür-
temberg; bei Goslar in Hannover), der Schweiz (im Porrentruy an
Mont-terrible, im Aargau, im Kanton Basel) und Frankreichs (Port-
en-Bassin in Calvados).
B. hastatus de Blainv. — Taf. XI. Fig. 12. (n. Bronn). —
B. wunicanaliculatus Ziet. Verst. Würt. tb. 24. f. 8 — B. semisulcatus
Münst. a& a O. p. 6. tb. 1.'— Br. Leth. 'p. 415. %.721.'7. 45. =
v. Buch,. Jura, p 72. — Quenst. Flötzg. p. 446. — dWOrb. Pal. fr.
Terr. jur. I. p. 121. tb. 18. 19. — B. semihastatus de Blainv. z. Th.
Scheide verlängert spindelförmig, ganz ähnlich dem B. canak-
culatus, nur schwellt der bauchige Theil der Spindel, nach Quenstedt,
viel dicker an, denn er kann durch die Furche nicht in gleichem
Grade deprimirt werden, weil diese nur in der Alveolen- (Basal-)
Gegend einer schmalen, scharfkantigen, tiefen Rinne gleicht, über die
Mitte hinaus sich aber verflacht und kaum .noch verfolgt werden kann.
Wie bei der vorigen Art, dringt auch hier von der Furche ein glat-
ter Spalt bis zur Alveole hinab. Eine schwache Seitenfurche in der
Mitte jeder Seite ist auch an dieser Art zu bemerken.
Im oberen Jura (Coralrag und den lithographischen Schiefern)
von Würtemberg und Franken (Thurnau , Würgau, Muggendorf, Streit-
berg, Amberg, Pappenheim), Hannover, Hohnsein in der sächsischen
Schweiz und in Frankreich. |
3) Belemniten ohne Basalrinne und ohne Seitenfurchen,
aber mit kurzen Rinnen von der Spitze aus.
Sie finden sich nur im unteren und mittleren Jura. Zu ihnen
gehört der grölste aller Belemniten,
B. giganteus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 21. a. b. c. d. e.
(Nach Zieten, Verst. Würt. tb. 19. 5.) — B. Aalensis Voltz, Br. Leth.
p. 407. tb. 21. f. 14 — v. Buch, Jura, p. 59. — Quenst. Flötzg.
p. 329. — d’Orb. Pal. fr. Terr, jur. p. 112. tb. 14. 15. — Nach Quen-
stedt und d’Orbigny gehören hierzu: B. ellipticus Miller, B. quwenque-
suleatus, B. gladius und B. gigas de Blainv., B. compressus Sow., B.
KOPFFÜSSER. 269
longus Voltz, B. quinquesulcatus Ziet., B. grandis Schübler, B. böpar-
titus und B. bicanaliculatus Hartmann.
Die Scheide wird bis 2° lang und an der Basis bis 3” breit.
Ihre Dicke bleibt entweder in der oberen Hälfte der Länge ziemlich
gleich, oder nimmt nach vorn hin zu (B. grandis Schüb. b. Ziet.).
Die andere Hälfte verjüngt sich ganz allmählig nach dem hinteren,
unteren Ende, der Spitze. Im Durchschnitte ist sie elliptisch bis birn-
förmig, an der Bauchseite enger als an der Rückenseite. Der Raum
zwischen beiden ist abgeplaltet, mit einer Einbiegung nach innen,
welche nach der Spitze zu immer merklicher wird; daher läuft zu
beiden flacheren Seiten der meistens slark seitlich zusammengedrückten
Spitze eine Furche (B. acuminatus Ziet. T. 20. 5.), oder es bilden
sich noch mehrere kürzere Furchen, wie an dem abgebildeten Exem-
plare. Hiernach und nach dem verschiedenen Alter erhält diese Art
ein verschiedenes Ansehen, worauf de Blainville und v. Zieteu meh-
rere ihrer neuen Arten gründeten.
Im mittleren braunen Jura Würtembergs überall, zu Rabenstein
in Franken, zu Bergen im Anspachischen, an der’ schlesisch -pol-
nischen Gränze zu Weichrow, von wo mir Herr Berghaupimunn v.
Charpentier Alveoliten dieser Art mittheilte, und in Frankreich.
B. pazillosus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 16. (3). — Ziet.
Verst. Würt. tb. 23. f. 1. nebst anderen, von Quenstedt hiermit ver-
vereinigten, als B. laevigatus, B. carinatus, B. subaduncatus, und
wahrscheinlich auch B. turgidus, B. apicicurvatus und B. quadrisulca-
tus. — Br. Leth. p. 409. tb. 21. f. 16. — v. Buch, Jura, p. 33. —
Quenst. Flötzg. p. 209. — B. Bruguierianus d’Orb. Pal. fr. Terr. jur.
1 hr A A a a a
Scheide pfahlförmig und bis 3° lang. An der Spitze liegen,
symmetrisch zu den Seiten, zwei der Rückenseite etwas genäherte,
deutliche Furchen (Dorsolateralfurchen). Zwischen beiden ist in der
Mitte des Bauches und des Rückens bisweilen noch eine kleinere, wie
die in Fig. 16. an der ‘Spitze auf der linken Seite in 3 der Breite
angedeutete Furche die Mitte des Rückens bezeichnet. |
Im unteren Liasschiefer (Belemnitenschiefer) von Würtemberg,
Baden, Franken (Rabenstein), Frankreich (Lyon, Naney u. v. a. 0.)
und von Lyme Regis in England.
B. acuarius v. Schloth” — v. Buch, Jura, p. 34. — Quenst.
Flötzg. p. 275..— B. gracikis Ziet. Verst. Würt. ib. 22. f£ 2. — d’Orb.
Pal. fr. Terr. jur. p. 76. tb. 5. — Nach d’Orb. gehören hierher: B.
tabularis Young, B. longissimus Mill., Pseudolebus striatus und Ps. lae-
270 WEICHTHIERE.
eis Bl., B. tabularıs Phill., B. lagenaeformis Hartm. b. Ziet, B. lon-
giscatus Voltz, B. tenuis und B. semistriatus Münst. u. s. w.
Scheide bis 1’ lang, sehr dünn, nadelförmig, mit zwei, an der
Gränze des Rückens gegen die Seiten, von der Spitze nach vorn hin-
laufenden Rinnen.
Nicht selten im oberen Lias zu Boll, in den Marmorbrüchen von
Berg, bei Altdorf, Mistelgau, Geisfeld bei Bayreuth, zu Banz und in
Frankreich.
B. Owenii Pratt, aus dem Oxfordthon von Christian Malford,
die Art, an welcher Owen das Thier der Belemniten kennen lehrt,
soll der vorigen Art sehr ähnlich sein.
B. clavalus v. Schloth. — Taf. XII. Fig. 19. (Nach B. sub-
clavatus Ziet. Verst. Würt. tb. 22. f. 5.) — Br. Leth. p. 414. tb. 21.
f. 23. — Quenst. Flötzg. p. 182. — d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 103.
dd. 11. f. 19— 3.
Scheide bis 2” lang, verlängert keulenförmig, zuletzt ziemlich
rasch in eine ungefurchte Spitze zulaufend, mit rundlichem Querschnitte.
B. pistilliformis de Blainv. ist eine Varietät dieser Art mit
stumpferem und kürzerem hinterem (unterem) Ende.
Nach Quenstedt zu Millionen in den Steinmergeln des mittleren
Lias von Würtemberg, mit Terebratula. numismalis zusammen; in den
oberen Liasmergeln von Nancy u. a. O. Frankreichs und in England.
B. digitalis Faure-Biquet. — Taf. XU. Fig. 15. (2.) — Ziet. -
Verst. Würt. tb. 3. f. 6. (B: irregularis Schloth.) u. f. 9. — Br.
Leth. p. 412. tb. 21. f. 17. — v. Buch, Jura, p. 42. — Quenst. Fl.
p. 275. — B. irregularis Schloth., d’Orb. Pal. fr. Terr. jur. p. 74.
Die 3° lange Scheide gleicht einem Finger oder einem breit-
gedrückten Cylinder, der an dem hinteren Ende abgerundet ist. Hier
ist er entweder mit einem kleinen, warzenförmigen Stachel oder mit
einer Grube versehen, von welcher auf der Bauchseite eine Rinne
ziemlich weit herauf geht.
Im oberen Liasschiefer von Würtemberg, Franken (Altdorf, Bay-
reuth und Banz) und Frankreich.
Zu der dritten Gruppe der Belemniten gehören höchst wahr-
scheinlich auch die als Lolögo Bollensis (Zieten, Verst. Würt.
tb. 25. f. 4—7. — Buckl. Geol. tb. 28. f. 6. 7; tb. 29. f. 2.)
bezeichneten Rückenschilder von Belemniten. Quenstedt beschreibt
dieselben mit folgenden Worten: „Es sind dünne, parabolische
Kalkknochen, im Anfangspunkte des Unterrandes etwas gespalten,
aber beiderseits dieser Spaltung wohl gerundet und ganz. Oben,
HOPFFÜSSER. 273
wo ‚sich die Parabel öffnet, sind die Knochen immer zerrissen.
Eine feine fadenförmige Linie, nach oben convex, halbirt die Pa-
rabel, in der Mitte zwischen dieser Linie und den Schenkeln fin-
den sich markirte hyperbolische Anwachsstreifen, deren -äufserer
Schenkel sich plötzlich zurück nach unten biegt, und dem Aufsen-
rande ein fein geliedertes Ansehen giebt. Besagte Structur findet
sich immer in der oberen, braun gefärbten Schicht (denn was
über dieser braunen Schicht liegt, ist nur ein höchst dünner, un-
terbrochener weilser Anflug), die dickeren darunter liegenden Kalk-
platten zeigen sie nicht. Unter diesem Schilde findet sich immer
ein mit schwarzer Sepientinte erfüllter, birnförmiger Beutel, mit
seiner schmalen, halsförmigen Mündung der Oeffnung der Parabel
zugekehrt. Dieser Tintenbeutel ist rings von einer perlmutter-
glänzenden Kalkschicht umgeben u. s. w. — L. Aalensis unter-
scheidet sich von L. Bollensis nur dadurch, dafs sein beiliegen-
der Tintenbeutel weniger stark von Tinte strotzt.‘“ (Quenstedt,
Flötzgebirge Würtembergs, 1845. p. 252.)
Diese Körper kommen im oberen Lias von Würtemberg mit
Belemnites acuarius zusammen vor, von welcher Art sie vielleicht
auch herrühren.
Sehr ähnlich sind auch die im Lias von Lyme Regis ge-
fundenen, welche von Buckland abgebildet worden sind.
5. Fam. Spirulidae.
Der einzige lebende Repräsentant dieser Familie ist die zier-
liche Sperula Peronüi Lam., das sogenannte Posthörnchen, dessen
Gehäuse einige in einer Ebene liegende und sich einander nicht
berührende Windungen macht. Die nach aulsen concaven Kam-
merscheidewände sind am Rande der Bauchseite durch einen Sipho
durchbrochen.
10. 6. Spirularostra d’Orb.
In den tertiären Schichten der Umgegend von Turin ent-
deckte Bellardi einen Körper (Spirularostra Bellardiana d’Orb. Pal.
fr. Terr. jur. I. p. 35. — Pict. Pal. II. p. 316. ıb. 14. f. 95.),
der die Spirula mit Sepien und Belemniten verbindet. Er besteht
aus einer gekammerten Schaale, welche ähnlich der Spirula Pe-
ronü, doch weniger eingerollt ist, und in seiner hinteren Hälfte
von einer dicken Kalkmasse umgeben wird. Diese läuft nach
unten und hinten in einen spitzen Schnabel aus und entspricht
offenbar der Scheide der Belemniten.
272 WEICHTHIERE.
B. Tetrabranchiata Owen. Tentaculifera d’Orbigny.
Cephalopoden mit vier Kiemen und ohne Saugwarzen an ihren
zahlreichen, ceylindrischen und nicht sehr langen Fangarmen, wel-
che um den Mund- herumstehen. Der Köpf ist weniger deutlich
vom Körper getrennt als bei den Thieren der Dibranchiaten. Die
Schaale ist mehr oder weniger äufserlich und in Kammern ge-
theilt. Alle Kammern stehen durch einen Sipho mit dem Thiere,
welches jedesmal nur die letzte, äufserste Kammer bewohut, in
Verbindung. Ein Tintenbeutel fehlt. In der jetzigen Schöpfung
wird diese Gattung nur durch den Nautilus Pompilius L., das
Schiffsboot, vertreten.
41. Fam. MNautilidae. Nautileen Quenstedt *).
„Die geradlinig gestreckte oder in einer Ebene (Krümmungs-
ebene) beliebig gekrümmte ””) Röhre ist durch querliegende, au-
[sen concave Scheidewände in Kammern getheilt. Die Scheide-
wände, deren Ränder einfach oder auf- und niedergebogen ***)
sind, werden in irgend einem Punkte ihrer mit der Krümmungs-
ebene gebildeten Schnittlinie (Ventrodorsallinie) durchbrochen. Die
_Durchbruchsöffnung drängt die Scheidewand dutenförmig nach hin-
ten. Der Sipho, aus einer gegliederten Haut bestehend, geht
durch sämmtliche Duten (Trichter) hindurch, und befestigt sich
an der Spitze der Schaale.
Die Schaale besteht aus einer äufseren, matten, kalkigen,
und einer inneren perlmutterglänzenden Schicht.‘ (Quenst.)
+ 1. G. Orthoceratites (Orthoceras) Breyn. Geradhorn.
(00905, gerad; x2oaug, Horn.)
Schaale geradlinig, nach vorn ganz allmählig an Stärke zu-
nehmend. Die Kammern sind niedrig, nur die letzte, in welcher
das Thier gerade lebte, ist unverhältnilsmälsig verlängert. Der
Si;pho wankt von der Mitte nach dem Rande (Bauchseite oder
Rücken) hin. Der Theil der Schaale, auf welchem äulsere Quer-
*) De notis Nautilearum primariis. Berolini, 1836. — L. Br. J. 1840.
p- 253.
**) Moseley in Cambridge und Naumann in Leipzig fanden, dals die
eingerollten Conchylien logarithmischen Spiralen folgen. (L. Br. J. 1841. p.
394; Poggend. Annalen f. Phys. u. Chemie. 1845. Bd. 64. p. 538.)
+++) Die abwärtsgehenden Biegungen der Ränder heifsen Loben, die
zwischen diesen befindlichen aufwärtsgehenden Sattel.'
KOPFFÜSSER. 273
streifen 'hinterwärts gebogen sind und einen Sinus bewirken, is»
nach Quenstedt die Rückenseite.
Auf Taf. X. Fig. 4. ist in $ nat. Gr. ein eigenthümlicher
- Körper abgebildet, welcher, wie es scheint, noch Ueberreste der
weichen Theile des Orthoceratitenthieres enthält. Er wurde im
Grauwackenschiefer von Bögendorf bei Schweidnitz in Schlesien
durch Herrn Apotheker Beinert in Charlottenbrunn aufgefunden,
dessen bekannter Güte ich diesen Körper auch verdanke. Wäre
diefs Exemplar wirklich ein Orthoceratit, so würde der wulst-
förmige Körper auf der rechten Seite den Sipho bezeichnen. Die-
ser zeigt auf der ganzen Oberfläche unregelmälsige Längsfurchen,
und ist nur einem Strange von feinen neben einander liegen-
den 'Fäden vergleichbar. Auf ihm, so 'wie auf dem links von
ihm befindlichen vertieften Theile (der inneren Scheidewand viel-
leicht), so wie auf der rechten Seite, deuten feine, mehr oder
weniger regelmälsig von einander entfernte Querlinien noch die
frühere Lage der Kammerscheidewände an. Das obere Ende scheint
häutige Masse gewesen zu sein, welche noch jetzt. in inniger Ver-
bindung mit dem als Sipho angesprochenen Körper und dessen
Nebenpartieen steht, und welche in mehrere kurze, oben gerun-
dete Arme ausläuft, von denen der eine (in der linken oberen
Ecke bei a.) noch wohl erhalten ist. Möglich wäre es sogar,
dafs die bei 5. sichtbare schmälere Wulst einen längeren Ruder-
arm anzeige.
Die Orthoceratiten begannen in den ältesten Grauwacken-
schichten, waren die steten Begleiter der Trilobiten und beschlos-
sen ihre Existenz auf unserem Erdballe noch vor der Bildung der
Steinkohle.
Quenstedt unterscheidet von ihnen folgende Gruppen:
A. Vaginati. Ein grolser randlicher Sipho, welcher oft
mehr als die Hälfte des Durchmessers einer Scheidewand einnimmt,
schliefst, wie eine Scheide (vagina), einen kleineren Sipho ein.
Die Enden der einzelnen Trichter sind an den Steinkernen durch
elliptische Linien scharf markirt.
Hauptleitmuscheln in den ältesten nordischen Grauwackenkal-
ken beider Hemisphären. :
0. duplez sive O. giganteus Wahl. (0. spiralis Pander.) —
Quenst. a..a.. 0. p. 262. — Hisinger, Leth. Suec. p. 28. tb. 9. f. 1.
Schaale glatt, ohne deutliche Querstreifen, aber mit einer. zahllosen
Menge von vertieften Punkten: ‚übersäet. Der Abstand ‚der einzelnen
Geinitz, Versteinerungskunde. 18
274 WEICHTEHIERE.
‘:Scheidewände ist, nach Quenstedt, sehr veränderlich, und das Gesetz
der Zunahme schwankt zwischen 25 und &.
Das oben beschriebene schlesische Exemplar ist dieser Art am
ähnlichsten.
O0. vaginatus v. Schloth. — Taf. X. Fig. 5. Kammer von oben.
3. Nach Br. Leth. p. 100. tb. 1. £. 9. — O0. wundulatus Pand. — 0.
eancellatus Eichwald, die Urwelt Rufslands. Hft. 2. 1842. p. 67. tb. 3.
f. 9. 10. — Quenst. p. 263.
Schaale wellenförmig gebogen, so dafs selbst die Steinkerne
noch geringelt erscheinen, und deutlich quergestreift.
0. irochlearis His. (Leth. Suec. p. 38. tb. 9. f. 7.), mit klei-
nerem Söpho, scheint nur eine Varietät dieser Art zu sein.
O0. duplex und O. vaginatus finden sich stets zusammen in den
Kalken von Esthland, Livland, Lithauen, Ingermannland, Skandinavien
und. Nordamerika.
B. Cochleati. Der Sipho, oder vielmehr die Ausfüllung der
Trichter, welcher ohngefähr die Mitte der Scheidewände einnimmt,
schwillt so an, dafs er einer Reihe von über einander liegenden,
niedergedrückten Kugeln gleicht, und mit einem Schneckengehäuse
(cochlea) verglichen wurde. Derselbe ‚findet sich gewöhnlich allein,
woraus auf die grofse Zerbrechlichkeit der Schaale und der Scheide-
wände geschlossen werden darf. Bigsby schrieb solche Körper
Korallen zu, und belegte sie mit dem Namen Huronia. Auch
Bronn’s Actinoceras ist auf verwitterte Steinkerne solcher Or-
thoceratiten gegründet.
Sie gehören den oberen silurischen Schichten an.
O0. cochleatus v. Schloth. — O0. crassiventris Wahl., His. Leth.
Suec. p. 30. tb. 10. f. 3. — Quenst. p. 264.
Die Einschneidungen des Sipho sind so eng, dafs der Vergleich
mit einer Schnecke ganz passend ist. Seine einzelnen Glieder sind
sehr breitgedrückt.
Diese Art kommt auf Gothland, in Livland bei Pernau, und im
Huronensee mit vielen schr ähnlichen Formen vor.
Actinoceras, Strahlenhorn, Bronn (Leth. p. 98. tb. 1. f. 8.)
umfalst verwitterte Steinkerne von Orthoceratiten aus dieser oder
der folgenden Gruppe, welche am Huronensee so häufig sind. Ca-
stelnau beschreibt in seinem Essai sur le systeme silurien de Ü’_Ame-
rique septentrionale, Paris, 1843, viele dem
O. (Actin.) Richardsoni Stockes (Taf. X. Fig..3. in 3 nat.
Gr., nach Cast. a. a. ©. tb. 8. f. 2.) sehr ähnliche Formen theils als
Huronien, theils als Arten von ‚Actinoceras.
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KOPFFÜSSER. 275
Diese verbinden die zweite und dritte Grnas von Quen-
‚ stedi, die
C. Gigantei, deren einzelne Trichter, nach Quenstedt,
oben stärker aufgebläht als bei den Vaginaten, und weniger als
bei den Cochleaten, verhältnifsmälsig sehr lang sind und sich
unten nur mälsig verengen.
D. Regulares. Hier, so wie auch bei allen folgenden
Familien wird der Sipho viel kleiner als bei den vorhergehenden,
tritt höchst selten hart an den Rand, sondern nähert sich immer
der Mitte. Hier sind ‚die Duten der Scheidewände cylindrisch.
Die äulserste Schaalenschicht ist gewöhnlich quer gestreift, selten
aber noch vorhanden.
Sie gehen von den ältesten Grauwackenschichten bis in die
Steinkohlenformation empor.
a. Mit fernsiehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt gern
nach der Mitte hin.
O. regularis v. Schloth. — Taf. X. Fig. 6. Nach Br. Leth.
p- 100. tb. 1. f. 10. — O. cinctus Sow. M. C. tb. 5858. f. 3. — His.
Leth. Suec. p. 29. tb. 9. f. 3. — Quenst. p. 267. ’
Der Sipho Fuel) in Br Mitte der fast kreisrunden Röhre. Zu-
nahme der Kammern 7% bis 22. Nicht selten läuft auf dem Rücken (?)
eine scharf markirte Linie herab, die, nach Quenstedi, durch einen
Muskeleindruck des Mantels entstanden ist. Die äufsere Schaale ist
fein punktirt.
O. giganteus Sow. (M. C. tb. 246.) ist, nach Quenstedt, nur
eine grolse Varietät dieser Art, mit ovaler Oeffnung.
O. gracilis. Blumenbach, verkiest im silurischen Grauwacken-
schiefer von Dillenburg, mit centralem Sipho und einer Zunahme von
30, ist wenig von O0. regularis verschieden.
Archiac und Verneuil bezeichnen als Fundorte für O. regularis:
‚die silurische Grauwacke 'von Prag, Wifsenbach, Oeland, Petersburg,
Reval, West-Gothland, und die devonische von der Eifel und Elbers-
reuth; für O. göganteus: die devonische G. von Elbersreuth ? und Ge-
rolstein in der Eifel, den Kohlenkalk von Yorkshire, Closeburn und
Schottland; für O. cinctus: die silurische G. von Reval und Schweden,
die devonische von Petherwin, Newton, Schübelhammer, und den Koh-
lenkalk von Lancashire, Yorkshire, Vise und Tournay.
b. Mit nahestehenden Scheidewänden. Der Sipho liegt zwi-
schen der Mitte und dem Rande, und schwilit nicht selten kugel-
förmig an.
18*
276 WEICHTHIERE. R
O0. fragilis v. Schloth., Quenst. p. 269.
Schaale fein gestreift; Sipho fast in der Mitte; Zunahme #.
O0. acuarius Münst. (Beitr. Hft. 3. .p. 95. tb. 17. £. 5.), von,
fast eylinderförmiger Gestalt, mit centralem Sipho und glatter Schaale,
schliefst sich hier an.
In devonischer Grauwacke von Elbersreuth und Gattendorf.
E. Undulati. Auf der Schaale treten wellige Erhebungen
und Vertiefungen scharf hervor, welche, so wie die ihnen parallel
laufenden feinen Streifen auf dem Rücken, ausgezeichnete Busen
bilden, deren Convexität nach der Spitze (hinten) gerichtet ist.
Der Sipho liegt zwischen der Mitte und der Bauchseite.
O. undulatus v. Schloth., Quenst. p. 271.
Die Wellen, die .selbst auf den Steinkernen noch hervortreten,
steigen von der Bauchseite aus auf den Seiten stark empor, um auf
dem Rücken den tiefen Busen zu bilden. Zunahme +5.
In den alten nordischen Grauwackenkalken, die sich über die
Mark Brandenburg verbreitet haben.
F. Annulati. Die Schaale und Steinkerne erheben sich
zu scharfen Ringen, welche sammt ihrer Streifung in einer Ebene
liegen und nie einen Busen bilden. Sipho klein und meist in
der Mitte.
O. annulatus Sow. M. C. p. 183. tb. 133. — His. Leth. Suec.
p. 29. tb. 9.. f. 8. — Quenst. p. 271.
Ringe wenig scharf; in dem Raume dazwischen liegen wenige
feine Streifen.
Im Kohlenkalke von Cörebrdökaae in Shropshire, und in Gothland.
O. nodulosus v. Schloth. — Quenst. p. 271.
Die dichter stehenden Ringe tragen auf jeder Kante 12 — 16 ge-
rundete Knoten.
In devonischen Eifelschichten.
| O. undulatus His. Leth. Suec. p. 28. tb. 10. f. 2. — Quenst.
p- 272.
Durch entfernte Querringe mit zahlreichen zwischen denselben
liegenden Streifen und regelmälsige Längsfurchen, bildet diese Art
einen VUebergang zu der folgenden Gruppe.
In Gothland bei Djupviken und bei Capellhamn.
Nach Quenstedt zeigen die Annulaten eine grofse Neigung, ihre
geradlinige Richtung zu verlassen und Lituiten zu werden.
G. Lineati. Schaale mit scharf hervortretenden Längsstrei-
fen und nur untergeordneten Querstreifen. Junge Exemplare, auf
KOPFFÜSSER. 27
welchen die ersteren weniger ausgeprägt sind, können leicht mit
.‚Regularen verwechselt werden.
O. lineatus His. Leth.. Suec. p. 29. tb. 9. f. 6. — O. striatus
Marklin. — Quenst. p. 272.
Längsstreifen dünn und scharf. Sipho in der Mitte. Zunahme #.
Im alten Grauwackenkalke von Mösseberg in Westgothland.
0. angulatus Wahlb., His. Leth. Suec. p. 28. tb. 10. f. 1.
Schaale längsgerippt, mit 20—30 Rippen; Sipho deutlich. Die
Stärke der Schaale nimmt viel bedeutender zu als bei anderen Or-
thoceratiten, so dafs diese Art, welche aufserdem sich oben schwach
krümmt, einen Uebergang zu Cyrioceras: bildet.
H. Inflati. Die Stärke der letzten Kammer nimmt gegen
die der übrigen Schaale beträchtlich zu, verringert sich öfters auch
wieder, so dafs sie dann birn- oder spindelförmig (Gomphoce-
ras Murch.) wird. Diefs ist der Fall bei
0. fusiformis Sow. (M. C. tb. 588. f- 2. — 0. pyriformis
Phill.), aus dem Kohlenkalke von Irland und von Preston in Lancashire.
0. subfusiformis und O. subpyriformis Münst. (Beitr. Hfk.
3. p. 103. tb. 20. f. 7. 6. u. 10.) kommen, nach Arch. und Vern.,
im devonischen Grauwackenkalke von Schübelhammer, Pfaffrath, der
Eifel, Oberscheld und Pskof vor.
t 2 G. Litwites Breyn. Schnörkelhorn.
Die gekammerte Schaale ist in einer Ebene bald mehr, bald
weniger spiral gewunden und setzt dann gewöhnlich noch eine
Strecke geradlinig fort (Taf. X. Fig. 7.). Im letzteren Falle erhält
sie das Ansehen eines Krummstabes (lituus). Die Windungen_ be-
rühren sich entweder gar nicht, oder es drückt sich wenigstens
niemals der Rücken der vorhergehenden Windung in die Bauch-
seite der folgenden ein.
Die Lituiten begleiteten die Orthoceratiten und starben mit
ihnen auch aus.
A. Cyrtoceras (Cyrtocera) Goldf., Phragmacoceras Bro-
‚derip und Murchison z. Th. Bogenhorn. (zvorög, krumm; x&gag.)
Der Bogen überschreitet kaum einen Halbkreis; der Sipho ist der
convexen Rückenseite genähert. |
L. (C.) depressus Goldf. — Br. Leth. ‚p. 101. ib. 1. £ 5. —
Römer, Harzgebirge p. 35. ib. 10. f. 2. — Quenst. p. 277.
Schaale niedergedrückt; Kammern niedrig; Zunahme 2.
In devonischer Grauwacke der Eifel und von Pfaffrath.
\
278 | WEICHTHIERE.
B. Flexwosi. Die Schaale nähert sich mehr der Form
eines Hakens oder Hufeisens, und der Sipho ist stets der Bauch-
seite genähert. Arten silurisch.
L. flexzwosus v. Schloth. — Quenst. p. 278.
In der Eifel.
Diejenigen Phragmacoceraten, in welchen der Sipho der Bauch-
seite genähert ist, schliefsen sich, nach Quenstedt, hier an.
C. Spirulites (Spirula Aut.). Die Schaale ist, wie bei
der lebenden Spirula, in von einander enifernt liegende Umgänge
gewunden, die jedoch bisweilen auch hart an einander treffen,
und bildet nach vorn hin einen sanft gekrümmten Stab, dessen
schwach concave Seite der Spira, zugekehrt ist. Allermeist ziehen
sich auf dem Rücken die Querstreifen in einen Busen herab. Bei
den eigentlichen Spiruliten Q. wird die Kammerscheidewand hart
an der Rückenseite durchbrochen, bei den Falcaten Q. liegt
er zwischen dem Rücken und der Mitte, und bei den Perfecten
O0. oder den wahren Lituiten-Stäben neigt sich derselbe ein wenig
der Bauchseite zu.
L. (5.) nodosus Gold. — Br. Leth. p. 102. tb. 1. f. 4 —
L. lituus His. Leth. Suec. p. 27. tb. 8. f. 5.
Die quer-geringelte und gestreifte Schaale macht 1—3 Umgänge
und setzt dann gerade fort. Sipho rundlich.
In silurischer Grauwacke von Dalecarlien und Oeland; in de-
‘vonischer von Plymouth und Newton.
'L. falcatus v. Schloth. — Quenst. p. 280.
Mundöffnung ein wenig zusammengedrückt. Querstreifen bilden
auf dem Rücken der Schaale einen starken Busen nach hinten. Re-
präsentant der Falcaten.
* Im ältesten Grauwackenkalke Livlands.
L. lituus Montf. — Taf. X. Fig. 7. Nach Bronn, Leth. tb. 1.
OB. 1a (Ey; ’ :
Dieser wahre Lituit kommt in den tiefsten silurischen Schichten
von Schweden und Rufsland vor.
D. Imperfecti. Das letzte Ende entfernt sich nur wenig
von der grofsen Spira mit hart an einander liegenden Umgängen.
Die äufsere Schaale ist gewöhnlich glatt, und auf der‘ inneren
Seite derselben sind mehrere Furchen, die einen nach hinten ge-
öffneten Sinus bilden. ?
L. imperfectus Wahl. — L. convolvans His. Leth. Suec. p. 27.
tb. 8. f. 6.
KOPFFÜSSER. 279
‘Schaale scheibenförmig, mit stielrunden, fein quergestreiften Um-
gängen, und: einem dem Rücken genäherten Sipho.
Im alten Grauwackenkalke von Schweden und Livland.
3. G. Nautilus Aristot. Schiffsboot. (vovriAog, Schiffer.)
Die Umgänge liegen so hart an einander, 'dals die Rücken-
seite der früheren Windungen in der Bauchseite der späteren we-
nigstens einen Eindruck bewirkt, dafs aber in den meisten Fällen
der frühere Umgang von dem späteren, wenn nicht ganz, so doch
zum gröfsten Theil eingehüllt wird.
Es ist diese Gattung in allen Formationen, und durch N.
Pompilius L. auch in den jetzigen Meeren vertreten, Allein der
Nautilus der älteren Gebirge, wo Goniatiten vorkommen, hat, nach
v. Buch, allermeist eine viel geringere Zunahme und ist weniger
involut (d. h. die frühere Windung wird viel weniger von der
späteren umhüllt), als der in jüngeren Formationen.
A. Imperfecti. Die Schaale ist nur wenig involubel und
nimmt sehr langsam an Dicke zu, wodurch sie den imperfecten
Lituiten, mit welchen sie auch gleiches Alter haben, sehr ähnlich
werden. Der Sipho liegt nahe der Mitte ihrer Scheidewände, de-
ren Ränder noch einfach sind.
L. imperfectwus Quenst. (p. 283.), und eine grofse Reihe von:
Arten aus älteren englischen Formationen, als: N. pentagonus Sow.
(M. C. tb. 249. f. 1.), N. cariniferus Sow. (M. C. ib. 482. f. 3.
4.), N. triangulatus Sow. (M. C. tb. 458. f. 2.), N. multi-
carinatus Sow. (M. C. tb. 482. f. 1. 2.) im Bergkalke, und N.
globatus Sow. (M. C. tb. 481.) im Kohlengebirge, gehören hierher.
B. Moniliferi. Zwischen den Scheidewänden der Schaale
finden sich kugelförmig angeschwollene Duten des Sipho, die einer
: Perlenschnur. gleichen. Die Ränder der Scheidewände bilden an
den Seiten einen. flachen und weiten abwärtssteigenden Bogen (S-
nus). Nur im Muschelkalke.
N. bidorsatus v. Schloth. Nachtr. tb. 21. f. 2. — Ziet. Verst.
Würt. tb. 18. f£ 1. — Hiernach Taf. X. Fig. 8 (3). — Br. Leth.
tb. 11. £. 21.
Sein Rücken ist breit und flach, oder durch eine flache Furche
zweitheilig. Die Seiten fallen steil ab, welshalb auch seine Mündung
trapezoidal ist. Nicht selten 1’ grofs.
Leitmuschel für die oberen Schichten des Muschelkalkes, mit
Ammonites nodosus zusammen, bei Jena, Ballenstedt, Rüdersdorf bei
280 ° _ WEICHTHIERE.
Berlin; Göttingen, Bayreuth, am Schwarzwalde, bei Luneville in Frank-
reich u. a. a. 0. |
Von diesem Nautilus mag wenigstens der eine jener Cepha-
lopoden-Kiefern herrühren, die mit ihm und mit Ammonites no-
dosus im Muschelkalke zusammen vorkommen, einem Vogelschnabel
(8%y%05) nicht unähnlich sind, und defshalb von Blainville + Rhyn-
cholyihus und tConchorhynchus genannt worden sind.
Rh. hirundo Faure-Biquei. — Taf. XI. Fig. 7. a. b. ec. —
Br. Leth. p. 181. tb. 11. f£ 17. — Münst. Beitr. Hft. 1. (2. Aufl.) p.
an, DD. %. 0 ur
Dieser Kiefer ist unten (c.) flach und hinten gekerbt, oberhalb
zu einer Spilze gewölbt, und im verticalen Längsschnitte symmetrisch.
Der vordere breitere Theil ist von dem hinteren ‘schmäleren durch
eine tiefe Bucht getrennt.
Im Muschelkalke von Bayreuth, Thüringen, Würtemberg und
Frankreich.
Rh. duplicatus Münst. (Beitr. Hft.. 1. p. 70. tb. 5. f..4. 5.)
verbindet die eben beschriebene mit der folgenden Art.
Im Muschelkalke von Laineck bei Bayreuth.
Rh. (Conch.) avirostris v. Schloth. (Rh. Gaillardoti d’Orb.
— C. ornatus de Blainv. — Br. Leth. p. 182. tb. 11. f. 16. — Münst.
Beitr. Hft. 1. p. 69. ib. 5.2 3. | |
' Kiefer symmetrisch, dreieckig, vorn spitz; der Kieferrand, oder
der Rand des vorderen Theiles ist nach dem hinteren Theile faltig
übergeschlagen. Die Rückenseite der oberen convexen Fläche ist feder-
arlig gestreift. ;
Mit vorigen beiden zusammen.
D’Orbigny beschreibt in der Pal. fr. Terr. jur. I. p. 163. fos-
sile Cephalopodenschnäbel aus dem Oxfordthone Frankreichs, und schreibt
dieselben dem Nautilus giganteus d’Orb. zu.
v. Hagenow entdeckte Ah. cretaceus in der Kreide von Rügen.
C. Bisiphites. „Ein kleiner deutlicher Bauchlobus, oft
tief herabgehend, während die Seitenloben sich kaum herabsenken,
iritt auf Steinkernen oft so deutlich hervor, dafs ihn Montfort für
einen zweiten Sipho änsah und aus Exemplaren der Art sein Ge-
schlecht Bisiphites machte. Die Schaale erhält durch Läugs- und
Querstreifen ein netzförmiges Ansehen.‘ (Quenst.) Sie sind, nach
v. Buch, vorzugsweise dem unteren und mittleren Jura eigen.
N. aratus v. Schloth. — N. giöganteus Schübl. b. Ziet. Verst.
Würt. tb. 17. L 1. 2: — w. Buch, Jura, p. 32. 7 Quenst. p» 286. u.
Flötzg. p. 134.
KOPFFÜSSER. | 281
Er wird bis 13° grofs, nimmt besonders nach der Höhe hin an
Gröfse schnell zu, und seine Windungen sind nicht ganz involut.. An
den Seiten bilden die Scheidewände einen weiten Busen. Wegen’ der
deutlichen Linien nannte ihn Sowerby: (M. C. ib. 182. — d’Orb. Pal.
fr. 'Terr. jur. p. 148. tb. 25.) N. striatüs. |
In den untersten Liaskalken von Würtemberg, Frankreich und
England.
D. Simplices. Die Ränder der Querscheidewände sind
ohne hervortretende Loben; nur in der Jugend ist ein Bauchlobus
vorhanden. Längsstreifen undeutlich; Querstreifen fein und haar-
föürmig, auf den Seiten zuweilen in Bündel vereinigt.
Vom mittlen Jura bis in die lebende Welt.
N. simplexz Sow. M. C. tb. 122. — Römer, Kreide, p. 84. —
Geinitz, Char. p. 66.
Zusammengedrückt, glatt und eng genabelt. Mündung halbmond-
förmig. Der Sipho ist dem Bauchrande eiwas genähert.
Im Hilsconglomerat bei Osterwald, im Grünsande der Waterlappe,
_ in England und im unteren Pläner von Plauen bei Dresden; sehr häufig
im oberen Pläner von Sachsen (Strehlen bei Dresden), Böhmen (Te-
plitz, Bilin), Schlesien (Oppeln), Sarstedt, Goslar und Quedlinburg.
E. Undulati. Auf der Schaale und selbst auf den Stein-
kernen sind scharf ausgeprägte, wellenartige Falten vorhanden,
welche mit ihren parallelen feinen Streifen auf dem Rücken einen
tiefen, nach hinten gebogenen Sinus bilden.
N. elegans Sow. M. C. tb. 116. — Gein. Char. p. 42. u. 66.
— Röm. Kr. p. 85. — d’Orb. Pal. fr. Terr. ceret. I. p. 87. tb. 19.
Windungen sehr involut, mit hohen, schwach gewölbten Seiten
‚und: ziemlich schmalem Rücken. Zahlreiche, meist dichotome Falten
bedecken wenigstens die vorderen Kammern. Bis 3 grofs.
In allen Schichten des Kreidegebirges bis zum Kreidemergel
herauf. Steinkerne, welchen die Wellen fehlen, sind, ‘besonders im
verdrückten Zustande, nicht von N. 'simplex zu unterscheiden.
N. Bonell« Catullo, Observazioni geogn. z00l., Mem. della soc.
geol. di Parigi, 1833; . Padova, 1840.
Schaale fast kugelig,. sehr eng genabelt, an den Seiten schwach
zusammengedrückt, und mit wellenförmig gekräuselten Rippen bedeckt.
Häufig im Juradolomit von Venedig.
N. Freieslebeni Gein. in L. Br. J. 1841. p. 637. tb. 9. A.
Der Nautilus des Zechsteines, welcher mit, Corbula Schlotheimii
zusammen bei Gera und Ilmenau vorkommt. |
282 WEICHTHIERE.
F. Aganites (Lobati Ag.). ‚Die Gränzen der Scheidewände
bilden auf dem Rücken einen flachen, auf den Seiten einen tiefen
Sinus (Lobus). Ein spitzer Bauchlobus scheint auch nie zu feh-
len. Der Sipho nähert sich der Bauchseite.
Vom mittleren Jura an in allen jüngeren Formationen.‘* (Quenst.)
N. aganitecus Monif., Schloth., v. Buch, Jura, p. 71. — N.
sinuatus Sow. M. C. tb. 194. — Quenst. p. 289. — d’Orb. Pal. fr.
Terr. jur. p. 157. tb. 32.
Mündung zusammengedrückt. Der Seitenlobus ist weit und. tief,
mit geneigten Wänden, und liegt ziemlich genau in der Mitte der
Seite. Der daneben gelegene Bauchsattel ist niedriger als der den-
zweikantigen Rücken überschreitende Sattel. :
Im oberen Jura von Muggendorf, Pappenheim, Wasseralfingen,
Schönfeld bei Gräfenberg, Randen und, nach Sowerby, im unteren
Oolithe von Yeovil.
N. Danicus Schloth. (v. Buch, Jura, p. 71. — Quenst. p. 289.),
aus den gelben Kreidekalken von Faxoe;
N. Aturi Bast. (N. Ziczac Sow. M. C. tb. 1. f. 5. — v. Buch,
Gon. u. Clym. in Schles. f. 6—8. — Quenst. p. 289.), aus tertiären
Schichten vom Kressenberge bei Traunstein, von Dax, Paris, Marmora auf
Malta, aus dem Londonthone von Highgate;
| N. lingulatus v. Buch (Quenst. p. 290.), aus Tertiärschichten
des Kressenberges, sind die anderen Mitglieder dieser interessanten
Gruppe, welche durch die Bildung ihrer Loben und durch die Lage
des Sipho den Uebergang der eigentlichen Nautk zu den Clymenien
bildet. In N. aganiticus erreicht, nach v. Buch, der Sipho fast die
Mitte, in N. Aturö liegt er der Bauchseite ziemlich nahe, und in den
Clymenien liegt er unmittelbar an der inneren Wand dieser Seite.
F. Clymenia Münst.”) Planulites Aut. Der Sipho liegt
bei den Arten dieser Gruppe unmittelbar an der Bauchseite, wo
er die trichterförmig sich verengende Kammerwand durchbohrt.
Der Rand der letzteren bildet wellenförmige Einsenkungen oder
einfache schiefwinkelige Seitenloben und abgerundete Seiten- und
Rückensättel, welche sämmtlich ohne Zähne und Einschnitte sind.
Da der Sipho häufig nicht sichtbar ist, so sind die Clymenien am
sichersten durch ihren Rücken- (Dorsal-) Sattel von den mit ihnen
leicht zu verwechselnden Goniatiten zu unterscheiden, welche letz-
*) Ueber die Clymenien und Goniatiten im Uebergangskalke des Fich-
telgebirges. Bayreuth, 1832, Zweite Auflage, auf welche sich die Citate
beziehen, 1343.
nen
KOPFFÜSSER. 283
teren auf der Mitte des Rückens stets einen Rücken- (Dorsal-)
Lobus haben. (Münster.)
Die zahlreichen Arten gehören der jüngeren devonischen
Grauwacke an, und sie zerfallen, nach Münster, in zwei Haupt-
abtheilungen.
a. Ciymenien, deren Loben schwach gebogen und gerun-
det sind. | |
C. laevigata Münst. p. 5. tb. 1. f. 1. — v. Buch, Gon. u.
Clym. in Schles. p. 13. — Taf. X. Fig. 10. (Loben und Sattel einer
Kammerwand.)
Schaale scheibenförmig, fast gar nicht involut, gewöhnlich ganz
glatt. Der breite Dorsal- Sattel ist bogenförmig abgerundet, der Sei-
tenlobus ist einfach gerundet. 1—-7” grofs.
Im schwarzgrauen devonischen Kalksteine von Schübelhammer im
Fichtelgebirge, und vielleicht bei Ebersdorf in der Grafschaft Glatz.
C. compressa Münst. p. 6. tb. 1. f. 4.
Windungen bis zu 5 involut, seitlich zusammengedrückt. Der
Seitenlobus erhebt sich nach der Bauchseite hin viel weniger als bei
der vorigen Art.
Schübelhammer.
b. Clymenien mit einfachen, spitzen Seitenloben und abge-
rundeten Sätteln. |
Diese theilt v. Buch in die aufsteigenden und die ge-
wölbten. Bei den ersteren (Taf. X. Fig. 9. a.) geht der Rand
der Kammer vom Rücken her plötzlich mit einer kleinen, senk-
rechten Fläche herunter, der andere (Ventral-) Schenkel dieser
Vertiefung steigt aber wieder ganz sanft in die Höhe, so dafs
der Lobus ein V bildet. Dann steigt aber die Kammerwand im-
mer noch höher bis zur Sutur (Naht, wodurch die beiden auf
einander liegenden Windungen mit einander zusammenhängen) ge-
wöhnlich über die Höhe des Rückens hervor. In der zweiten
Abtheilung (Taf. X. Fig. 11.) zieht sich die Dorsal-Wand des
kleinen Seiten-Lobus etwas gegen den Rücken, bildet dort eine
rückkehrende Spitze und geht an der Ventralseite in einem Bogen
wieder herauf. Eine dieser ähnliche Bildung ist bei den Aga-
niten zu finden. (v. Buch.)
a. Adscendentes, die Aufsteigenden.
C. undulata Münst. — Taf. X. Fig. 9. (Steinkern) u
(Rand der Kammerwand.) Nach Münster, th. 2. a. f. 6. a. u.
— €. sublaevis und C. inaequistriata Münst. p. 8. tb. 2. f. 3
284 WEICHTITERE.
Scheibenförmig, mit 7—9 sehr schwach involuten und wenig zu-
nehmenden Umgängen, bis über 3” grofs. Die Schaale ist fein ge-
streift und die Streifen biegen sich, wie bei allen Clymenien, zuerst
ein wenig nach vorn, dann auf dem Rücken rückwärts, welche Bieg-
ung bei dieser Art unter einem scharfen Winkel erfolgt. Den Loben
nach gehört sie, wie die folgende, zu den Aufsteigenden; bei einer
Abreibung der. Seitenflächen werden die Loben denen der Ciym. lae-
vigata sehr ähnlich.
Schübelhammer und Ebersdorf.
C. planorbiformis Münst. p. 7. tb. 2. f. 1. (©. kinearis Münst.
p- 9. tb. 2. f. 5. — v. Buch, Gon. u. Clym. p. 13.)
Unterscheidet sich von voriger durch noch geringere Stärkezu-
nahme der Windungen. Mit ihr zusammen.
ß. Incumbentes, die Gewölbten.
C. striata Münst. p. 11. tb. 3. f. 3. — v. Buch, Gon. u. Clym.
p. 13. — Taf. X. Fig. 11. (Loben und Sättel.)
3
13°‘ grofs, mit seitlich zusammengedrückten, ohngefähr 2 invo- _
luten Windungen. Der Rücken ist schmal. Schaale wellenförmig fein
gestreift.
Mit vorigen zusammen und bei Peiherwin.
+2. Fam. Ammonitidae. Ammoneen v. Buch.
Ammonshörner.
Die Ammoneen sind vielkammerige Cephalopoden, deren Kam-
merwände allermeist nach oben (aulsen) hin gewölbt sind, und
deren Sipho längs des Rückens zwischen den Kammerwänden und
der äufseren Schaale läuft. |
Der Rand der Scheidewände ist auf- und niedergebogen, und so
entstehen die (abwärtsgebogenen) Loben und die dazwischengelegenen
(aufwärtssteigenden) Sättel, welche, bisweilen noch mit Nebenloben
und Nebensätteln, um den Umfang der Schaale höchst regelmälsig um-
hersiehen. L. v. Buch zeigte, dals man an allen vollkommenen Am-
moneen sehr bestimmt sechs *) solcher Hauptloben unterscheiden kann,
welche nach seiner Bezeichnung folgende sind (Taf. X. Fig. 21. u. 22.):
Der auf dem Rücken liegende Lobus ist der Rücken- oder Dorsal-
Lobus (D). Der Sipho theilt denselben in zwei symmetrische Hälften
und zieht an seiner Befestigungsstelle den mittleren Theil desselben
*) Nur bei den unvollkommeneren Ammoneen, Goniatiten und Conoce-
ratiten, fehlen zuweilen einige dieser Loben, doch mangelt der Rücken-
lobus nie.
u
ze
KOPFFÜSSER. 285
gewöhnlich ein Stück mit empor. An den Rückenlobus gränzt links
und rechts der Rücken- oder Dorsal-Sattel (Sd), welcher von
dem Seiten- oder Lateral-Sattel (SL) durch den oberen Sei-
tenlobus (L) getrennt ist. Neben dem Lateralsattel liegt auf der
anderen Seite der untere Lateral-Lobus (l), an welchen dann
der Bauch- oder Ventral-Sattel (SV) gränzt, zwischen welchem
und dem die Mitte der Bauchseite einnehmenden Bauch- oder Ven-
tral-Lobus (V) häufig noch mehrere Hülfs- oder Auxiliarloben
(a!, a?, a’, a*) und Hülfssattel liegen.
Die Ammoneen bewohnten die früheren Meere bis zn der
Zeit, in welcher die Kreide sich bildeie.
Cuvier sprach 1802 zuerst aus, dafs das Thier der Ammo-
niten ein sepienartiges Thier gewesen sein müsse, Lister bemerkte
zuerst die blätterartigen Zeichnungen ihrer Loben und Sättel, Bronn
und d’Orbigny zeigten später die den Ammoneen eigenthümliche
Lage ihres Siphos, und nach einem etwas milsglückten Versuche
von de Haan (1825), die Ammoneen in eine systematische Reihe
zu ordnen, wurde diese Aufgabe erst durch v. Buch gelöst, wel-
cher die Reihen der vielnamigen Ammoniten lichtete und sie (a. a. 0.
s. p. 256.) in die von ihm fest begründeten Gruppen vertheilte.
t1.G. Ammonites v. Buch *). (Ammonites im weiteren Sinne.)
Ammoneen, deren Windungen in einer Ebene spiral auf-
gerollt sind, wobei alle so dicht auf einander liegen, dafs der
Rücken der früheren Windungen mehr oder weniger tief in die
Bauchseite der folgenden eingedrückt ist (dafs, mit anderen Wor-
ien, die Windungen mehr oder weniger involut sind). Sie ent-
sprechen hierdurch der Gattung Nautilus.
A. Goniatites de Haan, v. Buch. (ywvi«, Winkel.) Lo-
ben und Sättel sind gänzlich ohne Zähne und Einschnitte. Feine
Streifen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich erst vorwärts,
dann aber auf dem Rücken wieder zurück, wie diefs bei den
Nautileen der Fall ist, während die Streifen aller anderen Ammo-
neen sich auf dem Rücken nach vorn wenden. Ohne Berücksich-
tigung ihrer Loben würde es häufig sehr schwer sein, sie von
Clymenien unterscheiden zu können.
Die Goniatiten mit einfachem Rückenlobus sind nur auf das
Grauwackengebirge beschränkt; die mit getheiltem Rückenlobus hin-
gegen gehen bis in das untere Steinkohlengebirge.
*) Ueber Ammoniten, über ihre Sonderung in Familien u. s. w. 1832.
286 WEICHTHIERE.
Beyrich (de Goniatitis in montibus Rhenanis occurrentibus.
Berolini, 1857) vertheilt die Goniatiten in die hier bezeichneten
sechs Gruppen.
a. Nautilin:. Mit einem einfachen trichter- oder zungen-
förmigen Rückenlobus und einem einzigen, breit ausgezogenen
Seitenlobus.
A. (G.) compressus Beyr. p. 5. tb. 1. f. 6. — Spirula com-
pressa Goldf. — Gyroceratites gracilis H. v. Mey., Br. Leth. p. 102.
tb. 1. f. 6. — Taf. X. Fig. 16. (Loben).
Rückenlobus sehr klein, Seitenlobus fast verschwindend. In Ge-
stalt und Gröfse der Spirula Peronii sehr ähnlich, kommt diese Art
sehr häufig verkiest im Thonschiefer von Dillenburg vor.
b. Simplices. Mit einem einfachen, trichter- oder zungen-
förmigen Rückenlobus und einem einzigen, mehr oder weniger
spitzen. Seitenlobus. |
A. (G.) retrorsus v. Buch, Ammon. tb. 2. f. 13. — Beyr. p.
6. ib. 1. f. 10. Hiernach Taf. X. Fig. 17. (Loben).
Nach Arch. u. Vern. im devonischen rothen Grauwackenkalke
von ÖOberscheld, Adorf und Martenberg.
A. (G.) pessoöides v. Buch, Gon. u. Clym. p. 4. f. 1.
Durch seine sehr schwach involuten acht Windungen, deren
flacher Rücken fast rechtwinkelig an die flachen Seiten gränzt, wird
er einem Damenbreisteine sehr ähnlich. Der lange, zungenförmige
Rückenlobus ist von dem ihm ähnlichen Seitenlobus durch einen vier-
mal breiteren Rückensattel getrennt, in welchem letzteren sich oben
eine flache Vertiefung einsenkt. Diese über 1“- grofse Art und
A. (G.) biimpressus v. Buch (Gon. u. Clym. p. 5. f. 2.), bei
welcher auch noch der Seitensattel oben vertieft ist, stellen durch
ihre Hülfsloben eine Verbindung zwischen der zweiten und dritten
Gruppe Beyrich’s her.
Sie kommen in Ebersdorf vor.
c. Aegquales. Mit einem Rückenlobus wie an den Vor-
hergehenden und zwei oder mehreren Seitenloben, welche” nach
der Naht hin allmählig an Gröfse zu- oder abnehmen.
A. (G.) Münsteri v. Buch (Münst. Gon. u. Clym. p. 21. tb. 5.
f. 3.), und
beide ganz involut, unterscheiden sich dadurch, dafs der erstere zwei
spitze, der zweite zwei gerundete Seitenloben (was vielleicht durch
Abreibung enistanden ist) hat, und kommen bei Schübelhammer und
Elbersreuth vor.
A. (G.) orbicularis Münst. (a. a. O. p. 2. ib. 5. f. 4.) sind
KOPFFÜSSER. 88
A. (@.) Becheri Goldf., v. Buch, Amm. tb. 2. f. 2. — Beyr.
p. 80. tb. 1. f. 8. — Hiernach Taf. X. Fig. 18. (Loben).
Mit vier zungenförmigen Seitenloben.
Im rothen devonischen Kalke von Eibach und Oberscheld.
d. Irregulares. Mit einfachem, trichterförmigem Rücken-
lobus und unsymmetrischen Schenkeln der zwei oder mehreren
Seitenloben.
A. (@.) Höninghausii v. Buch, Amm. tb. 2. f. 3. — Br. Leth.
3 Phi Pa Bl SCH Bye =. ud Ar: £
Devonisch bei Bensberg.
A. (G.) contiguus Münst. Gon. u. Clym. p. 22. tb. 3. f. &.
Er ist ganz involut und hat zwei ungleiche Seitenloben. Die-
sem, von Schübelhammer, scheint
A. (G.) cucullatus v. Buch (Clym. p. 8. f. 4.) von Ebersdorf
zu entsprechen.
e. Primordiales. Mit getheiltem Rückenlobus und einem
einzigen Seitenlobus, der meistens gerundet ist und nur selten in
eine Spitze ausgeht.
A. (G.) aequabilis Beyr. p. 10. tb. 2. f. 1. — Hiernach Taf.
X. Fig. 19. (Loben).
Aus rothem devonischem Kalke bei Dillenburg.
f. Carbonarii. Mit getheiltem Rückenlobus, einem in
eine Spitze auslaufenden Seitenlobus und einem gerundeten, ge-
wöhnlich breiten Seitensattel.
A. (G.) sphaericus Marlin (A. carbonarius Goldf.), v. Buch,
Amm. p. 44. tb. 2. f. 9. — Beyr. p. 13. |
In den wesiphälischen und Lütticher Kohlengruben, im Kohlen-
kalke von Vise.
A. (G.) diadema Goldf., Beyr. tb. 2. f. 8—10. — Hiernach
Taf. X. Fig. 20. (Loben).
Im Alaunschiefer von Choquier.
B. Ceratites de Haan. (x{e«s, Horn.) Die Loben sind
einfach gezähnt, die Sättel aber noch glatt.
Die ‚typische Art, A. nodosus, bezeichnet den Muschelkalk;
mehrere andere Arten wurden in der neueren Zeit aus dem süd-
östlichen Tyrol von St. Cassian bekannt *), wo sie in Kalkmergel-
‚schichten höchst merkwürdiger Weise mit Orthoceratiten, Gonia-
*) Beiträge zur Geognosie und Petrefactenkunde des südlichen Tyrols.
Von Dr. Wifsmann und Graf Münster, Bayreuth, 1841.
288 WEICHTHIERE.
titen und eigentlichen Ammoniten zusammen vorkommen. Es wer-
den diese noch immer räthselhaften Schichten gewöhnlich dem
Muschelkalke entsprechend gehalten *).
A. (C.) nodosus Bosc, v. Schloth. Nachtr. tb. 31. f. 1. — Taf.
XI. Fig. 1. (3). — Ziet. Verst. Würt. tb. 2. f. 1. — Br. Leth.‘p. 178.
tb. 11. f. 20. — Nautilus undatus Rein. — Amm. undatus Alberti, Mo-
nogr. d. bunt. Sandst. u. s. w. — Gaea v. Sachsen, p. 102.
Er erreicht bisweilen die Grölse von 8° und zeigt gewöhnlich
vier bis fünf Umgänge, welche $ bis $ involut. sind. Der Rücken _
ist flach gewölbt und die Mündung fast vierseitig, höher als breit.
Die flach gewölbten Seiten tragen auf jeder Windung, zehn bis vier-
zehn dicke, oben mit einem Knoten ‘endende Rippen. Der Rücken
nimmt mit dem Alter gewöhnlich an Breite zu. Den Sipho sah Wils-
mann ””), Die Rippen variiren in ihrer Entwickelung gar sehr. An
manchen Exemplaren sind sie nur noch schwach angedeutet, an an-
deren, ‚sogar auch bei jungen Individuen, treten sie um so höher
hervor. Bei einem Exemplare von Mattstedt bei Jena findet sich aufser
der einen Knotenreihe an der Gränze des Rückens noch eine zweite
auf der Mitte der Seiten, deren Knotenzahl ohngefähr halb so grofs
als die der oberen Reihe ist. ER
In den oberen Schichten des Muschelkalkes (Ammonitenschichten)
von Schlesien (Tarnowitz), Rüdersdorf bei Berlin, Thüringen (Jena,
Weimar, Cölleda u. s. w.), Hannover (Göttingen), Franken (um Pyr-
mont), am unteren Main und Neckar (Heidelberg), im badenschen und
würtembergischen Schwarzwalde, in Rheinbaiern und in Frankreich
(Luneville, Toulon).
Vielleicht gehört zu Ammonites nodosus auch einer der als Rhyn-
cholythus p. 280. beschriebenen Kiefern.
C. Ammonites Aut. im engeren Sinne. Loben und Sättel
sind mannichfaltig gezähnt, gezackt und zerschnitten. Die Streifen
und Rippen auf der Oberfläche der Schaale biegen sich stets auf
dem Rücken nach vorn.
Sie gehören ausschliefslich dem Oolithengebirge ““") und dem
Kreidegebirge an.
a. Arietes. Widderhörner. Auf der Mitte des breiten
Rückens erhebt sich ein kielartiger Sipho, welcher durch zwei
*) L. Br. J. 1838—1844.
**) L. Br. J. 1842. p. 309.
**+) Ueber die Ammoniten aus dem französischen Oolithengebirge, wel-
che d’Orbigny (Pal. fr. Terr. jur. I.) beschreibt und: abbildet, vergl. Quen-
stedt in L. Br. J. 1845. p. 86. u. f.
KOPFFÜSSER. 289
Rinnen von den Seiten getrennt wird. Letztere sind mit einfachen,
starken, sich in der Nähe des Rückens schwach vorwärts biegen-
den Rippen bedeckt, welche an der Rinne mit einer Verdickung
schnell enden. Der Rückenlobus (D) ist etwas tiefer als breit,
der Anheftungspunkt seiner Scheidewand an dem Sipho ist genau
in der Mitte seiner Tiefe. Der obere Seitenlobus (L) ist breiter
als tief, erreicht nicht die Hälfte dieser Tiefe, und weit erhebt
sich der Seitensattel (SL) über die anderen Sättel empor. Der
untere Seitenlobus (]) ist ebenfalls breiter als tief, und der kleine
Ventralsattel erreicht nicht die Hälfte der Höhe m Breite des
Seitensattels. (v. Buch.)
Arten nur im Lias. |
A. Bucklandi Sow. M. C. tb. 130. — Taf. XI. Fig. 2. 3).
Nach Zieten, Verst. Würt. tb. 2. f. 2—4; tb. 27. f. 1. — Br. Leth.
p- 421. tb. 22. f. 1. — v.-Buch, Amm. tb. 3. f. 1..— Quenst. Flötzg. p. 131.
Mit sechs bis sieben wenig involuten Windungen, von denen
jede auf ihren schwach gewölbten Seiten dreifsig bis vierzig enlfernt-
stehende, starke Rippen trägt. Mündung (Fig. 2. a.) fast viereckig,
etwas höher als breit. Der Seitenlobus ist wenigstens ebenso breit
als tief.
Bis zu einem Durchmesser von mehr als 2’, im unteren Lias
von Würtemberg, der Schweiz, Frankreich und England.
A. Conybeari Sow. M. C. tb. 131. — Ziet. Verst. Würt. tb. ‚26.
f. 2; ib. 15. f. 1. (A. oblique-costatus.) — v. Buch, Jura, p. 8. —
Quenst. Flötzg. p. p-. 132.
Unterscheidet sich vom vorigen durch geringeres Anwachsen der
Windungen, wodurch mehr Windungen sichtbar werden als bei jenem
und alle mehr in einer Ebene liegen, so wie durch eine viel grö-
fsere Anzahl von Seitenrippen, welche auch gegen den Rücken hin
weniger anschwellen. Er erreicht nie. die Grölse des vorigen, mit
dem er zusammen vorkommt.
A. Brooki Sow. M. C. tb. 190. — Ziet. Verst. Würt. tb. 27.
f. 2. — v. Buch, Jura, p. 29. — Quenst. Flötzg. p. 132.
Er wächst viel schneller als A. Buckland? an. Bei seiner ge-
wöhnlichen Gröfse von 1—2” im Durchmesser werden die Seiten von
"22 wenig zurückgebogenen und am Rücken nur schwach anschwellen-
den Rippen bedeckt. Gewöhnlich ist er in der Nähe der Bauchseite
am breitesten und verengt sich bedeutend nach dem Rücken zu.
Häufig im Lias von Lyme Regis in England, von Gammelshausen
und bei Göppingen, auch noch .in den dunkelgefärbten Schieferkalken
Würtembergs unmittelbar über den Liaskalken.
Geinitz, Versteinerungskunde, 19
290 - WEICHTHIERE.
b. Falciferi, die Sicheltragenden. „‚Loben sehr ge-
zähnelt und in der Tiefe mit bedeutender Breite, kaum schmäler
als an ihrer Mündung. Sättel wenig eingeschniiten, besonders
flach und fast alle, wenigstens von dem Laterallobus an, hinter
einander in einer Linie, welche ohngefähr auch der Radius der
Windung ist. Der Dorsallobus, viel kürzer als der obere Lateral,
stölst die spitzen Enden seiner beiden Arme schief gegen den
Lateral, so dafs beide Arme bedeutend divergiren, und seine Wände
gehen schief zum Dorsalsattel herauf. Streifen und Falten der
Seiten höchst zart und fein. Sie biegen sich erst vorwärts, dann
mit schneller Windung bedeutend zurück, und nahe am Rücken
abermals so weit gegen die Mundöffnung hin, dafs hier eine aus-
gezeichnete Sichel entsteht. Innere Seite der Windungen jederzeit
mit besonders scharfer, ebener Fläche abgestumpft. Rücken meist
scharf, einzig aus dem Sipho bestehend.“ (v. Buch.)
A. depressus v. Buch, rec. de Planches etc. Pl. 1. f. 3. —
Hiernach Taf. X. Fig. 21. (Loben) und Fig. 22. — v. Buch, Jura, p.
38. — A. elegans Ziet. tb. 16. f. 5. 6. — Quenst. Flötzg. p. 257.
Er ist sehr involut, d. h. sein Anwachsen, und zwar in die
Höhe, ist so bedeutend, dals die spätere Windung die vorhergehende
& umschliefst. Innere Seiten der Windungen nach dem engen Nabel
treppenförmig abgesetzt, äulsere Seiten hoch, mit mälsig starken, sichel-.
förmig gekrümmten Falten bedeckt. Rücken scharf. Meist 4—-5‘ grofs.-
Häufig im Liasschiefer von -Würtemberg.
A. Murchisonae Sow. M. C. tb. 550. — Ziet. Verst. Würt.
tb. 6. f£ 1—4. — v. Buch, Amm. p. 52. — Br. Leth. p. 426. tb. 22.
f. 3 — Quenst. Flötzg. p. 306. :
Die Windungen sind 4 bis 3 involut und fallen nach innen zu
treppenförmig ab. Die hohen Seiten verlaufen mehr oder weniger
schnell nach einem scharfen Rückenkiele ab und tragen vierzehn bis zwan-
zig flache Sichelrippen, welche einfach oder zwei- bis dreitheilig sind.
Bis zu 1’ grofs im oberen Lias-Sandsteine und im unteren Oolith
von England und Schottland. \
A. opalinus Rein. — Taf. Xl. Fig. 3. (3). Nach Ziet. tb. 4.
f. 4. (A. primordialis Schl., A. ellipticus. Sow.) — v. Buch, Amm.
p: 52. — Br. Leth. p. 427. tb. 22. f. 4. — Quensti. Flölzg. p. 285.
Schliefst sich durch seine Form an den vorigen an. Seine
schneeweifse, oft noch opalglänzende Schaale ist mit feinen und ab-
wechselnd scharfen Sichel-Linien und Streifen bedeckt, welche sich bü-
schelförmig vereinigen und dann das Anschen von flachen Sichelrippen
erhalten. Gewöhnlich von geringer Gröfse, doch auch 6—7” grolfs.
KOPFFÜSSER. 291
Nach Quenstedt für die untersten Thonlagen des braunen Jura
Würtembergs charakteristisch.
A. radians Rein. — Ziet. tb. 4. L 3; tb. 7. £. 7. (costulatus);
ib. 9. £ 7. (lineatus); ib. 10. f. 5. (undulatus); tb. 14. f. 6. (stria-
tulus); f. 7. (solaris);- tb. 28. f. 3. (Aalensis). — Br. Leth. p. 424.
tb. 22. f. 5. — v. Buch, Jura, p. 43. — Quenst. Flötzg. p. 270.
Windungen wenig involut (# bis 2). Die ziemlich flachen Sei-
ten wölben sich oben zu einem stumpfen oder gekielten Rücken zu-
sammen und fallen nach innen (der Nabelgegend) häufig ohne Kante
ab. Die Oberfläche ist mit etwa funfzig Rippen bedeckt, welche un-
ten nur schwach gebogen, fast ohne Knie sind, aber in der Nähe
des Kieles sich schnell nach vorn biegen.
Häufig im Liasschiefer Deutschlands, oft ganz flach gedrückt.
A. Serpentinus Rein. — Br. Leth. p. 424. — v. Buch, Jura,
p. 38. — Quenst. Flötzg. p. 258.
Wenig involut. Wegen seiner geringen Höhenzunahme gleicht
er einer spiralförmig gewnndenen Schlange. Durch das treppenförmige
"Abfallen der Windungen nach innen mit einer Kante unterscheidet er
sich sogleich von dem vorigen. Hierzu kommt die mehr S-förmige
Gestalt der schmalen Rippen und eine flache Einsenkung längs der
Mitte der Seitenflächen.
Nach v. Buch im fränkischen Jura bei Nürnberg, Bayreuth, Banz,
und im oberen Lias von Schwaben.
A. Walcotti Sow. M. C. tb. 106. — Br. Leth. p. 432. (Bi-
frons). — v. Buch, Jura, p. 39. — Quenst. Flötzg. p. 259.
Hier tritt diese Einsenkung als flache Furche noch deutlicher
hervor, da besonders die Sichelrippen erst über ihr deutlich hervor-
treten, während die Furche selbst und die Fläche darunter nur fein |
gestreift ist. Uebrigens hat diese Art einen breiten Rücken mit einem
Kiele, welche nur bei den Arieten durch eine Furche von den Seiten
getrennt ist. Gegen 3’ grols.
Im oberen Lias und unteren Oolith von Franken, Schwaben, Frank-
reich und England. |
A. hecticus (hecticus et fonticola) Reit, — Br. Leih. p. 428.
tb. 22. f£ 9. — v. Buch, Jura, p. 67. — Quenst. a p- 387. Nie
über 15” grofs und gewöhnlich viel kleiner. :
Nach v. Buch durch das auffallend grofse und hohe Knie, mit
welchem der Sichelstiel der Falten in die zwei- bis dreitheilige Sichel
übergeht, besonders ausgezeichnet. Windungen halbumfassend, elliptisch
rundlich, etwa 4 höher als breit. Nach Quenstedt variirt diese Art
sehr bedeutend, indem junge Individuen oft ganz glatt (A. laevigatus
19*
292 WEICHTHTERE.
Rein.) sind, anderen die Knotung mangelt und bei ihnen die Sicheln
sehr gedrängt stehen (A. Lunula Münst.) u. s. f. | Z
Sehr häufig im oberen braunen Jura (Oxfordihone und Kelloway- _
Rock) Frankens und Schwabens, der Schweiz und Frankreichs.
c. Amalthei. .(Amalthea, die Ziege des Jupiter.) Die Si-
cheln undeutlich, indem die Seitenrippen oder . Falten sich erst
oben stark nach vorn biegen und bis auf den starken Kiel fort-
setzen, welchen sie danu meistens in Knoten oder Schuppen ab-
theilen. Nach v. Buch ist der Dorsallobus viel kürzer als der
obere Lateral, und seine Wände gehen schief zum Dorsalsattel.
herauf, doch weniger schief als bei den Faleiferen. Der obere
und untere Lateral sind sehr breit, fast so breit als tief, Sättel
und Loben aulserordentlich zerschnitten, so dafs in den Loben
grofse und weit ausgreifende Arme, in der Mitte der Sättel sehr
tiefe Secundärloben entstehen. Die Spitzen der Zähne stehen ge-
wöhnlich senkrecht auf der Achse der Loben.
Vom Lias an bis in die oberen Schichten des Jura.
A. amaltheus v. Schloth. — Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 1. 2.
— Taf. XI. Fig. 5. (4) nach Zieten. — Br. Leth. p. 434. tb. 22. f. 13.
— v. Buch, Ammon. th. 3. f. 3; Jura, p. 37. — Quenst. Flötzg. p. 204.
Flach scheibenförmig, zur Hälfte involut, mit knoltigem Kiele,
dessen Knotenzahl die wenig gebogenen Sichelfalten mehr als um das
Doppelte übertrifft. Die oft noch erhaltene Schaale ist auf ihrer oberen
Hälfte‘ der Seite bis zu dem Kiele hin quer gestreift! Je glätter, um
so flacher. und. hochmündiger sind die Individuen; junge Exemplare
sind durch starke, dornige Erhöhungen auf den Seiten breitrückiger,
sogar breiter als hoch, und werden im Alter erst wieder glatt; bei
anderen bleiben die Stacheln das ganze Leben hindurch oder fehlen
in der Jugend und kommen im Alter erst wieder.
A. amalth. gibbosus Schloth. und A. Stockesii Sow. sind‘ der-
artige stachelige Varietäten. |
Die Gröfse beträgt an Individuen, wie sie in Unzahl im Lias-
schiefer Würtembergs u. a. a. O. vorkommen, gewöhnlich 2—3",
.A.. costatus Rein. — Taf. XI. Fig. 4. (3). Nach Ziet. Verst.
Würt. tb. 4. f. 7. — Br. Leth. p. 436.. 1b. 22. f. 12. — v.. Buch, Jura,
p- 38. — Quenst. Flötzg. p. 206.
Die vier bis fünf auf einander TE Windungen, von fast
quadratischem Durchschnitte, haben einen breiten, rinnenförmigen Rücken,
in dessen Mitte ein stark gekerbter Kiel (der Sipho) liegt, und ein-
fache hohe Seitenrippen, welche an der Gränze des Rückens zu zwei
Knoten anschwellen, von denen der untere spitzer, der obere stumpfer
KOPFFÜSSER. "293
ist. Die oft noch opalglänzende Schaale ist zwischen den Rippen
noch längsgestreift.
Wegen seiner grofsen Häufigkeit in den unteren Liasschichten
Frankens, wo er sich 2—3” grofs oft in Knollen (Geoden) von thon-
igem Brauneisensteine findet, nannte ihn Schlotheim A. Franconicus.
A..cordatus Sow. MC. tb. 17. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 437.
ib. ).22, &515;
Windungen 3 bis £ umfassend, nach innen steil abgesetzt; Sei-
tenflächen erst parallel, dann schnell nach einem scharfen Kiel oder
in einem gerundeten Rücken zusammenlaufend. Der Kiel ist nicht sel-
ten auf jeder Seite von einer flachen Furche begleitet. Seiten mit
stärkeren oder schwächeren, über die Mitte meist mehrtheiligen Rip-
- pen bedeckt, welche oben weit nach vorn und über den schwach ge-
kerbten Sipho hinweg laufen.
Bis 2° grofs, häufig in den Oolithen Schwabens und Frankens,
der Schweiz, Hannovers, Frankreichs und Englands.
A. Lamberti Sow. M. C. tb. 242. f. 1—3. — Ziet. Verst.
Mürt. ih. 28. '£ 1. — ‚Br..,Leth. p. 438. bw. 2. £ 14, — vw, Buch;
Jura, p. 66. — Quenst. p. 384.
Ist dem vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch vorzugs-
weise durch die viel geringere Biegung der Falten nach vorn, welche
unter spitzem (A. Lambert) oder unter stumpfem Winkel (A. ompha-
lodes Sow.) sich auf der Mitte des Rückens mit denen der anderen
Seite verbinden. Zwischen den längeren Rippen seizen sich kür-
zere. Ei. ,
Vorzüglich im Oxfordthone und »in ihm meist in Thoneisenstein
verwandelt. So in Würtemberg (Gammelshausen), Hannover, Franken,
England u. s. f.
d. Capricorni. (capra, Ziege; cornu, Horn.) Ringartige,
ungetheilte, gewöhnlich starke Rippen laufen über den breiten
Rücken hinweg, auf welchem der Sipho nicht besonders hervor-
ragt, so dafs die Windungen am meisten an das Horn eines
Steinbocks erinnern. Der Rückenlobus geht senkrecht herab, die
Seitenloben sind wenig tiefer als breit und unten oft. breiter als
oben. Die Windungen liegen auf einander oder umfassen sich
nur sehr wenig.
x
A. capricornus v.. Schloth. — Taf. XL. Fig. 6. (3). Nach
Ziet. Versi. Würt. tb. 4. f. 8. — A. planicosta Sow. M. C. tb. 73.
— v. Buch, Amm. tb. 4 f. 4 5; Jura, p. 37.—- Br. Leth. p. 440.
ib. 23. £. 1. — Quenst. Flötzg. p. 158. ul
294 WEICHTHIERE.
Die sich kaum umfassenden Windungen sind im Durchschnitte
fast breiter als hoch, und dicke, gerundete Rippen schwellen auf dem
Rücken zu einer breiteren, dickeren Fläche an. A. maculatus Phillips
(Geol. of Yorkshire I. Pl. 13. f. 11.) ist eine Varietät, wo die Rip-
pen auf dem Rücken nicht breiter werden.
Im unteren Lias von Franken und Würltemberg, England und
Frankreich.
A. natriz v. Schloth., Ziet. Verst. Würt. tb. 4. f. 5. — Quenst.
Flötzg. p. 167.
Sehr kleine Ammoniten, die wegen der geringen Umfassung der
Windungen einer spiralförmig aufgerollten Schlange gleichen. An der
Gränze des breiten Rückens bilden die deutlichen Rippen ein Knötchen,
und laufen von hier zwei- bis dreitheilig über den schwach gewölb-
ten Rücken hinweg, dem gegenüberliegenden Knötchen zu.
Im mittleren schwarzen Jura Würtembergs.
A. fimbriatus Sow. M. C. tb. 164. — Ziet. Verst. Würt. tb. 12.
f. 1. — Br. Leth. p. 441. — v. Buch, Jura p. 44. — Quenst.. Flötzg.
p- 260.
Wellenartig. gekräuselte, streifenförmige Linien laufen ringförmig
über Seiten und Rücken hinweg. Bevor er die Gröfse von 4
reicht, sind diese Streifen, nach Quenstedt, nur einfache, feine Linien
(A. lineatus v. Schloth.). Die im Durchschnitt fast ‚kreisrunden Um-
gänge umschlielsen sich höchst wenig.
Im oberen schwarzen Jura Würtembergs besonders im jüngeren
Zustande häufig.
e. Planulati. (planus, eben.) Mle Windungen liegen fast
in einer Ebene. Die Rippen spalten sich oberhalb der Hälfte der
Seiten ohne Knoten, und laufen über den abgerundeten Rücken
hinweg. Nach v. Buch ist der Dorsallobus theils kürzer, theils
länger als der obere Lateral, hat senkrechte Wände und Arme,
die Seitenloben sind wohl dreimal tiefer als breit und mit weit
verbreiteten abstehenden Armen versehen, und nach dem unteren
Lateral senken sich zwei oder drei AUHHEODEEN mit ihrer Münd-
ung schief herab.
Sie finden sich besonders in den Oolithen und den oberen
Kalksteinschichten der Juraformation, nicht aber in der Kreide.
A. polyplocus Rein. — Taf. XI. Fig. 8. (3). Nach Ziet. Verst.
Würt. tb. 8. f. . — Br. Leth. p. 445. tb. 23. £. 5. — v. Buch, Jura,
p. 73. — Quenst. Flölzg. p. 443.
Windungen höher. als breit, sich mehr als die Hälfte umschlie-
fsend. Die flachen Seiten sind gegen einander geneigt und mit 30
2
KOPFFÜSSER. 295
bis 40 fast geraden Rippen besetzt, welche sich in der Nähe des
Rückens unregelmäfsig in zwei bis fünf Falten theilen , die über den
Rücken hinweglaufen. Bis 4” grofs. |
Im . Jurakalke von Hohnstein in Sachsen, im mittleren weifsen
Jurakalke Würtembergs!, in Franken, der Schweiz und in Polen.
A. biplez Sow. M. C. tb. 29. f. 1.2. — Taf.'XI. Fig. 7.
(3). Nach Br. Leth. p. 443. tb. 33. f. 3. (A. communis.) — v. Buch,
Jura, p. 74. — Quenst. Flötzg. p. 444.
Windungen nur 3 sich umschliefseud, mit gewölbten Seiten.
Scharfe Rippen theilen sich oben bestimmt in zwei Rippen, welche
sich auf dem schmalen, gewölbten Rücken etwas nach vorn biegen.
Bis über 4” grofs.
Mit vorigem zusammen,
A. Parkinsonii Sow. M. C. tb. 307. — Ziet. Verst. Würt. tb.
10. f. 7. — Quenst. Flötzg. p. 360. - | |
Windungen 4 umschliefsend, mit hohen, fast flachen Seiten, wel-
che schwach gegen einander geneigt sind. Starke Seitenrippen thei-
len sich in der Nähe des Rückens unregelmäfsig in zwei Theile,
nicht selten steht auch eine ungetheilte Rippe dazwischen, und unter
einem Winkel von 50 bis 60 Grad gehen dieselben bis zu einer
Furche, die längs der Höhe des Rückens läuft. Hier wechseln die
Enden der Rippen meist mit einander ab. Wenn diese Furche schwä-
cher entwickelt ist, so wird er dem A. Lamberti sehr ähnlich. Bis
über 1° grofs.
Im oberen braunen Jura Würtembergs! bei Hildesheim, bei Hohn-
stein in Sachsen, durch Herrn Berghauptmann v. Charpentier bei Li-
pitze in der Nähe von Bodzanowitz und Sternalitz mit Pholadomya
Murchisoni zusammen aufgefunden, u. a. a. ©.
f. Dorsati. (dorsum, Rücken.) Rücken breit, mit der
Seite fast im rechten Winkel verbunden. Eine einfache Knoten-
reihe, durch welche einfache Falten gewöhnlich in doppelte zer-
theilt werden, läuft nahe am Rücken fort; Rücken jederzeit schmä-
ler als die Seite, wodurch die meisten Arten ziemlich scheiben-
artig werden. Auch hier gehen die Auxiliarloben schief gegen
den oberen Lateral, wenn auch nicht bei allen Arten. (v. Buch.)
A. Davoei Sow. M. C. tb. 350. — Taf. XI. Fig. 11. (3). Nach
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 2. — Br. Leth. p. 447. — v. Buch, Jura,
p- 45. — Quenst. p. 171.
Fünf bis sechs nur # involute Windungen liegen fast alle in
. einer Ebene, und sind im Durchschnitt fast viereckig. Seiten wenig
gewölbt, Rücken breit. Auf mehreren der schmalen Rippen steht an
296 WEICHTHIERE.
der Gränze. zwischen Seiten und Rücken ein stumpfer Knoten, von
wo diese Rippe zweitheilig über den Rücken läuft.
Im mittleren Lias von Deutschland, namentlich Würtemberg, Eng-
land und Frankreich.
g. Coronarii. (corona, Krone.) Eine ausgezeichnete Reihe
von Spitzen dehnt den Rücken so aus, dafs er«sganz flach und
viel breiter als die Seite wird. Scharfe, weit hervortretende Fal-
ien werden durch die Spitzen zerspalten. Die Windungen greifen,
bei verhältnilsmälsig geringer Höhe, sehr weit über einander und
bilden einen tiefen wumbelicus (Nabel). Der obere Lateral steht
jederzeit über den Spitzen, der untere darunter. Der Dorsallobus
ist länger als der obere Lateral, mehrere Auxiliarloben sind aber
noch in Stellung und Form denen der Planulaten ganz ähnlich.
Nur in den mittleren. Oolithen. (v. Buch.)
A. coronatus v. Schloth. — A. Blagdeni Sow. M. C. tb. 201.
— Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 1. — Quenst. p. 326.
>‘ Windungen sehr breitrückig, an der inneren Seite mit: dicken
Rippen bedeckt, welche an der Rückenkante zu hohen Knoten an-
schwellen und von da drei- bis vierspaltig über den gerundeten
Rücken laufen. : Individuen von 7’ Durchmesser erreichen, nach Quen-
stedt, eine Höhe von 53“. .
Leitend für den mittleren braunen Jura, besonders in Würtem-
berg; im unteren Oolith von Scherborne.
A. anceps Rein., Ziet. Verst. Würt. tb. 1. f. 2 u. 3. — Quenst.
Flötzg. p. 365.
Diese kleinen, breitrückigen Ammoniten, die häufig im oberen
braunen Jura Würtembergs vorkommen, scheinen wegen ihrer. grolsen
Aehnlichkeit mit A. coronatus junge Exemplare davon zu sein.
A. Humphresianus Sow. M. C. tb. 500. f. 1—3. — Ziet.
Verst. Würt. 67. f. 2. Hiernach Taf. XI. Fig. 9. (3). -Die Loben (4.)
sind verfehlt. |
Dem A. coronatus sehr ähnlich, doch ist der Rücken viel höher
gewölbt und die Windungen sind weniger umfassend.
Häufig im mittleren Jura Würtembergs (und zwar in den Eisen-
oolithen), Englands, Frankreichs, Frankens, und im Jurakalke von
Holnstein in Sachsen oft von der Seite ganz zusammengedrückt.
A. convolutus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 10. ($). Nach
Br. Leth. ib. 23. f. 9. (A. amnularis). — Quenst. Flölzg. p. 382.
Windungen wenig involut, breiter als hoch, und häufig einge-
sehnürt.. Durch das Zweitheilige der Rippen erinnert er sehr an A.
biplex, von welchem er ‘sich jedoch durch spilze Knötchen unter-
ER
KOPFFÜSSER. 297
scheidei, die sich gewöhnlich an den Theilungspunkten der Rippen
erheben. {
Von 1‘ Gröfse, häufig im: oberen braunen Jura Würtemhergs
und im Jurakalke von Hohnstein in der sächsischen Schweiz.
h. Macrocephali. Die Grofsköpfigen. ' Die Stärke-
zunahme der Windungen ist vorzüglich in die Breite ungemein stark.
Rücken und Seiten verbinden sich zu einem völligen Halbzirkel. Ge-
gen die früheren Windungen fällt aber die Seite oft mit scharfer
Kante und zuweilen senkrecht herab. Der untere Lateral steht alle-
zeit über der inneren Kante, nicht wie bei den Coronariern dar-
unter. Die Arten finden sich in den Oolithen und in der Kreide.
(v. Buch.)
A. macrocephalus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 12. (3). Nach
Ziet. Verst. Würt. tb. 14. f. 3. — A. Herweyi Sow. M. C. tb. 19.
—7 Br. 'Leth.‘ p. 355. tb. 23. £. 11. —'v;.. Buch, Jura,‘ p. 61. —
Quenst. p. 363.
Zusammengedrückt kugelig, mit engem Nabel. Durchschnitt der
sehr umfassenden Windungen halbmondförmig; scharfe hohe Radialrip-
pen gehen ohne Knoten zwei- bis dreitheilig über den Rücken hinweg.
1—23” grofs im oberen braunen Jura Würtembergs !
A. peramplus Sow. M. C. tb. 357. — A. Lewesiensis Mantell,
Geol. of Suss. ib. 22. f. 2. — Gein. Char. p. 39. u. 67. ib. 12. £*2.
——d’ürb. Pal. f."Terr. cre.. 1282333. tb. WOuf. 1.12%
Windungen 3 bis $ involut, stark gewölbt nach den vorigen
abfallend, etwa doppelt so. hoch als breit. Die gewölbten Seiten ver-
laufen allmählig in den gerundeten oder stumpf gekielten Rücken. Ent-
ferntstehende , stumpfe, oben schwach nach vorn gekrümmte Rippen
beginnen am unteren Rande der Seiten mit einem flachen Knoten und
werden nach oben flacher und undeutlicher. Bei grölseren Exemplaren
lagern sich an der letzten Windung ‘zwischen die sröfseren Falten
noch‘ vier bis fünf kleinere. Bei einem Durchmesser von 4 zählt
man auf eine-Windung zehn bis zwölf, bei 12” etwa die doppelte
Menge von Rippen. Auf einem Exemplare bemerke ich auf: der Schaale
ganz ähnliche Querstreifung, wie bei A. amaltheus zuerst, von Quen-
stedt beobachtet wurde. |
Bis ‘über ‚2° grofs häufig im Plänerkalke von Sachsen und Böh-
men, seltener im mittleren Pläner und in den diesen entsprechenden
Schichten Frankreichs und anderer Länder.
A. Decheni Röm. ‚Kreide, p. 85. tb. 12. f. 1.
Scheibenförmig, mit vier bis fünf, 3 bis 3 involuten Windungen,
die nach den früheren von einer Kante steil abfallen, mit schwach
298 WEICHTHIERE.
gewölbten Seiten, die sich mit dem gerundeten oder stumpf gekielten
Rücken allmählig vereinigen. An der Seitenkante beginnen entfernt
stehende Hauptrippen, von denen sich die meisten kurz darauf zu einem
schmalen hohen Knoten erheben und, erst rückwärts gebogen, nebst
zwei bis drei schwächeren und kürzeren Rippen zwischen ihnen, mit
einer starken Biegung vorn über den Rücken laufen.
Wiewohl ich noch kein Exemplar mit ganz vollkommenen Loben
beobachtet habe, so zeigt doch das eine entschieden, dafs diese Art
zu den Macrocephalen gestellt werden mufs. In der Grölse von 1—
3“ der häufigste Ammonit in dem Plänerkalke von Strehlen. Aufser-
dem in Böhmen und, nach Römer, im Quader des Teutoburger Waldes.
i. Armati. Die Bewaffneten. Mehrere Spitzenreihen .
laufen parallel über die Seiten, selten über den Rücken. Dieser
wird flach, oft breiter als die Seite und ist mit ihr durch eine
Kante fast im rechten Winkel verbunden, auf welcher die obere
Spitzenreihe steht. Der Dorsallobus ist etwas tiefer als der obere
Läteral, dieser nicht selten dreimal tiefer als breit. Der Dorsal-
sattel ist mehr als doppelt so ‚breit als dieser, mit einem tiefen
Secundärlobus in der Mitte, und oben ganz flach. Der untere
Lateral ist sehr klein.
« In den jüngeren Oolithen und in der Kreide, A. Birch Sow.,
A. Backeriae Bronn und A. Ziphus Ziet. hingegen im Lias. (v.
Buch.) {
A. Rhotomagensis v. Buch, Amm. p. 15. — Taf. XI. Fig. 14.
(verkleinert). Nach Bronn,: Leih. tb. 33. f. 1. — d’Orb. Pal. u Terr.
er. I. p. 345. tb. 105. 106.
Windungen dick, im Durchschnitte fast achtkantig, mit einigen
zwanzig dicken, gerade über den Rücken laufenden Radialrippen be-
deckt, welche meist abwechselnd an der inneren Seite der Windungen
und in der Mitte der Seiten entspringen. Die ersteren schwellen bald
nach ihrem Anfange, beide an dem oberen Theile der Seiten und dar-
auf an der Gränze des Rückens zu einem spitzen Knoten an, und auf
der Mitte des Rückens entsteht durch einen länglichen Knoten an je-
der Rippe ein unterbrochener Kiel. Bei älteren Exemplaren werden
die Knoten undeutlicher und verschmelzen mehr mit den stark erho-
benen Rippen.
Bis zu einer Gröfse von 1%‘ vom unteren Quader an (Bannewitz
bei Dresden, bis zu dem oberen Pläner (Strehlen) in Sachsen, Böh-
men und Norddeutschland, in der Kreide von England und Bm glau-
conitischen Schichten von Frankreich.
KOPFFÜSSER. 299
A. Mantellii Sow. M. C. tb. 55. — Mant. Geol. of Suss. tb. 22.
f. 1. — Gein. Char. p. 67. — Röm. Kr. p. 88. — d’Orb. Pal, fr. Terr.
er. I. p. 340. tb. 103. 104. |
Dick scheibenförmig, zu Z involut, mit flach gerundeten Seiten
und gerundetem oder durch drei Höcker dreiseitig werdendem Rücken.
Im Durchschnitt breiter als hoch. Starke Rippen, von denen die ab-
wechselnden erst später beginnen, verdicken sich nach oben allmählig.
Bis über 1 grofs häufig im unteren Quader (Bannewitz, wo die
Arbeiter ihn und den vorigen versieinerte Bäben nennen), im Pläner-
mergel des Tunnels von Oberau, im Pläner von Böhmen, dem Harze
u. S. W.
k. Dentati und Ornati. Die Gezähnten und Ge-
schmückten. „Rücken flach oder vertieft, schmal und ungekielt;
an die grofsen und fast parallelen Seitenflächen mittels je einer
rechtwinkeligen, gezähnten Kante angränzend, deren Zähne von
den Radien der Seitenflächen oft unabhängig (minder zahlreich) sind.
Diese zeigen nämlich feine Radial-Rippen, welche in ihrer Mitte
gegabelt und an diesen Theilungspunkten mitten auf der Fläche
öfters mit je einem kleinen Knötchen besetzt sind. Zum ÜUnter-
schiede von der vorigen Familie ist der Rückenlappen viel weniger
tief als der obere Seitenlappen.
Im Oxfordihone, in den höheren Oolithen und in der Kreide.‘
(Bronn.)
A. ornatus v. Schloth. — Taf. XI. Fig. 13. (3). Nach Ziet.
Verst. Würt. ib. 13. f. 5. (A. decoratus). — A. Castor und A. Pol-
luz Rein. — v. Buch, ezplic. de trois planches, tb. II. f. 3. (A. Pol-
luz). — A. Dunkane Br. Leth. p. 460. ib. 2. f. 13. 15. 16. —
Quenst. p. 378.
Windungen halb umschliefsend, im Durchschnitte sechsseitig. Sie
sind mit feinen, etwas gebogenen Rippen besetzt, von denen etwa
der dritte Theil in der Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwillt.
Hier spalten sich die Rippen gewöhnlich in zwei, und diese vereini-
gen sich meistens wieder an den spitzen Knötchen, welche einen
‘schmalen, glatten Rücken begränzen. Die Knotenlinie des Rückens
enthält gewöhnlich mehr als die doppelte Anzahl der Seitenknoten.
Die gewöhnlich nur 1°‘ grofsen Individuen werden theils rundmündig,
theils hochmündig.
Im oberen braunen Jura Würtembergs, Frankens, Erankreichs,
und dem entsprechenden Oxfordthone und Kelloway-Rock Englands.
A. varians Sow. M. C. tb. 176. — Ziet. Verst. Würt. ib. 14.
f. 5. — Brongn. deser. des env. de Par. tb. 6. f. 5. — Br. Leth.
300 WEICHTHIERE.
p. 725. tb. 23. £ 22 — Röm. Kr. p. 89. — d’Orb. Pal. fr. Terr. cr.
I. p. 311.01. 92.
Windungen halbumfassend, schnell an Gröfse zunehmend, höher
als breit. Jede Windung ist auf der unteren Seite mit etwa vierzehn
Rippen bedeckt, welche an ihrem Anfange und etwas unterhalb der
Mitte der Seiten zu spitzen Knoten anschwellen, hier sich meist thei-
len, und nun divergirend nach den in gröfserer Anzahl an der Gränze
des Rückens vorhandenen Knoten laufen, oder, bevor sie dieselben
erreichen, sich auch wohl noch einmal theilen. Der flache Rücken
trägt einen hohen, glatten Kiel.
Im Pläner bei Sarstedt, Iburg, Goslar, Bochum, im Grünsande
an der Waterlappe, in der chloritischen und Tuff-Kreide Frank-
reichs (Rouen!), und in verschiedenen Schichten der Kreideformation
Englands.
l. Flexzuosi. Die Gekrümmten. Zu beiden Seiten des
Rückens stehen ebenfalls Zähne; dieser hebt sich darüber hinaus
und ist knotig. Seitenfalten neigen sich sehr stark vorwärts ge-
gen den Rücken, sind gewöhnlich schon unter der Hälfte gegabelt
und bilden hier längliche Knoten, welche den unteren Theil der
Seitenfläche etwas erheben. Der Dorsallobus ist um vieles kürzer -
als der obere Lateral.
In den oberen Juraschichten bis in die Kreide. (v. Buch.)
A. flexzwosus Münst. — A. discus Rein. — Ziet. Verst. Würt.
tb., IE 52. m.Ab, 8.5 75 „Br. Leib.” p.),463,. 710.222 57 102 -
Quenst. Flötzg. p. 41. Re |
Windungen sehr hoch, fast ganz umschliefsend.. Die Rippen
sind etwas sichelförmig gebogen und erheben sich an der Kante des
schmalen Rückens und der hohen, flach gewölbten Seiten zu abwechseln-
den, stumpfen Knoten. Zwischen ihnen liegen mehrere kürzere Rippen.
Meist gegen 2° grols, doch auch bis 1’ grofs im oberen wei-
[sen Jura, dem Coral-Rag Deutschlands.
A. noricus Schloth. — Röm. Kr. p. 89. tb. 15. f. 4. — Gein.
Char. p. 67.
Scheibenförmig, Windungen halbumfassend, höher als breit, mit
lang eiförmiger Mündung, mit zahlreichen, schwach sichelförmigen,
oben stark vorwärts gerichteten Rippen bedeckt. Diese ‘spalten sich
ziemlich weit unten, oder zwischen sie legen sich über der Mitte der
hohen Seiten kürzere Rippen. Bevor sie unter einem Winkel: von
etwa 60° den gekerbten Rückenkiel erreichen, schwellen ‚sie an der
Gränze des Rückens meistens zu einem länglichen Knoten an.
-
KOPFFÜSSER. 301
Bis über 2° grols im Plänerkalke von Strehlen und, nach Rö-
mer, im Hilsthone und Hilsconglomerate von Norddeutschland.
tr 2.G. Hamites, im weiteren Sinne. (khamus, Haken, Angel.)
Ammoneen, deren Windungen in oder aufserhalb einer Ebene
spiral gewunden oder beliebig gebogen sind, von einander ent-
fernt liegen oder sich berühren, und im letzteren Falle gar nicht
oder nur eine Strecke weit involut sind.- Sie entsprechen der
Nautileengattung Litwites. Loben und Sättel sind gezackt und zer-
schnitten, dafs sie sich hierdurch unmittelbar an die entwickeltsten
Ammoniten anschliefsen.
Bevor diese Thiere für immer aus der Reihe der lebenden
Geschöpfe ausschieden,. liefs die Natur, anscheinend mit -launen-
hafter Sorgfalt, sie noch einmal in wunderlichen Formen sich ent-
wickeln, die auf das Kreidegebirge und zumal auf dessen obere
Abtheilung beschränkt sind *).
Die Hamiten wurden von den Autoren in die hier beschrie-
nen Untergattungen, jedoch nur künstlich getrennt.
A. Scaphites Park. Sow. Kahnammonit. Die Schaale
bildet anfangs mehrere spirale, involute Windungen, welche in
einer Ebene liegen, wie bei einem ächten Ammoniten, setzt aber
dann eine Strecke gerade fort und biegt sich zuletzt, mit ihrer
ovalen Mündung wieder rückwärts gegen die Spirale. Nach d’Or-
bigny zeigen die Kammerscheidewände aulser den sechs Hauptloben
noch Hülfsloben, und es könnten defshalb, so wie ihrer Involu-
bilitäit wegen, die Scaphiten noch am ehesten als selbstständige
Gattung aufgeführt: werden. Der Rückenlobus ist eben so lang
als der obere Seitenlobus, der untere. Seitenlobus ist ohngefähr
um die. Hälfte kleiner,; und viel kleiner noch sind die übrigen
_ Loben.
H. (S.) aequalis Sow. — Taf. XII. Fig. 1. — S. aeg. und 8.
obliquus Sow. M. C. tb. 18. — S. costatus und $. striatus Mant. Geol.
of. Suss. ib. 22. — Br. Leth. p. 728. tb..33. f. 8. — S. aeg. und $.
cost. Gein. Char. p. 40. 67..— S. aeg., S. obl. und cost. Röm. Kr.
p- 90. — S. aeg. und $. compressus d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. p.
517. 518. i5. 129. fe 1—7; ib. 128. f. 4. 5. — Reuls, Böhm. Kr. p. 23.
*) Die angeblichen Scaphiten, Hamiten und Turriliten aus der Jura-
formation, und namentlich aus dem Lias von Frankreich (d’Orbigny, Pal. fr.
Terr. jur. I. p. 172. tb. 41. 42.), können füglich für nichts anderes als
für verdrückte Ammoniten gehalten werden. Vergl. auch Quenstedt in L.
Br. J. 1845. p. 86.
“
302 WEICHTHIERRE.
Die Schaale ist elliptisch, quer-gestreift oder gerippt, an den drei
ersten Windungen sehr involut, am gerade fortlaufenden Theile bauchig
und nahe der Mündung wieder verengt. Sie wird mit feinen, schwach
sichelförmig gekrümmten Rippen bedeckt, die sich in zwei bis drei
andere zertheilen und mit ihnen über den gewölbten Rücken hinweg-
laufen; an dem gerade fortlaufenden Theile aber stehen die Rippen
enifernter und schwellen gewöhnlich zu einem oder ‚zwei länglichen
Knoten an, um hierauf drei- bis sechstheilig über den Rücken zu
gehen. Bis 13 lang.
Im oberen Grünsande, im Kreidemergel und in der Kreide von
England (Yeovil, Lewes, Brighton); in der unteren chloritischen Kreide
des Pariser Beckens und der Provence; im mittleren und oberen Plä-
ner bei Hannover, Iburg, Alfeld, Goslar, Liebenburg, Quedlinburg;
im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, und Oppeln
in Schlesien; im Grünsande (bei Kreibitz), im Plänermergel, Pläner-
kalke und Pyropensande von Böhmen; in der weilsen Kreide von Rügen.
B. Crioceras (Crioceratites) Leveille.e Topaeum Sow.
Spiralammonit. (xoös, Widder.) Die Schaale bildet in einer
Ebene eine regelmälsige Spirale, deren Windungen sich nirgends
berühren. Von den sechs Loben ist der obere Laterallobus der
längste, und zwar länger als der Rückenlobus.. Alle Loben und
Sättel sind an ihrer Basis schmal und breiten sich an ihrem Ende
stark aus.
Man kennt die Crioceraten nur aus dem unteren Kreidegebirge,
fünf Arten aus dem französischen N&ocomien *) oder dem englischen
Speeton Clay *“), und zwei aus dem Galt.
C. Toxoceras d’Orb. Bogenammonit, (r6&ov, Bogen;
ȣooc.), ist von Crioceras nur dadurch unterschieden, dafs die
Schaale, anstatt einer regelmäfsigen Spirale, nur einen stark ge-
krümmten Bogen bildet, welcher Umstand indefs nicht einmal einen
Artunterschied bedingen kann.
Wie unverkennbar ist nicht die Aechnlichkeit zwischen Crioceras
Dwalii Lew. (d’Orb. a. a. O. tb. 113.) und Tozoceras Duvalianus und
T. elegans d’Orb. (a. a. O. tb. 117.) selbst in den Loben! und alle
drei wurden im unteren N&ocomien von Castellane (Basses-Alpes) ge-
sammelt.
D. Ancyloceras d’Orb. (@yxölog, krumm.) Wie sich Crio-
ceras zu Ammonites verhält, so Ancyloceras zu Scaphites, indem
*) d’Orb, Pal. fr. Terr: er. I. p. 457—472. tb. 113—115.
*+) Phillips, Geol. of Yorkshire, P. II. tb. 1. f. 29.
=
KOPFFÜSSER. 303
die Schaale in einer Ebene einige regelmäfsig-spirale, sich nicht
berührende Wjndungen macht, hierauf ein Stück ziemlich gerade
fortsetzt, und sich endlich hakenförmig der Spirale wieder zu-
kehrt. Die sechs Loben sind sehr ungleich und denen der Crio-
ceraten sehr ähnlich.
d’Orbigny beschreibt elf’ Arten von Ancyloceras, aus dem Neo-
comien von Frankreich, welche, nach ihm, von den in unteren Kreide-
bildungen Englands vorkommenden *) verschieden sind.
E. Hamites Park. d’Orb. Hakenammonit. (hamus, Haken.)
Hierunter begreift d’Orbigny nur diejenigen Hamiten, deren Schaale
lang-elliptische Krümmungen in einer Ebene bildet. In Bruch-
stücken erscheinen dieselben parabolisch, hakenförmig oder fast
gerade. Unter den sechs sehr ungleichen Loben ist der gröfste
der obere Seitenlobus, welcher stets zweilappig und kürzer als
der Rückenlobus ist. Auch ist in einigen Arten der Bauchlobus
zweilappig.
Die Arten kommen in allen Schichten des Kreidegebirges vor.
H. rotundus Sow. M. C. ib. 61. f. 2—4. — Brongn. deser.
des env. de Paris. tb. 7. f. 5. 6. (H. virgulatus). — Fition, a. a. O.
tb. 12. f£ 2. — Br. Leih. ib. 33. f£. 9. — d’Orb. Pal. fr. Terr. er.
tb. 132. fe 1—4. — Taf. XII Fig. 4. u. 4 A (Loben).
Die Schaale ist im Durchschnittie kreisrund, mit einfachen und
gleichen Rippen bedeckt, welche etwas schiefe und verbogene, eng
an einander liegende Ringe bilden. Querdurchschnitt kreisrund.
Die Loben und Sättel dieser Art sind in Fig. 4 A. zum ersten
Male gezeichnet, und, den Rückenlobus ausgenommen, ziemlich richtig.
Es sollte in letzterem die Entfernung seines tiefsten Endes bis zu dem
Befestigungspunkte am Sipho ohngefähr $ seiner ganzen Tiefe betra-
gen. Der obere Seitenlobus, mit seinen beiden, wieder zweitheiligen
Armen ist um % tiefer als der Rückenlobus, während der untere Sei-
tenlobus (l) kaum die Tiefe des letzteren erreicht. Der Bauchlobus
(V) gleicht ohngefähr dem oberen Seitenlobus, ist aber um 3 kleiner
als er. Die oberen Enden der Sättel fallen in die Richtung einer
Rippe, sind an der Basis eng, breiten sich nach oben aus, theilen
sich oben in zwei Hauptarme, und diese wieder in zwei Nebenarme
(welche Eigenthümlichkeit in der Zeichnung nicht gut hervortritt).
*) Ham. grandis und H. gigas Sow. (M. C. tb. 593.), Scaph. Hilsii
Sow. b. Fitton (a. a. O. tb. 25. f. 2.), aus dem unteren Grünsande; H. in-
termedius und H. Beani Phill. (Yorksk. II. ib. 1. f. 22 u. 28.) aus dem
Speeton Clay.
304 WEICHTHIERR.
Im Galt von England und Frankreich, im Plänermergel von Böh-
men, im Plänerkalke von Böhmen und Sachsen. |
Der ‘dem H. rotundus sehr ähnliche H. attenuatus Sow., wel-
cher mit ihm um so eher verwechselt werden kann, als er mit ihm
zusammen vorkommt, weicht in der Lobenbildung von ihm ab. Nach
d’Orbigny’s Zeichnung sind die Loben .von H. attenuatus :an der Basis
weniger schmal und der Bauchlobus ist nicht zweitheilig. Wie selten
glückt es aber, Exemplare mit’Loben zu finden!
H. ellipticus Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 9. — Röm. Kr.
tb. 14. f. 5. — Gein. Char. p. 41.
Die Schaale ist seitlich zusammmengedrückt und im Querdurch-
schnitte elliptisch. Glatte, fast gerade Querrippen, die durch ihren
gleich breiten Zwischenraum getrennt werden, erheben sich jederseits
an der Gränze des Rückens zu einem spitzen. Knötchen.
Im Plänerkalke von Strehlen, im Pläner bei Hildesheim und in
England.
H. armatus und H. plicatilis Sow. M. C. tb. 168. u. tb. 234.
f. 1. — Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 1. 2. — Röm. Kr. tb. 14. f. 7.
— Gein. Char. tb. 12. f. 4; tb. 14 £. 2; Kiesl. p. &. tb. 5. f. 1.2.
— d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 547. tb. 135. — Reufs, Kreidey. ib. 7.
f. 5. 6. — Taf. XU. Fig..2 u. 3.
Er windet sich nicht nur in einer Ebene, sondern häufiger noch
aus derselben heraus (Fig. 3.) und bildet dadurch einen förmlichen
Uebergang zu den Turriliten. Im letzteren Falle liegen die Wind-
ungen gewöhnlich. von einander entfernt, bisweilen aber auch, wie
es Römer’s Abbildung zeigt, ihurmförmig auf einander. Die Ober-
fläche ist gerippt; zwischen gröfseren Rippen, welche gewöhnlich
vier Reihen von Dornenknoten auf. den Seiten und dem Rücken tragen,
liegen drei bis sechs, gewöhnlich aber fünf feinere Rippen.
Im Galt, oberen “Grünsande, Kreidemergel und. in den diesen
Bildungen entsprechenden 'Schichten von Deutschland, Frankreich und
England. {
F. Turrilites Montf. Thurmammonit. (turris, Thurm.)
Die bald rechts, bald links. gewundene Schaale ist thurmförmig;
ihre Windungen liegen meistens eng auf‘ einander (Turrilites),
bisweilen jedoch auch von einander entfernt (Helicoceras d’Orb.)
Von den sechs Loben ist der Rückenlobus meistens kürzer als der
obere Seitenlobus, selten länger als er.
So wie Hamites armatus bisweilen als Helicoceras und selbst
als Zurrilites aufwwill, so findet sich umgekehrt Turrilites polyplocus auch
als Hekcoceras.
a Zn dd ZU LU NEE u m 0
u ann
KOPFFÜSSER. 305
H. (T.) polyplocus Röm. Kr. p. 92. tb. 14. f. 1. 2. — Gein.
Char. tb. 13. f. 1. — Kiesl. p. 8. tb. 5. f£ 4 — T. Senequierianus
d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. p. 579. tb. 141. f. 1. 2. — Taf. XI. Fig. 5.
(verkleinert und nach mehreren Exemplaren ergänzt.)
Die Schaale macht mehrere stark gewölbte .und fein gerippte
Umgänge, welche sich gewöhnlich berühren, ausnahmsweise jedoch
auch (Kiesl. tb. 5. f. 4.) von einander enifernt liegen. Die Anzahl
der Rippen auf jedem Umgange ist ohngefähr 60 — 70.
Häufig im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen,
seltener in dem von Hundorf in Böhmen und Oppeln in Schlesien,
im Kreidemergel bei Dülmen und Lemforde, und im oberen Galt bei
Aiglun (Var) in Frankreich.
T. undulatus Sow. M. C. tb. 75. f. 3. — Mant. Geol. of Suss.
tb. 23. f. 14. 16. — Gein. Char. tb. 13. f. 3. — T. Scheuchzerianus
Bosc, d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 602. tb. 146. f. 3. 4 — Reufs,
böhm.’ Kreidev. p. 24. tb. 7. f. & 9.
Auf jeden Umgang der thurmförmig gewundenen Schaale kom-
men nur 18—25 breite und stumpfe, fast gerade Rippen, über wel-
che, so wie über die Zwischenräume feine Längs- oder Querlinien
'hinweglaufen.
Im oberen Grünsande von Czencziz und Malnitz in Böhmen, im
Plänerkalke von Strehlen, im grünen Kalkmergel Englands, und in
chloritischer Kreide Frankreichs.
T. costatus Lam., Sow. M. C. tb. 36. — Brongn. Env. de Par.
ib. 7. fe. 4 — Mant. Geol. of Suss. tb. 23. f. 15, tb. 24. f. 1—5.
— Br. Leth. ib. 3. f. 7. — d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. tb. 145. —
Röm. Kr. p. 91.
Die Längsrippen, deren Anzahl zwischen sechzehn und zwanzig
wechselt, zertheilen sich in zwei bis drei Höcker, von denen der
obere länglich ist. |
Im Grünsande von England, im Kreidemergel von Frankreich
(in der mittleren chloritischen Kreide des Pariser Beckens und in der
Provence), im Flammenmergel bei Langelsheim und im Pläner bei Sar-
stedt und Rethen.
H. (T.) tuberculatus Sow. M. C. tb. 74. — Mant. Geol. of
Suss. tb. 24. f. 7. — T. Bergeri ‚Brongn. Env. de Par. tb. 7. f. 3.
— d’Orb. Pal. fr. Terr. er. tb. 143. f. 3-6. (T. Bergeri) u. tb.
144, 2 &
Diese Art unterscheidet sich von der vorigen durch einen Höcker
mehr in jeder Rippe. Die oberen Höcker sind länglich, die unteren
kleiner und rund.
20
Geinitz, Versteinerungskunde,
306 WEICHTIIERE.
Im Kreidemergel (Plänerkalke) von Ringmer. in England, Salz-
gitter, Langelsheim und Alfeld in Deutschland, im oberen. Gault und
in der unteren chloritischen Kreide von Frankreich.
G. Pitychoceras d’Orb. (aruyn, Falte.) Die Schaale bil-
det einen geraden Stab, welcher sich so. schnell zurückbiegt, dafs
das zurückgebogene Stück ganz auf ihm aufliegt. ‘Die Mündung
ist rund oder oval. Von den sechs Loben ist der obere Seiten-
lobus kürzer als der Rückenlobus, und der. untere Seitenlobus
wieder um 3 kürzer als der obere.
d’Orbigny beschreibt zwei Arten aus dem Neocomien des Dep.
Basses-Alpes. |
t 3. G. Baculites Lam. Stabammonit. (baculum, Stab.)
. Ein Ammonit, dessen Schaale geradlinig ist, und der sich
zu den Ammoneen verhält,. wie Orthoceratiles zu ‘den Nautileen.
Der Sipho liegt auf der schmäleren Seite, die daher Rückenseite
ist. Der Rückenlobus ist gleich lang oder kürzer als der obere
Seitenlobus. Der Rückensattel ist breit. Der untere Seitenlobus
ist kürzer als der obere. Bisweilen ist der Bauchsattel sehr klein
oder fehlt ganz. Der Bauchlobus ist sehr klein und aus unglei-
chen Theilen gebildet.
B. incurvatus Dujardin, d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. p. 564. tb.
139. fe 8—10. — Gein. Kiesl. p. 9. tb..1. £. 5. — Taf. XI ‚Fig. 6.
(3); a. (eine Kammerwand und. Loben).
Im Durchschnitte oval, auf der Rückenseite stumpf ER Die
Seiten sind in der Nähe der Bauchseite mit einer Reihe ' entferntste-
hender, runder Knoten besetzt. Oberfläche mit stärkeren und schwä-
cheren Faltenlinien bedeckt, welche von der Rückenseite herablaufen und
mit einem Sinus sich in der Nähe der Knoten nach der Bauchseite
wieder heraufbiegen.
Im oberen Grünsande von Kieslingswalda in der Grafschaft Glatz,
und am Salzberge bei Quedlinburg; nach d’Orbigny in der Tuffkreide
der Touraine. |
B. anceps Lam. — Nilss, Petr. Suec. tb. 2. f. 5. —— His. Leth,
Suees p. 31. tb. 4. fi 2: — Br. Leth. p. „732... tb, 33.1 fi 6. — d’Orb.
Pal. f. Terr. er. p. 564. tb. 139. f. 1—7. — Reufs, böhm. Kr. p. 24.
tb. 7. £. » 2 Hierzu nach d’Orbigny: B. vertebralis Defr., B. dis-
similis Desm. und B. Faujası Haan.
Der vorigen: Art sehr ähnlich, jedoch ohne Knoten.
Im Plänermergel und Pyropensande von Böhmen, im Plänerkalke
von Sachsen, Oppeln in Schlesien, im diesen entsprechenden Kreide-
KOPFFÜSSER. 307
mergel bei Aachen, Lemforde, Blankenburg, im Baculitenkalke bei
Valogne (Manche); in ‘der Kreide von Rügen, bei Balsberg, Kjuge-
strand und Köpinge in Schweden,
+ 4. G.? Conoceras Bronn. Kegelhorn. (zwvog, Kegel.)
Nach Bronn *) ist die Schaale kegelförmig, kurz, gerade;
die Spitze abgerundet, die Scheidewände stehen dicht beisammen,
und der Sipho liegt, wie es scheint, dicht am Rande, so. dafs
man in dieser Gattung, wenn sich die Lage des Sipho bestätigen
würde, mit Quenstedt ””) einen gesireckten Goniatiten erblicken
mülste.
C. angulosa Br. wurde, mit Orthoceratiten zusammen, am Hu-
ronensee in Nordamerika aufgefunden.
Anhang.
+ Apiychus H. v. Mey. Unfalter. (&, zıyyn, Falte.) (Trigo-
nellites Park., Tellinites und Solenites Schloth., Lepadites
Germ., Ichthyosiagones Bourdet, Münsteria des
Longchamps.)
Ein- noch immer problematischer Körper, welcher aus zwei
dreiseitigen Schaalen besteht, die sich zu einander wie.rechts zu
links verhalten, und die gewöhnlich, in der Form der Fig. 9. auf
Taf. XII., neben einander ausgebreitet liegen. Selten findet man
sie zusammengeklappt, am häufigsten einzeln. Die eine Fläche
ist gewölbt, die andere vertieft. Der eine (innere) Rand, mit
welchem die Schaalen an einander liegen, ist gerade; an diesen
gränzt, bald stumpf-, bald rechtwinkelig, der eine. äulsere, ge-
wöhnlich etwas concave Rand an; der andere Theil des äufseren
Randes, welcher der von jenen Seiten gebildeten Ecke gegenüber
liegt, ist meistens der längste und bogeuartig convex. Neben dem
inneren Rande der einen Schaale sieht man eine flache Vertiefung
herablaufen, welcher eine flache Erhöhung der anderen Schaale
entspricht. Es kommen dick- und dünnschaalige Arten vor.
. Von den ersteren unterscheidet H. v. Meyer *““) solche, deren
Oberfläche glatt ist, als Laeves, und zwar breite Formen (A. latus),
und längere Formen (A. longus); und solche, deren Oberfläche ge-
*) Leth. p. 98 u. 1285.
**) L. Br. J. 1838. p. 166.
+++) Act. Ac. Caes. etc. XV. 2. p. 1656. — Mus. Senckenb. 1833. 1. p-
24. 25. tb. 2. f. 19—22. — L. Br. J. 1838, p. 416,
20
308 WEICHTHIERE.
streift ist, als /mbdbröcati, und zwar mit zahlreicheren und tieferen
Streifen (A. profundus), und:mit wenigen und: flachen, an der Kante
gekörnten Streifen (A. depressus).
Die .dünnschaaligen Arten gehören alle zu den RR gestreif-
ten Formen, und haben zum Theil auf ihrer Oberfläche erhabene Wülst-
chen. Unter ihnen hat A. ovatus einen ovalen Umrils, A. bulla-
tus eine etwas spitzere Form und ist mit gekörnten Wülstchen be-
deckt, auf dem noch spitzeren A. elasma gleichen die Wülstchen
mehr vertieft liegenden Streifen.
Die dicke kalkige Schaale der glatten Aptychen ist auf der
gewölbten Oberfläche glatt und besteht aus lauter kleinen, dicht
an einander stehenden Zellen, welche nach Abreibung der sehr
dünnen, oberflächlichen Schicht die ganze Oberfläche porös er-
scheinen lassen. Voltz nennt sie daher Cellulosi. Ihre concave
Fläche ist parallel dem äufseren Rande gestreift, welche Streif-
ung, nach Voltz “) und Goguand f; *), von einer hornigen Schicht
herrührt. ii
Eine solche hornige Schicht scheint keiner Aptychus-Art ge-
fehlt zu haben, und bei mehreren dünnschaaligen Imbricaten, wie
A. elasma, herrscht sie so vor, dafs die kalkige Schicht ganz zu
fehlen scheint, und dals dieselben von Voltz als Cornei von den
übrigen Imbricaten getrennt wurden. Immer hat diese Schicht
eine von der kalkigen unabhängige Zuwachsstreifung. |
Dafs man es hier nicht mit gewöhnlichen Muschelschaalen zu
thun habe, wofür die Aptychen früher gehalten wurden, erhellt
theils aus ihrer Structur und dem Mangel an Muskeleindrücken,
theils daraus, dafs die beiden auf einander geklappten Hälften sich
nur in drei Punkten berühren. Wegen der zweifachen Zuwachs-
streifung hält v. Meyer die Aptychen für eine aus zwei Hälften
zusammengesetzte und in dieser Hinsicht Bivalven ähnliche Schaa-
lenbildung im Inneren eines Weichthieres, und glaubt an den dick-
schaaligen Arten sogar eine rudimentäre Schlofsbildung zu erkennen.
Rüppell ***) hatte zuerst einen Theil der Aptychen für Deckel
von Ammoniten, in deren Mündung man sie häufig 7) findet, ge-
halten, eine Ansicht, welche von Volz auf alle Aptychen ausge-
*) L. Br. J. 1837 a. v. O.
**) L. Br. J. 1842. p. 625.
*+*) Abbild. u. Beschr. einiger neuen‘ oder wenig gekannten Verst. von
Solenhofen, 1829,
+) Nach Voltz (L..Br. J. 1838. p. 669) sitzt fast auf jedem Ammoniten
von Voirons bei Genf ein Aptychus.
# Te
KOPFFÜSSER. 309
dehnt wurde, gegen welche v. Meyer aber einwendet, dals der
lebende Nautilus keinen derartigen Deckel besitzt, dafs mit vielen
Ammoniten keine Aptychen zusammen vorkommen, dafs man noch
gar keine den gröfseren Ammoniten entsprechenden Aptychen ge-
funden hat, dals bisweilen zweierlei Aptychus-Arten in einem Am-
moniten, und eine Art Apiychus in verschiedenen Ammoniten-Arten
vorkommen *).
Coquand (a. a. 0.) hält die Aptychen für innere Schaalen
und zwar Rückenschilder eines dem Teudopsis Bunelliü am näch-
sten stehenden Cephalopoden.
Die verschiedenen Arten kommen fast ausschlielslich im Ooli-
thengebirge und Kreidegebirge vor; Archiac und Verneuil führen in-
defs A. anliquus Goldf. aus dem Kohlengebirge von Herborn und
A. vetusius Arch. u. Vern. aus devonischer Grauwacke der Eifel an.
A. ovatus v. Mey. (Mus. Senckenb. I. p. 24. tb. 2. f. 19.),
A. elasma v. Mey. (Mus. Senckenb. I. p. 2. tb. 2. f. 21. 22.)
und | . |
A. sanguinolarius Quenst. (Flötzg. Würt. p. 256.) gehören
zu den hornigen Imbricaten, wie die schwarze Farbe der Schaalen
anzeigt, und kommen im Lias von Würtemberg vor. Der letztere findet
sich, nach Quenstedt, häufig in den Brüchen von Ohmden immer in
der Nähe der Mündungen von Ammoniten aus der Gruppe der Fal-
ciferen.
A. (Trigon.) lamellosus Park. Org.‘ rem. V. 3. tb. 13. f. 10.
11. — Tellin. solenoides Schloth., Rüpp. a. a. O0. tb. 1. f! 1.3. 5. —
Lepad. solen. Germ. — A. imbricatus profundus v. Mey. — Br. Leth.
p. 467. tb. 15. f£. 16. — Hiernach Taf. XI. Fig 11. (32).
Die innere concave Fläche der kalkigen Schaale ist fein gestreift,
die äufsere convexe mit nahe an einander stehenden, erhabenen Leist-
chen bedeckt.
Diese Art entspricht, nach Quenst. (Flötz. p. 445.), der Mündung
des Amm. flezuosus , mit welchem sie, neben Planulaten, im lithogra-
phischen Schiefer 'Solenhofens häufig zusammen gefunden wird; nach
Bronn ist sie im Oxfordihone zu Muggendorf (verkieselt), und zu
Grumbach bei Amberg (in Hornsteinnieren) eine gewähnliche Erschein-
ung; Glocker fand sie in Mähren.
A. (Trigon.) latus Park. Org. rem. V. 3. ib. 13. f. 9. 12.
— Tellin. problematicus v. Schloth., Rüpp. a. a. ©. ib. 2. £. 1—3.
— Lepad. probl. Germ. — A. (laevis) latus v. Mey. — Br. Leth. p. 466.
‚*) L. Br. J. 1842. p. 697.
310 WEICHTHIERE.
tb. 15: 6 15. — Ziet, Verst. Würt. tb. 37. f. 6. — Hiernach Taf. X.
Fig. 9. :10. (3). |
Sehr dickschaalig und breit, auf der inneren Fläche gestreift,
auf der äufseren (gewölbten) glatt oder punktirt.
Die Gestalt dieser Art palst, nach Quenstedt (Flötzg. Würt.p.
445.), am besten zur Mündung des Amm. inflatus Rein. (Ziet. Verst.
Würt. tb. 1. f. 5.), mit welchem zusammen sie im mittleren weilsen
Jura. ia Würtemberg an der Alimühl sö häufig sind. Auch im oberen
Jura «von Franken sind sie bei Muggendorf, Thurnau, Amberg und $o-
lenhofen sehr gewöhnliche Erscheinungen; nach Bronn 'kennt man’ sie
noch aus dem Oxfordihone des Porrentruy in der Schweiz, und von
Quenoche in Frankreich. |
Im Kreidegebirge gehören die Aptychen zu den Seltenheiten.
Coquand beschrieb 1842 (a. a. 0.) mehrere Arten aus dem Neo-
comien der Nieder-Alpen; früher schon entdeckte Voltz einen Aptychus
in der Kreide zu Meudon *), und 1842 wurden A. creiaceus Münst. und
A. complanatus Gein. aus dem Plänermergel von Luschitz und dem
unteren Quader von Tyssa in Böhmen von mir beschrieben **).
Graptolithus L. Prionotus Nilsson. Lomatoceras oder
Feilenhorn Bronn. (yo«pw, ich schreibe, ritze;
Ai}og, Stein.)
In Bezug auf diese noch immer so problematische Gattung,
welche. von vielen zu den Corallen, von. einigen sogar zu den
Pflanzen gerechnet wird ”“"), haben mich meine Nachforschungen
seit 1842 nicht eben viel weiter geführt, als ich früher f) schon
aussprach. Der einzige neue Beitrag zu dem Früheren ist, dals
ich an einigen von ihnen Structur fand, und dafs ich mehrere
der von den gewöhnlichen Formen abweichenden Graptolithen, wel-
che Hisinger in der Leihaea suecica beschreibt, mit meinen An-
sichten in Einklang zu bringen suchte.
Die dünne Schaale der Graptolithen ist linienförmig, gerade
oder krumm, verläuft hinten (unten) sehr allmählig in ‚eine Spitze,
ist im Querdurchschnitte eiförmig bis flach zusammengedrückt, ent-
weder an beiden Rändern gezähnt, oder an einem ganzrandig,, in
welchem Falle die Zähne über einander ‚liegen, und, bisweilen. so-
*) L. Br. J. 1838. p. 669.
__**) Char. d. Sch. u, Petr. d. sächs. böhm. Kreideg. III. p. 69. tb. 17.
f. 25. 27—29.
*+*) The American Journal by Silliman 1844. V. 47. p. 371—374.
+) L. Br. J. 1842. p. 697. tb. 10. f. 15—29,
KOPFFÜSSER ? 311
gar auch an beiden Rändern glatt, eine Folge der Zusammen-
drückung von oben. |
Schief vom gezähnten Rande herab- oder. herauflaufende Schei-
dewände theilen das Ganze in niedrige und flache Kammern, welche
durch einen Nahrungskanal (S:pho) verbunden sind‘, der, wie bei
den Ammoneen, zwischen den Kammern und der Schaale auf: der
Rückenseite zu liegen scheint. Als eine erhabene und vertiefte
Linie sieht-man denselben, wenn beide Ränder. gezackt oder beide
glatt sind, längs der Mitte ‚herablaufen, wenn aber nur ein Rand
gezackt ist, längs des glatten Randes oder parallel mit ihm.
Diese scheinbar so abweichenden Hauptiformen der Graptoli-
then lassen sich leicht mit einander in Einklang bringen, wenn
wir annehmen, dafs die beiden symmetrischen Hälften eines auf
beiden Seiten gezackten Graptolithen längs der Mitte so zusammen-
geklappt waren, wie wir.es bei den meisten Arten dieser Gatt-
ung noch jetzt sehen, dann müssen die Zähne auch paarig stehen,
‘oder dicht auf einander liegen. Es scheint, als ob das, Thier
sich nicht willkürlich hätte zusammenklappen können, sonst würde
man bei einigen Arten, die man stets zusammengeklappt findet,
auch. ausgebreitete Individuen sehen, und umgekehrt. Ein solches
willkürliches Zusammenklappen würde sich auch nicht mit .der,
wenn auch dünnen, doch festen Schaale vertragen können, die
man bisweilen die Kammern bedecken sieht, und auf deren frü-
heres Vorhandensein man durch die ziemlich constante Form der
Arten geführt wird. Die Annahme, dafs bei den, nur auf einer
Seite gezähnten Graptolithen im lebenden Zustande sich beide Hälf-
ten gewölbt gegen einander geneigt haben, findet ihren‘ Beweis
nicht nur in der Gestalt vieler Exemplare des ‘Gr. Priodon, son-
dern erklärt auch recht gut, wie der Sipho häufig mehr oder we-
niger entfernt vom ungezähnten Rande liegt, welche Lage dann
durch Zusammendrücken von oben hervorgebracht werden mulste,
und wie auch beide Ränder bisweilen zahnlos sein können.
Die inneren. Theile der Kammerwände sind, ihrer Flachheit
halber, nur selten noch zu erkennen. |
Die Graptolithen gehören den älteren, silurischen Grauwacken-
bildungen, besonders dem Thonschiefer und dem älteren silurischen
Kalke an, wo sie die Begleiter der Trilobiten und Orthocerati-
ten sind.
Sie zerfallen in geradlinige und in spiralförmig gebogene.
Die ersteren entsprechen den Orthoceratiten und Baculiten, die an-
deren den Lituiten, Cyrtoceratiten und Hamiten. -
312 WEICHTHIERE.
a. Geradlinige.
1. @. foliaceus Murchison, the Silurian System P. II. p. 694
—696 pl. 26. f. 3. 3. a. — Taf. X. Fig. 12 u. 12. a. (vergröfsert).
Eine flach ausgebreitete Art, deren beide Ränder daher gezackt
sind. Die kleinen Zacken der Ränder sind durch flache Bogen mit
einander verbunden. Die schwach sichelförmig gebogenen Kammerscheide-
wände laufen nach dem Sipho herab. Die ganze Oberfläche zeigt eine
netzförmige Structur, welche ganz ähnlich der von Calamopora spon-
gites ist. (Eine ähnliche Structur hat, nach Quenstedt *), die Schaale
des Orthoceratites Wadii Schloth., welche nach ihm bestimmt nicht
von Calamoporen herrührt, sondern im Mantel des Thieres ihren Er-
klärungsgrund finden mag.)
In den Llandeilo-flags, den ältesten silurischen Schichten von
Abberreiddy Bay, SW. von Dinas *“*), im Thonschiefer von Linda bei
Pausa im sächsischen Voigtlande, und im Kieselschiefer von Ronneburg
(Sachsen - Altenburg).
G. (P.) Pristis His. (Leth. Suec. p. 114. tb. 25. f. 5.), aus
dem dunklen Grauwackenkalke von Dalecarlien, schlielst sich unmittel-
bar an @. foliaceus an, nur sind die Zähne spitzer und relativ gröfser.
G. (P.) Folium His. (a. a. O. tb. 25. f. 8), aus dem Thon-
schiefer von Dalecarlien, scheint das obere Ende einer der beiden
vorigen Arten zu sein.
G. dentatus Vanuxem (American Journal by Silliman. 1844. V.
47. p. 370. Pl. 8. f. 2.), aus dem Thonschiefer (Utica Slate) von
Pensylvanien und Virginien, ist ein @. Pristis mit etwas gedrängter
stehenden Kammern und spitzeren Zähnen.
2. G. (L.) Priodon Bronn, Leth. p. 56. ib. 1. f.. 13. — Taf.
a Ee 1 (vergröfsertes Stück).
Eine zusammengeklappte Art, mit eiförmigem Querdurchschnitte
(etwa wie in der idealen Zeichnung Fig. 13. @a., aus welcher auch
die Lage des Siphos zu ersehen ist) und rückwärtsgekrümmten, paa-
rigen Zähnen. Die Scheidewände gehen von den Hakenzähnen schwach
sichelförmig nach der Rückenseite herab, um sich an dem in einer
Rinne gelegenen Sipho zu vereinigen.
In der ältesten Grauwacke von Böhmen, in einem schwarzen
Grauwackenkalke von Fougerolle bei Caen in der Normandie.
G. Ludensis Murch. (Sd. S. II. tb. 26. f. 1. 2. — G. virgu-
*) L. Br. J. 1840. p. 263.
**) Lond. Ed. Dubl. phil. Mag. V. %. p. 60.
KOPFFÜSSER ? 313
latus *), aus dem Ludlow-Schiefer von England, ist eine Varietät mit
etwas rückwärts gekrümmteren Haken.
G. (P.) teretiusculus His. (Leth. S. Suppl. 2. p. 5. tb. 38.
f- 4), welcher im Thonschiefer von Fogelsang mit G.. sagittarius sel-
ten vorkommt, scheint nichts anderes als ein vom Rücken aus gese-
hener @. Priodon oder G. sagitiarius zu sein.
3. G. sagittarius L. und @. scalaris L. (Syst. nat.), His.
Leth. Suec. tb. 35. f. 4. 6. — Fucoides serra Brongn. Hist. des veget.
foss. I. p. 71. pl. 6. f. 7. 8. — Taf. X. Fig. 13.
Diese dünne und lang gestreckte Art ist gleichfalls zusammen-
geklappt und unterscheidet sich von G. Priodon durch seine geraderen
Scheidewände und kaum gekrümmten Zähne, welche den Zähnen einer
Säge auffallend ähneln. Bei dieser Art kommt es nicht selten vor,
dafs, durch Zusammendrückung von der Rückenseite aus, beide Ränder
glatt erscheinen, und der @. scalaris L. **) wird sicher :nichts anderes
sein als ein so zusammengedrückter @. sagittarius.
Beide Abänderungen sind gemein im Thonschiefer Schwedens,
im Thonschiefer von Linda bei Pausa im sächs. Voigtlande, und von
Ronneburg im Herz. Altenburg.
Eine von allen anderen Graptolithen sehr abweichende Form ist
der von Hisinger (Leth. Suec. ib. 38. f. 3.) abgebildete G. geminus
His. und der @G. Murchisoni Beck (Murch. Sid. S. tb. 26. f. 4. a.),
da beide zweiarmig sind, indem hier zwei Arme von einem kurzen
gemeinschaftlichen Stiele symmetrisch fortlaufen. Der äufsere Rand je-
des Armes ist glatt, der innere gezähnt. @. geminus, welcher sel-
ten ist und in Schweden mit G. sagettarius zusammen vorkömmt, hat
kleine Zähne, welche ganz denen von @. sagittarius entsprechen.
G. Murchisoni hingegen entspricht seinen Zähnen nach mehr dem
G. Ludensis (G. Priodon), mit welchem. er in England zugleich auch
auftritt. '
Da ich. beide zweiarmige Graptolithen nur nach der Abbildung
kenne, so kann ich über sie kein sicheres Urtheil gewinnen, möchte
indels vermuthen, dals G. geminus ein G. sagittarius, und G. Murchi-
soni ein G. Priodon sei, welcher durch irgend eine äufsere Ursache
der Länge nach in zwei, hinten noch zusammenhängende Hälften ge-
trennt worden ist.
*) Amer. Journ. 47. p. 372.
**) Dafs in der Zeichnung von Hisinger (Leth. Suec. tb. 35. f. 4. 5.)
die Kammerscheidewände der beiden Seiten nicht auf einander sto[sen, möchte
ich nur als Verdrückung oder Verschiebung der einen Hälfte: betrachten.
Aehnliches fand ich auch bisweilen an Ronneburger Exemplaren.
314 WEICHTHIERE.
4. @. (Orth.) serratus Schloth. Nachtr. 1822. tb. 8. f. 3. —
Knorr Petref. tb. 3. Kap. 4. p. 163; Suppl. tb. 4. ©. f. 5 u. 6. z. Th.
— Taf. X. Fig 12. *. (nach Schlotheim). |
Eine zusammengeklappte Art, wie G. Priodon und @. sagittarius,
mit kurzen, spitzen Zähnen und schief nach dem Sipho herauf (nicht
herab, wie es bei den anderen Arten geschieht) laufenden einfachen
Scheidewänden.
Mit @. sagittarius zusammen bei Ronneburg.
b. Spiralförmig gebogene.
5. @G. convolutus His. Leth. Suec. p.: 114. ib. 35. f. 7., —
G. spiralis Gein. a. a. OÖ. — Gezähnelte Lituiten Knorr, Petr. Ill. Suppl.
ib. 4. C. f. 5. 6. z. Th. u. tb. 10. f. 1. (ein verkehrt gewundenes
Exemplar). — Schloth. Nachtr. tb. 6. f. 2. — Taf. X. Fig. 14. 15.
Anfangs spiral gewunden und dann in eine schwach gebogene
Linie auslaufend, allermeist an der inneren Seite der Windungen glatt
und an der äulseren. gezähnt. Individuen, bei welchen der innere’
Rand gezähnt und der äufsere ganz ist, verhalten sich zu einander
wie rechts gewundene Schnecken zu links gewundenen. Uebrigens
sind sie so selten, dals ich unter vielen Hunderten, die ich von Ron-
neburg und Linda bei Pausa kenne, nur ein Ezemplar fand. Vielleicht
ist das deutliche Exemplar bei Knorr gerade seiner Seltenheit wegen
abgebildet worden. Die jüngsten Formen (Fig. 15.) besitzen die läng-
sten, gerade aufrecht stehende oder rückwärts gekrümmte Zähne, so
dals hier die Kammern nur mit einem sehr kleinen Theile zusammen-
hängen. Bei alien Individuen (Fig. 14.) nimmt der Zusammenhang der
Kammern zu. _Der Sipho liegt, je nach der verschiedenen Zusammen-
drückung, bald unmittelbar am glatten Rande, bald von ihm eiwas
entfernt.
Im Thonschiefer von Furudal in Dalecarlien, Linda im sächs.
Voigllande und Ronneburg im Altenburgischen.
+ G.? Conularia Miller.
Diese Gattung wird gewöhnlich den Cephalopoden, von d’Or-
bigny *), de Koninck *“) und Archiac und Verneuil ***) aber den
Pteropoden zugezählt.
Nach d’Orbigny ist die Schaale der Gonkieklen gerade, ver-
*) Pal. fr. Terr. cret. II. p. 4.
**) Deser. des an. foss. p. 494.
*#**) In Murchison, über d, älteren oder paläozoischen Gebilde, p. 188.
SCHNECKEN. 315
längert, pyramidal, sehr: dünn, vierseitig, quergefaltet und längs-
gefurcht, und innerlich in ‚Querkammern getheilt *).
Die wenigen bis jetzt bekannten Arten finden sich in oberen
silurischen und devonischen Bildungen.
C. quadrisulcata Mill., Sow. M. C. tb. 260. f. 3—6, aus
schottischem Grauwackenkalke.
C. teres Sow. M. C. tb. 260. f. 1. 2, mit vorigem zusammen
oder im Kohlenkalke?
C. irregularis de Kon. a. a: O. tb. 45. f. 2, aus dem Koh-
lenkalke von Tournay.
2. Ordn. Gasteropoda. Bauchfüfser.
Schnecken.
„Leib - lang gestreckt, mit deutlichem Kopfe, woran zwei
oder vier Fühler, die hinteren mit Augen am Grunde oder an der
Spitze. Am Bauche eine flach ausgebreitete, fleischige Sohle zum
Kriechen (der sogenannte Fufs, nach dessen Anheftung die Ga-
steropoden in Halsfüfser und Bauchfülser im engeren Sinne zer-
fallen); der Mantel dünn, die Eingeweide einschliefsend, und ge-
wöhnlich eine spiral aufgerollte Schaale absondernd, in welche,
wie in den Mantel, das gereizte Thier meist den ganzen Rumpf
mit dem Kopfe zurückziehen kann. Sie athmen meistens durch
Kiemen, einige auch durch Lungen.‘ (Burmeister, Grundr.. der
Naturg. 1845. p. 91.) Die mehrsten leben im Meere, viele auf
dem Lande, wenige in sülsen Gewässern. Die Meeresschnecken
haben allermeist eine dickere Schaale als die Land- und Sülswas-
serschnecken.
Bei, den Beschreibungen der fossilen Schaalen folgte ich dem
von Goldfuls in nachstehenden Worten bezeichneten Sprachge-
brauche:
„Die einkammerigen Schneckengehäuse sind entweder kegelförmige
Röhren oder. kreiselförmige Schüsseln, oder sie bilden spiralförmige
Windungen oder Umgänge (anfractus) und. endigen sich in eine
Spitze (apez, mucro, verter). Legt man die Schaale auf die Münd-
ung (Mundöffnung, apertura), welche der Spitze gegenüber als unterer
Theil (basis) beirachtet wird, so gehen die ‘Windungen von der. lin-
*) Höninghaus, der' ein Exemplar der €. quadrisulcata der Breite und
Länge nach durchsägen liefs, hat darin keine Spur von Kammern entdeckt.
L. Br. J. 1839. p. 71.)
316 WEICHTHIERE.
ken zu der rechten Hand (cochleae dexztrae), und nur bei wenigen
in entgegengesetzter Richtung (cochleue sinistrae).
In der Mitte der Schnecke befindet sich die Säule oder Spin-
del (columella), um welche die Gänge gewunden sind. Sie ist an
der Basis entweder abgestumpft (truncata), oder über die Schaale hin-
aus verlängert (caudata), oder bildet einen offenen Nabel (umbilicus
pervius), der nicht selten durch eine Schwiele halb geschlossen ist (um-
bilicus subobtectus). Die Windungen sind bei einigen von der letzten,
untersten Windung eingeschlossen (test@ involuta), oder nur wenig aus
ihr hervorragend (testa convoluta), bei anderen aber kegel- oder ihurm-
förmig hervorstehend (testa turrita).
Die Linien, worin die. Windungen an einander stolsen, werden
Nähte (suturae) genannt. Die letzte, gröfste Windung 'heifst Bauch
(venter), und ihr oberer Theil Rücken (dorsum). Der äufsere Rand
der Mündung wird Aufsenlippe oder der rechte Rand (labium,
labium eziernum) genannt, und der innere, welcher sich an die Spin-
del anlegt, die Innenlippe oder der linke Rand (labium, labium
internum). Verlängerungen der Lippe bilden den Schnabel (rostrum),
und ein Fortsatz des Bauches, der Lippe oder der Spindel heilst
Schwanz (cauda) oder Canal. Häufig bezeichnen Quernähte
(Mundwülste, varices) die Stellen, wo im jüngeren Alter die Lippe
sals. Streifen, welche von der Spitze der Schaale bis zur Basis
laufen, heifsen Längsstreifen (striae longitudınales), und solche,
welche die Längslinien durchkreuzen und der Spirallinie der Windung
folgen, werden Querstreifen (siriae transversales) genannt. Linne,
Brugiere, Brocchi, Lamarck, Basterot, Sowerby und d’Orbigny betrach-
teten die Basis der Schaale als den oberen, und die Spitze als den
unteren Theil.“
Viele Schnecken haben einen Deckel, durch welchen die Münd-
ung geschlossen wird.
Die Gasteropoden zerfallen nach ihren Kiemen in sechs ver-
schiedene Abtheilungen: Nucleobranchiata, Nudibranchiata, Tecti-
branchiata, Pulmobranchiata, Pectinibranchiata und Cyclobranchiata,
oder Kern-, Nackt-, Dach-, Lungen-, Kamm- und Kreiskiemer *).
*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. II.— d’Orbigny’s Systematik der Gaste-
ropoden, welche hier durchgeführt ist, verdient ihrer Natürlichkeit halber
den Vorzug vor der künstlicheren Lamarck’s, wenn auch die letztere im
Allgemeinen eine schnellere Uebersicht der Gattungen gestattet. Vergl. Des-
hayes, traite elementaire de Conchyliologie. Paris, 1839. p. 113. Die Ein-
theilung in Phytophagen und Zoophagen hat, nach Deshayes, nur in Bezug
auf die Schaalen Werth, da unter den ersteren Natica ein gefrälsiger Zoo-
A
we
SCHNECKEN. Br;
A. Nucleobranchiata d’Orb. Kernkiemer. Heteropoda Lam.
Kielfüfser.
Kiemen federbuschartig, meistens auf einem Kerne sitzend,
welcher das Herz trägt. Kopf meistens deutlich, mit Augen, zwei
Fühlern und einem rüsselförmig verlängerten Maule. Leib gestreckt,
an der Bauchseite mit einer zusammengedrückten Flosse.
Sie schwimmen im Meere, den Bauch nach oben gerichtet,
so dals die Flosse als Segel dient.
Nimmt man die von d’Orbigny in diese Abtheilung gestell-
ten Bellerophons (s. p. 258.) aus, so ist von den Kernkiemern
bis jetzt nur eine einzige Schaale einer Carinaria aus den mitt-
leren Tertiärschichten von Turin bekannt.
B. Nudibranchiata. Nacktkiemer. Tritoniacea Lam.
Der nackte Körper, auf dessen Mantel die Kiemen bald auf
dem Rücken, bald an den Seiten äufserlich befestigt sind, erlaubt
den Nackikiemern nicht, sich im fossilen Zustande zu zeigen.
C. Tectibranchiata. Dachkiemer. Bulleacea und
Aplysiacea Lam.
Die Kiemen liegen an der Seite, werden vom Mantel be-
deckt und haben die Form eines Kegels.: Der Fuls ist sehr grofs.
Einige Dachkiemer sind nackt, andere (Bullaea) haben eine innere,
noch andere (Bulla) eine äufsere Schaale.. Sie können nur milt-
telst Wassers athmen und gehören vorzüglich den gemälsigten und
warmen Meeren an. Mi
Mit Sicherheit ist nur eine Gattung in der Vorwelt nachge-
wiesen worden:
Bulla Lam. EIN EDEN 1194 Bulla. Hierzu: Bullina
Ferussac oder Alöcula Eichwald.
Schaale aufgerollt, länglich-. oder kugelig- eiförmig, ohne
Spindel, mit kaum vortreiendem Gewinde. Die Mündung hat theils
die Länge der Schaale, theils erhebt sich das Gewinde ein wenig
darüber hinaus (Bullina). Die Aufsenlippe ist scharf.
Einige Arten kommen schon in.den Oolithen vor, mehrere
sind tertiär.
phag ist, und unter den letzteren sämmtliche Cerithien Phytophagen sind.
(Menke, Zeitschr. f. Malako-Zoologie. 1844. Febr.)
=
318 WERCIHTHIERE.
B»lignaria L. —— Taf. XVI. Fig. 6. va d. —— Desh. Cog. de
Par. II. p. 44. tb. 5. f. 4+—6. — Br. Leth. p. 997. tb. 40. f. 13. —
Philippi, Beiträge zur Kenntnils der Tertiärversteinerungen des nord-
westlichen Deutschlands. Cassel, 1844. p. 51.
Schaale länglich-eiförmig, nach dem kleinen, etwas vertieften
Gewinde zu schmäler, quergestreift. Die Mündung erweitert sich nach
unten beträchtlich.
Fast in allen Tertiärbildungen und noch lebend im Mittelmeere
und europäischen Ocean.
B. cylindroides Desh. Cog. de Par. II. p. 40. tb. 5. f. 22—24.
Schaale fast cylindrisch, an der Basis dünn gestreif. Mündung
linear, unten etwas erweitert. Das verborgene Gewinde bildet einen
kleinen Nabel. |
Ziemlich häufig im Pariser Grobkalke.
B. cylindrica Brug., Desh. Cog. de Par. II. 2.2 af.
10—12. — Br. Leth. p. 998. tb. 40. f. 14.
Sie wird nach unten zu breiter als die vorige, ist mehr, Oval
als ceylindrisch, und (nach Deshayes überall, nach Bronn nur unten)
quergestreift.
Im Grobkalke von Paris, Sternberg in Mecklenburg, im kalkfüh-
renden Sande in Brabant und in der Ukraine, im Londonthone Englands.
B. (Bullina) Lajonkairiana Bast., Br. Leth. p. 999. tb. 44.
f. 15. — Alicula Volhynica Eichw. — Phil. Tert. p. 18. 51. |
Diese kleine, olivenförmige, glatte Art, an welcher das Gewinde
als kleine Spitze die Mündung überragt, bezeichnet das Tegelgebilde,
obschon sie, nach Bronn, auch früher und später fossil und lebend
vorkömmt.
Im Grobkalke: Mecklenburgs;’ im Tegel zu Bordeaux, in Touraine,
bei Kassel (Wilhelmshöhe), Freden, Wien (Gainfahrn), in Siebenbürgen,
Volbynien, ‘Podolien; in:der Subapenninenformation Italiens (Nizza,
Siena), Moreas; und lebend im Mittelmeere.
D. Pulmobranchiata. Pulmonata. Lungenschnecken.
Die Lungenschnecken athmen nur freie Luft und haben, statt
der Kiemen der anderen Schnecken, an der rechien Seite des
Mantelrandes eine Oeffnung, den Zugang zu einer’Höhle, deren
Wände einen faltigen Sack (Lunge) bilden. Der Fuls: ist mittel-
mäfsig grols. Schaale fehlt oder ist ohne Deckel.
Sie leben in sülsen Gewässern oder auf: dem ‚Lande, und
nähren sich nur von Vegetabilien. In meerischen Bildungen wird
SCHNECKEN. 319
man die Lungenschnecken vergeblich suchen; im Gegentheil wird
aber ihr Vorkommen Moräste und Sümpfe, Flüsse und Bäche der
Vorwelt am besten bezeichnen können.
Allen älteren Formationen scheinen diese Thiere gefehlt zu
haben, mit Sicherheit kennt man sie nur aus tertiären Schichten,
in. welchen sie: jedoch viel sparsamer als in der jetzigen Schöpf-
ung waren.
3. Fam. ZLimacidae.
Diese Familie, welche die Gattungen Vaginulus, Limax, Arion,
Parmacellus, Cryptellus und Testacellus umfalst, begreift Thiere
nur mit einer inneren, oft gänzlich fehlenden Schaale und scheint
früher gemangelt zu haben.
2. Kam. Colimacidae.
Körper in einer spiral gewundenen Schaale, mit vier Füh-
lern, von denen die beiden oberen Augen tragen. Sie leben auf
dem Lande. Mehrere ihrer Gattungen, welche Vitrina, Succinea,
Helix, Achatina, Bulimus, Pupa und Clausilia sind, kommen hier
und da, wie im Süfswasserkalke von Polen “) u. a. O., fossil vor.
1. G. Helix L. Schnirkelschnecke. Helice. (&£,
alles Gewundene,)
Schaale kugelig, niedergedrückt kugelig, fast scheibenförmig
"bis kegelförmig, mit etwas vorstehendem Gewinde. Mündung ganz-
randig, mit getrennten Rändern, durch das Anlegen an den vor-
letzten Umgang etwas eingedrückt. Nabel spiralförmig und_ tief.
Die gewöhnliche Weinbergsschnecke, H. pomatia L., und die
Gartenschnecken geben den Typus für diese Gattung ab, von wel-
cher man gegen 300 lebende und. viele fossile Arten kennt.
H. Moroguwesi Brongn. — Taf. XVI. Fig. 5. a. b. — Desh.
Cog.. de Par:ı p. 55: 1b. 6. f. 1.2. 4.
Schaale fast kugelig, glatt, aus sechs gewundenen Umgängen
bestehend. Bei grofser Aehnlichkeit mit H. nemoralis L. wird sie
ohngefähr 3° breit und um # etwa niedriger. E
Mit Lymneen zusammen , kommt sie in einem Sumpfkalke von
Paris, der zu den oberen Schichten des Pariser Beckens gehört, und
im tertiären Sandsteine von Falkenau in Böhmen vor.
*) Pusch, Polens Palaeontologie. Stuttgart, 1837. p. 185.
320 WEICHTHIERE.
3. Fam. Auriculidae d’Orb.
Der Körper ist in einer spiral gewundenen Schaale einge-
schlossen, deren Spindel gefaltet ist. Am Kopfe stehen zwei Füh-
ler und an der Basis derselben die Augen. Sie leben bald im
Wasser, bald auf dem Lande.
Ihre Gattungen, Carichium, Scarabaeus und Auricula, schei-
nen nicht .fossil zu sein.
4. Fam. Lymneidae d’Orb.
Körper in einer Schaale, mit zwei zusammenziehbaren Füh-
lern. Sie leben nur im Wasser.
Unter den hierzu gehörigen Gattungen: Lymneus, Chilina,
Physa, Planorbis und Ancylus, ist die am gewöhnlichsten fossil
vorkommende: '
1. G. Limneus (Lymneus, Lymnaeus, Lymnea, Limnaea,
Limnea) Lam. (Aluvn, Sumpf.)
Schaale dünn, länglich, mit stark hervortretendem Gewinde,
einer ganzrandigen, länglichen Mündung, scharfer Aufsenlippe, die
sich unten als schiefe Falte unter die Spindel herabzieht, um sich
an dieser spiralförmig emporzuwinden.
Als Typus für diese Gattung gilt der in Sümpfen so gemeine
L. stagnalis Müll. Eine diesem sehr ähnliche Art kommt, mit Hekz
Moroguesi zusammen, bei Falkenau in Böhmen vor.
2. G. Physa Draparnaud. Bulin Adanson. (gvocw, aufblähen.)
Walzen- oder eiförmig aufgerollt, mit sehr vorstehendem
Gewinde und einer länglichen, oben eckigen Mündung. Die dünne,
scharfe Aufsenlippe biegt sich nach innen unter die gewundene
Spindel.
Ph. columnaris Desh. (Cog. de Par. II. p. 90. ib. 10. f. 11
u. 12.) ist eine sehr verlängerte, fast walzige Art, welche gegen 2%
lang wird.
Tertiär bei Paris.
3. G. Planorbis Müller. Tellerschnecke. (planus, platt;
orbis, Kreis.)
Schaale scheibenförmig aufgerollt, so dafs alle Umgänge von
unten und oben noch sichtbar sind... Mündung länglich und durch
das Hereintreten der vorletzten Windung etwas mondförmig.
Mehrere Arten beschreibt Pusch aus dem Süfswasserkalke von
Polen.
SCHNECKEN. 321
E. FPectinibranchiata. Kammkiemer. 5
Die Kiemen liegen im Nacken des Thieres in einer beson-
deren Höhle, und haben, wie die Fischkiemen, ein kammförmiges
Ansehen. Kopf deutlich und mit zwei Augen versehen. Fast
“immer wird das Thier von einer spiral gewundenen Schaale be-
_ deckt, deren Mündung mit einem hornigen oder kalkigen Deckel
zu verschliefsen ist. ü
Diels ist die umfassendste Abtheilung der Gasteropoden, aus
welcher alle neptunischen Formationen Gattungen umschliefsen. In
der Vertheilung jener Gattungen, Arten und Individuen in den
verschiedenen Schichten der Erdrinde spricht sich abermals das
Sireben der Natur, eine immer gröfsere Vollkommenkeit zu er-
reichen, auf das deutlichste aus. ®
In kleiner Zahl zeigen. sich die Arten und Individuen zuerst
in silurischer Grauwacke; viel zahlreicher, jedoch noch wenig von
einander verschieden, verbreiten sie sich in dem Kohlengebirge.
Noch immer von einförmigem Charakter, hat die Zahl der Indivi-
duen im. Muschelkalke schon so zugenommen, dafs einige Natica-
Arten hier ganze Schichten erfüllen und grofsentheils gebildet zu
haben scheinen; im Oolithengebirge gesellen sich mannichfaltigere
neue Gattungen den früheren bei, oder die früheren werden durch
entwickeltere Formen ersetzt; im Kreidegebirge vermehren ‘sich
die Arten und Individuen bedeutend, und in tertiären Gebilden
findet man fast alle, in der Jetziwelt noch lebenden Gattungen
durch eine, wenn auch bisweilen nur geringere, Anzahl von Ar-
ten vertreten. | :
3. EKam. Uyelostomidae d’Orb.
Das Thier trägt ‘zwei spitz kegelförmige, zusammenziehbare
Fühler, an deren Basis die Augen sind. Kopf rüsselförmig. Schaale
spiral gewunden. Es sind Landbewohner, welche unseren Erdball
zuerst in der Tertiärzeit betraten.
Odontostoma d’Orb. ist noch nicht fossil beobachtet worden.
1. G: Helicina Lam. (24:5, das Gewundene.)
Schaale niedergedrückt, nicht glänzend glatt (wie bei Odon-
topleura). "Mündung halbmondförmig, öfters mit einem zurückge-
schlagenen Rande (Mundsaume). Spindel schwielig, aber ohne‘
Falten.
Dieser‘ Gattung wurden bisher einige Arten zugeschrieben, wel-
che anderen Gattungen zuertheilt werden müssen. So bildet H. com-
Geinitz, Versteinerungskunde, 1
322 WEICHTIWIERE.
pressa Sow. (M. C. tb. 10. f. 1—3.), aus dem Lias von Leicestershire,
nach Agassiz ein neues Genus: Plychomphalus Ag.
2. G. Oyclostoma Lam. (xUx%)og, Kreis; oröua, Mund.)
Schaale verlängert oder niedergedrückt, nicht glänzend glatt.
Mündung kreisrund, mit vereinigten, gewöhnlich zurückgeschlage-
nen Rändern. Spindel glatt. Deckel spiral.
Hier und da vielleicht in teriiären Schichten und im Diluvium.
(Vergl. Pusch, Pol. Pal. p. 95.)
+ 3. G. Strophostoma Desh. Ferussina Grateloup.
Ferussacia Leufroy. (orgöpog, ein gedrehetes
Band; oröu«, Mund.)
Schaale kugelig-eiförmig; -Mündung rund, ganzrandig, schief,
einfach und nach oben gerichtet. Nabel mehr oder weniger weit,
nach Leufroy bisweilen ganz fehlend.
Die Arten scheinen alle den mittleren und oberen Tertiär-
schichten zuzukommen.
Bronn beschreibt von ihnen vier (Leih. p. 1015), unter
welchen Y
St. tricarinatum Braun (L. Br. J. 1838. p. 291. tb. 2. A.)
in der Nähe von Hochheim im Mainzer Becken mit Arten von FRE
stoma und Heliz zusammen gefunden wurde.
Die Windungen sind rundlich und durch drei Kiele (an der obe-
ren und an der unteren Naht und an dem Rande des weiten Nabels)
etwas dreiseitig.
2. Fam. Ampullaridae dOrb.
Thiere mit kammförmigen Kiemen und aufserdem einem Lun-
gensack, so dafs sie einen Theil des Jahres auch aufser dem
Wasser leben können, während sie eigentlich Flulsbewohner- sind.
Schaale spiral, mit ovaler, sganzrandiger Mündung; von Naftica,
mit deren Schaalen man sie häufig verwechselt hat, durch eine
nicht schwielige Spindel und durch eine dünne, mit einer dicken
Oberhaut bedeckten Schaale unterschieden.
Die Mitglieder dieser Familie, Ampullaria Lam., mit läng-
licher, aufgequollener Schaale, Ceratodes Guilding, mit nieder-
gedrückter Schaale, und Ampulloides d’Orbigny, mit bauchiger
Schaale, leben noch in sülsen,Gewässern der wärmeren Zone und
sind in keinem Falle älter als tertiär.
a4
u
SCHNECKEN. 323
3. Fam. Paludinidae d’Orb.
Die Thiere dieser Familie haben zwei conisch- pfriemenförmige
Fühler, vor welchen die Augen stehen, einen rüsselförmigen Mund
ohne oder mit zurückziehbarem Rüssel, einen ganzen oder an den
Seiten ausgeschnittenen Mantel. Ihre Schaale ist mehr oder weni-
ger verlängert, spiral, von verschiedener Form, und hat eine
sanzrandige Mündung.
Truncatella Risso ist nicht fossil gekannt.
1. G. Paludina Lam. Sumpfschnecke. Vevipara Montf.
(palus, Sumpf.)
Schaale oval bis kegelförmig, mit ovaler Mündung, deren
Ränder sich oben in einem Winkel vereinigen. Deckel hornig.
Die lebenden bewohnen die süfsen Gewässer; mehrere fossile
Arten umschliefsen oft in grofser Anzahl die Wealdenformation Eng-
lands *) und einige tertiäre Sülswassergesteine.
P. pygmaea Fer. — Taf. XV. Fig. 23. Nach Desh. Cog. de
Par. p. 130. tb. 15. f. 9. 10. — Pusch, Pol. Pal. p. 9.
Schaale spitz kegelförmig, glatt, mit sechs gewölbten Umgängen.
Sie ist eine der längeren Formen und kommt, nach Deshayes, in mit-
tel-tertiären Schichten von Montmorency und Palaiseau, und, nach Pusch
mit P. inflata Fer. zusammen, im Bassin von Mainz, besonders bei
Laubenheim und Mombach, zu Millionen zusammengehäuft vor. Diese
beiden Arten sind nach diesem Gelehrten fast eben so häufig im so-
senannten Grobkalke von Horostkow in Ostgalizien, in den Muschel-
sanden Volhyniens und Podoliens, und im oberen Cerithiensandsteine
der Gegend von Szydlow in Polen.
Da sie indefs an den letzteren Orten mit Cerithien und anderen
Meeresgeschöpfen ihren Aufenthalt theilten, so möchten sie wohl eher
der folgenden Gattung einverleibt werden.
2. G. Paludestrina d’Orb. Hydrobia? Hartm. Bithynia? Gray.
(paludester, sumpfig.)
Die Schaale entspricht ganz jener der Paludinen, das Thier
bewohnt aber die Meeresküsten und die Mündungen grofser Flüsse.
3. @. Melania Lam. (u&las, schwarz.) |
Schaale thurmförmig, mit einer dicken Oberhaut bedeckt.
Mündung oval; Aufsenlippe buchtig, etwas nach vorn gewendet.
Deckel hornig.
*) Sowerby, M. C.; Fitton, observat. of the strata etec.; Mantell, Geol.
of Sussex etc.
91 *
324 WEICHTIIERE.
Die lebenden Melanien halten sich nur in sülsen Gewässern
wärmerer Gegenden auf; die fossilen sind daher auch nur in Süls-
wassergebilden zu suchen, und zur Zeit nur aus tertiären Schich-
ten bekannt.
Alle Schaalen aus marinen Formationen, die ihrer äufseren
Aehnlichkeit halber bisher der Gattung Melania zugezählt wur-
den, sind den Gattungen Eulima, Pyrgiscus und Rissoina zuzuer-
kennen.
Die Untersuchung der Steinkerne sogenannter Melanien aus älte-
ren Formationen, welche mit den wahren Melanien insbesondere nur
darin übereinstimmen, dafs ihre Mündung ganzrandig und die Spindel
glatt ist, führle auch Agassiz zu der Annahme, dafs jene keine wah-
ren Melanien seien, da bei ihnen die Art ihrer Aufrollung eine ganz
andere sei *).
4. G. Melanopsis Lam. Melanopside. (Melania ;
ovıs, Ansehen.)
Schaale fast spindelförmig oder cylindrisch-kegelförmig, mit
ganzrandiger, ovaler, oben zugespitzter, unten etwas ausgerande-
ter Mündung. Die rechte Lippe legt sich oben an den letzten
Umgang an, die innere Lippe ist schwielig und die Spindel ge-
krümmt und unten abgestutazt.
Sülswassergattung der gemälsigten Zone, und tertiär.
M. Martiniana Ferussac. — Taf. XVI. Fig. 1. a. b.
Schaale eiförmig, nach unten und oben verengt, mit ganz nied-
rig kegelförmigem Gewinde. An dem oberen Ende der sich weit
heraufziehenden rechten Lippe beginnt ein starker, stumpfer Kiel, wel-
cher parallel der Naht auf dem letzten Umgange bis an die Mündung
läuft und da, wo er mündet, die Lippe ein wenig zurückbiegt. Aufser
unregelmäfsigen Zuwachsstreifen ist die Oberfläche glatt. Das Gewinde
tritt bald mehr bald weniger als bei dem abgebildeten Exemplare
hervor. Sie steht der M. carinata Sow. am nächsten.
Im Tegelsande von Bisens im südlichen Mähren durch Glocker,
am Lager Wäldehen und bei Gumboldskirchen bei Wien durch v. Hol-
ger entdeckt.
5. G. Turritella Lam. Thurmschnecke. (turris, Thurm.)
Schaale lang kegelförmig bis thurmförmig, mit einer runden
oder vierseitigen ganzrandigen Mündung, deren Ränder hinten ge-
trennt sind. In der Aufsenlippe zeigt sich öfters eine Bucht. Ein -
*) Sowerby’s Mineral- Conchologie. Solothurn, 1842. p. 67.
SCHNECKEN. 325
aus sehr zahlreichen Umgängen gebildeter horniger Deckel, so
wie ein mehr ausgebreiteter Mantel und die kürzere, rundlichere
Mündung unterscheiden die Turritellen von den Melanien.
Turritellen werden schon aus dem Grauwackengebirge und
dem Kohlenkalke *) angeführt, doch rechnet de Koninck diesel-
ben meistens den Gattungen Murchisonia und Pyrgiscus (Chem-
nitzia) zu.
2T. acus (sarcata) v. Buch, Gon. ü. Clym. p. 18. f. 16. —
Arch. u. Vern. a. a. ©. p. 190. — Taf. XIV. Fig. 8.
Pfriemenförmig, kaum 10° lang, mit zehn Windungen, die in
der Mitte einen kielartigen stärkeren, und zu beiden Seiten einen
schwächeren Querstreifen haben. Sie ist vielleicht eine Murchisonie.
In einem dem Kohlenkalke entsprechenden Schiefer bei Hausdorf
in der schlesischen Grafschaft Glatz. —
Im oberen Zechsteine von Altenburg finden sich kleine Stein-
kerne, die zwar das Ansehen von Turritellen haben, allein keine nähere
Bestimmung zulassen. Das Leiztere gilt auch für die folgende Art.
® T. obliterata Goldf. P. II. p. 106. tb. 196. f. 14. — Al
berti, Monographie d. bunten Sandsteins u. s. w. p. 237. 3 (Ro-
stellaria) scalata. Goldf., Aut., Gaea v. Sachsen, p. 103.
Lang kegelförmig, mit ebenen, fast vierkantigen, glatten Um-
gängen, welche sich in ihrer ganzen Breite an einander schliefsen.
Kommt in den Stylolithenschichten oder Mehlbatzen des Rüders-
dorfer und Thüringer Muschelkalkes vor. —
Aus dem Lias von Baiern (bei Pretzfeld und Altdorf) lehrte Gold-
fuls sechs Arten von Turritellen kennen.
Nach d’Orbigny *”) aber fehlten die Turritellen selbst noch
im Juragebirge, und begannen ihre Existenz zuerst in den Meeren,
aus welchen das Kreidegebirge sich abschied.
In tertiären Meeren scheinen -sie sogar noch häufiger als in
den gegenwärtigen gewesen zu sein.
T. granulata Sow. M. C. tb. 565. f. 1. 2. — Gein. Char. p.
44. — d’Orb. Pal. f. Terr. cr. IJ. p. 46. tb. 153. fe 5—T7. — Reufs,
‚böhm. Kr. p. 51. — Taf. XIV. Fig. 9. 10.
Thurmförmig, aus 12—15 schwach gewölbten, durch Quer- und
Längsstreifen körnigen Windungen gebildet. Auf diesen treien ge-
wöhnlich fünf gekörnte Querstreifen am stärksten hervor, von welchen
*) Von Goldfufs, Petr. IIl.; Münster, Beitr. 3. p. 88; Archiac u. Ver-
neuil in Murchison’s paläoz. Geb. u. A.
**) Pal. fr. Terrier: IE 933:
326 WEICHTHIERE.
der oberste hart an der Naht liegt und ein förmliches Band bildet.
Zwischen sie schieben sich hier und da dünnere Streifen ein, so dafs
auf dem letzten Umgange noch einige deutliche Quersireifen zu den
fünfen -hinzutreten. Der nicht gekörnte Raum läfst aufserdem noch
sehr zarte, dichtstehende Querlinien erkennen.
Im unteren Quader von Tyssa! u. a. a. O. von Böhmen, bei
Kieslingswalda im Glatzischen, bei Blackdown in England und in den
Umgebungen von Uchaux (Vaucluse).
An Steinkernen verschwindet bisweilen das Korn, und Fig. 10.
ist nichts anderes als T. granulata. ’
T. quinquwecincta Goldf. (II. p. 106. tb. 196. f. 17.) und
T. Nöggerathiana Gold. (II. p. 107. ib. 197. £. 1.), aus
dem Grünsande von Aachen und Haldem, sind wohl kaum von T. gra-
nulata zu trennen.
T. multistriata Reuls, westl. Böhm. 1843 (statt 1844) p. 207.;
böhm. Kreideverst. p. 51. tb. 10. £ 17; tb. 11. f. 16.
Das Gewinde besteht aus 10—12 durch eine tiefe Naht getrenn-
ten Umgängen, und ist relativ kürzer als das der vorigen, von wel-
cher sich diese Art ferner durch gewölbtere Umgänge und vier bis
sechs schmale, stets glatte Querstreifen unterscheidet, zwischen denen
fünf bis acht feine Querlinien und aufser diesen sogar noch feinere
liegen.
T. multistriata Reufs und T. quadricineta Goldf. (II. p.
106. tb. 196. f. 16.) sind Individuen mit vier Querstreifen, 7. Ha-
genoviana Münst. (Goldf. IN. p. 108. tb. 197. f. 5.) mit fünf, und
T. sexzcincta Goldf. (II. p. 107. tb. 197. £. 2.) mit sechs Quer-
streifen. Der leizieren entspricht auch T. deffecelis d’Orb. (Pal. fr.
Terr. cr. II. p. 39. ib. 151. f. 19. 20.) aus einem die chloritische
Kreide vertreienden roihen Sande von Uchaux in Frankreich.
Sie gehören sämmllich dem oberen Grünsande und dessen Ae-
quivalenten an, und kommen bei Aachen, Haldem, Quedlinburg, Kies-
lingswalda, und im Plänermergel Sachsens und Böhmens nicht selten,
jedoch auch in dem Plänerkalke vor. r
T. imbricataria Lam. — Taf. XIV. f. 6. Nach Desh. Cog.
de: Par»: pP: 271.46: 35. fı Kr Both Ef Br. 10;
tb. 38. f. 1. 2. — Br. Leth. p. 1045. tb. 41. f. 1. Hierzu nach Bronn :
T. edita, elongata und conoidea Sow. M. C. tb. 51.
Verlängert ihurmförmig, fast pfriemenförmig, mit flachen, am
unteren Rande stumpf gekielten Windungen, welche durch eine tiefe
Naht getrennt und ungleich quergeslreift sind. Zuwachslinien lassen
diese Streifen fein gekörnelt erscheinen.
SCHNECKEN. 327
Sie ist nach Brongniart für die mitileren Schiehten des Pariser
Grobkalkes bezeichnend, gehört auch in England dem Londonthone,
und in anderen Ländern vorzugsweise der Grobkalkgruppe an; bei
Turin und in Polen kommt sie in mitteltertiären Schichten vor.
T. Archimedis Brongn. Calc. trapp. p. 55. ib. 2. f. 8 — Br.
Leth. p. 1047. tb. 42. f. 36. — Taf. XIV. Fig. T. (nach Brongniart).
Verlängert thurmförmig , ausgezeichnet durch zwei starke, doch
stumpfe Querkiele, die in der Mitte und in der Nähe des unteren
Randes jeder Windung liegen. Zwischen denselben liegen ohngefähr
fünf feine, unter sich gleiche Querlinien, und auch die übrige Ober-
fläche ist quer liniirt.
Nach Bronn im trappischen Grobkalke von Val Ronca im Vicen-
tinischen, und hauptsächlich bezeichnend für das Tegelgebilde von Bor-
“ deaux, Wien (Gainfahrn),, Siebenbürgen (Bujtur, Korod), Galizien (Tar-
nopol), Volhynien (Shukowce) und Polen (Korytnice).
T. vindobonensis Partsch, aus dem Tegel von Gainfahrn bei
Wien, steht der vorhergehenden durch das Vorhandensein von zwei
starken Kielen sehr nahe, unterscheidet sich aber schon dadurch von
ihr, dafs von den feinen Linien zwischen denselben die mittelste
stärker ist als die übrigen, und dafs oberhalb des oberen Kieles
eine der Linien noch als schwächerer dritter Kiel hervortritt.
6. G. Scalaria Lam. Wendeltreppe. Scalaire.
(scala, Treppe.)
Schaale mehr oder weniger verlängert, ohne Oberhaut, mit
erhabenen Längsrippen, welche die verschiedenen Mundwülste be-
zeichnen. Die gewölbten Umgänge berühren sich öfters kaum.
Mündung rund oder oval, mit zusammenhängenden Rändern. Stein-
kern steis glatt. Der hornige Deckel besteht aus nur wenigen
Umgängen.
Die Fauna der Scalarien beginnt in den ältesten Schichten
des Kreidegebirges und gehört gegenwärtig den warmen gemäfsig-
ten Meeren an.
Sieben Arten, welche d’Orbigny aus Frankreich beschrieb, sind
auf das Neocomien und den Galt vertheilt. Sechs Arten bestimmte
Philippi aus den terliären Gebilden von Cassel, Freden und Luithorst.
S. decussata Lam. — Taf. XV. Fig. 9. a. b. Nach Desh.
Coqg. de Par. II. ib. 23. f. 1. 2. — Philippi, Tertiärv. p. 2.
„‚Sschaale klein, beinahe pfriemenförmig, quergestreift, mit ge-
ränglen dünnen Längslamellen; die Basis mit einer ebenen, sehr fein
328 WEICHTHIERE.
gestreiften Scheibe gekrönt; Oeffnung rund, mit scharfen Rändern.‘
“ (Philippi.) 3 |
7. G. Rissoa Freminville. Melania Aut. z. Th. (Risso, nom. pr.)
Schaale dick, ohne Oberhaut, mehr oder weniger verlängert,
mit spitzem Gewinde, einer halbmondförmigen Mündung, einer ge-
raden oder ausgebogenen Aulsenlippe, "welche sich immer wulst-
förmig verdickt. Hierdurch unterscheiden sie sich von den ihnen
nahe verwandten Paludinen und Littorinen. Deckel hornig.
Sie sind nicht früher als in dem Kreidegebirge mit Sicherheit
nachgewiesen worden; die lebenden Arten lieben felsige Meeres-
küsien.
a. Rissoa Frem. d’Orb.
Mündung oval oder rundlich, mit dickem und geradem Rande.
Aufser R. Dupiniana d’Orb. (Pal. fr. Terr. cr. U. p. 60. ib.
155. f. 8—10.), aus dem oberen Galt Frankreichs (Ervy), wurden
durch Philippi einige tertiäre Arten von Freden und Luithorst bekannt.
b. Rissoina d’Orb.
Mündung halbmondförmig, schmal, ausgebogen, mit einer
dicken, in der Mitte stark vorgezogenen Aulfsenlippe, so dafs unten
und oben eine leichte Bucht entsteht.
R. incerta ‘d’Orb. Pal. fr. Terr.. cr. II. p. 62. tb. 155. f. 11—13.
Im Grünsande von Ervy (Aube). |
R. cochlearella Bast. — Melania c. Lam., Desh. Cog. de Par.
‚II. p. 117. tb. 14. f. 13—17. — Br. Leth. p. 1023. tb. 40. f. 20. —
R. multiplicata Pusch, Pol. Pal. p. 96. tb. 9. f. & {
Thurm - kegelförmig, mit etwa acht. flach gewölbten Umgängen,
welche mit zahlreichen (16— 40) schwachen Längsfalten bedeckt sind.
Im Pariser Grobkalke mit seh‘ feinen (über 32) Falten; im Tegel °
zu Bordeaux mit etwa 34 Falten; in Touraine mit etwa nur 18 Fal-
ten; fein gefaltet bei Angers u.a. O., um Wien, zu Gainfahrn (mit
20—30 Falten), in Galizien, Siebenbürgen (mit etwa 20 Falten), in
Volhynien (mit 283—40 Falten), und in Polen; in der Subapenninen-
formation Italiens und Siciliens; und mit feinen Falten, nach Deshayes,
im indischen Oceane? (Bronn.) |
4. Fam. Pyramidellidae dOrb. Plicacea Lam.
Den Thieren aus dieser Familie fehlt die rüsselförmige Schnauze
der Paludiniden. Sie haben zwei Fühler, welche nach d’Orbigny
bei Pyramidella hörnerartig und an der Seite geöffnet, und nach
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SCHNECKEN. 329
Philippi *) bei Eulima (Melania) distoria Desh. pfriemenförmig sind,
und an deren Grunde die Augen sitzen. Der Deckel ist hornig.
Der gewundenen Schaale fehlt die Oberhaut, wodurch sie sich
von den Melanien leicht unterscheiden. Mündung ganzrandig, nach
aufsen nicht verdickt, ohne oder mit Zähnen an der Spindel, wel-
che letztere stets mit der Innenlippe bedeckt ist und sich oft
weit herabzieht.
In die Gattungen dieser Familie verweist d’Orbigny die aus
dem Oolithen- und Kreidegebirge bisher für Melanien angesproche-
nen Schaalen.
1. G. Eulima Risso. Melania Aut. z. Th.
Nach Philippi (a. a. 0.) wurde von Risso das Genus Eu-
lima für sehr ausgezeichnete, kleine, thurmförmige oder pfriemen-
förmige Gehäuse gebildet, welche immer höchst glänzend, mit ganz
flachen, sehr schrägen Windungen, und einer einfachen, ovalen
oben spitz zulaufenden Mündung versehen sind. Die Spindel ist
von der Innenlippe bedeckt und ein Nabel fehlt gänzlich.
Pyrgiscus Philippi; Parthkenia Lowe; Chemnitzia d’Orb. de
Kon.; Loxonema Phill. (zvoyiszos, Thärmchen.)
Seitdem Lowe nähere Kenntinils über das Thier des Pyrgis-
cus verbreitet hat, möchte Philippi diese Gattung nicht mehr von
Eulima trennen.
Sie unterscheidet sich, nach Philippi, von Eulima durch Längs-
rippen auf den Windungen, und eine senkrechte, gerade Spindel,
welche eine Verlängerung der Achse des Gehäuses ist, und mit
der vorletzten Windung einen bestimmten Winkel macht; aufser-
dem allenfalls, nach d’Orbigny, durch ein weniger spitzes Gewinde
und durch mehr von einander getrennte Umgänge. Die Trennung
dieser Gattung von Eulima ist ziemlich künstlich, und es wird Pyr-
giscus eigentlich nur die längsgerippten Eulimen, die als Melanien,
Turritellen, Loxonemen u. s. w. beschrieben worden sind, begrei-
fen. Und seitdem nun de Koninck auch noch glatte oder nur
schwach gestreifte Arten, welche sich von seinen Eulimen nur
durch gewölbtere Umgänge unterscheiden, und die bauchigeren und
meist glattscheibigen Phasianellen von Goldfufs zu Chemnitzia rech-
net, dürfte es wohl am geraihensten sein, der Ansicht Philippi’s
zu folgen und Pyrgiscus oder Chemnitzia mit Eulima wieder ganz
*) Wiegmann’s Archiv für Naturg. 1841. IT. p. 48.
330 WEICHTHIERE.
zu vereinigen, wonach diese Gattung folgende Hauptcharaktere ha-
ben würde.
Eulima.
Schaale pfriemenförmig, thurmförmig bis oval-kegelförmig,
mit einer einfachen, oben spitz zulaufenden Mündung, deren Au-
[senlippe scharf ist, und deren Innenlippe die gekrümmte oder ge-
rade‘ Spindel ganz bedeckt, so dafs kein Nabel mehr sichtbar ist.
Die lebenden Eulimen bewohnen die Küsten fast aller Oceane,
und den fossilen begegnet man in den meisten marinen Formationen.
a. Eulima Risso. Gewinde pfriemenförmig; Umgänge ganz
flach, glatt und glänzend. ;
E. subulataRisso. — Taf. XV. Fig. 27. Nach Br. Leth. p. 1021.
ib. 42.-f. 46. (Melania Cambessedesii Payr.) — Pusch, Pol. Pal. p. 96.
Schaale gerade, sehr schlank, pfriemenförmig, lang zugespitzt,
mit flachen Umgängen, in deren Ebene die Nähte liegen, und läng-
licher lanzettförmiger Mündung.
Nach Bronn in Tegelgebilden um Bordeaux, Dax, Touraine, um
Wien, im sandigen Grobkalke von Korytnice in Polen, in Podolien;
in der Subapenninenformation Italiens (Nizza, Piacenza) und Siciliens;
in quartären Muschellagern auf Ischia und lebend im mittelländischen
und adriatischen Meere.
E. amphora d’Orb. Pal. fr. T. er. I. p. 66. tb. 156. f. 1.
Ei-kegelförmig, oben in eine pfriemenenförmige Spitze auslaufend,
mit etwa 10 glatten und fast ebenen Mündungen, und einer äulserlich
verdickten Spindel, an welche sich der dicke innere Mundrand befe-
stigt hat. Gegen 3° lang.
In einem der mittleren chloritischen Kreide entsprechenden ro-
then Sande von Uchaux (Vaucluse), und im Grünsande im Glatzischen.
b. Chemnitzia de Kon. Gewinde thurmförmig oder oval-
kegelförmig (Phasianella Lam. bei Goldfuls); Umgänge flach oder
stark gewölbt, glatt, längsgestreift oder gerippt (Pyrgiscus Phil.,
Chemniltzia d’Orb.).
BR. (Phas.) ovata Goldk.’"P. IM. p. Eis W.’ı9e 1770 =
Taf. XIV. Fig. 14.
Oval-kegelförmig, glatt, mit stark gewölbten Umgängen, von
welchen der letzte doppelt länger ist als das übrige Gewinde.
In devonischer Grauwacke der Eifel, und im Kohlengebirge bei
Waldenburg in Schlesien.
E. (Phas.) ventricosa Goldf. II. p. 113. tb. 198. f. 14. —
Chemn. ventr. de Kon. a. a. OÖ. p. 468. tb. 41. f. 9.
SCHNECKEN. 831
Sie unterscheidet sich von der vorigen durch ein relativ län-
geres Gewinde. }
Mit jener zusammen, und im Kohlenkalke von Tournay und Vise.
Hier, wenn nicht bei Rissoina, mag auch die folgende Art
vielleicht den geeigneisten Platz finden.
E. (Mel.) Schlotheimii Quenst. — Taf. XV. Fig. 24. — Turbimitis
dubius Schloth. Nachtr. tb. 32. f. 7. — Rostellaria? obsoleta Goldf.,
Alberti, Monogr. p. 53. — Turritella obsoleta Goldf., Ziet. V. Würt.
tb. 36. £ 1. — Melania dubia Br. Leth. p. 175. 1286. tb. 11. f. 1.
— Buccinites communis Pusch P. P. p. 175. — Melania Schlotheimii
Quenst. Flötzg. Würt. p. 31.
Kurz -thurmförmige, aus 6— 8 hochgewölbten glatten Windungen
bestehende Steinkerne, welche auf eine"längliche, sich oben verengende
Mündung und eine schwach verdickte, etwas ausgebogene Aufsenlippe
schlielsen lassen.
Ueberall im unteren Muschelkalke von Thüringen (vergl. Gaea
von Sachsen), Bayreuth, Heidelberg, Rottweil am Schwarzwalde, und
bei Boguchwolowice und Woikowice-Koscielne in Polen.
E. (Mel.) Heddingtonensis Sow. M. C. tb. 39. f. 2. 3. —
Br. .Leth. 'p. 392. tb. 21. f 9. — Goldf. P. IL p. I12. ib, 198.”f.
il. — Taf. XV. Fig. 25 und % (Steinkern).
Die dicke Schaale ist thurmförmig (bis 5” lang), und macht
ohngefähr 10 Umgänge, die sich von einer Kante im oberen Drit-
theile der Mündung nach der Naht hin schief abdachen, unterhalb
dieser Kante, in der Mitte der Umgänge, aber vertieft sind. Die
sanze Oberfläche ist mit dichten Zuwachsstreifen bedeckt. Dieser
Streifung nach ist die Aufsenlippe der Mündung oberhalb der Mitte
etwas eingebogen. Die Mündungen der Steinkerne liegen von einan-
der weit entfernt. |
| Häufig im mittleren und oberen Jura von England (Heddington),
Frankreich (Normandie und Moutiers), Baiern (Kelheim), Hannover
(Lindner Berg und Hildesheim) u. a. 0.
Aechte Pyrgisci oder längsgerippte Eulimen sind:
Melania Kaupii Goldf. (II. p. 110. ib. 197. £. 15, aus de-
vonischer Grauwacke von Nassau; |
Mel. Ottonis Goldf. (III. p. 110. tb. 198. f. 1.), aus einem
zum Kohlengebirge gehörigen Schiefer bei Waldenburg in Schlesien;
Mel. armillata, M. tricinata u. M. ornata Mün. Goldf. (II.
p. 110. 111. tb. 198. f.2.3. 4.), angeblich in Grauwacke von Regnitz-
losau im Bayreulhischen;
B32 - WEICHTIIERE.
Mel. constricta Martin und Mel. Lefeburei Leveill& (Goldf.
IE. p. 111. 112. tb. 198. £. 6. 8.), aus dem Kohlenkalke von Ratin-
gen, Tournay u. Vise, die meisten der von de Koninck (deser. . des
an. foss. p. 461 etc. ib. 41.) als Chemnitzien beschriebenen Arten aus
dem Kohlenkalke von Belgien (Vise, Tournay), Bolland, Kildare in
Irland;
Mel. Blainvillei Mün. (Goldf. II. p. 112. tb. 198. f. 9), aus
dem Liaskalke von Banz;
und die von Philippi (Tertiärverst. p. 35.) aus tertiären Schich-
ten beschriebenen Arten.
2. @. Niso Risso. Bonellia*) Desh.
Die Schaale ist von der einer Eulima nur durch das Vor-
handensein eines Nabels verschieden. Als Typus **) gilt für Neso:
N. terebellata Bronn (Leih. p. 1025. tb. 40. f. 18. Bulimus
terebellatus Lam.), welche im Pariser Grobkalke und im Londonthon
Englands und Alabamas in Nordamerika, im Tegelgebilde von Bor-
deaux, Dax, Angers, Baden und Wien, in der Subapenninenformation |
Italiens und Siciliens und vielleicht‘ noch lebend in einigen Meeren
gefunden wird.
N. minor Phil. (Tert. p. 53), in tertiären Schichten von Fre-
der und Luithorst, ward 5 — 6° grofs.
3. G. Pyramidella Lam. (rvguuis, Pyramide.)
Schaale thurmförmig, mit oder ohne Nabel, vollkommen glatt.
Mündung eckig oder oval, mit scharfer Aufsenlippe. Spindel un-
ten verlängert und mit ein bis drei dicken Querfalten versehen.
Die Pyramidellen suchen die Tiefen der gröfseren warmen
Meere.
P. canaliculata d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 104. tb. 164.
f. 3— 6), aus der mittleren chloritischen Kreide von Uchaux (Vau-
celuse), dürfte die älteste ‚Art sein.
P. (Auricula) terebellata Lam., Desh. .Cog. de Par. II. p.
191. tb. 22. f. 7. 8 — Br. Leth. p. 1026. tb. 40. f. 24. — Phil.
Tertiärv. p. 54. — Taf. XV. Fig. 10° (nach Bronn).
„‚Schaale verlängert thurmförmig, glänzend glatt; Umgänge zahl-
*) Dieser Name war schon früher an eine Gattung der fulslosen Holo -
thurien vergeben.
**) Philippi in Wiegm,. Arch. 1841. I. p. 48.
8
SCHNECKEN. 333
reich, schmal, flach, durch eine wenig vertiefte Naht getrennt; Münd-
ung schmal eiförmig; Spindel mit 3 ungleichen Falten.‘“ (Bronn.)
Im Pariser Grobkalke; im Tegel von ‘Bordeaux, Dax, Angers,
in Touraine, bei Wien?, in Siebenbürgen (zu Bujtur) und bei Fre-
den und Luithorst.
+4. G. Nerinea Defrance. Nerinaea. Nerine.
| (Nerine = Nereis, Röm. Mytlı.)
Gehäuse thurmförmig, dickschaalig, in einen kurzen Canal
auslaufend. Die Umgänge sind an der Naht erhaben, oft knotig,
in der Mitte flach oder vertief. Die Mündung ist schief, fast
viereckig und verläuft oben wie unten in einen kurzen Canal,
welshalb man die Nerineen bisher gewöhnlich neben Cerithium stellte.
Sehr bezeichnend für sie sind an der Spindel ein bis drei, und
an der inneren Wand der Schaale ein bis zwei spiral herablau-
fende Kiele, welche auf Steinkernen als tiefe Rinnen erscheinen.
Die Arten beginnen in der Juraformation, für deren obere
Schichten sie besonders bezeichnend sind, und gehen nicht über
die an die Kreide sich anschliefsenden Gosauschichten *) herauf.
Wir verdanken die wichtigsten Mittheilungen über diese Gattung
den Herren Voltz “*), Bronn “**), Goldfuls und d’Orbigny. |
N. suprajurensis Voltz, Br. Leth. p. 397. tb. 21. f. 12;
Jahrb. 1836. ib. 6. f. 2. 3. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 11. (3). —
v. Buch, Jura in Deutschland p. 79.
Die Umgänge sind sattelförmig, in der Mitte mehr oder weniger
vertieft, mit erhöheten glatten Nähten und etwa 14 abwechselnd etwas
stärkeren Querstreifen versehen. An der Spindel sind 2 Falten, an
der inneren Schaalenwand ist eine Falte vorhanden. Es kommt noch
eine längere Varietät vonihr vor als die Abbildung zeigt.
Diese Art ist für die oberste Bildung des Jura in Deutschland
und Frankreich leitend und ist häufig. bei Kelheim an der Donau, im
Porrentruy in der Schweiz u. s.’w.
N. Visurgis Röm. — Bronn im Jahrb. 1836. p. 559. tb. 6. f. 8.
„Umgänge in der Mitte etwas vertieft und daselbst mit zwei er-
habenen gegliederten Spirallinien verschen; Naht erhöhet, knotig, mit
etwa 24 Knoten auf einem Umgange; Falten stark, drei, wovon eine
*) Eigenthümliche Schichten der süddeutschen Alpen und bei Neuchätel,
welche zugleich Kreide- und Tertiär-Versteinerungen enthalten.
**) Ueber das fossile Geschlecht Nerinea. L. B. Jahrb. 1836. p. 538 u. f.
‚***) Uebersicht u. Abbildungen der jetzt bekannten Nerinea-Arten. L.
B. Jahrb. 1836. p. 544 u. f.
334 | WEICHTHIERR.
oben, eine auf der Spindel unten und eine aulsen unter der Mitle
“ also fast ganz wie bei der vorigen Art.
„Im oberen weilsen Jura (Coral- Rag), am Spitzhut bei Hildes-
heim, zu Goslar, zu Hannover am Lindner Berge, am Osterwalde bei
Hoheneggelsen und an der Haferkost; im Dolomit des Coralrags am
Kahleberg bei Echte zwischen Göttingen und Braunschweig.‘ (Bronn.)
N. Geinitzii Goldf.*) IM. p. 47. tb. 177. 8 — N. Borsonii
Cat., Gein. Char. p. 43. tb. 14. f. 16. 17. — Röm. Kr. p. 78. —
Taf. XIV. Fig. 12 (Steinkern).
Schaale eben, etwas über der Mitte der inneren Wand mit ei-
ner hohen Falte;, Spindel mit drei Falten, von denen die oberste sehr
weit nach aulsen tritt, die mittlere aber, welche der Wandfalte ge-
genüber liegt, und die dritte gleich hoch sind.
An dem abgebildeten Steinkerne entspricht natürlich jeder der
bezeichneten 4 Falten eine Rinne.
Im unteren Quader von Giersdorf! bei Löwenberg bis 6° lang,
und bei Koschütz unweit Dresden.
ist,
5 Fam. Actenoidae d’Orb.
Die Thiere aus dieser Familie besitzen einen Deckel und
nähern sich hierdurch, nach d’Orbigny, den Pyramidellen; indefs
fand Philippi, der über das Thier der im Mittelmeere lebenden
Tornatella fasciata berichtet *), dafs die Stellung desselben ganz in
der Nähe von Bulla sei.
Schaale spiral, gewöhnlich oval, ohne Oberhaut, häufig mit
punktirten Streifen geziert. Gewinde kurz, bisweilen ganz ein-
gehüllt. Mündung ganzrandig oder unten ausgerandet; Aulsenlippe
einfach, scharf oder zurückgeschlagen und verdickt, öfters gezäh-
nelt. Spindel meistens mit dicken Querfalten bedeckt.
Diese Familie zeigt sich zuerst im Oolithengebirge und ver-
breitet sich durch die jüngeren Formationen bis in die Meere der
jetzigen Welt.
tr 1. @ Actaeonella (Acteonella) d’Orb.
Schaale verkürzt, bauchig, flaschenförmig, dick und glatt.
*) Herr Goldfufs hat vollkommen Recht, diese Art von N. Borsonii
Catullo (Saggio di Zoologia fossile, p. 170. T. 3.; L. Br. Jahrb. 1836. tb.
6. f. 12.), welche viel länger und schlanker ist und die Wandfalte genau in
der Mitte ihrer Umgänge hat, zu trennen, und ich kann seine wohlwollende
Berichtigung nur mit vielem Danke anerkennen.
#*) Wiegm. Archiv 1841. I. p. 55.
nn. er ie
SCHNECKEN, 335
Gewinde entweder ganz von dem letzten Umgange eingehüllt oder
sehr kurz. Mündung lang und schmal, unten etwas erweitert, oben
zu einem engen Canale verengt. Aufsenlippe scharf, ohne Zahn
oder eine Verdickung; Spindelrand besonders oben und unten stark
überzogen. Spindel mit drei dicken, wenig schiefen Falten.
Die bekannten Acieonellen gehören alle der chloritischen
Kreide an und wurden bisher als Tornatellen oder Volvarien be-
schrieben.
2. @. Volvaria Lam. Wickelschnecke. Volvaire.
(volvere, wickeln.)
Schaale fast cylindrisch, ganz eingerollt, mit kaum hervor-
tretendem Gewinde und spiralförmig punktirt-gestreift. Mündung
schmal, von der Länge der ganzen Schaale, mit scharfer Aufsen-
lippe, und an der Basis ausgerandet oder wie abgeschnitten. Spin-
del mit einigen sehr schiefen Falten am Grunde.
V. tenuis Reufs (böhm. Kreidev. p. 50. tb. 10. f. 20.), eine
kleine, ohngefähr 3° lange Art, welche im Plänermergel von Luschitz,
Priesen und Postelberg in Böhmen vorkommt, scheint bis jetzt die
einzige Art zu sein, welche vor der Tertiärzeit exislirte.
V. bulloides Sow. Lam. — Taf. XIII. Fig. 6. — Desh. Cog.
de Par. II. p. 712. tb. 9%. f. 4—6. — Br. Leth. p. 1108. tb. 42.
f. 9. ;
Schaale verlängert, cylindrisch, oben stumpf und schwach ge-
nabelt. Spindel dreifaltig.
Im Pariser Grobkalke.
V. acutiuscula Sow. M. C. tb. 4837.
Mit vier Spindelfalten und einem etwas vorstehenden Gewinde.
Mit voriger zusammen, und im Londonthone Englands.
3. G. Actaeon (Acteon) Montfort,; Tornatella Lam. Speo
Risso,;, Globiconcha d’Orb. (Actaeon, Röm. Myth.)
Schaale eingewickelt, mit mehr oder weniger kurzem Gewinde,
kugelig bis spitz- eiförmig, allermeist quergestreift. Mündung läng-
lich, gewöhnlich gekrümmt, unten erweitert und nicht ausgerandet,
mit einfacher, scharfer Aufsenlippe. Spindel mit Falten (Actaeon)
oder ohne Falten (Globiconcha).
So lange als von Globiconcha das Thier noch nicht gekannt
ist, welches vielleicht die Trennung dieser Gattungen rechifertigen
könnte, wird es am zweckmälsigsten sein, dieselben zu vereinigen,
336 1 WEICHTINERRE.
welche Vereinigung dem Geognosten wenigstens nur willkommen
sein kann.
Einige Actaeen haben sich schon im Oolithengebirge einge-
stellt, gewöhnlicher sind sie in der Kreide, mehrere kommen in
tertiären Bildungen vor, und einige leben noch in. den wärmeren
und 'gemälsigteren Meeren. |
A. (Auricula) ovum Dujard., d’Orb. Pal. fr. Terr.. er. I.
»..123. tb. 167. f.. 19.20.
Bauchig eirund, glatt, mit sehr kurzem Gewinde, einer schma-
_ len &ekrümmten Mündung, einfacher Aufsenlippe und einer Spindel-
falte. |
Im rothen Sande der Umgegend von Cassis an den Rhonemünd-
ungen, welcher nach d’Orbigny die chloritische Kreide vertritt.
Dieser Art gleichen die Exemplare aus dem Plänermergel und
Plänerkalke von Böhmen (um Bilin) und Sachsen (Strehlen), . welche
von Römer (Kr. p. 77. tb. 11. f. 3.) und mir (Char.:p. 48. tb.
16. 1— 3.) als Aur. ov. und Pedipes glabratus beschrieben und abge-
bildet wurden, an welchen wir indels niemals eine Spindelfalte beob-_
achten konnten, und daher mülsten wir sie eher für ‘eine Globe.
concha, etwa die ihr ganz ähnliche G]. rotundata d’Orb. (Pal. fr. Terr.
er. 1. p. 143. tb. 169. f. 17.) ansprechen, wiewohl ich glaube, dafs wir
es hier nur mit. Dujardin’s Art zu thun haben. |
A. (Torn.) inflata Fer. — Taf. XV. Fig. 11. a. b. Nach Desh.
Coq. de. Par. II. tb: 24. f.. 45.
Eiförmig, nach oben und unten verengl, mit einer an der Ba-
sis erweiterten Mündung und einer Spindelfalte, Die ganze Oberfläche
ist regelmäfsig quer gestreift und die Streifen werden durch. feine
Längslinien durchschnitten.
Im Pariser Grobkalke; in mitteltertiären Schichten von Valognes,
Dax und Bordeaux.
A. (Torn) gegantea Sow., Goldf. II. p. 48. tb. 177. £. 12.
Wird bis 3° Jang, ist bauchig-eiförmig, hat ein kurzes zuge-
spitztes Gewinde und kommt nach Goldfufs im Tegel bei Wienerisch-
Neustadt, zugleich mit einer noch gröfseren und relativ längeren,’ schr
dickschaaligen Art, der F. Lamarckü Münster., vor.
A. (Forn.) punctato-sulcata Phil. Tertiärv. p. 20. 1b. "3.
f. 22. |
„Gehäuse eiförmig, spitz, quer geslreift; die Streifen grubig punk-
tirt; das Gewinde länger als die halbe Mündung.“
Ueber 3 lang und gegen 2° breit in tertiären Schachten von
Cassel, Freden und Luilhorst.
SCHNECKEN. 337
Zr Ringicula Desh. Ringinella und Avellana d’Orb.
Auricula, Cassis und Pedipes Aut. (ringor, den
Mund weit öffnen.)
Diese Gattung unterscheidet sich von der vorigen durch eine
-wulstförmig verdickte oder zurückgeschlagene Aulsenlippe, welche
nicht selten gezähnt und an der Basis bisweilen schwach ausge-
randet ist. Spindel gefaltet.
Aeltere Arten als die des Kreidegebirges, wo sich dieselben
am weitesten ausgebreitet zu haben scheinen, sind nicht bekannt.
Einige leben noch jetzt in der Tiefe der wärmeren und gemälsig-
ten Meere.
R: (Aur.) incrassata Sow. Min. Conch. tb. 163. f. 1- 3. —
Aur. ringens Park.- org. rem. III. tb. 5. f. 4 —- Aur. incr. Mant.
Geol. Suss. tb. 19. f. 2. — Cassis avellana Brongn. env. de Par. tb.
6. f. 10. — Pedipes incrassatus Quenst., Br. Leth. p. 707. — Röm.
Kr, p. 77. — Gein. Char. p. 74. — Avell. ner. d’Orb. Pal. fr. Terr.
er. p. 133. tb. 168. f. 13 — 16. — Taf. XVI. Fig. 3. a. b. 4.
Schaale kugelig-eiförmig mit niedrigem Gewinde, das sich zu dem
letzten Umgange etwa wie die Spitze eines Eies zu dessen übriger
Oberfläche verhält, und durch vertiefte Linien quergestreift. Letzte
Windung mit ungefähr 26 — 36 Querstreifen. Aeufsere Lippe sehr
verdickt und innerlich gefaltet. Spindel dreifaltig.
Avellana cassis d’Orb. (Pal. fr. Terr. cr. II, p. 138. tb. 169.
f. 10 -13.), wozu d’Orbigny auch Cassis avellana bei Brongniart (a.
a. 0.) rechnet, soll sich -durch 5 Spindelfalten von R. incrassata un-
terscheiden.
Ich war nie so glücklich, an den Exemplaren von Sachsen, Böh-
men und Schlesien deutliche Spindelfaden erkennen zu können, habe
sie defshalb auch nicht gezeichnet, und rathe, die letztere nur als
Varietät zu betrachten.
Im unteren Grünsande von Blackdown u. a. O. Englands, im un-
teren Quader von Tyssa und Kreibitz in Böhmen, im Grünsande von
Kieslingswalda im Glatzischen, im Pläner von Sachsen (an der Walk-
mühle bei Pirna), Böhmen (a. v. O.), vielleicht auch im Plänerkalke von
Strehlen. In Frankreich charakterisirt R. incrassata nach d’Orbigny
den Galt, R. cassis die untere chloritische Kreide.
R. (Aur.) ringens Lam. — Taf. XVI. Fig. 2. Nach Desh. Cog.
de Par. II. p. 72. tb. 8. f. 16. 17. — Pedipes ringens Br. Leth. p.
1014. tb. 42. f. 8.
Geinitz, Versteinerungskunde, 22
338 WEICHTHIERS.
Es ist der Typus der Gattung ARöngicula. Schaale eiförmig, auf-
gequollen, oben spitz, unten abgerundet, fein und regelmäfsig ‘quer
gestreift. "Aufsenlippe verdickt, Innenlippe weit: zurückgeschlagen.
Spindel oben gewöhnlich mit einer kleinen schiefen Falte, unten mit
2.:schiefen, Falten, von denen, die unterste mit der ‚sanften Ausbieg-
ung des unteren Randes der Mündung _einen schwachen . Ausschnitt
bildet. ... | 5 5 Bin.
Im Grobkalke und im unteren und oberen Meeressande. des Pa-
riser Beckens, und, wie es scheint, auch in jüngeren Tertiärbildungen.
(Vergl.: Bronn.) | |
Ihr schr ähnlich ist: nr
R. striata Phil. (Tertiärv. p. 28. tb. 4. f. 23.) von Cassel,
Freden und Luithorst. u e
6. Fam. Naticidae dOrb.
„Das Thier der Naticiden ist. so voluminös, dafs es sich üfters
(bei Sigarelus) nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann, und be-
sitzt zwei kegelförmige,. niedergedrückte Fühler. Der grolse Fuls
breitet sich hinten zu einem Lappen aus, der gewöhnlich einen
Theil: der Schaale umhüllt, während der Kopf von einem anderen
Lappen bedeckt ist, welcher vom Fufse geschieden ist.
Schaale spiral, niedergedrückt, kugelig bis kugelig-eiförmig.
Die Naticiden sind Meeresgattungen.
1. €. Natica Lam. Nabelschnecke. Ampullaria Aut.
(natare, schwimmen.)
Schaale dick, kugelig, niedergedrückt bis eiförmig, mit, kur-
zem (Gewinde... Mündung. ‚oval oder halbmondförmig, ganzrandig,
halbrund und ‚schief. gegen. ‚die schwielige, ungezähnte , Spindel.
Diese. Schwielen verengen, und verdicken bisweilen den Nabel. Die
Aulsenlippe ist scharf.
: Unter dem ‚Nameu Euspira falst Agassiz ’ “) diejenigen Na-
iica-Arten zusammen, ‚welche eine deutliche Spindel mit. deutlich
sichtbaren ‘Windungen und eine, kleine ‚spiralige, Schwiele im Nabel
haben. Die meisten von, ihnen sind fossil.
Diese Gattung hat in. allen marinen Formationen ihre Reprä-
sentanten und ist in der ‚jetzigen Schöpfung in allen, besonders
aber ‚in..den ‚wärmeren Meeren zu finden.
*) Sowerby’s Mineral-Conchologie p. 14.
rn
_
SCHNECKEN. 339
N. subcostata Arch. u. Vern., Goldf. P. HI. p. 116. tb. 198.
f.. 22. In devonischer Grauwacke bei Pfaffrath.
N. Omaliana de Kon. deser. des an. foss. p. 479. tb. 42. f. 1.
Die einzige Art im Kohlenkalke von Belgien (Vise).
N. oolithica Zenker, Taschenbuch von Jena, 1836. p. 238. —
Gein. in L. Br. J. 1842. .p., 577. tb. 10. f. 4—6.
Eine ‚kleine zusammengedrückt-kugelige Art, von der Gröfse
eines Senfkorns bis zu der einer Linie, welche im oberen Muschel-
kalke des Jägerberges bei Jena eine Schicht gänzlich erfüllt.
N. (Ampull.) canaliculata Mant. Geol. of Süss. p. 111. ıb.
18. f. 11. — Fitton, Obdserv. tb. 11. f. 12. — Gein. Char. p. 47.
tb. 15. f. 25. 26. — N. acutimargo Röm. Kr. p. 83. tb. 12, f. 14;
Gein. Char. p. 73. — N. Gaultina d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. IJ. p. 156.
tb. 173. fer 3— 4 — Reufls, böhm. Kreidev. p. 49. tb. 11. 1.—
Taf. XV. Fig. 17.
Schaale kugelig, immer breiter als hoch, aus 4 gewölbten Um-
gängen gebildet, welche parallel der oberen Naht gekantet sind
und durch eine breite und tiefe Rinne von einander getrennt werden.
Das Gewinde ist sehr niedrig, bisweilen sogar etwas niedergedrückt.
Mündung eiförmig. Nabel ziemlich breit, ohne Schwiele. Die Schaale
ist mit starken Zuwachssireifen bedeckt.
Im unteren Grünsande und im Galt von England, sehr verbreitet
im Galt von Frankreich; im unteren Quader von Tyssa; im Grünsande
von Kieslingswalda und Quedlinburg, im Plänermergel von Böhmen;
im Plänerkalke von Strehlen (bis 2” breit) und in Böhmen.
N. vulgaris Reufs, Westl. Böhmen 1844. p. 209. — Gein. Kies-
lingswalda, p. 10. tb. 1. f. 217—%. — N. cretacea Goldf. P. IM.
p. 119. tb. 199. f. 12. — Taf. XV. Fig. 18. a. b.
Kugelig-eiförmig, etwas höher als breit,‘ mit 5 gewölbten Um-
gängen und mehr oder weniger vorstehendem Gewinde, das ohngefähr
ein Dritttheil der Höhe der letzten Windung hat. : Mündung gekrümmt-
eiförmig. Nabel sehr klein (in der Abbildung Fig. 18. @. viel zu
grols erscheinend) und fast nur in einem kurzen Spalte bestehend.
Die Oberfläche zeigt mehr oder weniger deutliche Zuwachssireifen.
Bis 1” lang, sehr gemein im unteren Quader von Tyssa, an der
Gränze des unteren Quaders und oberen Grünsandes bei. Kreibitz in
Böhmen, Kieslingswalda, im oberen Grünsande von Aachen und Coes-
feld, im Plänermergel und Plänerkalke von Sachsen und Böhmen.
N. eroyna d'Orb. (Pal. fr. Terr. cr. II. p. 159. tb. 173..[--7.),
aus dem Galt von Ervy, vertritt diese Art in Frankreich.
22%
340 WEICHTHIERE.
-
Von N. vulgaris aus wird durch die etwas längere N. lamellosa
Röm. (Kr. p. 83. tb. 10. f. 13.) ein vollkommener Uebergang zu der
noch längeren folgenden Art hergestellt.
N. ezaltata Goldf. Ill. p. 119. tb. 199. f£ 13. — Turbo ro-
tundatus Sow.:M. ©. tb. 433. f. 3. 4. und? T. conicus Sow. M. C.
tb. 433. f£ 1. 2. — Litorina rotunda u. L. pungens Sow. bei Fitton,
Observ. etc. tb. 18. f. 5. — Auricula spirata Röm. Kr. p. 77. tb.
11. f. 4 — Littorina rot. Gein. Char. p. 45. u. VIl.; Zeit. conica
Sow., Gein. Kieslingsw. p. 10. tb. 1. f. 24. 25. — N. Clementina
d’Orb. Pal. fr.- Terr. cr. p. 154. ib. 172. f. 4. — Taf. XV. Fig. 19.
Oval-kegelförmig, mit 5 gewölbten Umgängen, von denen der
letzte etwa doppelt so lang ist als das übrige Gewinde. Mündung
oval; Nabel sehr klein oder? ganz bedeckt. Oberfläche durch Zu-
wachsstreifen bisweilen runzelig.
Im unteren Grünsande von England und im Galt Frankreichs sehr
verbreitet; im Grünsande von Kieslingswalda; im Plänerkalke von Streh-
len bei Dresden.
N. bulbiformis Sow., Goldf. P. III. p. 120. tb. 199. £. 16. 17.
— dOrb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 162. tb. 174. f. 3.
„Eiförmig zugespitzt, dickschaalig, durch Zuwachsstreifen ge-
streift, mit einem vorstehenden, treppenförmig abgestutzten Gewinde.
Die Windungen sind am ‘oberen Rande kantig, und bilden innerhalb
der Kante eine breite Rinne neben der Naht. Die Mündung ist ei-
förmig und die Schwiele der inneren Lippe ist sehr dick und breit.“
(Goldfufs.)
In der. mittleren chloritischen Kreide von Frankreich (Uchaux),
und häufig in den eigenthümlichen Schichten von Gosau, von woher
ich dieselben Herrn Dr. Lösch in Dresden verdanke.
N. hemiclausa Sow. M. C. tb. 479. f. 4. u. 5. — Pusch, Pol. Pal.
p. 101. tb. 9. f. 16. — Taf. XV. f. 14. a. b. von Palermo.
Eiförmig, etwas höher als breit, mit niedrig kugelförmigem Ge-
winde. Nabel durch den oberen Theil der inneren Lippe halb ver-
deckt. Mündung oval.
Im englischen Crag, in dem sandigen Grobkalke von Folen und
im Kalke von Palermo,
N. glaucinoides Desh. Coy. de Par. II. p. 166. tb. 20. f. 7. 8.
— Pusch, Pol. Pal. p. 100. tb. 9. f. 14. — (Nicht N. glauc. Sow.
M. C. tb. 5.f. 1—3 u. ib. 479. f. 3.) — Taf. XV. Fig. 15 nach
Deshayes.
Schaale quer eiförmig, mit kurzem stumpfen Gewinde, einem
u NETTE
SCHNECKEN. 341
grolsen tiefen Nabel, in dessen Mitte von der inneren Lippe der ova-
len Mündung aus eine gerundete Wulst‘ herabsteigt.
In den oberen Schichten des Pariser Grobkalkes, im sandigen
Grobkalke von Korytnice! in Polen und im Muschelsande von Zuckowce
in Volhynien.
Sie scheint nicht verschieden zu sein von:
N. millepunctata Lam. (Bronn, Leth. p. 1036. tb. 40. f. 29.),
auf deren Oberfläche häufig noch zahlreiche rostfarbene Fleckchen sicht-
bar sind, welche in Längsreihen zu schiefen Spiralreihen geordnet
sind.
Diese kommt häufig im Tegel von Bordeaux, Dax, in Touraine,
bei Turin, in Mähren, um Wien (bei Gainfahrn mit einer dünneren
Wulst im Nabel); in der Subapenninenformation bei Perpignan, in Süd-
frankreich, in Italien, Sicilien; in quaternären Muschellagern auf Ischia;
und lebend im europäischen und im indischen Ocean und am Senegal
‚vor.
N. compressa Bast., Bronn Leth. p. 1034. tb. 42. f. 38. —
N. cepacea Pusch, Pol. Pal. p: 102. td. 9. f. 13. — Taf. XV. Fig.
1 Lu» ac Bi LIE
Schaale fast kugelig, etwas schief eiförmig mit kurzem, spitzem
Gewinde und länglicher Mündung. Die ganze linke Lippe ist zurück-
geschlagen, so dafs der ganze Nabel durch einen breiten Saum ver-
deckt wird, dessen linker Rand mit einem Bogen der Mündung zu-
läuft.
In den Tegel-Gebilden bei Wien, Dax, in Siebenbürgen (Buj-
tur), Galizien ( Tarnopol) und im sogenannten sandigen Grobkalke von
Korytnice in Polen.
2. G. Narica d’Orb. (naris, Mündung.)
Schaale kugelig, breiter als hoch, meistens längsgestreift,
mit kurzem Gewinde und halbkreisförmiger Mündung. Innen- und
Aufsenlippe sind scharf und der Nabel ist breit, einfach und nicht
schwielig, wodurch sich Narica von Natiea unterscheidet.
Die Verschiedenheit des Thieres, das man aus wärmeren Mee-
ren kennt, rechtfertigt die Trennung beider Geschlechter noch mehr.
N. (Nat.) lirata Phill. Yorkshire II. p. 224. tb. 14. f. 22 u.
31. — De Kon. deser. des an. foss. p. 476. tb. 42. f. 5.
Schaale niedergedrückt, mit ziemlich gleichweit entfernten Längs-
rippen und Streifen dazwischen bedeckt. Ihre 4 gewölbten Windungen
sind durch tiefe Nähte getrennt.
Im Kohlenkalke von Vise, Bolland und Yorkshire.
3142 WEICHTHIERE.
N. cretacea d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 170. tb. 175. f. 7—10.
Schaale etwas niedergedrückt, schief, eng-quer-gefurcht und un-
regelmäfsig längsgestreift mit 4 sehr gewölbten Windungen.
Im Sande von Cassis an den Rhonemündungen, welchen d’Or-
bigny der unteren chloritischen Kreide parallelisirt.
3. G. Sigaretus Adanson. Milchnapf. Cryptostoma Blainv.
An der niedergedrückten, ohrförmigen Schaale liegt das sehr
kleine Gewinde ganz seitlich. Mündung oval und sehr weit.
Goldfufs führt (P. IH. p. 13. tb. 168. f. 14. 15.) zwei Si-
gareten aus dem Uebergangskaike der Eifel an, welche man etwa
zu Pieopsis rechnen könnte, während S. carinatus Münst. (Goldf.
Ml..p. 13. tb. 168. f. 16.) von St. Cassian vielleicht eine Nerita
ist. d’Orbigny kennt nur tertiäre und lebende Sigareten.
S. canaliculatus Sow. Min. Conch. tb. 384. — Desh. Cog.
de Par. II. p. 182. tb. 21. f. 13. 14. — Taf. XV. £ 12.13.
Die dünne Schaale ist niedergedrückt eiförmig, stark gewölbt
und fein quer-gestreift, ihr Nabel grofs, das Gewinde flach.
Aus dem Londonthone Englands, dem Pariser Grobkalke und den
mitteltertiären Schichten um Bordeaux und Dax.
S. (Crypt.) elegans Philippi (Tertiärverst. p. 20 u. 54. tb. 3.
f. 4). hat; ein spitzeres Gewinde.
Tertiär bei Cassel und Freden.
«. Fam. Neritfidae d’Orb.
Das weniger voluminöse Thier, ‚welches sich in sein Gehäuse
zurückziehen kann, hat einen kurzen, ungetheilten Fuls und zwei
sehr lange, conische Fühler, an deren äufserer Seite die gestiel-
ten Augen sitzen. Deckel kalkig, halbkreisförmig und mit einem
Anhängsel versehen. s -
Schaale niedergedrückt kugelig oder quer -- eiförmig,. dick, i
ungenabelt. Gewinde sehr kurz, bisweilen verborgen. Mündung
halbmondförmig, mit einem dicken, oft über die Spindel ausgebrei-
teten und gezähnten Rande.
Die Neritiden finden sich theils in süfsen, theils: in ‚salzigen
Gewässern aller Länder.
1. G. Nerita L. Schwimmschnecke. Mondschnecke. Nerita
und Neritina Lam. Velates Montf. (Ynorrns, eine
Meerschnecke mit einem bunten Deckel.)
Schaale fast halbkugelig, mit kurzem Gewinde, unten eben,
ungenabelt. Mündung halbkreisförmig; Aufsenlippe scharf oder in-
SCHNECKEN. 343
nerlich gekerbt oder gezähnt; Innenlippe flach, bisweilen. scharf,
bisweilen gezähnt oder gekerbt. Der kalkige Deckel: hat ‚einen
seitlichen Anhängsel.-
Nerita und Neritinga sind nur nach. «dem Mittel, in welchem
sie leben, unterschieden worden, und gleichen einander übrigens, Die
Neriten leben an der Oberfläche der seichteren Meere‘, auf Felsen
geheftet sich, dem Wellenschlag aussetzend; die Neritinen ‚gehören
vorzugsweise sülsen Gewässern an.
Mehrere Neriten kommen schon in devonischer Grauwacke von
Schübelhammer und Elbersreuth mit Clymenien und Orthoceratiten
zusammen vor *).
‚Die Neriten aus dem Kohlenkalke von: Belgien, England und Ir-
land, welche de Koninck (deser. des an. foss. p.. 481 — 486. tb; 2.
u. 2b. 42.) beschreibt, gleichen meistens sehr einer Natica, zu wel-
cher Gatiung auch N. variata, N. plicistria, N. speirata. und N. am-
pliata von Phillips gestellt wurden, während Goldiufs N. ampliata als
Peleopsis _ ampl. beschrieb.
N. spirata Sow. M. C. tb. 463. f. 1. 2. — de Kon. ie.
pP. 484. 1b. 42. fe Bud. |
Schaale fast kugelig,; etwas niedergedrückt, mit. sehr. kurzem
Gewinde, das aus 4 flach-gewölbten, seitlich’ etwas: zusammengedrück-+
ten Windungen besteht, von. gleichförmigen: Anwachsstreifen bedeckt.
Mündung rundlich, etwas 'quer-oval. Aufsenlippe scharf.
Häufig im Kohlenkalke von England und Belgien.
N. costellata Mün. Goldf. P. IH. p. 115. tb. 198. f 21: «
Halbkugelig, mit einem sehr kleinen, in den letzten, Umgang
eingesenkten Gewinde; und auf: dem ersteren mit 8 dicken Quergürteln,
in deren eben so breiten Zwischenräumen sich ein kleines Gürtelchen
erhebt. Nur die ‚beiden oberen Gürtel sind durch einen doppelt brei-
teren Raum (mit 4 feineren) getrennt.
Diese echte Nerita kommt im oberen Jurakalke von Natthein
vor.
N. cancellata Ziet. und die angeblichen Neriten aus ‚der Kreide-
formation scheinen zu Neritopsis Sow. zu. gehören.
N. tricarinata Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 160. ib, 19.
f- 9. 10. —- Hiernach Taf. XV. Fig. 20.
Schaale ‚durch 3 Querkiele auf: dem letzten Umgange ausgezeich-
*) Münster, Beitr. 3. p. 83. tb. 15. f. 3. (N. a zer u. tb. 15.
f. 4. (N. venusta Mün.).
344 WEICHTRIERE. _
net, zwischen welchen sie quer gestreift ist. Gewinde sehr klein.
Innenlippe gezähnt.
Im Pariser Grobkalke und bei Valogne.
N. (Neritina) conoidea Lam., Desh. Cogq. de Par. Il. p.
149. tb. 18. — Brongn. Calc. trapp. p. 60. tb. 2. f. 22. — Br.
Leth. p. 1030. tb. 40. f. 23.
Schaale niedrig-kegelförmig, mit fast elliptischer Basis, welche
von einer bis zum hinteren Rande sich ausbreitenden Schaale bedeckt
ist. ‘Mündung klein, halbkreisförmig; Innenlippe gekerbt.
Im ältesten Tertiärgebirge des Pariser Beckens, auch bei Sois-
sons unter dem Grobkalke; an den Abhängen der Pyrenäen in naher
Berührung mit Kreide; im trappischen Grobkalke des Ronca - Thales
bei Vicenza.
2. 6. Neritopsis Sow. (nerita; öwıs, Ansehen.)
Die Schaale gleicht der einer Nerita in allen Stücken, nur
ist ihr Spindelrand (die Innenlippe), anstatt eben zu sein, ausge-
zackt und zahnlos.
Diese Gattung scheint erst in der Juraformation zu beginnen
und verbreitet sich durch die Kreide- und Tertiärformation bis in
die Meere der Jetztwelt.
N.? (Nerita) cancellata Ziet. Verst. Würt. p. 44. tb. 32.
fe. 9. — Hiernach Taf. XV. Fig. 21. — Quenst. Flötzg. Würt. p. 489.
Regelmäfsig von einander entfernte Querrippen werden durch
Längsrippen regelmäflsig durchkreuzt. und ertheilen der Oberfläche ein
netzartiges Ansehen.
Häufig in den oberen Schichten des meisten‘ Jura von Wür-
temberg.
N. Robineausiana d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 174. tb.
176. f. 1—4.), aus dem unteren N&ocomien Frankreichs, steht ihr durch
Form, Quer- und Längsrippen sehr nahe, “unterscheidet sich aber
durch eine grölsere Anzahl von Querrippen.
N.? (Nerita) costulata Röm. Kr. p. 82. tb. 12.f. 12. —
Gein. Char. p. X.; Kiesl. p. 10. — ? N. ornata d’Orb. Pal. fr. Terr.
er. II. p. 176. tb. 176. f. 8—10.
Quer-eirund, niedergedrückt mit 3 Windungen, von denen die
ersten sehr klein sind, die letzte grols, bauchig und nach vorn ge-
zogen ist. Oberfläche mit schmalen gerundeten Querrippen bedeckt,
deren man auf der letzten Windung 20 zählt, die durch breitere, fein
Jlangslinirte Zwischenräume gelrennt sind.
SCHNECKEN. 345
Bis Ei lang, im unteren Pläner von Plauen und Telischen bei
Dresden, und? in der unteren chloritischen Kreide von Rouen.
+ 3. G. Pileolus Sow. Hütelschnecke. (pileolıs, Käppchen.)
Schaale niedergedrückt kegelförmig, wie eine Patella, ohne
sichtbare Windung, mit fast in der Mitte liegendem Scheitel, aber
durch seine flache Basis und die bis an das hintere Ende sich aus-
breitende Innenlippe sehr an Nerit«a erinnernd. Aufsenlippe vor-
stehend; Mündung halbkreisförmig.
Man kennt nur fossile Arten, und zwar aus der Juraformation:
P. plicatus und P. laevis Sow. (M. C. tb. 432.).
Mit der folgenden Art sind noch einige andere tertiär.
P. neritoides Desh. Cog. de Par. II. p. 1462: 400 17a fa LZ,
18. BHiernach Taf. .XV. Fig. 22.
Länglich oval, glatt, mit rückwärts gekrümmtem Scheitel und
scharfer gezähnelter Innenlippe.
Im Pariser Grobkalke.
s. Fam. Trochidae d’Orb.
Das ziemlich kleine Thier hat einen einfachen dreieckigen
Fuls, welcher oben mit gleichen, öfters sehr langen Fädchen be-
setzt ist. Der breite Kopf trägt zwei faden- oder kegelförmige
Fühler, an deren äulseren Basis die Augen auf einem Stiele sitzen.
Deckel hornig oder kalkig.
Schaale spiral, mehr oder weniger kegelförmig oder nieder-
gedrückt, inwendig perlmuiterartig.
Die lebenden Arten sind alle Meeresbewohner.
1. G. Trochus L. Kreiselschnecke. Troque. Trochus,
Turbo, Monodonta und Phasianella Aut. (trochus,
Kreisel.)
Schaale kreisel- bis kegelförmig, mit einer flachen oder ge-
gewölbten Basis, flachen oder gewölbten, oft im Umfange gekiel-
ten Windungen und einer ganzrandigen, entweder eckigen oder
runden Mündung, die Ränder der letzteren mehr oder weniger von-
einander getrennt, und der Aufsenrand scharf. Spindel gerade
oder gekrümmt. Der Nabel ist eng oder fehlt, wird aber nie
von einer dicken Schwiele bedeckt. Der Deckel ist hornig oder
kalkig, und spiral.
a. Trochus Aut.
Windungen eben oder flach gewölbt, an ihrem unteren Rande
gekielt; Basis mehr oder weniger flach, Mündung quer-dreiseilig
346 WEICHTHIERE.
oder schief: rundlich-vierseitig, innerlich perlmutterglänzend. Der
Nabel ist klein und nicht schwielig. ' Deckel meistens hornieg.
b. Turbo L. d’Orb. Aut. Wirbelschnecke (turbo, Wirbel.)
Windungen und Basis stärker gewölbt, wefshalb die Münd-
ung rund oder rundlich ist; Spindel gekrümmt. an der Basis bis-
weilen zahnartig verlängert und abgestutzt (Monodonta Lam.).
Nabel klein und nicht schwielig. Deckel kalkig.
| c. Phasianella Lam. Littorina ”) Ferussac bei de Ko-
ninck (?). (phasianus, Fasan.)
Schaale eiförmig oder kegelförmig; Gewinde öfters verläng-
ert. Mündung oval, länger als breit, oben eckig, mit getrenn-
ten Rändern. Deckel kalkig. —
Das Thier des Turbo unterscheidet sich von dem des Tro-
chus nach d’Orbigny nur durch einen stumpfen fleischigen An-
hängsel an der inneren Basis der Fühler und die kalkige Be-
schaffenheit seines Deckels, Charaktere, welche wohl kaum zu-
reichen, beide in ihrer Schaale einander höchst ähnliche Formen
von einander zu ‚trennen, zumal» da, ‚wie de Koninck bemerkt,
auch einige Natica-Arten kalkige, andere aber hornige Deckel be-
sitzen. Die Phasianellen entsprechen, nach d’Orbigny, selbst durch
ihren kalkigen Deckel, welcher übrigens, der ovalen Mündung
halber, auch oval ist, gänzlich. dem Thiere des Turbo, so dafs
ich mit Deshayes ”*) nicht nur Trochus, Turbo und Monodonta,
sondern nach .Philippi’s Erklärung “**) und d’Orbigny’s Untersu-
chungen des Thiers der Phasianella auch diese Gattung wenig-
stens noch mit Trochus vereinigen zu müssen glaube. Die Troche
kommen fast in allen Meeresformationen vor, und schmücken noch
in vielen buntfarbigen Arten die felsigen Orte unserer jetzigen
Meere, wo sie sich vorzugsweise von Vegetabilien nähren.
ar PROERUETT),
T. Albertinus Goldf., Ziet. Verst. Würt. tb. 68. f. 5. —
Zenker, Tasch. von Jena p. 230. — Gäa von Sachsen p. 103. —
Kegel-kreiselförmig, aus etwa 5 Windungen gebildet, welche
*) Einige Littorinen wurden schon früher der Gattung Natica einver-
leibt.
**) Menke’s Zeitschr. f. Malakozoologie. 1844. Februar.
***) Wiegm, Archiv f. Naturg. 1841. I. p. 49. |
*+**+) Ueber die Arten aus paläozoischen Gebilden s. Goldfufls Petr. II.
p- 49 u. f. — Münster, Beitr. Hft. 3. p. 883. — Sandberger in L. Br. J.
1842. p. 709. — De Koninck, deser. des an. foss. p. 444 u. f. — Archiac
und Verneuil in Sedgwick und Murchison, von Leonhard p. 192 ete.
SCHNECKEN. 347
treppenfürmig abgesetzt sind, da sie nahe der oberen Naht und dicht
an der unteren mit einem gekörnelten Kiele versehen sind, zwischen
welchem die Fläche fast eben ist. Nabel mäfsig grofs.
Hier und da im unteren Muschelkalke, als dem unteren Tere-
bratulitenkalke bei Jena und Naumburg.
T. Basteroti A. Brongn. 'env. de Par. tb. 3. f. 3: — Pusch,
Pol. Pal. p. 107. tb. 10. f. 15. — Gein. Char. p. 4. tb. 2. f. 9.
— Goldf. IH. p. 58. tb. 181. f. 7. — Reufs, böhm. Kreidev. p. 48.
Schaale kegel-kreiselförmig, mit 5 schwach gewölbten und ober-
halb der Basis schwach gekielten Windungen. Jede der letzteren trägt
5 Querstreifen, welche durch schief rückwärts laufende Längsstreifen
deutlich gekörnt sind. Bis 1’* grofs. RL,
Im ‘oberen. Grünsande und’ im Kreidemergel; so im Plänermergel
von Böhmen, im Plänerkalke von Strehlen, nach Goldfufs bei Haldem,
llseburg, Köpingen, Zamose und in chloritischer Kreide um Paris.
T. Requienianus d’Orb. Pal. fr. Terr. cr, II. p. 186. tb. 177.
f- Lu. 14 — T. Reichi Gein. Char. p. 47. tb. 15. f. 24. (schlecht).
—ı? T. plicatus Reuls, westl. Böhmen p. 208. ‚
Schaale schief-kreiselförmig, etwas niedergedrückt, so dafs ihre
4—5 schwach gewölbten und an der Basis stumpf gekielten Wind-
ungen in einer wenig gekrümmten Ebene liegen. Die Umgänge
tragen starke Längsfalten, welche zwar richt ganz senkrecht herab-
laufen, jedoch viel weniger schief als die Längsstreifen der vorigen
Art. Diese werden durch feine, an der Basis aber starke Querstrei-
fen durchkreuzt.
In der chloritischen Kreide von Cassis an den Rhonemündungen;
im unteren Pläner von Plauen bei Dresden und in den Conglomerat-
schichten des Tunnels bei Oberau, von woher ich sie früher theils
als T. Basteroti, theils als 7. Reiöchii bestimmt habe.
b. Turbo.
T.. (T.) gregarius.Schloth. (Buceinites gregarius) Nachtr. tb.
32. £ 6. — Buccinum gregarium Schloth., Gein. in L. Br. J. 1842.
p. 577. tb. 10. £. 6. — B. helicinum Zenk.. Taschenb. v. Jena p.
229. — . Gäa von Sachsen p. 104. — Goldf. II. p. 9. tb. 193. £.
3. — Hiernach- Taf. XIV., Fig. 15. a. ,b.,,c.
Ei-kegelförmig,, glatt, enggenabelt, mit 4—5 stark gewölbten
Windungen, von denen die letzte bauchig ist.
In den unteren und mittleren Schichten des thüringer Muschel-
kalkes und bei Rüdersdorf ganze Schichten erfüllend; aufserdem bei
Laineck im Bayreuthischen.
348 WEICHTIIERE.
1
T. Helicites Mün., Goldf. III. p. '93. tb. 19. f. 3. — Heh-
cites turbilinus Schloth. — Buccinum turbilinum Gein. in L. Br. J.
1842. p. 577. tb. 10. f. 6. — Gäa v. Sachsen p. 104.
Ist kürzer als die vorige Art, mit welcher sie zusammen vorkommt;
eiförmig, mit 3—5 Windungen, von denen die letzte bauchiger: ist.
T. Cyclostoma Zieten, Verst. Würt. tb. 3. f 4 — T. -
slostomoöides Dunker und Koch, Verstein. d. norddeutschen Oolithen-
geb. ib. 1. f. 13. — Quenstedt, Flötzg. Würt. p. 198. — Goldf. II.
p. 94. tb. 193. f. 7. — Hiernach Taf. XIV. f. 16.
Ei-kegelförmig, mit 6 stark gewölbten Umgängen, welche auf
der ganzen Oberfläche mit feinen, gekörnten Spiralstreifen bedeckt
sind. Mündung kreisförmig, etwas abstehend. ti
Im mittleren Lias bei Banz, Berg, Quedlinburg, Goslar und im
Würtembergischen. |
T. conicus (Delphinula conica) Lam., Desh. Cogq. de Par.
I. p. 205. tb. 24. f. 14. 15. — Hiernach Taf. XV. Fig. 8. a. b.
Schaale kegelförmig, mit scharfer Spitze und scharf gekielten
Umgängen. Auf dem letzten Umgange tritt unter dem ersten noch
ein zweiter Kiel hervor. Mündung rundlich.
Häufig im Pariser Grobkalke, besonders zu Grignon.
Einige Monodonten, M. Purpura (purpurea) Arch. u. Vern.
aus dem devonischen Grauwackenkalke von Pfaffrath, M. laevigata
Mün. aus dem Oolithe von Auerbach in der Oberpfalz, und M. or-
nata Mün. aus dem oberen Jura von Natiheim wurden von Goldfuls
(III. p. 101. tb. 195. f. 4—6.) beschrieben.
c. Phasianella Lam.
T. (P.) turbinoides Lam., Desh. Coqg. de Par. II. p. 265.
0:40. Sa 4
Ei-kegelförmig, mit kurzem, spitzem Gewinde und stark Beh,
ten Umgängen, von denen der letzte bauchig ist.
Sehr häufig im Grobkalke des Pariser Beckens, bei Valognes
und in Belgien.
P. ventricosa Goldf. (m. p. 113. tb. 198. f. 14.), aus de-
vonischem Grauwackenkalke der Eifel, ist dem P. turbönordes sehr ähn-
lich und hat ein nur um wenig längeres Gewinde.
Mit diesem zusammen kommt eine andere ei - kegelförmige Art
vor, deren letzte Windung etwa doppelt so lang ist als das Ge-
winde, P. ovata Goldf. (IL. p. 113. tb. 198. f. 15.), mit welcher
Exemplare aus der Kohlenformation von Altwasser in Schlesien LTE
XIV. Fig. 14.) übereinstimmen.
SCHNECKEN. 349
2. G. Phorus Montf. Trochus Aut. (gooos, tragend.)
' Bei der Gestalt eines niedergedrückt-kreiselförmigen Trochus
unterscheidet sich Phorus von dieser Gattung durch eine weit aus-
gerandete und am Spindelrande sehr erweiterte Mündung, durch
eine andere Beschaffenheit des hornigen Deckels und dadurch, dafs
die Schaalenoberfläche, besonders an den Nähten, mit fest ange-
kitteten fremdartigen Körpern bedeckt ist.
Schon in der Kreideformation kommen einige Pkori vor, und ich,
mülste den beiden bisher bekannten Arten, Ph. canaliculaius d’Orb.
Pal. fr. Terr. er. tb. 176. f. 13 —14. (Tr. agglutinans Mant. Geol.
Suss. tb. 18. f. 9.),. und Ph. (Tr.) onustus Nilss. Petr. Suec. tb.
3. f. 4. (His. Leth. Suec. tb. 11. f. 4.) noch eine dritte Art hinzu-
fügen, wenn ich nicht annehmen könnte, dals dieselbe nur eine Va-
rietät meines Trochus granulatus (Char. p. 46. tb. 15. f. 20.) sei.
Dieser Phorus? (Taf. XIV. Fig. 18.) ist kegel-kreiselförmig, hat
4—-6 ebene, an der. Basis scharfkantige und vieleckige Windungen,
welche mit dichten gekörnelten: Querlinien, und vielen angekiiteten
fremden Körpern (die in der Abbildung absichtlich nicht mit gezeich-
net wurden) bedeckt sind. Rechnet man diese ab, so hat man ei-
nen Trochus granulatus mit etwas vorstehendem unterem Rande der
Umgänge, welcher knotig ist, während bei Tr. granulatus die ober-
ste dicht an der Naht liegende Körnerreihe grolskörniger ist. _ Basis
flach gewölbt.
Im unteren Pläner bei Dresden mit Tr. granulatus zusammen.
Ph. (T.) conchyliophorus Born. — Taf. XIV. Fig. 17. a. b. —
T. agglutinans Lam. u. T. conch. Desh. Cog. de Par. II. p. 241—242.
15.231.1f:.8— 10;, tb. 31.16.0834. 72. —;:Br..\beih.’ p; '10#. 'tb. 40) f. 35.
Schaale niedrig-kreiselförmig, mit sehr ausgebreiteter flacher Ba-
sis, deren Rand scharf und vieleckig ist. Die Umgänge sind ziem-
lich flach und zeigen da, wo.sie nicht mit fremden Körpern bedeckt
sind, wellenförmige Querstreifen und dieselben durchkreuzende Zuwachs-
streifen. Diese Zuwachsstreifung tritt auf der Basis sehr deutlich her-
vor, welche übrigens dicht-concentrisch gestreift ist. Der Nabel ist.
theils von der Innenlippe bedeckt, theils offen und enthält im letzte-
ren Falle an seinen Seitenwänden gewöhnlich einige dünne senkrechte
Blätter, welche. in die stärkeren, spiralen Anwachsstreifen verlaufen.
Häufig im Pariser, im Belgischen und Mecklenburger Grobkalke
und im Londonthone Englands; im Kalke von Palermo und noch le-
bend im Mittelmeere.
350 WEICHTINERE.
3. G: Rotella Lam. Rädelschnecke. Rouletie. Piychomphalus
Ag. und Hekcina Lam. bei Sowerby z. Th. (rotella,
statt rolula, Rädchen.)
Die Rädelschnecken sind dem Thiere nach echte Trochi und
unterscheiden sich von ihnen nur durch eine schwielige Verdick-
ung der Spindelbasis, welche den Nabel gänzlich bedeckt. Ihre
Form ist niedergedrückt kugelig, oder kugelig-kreiselförmig; das
Gewinde kurz und niedergedrückt. Sie bewohnen jetzt nur wär-
mere Meere und sind in geringer Zahl auch schon in älteren For-
ua zu finden.
R. (Helix) heliciformis Schloth., Goldf. II. p. 102. tb. 195.
f. 7..— Hiernach Taf. XIV. Fig. 25.
Schaale niedergedrückt-kugelig, sehr fein gestreift, mit 4 fast
drehrunden, schnell zunehmenden Windungen und kreisförmiger Münd-
ung. Der obere Rand der Umgänge ist weit übergreifend.
Im devonischen Grauwackenkalke von Pfaffrath.
R. (Hel.) exzpansa Sow. mit R. (H.) solanoides Sow. M. C.
tb. 273. — Goldf. II. p. 102. tb. 195. f. 8. 9.
Kugelig - kreiselförmig, fast linsenförmig, mit feinen Querlinien
bedeckt. Gewinde niedrig, aber spitz. Die Umgänge sind an ihrem
Umfange scharf-gekielt, über dem Kiele flach concav, unter demsel-
ben auf dem letzten Umgange gewölbt. Die Schwiele ist von einer
Furche umgränzt.
‘Im Lias von Lyme- Regis, Banz, Boll und Frankreich.
R. Archiaciana d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p. 192. tb. 178.
f- 4—6. ),. aus der unteren chloritischen Kreide von Mans (Sarthe).
4. G. Delphinula Lam., d’Orb. Lappenschnecke. Dauphinule
(delphinus, Delphin.)
Das Thier der Delphinula entspricht nach d’Orbigny ganz
dem des Trochus, wefshalb auch Deshayes diese Gattung mit
Trochus vereinigen will. Sein Deckel ist ebenfalls hornig und
spiral.
Die Schaale ist niedergedrückt und genabelt; die runde Münd-
ung hat vereinigte Ränder und einen starken, beim Wachsthum
der Schaale sich öfters erneuernden, bisweilen gefranzten Mund-
wulst.
Nach dieser Bestimmung gehören mehrere der Lamarck’schen
Arten theils zu Turbo, theils zu Euomphalus.
‚Nach .d’Orbigny beginnt diese Gattung zuerst im Lias mit
D. laevigata d’Orb., ist im Neocomien durch D. Dupiana
SCHNECKEN: 351
d’Orb.. (Pal. fr. Terr. er. II.,p. 209. tb. 182. f. ,—4.) 'vertre-
ien, findet sich noch in tertiären ‚Schichten und bewohnt jetzt die
wärmeren Meere. |
+ 5. G. Scoliostoma Braun. (oxoAıöc, verdreht; oTöue,
Mund. )
Schaale kegelförmig. ‚mit ‚stielrunden ‚Umgängen, von welchen
der letzte sich mit der Mündung 'seitwärts nach oben richtet und
den. Nabel bedeckt.. Die Mündung ist ganzrandig, fast. kreisrund
und ‚hat einen ‚wulstförmig, verdickten Rand, wodurch sich diese
Gattung eng an. Delphinula. anschliefst. Einzige Art:
Sc. Dannenberge ‚Braun in L. Br. J. 1838. p. 297. ib. 2. f. B.
Die Schaale erscheint durch feine Längs- und Quersireifen ge-
gittert. |
Aus ‚silurischem Grauwackenkalke von Wissenbach.
+ 6. G. Euomphälus Sow. Weitnabelschnecke. (w...,
grofs; öugpelös, Nabel.)
Straparolus Montf. Helicites Martin; Schloth, Wahlb.
Trochilita. Schloth. Wahlb. Euomphalus und Cirrus Aut.
Maclurites Lesueur, Blainv. Cirus u. Skenea Fleming; Tur-
bo, Omalaxis und Omalaxon Desh. Bifrontia Desh. So-
larium Desh. Blainv. d’Orbigny z. Th. Schitizostoma Bronn;
Centrifugus His. Ampullaria und Globulus Sow., Plew-
rotomarium Fischer; Sperorbis Steininger; Inachus Hisinger
z. Th.; Ecculiomphalus Portlock, Morris. (de Koninck.)
Schaale kreisrund, niedergedrückt-kegelförmig bis scheiben-
förmig, weit: genabelt; Windungen gewölbi oder eckig-niederge-
drückt, mit glatten oder gesireiften, nie gekerbten inneren Rän-
dern; Mündung eckig oder, rundlich; die scharfe Aufsenlippe ist
oberhalb mit einer mehr oder weniger tiefen Bucht versehen.
Die: Euomphalen sind im Grauwackengebirge und im Kohlen-
kalke am häufigsten und sterben in der Kreide gänzlich aus. Hier
werden sie schon theilweise, und im Tertiärgebirge, sowie in der
lebenden Schöpfung, gänzlich durch die eigentlichen Solarien ver-
treten, mit welchen d’Orbigny die Euomphalen vereinigt.
E. catillus Sow. M. C. tb. 45. f. 3. 4. —' Schitzost. cat.
Br. Leth. p. 9. tb. 3. f. 10.— Goldf. IH. p. 87. ib. 191. £. 6. —
de Kon. a. a. ©..p. 427. tb. 24. f. 10. — Taf. XIV. Fig. 22. a. b.
„Scheibenförmig , auf beiden Seiten concav. Die 4 Windungen
nehmen schnell an Dicke zu. Ihre obere und untere Fläche ist flach
352 WEICHTHIERE.
convex und steigt an jeder Seite empor, um einen erhabenen Kiel
zu bilden, so dals die äulsere convexe Fläche zwischen diesen Kie-
len eine beträchtliche Ausdehnung erhält. Die gedrängten Zuwachs-
streifen sind regelmäfsig und laufen ohne Unterbrechung über die Kiele
hinweg. Bisweilen machen sich auch einige schwache Gürtelchen be-
merkbar.‘“ "Goldfuls.
Im Kohlengebirge von Falkenberg in der Grafschaft Glatz, Ra-
tingen, Derbyshire, Buxton, Yorkshire, Vise und Lives.
E. pentangulatus Sow. M. C. tb. 45. f. 1. 2. — Br. Leth.
p. 94. tb. 2. f£ 11. — de Kon. a. a. O. p. 430. tb. 24. f. 9. —
Sch. catillus Fischer, Oryct. du goww. de Moscow, tb. 49. f. 3.4. —
E. quinquangulatus Goldf. IN. p. 87. tb. 191. f. 4. |
Umgänge fast fünfseitig, mit einer vorspringenden scharfen Kante
auf der oberen Seite und einer situmpfkantigen unteren Seite.
Nach Archiac und Verneuil im Kohlenkalke von Ratingen, York-
shire, Northumberland, Dublin, Vise, Tournay, Namur, Sabl&, an der
Dwina, Fedotova und Miatchkova. N
E. Serpula de Kon. a. a. O0. p. 425. tb. 23 Bis. f. 8; tb. 25.
f. 5. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 23. a. 5. — Goldf. IH. p. 86. tb.
191. f. 1. — Serpularia centrifuga Römer, Harzgeb. p. 31. tb. 8. f. 13.
— E. Baeri Eichwald, die Urwelt Rufslands 1. p. 102. tb. 4. f. 10.
Die fast in einer Ebene liegenden, mehr oder weniger weit
von einander abstehenden Windungen sind drehrund bis quer ellip-
tisch, welcher Form auch die Mündung entspricht.
In devonischem Grauwackenkalke von Pfaffrath, Villmar und bei
Grund im Harze; von Herrn Apotheker Beinert im Kohlenkalke von
Ebersdorf in der Grafschaft Glatz aufgefunden und im Kohlengebirge
von Belgien, Irland und in Rulsland.
7. G. Solarium Lam. Cadran. (? solarium, Sonnenuhr.)
Diese der vorigen sehr ähnliche Gattung besitzt, nach de
Koninck, einen gekerbten oder gekörnten Nabelrand, und einem
oder zweien der gekerbten oder gekörnten Nabelwülste entspre-
chen 1—2 kleine Spalten, während die Aufsenlippe der Mündung,
wie es bei Euomphalus der Fall ist, niemals ausgerandet ist.
Die Oberfläche der Solarien ist gewöhnlich mit Körnern, und Kno-
ten verziert.
Das Thier gleicht nach d’Orbigny dem des Trochus.
Die Existenz der Solarien ist von der Kreide an bis in die
jetzige Schöpfung erwiesen.
SCHNECKEN. 353
S. decemcostatum v. Buch, in Karsten’s Archiv 1838. Bd. 11.
p: 816. — Reuls, westl. Böhm. p. 208; Böhm. Kreideverst. p. 48.
tb. 10. f. 12.
„13—4'' breit, 1— 3° hoch, kreisrund, niedrig kegelförmig;
mit 4 runden, gewölbten, durch eine tiefe Naht getrennten Umgängen.
Sie werden von 10, durch sehr feine schräge Längslinien gekörnte,
erhabene Querstreifen bedeckt. Basis mäfsig gewölbt, durch eine
Kante von der oberen Fläche gesondert, sonst mit schwachen, nicht
gekörnten Spiralstreifen geziert. Nabel klein, gezähnt. Mündung schief,
vierseitig-rundlich.‘*
In den Pyropenlagern von Trziblitz und Meronitz; im Pläner-
mergel von Luschitz, Priesen, Wollenitz in Böhmen; und, wenn Turbo |
sulcifer Römer, Kr. p. 81. tb. 12. f. 1. dazu gehört, auch im Kreide-
mergel bei Ilseburg.
S$. plicatum Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 219. tb. 24. f.
16— 18. — Sow. Min. Conch. tb. 524. f. 4—6. — Br. Leth. p.
1039. — Taf. XIV. Fig. 20 (nach Desh.).
Schaale niedergedrückt, mit fast ebenen, durch eine vertiefte
Naht getrennten Umgängen, mit ungleichen Querstreifen bedeckt, welche
durch Längslinien durchkreuzt und gekörnelt werden. Die Basis ist
sewölbt und stölst mit einer Kante an den letzten Umgang an, der
weite ‚Nabel ist mit einer vorstehenden gekerbten Kante umringt.
Häufig im Pariser Grobkalke, im Londonthone von Barton, auch
in der Ukraine.
S. disjunctum Lam. — Taf. XIV. Fig. 21. @«. db. — Nach
Deshayes, Cog. de Par. II. p. 223. ıb. 26. f. 21. 22. (Bifrontia dis-
juncta).
Scheibenförmig , glatt, von .beiden Seiten zusammengedrückt,
oberhalb eben, unterhalb convex und tief genabelt. Nabel mit schar-
fem einfachem Rande _ umgeben. Von den übrigen Umgängen ist
der letzte getrennt. Dieser ist am Rande gekielt und die kleine
Mündung ist schief dreieckig. _
Im Pariser Grobkalke.
8. G. Orbis Lea. (orbis, Kreis.)
Unterscheidet sich nach Bronn von der vorigen Gattung durch
seine viereckige, nicht ausgerandete Mündung und einen ungekerb-
ten Nabelrand.
O0. rotella Lea, Br. Leth. p. 1040. tb. 40. f. 39.
Im Grobkalke' von Alabama und im Tegel-Gebilde von Arapatak
in Siebenbürgen.
Geinitz, Versteinerungskunde, 23
354 | WEICHTINERE.
\ 9. Fam Hoaliotidae d’Orb.
Das Thier der Haliotiden, welches oft so grofs ist, dafs es
sich nicht in sein Gehäuse zurückziehen kann,, hat einen breiten
eiförmigen Fuls, einen sehr deutlichen Kopf, welcher vorn an der
äufseren Seite der kegelförmigen Fühler gestielte Augen trägt. Ein
Deckel fehlt oder ist nur angedeutet. Die Kiemen bilden regel-
mäfsige, fast gleiche Kämme. Der Mantel ist entweder ausge-
zackt oder dem Spalte oder den Löchern der Schaale gegenüber
durchbohrt, so dafs das Thier durch diese Oeffnung hindurch be-
quem athmen kann,
Schaale kreiselförmig oder ohrförmig gewunden, allermeist
perlmutterartig und oft an der Mündung mit. Löchern oder mit:ei-
nem Spalte oder einem tiefen Sinus versehen.
1. G. Stomatia (Stomatia und Stomatella) Lam. (oroua,
Mund.)
Schaale länglich, eiförmig, ohrförmig, undurchbohrt; ihr Ge-
winde besteht aus wenigen sehr niedergedrückten Umgängen. Die
ganzrandige Mündung ist sehr breit gezogen und hat eine scharfe
Aufsenlippe. Das Thier nähert sich durch seine inneren Anhäng-
sel im Grunde der Fühler sehr dem des Turbo, unterscheidet sich
aber von ihm schon durch den Mangel der Fäden am Fufse.
Jetzt bewohnen die Stomatien warme Meere, und d’Orbigny
lehrte in der
St. aspera d’Orb. (Pal. fr. Terr. er. II. p: 337. tb. 188. f.
-7)3 aus der unteren chloritischen Kreide bei Cognac, die erste
fossile Art dieser Gattung kennen.
t 2. G. Pleurotomaria Defrance Spaltschnecke. Scissu-
rella d’Orb. Cirrus, Euomphalus, Schizostoma Aut.
z. Th. (rAevoöv, Rippe; rouagıov, kleiner Schnitt.)
Schaale kegel- bis niedergedrückt-kreiselförmig, mehr oder
weniger deutlich genabelt. Mündung verschieden; Spindel einfach;
Aulsenlippe scharf, mit einem längeren oder kürzeren Spalte ver- :
sehen, welchem die Zuwachsstreifung der Schaale entspricht.
Schon die ältesten Meeresbildungen, namentlich die devoni-
sche Grauwacke und der Kohlenkalk, umhüllen zahlreiche Pleuro-
‚tomarien; im Oolithen- und Kreidegebirge sind sie sehr häufig,
mit den älteren tertiären Gebilden aber verlassen sie für immer
den Schauplatz der thierischen Schöpfungen.
SCHNECKEN. 335
Pl. (Helicites) delphinuloides Schloth. — Heliz_ cirrifor-
mis Sow. M. C. tb. 175. f. 4—6. — Schiz. Delph. Goldf. IM. p.
78 tb. 188. ££ &. — Hiernach Taf. XIV. Fig. 24. — ?de Kon. a.
a. 0. p. 377. tb. 36. f. 4& — Piychomphalus cirr. Ag.
. Schaale kreiselförmig, mit 6—7 drehrunden oder etwas nieder-
gedrückten Windungen und zahlreichen feinen Zuwachsstreifen. Zwei
schmale Querkiele begränzen an der Peripherie der Umgänge ein brei-
tes flaches Band, auf welchem durch einen rückwärts laufenden Si-
nus der Zuwachsstreifen der Spalt oder vielmehr die tiefe Bucht der
Aufsenlippe bezeichnet wird. Unter demselben erhebt sich nicht: sel-
ten auf der letzten Mündung noch ein dritter Kiel.
In devonischer Grauwacke von Pfaffraih, im Kohlenkalke von
Ratingen, Tournay nnd Derbyshire.
Pl. neocomiensis d’Orb. Pal. fr. Terr. er. p. 240. tb. 188.
f. 8—12. — Cirrus depressus Sow., Gein. Char. p. 47. tb. 14 f.
8... Taf. XV. Fig. 5. 6. |
Schaale kreiselförmig, bald mit höherem Gewinde, bald nieder-
gedrückt, im Umfange der gewölbten Basis stumpfkantig, überall durch
scharf hervortretende concentrische und Zuwachs-Linien netzförmig ge-
körnelt. Die Windungen sind stark gewölbt, durch eine tiefe Naht
von einander getrennt und zeigen oberhalb ihrer Mitte die schmale
Spaltdecke. Mündung quer-eiförmig; Nabel tief und weit. Die Stein-
kerne sind mehr oder weniger glatt. |
"Im Neocomien des Pariser und mittelländischen Beckens; im un-
teren Pläner von Plauen bei Dresden und im Tunnel bei Oberau.
Pl. depressa Mant. und Pl, perspectiva Mant. z. Th. (Geol.
of Suss. tb. 18. — Cirrus persp. und C. depressus Sow. M. C. tb.
438.) würde ich wegen der Convexität ihrer Windungen, der tiefen
Naht und der quer-eiförmigen Mündung am liebsten mit Pl. neocomien-
sis vereinigen, wenn nicht die Exemplare aus dem Plänerkalke von
Strehlen und aus der Kreide von England immer fast glait wären
und, aufser feinen Querstreifen, fast nur an der Basis schwache Längs-
streifen zeigten. Sie werden gewöhnlich zu der folgenden Art ge-
zogen. | |
Pl. (Trochus) linearis Mant. G. S. p. 110. tb. 18. f. 17.
— Pl. perspectiva Mant. z. Th. — Pi. distincta Duj., Röm. Kr. p.
82. — Gein. Char. p. 46. tb. 13. f. 8; tb. 15. £. 1& 19. — Goldf.
IM. p. 75. tb. 187. f£ 1. — Hiernach Taf. XV. Fig. 1.— Pl. persp.
d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 255. tb. 19%.
Bei einer kreiselförmigen Gestalt besteht diese Art aus 5—6
in der Mitte, am unteren und am Nabel-Rande gekanteten Umgängen,
25 *
356 WEICHTINERRE.
welche mit dichten Querlinien' (etwa 20) bedeckt sind, die durch al-
lermeist feine :Zuwachslinien gekörnelt werden. : Die Schaale dacht
sich von dem mittleren Kiele nach dem unteren, sowie. auch nach
der Naht hin, ziemlich eben ab. Die Basis -ist flach gewölbt; die
Mündung fast fünfseitig; der Nabel tief und enger als bei ‘der vori-
sen. Art. Die schmale Spaltdecke liegt auf dem mittleren Kiele der
Windungen.
Diese Art variirt in ihrer Höhe, durch geringere Schärfe des
unteren Randes und des mittleren Kieles (in welchem Falle sie der
Pl. neocomiensis ähnelt), gröfsere oder geringere Zahl ihrer Querlinien
und deutlicheres Hervortireten der Zuwachssireifen. Ich glaube nicht,
dafs Pl. velata und Pl. disticha Goldf., Pl. granulifera und Pl. plana
Mün. (Goldf. IH. p. 76. ib. 187. f. 2. 5. 3. 4.), sowie’ Pl. Mailleana
d’Orb. und Pl. formosa Leymerie (d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 253.
259. tb. 195. 199. f. 1.2.) von- Pl. linearis getrennt werden können.
Im Plänerkalke von Sachsen, Böhmen und Schlesien (Oppeln )
und im Chalkmarl von England; in chloritischer Kreide von Haldem,
Coesfeld, Lemförde und an vielen Orten in Frankreich.
Pl. seriato- granulata Goldf. IN. p. 75. tb. 186. f. 10. —
Pl. secans d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 2361. ib. 200. f. 1—4. —
Reuls, böhm. Kr. p: 47. tb. 10. f. 8 — Taf. XV. Fig. 2 ‘(von unten).
Sie unterscheidet sich von Pl. linearis durch viel dickere und
entferntere Querstreifen und Zuwachsstreifen, welche letzteren auf der
Basis fehlen, und durch einen weiteren Nabel.
Im unteren. Quader von Böhmen (Postelberg, Laun u. a. ©.);
in der chloritischen: Kreide von Cognac.
Pl. gigantea Sow. bei Fitton,, observ. etc. 1b. 14. 10
Röm. Kr. p. 82. — Gein. Nachtrag zur Char. p. 10. tb. 5. f. 5. —
Goldf. IH. p. 77. tb. 187. fi 6. — Taf. XV. Fig. 3. 4. a. b.
Schaale conisch-kreiselförmig, mit etwa 6, im Durchschnitte fast
dreiseiligen Umgängen, die an ihrer Basis gekielt sind. Die schmale
Spaltdecke liegt über der Mitte der Windungen, und die letzieren
steigen oberhalb des Spaltes sanft geneigt nach der wenig vertieften
Naht empor, und fallen unterhalb desselben eben oder schwach con-
cav nach dem Kiele herab. Die ganze Oberfläche ist unregelmäfsig,
aber dicht quer-linirt, und sämmtliche Linien werden ‘durch feinere oder
gröbere Zuwachslinien feiner oder gröber gekörnelt. Der Nabel ist
tief; \ aber ziemlich eng. - Steinkerne haben in der Mitte der Wind-
ungen eine breite Rinne, welche unmittelbar. in der Spaltgegend am
tiefsten ist und ‘sich nach unten allmählich verflachf.
Im Hilsthon des Elligser Brinkes; im unteren Grünsand von Eng-
SCHNECKEN. 357
land; im unteren. Pläner von Plädch) bei Dresden, und in den diesem
entsprechenden Conglomealischichten von Janegg bei Teplitz; in der
Umgegend von Aachen. dÜÖrbigny beschreibt einige Arten aus dem
Neocomien, Pl. Robinaldi (Pal. fr. Terr. er. II. p. 243. tb. 190. f. 5—8.),
Pl. Lahayesi u. Pl. simplee (Pal. fr. Terr. cr. II: p. 351. tb. 193;
p. 252. tb. 194.) aus der chloritischen Kreide ' Frankreichs, welche
der Pl. gögantea identisch zu-sein scheinen.
Pl. (Trochus) sublaevis Gein. Char. p. 73. — Reufs, westl.
Böhm. p. 209; Böhm.. Kreidev. p. 47. tb. 10. f. 9; tb. 1%. £. 10. —
Taf. XIV. Fig. 19.
Diese kleine Art ist häufig im Plänermergel und in den Grana-
-tenlagern von Böhmen.
+3. G. Catantostoma Sandberger. (zuravıng, bergab;
otöua, Mund.)
Die Schaale dieser Gattung hat die. Form und den verwach-
senen Spalt der Pleurotomarien, unterscheidet sich aber von ih-
nen durch die Beschaffenheit des letzten Umganges, der sich in
seinem letzten Drittheile mit einer plötzlichen Wendung herabbiegt,
und, indem er seine Aufsenlippe einrollt und dadurch verdickt,
eine lang ovale, schief auf der Achse liegende Mündung bildet.
(Goldfuls.)
Die einzige Art ist; .
€. clathratum Sandb. in L. Br. J. 1842. p. 392. tb. 10: f£.
7. — Hiernach Taf. XV. Fig. 7. — Goldf. III. p. 78. tb. 188. f. 2.
Aus devonischem Kalkmergel von Villmar.
+4..@. Murchisonia Archiac und Verneuil. Melaniu, Turri-
tella, Cerithium, Schisostoma, Pleurotoma, Pleuroto-
| maria Aut.
Schaale ihurmförmig, meist eckig oder knotig; Mündung läng-
lich, oval oder, ähnlich dem Cerithium, an der Basis mit einem
abgestumpften kurzen Canale versehen; Aufsenlippe mit einem ähn-
lichen Spalte wie Pleurofomaria. Die Murchisonien sind, nach de
Koninck, thurmförmige Pleurotomarien und nähern sich durch ihre
allgemeine Form den Turritellen und Cerithien, mit denen sie so
häufig auch verwechselt worden sind.
: Nur einige Arten dieser Gattung kommen in silurischer Grau-
wacke vor, die übrigen gehören alle der devonischen und dem |
Kohlenkalke an.
358 WEICHTHIERE.
M. subsulcata de Kon. a. a. O. p. 416. tb. 38. L 4 —
Hiernach Taf. XIV. Fig. 5.
Aus -dem Kohlenkalke von Vise. j
M. (Rostellaria) angulata Phill., de Kon. a. a ©. p. 412.
ib. 38. f. 8; tb. 40. fi 8.
Thurmförmig, mit etwa 8, in der Mitte gekielten Umgängen,
auf deren Oberfläche sich bisweilen noch 2—6 kleine Querkiele zei-
gen, welche in gleicher Enifernung von einander liegen. Mündung
fast dreieckig.
In devonischer Grauwacke von Brushford und Petherwin in Eng-
land und Pfaffraih; im Kohlenkalliie von Bolland und Vise.
M. Verneuiliana de Kon. a. a. O. p. 414. tb. 38. L. 5. —
M. angulata Arch. u. Vern. — Goldf. IH. p. 25. tb. 172. f. 5.
Sie unterscheidet sich von der vorigen durch einen doppelten
Kiel in der Mitte, und ist übrigens glait.
Im devonischen Eifelkalke und im Kohlenkalke von Vise.
M. Hercynica Röm. Harzgeb. p. 29. tb. &. f. 4.
Sie hat den doppelten Kiel der vorigen und aulserdem die schwäche-
ren Kiele von M. angulata, die aber hier nicht in regelmäfsiger Ent-
fernung stehen.
+53. 6. Porcellia Leveille. (Nautlus und Bellerophon Aut.)
Schaale scheibenförmig, sehr niedergedrückt, fast symme-
trisch (ammonitenartig), weit genabelt, mit einander berührenden
Umgängen, einer ovalen oder fast fünfseitigen Mündung, und ei-
ner scharfen, in der Mitte gespaltenen Aufsenlippe.
Die Lage’ des engen Spaltes in der Mitte des Rückens der
fast symmetrischen Schaale unterscheidet diese Gattung von den
‘ Pleurotomarien. Dieser Spalt ist, wie bei diesen, nur vorn offen,
übrigens aber bedeckt. |
Wohl mit grofsem Rechte daher stellt de Koninck (a. a.
0. p. 358.) diese Gattung, sowie auch die ihr ganz ähnliche,
doch enger genabelte und ganz symmetrische Gattung Bellero-
phon (s. p. 25%.) in die Familie der Haliotiden.
Die Porcellien kommen nur in devonischer Grauwacke und
in der Kohlenformation vor, und de Koninck beschreibt 3 Arten
derselben aus diesen Schichten, welchen‘ Münster (Beitr. 5. p. 61.)
noch eine vierte aus dem Eifelkalke hinzufügte.
+ 6. @. Ditremaria (früher Rimulus) d’Orb. (dıa, durch;
ronua, Loch.)
Schaale kreiselförmig, trichterförmig genabelt, mit einer breit
SCHNECKEN. 359
ausgerandeten Mündung, von welcher sich ein schmaler Theil bis
in die Spitze des Nabels emporzieht. Die -Schaale wird von ei-
ner ovalen Athmungsöffnung durchbrochen, welche in einiger Ent-
fernung von der Aulsenlippe ist.
Alle Arten kommen im Lias und in der an era
var. (d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 277.)
+ 7. G. Cirrus Sow. d’Orb. (cirrus, Haarlocke, Ranke.)
Schaale kegel- bis niedergedrücki-kreiselförmig, mit runden
Umgängen und ganzrandiger runder Mündung, und langen, äufser-
lich theils offenen, theils verschlossenen Athmungsröhren versehen,
welche auf dem leizien Umgange vertheilt liegen.
C. Leachii Sow. (M. C. tb. 219.), aus dem unteren Oolith
von Dundry, ist der Typus für diese Gatiung.
C. armatus de Kon. (a. a. O. p. 443. tb. 24. f. 13.) kommt
im Kohlenkalke von Vise vor. y
8. G. Haliotis L. Seeohr. (Atos, vom Meere;
r 3
ovg, Ohr.)
Schaale flach ohrförmig, mit einer sehr weiten Mündung und
einer Reihe von Athmungslöchern, welche sich nach dem kurzen
Gewinde hin an einander reihen und von denen nur die vorderen
offen sind.
Diese Schnecken heften sich auf Felsen wie die Patellen an;
“ fossilen Arten begegnet man nur im Tertiärgebirge.
Haliotis volhynica Eichw. (Pusch Pol. Pal. p. 184) kommt
im Muschelsande von Polen vor.
20. Fam. Janthinidae d’Orb.
Janthina, die einzige Gattung in dieser Familie, ist noch
‚nicht fossil gekannt.
21. Fam. Cypreadae d’Orb,
Ihr grofses Thier kann sich in die Schaale zurückziehen und
besitzi einen Mantel, dessen beide Lappen die Schaale umhüllen
und die diese bildenden Kalkschichten abscheiden können.
Die Schaale vergröfsert sich nur bis in ein gewisses Alter,
begränzt dann ihren Umrifs und verdickt sich nur. noch durch
äufserliche Wiülste.
Alle Gattungen dieser Familie zeigen sich zum ersten Male
in den Tertiärgebilden und: sind ‚den jetzigen Meeren nicht fremd.
360 WEICHTHIERE.
1. 6. Ovula Lister. (ovulum, Eichen.)
Diese Gattung, von welcher nur wenige fossile Arten in
den Tertiärgebilden um Paris bekannt sind, unterscheidet sich von
Cypraea durch den Mangel der Kerbzähne am inneren Rande der
Mündung.
O0. tuberculos@ Duclos, Desh. Cog. de Par. II. p. 717. tb. 96.
f. 16; ı..97. f. 17.
Eine grofse eiförmige, in der Mitte aufgeblasene glatte Schaale
mit 2 hohen stumpfen Höckern auf der Wölbung des Rückens.
Bis 5” lang, zu Retheuil und Guise-Lamothe.
2. @. Cypraea Lam. Porcellanschnecke. Porcellaine.
' Cypraea und Erato Risso. (Könoıs, Venus.)
Die eiförmige oder länglich-eiförmige Schaale ist an beiden
Rändern eingerollt und ihre lange, schmale Mündung, welche die
Schaale noch überragt, ist an beiden Seiten gekerbt und an den
Enden ausgerandet. Gewinde kaum sichtbar.
Nach Bronn beginnt diese Gattung schon in der Kreide,
mehrere Arten sind tertiär,. viele gehören den wärmeren Mee-
ren an. |
C. inflata Lam. — Taf. XIU. Fig. 5. a. db. Nach Desh. Cog.
de Par. II. p. 724. tb. 97. f. 7. 8.
Eiförmig, in der Mitte stark aufgeblasen, glatt, mit gekrümm-
ter, ziemlich breiter und schwach ausgerandeter Mündung; die Spindel
mit stumpfen Kerbzähnen, die Lippe innerlich regelmäfsig gekerbt,
äulserlich aber mit. einer schwachen Kante versehen.
Es ist die gewöhnlichste Art dieser Gattung im Pariser Grob-
kalke.
3. G. Marginella Lam. Rändel-Schnecke. Porcellana
Adanson. (margo, Rand.)
Schaale verlängert eiförmig, glatt, mit kurzem Gewinde. Die
Aufsenlippe der unten ausgerandeten Mündung ist äufserlich wulst-
förmig verdickt, die Spindel gefaltet, die Falten fast gleich. Die
fossilen Arten sind tertiär.
M. eburnea Lam. -— Taf. XI. Fig. 7. Nach Desh. Cog. de
Par. p. 709. tb. 9%. f. 14— 16. 20—22.
Die kleine verlängerte Schaale hat ein spilzes Gewinde, wel-
ches fast der Länge des letzten Umganges gleicht. Windungen schwach
gewölbt; Mündung eng; Spindel vierfaltig. |
SCHNECKEN. 361
Im Pariser Grobkalke; in mitteltertiären Schichten zu Ronca und
Sangonini, und bei Koryinice und Krzeminiec.
12. Fam. Olividae d’Orb.
Diese Familie, welche ihr grolser Fuls und ihr kurzer Man-
tel von der vorigen unterscheidet, hat noch einen sehr eigen-
thümlichen Charakter in einer Wasser zuführenden Oeffnung am unte-
ren Theile des Fufses. Der letztere hüllt öfters die ganze Schaale ein.
Der kleine Kopf verbirgt sich bisweilen in den Falten des Mantels.
Die Schaalen dieser Thiere, welche fast immer von den Lap-
pen des Fufses bedeckt werden, sind glatt und glänzend, mei-
stens dick und länglich, haben eine ganzrandige Lippe, eine
verdickte und häufig gefaltete Spindel, bisweilen auch einen
Deckel.
Die Vertheilung dieser Arten ist wie in der vorigen Familie.
1. G. Oliva Lam. Olivenschnecke.
Schaale fast cylindrisch, glatt, mit kurzem Gewinde, dessen
Nähte rinnenartig vertieft sind. Mündung länglich, an der Basis
ausgerandet. Ueber dieser Ausrandung läuft eine bandförmige Ver-
dickung mit einigen vertieften Linien spiralförmig nach der Spin-
del herab. * Die letztere ist schief gestreift oder gefaltet. Aufser
den zahlreichen noch im Meere lebenden Arten sind mehrere tertiär.
0. mitreola Lam. — Taf. XIIL- Fig. 2. a. db. Nach Desh.
-Coqg. de Par. II. p. 742. tb. 96. f. 21. 2.
Schaale länglich zugespitzt, schmal, mit verlängertem und spitzem
. Gewinde, dessen Umgänge eben und insgesammt etwas kürzer als die
letzte Windung sind. Die Spindel ist an der Basis dünn gestreift.
Sehr häufig in der Umgegend von Paris; nach Pusch in Vol-
hynien. }
2. G. Ancillaria Lam. Ancillaire. Ancilla Lam. Anaulax
Roissy. (2 ancılis, auf beiden Seiten eingeschnitten.)
Diese Gattung hat die Charaktere der vorigen, nur sind die
Nähte nicht rinnenartig vertieft, sondern die ganze obere Hälfte
der Schaale, sowie der bandartige Theil an der Basis hat das
Ansehen, als ob er mit einer Firnifsschicht überzogen sei.
Die fossilen Arten sind tertiär.
A. glandiformis Lam. — Taf. XIU. Fig. 3. a. b., — Br.
Leth. p. 1111. tb. 42. f. 11.— A. coniformis Pusch,. Pal. Pol. tb. 11.
362 WEICHTIHERE.
f. 1. — Anolaz inflata Borson, Brongn. Calc. trapp. *) tb. 4. f. 12.
Eiförmig, bauchig, am oberen Ende der ziemlich ‘breiten Münd-
ung am breitesten, mit einem kurzen, stümpfwinkeligen Gewinde, des-
sen Nähte durch die überdeckende Schicht, welche sich bis fast zur
Mitte der Mündung heraufzieht, gänzlich verschwunden sind. An der
Basis der Spindel liegen 2 tiefe Furchen. Bis 1” lang.
Leitend für die Tegelformation um Wien (Pözzleinsdorf, Baden,
Enzesfeld), nach Philippi bei Freden und Cassel; im sandigen Kalke
von Polen (Korytnice!), Podolien, Frankreich (Bordeaux), Turin
TR
3. G. Terebellum Lam. Schräubelschnecke. Tarriere.
Terebellum und Seraphs Montfort.
Die fast cylindrische Schaale ist noch mehr eingerollt, als
bei den vorigen Gattungen, so dafs die schmale, sich nach un-
ten erweiternde Mündung beinahe der ganzen Länge der Schaale
gleichkommen würde, wenn der äufsere scharfe Rand das untere
Ende erreichte. Die Spindel ist glatt.
T. fusiforme Lam. — Taf. XIM. Fig. 4. Nach Desh. €og.
de Par. II. p. 738. tb. 95. f. 30. 31.
Das stumpfe Gewinde tritt ein wenig hervor und die schmale
Mündung endet oben in einem engen Spalt.
Im Pariser Grobkalke und Londonthone Englands, .
313. Fam. Strombidae d’Orb.
Mantel mittelgrofs. Fufs verlängert und zweitheilig; der vor-
dere dieser Theile gleicht einem Pferdefuls, während der hintere
verlängert ist und einen hornigen, messerartigen Deckel trägt.
Kopf verlängert, dreitheilig, der mittlere Theil rüsselartig, die
seitlichen Theile mit den voluminösen Augen endend, an deren
Seiten kurze Fühler sitzen.
Schaale mehr oder weniger verlängert, kegel-, thurm- oder
spindelförmig, in einem gewissen Alter an ihrer Mündung sich
verdickend oder sich in einen verschieden gestalteten Flügel ausbrei-
tend und an der Basis in ‚einen Canal verlängert, neben welchem
eine mehr oder weniger deutliche Bucht ist.
Die Arten ‚kommen vom Oolithengebirge an in allen Meeres-
formationen vor und sind in den jetzigen Meeren ziemlich häufig.
*) Al. Brongniart, memoire sur les terrains de sediment superieurs cal-
careo-trappeens du Vicentin. Paris, 1823.
SCHNECKEN. 363
1. G. Rostellaria Lam. Schnabelschnecke. Rostellaria und
Chenopus Philippi. Rostellum und Hippocrenes , Hypocrene
Montfort. (rostellum, Schnäbelchen.)
Schaale spindelförmig oder thurmförmig, unten in einem mei-
stens geraden, spitz-schnabelförmigen Canale endend. Der äufsere
Mundrand ist ganz oder mehrtheilig, und breitet sich zu einem,
gewöhnlich rückwärts (nach oben) gekrümmten Flügel aus. Ein
flacher Ausschnitt an der Basis des Flügels verläuft in den Canal,
und bisweilen ist aufserdem noch ein zweiter Ausschnitt daneben
vorhanden.
Die fossilen Arten- beginnen im Lias”*), werden in der
Kreideformation und den Tertiär - Gebilden häufiger, und gehören
zu den gewöhnlicheren Bewohnern der jetzigen Meere.
R. Burmeisteri Gein. Taf. XIII. Fig. 16. — R. Parkinsoni
‚ Mant., Gein. Char. p. 44. 70. tb. 15. f. 2; tb. 18. f. 3. — Reuls,
böhm. Kreidev. p. 46. tb. 9. f. 7.
Schaale thurmförmig, mit 6 — 8 gewölbten und längsgerippten Um-
gängen, von denen der letzte in einen sehr langen und dünnen ge-
raden Canal und in einen sich weit ausbreitenden, etwas sichelför-
mig-gebogenen Flügel verläuft. Dieser ist ohngefähr im oberen Drit-
theile gekielt, und steht rechtwinkelig gegen den Canal so wie ge-
sen einen pfriemenförmigen Fortsatz, der sich bis zur Spitze des Ge-
windes, welches er nicht berührt, emporhebt. Ueber die Rippen und
Zwischenräume laufen Querlinien hinweg und der Kiel wird durch Längs-
rippen knotig.
Gemein im unteren Quader von Tyssa an der sächsisch - böhm-
ischen Gränze, im Plänermergel von Böhmen und Sachsen, in dem
Fyropen führenden Conglomerate und Pyropensande von Meronitz und
Trziblitz; seltener im Plänerkalke von Sachsen und Böhmen.
Wenn der pfriemenförmige Fortsatz abgebrochen ist, so hat diese
Art alle Charaktere der
R. Parkinsonii Mani. (G. S. tb. 18. f. 1. 2. 4. 5. 6. 10. —
Parkinson, Org. Rem. III. tb. 5. f. 11. — Sow. Min. Conch. tb. 349.
f. 5. 6; tb. 558. f. 5. 6. — dOrb. Pal. fr. Terr. cr. II. ıb. 208.
f. 1. 2.), von der R. Burmeisteri vielleicht die vollkommenen Exem-
plare umfalst.
R. Parkinsonii gehört in England dem Kreidemergel und, vor-
züglich dem Grünsande von Felmersham und Blackdown an, welcher
die meisten Versteinerungen mit dem Quader von Tyssa gemein hat,
*) Goldfufs beschreibt 5 Arten aus dem Lias und 2 aus den Oolithen,
364 WEICHTHIERE.
in Frankreich aber dem Galt. Da Sowerby mit R. Parkins. aus dem
Grünsande noch eine nahe verwandte Art aus dem Londonthone ver-
eint, so nennt Agassiz *) die erstere (R. Park. auf Sowerby’s tb.
558.): R. Sowerby. |
Die von Fitton ””) aus dem Grünsande von Blackdown abgebil-
dete R. Parkinson weicht von dieser Art sehr ab, und ich nannte
sie R. Reussiö ==), da sie Reufs aus dem unteren Quader und dem
Plänermergel von Böhmen kennen lehrte und später ”””") beschrieb.
R. calcarata Sow. Min. Conch. tb. 349. _f.. 6. 7..— .:R. 'ste-
noptera Goldf. P. II. p. 18. tb. 170. f. 6. — Gein. Char. p. 70.
ih. 18. £ 2, — d.örh. „Pal, fr. Terror. Il. m. 285.46. 207. f. 3,
4. — Reuls, böhm. Kr. p. 45. tb. 9. f. 5. |
Sie gleicht einer R. Parkinsonii, mit schmalem Flügel, welchem
der aufrechte pfriemenartige Fortsatz fehlt.
Im Plänermergel von Böhmen, im Galt und dem unteren Grün-
sande von Frankreich und England.
R. (Chenopus) Buchii Mün. Beitr. 1. p. 107. ib. 12. f. 1.
— Goldf. Petr. IH. p. 17. ib. 170. f. 4. — Reufls, böhm. Kr. p. 45.
Gestalt ziemlich ähnlich der vorigen Art, jedoch ohne Längs-
rippen, statt derselben überall quergestreif. Ein scharfer Kiel der
letzten Windung verläuft bis zur Spitze des langen schmalen Flügels
und ein mit ihm rechtwinkeliger pfriemenförmiger Forisatz überragt
das Gewinde.
Im unteren: Quader von Tyssa und Laun, in grünlicher Kreide
bei Haldem und häufig im Plänerkalke von- Strehlen.
R. papilionacea Goldf. P. IH. p. 18. tb. 170. £.6. — Gein.
Char. p. 71. u. Kieslingsw. tb. 1. £. 11.
Schaale längsgerippt, mit kurzem, aber hohem, unten und oben
etwas verlängertem Flügel.
Im unteren Quader von Tyssa, im Grünsande von Kieslingswalda
im Glatzischen und von Aachen, im Plänermergel von Luschitz und
Plänerkalke von Strehlen. 3
R. anserina Nilfson, Petr. Suec. ib. 3. f. 6. — R. vespertilio
Goldf. IIL tb. 170. f. 5. — Gein. Kieslingswalda p. 9.
Thurmförmig, mit 6—8 convexen, längsgerippten und theilweise
*) Sowerby’s Mineral-Conchologie. 1842. p. 381.
**) Observations on some of the strata betw. the Chalk etc. ib. 18.
f. 24.
***) ‚Char. p. 70. tb. 18. f. 24.
++**) Böhm. Kr. p. 45. tb. 9. f. 9.
SCHNECKEN. 365
quer-linirten Windungen. Die Rippen des leizten Umgangs werden von
mehreren stärkeren und schwächeren Querleisten durchbrochen, die zu
-dem 4—7zähnigen Bande des Flügels laufen, und schwellen dadurch
zu Knötchen an. Der Canal ist kurz.
Im Grünsande von Kieslingswalda und Haldem, bei Kreibitz in
Böhmen und bei Köpinge in Schweden.
R. pes pelecani Lam. — Br. Leth. p. 1088. tb. 41. f. 30.
— P. pes carbonis Al. Brongn. Calc. tr. tb. 4. f. 2.
Schaale thurmförmig, in der Mitte mit knotigem Kiele. Aufser
dem gröfseren befinden sich auf dem letzten Umgange noch 2 andere
Kiele, von denen der obere wenig schwächer als der Hauptkiel ist.
Jeder Kiel verläuft in einen Vorsprung des grolsen dreilappigen Flü-
gels, von denen der obere erst an seinem oberen Ende das Gewinde
verläfst. Der fast blattförmige Canal ist etwas vorwärts gebogen.
Vorkommen: fast:in allen Schichten der Tertiärformation, na-
mentlich auch im Tegel von Gainfahrn bei Wien, und lebend im Mit-
telmeere. Nicht bei Paris. _
R. fissurella Lam. — Hippocrenes f. Phil. — Desh. II. p.
622. ib. 83. f. 2. 3. 4; tb. 84. f. 5. 6. — Br. Leth. p. 1086.
Thurmförmig , mit vielen scharfen Längsrippen bedeckt. Ihre
schmale Aufsenlippe läuft als schmaler, gespaltener Kiel bis fast zur
Spitze des Gewindes empor. Schnabel kurz und spitz.
Häufig im Grobkalke von Paris und im Londonthone Englands.
2. G. Strombus L. Strombus und Pierocera Lam. Flügel-
schnecke und Flügelhornschnecke. (oreüupßog, ein
gewundener Körper.)
Schaale oval bis oval - kegelförmig, bauchig, allermeist mit
niedrigem Gewinde, und einer flügelartig ausgebreiteten Aufsen-
lippe, welche bei Sirombus einfach oder gezähnelt, bei Pierocera
aber gezackt ist und bisweilen in lange Stacheln verläuft. Die
erstere dieser beiden Untergatiungen hat einen kürzeren und brei-
teren, die leiztere einen etwas längeren, oft rückwärts gekrümm-
ien Canal, neben welchem sich an der Basis des Flügels ein mehr
oder ‘weniger tiefer Ausschnitt befindet. Da das Thier des Strom-
bus identisch mit dem der Pierocera ist”), so können beide Gatt-
ungen nicht von einander getrennt werden.
Die ältesten Strombiten sind die aus dem oberen Jura und
*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. er. II. p. 313.
366 WEICHTHIERE.
den unteren Schichten der Kreideformation, von welchen d’Orbigny
mehrere kennen lehrie.
S. oceani Al. Brongn. — Strombites denticulatus Schloth. —
Pteroceras Oceani Römer, Oolithengebirge ib. 11. f. 17. — Br. Leth.
p. 401. tb. 21. f£ 7. — v. Buch, Jura p. 83. — Goldf. Peir. 11.
p- 15. tb. 69. f. 4.
Von dieser bauchig-eiförmigen Art werden gewöhnlich nur die
Steinkerne gefunden. Sie bestehen aus 5—6 Umgängen, deren leiz-
ter sich in der Mitte zu einem stumpfen Kiele erhebt und auch noch
Spuren von anderen Kielen erblicken lälst. An vollständigen Schaa-
len erkennt man, dafs der Flügel in 10 Zacken ausläuft.
| In den obersten Schichten des weilsen Jura am Langenberge bei
Ocker im Harze und bei Hildesheim, bei Kelheim an der Donau, bei
Ingolstadt, in der Schweiz bei Porreniruy, Solothurn und Basel,. in
Frankreich bei Hävre und Montbeliard.
S. ornatus Desh. l.c.p. 628. tb.85.£.3—5. Hiernach Taf. XII. £. 15.
Verlängert eiförmig, in der Mitte etwas bauchig, mit kegel-
förmigem, spitzem Gewinde, Längsrippchen und Querstreifen. Der
letzte Umgang ist etwas länger als das Gewinde. Mündung schmal
mit verdickter, gezähnelter, äufserlich gefurchter Aufsenlippe.
Im Grobkalke des Pariser Beckens. \
S. Bonelli Al. Brongn. Calc. trapp. p. 74. tb. 6. f. 6. —
Br. Leih. p. 1085.
Ueber 2” grofs, eiförmig-spindelförmig, mit kegelförmigem Ge-
winde. Die gewölbten Umgänge, besonders der Rücken des letzten,
sind mit dicken Knoten besetzt; der Canal ist kurz, zurückgekrümmt,
und die äufsere Lippe am Rande sehr dick, oben fast ungelappt, aber
mit breiter Rinne.
Nach Bronn eine der bezeichnendsten Arten des Tegel-Gebildes
zu Bordeaux, Turin und Wien (Gainfahrn!).
+ 3. G. Pterodonta d’Orb. (rzreoov, Flügel; ödovs, Zahn.)
Schaale länglich-oval und bauchig, mit kegelförmigem Ge-
winde. Die ovale Mündung verläuft in einen kurzen schiefen Ca-
nal oder ist an der Basis einfach ausgerandet. Der äufsere Mund-
saum breitet sich aus und biegt sich öfters nach oben, wie bei
Sitrombus, hat aber weder einen Sinus, noch eine Ausrandung,
und immer bemerkt man in seiner Nähe einen länglichen Wulst.
Die Oberfläche der Schaale ist glatt.
d’Orbigny fand Arten dieser Gattung bisher nur in chloriti-
scher Kreide von Frankreich.
ee
SCHNECKEN. 367
Conus L. Kegelschnecke. (xwvos, Kegel.)
Die Kegelschnecken, ‘welche nach d’Orbigny eine eigenthüm-
liche Familie bilden, haben einen verlängerten, nicht ausdehnba-
ren Fuls, einen mittelgrofsen Kopf mit 2 kurzen Fühlern, welche
im vorderen Driitheile ihrer Länge die Augen tragen. Ihre Ath-
mungsröhre ist lang und ausdehnbar; Deckel schmal und sehr lang.
Die Schaale ist länglich, eingerollt, und hat ein kreisel-
oder kegelförmiges Gewinde; die Mündung ist lang, schmal, zahn-
los, und an der Basis schwach ausgerandet.
Schon im Oolithengebirge und Kreidegebirge erscheinen ei-
nige Arten, die aber in dem Tertiärgebirge und in den jetzigen
Meeren sich bedeutend vervielfachen.
C. cylindraceus Gein. Char. p. 72. tb. 18. f. 18. — Reufs,
Böhm. Kreidev. p. 47. tb. 11. £. 11. 19.
Schaale fast cylindrisch, erst in der Nähe der Basis sich ver-
. engend, mit sehr niedrigem Gewinde, das nur aus wenigen Um-
gängen besteht. Die glatte Schaale zeigt an der Basis einige Spiral-
liniien. 2—6’” grofs.
Im unteren Quader von Tyssa, im Plänermergel von Luschitz
und im Pyropen führenden Conglomerate von Meronitz in Böhmen.
C. semicostatus Mün. Goldf. p. 14. tb. 169. f. 2.
Kurz kreiselförmig, mit niedrigem, BEKIENEM Gewinde, dessen
Umgänge concav und quergestreift sind.
Im oberen Grünsande zu Haldem.
C. diversiformis Deshayes, Coq. de Paris II. p. 747. tb. 98.
fe y—-1%. — Taf. XI. Fig. 1. a. b.
Schaale kreiselförmig, glatt, bisweilen noch mit braunen Quer-
linien, an der Basis quergestreift, mit schwach erhabenem Gewinde,
das aus 10—11 Umgängen besteht, und mit gekrümmter, oben tief
ausgerandeter Lippe.
Im oberen Meeressande bei Paris und, % bis über 2” hoch, häu-
fig im Tegel von Pözzleinsdorf bei Wien. |
C. vindoboniensis Partsch, von Gainfahrn bei Wien, ist hier-
von kaum unterschieden.
C. deperditus Brug., Desh. Cog. de Par. II. tb. 98. f. 1. 2.
— Br. Leth. p. 1118. T. 42. f. 14.
Die Schaale ist lang kreiselförmig, schmäler, als bei der vori-
gen, das Gewinde eiwas länger und wird durch eckige Umgänge
treppenförmig.
Es ist nach Deshayes die häufigste Art in den Grobkalken der
Umgegend von Paris, als Grignon, Parnes, Mouchy, Courtagnon;
368 WEICHTHIERE.
kommt nach Bronn in dem Sande Belgiens, im WVicentinischen, im
Tegel-Gebilde zu Turin und in der Subapenninen - Formation Italiens,
und nach Pusch bei Korytnice und Zuckowce in Polen vor.
214. Fam. Peolutidae d’Orb.
. Meerthiere von mehr oder weniger grofsem Umfange, ohne
Loch unter dem Fufse und ohne Deckel.
Ihre verschieden gewundene Schaale hat immer eine faltige
Spindel.
1. @ Voluta Lam. Rollenschnecke. (volvere, rollen.)
Schaale eiförmig, mehr oder weniger bauchig, mit warzen-
förmigem Gewinde. Mündung verlängert, mit einfachen, nicht
ausgebreiteten Rändern, an der Basis jedoch ausgerandet. An der
Spindel sind die unteren Falten die gröfsten und schiefsten.
Mehrere Arten dieser Gattung erscheinen schon in dem Kreide-
gebirge *); in tertiären Gebilden und in der jetzigen Welt sind
sie nicht selten.
V. deperdita Goldf. II. p. 14. tb. 169. f. 1.
Schaale verlängert eiförmig, quergestreift und längsgerippt. Die
flachen, entfernt stehenden Rippen schwellen in der Naht zu einem
Knoten an und verlieren sich auf der letzten Windung.
In der Tuffkreide des Petersberges bei Mastricht.
V. spinosa Lam. — Taf. XIII. Fig. 8 — Nach Desh. Cog.
de Par. I. p. 0%. ib. 22. J. 7...
Kreiselförmig, an der Basis quergestreift, mit kurz kegelförmi-
gem Gewinde, und unregelmäfsigen, entfernten Längsrippen, welche
sich nach den Nähten hin dornartig zuspitzen. Spindel vier- bis sechs-
faltig.
Sehr häufig ım Pariser Grobkalke.
2. G. Mitra Lam. (mitra, eine Kopfbinde.)
Schaale verlängert,‘ spindelförmig, mit verlängertem, spitzem
Gewinde, und einer schmalen, an der Basis ausgerandeten Münd-
ung. Unter den parallelen Querfalien der Spindel sind die un-
tersten die kleinsten.
M. cancellata Sow. (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p. 329. tb.
221. f. 5.), aus der mittleren chloritischen Kreide von Südfrankreich,
beginnt im Kreidegebirge die Reihe der übrigens nur tertiären oder
noch lebenden Arten.
*) d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. I]. p. 323 u. f£.
SCHNECKEN. 369
M. leucozona Andrzeiowski. — Taf. XII. Fig..9. a. d. —
-Pusch , Pal. Pol. »p. 119. tb. 11. f. 6.
Verlängert eiförmig, fast spindelförmig, mit 6 Umgängen, deren
jeder 8—10 dicke Längsrippen trägt. Die Spindel: ist dreifaltig, die
innere: Fläche der Aufsenlippe mit etwa 8 Querfältchen bedeckt. Münd-
ung länglich und eng.
Im Molassensande von: Zuckowce:. in Polen und von Pözzleins-
dorf bei Wien. |
M. erassidens Desh. (Cog. de Par. II. p. 676. tb. 90. f. 3.
4. 7. 8.).
Häufig bei Paris, unterscheidet sich von voriger Art fast nur
durch die vierfaltige. Spindel.
M. incognita Basterot. — Taf. XII. Fig. 10. Nach Pusch
Pal2 Pol. pP. 9. "11. 5.
Fast spindelförmig, glatt, nur an der Basis quergestreift, mit
6 wenig gewölbten Umgängen und dreifaltiger oder undeutlich vier-
faltiger Spindel. Die Aufsenlippe ist glatt. Gegen 8° lang.
Tertiär bei Dax und Merignac in Frankreich, Korytnice in Po-
len und bei Wien.
3. G. Cancellaria Lam. Gitterschnecke. (cancellare,
gittern.)
Schaale eiförmig'oder kegelförmig, mit keinem oder mit. ganz
kurzem :und undeutlichem Canale. Der äufsere Mundsaum ist in-
nerlich gefurcht. Das Vorhandensein von Spindelfalten unterschei-
‚det diese Schaalen leicht von den ihnen übrigens sehr ähnlichen
der Gattung Buccinum.
Die. fossilen Arten sind. alle tertiär. und ‚besonders häufig in
mitteltertiären Schichten bei Turin und bei Asti im Piemonte-
sischen *).
C. evulsa Sow. M. C. tb. 361. fe 3—-15.1— ‘Desh. Cogq. de
Par. II.. p.: 503. tb. 79. f.. 27. 28. 'Hiernach: Taf, XII. Fig. 22.
Länglich eiförmig, nach beiden Enden allmählich ‚schmäler wer-
dend, mit Längsrippen und Querstreifen bedeckt. . Mündung. oval; die
verdickte‘. Aulsenlippe ist innerlich regelmälsig ' gefurcht. Spindel ge-
krümmt. und dreifaltig. |
In den älteren Tertiärgebilden: dem: Grobkalke von: Paris, bei
Antwerpen, im Londonthone Englands und in der Ukraine; var. Tau-
rinia nach Bellardi bei Turin.
*) Bellardi in L. Br. J. 1840. p. 343.
Geinitz, Versteinerungskunde, 24
370 WEICHTHIERE.
C: buccinula Basterot, Pusch, Pal. Pol. p. 129. tb. 11. f. 18.
Von der vorigen Art fast nur durch dünnere Rippen unter-
schieden. |
Häufig im südwestlichen Frankreich, im Tegel bei Wien (Enzes-
feld), bei Korytnice in Volhynien, und nach Philippi bei Freden.
4. G. Struthiolaria Lam.
Die einzige fossile Art dieser Gattung ist St. umbilicata Bel-
lardi, welche der Entdecker in den Subapenninen-Mergeln von But-
tiera fand. (L. Br. J. 1839. p. 622.)
15. Fam, Muricidae d’Orb.
Das Thier von dieser Familie ist mit ungleichen Kiemen, ei-
ner langen Aihmungsröhre und einem Kopfe versehen, welcher
2 Fühler trägt, ‘an denen die Augen sitzen. Fufs mittelgrofs.
Deckel hornig. Die -Aufsenlippe ist immer wulstförmig verdickt.
Die Arten sind alle tertiär oder leben noch im Meere.
Murex Lam. Stachelschnecke. Rocher. Typhis Montf.
Schaale eiförmig oder länglich, mit einem längeren geraden
oder kürzeren gebogenen Canale, und einer rundlichen Mündung,
deren Aufsenlippe stets wulstförmig erhöht ist. Mit dem Alter
bilden sich durch Zuwachs mehrere solcher höckerigen oder stachel-
igen Mundwülste auf einem Umgange. Deckel hornig.
‘Bei Murex ordnen sich die Längswülste der verschiedenen
Umgänge in schiefe Längsreihen an einander.
Bei Tritonium (Triton) Cuv., der Kinkhornschnecke, stehen
dieselben um # Umgang, bei Ranella Lam. um 3 Umgang aus-
einander.
Diese 3 Gattungen, welche die grölste Aehnlichkeit mit ein-
ander haben, zeigen sich zuerst in tertiären Bildungen.
M. caleitrapa Lam. — Taf. XII. Fig. 17. Nach Desh. Cog.
de Par. II. p. 588. tb. 81. f. 26. 27. |
Länglich oval, aus 2 ungleichen, an ihrer Basis zusammenge-
fügten Kegeln gebildet, mit entfernten Längswülsten bedeckt, deren
jeder einen spitzen Dornen trägt. Oberhalb derselben sind die Um-
gänge fast eben. Die Mündung ist eiförmig, die Spindel an ihrer
Basis neben dem länglichen Canale tief ausgefurcht.
Sehr häufig im Grobkalke des Pariser Beckens.
M. brandaris L. — Bronn Leth. p. 1080. tb. 41. f. 26.
4
ON
iii ee Me ui
SCHNECKEN, 371
Das aus etwa 8 Umgängen bestehende Gewinde ist kurz kegel-
föürmig, der letzte Umgang bauchig, und fällt schnell nach ‚dem ge-
raden und langen Canale ab. Oberfläche quer- und längs - gestreift.
Jeder Umgang trägt auf der Mitte seiner starken Längsfalten einen
spitzen Dorn, welche Dornen eine kielartige Kante mit einander
verbindet; unterhalb der oberen Dornenreihe steht auf dem letzten
Umgange noch eine zweite, und auf der Mitte des Canals erhebt sich
eine dritte Reihe spitzer Knoten.
Diese Art gehört den obersten Schichten der Tertiärformation
an, besonders der Subapenninenformation Italiens (Piacenza!), Paler-
mo! und findet sich noch lebend in europäischen Meeren.
Tritonium corrugatum Lam., Br. Letih. p. 1082. tb. 41. £.
28, von welchem T. leucostomum Pusch, Pal. Pol. tb. 11. f. 25. viel-
leicht die Jugendform ist, kommt nach Bronn in den Tegel-Gebilden
‚ bei Bordeaux, Wien (zu Gainfahrn!) und in Polen zu Korytnice, in
den Subapenninen-Gebilden Südfrankreichs (Perpignan), Italiens (Asti!),
Siciliens (im Kalke von Palermo) und auch lebend im Mittelmeere vor.
16. Fam. Fusidae d’Orb.
Das Thier ist dem aus der vorigen Familie sehr ähnlich, un-
terscheidet sich aber von demselben durch eine andere Beschaffen-
heit seines hornigen Deckels.
Die Schaale verlängert sich unten in einen Canal; die Aufsen-
lippe ist nicht wulstförmig verdickt, wie bei .den Muriciden.
1. G. Fusus Lam. Spindelschnecke. Fuseau. Hierzu:
Pyrula Lam. Birnelschnecke. (fusus, Spindel;
pyrum, Birne.)
Schaale spindelförmig (Fusus) oder feigenförmig (Pyrula),
-mit länglicher, oben erweiterter Mündung, ganzrandiger, scharfer
Aufsenlippe, faltenloser Spindel und langem Canale.
a. Fusus Lam. Schaale mehr oder weniger verlängert
spindelförmig.
Schon im Kohlenkalke *), im Oolithengebirge ““) und im
Kreidegebirge ““") kommen mehrere Arten von Fusus vor, häu-
*) de Koninck, deser. des an. foss. p. 490.
**) Goldfuls, Petr. III. p. 22.
***) Goldfuls a. a. O. — d’Orbigny, Pal. fr. Terr. cr. II, p. 331. —
Geinitz, Char. p. VI. — Reuls, Böhm. Kreidev. p. 45 u. A.
24%
372 WEICHTHIERE.
figer werden sie jedoch erst im Molassengebirge, und das Maxi-
mum ihrer Entwickelung fällt in die gegenwärtige Schöpfung.
F. rugosus Lam. — Taf. XII. Fig. 21. — Desh. Cog. de
Par. IE®p: 519. 1b. 75. f. "4—7. 10: 11.
Verlängert spindelförmig, entfernt längsgerippt und quergestreift.
Auf jedem halben Umgange stehen 7 Rippen, die aber mehr als läng-
liche Knoten erscheinen. Die ovale Mündung verläuft in einen langen,
unten schwach gewundenen Canal.
Häufig im Pariser Grobkalke.
F. longaevus Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 523. tb. 74. f.
18—21. — Br. Leth. p. 1068. tb. 41. f. 2
Diese Art wird bis 5° lang und ist bauchig-spindelförmig. Das
lang - kegelförmige Gewinde verläuft öfters am oberen Ende in einen
engen Cylinder. Der letzte Umgang ist plattgedrückt und der Canal
lang und schlank.
Mit der folgenden Art zusammen, häufig in Frankreich, Eng-
land und Mecklenburg.
F. bulbiformis Lam. — Taf. XII. Fig. 20. — Desh. Cog.
de Par. II. p. 570. tb. 78. f. 5—10. 15—18. — Br. Leth. p. 1068.
tb. 4. f. 20. — Pyrula bulbus Defr., Pusch Pol. Pal. tb. 12. f. 11.
Die ovale, scheinbar geglättete Schaale besteht aus 6 gewölb-
ten Umgängen, von denen. der letzte bauchig und stets länger als
das Gewinde ist. Die Mündung ist eiförmig, der Canal verhältnils-
mäfsig kurz und breit.
Diese Art bildet einen wahren RER zu der Gattung Py-
rula, indem in verschiedenen Exemplaren das Gewinde bald höher,
bald niedriger ist. Die Abbildung auf Taf. XII. stellt ziemlich ihre
. längste Form dar.
Häufig im Pariser Grobkalke, im Londonthone, in diesen ana-
logen Schichten bei Sternberg in Mecklenburg und im sandigen Grob- -
kalke bei Korytnice in Polen.
b. Pyrula Lam. Pirula. Birnelschnecke. (pirum,
Birne.)
Schaale birn- oder feigenförmig, mit niedrigem , bisweilen
sogar eingedrücktem Gewinde. und einem langen geraden Canale.
F. carinatus (P. carinata) Römer, Kreidev. p. 78. ib. 11.
f. 12. — Gein. Char. p. 72; Kiesl. tb. 1. f. 14. — Taf. XI. Fig.
18 u. 19 (Steinkern).
Schaale kreiselförmig, etwas länger als breit, mit niedrig - ke-
. gelförmigem, kleinem Gewinde, deutlich quergestreift, mehr oder we-
so. i
SCHNECKEN. 373
x
niger undeutlich und unregelmälsig längsgestreift. Der letzte der 3
Umgänge zeigt 2 entfernte Kiele, welche Knötchen tragen. Die Fläche
zwischen dem oberen Kiele und der Naht, sowie die zwischen bei-
den Kielen, ist eben. Steinkerne sind glatt, doch bemerkt man auf
den Kielen noch undeutliche Knoten.
Im Grünsande und unteren Pläner von Kieslingswalda, Kreibitz,
‘Lemförde und im Plänerkalke von Strehlen.
F. quadratus Sow. bei Filton, observ. etc. tb. 18. f. 17. —
Pyrula Cottae Römer, Kr. p. 79. tb. 11. f. 9. — Goldf. II. p. 27.
ib. 172. f. 13. — ?Fus. Albensis d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 334.
ib. 222. f. 8-10.
Durch längeres Gewinde und Mangel an Knötchen auf den Kie-
len von P. carinata unterschieden.
Mit dieser bei Kreibitz und Sirehlen zusammen; in srüner Kreide
von Coesfeld, im ? Galt Frankreichs, und im Grünsande von Black-
‚down. .
F. reticulatus (Pyrula reticulata) Lam., Br. Leth. p. 1071
tb. 41. £. 21. — P. condita Brongn. Calc. trapp. p. 75. tb. 6. f. 4.
— P. cancellata Eichwald.
Schaale feigenförmig und durch Streifen gegittert; die grölseren
Spiralstreifen stehen weiter aus einander als die Längsstreifen. Zwi-
schen den ersteren liegen noch 2—-7 feinere Streifen. Gewinde sehr
niedrig. |
Nach Bronn in dem Tegel von Bordeaux, Angers, Touraine,
Wien, Korytnice, Zuckowce in Volhynien, in Siebenbürgen, in der
Schweizer Molasse, in der Subapenninenformation des Piacentesischen
und noch lebend im ostindischen und rothen Meere.
2. G. Pleurotoma Lam. Clavatula Lam. Defrancia Millet.
(n).evoöv,, Rippe; zoun, Schnitt.)
Thier und Schaale wie Fusus, von welcher Gattung Pleuro-
ioma nur durch einen Ausschnitt im oberen Theile der äulseren
Lippe unterschieden ist. Das Vorhandensein desselben giebt sich
immer auch durch die Biegung der Zuwachssireifen leicht zu er-
kennen.
Aus dem Kreidegebirge sind mehrere Arten bekannt; im
Molassengebirge werden die Pleurotomen so gewöhnlich, dafs
Deshayes allein aus dem Pariser Becken 65 Arten von ihnen un-
terschied.
P. indut« Goldf. III. p. 19. tb. 170. f. 10. — KRostellaria elon-
374 WEICHTHIERE.
gata Römer, Kr. p. 78. tb. 11. f. 5. — Pl. Römer: *) Reuls, westl.
Böhmen p. 203. — Böhm. Kreidev. p. 43. tb. 9. f. 10. — Taf. XIV.
Fig. 1.
Schlank-spindelförmig, mit 6—7 schwach gewölbten Windungen,
welche gewöhnlich mit einem einfachen Bande an die obere Naht
angränzen. Die letzte Windung verläuft allmählich in einen mäfsig
langen, etwas gebogenen Canal. Die ganze Oberfläche ist mit feinen
Querlinien bedeckt, welche durch zahlreiche schmale Längsrippen (ohn-
gefähr 16 auf einem Umgange) und feine Längslinien durchkreuzt
werden.
Im Plänermergel von Böhmen! und Plänerkalke von Sachsen
(Strehlen); bei Haldem und Aachen?
P. granulato - cincta Mün., Goldf. II. p. 20. tb. 171. f. 5.
— Taf. XII. Fig. 23. a. b.
Schaale oval-spindelförmig, mit kurzem, etwas gedrehetem Ca-
nale und thurmförmigem Gewinde. Die 6—7 Windungen sind in ih-
rer Mitte ein wenig concav, nahe der oberen Naht durch eine Reihe
breiter, oft aber spitzer Knötchen gekielt und an der unteren Naht
mit einer Reihe schwächerer Knötchen besetzt. Diese letztere Reihe
tritt in der Mitte der letzten Windung noch deutlicher hervor. Dicht-
stehende Quer- und Längslinien lassen die ganze Oberfläche gekörnelt
erscheinen. |
Im Tegel von Enzesfeld und Pözzleinsdorf bei Wien.
P. tuberculosa Bast. (Goldf. IL p. 20. tb. 11. £6. —
Pusch, Pal. Pol. 143. tb. 12. f. 6)
unterscheidet sich von der vorigen fast nur durch einen etwas
längeren Canal und weniger deutlich hervortretende Querlinien,
Im mittleren Molassengebirge (Tegel) von Enzesfeld, Bordeaux,
bei Korytnice in Polen, in Ostgalizien und bei Warowce in Podolien.
ö. G. Fasciolaria Lam. (fascia, Binde.)
Von Fusus nur durch 1, 2 oder 3 sehr schiefe Spindelfalten
unterschieden, von Cancellaria aber durch den Canal. Die we-
nigen fossilen Fasciolarien sind tertiär.
F. funiculosa Desh. Cog. de Par. II. p. 508. tb. 79. f. 12.
Im Grobkalke von Grignon bei Paris.
F. polonica Pusch, Pol. Pal. p. 145. tb. 12. f. 3.
Verlängert spindelförmig (14° etwa lang), quergefurcht, auf der
*) Mit diesem Namen belegt Philippi eine Art aus tertiären Schichten
von Freden und Diekholz. (Tertiärversteinerungen, 1844. p. 56.)
DR Sara re Ze u u
ee
SCHNECKEN. 375
Mitte. der Windungen eine Reihe spitzer Stacheln. Mündung verlängert,
Aufsenlippe innerlich verdickt und gekerbt. Spindel einfaltig.
Im sandigen Grobkalke von Korytnice und Warowce.
F. fusus Philippi, Tertiärverst. 1844. p. 25. u. 59.
Bei Cassel und Freden.
4. G. Turbinella Lam. (turbo, Kreisel.)
Die Schaale dieser Gattung ist von Cancellaria fast nur durch
das Vorhandensein eines, wenn auch kurzen, doch deutlichen Ca-
nals unterschieden.
T. parisiensis Desh. beschreibt der Entdecker aus dem Pa-
- riser Becken.
t 9. @. Borsonia Bellardi ,
mit der einzigen Art, B. prima Bell., aus dem oberen Subapen-
ninensande aus Piemont, hat die Form und den Ausschnitt der
Pleurotoma, nähert sich ae durch 2 fast parallele ungleiche Fal-
ten an der Basis der schzisligen Spindel der Turbinella. (L. Br.
J. 1839. p.. 622.)
17. Fam. Cassidae d’Orb.
Das Thier hat ungleiche Kiemen, eine sehr lange. Ath-
mungsröhre, und einen breiten Fufs mit einem ArraRlen verlänger-
ien Deckel.
Die gewundene Schaale ist. bauchig und ihre Lippe zeigt
allermeist durch das Vorhandensein von Mundwülsten die verschie-
denen Perioden ihres Wachsthumes an.
1. G. Cassis Lam. Sturmhaube. Casque. (cassis, Helm.)
Schaale aufgeblähet; die längliche, enge Mündung geht plötz-
lich in einen kurzen rückwärts gekrümmten Canal über. Die Spin-
del, über welche die innere Lippe weit übergeschlagen ist, zeigt
einige Querrunzeln, die Aufsenlippe ist häufig agrähet und äufser-
lich wulstförmig verdickt.
Mehrere Arten sind tertiär.
C. texzta Bronn, Leth. p. 1092. tb. 42. f. 1. — Taf. XHL f.
13. a. b. i
Nach Bronn, welcher C. Zaevigata und C. striata Defr., oder C.
Deucalionis C. Adami Eichwald und C. saburon Desh., Adans., Pusch
(Pal. Pol. Taf. XI. f. 3.) mit ihr vereinigt, ist die Schaale eiför-
mig-kugelig, in der Jugend spiralförmig gestreift, und wird mit dem
376 WEICHTHIERE.
Alter glätter. Ein parallel mit der: Naht laufender 'vertiefter Streifen
läfst diese gerandet erscheinen. Das Gewinde ist niedrig, aber spitz
kegelförmig. Innere Lippe auf der Spindel runzelig, die "äufsere
hat innerlich parallele schmale .Kerbzähne, _ und ihre ‘äufsere Ver-
diekung zeigt noch öfters 4 oder 5 rothgelbe Flecken.
Häufig in- den Tegel-Gebilden um Bordeaux, Dax, in Touraine,
bei Turin, Wien (Baden und Gainfahrn), von Volhynien, Podolien,
Polen; im’ den Subapenninen-Gebilden Italiens (Nizza! Piacenza!); im
Kalke von Palermo und noch lebend in wärmeren 'Meeren.
2. G. Cassidaria Lam. Helmschnecke. . Cassideu Brongn.
Morio Montf. und Oniscia Sow. (cassis, Helm.)
Diese Gattung unterscheidet sich von der vorigen durch ei-
nen längeren, rückwärts gebogenen Canal und durch die Beschaf-
fenheit der Aufsenlippe, ' welche nicht wulsiförmig, sondern nur
gerandet oder etwas nach aulsen gebogen ist.
Mehrere Arten sind | tertiär.
C. carinata Lam. — Taf. XII. Fig. 14. — Desh. Cog. de Par.
II. p. 633. tb. 85. f. 8. 9. u. tb. 86. f. 7. — Br. Leth. p. 1091. tb..'42. f. 2.
Schaale eiförmig, bauchig,, mit feinen Querstreifen; auf der letz-
ien Windung mit 3 oder 4 schmalen Qüerleisten sekielt, von denen
die oberen etwas knotig- erscheinen; die 'Zwischenräume sind breit
concav. | z
Häufig im Grobkalke des Pariser Beckens und in Belgien, "im
Londoner Thone; nach Philippi bei Cassel; im Thoneisensteine am
Kressenberg in Baiern und als Steinkerne zu Pinczow in Polen.
er Harpa Deshayes.. Harfe. Harpe. (harpa, Harfe.)
Aufser den marinen kennt man nur einige tertiäre Arten von
Harpa im Pariser Becken.
Entferntstehende „ schmale Längsrippen und eine breitere Aus-
randung der Schaale an der Basis der Mündung unterscheiden die-
selben von dem sehr ‘ähnlichen Buccinum. Der’ äufsere Mundsaum
steht noch eiwas mehr ab, als es bei Buccinum stromboides der
Fall ist.
Deshayes beschreibt H. mutica Lam. und H. elegans Desh., beide
von bauchig-eiförmiger Form und mit sehr kurzem Gewinde.)
28. Fam. Buccinidae d’Orb.
Thiere mit ungleichen Kiemen, einer oft sehr langen Ath-
mungsröhre, 2 Fühlern, ‘an deren Seite oder äufseren Basis ge-
SCHNECKEN. 377
wöhnlich die Augen stehen, mit kleinem Mantel und einem mehr oder
weniger grofsen, bisweilen zweigabeligen Fulse. Ihr Deckel ist
hornig.
Die Schaale besitzt einen kurzen, abgestutzten und rück-
wärts gekrümmten Canal; die Aufsenlippe verdickt sich bisweilen.
1. 6. Columbella Lam. Colombelle. (columba, Taube.)
Schaale eiförmig oder. verlängert, dick, häufig. bauchig;
Mündung schmal, verlängert, etwas buchtig, in der Mitte ver-
engt, an der Basis ausgerandet (statt eines Canals). Die Lippe
ist auf der Innenseite, besonders in der Mitte ihrer Länge, sehr
verdickt. Die Innenlippe schlägt sich, oft weit über die Spindel
um, und ist glatt oder gefaltet.
Einigen fossilen Columbellen begegnet man schon in tertiären
Gesteinen; jetzt bewohnen sie die sandigen Küsten der wärmeren
Oceane.
+ 2. G. Columbellina (Colombellina) d’Orb.
Schaale eiförmig, dick und bauchig. Mündung schmal, ge-
bogen, oft in der Mitte verengt, an der Basis ausgerandet und
oben in einen abstehenden Canal verlängert. Hierdurch unter-
scheidet sich Columbellina von Columbella, mit welcher Gatt-
ung sie die Verdickung des inneren Randes der Aufsenlippe ge-
mein hat.
Ihre Arten sind auf das Kreidegebirge beschränkt, aus welchem
d’Orbigny. (Pal. fr. Terr. cr. II. p. 347 u. 348.) C. monodacty-
lus und €. ornata bestimmte.
3. @G. Buccinum Lam. Meertrompete. Buccin. Hierzu:
Nassa Lam.
Schaale eiförmig oder ei - kegelförmig;, Mündung oval oder
länglich, an der Basis tief ausgerandet, ohne oder mit nur ganz
kurzem, stark 'zurückgekrümmtem Canale. Die Spindel ist wellenar-
tig gekrümmt, oben angeschwollen, bald nackt, bald von der In-
nenlippe verdeckt. Aulsenlippe nicht verdickt.
Die Buceiniten finden: sich sparsam in älteren, häufig dage-
gen in jüngeren Meeresbildungen. Wohl die meisten Bucciniten
aus dem Uebergangsgebirge gehören zu Macrocheilus Phillips, und
die des Muschelkalkes wahrscheinlich zu Turbo.
B. mutabile L. — Taf. XII. Fig. 12. a. db. — Br. Leth.
p- 1099. tb. 41. f. 33. — Nassa mutabilis Pusch, Pol.‘ Pal. p. 122.
— Nassa Caronis Brongn. Cale. trapp. tb. 3. f. 10.
378 WEICHTHIERE.
Schaale eiförmig, mit kegelförmigem spitzem Gewinde, glatt, an
der Basis quergefurcht: Die Umgänge sind stark gewölbt und neh-
men schnell an Breite zu; der letzte Umgang ist etwas geebnet. Ue-
ber die in der Mitte sehr verdickte Spindel ist die innere Lippe weit
übergeschlagen. Die scharfe Aufsenlippe ist innerlich quergefaltet und
hinter ihr etwas wulstförmig. Die kurze Ausrandung an. der ‚Basis
wird durch die oberste Querfurche begränzt.
In den Tegelgebilden um Wien (Gainfahrn!), Bordeaux, Turin,
in Volhynien, Polen; in der Subapenninenformation Südfrankreichs, Ita-
liens; in Sicilien und lebend im Mittelmeere.
B. stromboides Lam., Desh. Cog. de Par. II. p. 647. tb. 86.
f. 8—10. — Br. Leth. p. 1096. tb. 41. f. 31.
Die Schaale wird bis 2” lang, ist länglich-eiförmig, fast glatt
(doch treten auf allen Umgängen die Zuwachsstreifen stark hervor),
und an der Basis quergestreif. Die elliptische Mändung nimmt über
2 der Länge ein und unterscheidet sich von der aller anderen Buc-
cinum-Arten durch ihre Aufsenlippe, welche in der Nähe der schwa-
chen Ausrandung ziemlich weit absteht.
Sehr häufig im Pariser Grobkalke und, nach Pusch, auch in
Tegelgebilden Volhyniens.
Viele Buccina sind längs- und quergerippt, und zu ihnen ge-
hören auch einige in Tegelgebilden bei Wien vorkommende, als:
B. Rosthorni Partsch, B. prismaticum Brocchi, B. reti-
culatum L., B. costulatum Renier u. a.
+ 4. G. Macrocheilus Phill., de Kon. Buccinum Aut.
Loxonema Römer. (wuxoös, grols; yeiRog, Lippe.)
Schaale verlängert oder fast eiförmig, mit spitzem Gewinde;
Mündung länglich; Spindel gefaltet und angeschwollen; Aufsen-
lippe scharf und ausgebogen.
Von Buccinum unterscheidet sich Macrocheilus durch die ge-
rundete Form der Mündung an ihrer Basis, indem hier die Aus-
randung nur sehr gering ist.
Im Grauwackengebirge und Kohlenkalke.
M. arculatus (Buccinum arculatum) Schloth., Goldf. II.
p. 28. tb. 17%. f. 15.
Die dicke Schaale dieser 2-—3’ langen Art ist eiförmig zuge-
spitzt und mit Längslinien und Streifen bedeckt. Ihre gewölbten Um-
gänge sind an der Naht mehr oder weniger kantig. Die Aufsenlippe
ist einfach und glatt.
Varietäten dieser Art sind, nach Goldfufs:
SCHNECKEN. 379
a. „M. elongatus. (Buccinum acutum Sow. M. C. tb. 566. f. 1.
— Buccinum Schlotheimi Arch. u. Vern. — Macroch. imbricatus Phill.
— Lozonema imbricatum Römer, Harzgeb. p. 30. tb. & f. 11. —
Macr. acutus de Kon. deser. etc. p. 473. tb. 40. f. 10.; ib. 41. f. 13.)
Die letzte Windung ist eben so lang wie das übrige Gewinde
und wenig bauchig. Die Oberfläche zeigt feine Zuwachsstreifen, und
die Ränder der Windungen legen sich glatt an einander.
b. M. ventricosus. (Bucc. imbricat. Sow. M. C. tb. 566. f.
2. — M. arcul. Phil. — Lozonema Philips Röm. Harzgebirge p.
30. tb. 8. f. 9.)
Die letzte Windung ist sehr bauchig und länger als das übrige
Gewinde. An ihrer Naht zeigt sich ein schmaler, convexer Absatz,
der den übrigen Windungen fehlt.
c. M. subcostatus. (Bucc. subc. Schl.)
Sowohl bei der bauchigen Spielart, als bei den folgenden, bil-
den sich die Zuwachsstreifen zu regelmälsigen, entfernter liegenden
Linien aus.
d. M. torosus. (Bucc. arculat. Schl. — Bwucc. arculat. Arch.
u. Vern.)
Sowohl verlängerte als bauchige Spielarten bilden an der Naht
der letzten Windung, oder auch der übrigen, einen gerundeten,
wulstigen Absatz, der noch mehr hervortritt, wenn sich die Schaale
unterhalb desselben zusammenzieht, und hier eine flache Rinne ge-
staltet.
e. M. carinatus.
Die Wulst an der Naht ist flach, und bildet einen ebenen Ab-
satz, mit einem vorstehenden, stumpfen Kiele.. Die Zuwachsstreifen
sind gewöhnlich in regelmäfsige, entfernte’ Linien umgewandelt.“
Nach Archiac und Verneuil (a.a. O. p. 188.) in devonischer
Grauwacke von Pfaffraih, der Eifel, Plymouth, Newton, Bradley; im
Kohlenkalke von Whitewell, der Insel Man, Bolland, Northumber-
land, Kildare, Vise und Tournay.
9. G. Purpura? Lam. Pourpre.
P. trochlea?? Lam., Philippi Tertiärverst. p. 61.
Tertiär bei Freden.
6. G. Terebra Bruguiere. Schraubenschnecke. (ierebra,
Bohrer.)
Schaale thurmförmig, mit spitzem Gewinde, einer länglichen,
an der Basis tief ausgerandeten Mündung und einer unten ver-
drehten oder schiefen Spindel.
380 WEICHTHIERE.
Unter einigen tertiären Arten ist die gewöhnlichste :
T. fuscata Bronn, Leth. p. 1103. tb. 2. f. 5. — Taf. XI.
Fig. 11 (3).
Schaale lang thurmförmig, etwa fünfmal’ länger, als die Breite
der letzten Windung beträgt, mit 12 flach gewölbten Umgänger, welche
mit dichten, unregelmäfsigen, oberhalb der Mitte schwach vorwärts
gebogenen Längsfalten bedeckt sind. Längs dieser Biegung läuft bei
vielen Arten dieser Gattung eine flache spiralförmige Furche.
Nach Bronn im Tegelgebilde um Bordeaux, in Touraine, um
Wien (Gainfahrn, Baden), in Siebenbürgen (im Hatzeger Thale ‚und
zu Bujtur), in Volhynien (zu Zaliszge und Szuskowce); in der Sub-
apenninenformation Südfrankreichs (Perpignan), Italiens (Nizza, Andona,
. Castell’ arquato, Siena); lebend am Senegal und im indischen Oceane.
» 7. 6. Cerithium Bruguiere. Hornschnecke. Cerite. Potamides
Brongn. (200g, Horn.)
Schaale thurmförmig, Mündung länglich und schief gegen die
Längsaxe, an der Basis mit einem kurzen, abgestutzten oder rück-
wärtsgebogenen Canale. Die äufsere Lippe, welche sich öfters
wulstförmig verdickt, bildet auch noch oben eine kurze und enge
Rinne. Deckel klein, kreisrund und hornig.
Nach d’Orbigny *) nähern sich die Cerithien der Gattung
Terebra am meisten. |
Nach Deshayes, welcher Aehnlichkeit zwischen ihnen und
den Turritellen findet, sind gegenwärtig schon 140 lebende und
gegen 300 fossile Cerithien bekannt, von welchen nur eine im
Kohlenkalke von Vise “*) vorkömmt, etwa 40 Arten auf das Ooli-
then- und Kreidegebirge, die übrigen aber alle auf das Molas-
sengebirge vertheilt sind. |
C. clathratum Römer, Kreide p. 79. tb. 11. £. 17. — Taf.
XIV. Fig. 4 (unvollkommen).
Die Schaale bildet 10—12 flachgewölbte Umgänge, welche auf
jeder Hälfte 7—8 schmale Längsrippen tragen. Diese werden durch
4—5 Querlinien durchschnitten, so dafs an den Durchschnittspunkten
runde Knötchen entstehen, von denen gewöhnlich die an der Naht
liegenden am grölsten sind.
Sehr gewöhnlich im Plänerkalke von Strehlen bei Dresden.
C. trimonile Michelin, d’Orb. Pal. fr. Terr. er. II. p. 369.
*).,Pal. ff... Kerr, cr. Alp. 302. f
**+) de Kon. deser. d. an. f. p. 49.
SCHNECKEN. 381
tb. 230. fr 7 — 9. — C. Luschüzianum Gein. Char. p. 27. tb. 18.
f. 21. — Reufls, böhm. Kreidev. p. 2. tb. 10. f. 2.
„Hoch ihurmförmig, mit 10—12 niedrigen, abschüssigen, hart
an einander liegenden, durch eine sehr wenig vertiefte Naht getrenn-
ten Umgängen, auf deren jedem 3 breite und flache Querstreifen ver-
laufen, welche durch 15—-20 seichte ‚Längsfurchen in eben so. viele
kleine rundliche Knoten getheilt werden. Zwischen den Querleisten
und auf denselben sieht man noch zahlreiche (auf jeder Windung
9 — 10) feine Querlinien, sowie auch feine, etwas wellenförmige
Längslinien darüber verlaufen. Die Basis des letzten Umganges und
der kurze Canal ist nur mit feinen Spiralstreifen bedeckt. Höhe: Breite
= 25:1.“ (Reufs.)
Sehr häufig im Galt von Frankreich und im Plänermergel und
Pyropenlager von Böhmen (Luschitz, Priesen,: Meronitz) u. a. 0.
C. plicatum Brug. Lam. — Taf. XIV. Fig. 2. — Desh. Par. II.
p- 389. tb. 55. f. 5—9. — Br. Leth. p. 1057. tb. 41. f. 5. — Goldf.
II. p. 37. tb. 174. f. 15. — C. lignitarum Eichwald.
Schaale lang thurmförmig, schmal, mit etwa 12 ziemlich flachen
Umgängen, welche durch eine tiefe Naht getrennt werden. Die Um-
gänge sind mit 15—20 deutlichen Längsfalten besetzt, welche durch
4, selten 5 steile. Querleisten in 4 geebnete Knötchen zertheilt wer-
den. Auf dem letzten Umgange findet man eine viel gröfsere An-
zahl- solcher Knotenreihen.
C. legnitarum Eichw. ist etwas bauchiger, die Längsreihen
etwas schmäler und 2—3 derselben zuweilen zu Mundwülsten vereinigt.
Es scheinen nur ältere Individuen von C. plicatum zu sein.
- Nach Bronn in den oberen Meeresschichten des Pariser Grob-
kalkes, in Belgien, England und in Vicenza; im Tegel um Bordeaux,
Dax, Turin, Mainz, in Sieyermark, bei Wien; im Thonmergel Süd-
frankreichs, und mit Mundwülsten versehen im Tunnel von Triebitz,
bei Landskron in Böhmen; sowie in der Subapenninen-Formation Ita-
liens (Nizza!).
C. cinetum Brug. — Desh. Cog. de Par. p. 388. tb. 49. f.
12—14. — Br. Leth. p. 1055. tb. 41. f. 9. — Goldf. II. p- 37.
tb. 174.1. 10a 3.
Unterscheidet sich von voriger Art hauptsächlich durch das Vor-
handensein von nur 3 gröfseren Knötchen auf den in der Mitte etwas
rückwärts gekrümmten Längsfalten.
Nach Bronn im Grobkalke von Paris; im Vicentinischen (zu Ca-
stellgomberto); im Londoner Becken; im Tegel von Bordeaux, Dax,
in Touraine, bei Turin, Wien, Mainz; in Volhynien (Krzeminiec), in
382 WEICHTHIERE.
den blauen Mergeln von Montpellier; im Crag Englands; in der Sub-
apenninen-Formation Italiens (Asti, Siena), Sieiliens (Palermo) und
Belgiens (Antwerpen).
C. margaritaceum Brongn. Calc. trapp. p. 72. tb. 6. f. 11.
— Br. Leth. p. 1054. tb. 41. f. 8 — Goldf. IH. p. 38. tb. 175. f. 1.
Jeder Umgang ist mit 5 rosenkranzartigen, eng-gekörnten Quer-
ringen bedeckt, von denen der zweite und der fünfte von oben,
welcher letztere in der Nahtfurche liegt, die kleinsten sind.
Nach Bronn in Tegelgebilden um Bordeaux, Dax, Turin, Mainz,
Wien, in Galizien, Siebenbürgen, Polen; seltener in jüngeren Schich-
ten von Montpellier und in der Subapenninen - Formation Italiens und
Siciliens. |
8. G. Triforis Desh. Trifore.
Diese Gattung unterscheidet sich von Ceritkium nur durch
ein kleines gerandetes Loch im Rücken der letzten Windung. Eine
Art lebt noch im Mittelmeere.
T. plicatus Desh. (Par. II. p. 431. tb. 71. £. 13—17.) kommt
im oberen Meeressandsteine des Pariser Beckens vor.
19. Fam. PVermetidae d’Orb,
In diese Familie stellt d’Orbigny alle Gasteropoden, welche,
gesellig lebend, theils an einander, theils an andere Körper ange-
heftet sind, mit Fühlern am Kopfe, und einem runden spiralen
hornigen Deckel versehen sind.
Ihre gewundenen Schaalen sind im jugendlichen Alter regel-
mälsig und frei, im älteren Zustande aber angeheftet und öfters
zu einer unregelmälsigen Masse in einander verschlungen.
1. G. Vermetus Adanson. Serpulorbis Sassi. (vermis,
Wurm.)
Schaale röhrenförmig, im jungen Zustande oft regelmäfsig
in einer erhabenen Spirale gewunden und an deren Spitze aufge-
wachsen, oder die Umgänge liegen in einer Ebene; im vorge-
rückten Alter hingegen wird sie fast immer unregelmälsig und
nimmt dann alle möglichen Formen an.
Dem Thiere nach nähern sich die Vermeten am ERERRN den
Turritellen, von denen sie fast nur durch das Vorhandensein von 4
Fühlern abweichen; ihre Schaalen hingegen sind aufserordentlich leicht
mit denen von Serpula zu verwechseln, und lassen sich von diesen
SCHNECKEN. 383
nur durch innere Querscheidewände am Anfange der Schaale unter-
scheiden, welche den. Wurmröhren fehlen.
‘Die Vermeten sind in tertiären Schichten und in den jetzi-
gen Meeren nicht selten. d’Orbigny führt sogar schon 2 Arten
aus dem Neocomien und der Kreide von Frankreich auf, welche
gänzlich einer Turritella gleichen.
V. entortus Br. Leth. p. 990. tb. 36. f. 18.
Diese Art wurde von Lamarck, wie viele andere von anderen
Autoren, als Serpula beschrieben.
Nach Bronn ist. „„die "Schaale einzeln oder gesellig, drehrund,
in eine lange, dünne und unregelmäfsige, seitlich aufsitzende und da-
her gewöhnlich abgeplatiete Spirale gewunden, deren Umgänge meist
fest an einander liegen, mit einigen Längsrippen versehen und in die
Quere mit dichten Runzeln bedeckt; das Ende der Röhre etwas zur
Seite hinausstehend, fast gerade oder gebogen, gegen die Mündung
hin allmählich drehrund und glatt werdend.
Im Tegelgebilde um Dax, in Touraine, bei Angers, Wien
(Gainfahrn),. in Volhynien; in der Subapenninenformation Italiens (An-
dona, Piacenza) und Siciliens (Palermo); endlich noch lebend im Mit-
telmeere.‘“ (Bronn.)
2. G. Siliquaria Bruguiere. (siligua, Schote.)
Von voriger Gattung durch einen Spalt unterschieden, der
längs der ganzen Schaale läuft. Gewöhnlich zeigt sich an dieser
keine Spur einer äufseren Anheftung, wie bei Vermetus.
Arten tertiär und lebend.
S. anguina Lam., Br. Leth. p. 992. tb. 36. f. 17. — Taf.
XVl. Fig. 17.
Die stielrunde Schaale beginnt mit einem kegelförmigen Gewinde
und setzt dann in einem fast geraden oder entfernt gewundenen Theile
fort. Quer über die Schaale laufen unregelmäfsige Risse hinweg,
welche jedoch an dem letzteren Theile sparsamer auftreten, um hier
Länggstreifen Platz zu machen.
Nach Bronn in der Tegel-Formation zu Bordeaux, Dax, in Tou-
raine, zu Angers; in der Subapenninen-Formation Italiens (zu Piacenza
‘ im blauen Thone), Siciliens; ‘auf Rhodos, Ischia; lebend im Mittel-
meere und im indischen Oceane.
20. Fam. Crepidulidae d’Orb.
Thiere mit einem breiten, gerundeten, wenig ausdehnbaren
Fulse, einem die Schaale umhüllenden Mantel, welcher vorn am
384 WEICHTHIERE.
Nacken eine Kiemenhöhle bildet, mit einem breiten, niedergedrückten
Kopfe und kurzen niedergedrückten Fühlern.
1. G. Capulus Montfort. Mützenschnecke. Cabochon.
Pileopsis Lam. _Amalthea Schuhm., Acroculia Phill.,
Arch. u. Vern. (capulus, Handhabe; capochon,
Dragonermütze.)
Schaale schief kegelförmig, mit einem rückwärts gekrümm-
ten, bisweilen etwas eingerollten Scheitel. Mündung rund oder
oval (Vorderrand kürzer als der Hinterrand), inwendig nahe dem
Hinterrande mit einem hufeisenförmigen Muskeleindrucke, der sich
nach vorn hin: öffnet.
- Mehrere Arten zeigen sich schon im Grauwackengebirge, von
wo an ihre Zahl bis in die ‚jetzige Schöpfung stets zunimmt.
Immer ‚an Meeres-Felsen oder Muscheln befestigt, bringen
die Mützenschnecken ihre Existenz ziemlich einförmig zu.
C. vetustus (Pi. vetusta) Sow. M.:C. tb. 607. fe 1—3. —
‚de Kon. a. a» O0. p. 332. tb. 2. f. 7.; tb. 23 ds. f. 2. — Hierzu
nach de Koninck: Pel. iriloba und Pol. quadriloba Goldf. Peir. III.
PIIRUBTCBN EUT
Schaale schief-kegelförmig, mit einem stark rückwärts gekrümm-
ten und etwas eingerollten Scheitel, und mit wellenförmigen Quer-
streifen bedeckt. Mündung 3 bis 12lappig, welchen Lappen unregel-
mälsige Längsfalten der Schaale entsprechen.
Im ‘devonischen Grauwackenkalke von Schübelhammer und der
Eifel ?; im Kohlenkalke von Ratingen, Queen’s ‘County, in Irland,
Preston in Lancashire, Whitewell in Yorkshire, Vise und Toiemay in
Belgien.
C. (P.) retortella Lam. — Taf. XV. Big ie aldi —
Nach Desh. Cog. de Par. tb. 2. f. 17. 18.
er selten im Pariser Grobkalke.
C. (P.) cornucopiae Lam. — Taf. XVI. Fig. 9. 10. — Nach
Desh. Co. de Par. p. 23: tb. 2. f. 13 — 16. — Hipponyz Bi
Br. Leth. p. 1007. tb. 40. f. 2.
Schaale schief - kegelförmig, mit hohem eingebogenem Scheitel
und eirunder Basis, durch Querstreifen runzelig, durch Längsstreifen
gegiltert.
Diese Art ist der Typus der Untergaltung
Hipponyz Defr., und unterscheidet sich von anderen Capulus-Arten
durch die Absonderung einer Kalkmasse unter der Schaale, welche einen
ähnlichen Muskeleindruck als diese zeigt, und aul welcher die Schaale
SCHNECKEN. 385
befestigt ist. Letztere sitzt bei anderen Arten unmittelbar auf dem
fremden Boden auf.
Im Grobkalke des Pariser Beckens, in der Manche (Hauteville
bei Valogne) und in Belgien.
1.46, Brocchia Bronn
ist ganz wie Capulus beschaffen; ‚nur ist der Rand der rechten
Seite immer rundlich. ausgeschnittien. Hinter diesem. Ausschnitte
bildet die Schaale eine Art Ohr, welches hinten durch eine scharfe,
sich vom Scheitel herabziehende und fast spaltförmige Falte begränzt
ist, und hinter welcher der Rand abermals eiwas in die Höhe zu
gehen pflegt. Der hufeisenförmige Muskeleindruck öffnet sich nach
jenem Randausschnitte hin.‘ (Bronn.)
Br. sinuosa u. Br. laevis Br. (Leth. p. 1009. tb. 40. f.8;
Reise nach Italien tb. 3.) gehören bis jetzt ausschliefslich der Sub-
apenninenformation lialiens und Siciliens an.
3. 6. Calyptraea Lam. Pe Remeor (zokvntoo,
: Decke, Schleier.)
Schaale kegelförmig, an der Basis kreisrund, mit erhabenem,
fast spitzem Scheitel. Aeufserlich zeigt sich eine undeutliche spi-
ralförmige Naht, innerlich eine spiralförmige Lamelle, welche die
Höhlung zum Theil verschliefst. Mündung ganz- und scharfrandig.
C. cretacea (Inf. creiaceum d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. II. p.
390. tb. 234. f. 1—3.), aus der chloritischen Kreide von -Royan, ist
“die älteste Art; alle anderen Calyptraeen sind tertiär. oder leben noch
jetzt in dem Meere.
C. trochiformis Lam. — Taf. XVL Fig. 7. a. db. Nach Desh.
Il.- p.\ 30. ib. 4... 1L>= 4. 10 13.) — Br. Leth.» ps«100L ib. 40. f. 10.
— Bronn vereinigt hiermit: Infundibulum echinulatum, tuberculatum
u. spinulosum Sow. Min. Conch. ib. 97. f. 2. 4. 5. 6.
Etwas aufgequolten-kegelförmig, mit fast in der Mitte liegendem
Scheitel, deutlichem Gewinde von 2—3 Umgängen. Oberfläche glatt
oder mit zahlreichen kurzen hohlen Nadeln oder Knötchen beseizt.
Im Pariser Grobkalke, im Londonthone Englands (Barton ) und
den unteren Tertiär-Schichten. anderer Länder.
Crepidula Lam. Pantoffelschnecke. (xoyris, eine Art
von Schuhen.)
Schaale länglich oder eiförmig, oben flach gewölbt, unten
concav, mit randlich liegendem Scheitel. Die innere concave Fläche
Geinitz, Versteinerungskunde, :. 35
386 WEICHTHIERE.
(Mündung) wird etwa zur Hälfte von einer dünnen horizontalen
Kalkplatte verdeckt, und Steinkerne lassen spirale Windungen er-
kennen. Nach Bronn giebt es völlige Uebergangsstufen zwischen
dieser Gattung und Calyptraea.
Die Pantoffelschnecken leben auf Felsen und Muscheln der
warmen und gemälsigten Meere; fossile kennt man nur aus tertiä-
ren Gesteinen.
21. Fam. Fissurellidae d’Orb.
Symmetrische Thiere mit einem Mantel, vor welchem sich
eine breite Höhle öffnet, welche die beiden kammförmigen, et-
was kegelförmigen Kiemenlappen enthält.
Die Schaale ist symmetrisch, schildförmig, oder niedrig-ke-
gelförmig, innerlich hohl, und entweder im Scheitel durchbohrt
oder vorn mehr oder weniger ausgerandet.
Arten aus dieser Familie. leben in allen, besonders aber in
wärmeren Meeren, wo sie sich an Felsen anhängen.
1. G. Fissurella Bruguiere. (fissura, Spalte.)
Schaale schildförmig oder niedrig - kegelförmig, mit durch-
bohrtem Scheitel.
Schon im Kreidegebirge kommen einige sehr seltene Arten
vor:
F. Buchii Gein. Char. p. &. tb. 16. f. 5. aus dem Conglo-
merate des Tunnels von Oberau in Sachsen.
F. depressa Gein. Char. p. 75. tb. 18. f. 24. — Reufs, böhm.
Kr. p. 49. tb. 11. f. 10.
Im Plänermergel von Luschitz in Böhmen.
F. patelloides Reuls, böhm. Kr. p. 41. tb. 11. f. 4
- Im Plänerkalke unweit Postelberg.
Häufiger findet man sie tertiär. -
F. graeca Lam. — Taf. XVL Fig. 12. a. db. c. — Desh.
Cog. de Par. II. p. 19. tb. 2. f. 7—9. — Br. Leth. p. 99.
Länglich eirund, hinten verschmälert. Vom Scheitel aus, wel-
cher etwas nach hinten gerückt ist, strahlen nach dem gekerbten
Mündungsrande gegen 20 Streifen herab, zwischen denen 1—3 schwä-
chere und unregelmälsigere liegen. Sämmtliche Streifen sind durch
concentrische wellenförmige Streifen schuppig geworden.
Nach Bronn im Pariser Grobkalke; in der Tegelgruppe von Bor-
deaux, Dax, Krzeminiec in Volhynien; in Thonmergeln Südfrankreichs;
in der Subapenninenformation Sieiliens, Moreas, Belgiens (Anvers);
SCHNECKEN. 387
in den sogenannten quartären Muschellagern zu Pozzuoli bei Neapel;
lebend im Mittelmeere, im europäischen und indischen Oceane, im
rothen Meere u. s. w.
2. G. Rimularia (Rimulaire et Rimule) Defrance. (rimula,
Spaltchen.)
Sie unterscheidet sich von Fissurella durch eine etwas bauchige
Wölbung der vorderen Schaalenhälfte, durch nicht durchbohrten
Scheitel und, statt dessen, durch einen Spalt zwischen dem Schei-
tel und dem vorderen gewölbten Schaalentheile.
R. (Emarg.) clathrata Sow. M. C. tb. 519. fi 1.
Aus dem Unter-Oolith von Ancliff. |
Einige Arten sind tertiär (Br. Leth. p. 996.), oder leben noch.
3. G. Emarginula Lam. (emarginare, ausranden.)
Schaale schild- oder niedrig - kegelförmig, mit einem etwas
rückwärts gekrümmten Scheitel, am Vorderrande gespalten oder
ausgerandet.
Die älteste Art scheint. E. decussata Mün. zu sein, welche
Goldfufs (P. II. p. 9. tb. 167. f. 16.) aus dem Oolithe von Sireit-
berg beschreibt.
Einige Arten lehrten d’Orbigny (Pal. fr. Terr. er. II. p. 167
u. f£.) und Reuls (böhm. Kr. p. 41.) aus dem Kreidegebirge kennen;
die anderen sind tertiär oder leben.
E. elegans Defr. — Taf. XVI. Fig. 8. a. 5b. Nach Desh. UI.
pP. 16. 1b.) 37. 1 —A
Länglich-oval, kegelförmig, gerippt, durch Querstreifen gegit-
ter. Der randliche Spalt ist sehr klein.
Im Pariser Grobkalke.
Paramophorus Blainville
begreift diejenigen Arten von Emarginula, deren Schaale an bei-
den Enden abgestutzt und daher fast parallelopipedisch ist, und
welche, statt eines Spaltes, vorn nur eine schwache Ausrandung
zeigt.
Einige Arten kommen im Pariser Grobkalke vor.
4. G. Patella. Napfschnecke. Metoptoma Phill. (patella,
Schüssel.)
Schaale schildförmig, mehr oder weniger kegelförmig, von
ovalem oder kreisrundem Umrisse, mit geradem oder schwach rück-
25°
388 WEICHTHIERE.
wärts gekrümmtem , stets undurchbohrtem Scheitel; ohne Spalt oder
randlichen Einschnitt. |
Die Patellen scheinen in allen Meeresformationen vertreten zu
sein; d’Orbigny rechnet indefs alle fossilen Arten, welche älter als
die Tertiärgebilde sind,, der nach ihrer Schaale ganz ähnlichen Gatt-*
ung Acmaea Eschholtz (Patelloidea Quoy) zu, deren Athmungsorgane
in der Mitte liegen, während dieselben bei Patella um den Umfang
des Thieres vertheilt sind.
Oft: schon wurden andere Körper für Patellen gehalten, welche
zum Theil in ganz andere Thierclassen gehören.
So haben die Deckelklappen einiger Hippuriten, die Schaalen
von Crania u. Orbicula, bisweilen grolse Aehnlichkeit damit; Pa-
tella orbis Röm. (Kr. p..76. tb. 11. f£ 1. — Gein. Char. p. 48.
tb. 16. f. 4. — Reufls, böhm. Kr. p. 41. tb. 7. f. 27.) aus dem Plä-
ner von Sachsen und Böhmen, ist sicher nur der Abdruck oder die
Ablösungsfläche eines Fischwirbels. Ebenso haben Abdrücke und Ab-
lösungsflächen der grofsen Rückenwirbel von Lamna, die in dem Plä-
nerkalke von Sachsen und Böhmen vorkommen, oft täuschende Aehn-
lichkeit mit Patellen, und lassen bisweilen nur durch den Gehalt an
phosphorsaurem Kalk ihre wahre Natur ‘erkennen.
Goldfufs, Phillips und de Koninck beschrieben die Fatellen der
älteren Gebirge. In der Kreideformation verschiedener Länder begeg-
net man bisweilen der
P. laevis Sow. M. C. tb. 139. f. 3—4. — Taf. XVI. Fig. 13.
a. b. c. — P. ovalis Nilss. Petr. Suec. tb. 3. f. 8. — His. Leth. Suec.
p- 45. ib. 30. f. 8 — Reuls, böhm. Kr. p. 42. ib. 11. £. 7.
Schaale flach-kegelförmig und, concenirische Anwachsstreifen aus-
genommen, glatt. Basis eiförmig. Scheitel aufserhalb der Mitte und
schwach zurückgekrümmt.
Im Kreidemergel von Folkstone, bei Balsberg und im sandigen
Kalke von Svenstorpsmölla in Schweden, im Plänermergel von Luschitz
und im unteren Fläner von Kreibitz in Böhmen.
P. angulosa Gein. Nachtr. z. Char. p. 11. tb. 6. f. 2—4. —
Taf. XVI. Fig. 14.
Schaale dick, niedrig-kegelförmig, mit fast in der Mitte liegen-
dem Scheitel, von welchem 3 — 6 schwache Kanten nach der rund-
lichen oder eckigen Basis herablaufen; dazwischen von der Basis aus
fein gefurcht.
1—3’' grofs, häufig auf Ammoniten und dergleichen aufsitzend,
im Plänerkalke von Sirehlen bei Dresden.
SCHNECKEN. 389
22. Fam. COhitonidae d’Orb.
Die Schaale ist aus getrennten Theilen zusammengesetzt, und
die Kiemen stehen, wie bei den Patellen, um den Mantel des
Thieres herum. Fühler und Augen fehlen.
Chiton Lam. Käfermuschel. Oscabrion. (zırwv, Kleid.)
Die Schaale besteht aus 8 dachziegelförmig an einander ge-
reiheten Theilen, von welchen die beiden am Ende befindlichen
fast halbkreisförmig sind.
Die Arten leben besonders an tropischen Meeresküsten; fos-
sile sind aufserordentlich selten.
Die ältesten Arten sind die von Sandberger im devonischen Kalke
und Rotheisenstein von Villmar und Weilburg beschriebenen Chitonen.
(L. Br. J. 1842. p. 399.; 1843. p. 781.)
de Koninck giebt über 4 Arten des Kohlenkalkes von Belgien
Rechenschaft, unter denen Chiton priscus Mün. (Beitr. I. 2. Aufl.
BEFSOEU ED. 13. E74, 9 de Kon: a. a, 0. .p. 321. ih. 3. 1... +
Sandb. in L. Br. J. 1842. p. 399.) zugleich bei Villmar, und im Koh-
lenkalke von Tournay vorkommen, und citirt aulserdem noch eine ter-
tiäre Art aus dem Pariser Becken.
® Ch. Cotiae Gein.
Nach Münster’s und de Koninck’s Abbildungen zu urtheilen, möchte
es kaum noch zweifelhaft erscheinen, jene hufeisenförmigen Reliefs (Taf.
V. Fig. 13 u. 14.), welche von Cotta im bunten Sandsteine von Pöl-
zig im Altenburgischen und Klein-Pörthen im Reufsischen (s. p. 108.)
entdeckt und als Thierfährten beschrieben wurden, der Reihe fossiler
Chitonen beizuzählen. "
23. Fam. Dentalidae d’Orb.
Das Thier ist verlängert kegelförmig, und vorn abgestutzt;
sein Fuls rüsselförmig und endet in einem conischen Anhängsel;
der Kopf deutlich gestielt und mit Fühlern versehen. Die Kiemen
stehen symmetrisch in 2 Bündeln am Nacken.
Die einzige Gattung ist:
Dentalium Lam. Meerzahn. (dens, Zahn.).
Die Schaale ist regelmäfsig verlängert, gerade oder schwach
gekrümmt, und sowohl an ihrem vorderen dicken als an dem hin-
teren schmalen Ende geöffnet.
Man findet Dentalien in allen Meeresformationen, doch wer-
den sie erst in der jetzigen Schöpfung zahlreich.
390 WEICHTHIERE.
| D. priscum Mün. Goldf. IH. p. 2. tb. 166. I. 3. — de Kon.
a.a. 0. p. 316. tb. 2. f. 1.
„Fast gerade, etwas zusammengedrückt, sehr dünn, mit schie-
fen, etwas entfernten, schwach ausgedrückten, schiefen ringförmigen
Streifen.“ .(Goldfufs.)
Im Kohlenkalke von Tournay, und nach Sandberger im devoni-
schen Kalke von Villmar.
D. laeve Schloth. Nachtr. tb. 32. f£ 2. — Alberti, Monogra-
phie p. 57. — Güa von Sachsen p. 104. — Goldfuls P. IH. p. 2.
tb. 166. f£ & — Taf. XVL £. 15. nal A.s
Ziemlich stark gekrümmt und schnell an Dicke zunehmend, dreh-
rund, glatt, dickschaalig.
In den mittleren Schichten des Muschelkalkes von Thüringen,
Göttingen, Laineck bei Baireuth, zwischen Dietersweiler und Glatten'!
u.a. 0.
D. glabrum Gein. Char. p. 74. tb. 18. f.%8. — Taf. XVI.
Fig. 16.
Wenig gebogen oder gerade, langsam an Dicke zunehmend,
mit eiförmigem Durchschnitte, glatt.
Im unteren Quader von Tyssa in Böhmen.
D. medium Sow. M. C. tb. 79. f. 5. 6. (unvollkommen). —
Sow. b. Fitton a. a. ©. tb. 18. f. 4. — Gein. Char. p. 74. tb. 18.
f. 25. 26. — Reufs, böhm. Kr. p. 40. tb. 11. E 4.
Nach Reufs: „l3— 23 lang, sanft gebogen, mit kreisrundem
oder breit elliptischem Querschnitt. Die Oberfläche mit zahlreichen
feineren und gröberen erhabenen Längslinien bedeckt, welche von noch
feineren concentrischen Linien durchkreuzt werden. Selten ist die Röhre
ganz wohl erhalten, gewöhnlich zusammengedrückt und der Länge nach
zerbrochen.“ |
Dem Plänermergel von Böhmen (Luschitz,, Priesen) und Sachsen
(Oberau, Pirna) fehlt diefs Dentalium nie; bisweilen kommt es auch
im Plänerkalke von Strehlen vor. In England findet es sich im Grün-
sande von Blackdown. |
D. decussatum Sow. (M. C. tb. 70. f. 7. — d’Orb. Pal. fr.
Terr. cr. II. p. 400. tb. 236. f. 1— 6.), von Sussex und aus dem
englischen und französischen Galt, scheint von D. medium nicht ver-
schieden zu sein.
D. elephantinum (L.) Brocchi.
Schaale diek, bis 23° lang, schwach gekrümmt, mit. kreisrun-
dem Querschnitte und gedrängt stehenden, dickeren und schwächeren
MUSCHELN. | 391
Längsrippen bedeckt, welche flach und gerundet sind, und über welche
zarte concentrische Linien laufen.
Im Tegel von Baden bei Wien.
D. Bowei Desh., welches mit ihm zusammen: vorkömmt, zeigt
nur feine Längslinien, die aber auch sehr gedrängt stehen und
häufig von welienförmigen concentrischen Linien durchkreuzt werden.
3. Ordn. COonchifera, Muscheln.
Den Muscheln fehlt der Kopf und mit ihm fehlen auch alle
Organe, die in und an demselben ihren Sitz haben, . als Augen,
Ohren und Fühler. Daher nannte sie Cuvier Acephala, Blain-
ville Acelophora. Sie haben einen zahnlosen Mund, der mit
fleischigen, fühlerartigen Lippen versehen ist, im grolsen Mantel,
verborgen liegt, und dessen Lage nach Blainville, Deshayes, Gold-
fufs, Bronn, de Koninck u. A. die vordere Gegend der Muschel
bezeichnet. Der Mantel, welcher sich in zwei grolse, gleiche
Lappen iheilt, die sich öffnen und schlielsen können, und wel-
cher äufserlich allermeist von zwei Schaalen bedeckt wird (da-
her der Name Bivalven), hüllt das ganze Thier ein, umschliefst
demnach Leber, Herz, Eingeweide und Kiemen. Letztere sind
blattförmig, wefshalb d’Orbigny die Muscheln Lamellibranchia
nennt, und ihnen entspricht bisweilen eine deutliche Kiemenröhre,
die dann am hinteren Ende der Muscheln neben der Äfterröhre
mündet. Viele Gattungen besitzen einen fleischigen, cylindrischen
oder zusammengedrückten Fuls, dessen Zusammenziehbarkeit ihnen
einige Beweglichkeit gestattet. Er tritt aus dem aufklappenden
Theile der Schaalen hervor und ist mehr dem Munde als dem Af-
ter genähert. |
Unabhängig von den Muskeln des Mantels, welche auf der in-
neren Seite der Schaalen die Manteleindrücke (Taf. XVII. Fig. 6.
10. 18. 20, d.; Taf. XVII. Fig. 1. 12, 5. 16 etc.) bewirken, lau-
fen von der einen zur anderen Schaale 1, 2 oder mehrere starke
Muskeln, welche zum Schliefsen der Schaale dienen und deren Ein-
drücke oder Befestigungsstellen an den Schaalen auf Taf. XVII. Fig.
6. 10.; Taf. XVIU. Fig. 1. 11. 12. 16 u. a. sichtbar sind, während
ein sehniges Band (Ligamentum) oben am Schlolsrande, wo die
Schaalen mit einander vereiniget sind, diese zwingt, sich zu öffnen.
Die Schaalen der Muschel sind entweder frei oder auf Felsen
aufgewachsen, und im letzteren Falle stets - unsymmetrisch. » Wenn:
beide Schaalen gleich sind, so nennt man die Muscheln gleich-
392 WEICHTINERE.
schaalig, gleichklappig oder symmetrisch, im enigegenge-
setzten Falle aber ungleichschaalig, ungleichklappig oder un-
symmetrisch. Der Anfang der Schaalen heilst ihr Buckel oder
Wirbel (apex, umbo, nalis, sommet, crochet), da er gewöhnlich
mehr oder weniger vorragt. Bei den meisten Muscheln ist‘ er etwas
nach vorn, also der Mundgegend zu, gekrümmt. Vor ihm zeigen
sehr viele Muscheln eine kleine, ovale oder herzförmige Vertiefung,
das Mondchen (lunula, anus), hinter ihm ein längeres und schmä-
leres verliefies Feld, das Schildchen (area, vulva, Ecusson, su-
ture), welches das Schlofsband (ligamentum) aufnimmt.
Linne, Bruguiere, Brocchi, Lamarck, Basterot, Sowerby und
d’Orbigny bezeichnen umgekehrt die Mundgegend, nach welcher der
Wirbel sich gewöhnlich hinwendet, als hintere, und die Aftergegend
als vordere Seile.
Aufser dem Schlofsbande und den Schliefsmuskeln, welche die
Schaalen zusammenhalien, haben die meisten Muscheln in der Wirbel-
gegend noch einen Apparat zu diesem Zwecke, das Schlofs (cardo,
charniere), welches aus in einander greifenden Erhöhungen (Zäh-
nen) und Vertiefungen (Schlofsgruben) besteht. In einiger Ent-
fernung davon sind bei einigen auch noch Nebenzähne (Seiten-
zähne) anzutreffen.
Der Schaalenrand, an welchem Wirbel, Schlofs und Band lie-
gen, heifst der Schlofsrand (margo cardinalis), und ich bezeichne
denselben, mit Blainville, Goldfufs und Bronn als den oberen, da er
über dem Rücken des Thieres liegt, während Linne, Bruguiere, Brocchi,
Lamarck, Basterot und Sowerby ihn als den unteren betrachteten.
Dem Schlofsrande gegenüber liegt der untere Rand, und die senk-
rechte Entfernung beider Ränder von einander stellt bei den gleich-
klappigen Muscheln, deren natürliche Stellung eine verticale ist, die
Höhe, bei den ungleichklappigen aber, deren natürliche Stellung eine
horizontale ist, die Breite dar. Streifen, Falten oder Rippen, welche
in dieser Dimension die Schaalen bedecken, nenne ich mit Goldfufs
und 'Bronn, um 'Verwechselungen zu vermeiden, "ausstrahlende.
Läfst sich die Schaale durch eine in dieser Dimension gezogene Li-
nie in zwei gleiche Hälften theilen, so nennt man sie gleichseitig, und
wenn diefs nieht möglich ist, ungleichseitig. Die Längendi-
mension ist bei dem Muscheln diejenige, welche von vorn nach: hin-
ten geht, welcher Bezeichnung auch Deshayes, Goldfuls, Bronn, d’Or-
bigny, Quenstedt “u. A. folgen. Da man indessen sehr häufig die
Länge als Breite, und die Breite als Länge bezeichnet hat, wie diefs
von Linne, Bruguiere, Lamarck, Brocchi, Sowerby, Nillson, Deshayes
N.
MUSCHELN. 393
u. A., bisher auch von mir, geschah, so werde ich nach dem Vor-
gange von Goldfufs die dem unteren Rande parallel laufenden, also
von vorn nach hinten gehenden Streifen, Falten oder Rippen stets
concentrische nennen.
Der Querdurchmesser, welcher die Dieke bestimmt, geht durch
den gewölbtesten Theil beider Schaalen und wäre in Fig. 18. auf
Taf. XIX. durch eine horizontale Linie zu bezeichnen.
Stellt man die Schaalen vertical, und zwar so, dafs der Schlofs-
rand oben liegt und das vordere Ende vom Beschauer abgekehrt ist,
so stimmt die Bezeichnung der linken und rechten Schaale mit
dem gebräuchlichsten, hier gewählten Sprachgebrauche überein, wäh-
rend d’Orbigny, dem die hintere Gegend einer Muschel die vordere
ist, weil die freien Muscheln allermeist in dieser Richtung angelrof-
fen werden, die linke Schaale als die rechte und die rechte als die
linke betrachten mulste. ;
Bei ungleichklappigen Schaalen kann man nicht füglich von links
und rechts sprechen, da ihre natürliche Stellung, nach d’Orbigny, im-
mer eine horizontale ist, und die rechte Schaale wird daher bei ih-
nen zur Unterschaale, die linke zur Ober- oder Deckelschaale.
Bei meinen Abbildungen habe ich, mit wenigen Ausnahmen,
Blainville’s Schaalenstellung gewählt, da diese nicht nur die gebräuch-
Nchste ist, sondern auch nach d’Orbigny’s Ausspruche *), dem wir
die besten Mittheilungen über diesen Gegenstand verdanken, unter al-
len bisher üblichen Methoden der natürlichen sich am mehrsten nähert.
Die Abbildungen Fig. 1—5, 16—17 auf Taf. XVII. zeigen die
von Deshayes eingeführte Schaalenstellung, welche nach d’Orbigny von
der natürlichen am meisten abweicht; würde man aber diese Figuren,
so wie Fig. 19—21. auf Taf. XIV. senkrecht gerade umkehren, so
hätte man die Stellung, welche d’Orbigny als die richtigste bezeich-
net, nach welcher der After oben, der Mund unten und der Wirbel
in. eine der. horizontalen Richtungen zu liegen kommt.
Die Muscheln leben nur im Wasser, und bei weitem ‚die
meisten im Meere. Einige verbergen sich im Sande oder Schlamme,
lassen hier, wenn sie ihren Ort verändern, nur eine seichte Furche
zurück oder senken sich auch tiefer darin ein; andere graben sich
Höhlungen in Kalkfelsen und können in diesem: Falle ihren Ort
nicht mehr verändern; viele befestigen sich an einem‘ Felsen ent-
weder mittelst eines Bartes (byssus) oder mit ihrer Schaale selbst,
*) Palcontologie frangaisc, Terrains cretaces T. IM.
394 | WEICHTINERE.
deren Substanz sich dann innig mit dem Grunde vereinigt und
die Schaalen sehr unregelmälsig werden läfst.
Die Vertheilung der Muscheln ist wie die der Schnecken
(vergl. p. 321.), nur mit dem Unterschiede, dafs sich schon in
den älteren Formationen eine grölsere Anzahl von ihnen einstellt.
Statt der bisher üblichen Eintheilung der Muscheln in Dimya-
ria, Muscheln mit 2 Muskeleindrücken, und Monomyaria, Muscheln
mit einem Muskeleindrucke in jeder Schaale, welche Eintheilung nur
auf einem untergeordneten Charakter gegründet ist, lege ich hier d’Or-
bigny’s natürlichere zu Grunde und gebe die Reihenfolge der Gatt-
ungen, so weit dieselbe aus den bis jetzt veröffentlichten Heften des
dritten Bandes von d’Orbigny’s Pal&ontologie ersichtlich ist.
A. Orthoconchae d’Orb.
Thier symmetrisch, Schaale allermeist gleich-
klappig; normale Stellung vertical; Muskeleindrücke
wenigstens zwei in jeder Klappe.
a. Sinupalliatae Der Manteleindruck bildet in
der Aftergegend einen Sinus oder Ausschnitt. Der Man-
tel ist theilweise weschlossen und die beiden Röhren sind ausdehn-
bır, vereinigt oder getrennt.
1. Kam. Olavagellidae d’Orb.
Das verlängerte Thier besitzt einen ganz geschlossenen Man-
tel, hinten eine weit ausdehnbare Röhre, welche die Kiemen- und
‚Afterröhre enthält; einen undeutlichen, vorn liegenden Fufs und
riemenartige Kiemen zu beiden Seiten des Körpers.
Die Schaale ist entweder mit einer langen, nach hinten
verlängerten und sich verengenden Kalkröhre ganz verwachsen oder
wenigstens von ihr eingeschlossen, oder eine ihrer Klappen ist
frei. Nach Deshayes ist das Schlofs einfach und besteht nur aus
einem linearen Bande.
1. G. Clavagella Lam. (clava, Keule.)
Die eine Klappe ist am vorderen Theile der lang - keulen-
förmigeh Kalkröhre innig mit ihr verwachsen und äulserlich sicht-
bar, während die andere frei im Inneren dieser Röhre liegt. Das
vordere (in der Abbildung obere) Ende der letzteren ist abge-
stutzt, zeigt in der Mitte einen Spalt und ist am Rande mit röh-
renförmigen Fortsätzen umstellt.
MUSCHELN. 3953
C. cretacea d’Orb. Pal. fr. Terr. er. III. p. 300. ib. 347.
Diese, die älteste Art, wurde in der Kreide von Royan ent-
deckt.
C. coronata Desh. Coqg. de Par. p. 8. tb. 5. f. 15. 16.; Tr.
el. de Conch. II. p. 23. ib. 1. f. 11. — Hiernach Taf. XVII. Fig. 1.
— Sow. M. C. tb. 480.
Röhre gerade, am vorderen Ende mit etwa 8 regelmälsig ver-
zweigten Röhrchen.
Im Pariser Grobkalke, im Londonthone zu Barton, und in den
tertiären Kalken von Medoc, Pauliac, St. Estefe und Blaye.
C. bacillaris Desh. Tr. el. de Conch. P. II. p. 24. ib. 1.
f- 5 —i0:
Röhre ziemlich gerade (bis 5° lang und dann höchstens 8/”
breit), am vorderen ebenen Ende nicht nur mit einem mittleren Spalte,
sondern auch mit einer tiefen seitlichen Furche versehen, die in dem
Spalte beginnt und eine Strecke auf der Röhre verläuft, und mit vielen
zweitheiligen Röhrchen umstellt.
Im Kalke von Palermo und nach Philippi *) in den Tertiärbild-
ungen von Osterweddingen und Westeregeln bei Magdeburg.
2. G. Aspergillum Brug. Arrosoir. (aspergo, hinstreuen.)
Beide Schaalen sind mit der langen Kalkröhre verwachsen,
welche an ihrem vorderen Ende gleichfalls mit ästigen Röhren um-
stellt und hier noch aufserdem mit zahlreichen Löchern durch-
bohrt ist.
Es ist nur eine fossile Art dieser Gattung:
A. Leognanum Höningh. (Desh. Tr. el. p. 169 aus den Te-
gelgebilden von Bordeaux, bekannt.
? 3. G. Gastrochaena Spengler. Fistulana Brug. Lam. (yuorno,
Bauch; yalvo, klaffen.)
Die keulenförmige Kalkröhre, welche theils frei ist, theils
in anderen Meereskörpern eingesetzt, ist am vorderen dicken Ende
geschlossen, am hinteren schmäleren offen, und umschliefst
zwei gleichklappige, nach vorn hin weit aufklaffende Schaalen,
welche, nach Deshayes, frei in ihr liegen.
Die kleine Reihe der Arten beginnt mit der Kreideformation.
G. (F.) Ostreae Gein. Nachtr. zur Char. p. 11. tb: 4. £. 5—7.
— Taf. XVIL Fig. 2 3,
*) L. Br. J. 1845. p. 447.
396 WEICITTHIERE.
Die Röhre bildet eine kurze, gerade oder etwas gekrümmte,
glatte Keule, welche am geschlossenen Ende gerundet ist, nach dem
hinteren offenen sich schnell verengt und in Austerschaalen sitzt. Die
inneren Schaalen sind länglich eiförmig und concentrisch gestreift oder
gefaltet.
Im unteren Tläner von Plauen bei Dresden.
G.? oder Teredo? (Serpula) Amphisbaena Goldk. Petr. 1.
p- 70. f. 16. — Fist. amph. Gein. Nachtr. p. 11. tb. 4 f 1114.
— Reuls, böhm. Kr. p. 19. tb. 5. f. 29 — 32.
Eine lange walzenförmige, gerade oder gekrümmte, weite, runde
Röhre, die sich sehr allmählich verdickt und vorn mit einem gerun-
deten Ende schliefst. Oberfläche glatt, mit ziemlich regelmälsig ent-
fernten, ringförmigen kantigen Linien, welche von Anwachsringen her-
rühren. Innere Schaalen noch unbekannt.
Von dieser Art rühren jene wurmförmigen, keulenförmigen und
eiförmigen Höhlungen und die Ausfüllungen derselben her, welche ich
früher (Char. p. 13. unten, und Taf. 6. f. 2. 3.) Insecten zuschrieb.
Ihre Umgebung zeigt sehr häufig noch kohlige vegetabilische Sub-
slanz.
Röhren und Ausfüllungen ihrer Bohrlöcher sind nicht selten im
Pläner von Sachsen und Böhmen. Die ersteren beschrieb Goldfuls aus
dem Grünsande ? von Bochum in Westphalen und der Mergelkreide
von Mastricht.
Teredo argonnensis Buvignier (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. III.
p. 302. tb. 348. f. 1. 2.), aus dem Galt von Grand - Pr& (Ardennes)
und Varennes (Meuse), begreift Röhren und Bohrlöcher, welche von
denen der G. amphisbaena nicht verschieden sind.
Ob die diekeren und längeren Ausfüllungen ähnlicher Höhlungen,
welche ich (Char. p. 13.) als Cerambycites beschrieb, von Gastro-
chaenen, Teredo oder wirklich von Insecten herrühren, vermag ich
noch nicht zu sagen.
Sie kommen im Quadersandsteine von Sachsen und Schlesien nicht
selten in Hölzern vor und finden sich in diesen oft in solch einer
Menge beisammen, dafs öfters kaum noch etwas vom Holze zu se-
hen ist.
2. Fam. Pholadidae dOrb.
Das Thier ist verlängert, sein Mantel eine ziemliche Strecke
geschlossen, die gemeinschaftliche hintere Röhre sehr lang, der
vordere Fuls stumpf und breit.
Die Schaale ist frei oder liegt in einer Kalkröhre, und ihre
4‘
MUSCHELN. 397
beiden Klappen haben weder Schlofs, noch Schlofsband, sind aber
mit eigenthümlichen, bisweilen zahlreichen Kalkplättchen versehen,
welche in der Nähe der Wirbel oder am vorderen Ende liegen.
1. 6. Teredo L. Pfahlmuschel, Pfahl- oder Bohrwurm.
Taret, Tavier. Sepiaria Lam. Cloisonnaire. Tenihredo Arist.
Xilophagus Plinius. (Teondwrv.)
Die beiden kleinen Schaalen, welche sich niedergedrückt-
kreisförmig zusammenbiegen, und vorn und hinten weit klaffen,
haben im Innern ihres Wirbels eine löffelartige Kalkplatte und
werden von einer, häuüg sehr langen, mehr oder weniger gera-
den Kalkrhöre eingeschlossen, welche hinten stets offen und hier
durch eine mittlere Scheidewand a vorn aber im älteren
‚ Zustande geschlossen ist.
Nach d’Orbigny zeigen sich die Pfahlmuscheln zuerst in der
Juraformation. Sie leben alle im Holze, und bohren sich, in
grolser Anzahl beisammenlebend, in dieses hinein, so dafs sie
den Schiffen dadurch höchst verderblich werden.
T. Requienianus Matheron (d’Orb. Pal. fr. Terr. cr. III. p.
303. tb. 348. f. 3—6.), und die unter Gastrochaena aufgeführten, viel-
leicht zu Teredo gehörigen Arten durchbohrten die Hölzer der creta-
cischen, einige andere (Sow. M. C. tb. 102. f. 5—8. — Philippi in
L. Br. J. 1845. p. 448.) die der terliären Meere.
2. G. Teredina Lam.
Die beiden hinten weit klaffenden Schaalen liegen äufser-
lich am vorderen Ende einer langen, hinten offenen Kalkröhre;
sind oben, nahe den vorspringenden Wirbeln, durch ein ovales,
kalkiges Rückenschild geschieden, zeigen kein Ligament, wohl
aber dicke löffelartige Plättchen in der Wirbelhöhlung.
Eine fossile Art kommt, nach Deshayes, schon in der Kreide
des Dröme Departements vor;
T. (Fist.) personata Lam. (Desh. Cog. de Par. p. 18. tb. 1.
f- 23. 26. 28.; Tr. el. de Conch. p. 66. tb. 2. f. 11—13. — Hier-
nach Taf. XVU. Fig. 4. — Teredo antenautae Sow. M. C. tb. 102.
f- 1—4.) in tärtiären Schichten von Paris, Reims und Epernay.
3.G. Pholas L. Bohrmuschel. Pholade. Xilophaga Tourton;
Jouannetia Desm. (gwAds, versteckt.)
Schaale rundlich oder verlängert, vorn und hinten für den
Durchgang des Fufses und der Röhre weitklaffend.. Der Mantel-
398 WEICHTINERE.
eindruck macht hinten einen tiefen Sinus. Der hintere Muskelein-
druck liegt nahe dem oberen Rande, etwa in der Mitte der Länge,
der vordere unter dem Wirbel, an einer eigenthümlichen Platte,
welche den letzteren bedeckt und durch viele kleine senkrechte
Plättchen gestützt wird. Im Inneren der Schaale befindet sich un-
ter dem Wirbel ein langer löffelstielartiger Zahn. Taf. XVII.
Fig. 5. a. b.
Nur wenige Pholaden sind in einer Röhre eingeschlossen,
die anderen dagegen frei.
Sie bohren Löcher in verhärtetem "Thon oder Stein, Koral-
len oder Holz und senken sich in diese Körper, mit der vor-
deren Seite nach unten gekehri, um so tiefer ein, je mehr sie
wachsen.
Nach d’Orbigny zeigten sie sich in jurassischen Meeren
zuerst.
Ph. prisca bestimmte Sowerby (M. C. tb. 581.) aus dem Grün-
sande Englands, und aus dieser Art könnte man vielleicht jene, von mir
(Char. p. 99. ib. 24. f. 1. 2.) als Sclerotites bezeichneten kugel-
igen und länglichen Körper herleiten, welche die inneren Wände
oblonger Höhlungen im sächsischen, schlesischen und mährischen Qua-
dersandsteine bedecken und darin oft ‚mit einer bituminösen Kohle zu-
sammenliegen *).
Zwei Pholaden beschreibt d’Orbigny aus den Kreidegebilden von
Frankreich.
Neben mehreren anderen Arten kommt
Ph. candida L. (Desh. Tr. el. p. 79. tb. 3. f. 13. 14.) lebend
im europäischen Oceane, und zugleich fossil in oberen tertiären Schich-
ien von Schweden, Norwegen und im Crag von England vor.
3. Fam. Myacidae d’Orb.
Der Mantel des Thieres ist fast seiner ganzen Länge nach
gesch